[Läufig. Tag 19.]

Sie blutet momentan nicht mehr. Zumindest nicht so, dass man Flecken in der Wohnung entdecken würde.
Ihre Vulva ist allerdings noch geschwollen. Ich habe mich ja lange geweigert ihr Vulva zu untersuchen. Meine Frau hingegen fand das wichtig. Sie hat mir gezeigt wo diese ist und fasste sie auch an. Ich wollte das nicht, ich fasse keine Geschlechtsteile von Tieren an, das ist unanständig, aber mittlerweile führe ich den optischen Test aus, ich spreize ihre Beine und checke die Größe. Sie ist immer noch geschwollen, aber ich habe nicht den direkten Vergleich zu früher.

In sechs Monaten bei ihrer nächsten Läufigkeit werde ich das alles besser dokumentieren. Ja genau, ich plane auch die zweite Läufigkeit zu dokumentieren. Mir kommt vor, dass das wichtig ist, um es besser zu verstehen.

Ich war heute wieder mit ihr im Büro, aber das schreibe ich im normalen Tagebucheintrag auf. Siehe nächster Eintrag.

[Dienstag, 22.11.2022 – Mit Hündin im Büro, Mitte bei Nacht]

Morgens macht sich meine Frau auf Dienstreise.

Gegen Mittag gehe ich mit der Hündin ins Büro. Heute findet ein Meeting statt an dem meine Anwesenheit notwendig ist. Also nehme ich das Risiko in Kauf, mit dem Tier ins Büro zu gehen. Ich vermied das Büro vor allem wegen der Blutflecken und weil ich die Läufigkeit nicht so gut einschätzen konnte. Ich hatte wohl auch etwas Bammel vor der Ubahnfahrt, warum auch immer. Vermutlich stellte ich mir dutzende sabbernde, paarungswillige Rüden in den Ubahnwägen vor. Aber man begegnet selten anderen Hunden in der Bahn, um problematisch zu werden müssten sie auch noch Rüden sein und dann auch noch unkastriert. Die Wahrscheinlichkeit ist klein und wenn das der Fall wäre und es zum Problem wird, kann man ja immer noch aussteigen. Ich verschrieb mich dennoch einfach dem Homeoffice.

Es verlief natürlich alles entspannt.

Der Hündin gefiel es ausserdem sichtlich gut, wieder unterwegs zu sein. Die langen Tage zuhause und die Spaziergänge an der Leine im Kiez waren auch für sie nicht die spannendsten Tage ihres bisher kurzen Lebens. Im Büro konnte sie wieder die langen Gänge hinunterrennen und es gab ständig jemanden, der sie kraulen wollte.

Nach Feierabend blieb ich noch etwas länger im Büro und trank mit einem Mitarbeiter ein Bier. Ausserdem stand noch das Essen von dem wichtigen Meeting herum. Daran naschten wir und unterhielten uns noch lange. Über viele Dinge, auch darüber wie sich die Firma verändert hat. Ins Positive zum Glück, u.a. auch durch meinen Beitrag. Das freute mich sehr.

Auf dem Nachhauseweg hatte ich keine Lust gleich in die S- und Ubahn zu steigen, also spazierten die Hündin und ich vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor und noch das ganze Stück Unter den Linden hoch bis zur Museumsinsel. Die Gegend hat bei Dunkelheit und im Winter eine ganz eigene Magie.

[Läufig. Tag 20.]

Die einzig neue Erkenntnis von heute ist, dass ich die nächste Läufigkeit für die Hündin etwas angenehmer gestalten kann. Ich traf eine Frau aus der Nachbarschaft und weil sie eine Hündin hatte, gerieten wir ins Gespräch. Sie sagte mir, sie würde ihre Hündin in der ersten Woche der Blutung noch frei laufen lassen. Erst danach nähme sie sie an die Leine.
Vielleicht handhabe ich das in der nächsten Läufigkeit auch so. Andererseits ist meine Hündin in der ersten Woche sehr müde und kuschelbedürftig gewesen, dass sie vermutlich gar keine Lust gehabt hätte, im Park mit anderen Hunden zu rennen.

[Mittwoch, 23.11.2022 – Menschen aus Wien, Update Markensocken]

Es scheint, dass wir die Schwierigkeiten auf der Arbeit in den Griff bekommen haben. Es sieht danach aus, als sei alles weitestgehend behoben. Aber wir müssen das noch eine Weile beobachten.

