[auerhaus]

Jetzt ist schon eine Woche her seit Bov’s Buchpremiere. Ich betreibe keine Literaturkritik, dennoch muss ich noch kurz etwas dazu sagen. Vorweg: Auerhaus ist ein sehr gutes Buch. Auerhaus ist lustig, und von einer ständigen und unkitschigen Traurigkeit getragen. Ich mochte diesen Tonfall sehr.
Ich glaube ja, dass Bov irgendwann diesen ganz großen Roman schreibt. Verfolgt man seine Tweets oder liest man seine Kurzgeschichten oder Texte für die Bühne, dann ahnt man, was da drin steckt, ich meine, da steckt dieser explosive (Patzbumm) Mix aus Witz, Tempo, Melancholie und eine große Dosis politischer Intelligenz drin, das sind die Zutaten für diese großen, bewegenden, auch politischen Roman, der den Mainstream erreicht und ganze Generationen prägt. (So oder ähnlich).

Deshalb hat mich damals sein Romandebut „Deadline“ auch so enttäuscht. Leider will Bov keinen Beststeller schreiben. Erfolg ist ihm suspekt. Dennoch: Auerhaus. Das einzige was man Auerhaus vorwerfen kann, ist, dass er wenig zeitgenösische Relevanz hat. Zumindest, wenn man es oberflächlich betrachtet. Und vielleicht, dass er für Bov’s Verhältnisse nicht vordergründig politisch ist. Aber das war Deadline eigentlich auch nicht.
Bevor ich die nächsten Zeilen schreibe, muss ich erwähnen, dass wir beide uns kennen. Ich habe schon einmal für ihn gekocht. Wir haben auch viel Bier zusammen getrunken. Außerdem standen wir schonmal auf der gleichen Bühne. Trotzdem bin ich unvoreingenommen.

Was ich also sagen will: lest Auerhaus. Lest ihr jetzt Auerhaus, dann könnt ihr euch in ein paar Jahren auf dem Sofa zurücklehnen, eure Augenbraue heben und sagen, ach, dieser neue Bestseller von Bov Bjerg, ich fand damals seinen zweiten Roman ja viel besser, der entzog sich dem Zeitgeist und war nicht so offensichtlich politisch.
So ist das nämlich.

[doch noch ein paar Cents zur Flüchtlingsthematik]

Zum Flüchtlingthema hatte ich bisher nichts zu sagen, meine Meinung hebt sich vom üblichen linksliberalen Gerede nicht ab, aber es beeindruckt mich sehr, mit welch ungewohnt positiver Energie in den Medien seit einigen Wochen die Flüchtlingsthematik angegangen wird. Auf allen Fernsehkanälen, in allen großen Medien, wie dieses positive Bild geschaffen wird, weg von diesem Bild grimmiger Männerhorden die unseren Wohlstand überfallen, sondern Familien stehen im Vordergrund, es wird erklärt, warum sie Smartphones haben, dass viele auch Abitur haben, warum selten Frauen zu sehen sind etc. Man mag das als oberflächlich abtun, aber wenn ich sehe wie unter den Leuten regelrecht ein Wettbewerb losgetreten wurde, wie offenbar jeder besser für Flüchtlinge sein will als der Nachbar, jeder Fußballverein will dem Rivalen in Flüchtlingssolidarität in nichts nachstehen, Veranstaltungen werden abgesagt um Platz für Unterkünfte zu schaffen etc. dann ist Oberflächlichkeit eben eine gute Sache, genau wie die Medien hetzen können, so können sie auch ein positives Bild transportieren. Nenne es Propaganda, ich glaube so funktioniert die Welt aber, es wird dem Mainstream gefolgt. Und wenn es um eine gute Sache geht, dann finde ich das eine gute Sache.

Und gerade für diejenigen, für die Integration immer so wichtig ist: in einem Land das einen Willkommen heißt will man sich auch lieber integrieren.

Und ich weiß, dass lange nicht alles OK ist, und ich weiß, dass auch alles wieder kippen kann, aber die Welt ist ein klitzekleines Stückchen besser geworden in diesen Tagen.

