Lesung auf der Elbinsel

Merlix und ich lesen heute schon dort wo es morgen cool sein wird. Damit ihr schonmal einen Blick ins neue Schanzenviertel werfen könnt, laden wir herzlich ein zur Lesung im Südbalkon in Wilhelmsburg.
Der Saal ist sehr klein, etwa dreissig Leute passen rein, eine sehr kuschelige und familiäre Atmosphäre ist daher garantiert.

Südbalkon, Veringstrasse 156, Hamburg-Wilhelmsburg.
Von S-Bahn Wilhelmsburg mit dem 13-er Bus in Richtung Veddel. Haltestelle Veringstraße (Mitte).

filmstöckchen

Alexander wirft.

1. Name a movie you have seen more than 10 times.
The Terminator (der erste Teil)

2. Name a movie you’ve seen multiple times in the theater.
Keinen.

3. Name an actor who would make you more inclined to see a movie.
Katherine Zeta Jones, aber nur wenn sie so aussähe wie in „Chicago“.

4. Name an actor who would make you less likely to see a movie.
Ohje, ganz viele.

5. Name a movie you can and do quote from.
The Terminator (der erste Teil): „Ich will deine Kleider“

6. Name a movie musical in which you know all of the lyrics to all of the songs.
Keinen.

7. Name a movie you have been known to sing along with.
Zurück in die Zukunft: „The Power Of Love“. Man hasst mich dafür.

8. Name a movie you would recommend everyone see.
No Mans Land

9. Name a movie you own.
höhö.

10. Name an actor who launched his/her entertainment career in another medium but who has surprised you with his/her acting chops.
Kennichnich.

11. Have you ever seen a movie in a drive-in?

12. Ever made out in a movie?
Das erste Mal, dass ich ein Mädchen ins Kino eingeladen habe. Alien II. Ich war heillos verliebt und ich konnte vor Aufregung tagelang nicht essen. Ich hatte sie im Kino, öhm, gefüßelt. Irgendwann bat sie mich freundlich, damit aufzuhören. Es täte ein bisschen weh.

14. Ever walked out of a movie?
oft.

15. Name a movie that made you cry in the theater.
Der zweite Teil von „L‘ auberge espagnol“.

16. Popcorn?
Mit Salz.

17. How often do you go to the movies?
Manchmal often, manchmal nicht so often.

18. What’s the last movie you saw in the theater?
Paris Je t‘ aime.

19. What’s your favorite/preferred genre of movie?
Kein Genre im Besonderen.

20. What’s the first movie you remember seeing in the theater?
Cinderella.

21. What movie do you wish you had never seen?
hm.

22. What is the weirdest movie you enjoyed?
The Sperminator. Ich habe die Handlung nicht verstanden.

23. What is the scariest movie you’ve seen?
The blair witch project

24. What is the funniest film you have ever seen?
hm.

Sher unspannend meine Kinokultur. Das Stöckchen geht nach Nürnberg. Zweimal. Und nach Düsseldorf

(nächste Gefühlsregung)

Diese kühle Art sexuell beraten zu werden. Die alte Dame, blondiertes Haar, goldene Ketten an Hals und Arm, als meine damalige Freundin und ich das erste Mal im Leben einen Sexladen betraten und verstohlen zwischen den Regalen schlichen. Wie uns die Dame professionell beriet, drei Plastikschwänze ihrer Wahl aus der Auslage nahm, sie mit Batterien fütterte und nacheinander einschaltete. Ihre erfahrene Hand, mit der sie fest das vibrierende Ding umklammerte, und meine Freundin dabei anblinzelte und sagte, fühl mal, der ist ziemlich fein, und ihr zum Vergleich auch die anderen beiden hinhielt. Ihre freundliche, doch wissenschafltiche Art über Lust zu reden, als sei es eine gewöhnliche Gefühlsregung wie Lachen, oder Traurigsein, mit Fragen die nicht auf Antworten warten, sondern in den Raum geworfen, ob man eher das schnelle Vibrieren bevorzuge oder ob man eher das Ding sich bewegen spüren wolle, und anschließend auf die verschiedenen Durchmesser im Regal weisen. Das alles immer mit einem etwas anrüchigem, doch freundlichem Lächeln.

