[Läufig. Tag 25]

Da meine Frau heute die Hündin hatte, gibt es nur zu berichten, dass es einen Rüden gab, der sich für sie interessierte, jedoch nicht super aufdringlich gewesen ist. Die Hündin schien auch interessiert, aber es ist unmöglich zu sagen, ob es einfach Hundeinteresse ist oder hormonelles Interesse.

Ab Montag, vielleicht schon ab Samstag, werde ich wieder mit ihr in den Park gehen und sie von der Leine lassen. Am Samstag sind genau 4 Wochen um.

[Montag, 28.11.2022 – kurze Abend, weiss nicht warum]

Meine Abende sind derzeit sehr kurz. Ziemlich deprimierend kurz. Wenn ich nach Hause komme, esse ich noch eine Kleinigkeit, dann ist es bald 21Uhr und ich werde schon müde. Innerhalb der nächsten Stunde liege ich im Bett und schnarche (leise) vor mich hin.

Besonders gut finde ich das nicht. Was ich daran ändern soll, weiss ich aber auch nicht.

[Dienstag, 29.11.2022 – Lichterketten, Kadaver]

Letzten Sonntag war erster Advent. Das wusste ich gar nicht. Also bestellte ich heute drei LED Lichterketten. Auch zündete ich die Lichterkette am Stier im Wohnzimmer wieder an. Die Hündin begann zu bellen. Solche Dinge mag sie gar nicht.

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Seit zwei Wochen hängt in unserem Fahrstuhl ein bestialischer Gestank. Letzte Woche Montag kam die Putzfirma und putzte das Treppenhaus und auch den Fahrstuhl. Dann war der Gestank für ein paar Stunden vorbei. Am Abend roch es aber wieder ganz schlimm. Es blieb die ganze Woche so. Am gestrigen Montag traf ich den Hausmeister, der morgens immer mit der Putzfirma durch das Haus geht. Ich sagte, der Gestank im Fahrstuhl sei ja wieder zurück. Er sagte, ja, da habe schon wieder jemand in den Fahrstuhl uriniert. Ich sagte, nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das müsse etwas anderes sein. Es stinkt doch eher nach faulendem Müll oder einem toten Tier. Er erwiderte, nein, ein totes Tier rieche doch eher süsslich. Ich musste zugeben, dass ich nicht wirklich wusste, ob ein totes Tier süsslich riecht oder nicht.

Da der Gestank immer bestialischer wurde, hatte ich heute die Idee in den Fahrstuhlschacht zu schauen. Der Schacht ist aussen verglast. Also schickte ich den Fahrstuhl nach oben und ging in den Hof um von aussen in den nun leeren Schachtboden zu schauen. Da lag sie. Eine tote Ratte. Ich hatte recht.

Schnell schoss ich ein Foto und schickte es der Hausverwaltung.

Jetzt will ich nicht mehr in der Fahrstuhl. Ich nahm zwei Mal die Treppe, am späten Abend aber, nach der letzten Hunderunde vergass ich es und stieg, wie automatisiert in den Fahrstuhl und drückte auf die Taste. Als die Tür sich schloss und das Kadaverin gleichzeitig in meine Nasenhöhlen vordrang. Dieses Gefühl mit Kadavergasen eingesperrt zu sein. Ich atmete ganz langsam und ganz flach. Oben entliessen mich die sich öffnenden Türen in die Freiheit.

[Läufig. Tag 27]

Gestern gab es nichts über die Läufigkeit zu berichten. Heute will ich fürs Protokoll niederschreiben, dass ich sie zum ersten Mal wieder von der Leine liess. Sie hörte gut auf mich, sie war gut orientiert und alles lief sehr entspannt ab.

Sie traf sogar einen anderen Hund, einen unkastrierten Rüden, sie strotzte dabei so sehr vor Energie, dass sich der Rüde ein bisschen zu fürchten schien. Ich konnte sie aber wieder problemlos an die Leine nehmen.

Bin sehr happy. Am Freitag oder am Samstag gehe ich dann wieder in den grossen Park mit ihr.

[Mittwoch, 30.11.2022 – Booster, kein Sport kein Alkohol, Radrennpiste, Glühwein]

Es war ein ziemlich produktiver Arbeitstag. Muss man auch mal erwähnen, wenn es so ist.

Am Morgen buchte ich spontan einen Impftermin für 17Uhr. Ich hatte immer noch nicht den zweiten Booster. Das kann ja nicht schaden und es kostet nichts. Als ich pünktlich zum Termin im Ringcenter II Frankfurter Allee auftauchte, hatte ich keine Maske dabei und ohne solche, würde man mich nicht impfen. Das hätte ich natürlich vorher wissen können, wenn ich ein bisschen nachgedacht hätte. Im Ringcenter II gab es glücklicherweise eine Apotheke. In dieser Apotheke stand die längste Menschenschlange der Welt. Zumindest die längste Menschenschlange des Ringcenter II.