[västra götalands län]

Ganz weit drin im Wald. Wir suchten nach Pilzen. Wir suchten auch nach Beeren. Wir fanden viel von alledem. Die Zivilisation war weit weg. Die nächste Asphaltstraße drei Kilometer nördlich. Eine kleine, schlechte Schotterstraße, die ungefähr ins Nirgendwohin führt, vielleicht einen halben Kilometer westlich. Hier leben keine Menschen. Nur unser Häuschen etwa zwei Kilometer südlich. Und ein weiteres Sommerhaus, ungefähr gleich weit entfernt. Viel, viel weiter weg, vierundzwanzig Kilometer weg, gibt es einen Supermarkt. Dies erwähne ich nur um uns zu verorten.

Dann lag da dieses Käferwrack im Wald. Vielleicht hat zu Kriegszeiten hier ein Weg entlanggeführt. Man würde den Weg nicht erkennen. Ich nähere mich dem Teil mit Unbehagen. Im Inneren liegen Sachen, morsch, oxidiert. Ich nähere mich dem Wagen mit dem Gefühl, mich einem Ort des Verbrechens zu nähern. Rechts daneben ist ein Zirkusschild aufgestellt. Ein lachender Clown in grellem rot. Ich kann den Clown nicht fotografieren, nicht ansehen. Es gibt unter bestimmten Bedingungen offenbar einen Coulrophoben in mir. Das wusste ich nicht. Das rot ist so rot, dass es keine paar Monate alt sein kann.
Die Frauen sind beim Pilzesuchen weitergezogen. Ich rufe: wo seid ihr. Bekomme aber kein Antwort. Ich rufe nochmal: wo seid ihr. Irgendwann höre ich eine Frauenstimme, sie seien hier drübern.

[über sexblogs etc]

Neulich auf Frau Casinos Party, wir waren noch zu fünft oder sechst, wir saßen beim letzten Bier und landeten beim Thema Sexblogs. Es war sicherlich schon drei Uhr, vermutlich später, als jemand (ich glaube ich war das) sagte, dass es keine wirklich spannenden Sexblogs in Deutschland gäbe. Ich zog dabei Slutever als Verleich heran, ein New Yorker Blog von einer jungen Frau die subjektiv über Sex schreibt, sei es über Dinge, die ihr geschehen oder indem sie Themen aus den Medien aufgreift und kommentiert. In unserer Diskussion wollte man zuerst das „Gute Sexblog“ definiert wissen. Das war eine super Frage, die ich zuerst auch nicht so klar zu umreißen wusste. Was gute Sexblogs ausmacht ist für mich ja vor allem, wenn es einen hoher Unterhaltungswert fernab von Lusgefühlen aufweist, also einen pragmatischer Umgang mit dem Thema pflegt, sozusagen eine Mainstreamisierung. Leute die lustig über Sex schreiben, sind meist verklemmt. Oder prüde. Wird Lust erzeugt, gerät es schnell in die Schmuddelecke, macht man es aber richtig, ist es sexy. Ich kann nicht mit Männern über Sex reden. Das liegt nicht unbedingt an mir. Es liegt daran, dass viele Männer sich nicht ernsthaft auf das Thema einlassen sobald man sich mehr über als „Titten“ unterhält. OK, ein bisschen plakativ geschildert. Dennoch im Kern wahr. Mit einigen Frauen hingegen konnte ich super entspannt über Sex reden. Dummerweise sind wir danach meist im Bett gelandet. Was auf dem ersten Blick nicht schlimm ist, aber wenn mir etwas an der Mainstreamisierung des Sexthemas liegt, soll es ja nicht Ziel sein miteinander zu schlafen, sobald man über Sex redet, genau so wenig wie man zusammen nach Brasilien fährt, wenn man über Brasilien redet. Offenbar können aber nicht nur Männer nicht über Sex reden, sondern auch Frauen untereinander. Frauen sagen hingegen, sie könnten das Thema vortrefflich mit Männer besprechen. Zumindest mit einigen. Also ich rede hier von den heterosexuellen Beziehungen, zwischen Homosexuellen funktioniert es vermutlich genau so, wenn sexuelle Anziehung da ist. Also, was ein gutes Sexblog dann ausmache?