Abrupter Szenewechsel. Anderthalb Dekaden später. Heute in meiner Lieblingsbuchhandlung. Die richtige Formulierung suchen bei der Frage nach Nancy Friday. Diese Bücher, von, wie hieß sie nochmal, Friday, die die die sexuellen Phantasien der Frauen in Interviews dokumentiert hat. Die Frage nach den Büchern hinstellen als ginge es um eine Studie, weil man sagt, „ich bräuchte mal“, auch wenn es in diesem konkreten Fall auch wirklich um eine Studie ging. Der sonst so freundliche Verkäufer, der nickt und sagt er wisse welche Bücher ich meine, mir dabei nicht in die Augen schaut und die Stimme senkt.

punkisdead

Nebenbei hänge ich halb erschlagen in meinem Leben herum, weil ich neue Musik entdeckt habe die so melancholisch fröhlich ist wie ein dicker Hammer auf den Hinterkopf. Und weil Blogs ohnehin nicht mehr Punkrock sind, weil Funpunk ja weniger schwer im Magen liegt, haben die Unkrocker fröhlich witzelnd das ›R‹ aus ›Radical‹ rausgenommen, weil es ja um die REvolution geht, weil man vom Ogo-Tanzen ja irgendwann auch Hunger kriegt und dann die Butter aufs Brot muss. Weil ich mich dafür vorwärmen will, mache ich heute Werbung für oben erwähnte Band: CocoRosie… [Seufzpause] [Komma] [und noch eine Seufzpause weils so schön ist].

Und nach der Seufzpause die Links dazu: [1] [2] [3]. Hach, ist das nicht toll?

Leider noch unbezahlt, da ich dem Produkt zu viel Leidenschaft entgegenbringe. Aber das kann sich ändern.

liebe unter schwierigen physikalischen Umständen

Sie sagte, es sei eine wunderbare Liebesgeschichte, ich solle das Buch lesen wenn sie damit fertig sei. Manchmal fand ich sie ein wenig verstimmt vor wenn sie auf dem Sofa saß und daraus las. Manchmal lachte sie. Und manchmal wirkte sie ein bisschen verliebt. Ich freute mich darauf es selbst zu lesen. Ich mag Liebesgeschichten sehr. Wenn sie im Bett liest, dann liest sie immer lange und manchmal wache ich verschwitzt aus wilden Träumen auf, und ich bin jedes mal ein bisschen glücklich wenn sie neben mir liegt und liest. Weil ich dann sofort weiß, dass der Alptraum ein Alptraum war und die Welt da draußen schlichtweg weiter geht. Doch in jener Nacht wurde ich wach weil ich ein merkwürdiges Gefühl hatte. Als ich die Ohren weit genug geöffnet hatte, vernahm ich ein Schluchzen. Erschrocken drehte ich mich um und ich fand eine zutiefst erschütterte junge Frau vor. Was los sei, wollte ich wissen. Ach nichts, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen, sie sei gerade mit dem Buch fertig. Und sie wolle nicht darüber reden. Es sei so traurig.

Diese Geschichte ist eine Geschichte über die Liebe als Liebe überhaupt, über Liebe und Zeit, Vergänglichkeit, über Sehnsucht, über Abwesenheit, über das Warten, darüber zu viel zu wissen, über das Beschützen der Gefühle, über ganz viel. Henry hat die etwas ungewöhnliche Eigenschaft sich in Stresssituationen unfreiwillig in Luft aufzulösen und willkürlich in einer anderen Zeit zu landen. Auf diese Weise lernt er Clare kennen, ein sechsjähriges Mädchen das in Zukunft einmal seine Frau werden wird. Anhand eines Tagebuches das er in der Zukunft von seiner Frau bekommen wird, in dem sie Datum und Uhrzeit seiner Besuche aufzeichnete, verrät er ihr jedesmal seinen nächsten Besuch und es entwickelt sich eine merkwürdige, geheime Verbundenheit die über die Jahre hinweg dazu führt, dass Clare den jungen Henry besucht, der noch nichts von seiner zukünftigen Ehefrau weiß. Sehr klug erzählt, kapitelweise oder Absatzweise mit dem Alter der Protagonisten und des jeweiligen Datums, anachronistisch, und doch so, dass die Geschichte von vorne bis hinten erzählt wird.
Ich hatte anfangs Bedenken, Liebe und Zeitreisen… Sie wissen schon. Als ich das Buch jedoch beiseite legte und erstmal furchtbar erschlagen war, dachte ich mir, dass man womöglich wirklich nur auf diese Weise über die Liebe als Liebe an sich schreiben kann wenn man die Liebe in ihrer gesamten Größe beschreiben will.

