[Dienstag, 30.11.2021 – nasse Oberarme, kaputtes D]

Heute früh kam ich nass in der Arbeit an. Als ich von zuhause losfuhr tröpfelte es nur vereinzelt, nach zehn Minuten aber ein bisschen mehr. Zwar hatte ich die Regenjacke in meiner Tasche, aber wenn ich mal in Schwung bin, dann ist mir Regen meist egal. Was heute anders war: meine Oberarme waren nass.

Normalerweise trockne ich an meinem Schreibtisch recht schnell aus. Von der Radfahrt bin ich noch eine Weile lang wie ein Ofen, das hilft der Verdunstung. Nur die Oberschenkel sind meistens durchnässter als der restliche Körper, aber feuchte Oberschenkel stören mich nicht.

Heute hatte ich allerdings feuchte Oberarme. Keine Ahnung wo das nun herkommt. Etwa eine Stunde lang hatte ich komische Gefühle. Irgendwann merkte ich, dass ich mich an nasskalten Oberarmen störte und das komische Gefühl von dorther kommt. Meine Oberarme waren vor Nässe regelrecht ausgekühlt. Also ging ich ins Badezimmer und föhnte mir die Oberarme warm.
Danach ging es mir besser. Seltsame Sache.

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Im Büro ist über Nacht meine Tastatur kaputt gegangen. Die Taste „D“. Sie will nicht mehr richtig. Manchmal geht sie, meistens aber nicht. Dummerweise kommt in meinem Passwort ein „D“ vor. Das dauerte heute ewig, bis ich den Bildschirm entsperrt bekam. Da wusste ich noch nichts von dem defekten „D“, das fand ich erst später heraus. Ich hatte schon begonnen, die Schuld bei mir selbst zu suchen, so schlimm war das.

Noch schlimmer fand ich, dass ich in der Zwischenzeit auf eine flache Rubberdome Tastatur ausweichen musste. Ich hasse solche Tastaturen. Seit ich auf mechanischen Tastaturen arbeite, fühlen sich alle gewöhnlichen Tastaturen wie Mickymaustastaturen an. Als würde man von einem Grand Piano auf ein billiges Midiklavier zurückgestuft.

Ich bestellte mir eine Tastatur von Razer. Die bauen ziemlich gute mechanische Tastaturen, die auch leise genug sind, um unter Kolleginnen verwenden zu können. Dabei hatte ich die Black Widow Lite ins Auge gefasst, eine mit orangenen Switches und ohne Nummernblock. Orangene Switche verbinden die Vorteile von braunen und von roten Switches. Sie haben genug Taktilität für einen Vieltipper wie mich, allerdings mit der Leisigkeit von roten Switches, die noch einmal mit einer Schalldämpfung versehen sind.
Nachdem ich die Bestellung aufgab, wurde ich informiert, dass es zu Verzögerungen kommen kann. Jetzt sehe ich mich schon wochenlang auf einer Spielzeugtastatur arbeiten. Ich hasse es jetzt schon.

[Mittwoch 1.12.2021 – Blog per Email abonnieren, Herthaspieler aus Bodø, Popcornkohle]

Ich will schon seit Jahren ein Abonnement dieses Blogs per Email ermöglichen. Damit man nicht immer so mühsam die Webseite ansteuern muss. Dabei dachte ich all die Jahre, dafür bräuchte man ein aufwändiges Plugin und einen Maildienstleister, der sich um die Zustellung kümmert. Aber offenbar ist das ein Standard Feature in WordPress. Um das herauszufinden, musste das Blog volljährig werden.

Also jetzt, tadaa, kann man rechts im Menü die eigene Emailadresse eingeben, um jeden neuen Eintrag per Email zugesendet zu bekommen.

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Hertha hat den ersten Wintertransfer getätigt. Ein norwegischer Linksverteidiger aus Bodø. Bodø liegt 100km nördlich des Polarkreises, etwas südlich von Tromsø. Schon nur deswegen liebe ich diesen jungen Mann.

Ich hoffe, er kommt mit den warmen Wintern in Berlin zurecht.

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Am Abend treffe ich meine Frau am Leipziger Platz. Wir gingen in die Mall. Schauten nach Tellern.