Ich neige schon zum Missionieren, ein gutes Sexblog sollte gesellschaftliche Relevanz haben. Und in dieser Rolle muss es natürlich auch mit Konventionen brechen, damit meine ich nicht mit esoterischem Ernst über sexuelle Phantasien zu schreiben, sexuelle Phantasien sind in diesem Kontext eher öde, die interessieren meist doch nur, wenn man konkrete sexuelle Handlungen verrichten will. Warum ich Slutever ein gutes Sexblog finde, ist, weil eine real existierende Frau über real existierenden Sex plaudert. So lässt sie sich nicht in sogenannte Schmuddelecken oder Szenen abdrängen, auch wenn sie natürlich in ihrer New Yorker Welt mit meist schönen, intelligenten und bisexuellen Menschen auch wieder in einer Blase lebt, aber vielleicht dennoch eine Art soziale Avantgarde, die eine Art Positivismus vorlebt, vielleicht ist es genau das, was ich daran mag, es drängt sich ein nachvollziehbares und greifbares Role-Model auf, eine junge Frau mit real existierendem Gesicht, die teils lustig, teils auch nicht lustig, und oft souverän Grenzen überschreitend über Sex redet. Dieses stilsichere Überschreiten der Grenzen. Immer darüber, aber nie in der Schmuddelecke.

Irgendwann beschlossen wir keine weiteren Biere mehr zu trinken und fuhren nach hause. Das Thema hat uns nicht losgelassen, wir haben noch im Taxi darüber geredet. Allerdings taten sich keine neuen Erkenntnisse mehr auf, vielleicht noch, dass auch ein heterosexueller Mann ein sogenanntes gutes Sexblog schreiben sollte, wegen dieser WHM-Perspektive, die für ein Role-Model vermutlich unerlässlich ist. Der Gedanke war aber noch nicht ganz ausgereift.

Ich habe ja immer Angst davor, dass wir irgendwann nicht mehr über Sex reden können. Die konservativen und unterdrückenden Gesellschaften erkennt man immer daran, wie verklemmt sie mit Sex umgehen. Kann ich nicht schlafen von sowas.

[pflege]

Etwa alle sechs Monate lese ich etwas über Roberto Bolaño. Jedes mal will ich ein Buch von ihm kaufen. Ich habe drei gelesen, aber ich will nicht Bücher aus Papier herumschleppen. Alle sechs Monate gehe ich auf Ebooks.de oder Amazon oder die anderen Händler. Nie gibt es deutschsprachige Ebooks von Roberto Bolaño. Alle sechs Monate setze ich mir einen Beschwerdehut auf, ziehe meine rechte Beschwerde-Augenbraue nach oben und schreibe dem Fischer Verlag eine Email. Wann man mit einem Ebook von Bolaños „2666“ rechnen könne. Alle sechs Monate bekomme ich eine Antwort. Die Antworten sind sehr ausführlich. Die Lizenzlage ist wohl nicht immer leicht. Manchmal wird mir geradeheraus mitgeteilt, dass Papierbücher ohnehin besser sind. Manchmal lese ich das nur am Tonfall heraus. Vor einigen Tagen schrieb man mir, dass es unter den Fischer-Lesern üblich sei, einen gesunden Mix aus Büchern und Ebooks zu pflegen. Das hat mir sehr gefallen. Einen gesunden Mix aus Büchern und Ebooks. Pflegen. Fast hätte ich einen Trend verpasst.

[physi]

Zum ersten Mal zur Physiotherapie gegangen. Ich bin es nicht gewohnt, von fremden Menschen angefasst zu werden. Ich stehe mit nacktem Oberkörper vor ihr, ziehe den Bauch ein und entschuldige mich für den Schweiß, ich käme gerade mit dem Fahrrad. Sie lächelt nicht sehr interessiert und ich so: ach klar, bin ja kein Sexualpartner. Den Bauch ziehe ich trotzdem ein, man weiß ja nie.