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Bei meiner letzten Gassirunde traf ich eine Frau aus Wien. Ich stand gerade etwas zerstreut in einer Ecke an der Strasse und schaute auf mein Handy, während die Hündin die Häuserwände abschnüffelte. Plötzlich stand eine andere Hündin bei ihr. Normalerweise erlaube ich keinen Kontakt zu anderen Hunden während sie an der Leine ist. Das lernt man so. Damit das Leben mit dem Tier in der Stadt entspannter ist. Die Hündin hat das mittlerweile verstanden und findet das total prima. Heute war es aber anders, die andere Hündin war plötzlich da und weil meine Hündin wegen der Läufigkeit so wenig Kontakt zu anderen Tieren hat, liess ich es geschehen.

Dafür ergriff ich die Gelegenheit mit dem Frauchen über die Läufigkeit zu sprechen. Die Zusammenfassung dazu gibt es unter dem Eintrag der Läufigkeit.

Ich erkannte an ihrem Zungenschlag, dass sie aus Wien kam, man hörte es nur ganz leicht, also fragte ich sie und sie bejahte. Daraufhin outete ich mich als Südtiroler und wir wechselten ein paar alberne Sprüche. Es gibt überhaupt viele Menschen aus Wien in meiner Nachbarschaft. Schräg gegenüber wohnt auch ein Pärchen aus Wien, aber die hassen beide Berlin. Die Wienerin von gestern hingegen lebt sehr gerne hier. Sie siezt mich, obwohl sie ungefähr in meinem Alter ist. Ich weiss nicht genau, was ich mir daraus machen muss.
Wir unterhielten uns gut. Sie begleitete mich noch ein ganzes Stück die Strasse hoch, irgendwann musste ich aber rechts abbiegen und unsere Wege trennten sich.

Später zuhause telefonierte ich mit einer (offenbar langjährigen) Leserin dieses Blogs. Das ist die Frau, der ich die Puma-Socken schickte. Sie erzählte mir was danach passierte. Ich habe die Erlaubnis, es hier aufzuschreiben.

Also die Geschichte fing damit an, dass ich kurze Socken gekauft hatte, bei denen der PUMA-Schriftzug hinten auffällig sichtbar ist. Da ich sowas nicht trage, bot ich sie zum Verschenken an. Daraufhin schrieb sie mich an und meinte, ihr Nachbarsjunge sei ein PUMA Fan, der würde sich sicherlich darüber freuen.

Also schickte ich die Socken nach Sachsen-Anhalt. Die Leserin (ich nenne sie jetzt mal Agatha) wohnt in einem gehörigen Plattenbau in ländlicher Gegend. Als sie den Nachbarsjungen im Treppenhaus traf, schenkte sie ihm im Beisein seiner Mutter die Socken. Der Junge aber, vermutlich in einem Anschwung teenagerlichen Übermutes, mochte die Farben nicht. Und offenbar stimmte auch etwas mit dem Modell nicht. Er lehnte ab. Was die Mutter natürlich nicht gut hiess. Daraufhin meldete sich der Vater aus der Ferne (er kam aus dem Keller oder aus der Wohnung?) und sagte, dann würde er die Socken tragen. Worauf die Mutter das Paket mit den Socken vor Agathas Tür schmiss und wegging.
Später meldete sich die Nachbarin von nebenan. Sie hatte vermutlich den Konflikt im Treppenhaus akustisch mitbekommen und sagte, dass sie die Socken jedoch gerne nehmen würde. Also bekam sie die Socken.

Der Plattenbau verfügt über einen gemeinschaftlichen Raum zum Waschen und Trocknen der Wäsche. Einige Tage später betrat Agatha diesen Raum, um ihre Wäsche zu waschen. Jetzt hingen dort die PUMA-Socken aus Berlin, neben den anderen cooleren PUMA-Sachen des Teenagers.

Was im Hintergrund geschah, weiss man nicht.

[Läufig. Tag 21 & 22]

Es gibt keine Anzeichen der Läufigkeit mehr. Nur die Vulva scheint mir noch geschwollen. Aber da lasse ich meine Frau drüberschauen, die kommt am Samstag wieder. Sie hat den Vergleich zu vorher.