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Zum Abendessen machte ich mir Popcorn. Manchmal gibt es diese Popcornpackungen, deren Inhalt in der Mikrowelle nicht vollständig aufpoppt. Heute blieben sehr viele ungepoppte Maiskerne übrig. Sicherlich ein Drittel. Ich weiss nicht, warum.

Nachdem ich die Gepoppten gegessen hatte, beschloss ich, die Ungepoppten noch einmal in jene Papiertüte zu geben und ein weiteres Mal durch die Mikrowelle zu schicken. Dafür faltete ich die Papiertüte gut zusammen, damit keine Körner aus der Packung entfleuchen.

Etwa eine Minute später raucht die Mikrowelle. Ein dicker Schwaden Rauch tritt aus den Öffnungen der Mikrowellentür hervor. Es sieht bedrohlich aus, ich laufe zur Mikrowelle, schalte sie aus, nehme die Packung heraus (aua Heisssss!) und schmeisse sie ins Waschbecken, wo ich den Wasserhahn aufschraube. Die Popcornkohle ist natürlich unbrauchbar. Die ganze Küche stinkt. Die ganze Wohnung stinkt. Ich muss alle Fenster aufreissen, draussen weht der Sturm und kalte Luft zieht durch die Wohnung. Ich muss mir wärmere Kleidung anziehen, meiner Frau reicht eine Wolldecke.

Der Küchenunfall will mir nicht so recht einleuchten, ich habe nichts weiter gemacht als das, wofür die Packung und der Inhalt vorgesehen war. Nach einiger eingehenden Fehleranalyse denke ich, lag es an der geschlossenen Tüte. Ich verschloss die Tüte zu sehr, sodass die heisse Luft darin nicht entweichen konnte und eine zu hohe Temperatur erreichte. Wenn man die Tüte zum ersten Mal verwendet, dann hat sie ja diesen Luftschlitz, der immer geöffnet bleibt. Das muss es gewesen sein. Ich werde das nächste mal darauf achten. Hier ist es jetzt protokolliert, ich muss nur im Blog danach suchen, bevor ich das wieder mache.

[Donnerstag, 2.12.2021 – Auslagefisch, Indien]

Die ganze Wohnung stinkt immer noch nach Rauch. Das merkt man vor allem, wenn man abends nach Hause kommt.

Wir waren vorher auf einen Feierabenddrink in diesem georgischen Café. Wir durften diesmal nicht an dem schönen Tisch am Fenster sitzen, da er reserviert war. Mich trifft das immer, wenn ich nicht an dem Tisch sitzen darf, an dem ich eigentlich sitzen wollte. Das erweckt immer das Gefühl, nicht gut genug für die Auslage zu sein. Vermutlich wäre ich gerne so etwas wie der Premium Fisch, der mit offenem Mund zwischen Eiskugeln in der Auslage eines Fischweibes liegt.

Diesmal musste ich nach hinten. Als meine Frau dann eintraf, gab sie mir ein Zeichen von Weitem, das so aussah wie: was-machst-du-denn-heute-da-hinten-da-sitzen-wir-doch-nie.
Da war es aber auch nett. Seit letzter Woche haben sie alle Tische mit einem Tischtuch bezogen. Das bin ich nicht gewohnt. Tischtücher sind immer so festlich.

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Heute habe ich von den beiden inidschen Mitarbeiterinnen viel Neues über Indien gelernt. Was mich sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass Inder aus dem Nordosten nicht die Sprache von Indern aus dem Südwesten verstehen und deswegen englisch miteinander sprechen. Und nein, weder Bengali noch Hindi ist die Sprache, die alle beherrschen. In vielen Gegenden verweigern sich die Menschen überhaupt Hindi zu lernen, weil Hindi als den anderen übergestülpte Sprache gilt.
Indien ist eigentlich eher so etwa wie es Europa ist, mit vielen verschiedenen Sprachen, Traditionen und klimatischen Gegenden, aber man hat denen dieses Indien eher von aussen übergeholfen. Jetzt gibt es in jedem Kaff irgendeine Unabhängigkeitsbewegung undsoweiter.
Und überhaupt, Pakistan gehört kulturell eigentlich zum indischen Raum, ist also genau so indisch, wie zB Goa indisch ist, aber es hat dich dann wegen einer muslimischen Mehrheit ausgegründet, zusammen mit Bangladesh, das als Ostpkakistan galt, wobei die Bangladesher sich aber eher dem bengalischen Raum zugehörig fühlen, also der ostindischen Gegend um Kalkutta herum und sich deswegen wieder von Pakistan loslösten.