Ich lege mich auf die Liege und bin ganz aufgeregt. Ich sage: ich bin kitzlig. Mit schreien und so. Dann fasst sie mich an. Es geht aber gut. Sie knetet mich. Fünfzehn Minuten lang. Währenddessen führen wir eine nette Unterhaltung, ich erzähle ihr (natürlich) von meinem Bürojob und meiner schlechten Sitzhaltung. Ich fühle mich verpflichtet mit einer Physiotherapeutin über eine schlechte Sitzhaltung zu reden.  Es langweilt sie nicht im Geringsten.

Sobald die fünfzehn Minuten vorbei sind legt sie mir ein schweres und heißes Kissen auf. Es hat eine Form, die sich meinem Rücken anpasst. Ich weiß nicht, was mir geschieht. Sie dreht eine Eieruhr auf und sagt, sie habe mir jetzt ein Hitzekissen verpasst, ich könne nun zwanzig Minuten hier liegenbleiben, bist die Eieruhr klingle, und dann könne ich einfach gehen.
Sie verlässt den Raum und ist weg.

Dann liege ich da. Zwanzig Minuten vor mir. Mein Telefon außer Reichweite. Hölle.
Ich denke, ich denke, ich denke. Irgendwann merke ich, dass ich mit aufgestützten Ellbogen daliege. Zehn Minuten lang habe ich an mein Handy gedacht. Dann ist es mir zu blöd und ich schleiche mich hinaus.

[…]

So.

Jetzt bin ich aber wirklich lange weg gewesen. Fast zwei Monate. Der letzte Eintrag ist vom Anfang April. Man muss wissen, dass ich diese lange Liste rechts im Menü liebe. Den Menüpunkt [archiv], die großkotzige Liste der Monate, die ich schon im Internet schreibe, der knallharte Beweis, dass das hier schon ein finnischer Rockclub war bevor es überhaupt finnische Rockclubs gab. Muss ich mich täglich vergewissern. Wenn ich heute in den nächsten anderthalb Stunden nichts schreibe, dann wird diese Liste aber nicht um den Mai 2015 ergänzt. Schlimm das. Plagt mich schon die ganze Woche.

[final destination]

Der Flug sollte letzten Donnerstag um vier Uhr abheben. Wir waren in Amsterdam mit Freunden aus Italien zum Essen verabredet, ja zugegeben, ein bisschen grosskotzig vielleicht, aber warum nicht, wir wollten tatsächlich Freunde aus Italien für einen Tag in Amsterdam bei indonesischem Essen treffen und zwar  im Blauw am Amstelveenseweg, manche sagen, es sei der beste Indonesier der Stadt, andere sagen, es sei der beste Indonesier ausserhalb Indonesiens, wir waren schon letztes Jahr da und freuten uns schon sehr auf die Reistafel. Ich hatte einen Tisch für vier Personen um acht Uhr reserviert. Wir waren nur mit einem kleinen Koffer unterwegs, am nächsten Tag würden wir wieder zurückfliegen, ich fuhr praktisch mit den Händen in den Hosentaschen nach Schönefeld.

Nun hatten unsere Freunde aus krankheitsgründen kurzfristig abgesagt, K und ich entschieden uns aber trotzdem den Flieger zu nehmen, das Geld würden wir nicht zurücküberwiesen bekommen, also freuten wir uns auf das Essen und danach wollten wir in die Bierfabriek gehen und dann in einem nächtlichen Spaziergang an den Grachten zum Hotel laufen.