Bei der nächsten Läufigkeit muss ich mehr protokollieren. Also in Fakten. Von Tag zu Tag: Blut janein, Vulva grösser janein, Interesse von Rüden janein undsoweiter. Wegen der Übersichtlichkeit. Sonst bringt diese Dokumentation ja nichts.

[Do/Fr, 24./25.11.2022 – Entsetzen über Hunde im Restaurant]

Donnerstag und Freitag schlitterten ein wenig vorbei. Am Donnerstag war ich wieder mit der Hündin im Büro. Es ist wieder sehr entspannt mit ihr. Sowohl in der Ubahn, wie im Büro. Nächste Woche werde ich vielleicht wieder meinen normalen Bürorythmus aufnehmen. Auch meine Frau hat wieder mehr Zeit.

Am Donnerstagabend war Wieder Hundeseminar auf dem Dach des Velodroms, aber es ist nichts erwähnenswertes passiert.
Zuhause schaute ich die Hertha Doku in der Mediathek vom RBB. Auch mich sieht man zwei Mal ganz kurz. Die Doku ist wirklich sehr gut gelungen. Sie erzählt die ganze Vereinsgeschichte seit 1892 und man bekommt ein gutes Bild über die seltsame und liebenswürdige Tragik dieses Fussballclubs.

Am Freitag blieb ich im Homeoffice. Danach traf ich aber die Jungs auf einen Feierabenddrink. Mit Feierabendpizza im Salami Social Club an der Frankfurter Alle. Über den Salamisocialclub habe ich bereits oft genug geschwärmt. Sie haben neuerdings Sitzplätze im Haus nebenan. Ofen und Essraum sind nun also getrennt. Aber das funktioniert dennoch gut. Wir wollten uns zu einem der Tische dazusetzen. Ich hatte meine Hündin dabei. An dem Tisch sass ein Mann alleine, der plötzlich aufsprang. Er war regelrecht entsetzt, er schimpfte auf englisch, was ein Hund hier überhaupt macht, Hunde seien ein Problem. Mich stresste die Situation, ich tat beschwichtigend, drehte mich aber sofort um und näherte mich dem Eingang. Der Raum war eh voll und draussen war es ja nicht so kalt. Aber die anderen fanden einen leeren Tisch weiter hinten und so folgte ich der Anweisung.
Später kam immerhin die Bedienung und lächelte meine Hündin an.

[Läufig. Tag 23.]

Wir trafen einen kleinen Schnauzer aus ihrer Welpenzeit. Der Schnauzer und meine Hündin sind ziemlich genau gleich alt. Das war ein lustiger Wiedersehen. Das Frauchen und das Herrchen sind zwei etwas extravagante Französinnen. Die Frau trägt immer sehr bunte und gedeckte Farben mit so einem Hut, der, nunja, mich an Frankreich der Vergangenheit erinnern macht. Ich weiss nicht, wie diese Hüte heissen.

Deren Schnauzer ist jedenfalls ein Rüde und so testete ich heimlich das Interesse zwischen beiden Hunden. Ich blieb stehen und wir unterhielten uns. Als ich sah, dass weder meine Hündin noch deren Schnauzer sexuelles Interesse füeinander hatten, outete ich sie als „eigentlich läufig“. Die beiden sagten, das sei komisch, weil sich ihr Hund sehr für läufige Hündinnen interessierte.

Ich traue mich dennoch noch nicht ganz, die Läufigkeit abzublasen und sie wieder im Park von der Leine zu lassen. Eigentlich sagt man 4 Wochen Leine. Es sind jetzt 3 Wochen um.

[Samstag, 26.11.2022 – aufgeräumte Wohnung, Aperolspritz]

Wegen der Pizza von gestern wog ich heute genau 1kg mehr als gestern.

Heute kam meine Frau zurück. Das bedeutete erstmal: aufräumen. Die Wohnung war vorher schon unaufgeräumt, aber ich wollte ihr eine Freude machen für wenn sie zurückkommt. Das ist immer die schönste Sache der Welt, zurückzukommen in eine aufgeräumte und geputzte Wohnung.

Ausserdem kaufte ich Aperol und einen Cremant. Und frische Orangen. Um Bier’o’clock mischte ich uns also einen Aperolspritz. Es ist das erste Mal, dass ich einen Aperolspritz selber mische. Komisch eigentlich.