Hat mich total beschäftigt.

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Sonst ist heute nicht viel geschehen.

[Freitag, 3.12.2021 – Booster, Wetterkarte]

Eine Freundin rief mich heute an. Sie säße gerade bei ihrer Impfärztin und da es eine Absage gegeben habe, sei noch eine Impfdosis übrig, die sonst weggeschmissen werden müsste. Ich müsse mich allerdings so ziemlich sofort auf das Fahrrad schwingen und nach Weissensee radeln.
Für einen Shot Moderna trete ich natürlich sofort ins Pedal. Ich bin noch nie so schnell von Tiergarten nach Weissensee geradelt.

Wie ich dann so im Wartezimmer saß, durchgeschwitzt und aufgeheizt Formulare ausfüllte. Meine Maske war nur Kosmetik. Ich atmete mein komplettes Lungenvolumen pro Sekunde an jeder möglichen Öffnung der Maske vorbei.
Booster. So nennt man das doch auch in Space Shooters Games. Wenn einem diese Münze entgegenkommt, die „pling“ macht, wenn man sie einfängt. Und danach ist man ziemlich fett unterwegs. Mit einem Schild, oder mit Laserwaffen, die in alle Richtungen abstrahlen.

Gleich nachher traf ich mich mit der Freundin und wir setzten uns in einen Schawarmaladen und bestellten uns etwas zu essen.

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Die aktuelle Temperatur.

Berlin: 2 Grad
Longyearbyen: 1 Grad
Cordoba (Südspanien): 1 Grad

Zugegebenermassen, in Cordoba ist es nur um 7 Uhr morgens so kühl. Tagsüber wärmt es sich auf 17 Grad auf.

Die beiden Kreise sind Longyearbyen und Cordoba. Der Pin ist Berlin. Ich liebe solche Karten. Kann man sich immer auf Goweatherradar ansehen. Die aktuelle Temperatur auf der ganzen Welt.

[Samstag, 4.12.2021 – Hundespaziergang]

Heute waren wir mit zwei früheren Bloggerfreundinnen verabredet. Ich schrieb den Mann, den ich etwas besser kenne, an, und fragte ihn nach dem Hund, den er ständig in seinem Insta filmt. Ein bezaubernder, lebendiger und verspielter schwarzer Hund. So chatteten wir ein bisschen hin und her und dann schlug er vor, mal gemeinsam mit dem Hund zu spazieren.
Heute war es dann so weit. Wir fuhren in den Wedding und trafen uns im Volkspark Rehberge.

Meine Frau und ich werden uns in der nächsten Jahren Zeit irgendwann einen Hund anschaffen. Der Hundewunsch kam bisher vor allem von meiner Frau. Ich wollte nie einen Hund, ich finde mein Leben eigentlich ganz in Ordnung so, dieses Gefühl, dass mir jemand dauernd beim Essen zuschaut oder von mir Abhängig ist, das hat mich immer sehr gestört. Vor allem der Part mit dem Essen.

Aber seit ich mich mit Hunden beschäftige, habe ich ziemlich Feuer gefangen und jetzt bin ich derjenige, der den Hundewunsch vorantreibt. Ich wusste nicht, wie vielfältig Hunde sind. Bisher dachte ich immer an dumme und abhängige Begleiter, mittlerweile verstehe ich das mit den Charakteren, mit der animalischen Rangordnung, mit Rudelprinzipien, und dann natürlich die Eigenheiten der unterschiedlichen Rassen. Wie viel Pudel irgendwo drin ist, wie viel Spitz, wie viel Retriever, Setter etc.
Mir ist vor allem wichtig, dass man sich mit dem Hund im Stadtraum bewegen kann. Dass der Hund gelassen ist, dass er intelligent ist und gut aussieht. Im Grunde suche ich einen Hund, der so ist wie ich.

Wir trafen uns also in den Rehnbergen im Wedding, auf einen Spaziergang mit deren Pudel. Ich habe mich tatsächlich in Pudel verguckt. Pudel sind nämlich, anders als deren Image, total clevere und lebendige Tiere. Das lächerliche Image stammt vornehmlich von den albernen Haarfrisuren. Man kann Pudelhaar auch ganz normal scheren.