Nach der Impfung fuhr ich mit dem Fahrrad bis zum Weihnachtsmarkt am Alex. Ich war mit Ex-Kolleginnen aus meiner ersten Firma in Berlin verabredet.
Die Strecke ist eine gerade Linie, es ist eine der grossen Magistralen, es könnte eine 4,5km lange Rennstrecke für Fahrrad sein, man könnte die Strecke wie ein Workout abradeln. Der Fahrradweg wird auf der östlichen Seite gerade ausgebaut, ab Frankfurter Tor ist er in weiten Teilen schon breit und grade, das wird bald eine richtig geile Strecke.
Heute musste ich noch ständig auf 80cm breiten auf den Bürgersteig gepinselten Wegen ausweichen, aber ab Frankfurter Tor kann man schon richtig Tempo aufnehmen. Ich fuhr so schnell, dass ich die Musik in meinen Kopfhörern kaum noch hören konnte.

Die Impfärztin sagte, ich dürfe heute keinen Sport betreiben und keinen Alkohol trinken. Immerhin schwitzte ich nicht, als ich am Weihnachtsmarkt ankam, das hatte sicherlich auch mit der Kälte zu tun, aber Glühwein ist doch das einzige, was einen Weihnachtsmarkt irgendwie erträglich macht, oder? Obwohl: ich mag ja nichtmal Glühwein, aber die Freunde machen den Glühwein erträglich und der Glühwein macht den Weihnachtsmarkt erträglich undsoweiter.

[Donnerstag, 1.12.2022 – Gummistiefel]

Es war wieder ein sehr produktiver Arbeitstag. Das kann meinetwegen ewig so weitergehen.

In der Mittagspause lief ich in die Mall und kaufte mir Gummistiefel. Morgens ist das Gras im Park immer nass. Ich ruinierte mir damit schon ein Paar alter Turnschuhe. Weil ich öfter Hundehalterinnen mit Gummistiefeln sah, kam ich erst auf diesen Gedanken, mir Gummistiefel zuzulegen. Dabei werde ich zwei Paare anschaffen. Ein paar grobe, hohe Stiefel, die nicht gut auszusehen haben, mit denen ich zur Not auch im Schlamm arbeiten kann und ein Paar von der fashionablen Sorte, am liebsten halbhoch und etwas weniger klobig. Ich muss den Modestandard in F’Hain ja etwas hochziehen.
In der Mall fand ich immerhin die klobige Sorte. Schwarz, hoch und mit einem Bund um oben zuzuziehen. Fahionable Gummistiefel fand ich bisher nur für Frauen. Es gibt aber diese skandinavische Marke Tretorn, die stellen auch ansehnliche Gummistiefel für Männer her. Es gibt einen Laden in der Warschauer, der auf Outdoor-Schuhe spezialisiert ist, in dem es auch diese Marke zu kaufen gibt. Werde ich mir am Wochenende mal ansehen.

Am Abend war dann wieder Hundeseminar. Herumstehen bei 0 Grad und Nieselschnee.

[Fr/Sa/So – 2./3./4.12.2022 – Internationale Küchen, Kneipenquiz, Wednesday, Chatsoftware]

Freitag

Einer der neuen Kollegen ist Inder. Er ist ein erwachsener Mann, Ende 30 und er wohnt schon seit sieben Monaten in Berlin. Als er in die Küche kam, sah er mich Sushi essen. Er sagte „Oh Sushi“. Das würde er auch gerne einmal probieren. Alle Anwesenden schauten etwas erstaunt.

Aber das lässt sich natürlich einfach erklären. Die indische Küche ist gut und vielfältig genug, dass sich ausländische Küchen auf dem indischen Subkontinent nie durchgesetzt haben. Es gibt zwar einzelne Sushiläden, aber das ist nur etwas für Liebhaber. Ich glaube nicht, dass sich Inderinnen explizit dagegen wehren, aber Essen hat in Indien wesentlich mehr Tradition, sodass es schlichtweg kein Bedürfnis gab, in ausländische Küchen zu schielen.