[Sonntag, 27.11.2022 – Tierbetreuung, viel Bier vor vier]

Unsere Dogwalkerin wird mittelfristig leider nicht mehr unsere Hüdin betreuen, deswegen begaben wir schon vor einigen
Wochen auf die Suche nach einer neuen Betreuung. Allerdings nur mit halber Kraft. Heute früh erfasste mich der Tatendrang und so öffnete ich die Seite Pawshake. Das ist eine Vermittlungsplatform für alle möglichen Tierbetreuungsangebote von Privatpersonen und semiprofessionellen Tierbetreuerinnen. Vom Gassigehen, über Hausbesuche bis hin zu Übernachtungen und Urlaubsbetreuung. Ich schrieb einfach die nähesten drei Profile an und erhielt sofort eine Antwort von einer zwanzigjährigen Frau aus Norwegen. Sie übt diese Tätigkeit bereits seit fünf Jahren aus und seit sie vor wenigen Wochen nach Berlin zog, macht sie es in Vollzeit.

Zwnazig Jahre alt, macht das in Vollzeit und seit sie fünzehn Jahre alt ist. Eigentlich sind das viele Red Flags. Weil sie aber zwei gute Bewertungen und sofort Zeit hat, beschliessen wir, sie in einer Stunde zu treffen. Wir einigen uns auf einen gemeinsamen Spaziergang mit Hunden um einander kennenzulernen und zu sehen, ob das mit den Hunden funktioniert.

Der Spaziergang ist dann etwas seltsam. Sie wirkt etwas verwahrlost, sie stellt keine Fragen über unsere Hündin und antwortet nur in kurzen Sätzen. Ich merke ziemlich schnell, dass das nichts werden wird, wir machen dennoch einen halbstündigen Spaziergang mit zwei Hunden, die sie gerade betreut. Ein Gespräch kommt nicht wirklich zustande. Fragen zu Versicherung kann sie nicht beantworten. Sie ist aber stolz darauf, mit 16 die Schule hingeschmissen zu haben. Das haben wir immerhin gemeinsam, auch ich schmiss mit 16 hin, das sagte ich ihr, um die Konversation vielleicht etwas aufzuwärmen, gemeinsame, vertrauenserweckende Themen zu finden, aber wir finden nichts. Vielleicht sind wir auch einfach zu alt, zu anders, möglicherweise gehören wir auch nicht zu dem Kundeschema bei dem sie sich wohlfühlt.
Meine Frau und ich versehen einander mit kopfschüttelnden Blicken.

Nach einer halben Stunde bedanken wir uns und sagen, dass wir uns über die Platform wieder melden werden.

Auf dem Weg nach Hause gehen gehen wir spontan ins Brewdog und trinken ein Nachmittagsbierchen. Und dann noch eins und noch eins. Um vier Uhr gehen wir dann nach Hause. Das war ziemlich viel Bier vor vier.
Aber es ist egal. Meine Frau hat das Wochenende nachzuholen und ich habe Sonntag.

Zuhause schenken wir uns noch zwei Aperolspritz ein. Aperolspritz ist tatsächlich ein italienisches Wort. In Südtirol wird er auch Veneziano genannt, im Restitalien aber meist Aperolspritz oder mit Doppelzett Aperolsprizz.

Aperolspritz geht so:
1/3 Mineralwasser
1/3 Aperol
1/3 Sekt oder Prosecco oder Cremant

  • zwei halbe Scheiben Orange

Meine Frau behauptet, dass man statt 1/3 Sekt ein ganzes Viertel nimmt. Mathematisch ist das natürlich Blödsinn. Ich improvisiere bei diesem Extrawunsch indem ich einen Extraschuss Sekt dazugebe.

[Läufig. Tag 24.]

Heute trafen wir eine junge Frau als potentielle Hundebetreuerin (siehe Tagebucheintrag). Diese hatte zwei junge Rüden dabei. Wir gingen mit unserer Hündin und den beiden Rüden spazieren. Nur einer der beiden schien sich für unser Tier zu interessieren. Anfangs weniger, aber je länger der Spaziergang dauerte, desto größer wuchs das Interesse an. Er pirschte sich immer häufiger von hinten heran und steckte seine Schnauze in ihre Vulva. Meiner Hündin gefiel das gar nicht, sie wurde aber nicht aggressiv, sondern entfernte sich nur von dem männlichen Tier. Irgendwann verlor er auch wieder das Interesse bzw er schien es den Aufwand nicht wert zu finden.