Ach, mir ist heute nicht danach, hier ein großes Hundethema aufzumachen, ich könnte jetzt ewig weiterschreiben. Das kommt sicherlich irgendwann, momentan sind wir noch zu weit weg, konkret einen Hund anzuschaffen. Irgendwann schreibe ich das bestimmt alles auf.

[Sonntag, 5.12.2021 – Kerzen, Remis]

Heute habe ich eigentlich nur gekocht und Hertha geschaut.

Nach dem Aufstehen hingen wir in der Küche herum, schnitten Gemüse, hörten Podcasts. Danach schaute ich Hertha und war von der Leistung unter dem neuen Trainer einigermaßen angetan, auch wenn wir nach einer halben Stunde 2:0 hinten lagen, so waren wir doch immer am Spiel beteiligt. Am Ende stand es 2:2 und wir hätten sogar noch gewinnen können. Vielleicht ist der neue Trainer ja genau der, den wir in diesem Moment brauchen. Seine erste Maßnahme unter der Woche war, dass die Spieler geschlossen, als Gruppe, auf das Trainingsgelände gehen. Ich liebe solche Details. Und dann denke ich mir, wie konnte es sein, dass sie vorher alle einzeln den Rasen betraten, ist es denn niemandem aufgefallen, wie falsch das ist? Natürlich denke ich sowas.

Nach dem Spiel hing ich noch lange auf den bequemen Sessel rum, den ich fürs Fussballschauen immer in die Küche trage. Ich schaute Interviews und sah danach noch dieses spektakuläre 6:0 von Freiburg gehen Gladbach.

Währenddessen spielte ich das Ball Sorting Puzzle auf meinem Telefon. Ich bin jetzt bei Level 187.

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Kerzen. Jetzt beginnt wieder diese elende Kerzenzeit. Ich hatte gestern zum Frühstück Kerzen auf den Tisch gestellt und angezündet. Ich dachte einfach etwas nettes zu tun, es ist Adventszeit, es ist dunkel, Kerzen auf den Tisch zu stellen hellt die Dinge ein bisschen auf, vor allem das Gemüt.

Wir fuhren gestern ja mit dem Auto in den Wedding, um mit dem Hund zu spazieren. Etwa zwei Kilometer von der Wohnung entfernt fielen mir die Kerzen ein. Ich fragte meine Frau, ob sie die Kerzen ausgemacht habe. Sie sagte, sie könne sich nicht mehr daran erinnern. Ich sagte, ich sei mir sehr sicher, dass ich sie nicht ausgemacht habe. Sie sagte, sie konnte sich daran erinnern, dass sie einmal die brennenden Kerzen sah und dachte: lustig, er verlässt den Tisch und lässt die Kerzen brennen. Sie konnte sich sonst aber an nichts mehr erinnern.

Es blieb nichts anderes übrig, als zurück zu fahren. Ich bin auch der Typ, der in den Urlaub fährt und stundenlang an den eventuell angeschalteten Herd denkt.
Wieder zurück zuhause, lief ich schnell in die Wohnung hinauf. Die Kerzen brannten nicht mehr. Natürlich brannten sie nicht mehr. Das ist ja immer so.

[Dienstag, 7.12.2021 – Zinnowitz, KZ Sachsenhausen]

Gestern, also am Montag, fuhren wir spontan nach Zinnowitz. Wir haben beide noch viele Urlaubstage, die wir aufbrauchen sollen, ausserdem wollte ich ansatzweise auch für die ausgefallene Reise nach Tromsö kompensieren.
Wir waren das erste Mal vor 11 Jahren in Zinnowitz. Es gab frühen diesen Ubahnhof an der U6, mit dem Namen Zinnowitzer Strasse. Ich fand heraus, dass das ein Badeort auf Usedom ist. Deswegen schlug ich damals vor, nach Zinnowitz zu fahren.
Heute heisst der Bahnhof „Naturkundemuseum“. Wer weiss, wo wir hingefahren wären, hätte der Bahnhof damals nicht so geheissen.