Es lässt mich an Italien denken. Wenn man in Italien aus essen geht, dann isst man üblicherweise, nunja, italienisch. Meistens Pizza. Besonders vielfältig ist das auch nicht, aber in Italien geht man auch weniger aus essen. Bzw man geht anders aus essen. Zwar gibt es mittlerweile auch Sushiläden und auch Restaurants mit verschiedenen asiatischen Küchen, aber sie sind nicht so präsent wie in Nordeuropa. Ich kann es gut verstehen, warum in Nordeuropa exotische Küchen erfolgreich geworden sind. Man kann seinen Schatz nicht immer zu einem romantischen Dinner mit Eisbein, Pommes oder Saumagen einladen.

Freitagmorgen ging ich mit der Hündin das erste Mal wieder in den Park und liess sie von der Leine. Dies fürs Protokoll. Muss ich vielleicht noch einen Läufigkeitseintrag verfassen.

Am Abend war ich für das Hertha Kneipenquiz angemeldet. Ich bin ein Quizkönig, ich liebe Trivial Pursuit und Ratespiele überhaupt. Es ist das dritte Herthaquiz an dem ich teilenehme. Diesmal erreicht mein Team den dritten Platz. Von 15.

Das Quizspiel fand auch dem Gelände der Hertha Geschäftststelle statt. Es war sehr nett, die Veranstaltung wurde unterhaltsam moderiert, ausserdem gab es phantastischen Grillkäse.

Samstag
Es wurde eher spät auf dem Hertha-Gelände. Gegen zwei Uhr war ich zuhause und ich fiel ins Bett wie ein Stein. Morgens wachte ich aber dienstbeflissen wieder um sechs und auf und ging mit der Hündin raus.

Es schneite. Der Park war mit einer Schneeschicht bedeckt. Meine Gummistiefel sind die beste Anschaffung seit der besten Anschaffung davor.

Ich war dann zu faul um den Tagebucheintrag nachzuholen. Ich schob den Text vor mir her und schob weiter, bis es Nachmittag war und ich es sein liess.

Am Abend schauten wir Wednesday. Ich mag die Serie ästhetisch sehr. Gestört hat mich nur das Setting auf der Highschool. Highschoolthemen, Verknalltheit, Mobbing etc. das mochte ich schon an Riverdale nicht, das ich aber ästhetisch auch sehr mochte.

Die letzte Folge ist nur noch Action. Die Auseinandersetzung mit dem Monster. Mir geht Action sehr auf die Nerven. Es passiert sehr wenig, aber es ist immer ein langes hin und her von vermeintlich aufregenden Geschehnissen. Ich stehe dann meistens auf und frage nachher wie es ausgegangen ist. Bei Actionszenen kann man auch auf die Zusammenfassung setzen.

Sonntag
Auch Sonntag schaffte ich es nicht, den Eintrag aufzuschreiben. Um 16Uhr würden wir Besuch von einer Hunde-Aufpasserin bekommen. Wir mussten daher vorher die Wohnung aufräumen und putzen. Die Hundesitterin war dann, nunja, sehr speziell. Ich sollte hier besser nicht ins Detail gehen, ich weiss nicht, wer hier alles mitliest, sie war jedenfalls speziell, zwar nett und unterhaltsam, aber eben speziell. Die Hündin vergötterte sie. Das ist ja das wichtigste.

Am Abend bereitete ich die neue Chatsoftware für den Fanclub vor. Wir testeten schon seit 5 Monaten und wir beschlossen im Laufe des Abends, heute damit live zu gehen. Wir kündigten es bei 130 Menschen an, und etwa eine halbe Stunde später funktionierte der Chatserver nicht mehr. Bäm.

Ein kurzer Blick aufs Serverkonto zeigte, dass das Zahlung der letzten Rechnung ausstand und der Server daher auf inaktiv gesetzt wurde. Ich hatte vergessen die Zahlung auf Kreditkarte umzustellen. Ein peinlicher Zufall.

Die Mitglieder nahmen es immerhin gelassen und mit Humor. Es wird jetzt mehrere Stunden dauern, bis das wieder funktioniert.

[Montag, 5.12.2022 – Amsterdam abgesagt, Fotos mitte der Neunziger]

Eigentlich sollte ich am Donnerstag zum Headquarter nach Amsterdam fahren, aber das Treffen wurde nun abgesagt. Wir verschieben das Treffen auf Ende Januar oder Anfang Februar. Ich hatte mich auch darauf gefreut, meine Ex-Freundin wiederzusehen, aber das holen wir einfach im Februar nach. Ich muss ohnehin noch ihr Romanfragment lesen. Darüber hatte ich ja bereits geschrieben, oder, ja hatte ich.

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Im Laufe des Tages bekam ich das Chatsystem für den Fanclub wieder ans Laufen. Ich frage mich, warum ich mir das ans Bein gebunden habe. Wieder habe ich irgendwas an der Backe, das kaputtgehen kann und worum ich mich dann kümmern muss. Immerhin bekomme ich Unterstützung von zwei anderen technisch einigermassen versierten Mitgliedern aus dem Fanclub.