Wir waren viel zu früh in Schönefeld, wir setzten uns mit zwei Bieren an einen Tisch. K las ein Buch, ich hantierte mit dem Handy auf Facebook herum und las Nachrichten. Als es Zeit zum boarden kam, gingen wir zum Gate, schauten auf die Abflugtafel und da stand auf einmal nicht mehr 16:00 Uhr sondern 19:00 Uhr. Da wir nur diesen kleinen Koffer hatten, fehlte uns die große Geste, das schwere Gepäck enttäuscht abzustellen und zu fluchen. Wir standen daher einfach da und sagten „hm“.
Das war blöd. Wir fingen an zu rechnen. Flugzeit, Taxi, wir kämen frühestens gegen neun Uhr im Restaurant an, allerfrühestens, der reservierte Tisch war dahin und weil das Blauw immer voll ist, würden wir auch später kaum einen Tisch erhalten. Zudem kann es bei Flugverspätungen locker passieren, dass man noch eine halbe Stunde über Schiphol kreist, wir hätten keine Zeit gehabt uns aufzufrischen und das bisschen Gepäck ins Hotel zu bringen, wir würden gegen halb zwölf im Restaurant sein, da werden dort keine Speisen mehr serviert. Ich schaute auf mein Handy. In Amsterdam regnete es, Schauer, bei vier Grad und Wind. Auch am Tag darauf. Wir informierten uns. Das Flugzeug habe einen technischen Defekt, es müsse ein anderer Flieger aus Tel Aviv eingeflogen werden. Ich sagte, boah technischer Defekt, Regenschauer, die Krankheit unserer Freunde, das Essen im Blauw ist hin, das alles ist mir zu viel Omen. K sagte, wirst du jetzt etwa religiös. Ich sagte nein, aber nach dem ausgefallenen Essen kann nur noch ein Absturz kommen. Gut, zuerst kommen stinkende Sitznachbarn, danach erst der Absturz.
Wir zählten das Geld zusammen, das wir umsonst ausgeben würden, wir wiegten es mit der Wartezeit in Schönefeld auf, mit dem verpassten Essen, mit dem Schlechtwetter in Noord-Holland, mit dem Spaziergang, der keinen Spaß machen würde.
Kurz gesagt: wir schlenderten durch die Sicherheitsschleuse in die umgekehrte Richtung. Muss man auch einmal gemacht haben im Leben.

Doch wir waren im Urlaub. Wir fuhren in die Yorckstraße. Direkt. Nicht zuerst nach hause. Wir behielten das Gepäck bei uns, wir waren schließlich auf Reisen, wir fuhren mit der Sbahn zur Yorckstraße in ein indonesisches Restaurant, tranken indonesisches Bier und aßen indonesische Reistafel. Es war siebzehn Uhr. Wir blieben lange. Ich schaute auf mein Handy und studierte die Flughafenseite, ich wollte wissen, wie es mit unserem parallelen Schicksal aussah. Der Flieger hob dann tatsächlich um neunzehn Uhr ab. Stell dir vor, er stürzt ab, sagte ich, ich meine, wir sitzen hier in der Yorckstraße und unser Flugzeug stürzt ab, dann können wir sagen, dass wir nicht in den Flieger gestiegen sind, weil wir ein schlechtes Gefühl hatten. Die Medien machen Schlagzeilen daraus und die ganze Welt wird esoterisch. K sagte: dann kann ich eine Woche lang nicht mehr einschlafen. Kennst du Final Destination? Der Film in dem die Typen ein Flugzeug verpassen, das dann abstürzt? Wo dann das Schicksal zurückkommt und sie sich alle der Reihe nach holt? Alberner Film. Ja, alberner Film, war aber trotzdem gut. Ja, stimmt.
Was machen wir mit unserem Urlaub jetzt? Lass uns Morgen nach Potsdam fahren. Schlösser schauen. Und heute? Heute gehen wir ein paar Cocktails trinken. Oder wir gehen nach Hause und schauen diese neue Netflix Serie. Bloodline. Soll ja supergut sein.
Wir tranken ein paar billige Cocktails. Ich schaute immer noch auf die Flughafenseite. Du schaust immer noch auf die Flughafenseite, sagte K. Ich gestand, ich könne von meinem alternativen Schicksal nicht ablassen, es ließ mich nicht los, dass ich auf meinem Handy einer möglichen Gegenwart folgen konnte. Sobald das Flugzeug in Amsterdam gelandet ist, würde das Schicksal sich verlaufen, ich wüsste nicht mehr, was passieren würde, aber diesen Flug in dem ich eigentlich drin sitzen sollte, verfolgen zu können, verfolgte mich.