Seitdem sind wir oft nach Zinnowitz gefahren. Ich war auch zwei Mal alleine da. Im Winter. zum Schreiben. Das tat ich früher öfter. Alleine irgendwo hinfahren und Sachen in ein Notizbuch schreiben.
Wir haben seitdem auch andere Orte an der Küste aufgesucht. Binz auf Rügen, verschiedene Orte auf dem Darß, Insel Poel, auch die anderen Kurbäder auf Usedom, Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin etc. aber nirgendwo gefiel es uns besser als in Zinnowitz. So kamen wir immer wieder zurück.

Und nichts ist so schön wie der Besuch eines Ferienortes ausserhalb der Saison. Diese Ausgestorbenheit. Es ist nicht tot, es ist ausgestorben. Ein totes Dorf ist tot. Ein Ferienort ist ausgestorben. Die Promenade, die großen Häuser, die Terrassen. Nur wenige Hotels haben geöffnet, nur wenige Bars, alles ist auf ein Minimum heruntergefahren. Man trifft immer die gleichen Leute auf der Promenade. Manche sieht man abends im Restaurant wieder.

Auf Usedom ist 2G+. Auch so etwas fürs Archiv. Das werden wir in ein paar Jahren vergessen haben. Ins Hotel durften wir nur mit 2G+ also Geimpft oder Genesen plus tagesaktuellen Test. In der Kurhalle an der Promenade kann man sich testen lassen. Das negative Testzertifikat wird dann per Email auf das Telefon geschickt. In den Hotels und Restaurants muss man dann immer den Impfnachweis und das Testzertifikat vorzeigen. Immer als QR Code. Es wird strikt kontrolliert.

Später laufen wir den Strand hinunter, es ist erstaunlich mild. Meine Winterjacke heizt mich auf, ich muss sie öffnen. Wir begegnen einem Möwenschwarm, der am Strand steht und bei jeder Welle nach angeschwemmten Muscheln schnappt.

Vorm Einschafen schauen wir im Bett fern. Es läuft eine Sendung über die Ampel. Die Kandidaten und ihr Programm werden vorgestellt. Wir haben schon seit Jahren kein lineares Fernsehen mehr. Wir schauen eigentlich nur Streamingdienste auf dem TV. Wir nennen die aber auch Sender. Es ist aber schön. Ich merke, wie lange ich das schon nicht mehr getan habe. Irgendwo reinzuzappen und hängenzubleiben. Wir waren vom Tag allerdings sehr müde und schliefen bald ein.

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Dienstag.

Am heutigen Dienstag machten wir noch einen längeren Spaziergang am Wasser. Es hatte minus einen Grad, es fühlte sich wesentlich kühler an als gestern.

Um elf Uhr mussten wir auschecken und wir beschlossen kurzerhand zurückzufahren und dabei in Oranienburg zu halten um das KZ in Sachsenhausen zu besichtigen. Ich war noch nie in meinem Leben in einem KZ. In meinen jungen Jahren war ich radikaler Antifaschist. Aber ich war nie in einem KZ. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass ich in Italien aufgewachsen bin und der Holocaust dort nie ein besonders großes Thema war. Natürlich war es ein Thema, aber eben eines der vielen Themen aus dem Geschichtsbuch, das emotional nicht sehr aufgeladen war. Ausserdem war der Holocaust in Südtirol immer die Tat der Deutschen. Das ist eine Haltung, die Österreicher und auch Bayern schön für sich eingenommen haben.

Meine Frau kennt auch andere Konzentrationslager, ihr gefiel an dieser Gedenkstätte vor allem, dass es die Taten und die Gräuel in den Hintergrund stelle, aber dafür die Geschichten der Toten am Leben erhalte.
Ich hatte mir eher eine Ästhetisierung des Terrors erwartet, insofern fand ich das überraschend gut.

Die ganze Holocaust Geschichte ist so unfassbar monströs. Sie ist auch dermassen monströs, dass ich sie nur mäßig als Mahnung geeignet finde. Vor allem den Rechten gibt der Holocaust eine willkommene Abgrenzung vom Nazitum, weil es leicht ist, sich von solch einer Monströsität distanzieren. Und jeder halbwegs gesellschaftsfähige Nazi kann sagen: ich bin kein Nazi, weil ich nicht systematisch Millionen von Menschen in Gaskammern schicken würde. Ähnlich funktionierte ja auch das System Trump. Die Parallelen zur NSDAP waren offensichtlich, aber wehe es gab einen Nazivergleich, weil Trump ja keine Millionen Menschen in die Camps schicken würde. Es war ja nur Ausgrenzung von Menschen und nur Mexicans, die zurück über die Mauer sollten.