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Meine Mutter hat wieder ein paar Fotos ausgegraben. Meine Schwestern und ich. Es muss Weihnachten gewesen sein. Aber zwei unterschiedliche Weihnachten, weil die Haare meiner einen Schwester ganz unterschiedlich lang sind. Ich trug damals schwarze Schnürsenkel wie einen Choker um den Hals gebunden. Fand ich gut. Die Haare schnitt ich mir immer selbst. Was man mir auch immer ansah. Auf den Fotos war ich wahrscheinlich 23 oder 24 Jahre alt. Die Schwester mit der Gitarre wohnte damals in Wien. Ich versuchte meine Heimatbesuche immer mit ihren Besuchen zu takten. Meine andere Schwester war damals noch sehr klein, höchstens 11. Aber auf den Fotos sieht sie älter aus. Das wundert mich jetzt ein wenig. Als meine Mutter noch in dem Dorf wohnte, fühlte ich mich bei den Heimatbesuchen immer etwas verloren. Ich besass keinen Führerschein und kein Auto, daher war mein Bewegungsradius sehr eingeschränkt. Meine Eltern hatten sich damals schon getrennt. Mein Vater wohnte wahrscheinlich wieder im Dorf. Dem ging es nicht so gut, weil wir alle immer lieber bei unserer Mutter waren, die zudem im Haus geblieben war. Ich kann mich an das erste Weihnachten mit meinem getrennten Vater erinnern. Ich war alleine mit ihm in seiner temporären, lieblosen Stadtwohnung in Bozen. Unsere Bindung war nie besonders gut. Das war das deprimierendste Weihnachten, das ich je erlebte. Er war damals jünger als ich heute, 42 oder 43, wenn ich richtig rechne.

[Dienstag, 6.12.2022 – Tacos und scahrfe Sauce die schlechte Laune macht]

Am Abend war ich wieder in der Markthalle am Pfefferberg. Diesmal mit Exkolleginnen. Vor einigen Monaten schrieb ich ja, dass es dort offenbar die besten Tacos auf europäischen Boden gibt. Wo sie im internationalen Ranking stehen, kann ich nicht beurteilen, ich kann aber dennoch sagen, dass sie mir sehr gut schmecken. Allerdings verursacht man beim Verspeisen dieser Tacos eine immense Schweinerei. Das liegt auch daran, dass man kein Besteck bekommt, aber auch daran, dass die Tacoscheiben irgendwann matschig werden und man sie nicht mehr ordentlich dem Mund zuführen kann, weil alles zerbricht. Am Ende sind die Hände fettig und grausig, das mag ich schon an Burgern nicht, jetzt kann ich es auch an Tacos nicht mögen. Äh.

Und Vorsicht vor dieser Ajo-irgendwas Sauce. Die ist dermassen scharf, dass sie mir noch zehn Minuten später schlechte Laune machte. Ich freue mich schon auf die Output-Schmerzen morgen früh.

[Mittwoch, 7.12.2022 – Pagando, Belarusische Softwarebuden]

Wie befürchtet brannte es heute bei der Morgentoilette. Ich gehöre ja zu der Kategorie Menschen, die darunter leidet. Auf italienisch gibt es dazu den lustigen Spruch, dass man beim Essen vom scharfen Sachen drei mal zahlt:

mangiando
pagando
cagando

Beim Essen, beim Zahlen, beim Kacken. Auf italienisch klingt das aber wesentlich lustiger.

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Tja.

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Die Dogwalkerin sagte heute ab. Dabei brauchten wir sie diese Woche unbedingt, weil meine Frau wichtige Termine hat und ich in Amsterdam sein sollte. Wir hatten sie für heute und für Freitag gebucht. Jetzt ist sie erkrankt. Es ist ein Glück, dass meine Amsterdamreise abgesagt wurde. Ich weiss nicht, wie wir das sonst gelöst hätten.

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Bis Februar diesen Jahres wurde ich über Linkedin wöchentlich von Softwarefirmen aus Minsk kontaktiert. Immer durch auffallend schöne Frauen, die lassiv, aber dennoch dezent genug um seriös zu wirken, in die Kamera schauen. Immer das selbe Muster. Eine schöne Frau aus Belarus, die im Namen ihrer Firma Programmierdienste für meine Firma anbietet. Immer diese lassive aber dezente Pose, dermassen auffallend lassiv/dezent, als würde man diese Pose trainieren und optimieren können.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine haben die Kontaktaufnahmen aufgehört.