Das Flugzeug landete um neun.
Wir standen auf und fuhren nach Hause. Wir schauten Bloodline. Mehrere Folgen, bis in die Nacht. Zu allem Überfluss trinken sie in Bloodline Amstel Bier. Und Heineken. Ich habe noch nie Amstel in einem Film gesehen. Höchstens in holländischen Produktionen. Ich wusste gar nicht, dass außerhalb Amsterdams überhaupt Amstel getrunken wird. Sitzt man mal zuhause, während man in Amsterdam sein sollte, trinken die Leute im Fernsehen Amstel. Ich sagte, boah, das ist jetzt Final Destination, das Schicksal holt uns ein und zeigt uns Amstel Bier.

[Uh]

Gestern im Tik in der Boxhagener, Theater junger Radikaler, fünf wilde Frauen auf der Bühne, am Ende ziehen sie sich aus, Brüste, Po, ich weiß gar nicht wo ich hinschauen soll, verklemmt wegschauen geht nicht, interessierte Künstlermiene aufzusetzen ist heuchlerisch und so lächerlich, ich sehe Brüste und Po und denke tolle Brüste toller Po. Kunst. Billige Provokation.  Außerdem im Voyeurismus beraubt unter all den Leuten.

[wie das mit dem Trinken so ist]

Der Fragebogen der Bildungstrinker.

1. Was ist dein liebster Drink?
Das Pale Ale von Johannes Heidenpeters. Ein obergäriges, helles Bier, gleichermaßen stark blumig wie sehr bitter, ich könnte in sowas baden, wenn es nicht so schade drum wär.

2. Wann hast du das erste mal Alkohol getrunken?
Es wird immer diese Geschichte erzählt, wo ich als Vierjähriger mit den großen Männern auf der Alm beim Kegeln war. Ich war natürlich fürs Aufstellen der Kegel zuständig und durfte sonst nur zuschauen. Möglicherweise hat mich das gelangweilt, denn offenbar habe ich meinem Vater dann das Bier ausgetrunken. Der wunderte sich noch, dass sein Bier so schnell fertig war. Beim Gehen war ich dann der einzige der bleiben wollte. Ich war wohl sehr gut gelaunt.

3. Welchen Drink hast du am meisten bereut?
Ich würde nicht sagen, dass ich es bereue, schließlich kann mich zu wenig daran erinnern, aber es fühlt sich im Nachhinein etwas sinnlos an. Das war irgendwann Anfang der Neunziger, auf einer Wohnungsparty mit vielen Leuten und Punkmusik. Ich unterhielt mich nett. Dann reichte man mir eine volle Flasche Schwedenbitter und ich trank sie einfach aus.

4. Bar oder Kneipe?
Gibt es den Unterschied noch?

5. Champagner oder Schaumwein?
Prosecco.

6. Mit wem würdest du gerne trinken?
Mit Patricia Arquette. Und Julianne Moore. Und Emma Stone. Und Kate Winslet. Aber die trinkt nicht, glaube ich.

7. Bei wem würdest du gerne trinken?
Da war ich schon. Bei Sven Knoch. Wenn der den Stift niederlegt und seine Cocktails mixt.

8. Wie sieht deine Home Bar aus?

9. Beschreib deine Eiswürfel.
Das sind längliche Stäbe. Sieben Zentimeter lang, einen Zentimeter dick. Eigentlich total unpraktisch, sehen aber albern lustig aus.

10. Was ist deine Gin-&-Tonic-Empfehlung?
Ich habe keine wirkliche Vorliebe. Neulich in der Kreuzberger Markthalle 9 stand aber dieser Mann, der dem Tonic Chininsirup einrührte. Boah, ich sach euch.

11. Wie bekämpfst du deinen Hangover?
Schlafen. Und Wasser trinken. Ein bisschen Käse essen. Und schlafen.