Damit will ich die Gedenkstätte oder die Erinnerung natürlich nicht abwerten. Ich meine damit lediglich, dass es als Mahnung nicht so funktioniert, wie es sollte.

[Mittwoch, 8.12.2021 – Covid, Nick Cave]

Gestern abend erreichte mich die Nachricht, dass mein Kollege an Covid erkrankt ist. Am Freitagvormittag sassen wir etwa 20 Minuten zusammen in seinem Büro. Wir hatten zwar mehrere Meter Abstand, aber keiner von uns beide trug während des Gespräches eine Maske. Jetzt sind Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag vier Tage und wenn man den Freitag halb dazurechnet, dann sind es an einem Mittwochmorgen fast 5 Tage, andererseits erinnere ich mich an den gestrigen Dienstag, an dem ich mich während des Autofahrens so seltsam fühlte. Hm.

Der Test beim Testzentrum spuckte mir ein negatives Ergebnis aus. Im Büro führte ich noch einen weiteren Schnelltest durch, der war auch negativ. Morgen und Übermorgen mache ich weiter.

Die Müdigkeit beim Autofahren konnte auch einfach ganz normale Müdigkeit sein. Am Vorabend hatte ich Alkohol getrunken, ausserdem hatte ich ein Riesenfrühstück inne. Eigentlich kein Wunder. Auch meine Frau war auf der Fahrt müde gewesen. Sie schlief sogar ein. Normalerweise finde ich es nicht schlimm, wenn sie während des Fahrens schläft, aber diesmal hatte ich Angst davor, selber einzuschlafen. Ich hatte immer wieder seltsame Sichtstörungen, als würde ich jeden Moment wegnicken, also bat ich sie aufzuwachen und Nick Cave aufzulegen, damit wir die fröhlichen Lieder mitsingen können. Mir ist einmal aufgefallen, dass singen meinem Sauerstoffhaushalt zugute kommt. Wir sangen The Ship Song. Und Straight to You. Und John Finn’s Wife. Und Fickt Euch Allee.
Ich war sofort wieder wach.

https://www.youtube.com/watch?v=CYbOHXMtelU

[Donnerstag, 9.12.2021 – Abendessen bei Freunden, Rosenkohl-Popcorn]

Auch heute war der Test negativ.

# Am Abend war ich mit meiner Frau bei Freunden im Hansaviertel zum Essen verabredet. Ich war ja erst neulich da, aber wir versuchen schon seit Jahren einen gemeinsamen Essenstermin zu finden. Da meine Frau bis zur Pandemie sehr oft auf Dienstreisen war und ich ein sehr schlechter Terminplaner bin, ist es über die Jahre hinweg nie dazu gekommen. Früher, als wir noch im selben Haus wohnten, war das einfach, ausserdem sahen wir uns in jener Zeit ständig. Seit wir alle umgezogen sind, ist es schwierig geworden.

Desto schöner war es, dass wir uns auf der Heimfahrt fast zeitgleich sagten: das war ein schöner Abend.

Die Gespräche, die wir führten, sind, wie immer, zu privat fürs Blog. Aber zwei Funfacts fürs Protokoll, vor allem, weil ich das Folgende mit dem Popcorn auch einmal probieren will: es gab Rosenkohl. Ich liebe ja jegliche Art von Kohl. Der Koch hatte die, in meinen Augen geniale Idee, Popcorn dazuzugeben. Der nachvollziehbare Gedanke war, den Mais zusammen mit dem Rosenkohl zu braten und ihn praktisch im Kochprozess poppen zu lassen. Leider funktionierte das nicht, vermutlich weil die Pfanne beim Braten nicht heiss genug wird und auch das Biotop in der Pfanne zu feucht ist. Der Gedanke aber, Popcorn im letzten Moment des Bratstadiums dazuzugeben, das muss ich unbedingt einmal probieren.

Wir brachten Arunda Sekt mit. Hier die Anekdote (und Fortsetzung) zum Arunda Sekt aus dem Archiv.