Die Frau des Zeitreisenden — Audrey Niffenegger (The Timetraveller’s wife)

Gut, es ist ein Bestseller, aber trotzdem: schöne Liebesgeschichten müssen weiterempfohlen werden.

endlich

Endlich haben wir es. Endlich haben auch wir im Schanzenviertel ein Café ohne Szene, ohne Einheitslook, ein Café das nicht irgendetwas sein will das es ohnehin nicht ist, neben all den neuen Kneipen deren oberstes Gebot es ist, untrinkbares Astra und Holsten einzuschenken, die Wände rot zu streichen und das Licht dermassen zu dämpfen, dass man nicht einmal mehr das explodieren der Lautsprecherboxen hören kann, finde ich es eine wahre Genutuung dieses Café zu betreten in dem man Nachmittags in aller Seelenruhe einfach ein Buch lesen kann oder Notizen aufschreiben während im Hintergrund, aus der Ferne, leise Gläser klirren, Teller scheppern oder die Kaffeemaschine mahlt und die Kellnerin in richtigen Kellnerkleidern — dezent elegant, ein bisschen altmodisch vielleicht, aber nicht spießig — einen Espresso bringt.

Ich rede hier nicht vom Café im Jesus Center, sondern vom neu eröffneten Frank und Frei in der Susannenstraße. Die frühere miefige Rockerkneipe an der Ecke. Es ähnelt jetzt einem Grand Café, es hat Spiegel, es ist wunderbar hell, und nach der Renovierung kamen richtige Säulen zum Vorschein. Ich kann da endlich neben alten Menschen sitzen, richtig alt und weisshaarig, die dort einfach eine Zeitung lesen, und wären sie an diese neue Situation schon gewöhnt, würden wir über Hartzvier und Herzpumpen debattieren, als säßen wir in Paris oder in Madrid, wo sich die ganze Gesellschaft in den Cafes die Zeit vertreibt. Beinahe wäre ich hier am Junge-schnelle-Leute-Koller gestorben, wirklich.

Es mutet noch ein wenig unsicher an. Noch scheint es mir, dass sich dort lediglich jenes Publikum hinwagt, das die Sonnenbrillenmode noch nicht verstanden hat und das Floradingsda fürchtet, und sich zur Sicherheit an einem neutralen Ort verschanzt. Aber bald ist es so weit, bald, wenn die Revolution kommt, werden wir alle dort sitzen, Rentner, Mütter, Studenten, Künstler, Blogger und wir werden bei französischen Rotwein Pläne schmieden, den König zu enthaupten.

pflanzung

In unserem Flügel befindet sich das Zimmer mit dem unmissverständlichen Namen Smoke. Unser Flügel ist der Flügel der Techniker, der Leute die sich berufsmäßig nicht rasieren müssen, der Flügel der Leute, die oft bis spät in die Nacht über ein schweißtreibendes Problem tüfteln. In unserem Flügel gibt es auch Männer in gepflegten Anzügen, viel Schale, wenn es darunter kriselt, viel Pflege, während darunter Erfolg und Angst verdunsten. In unserem Flügel arbeiten Männer – und eine Frau.
In allen Flügeln wurden jetzt Brandschutztüren eingebaut und seitdem bleibt die Luft in unserem Flügel hängen. In unserem Flügel riecht es jetzt nach Ziegenbock.

Es ist mir peinlich. So peinlich als würde man von einem Frauentrakt sagen es rieche nach Meeresfrüchten. Ich versuche zu lüften, erfolglos, der Bockgeruch sitzt in den Wänden, im Teppich, in der Nase, es ist ein markiertes Territorium.

Eine Kollegin kam heute in unseren Flügel und sagte, es rieche nach Frühling. Ich gebe zu nicht zu wissen in welcher Jahreszeit Böcke bockig sind.