die Missgeburt und der Arsch der es nie zu etwas bringen wird

Ach – das war eben das Pärchen, das neulich noch bei Michelina sass. Sie sassen sich gegenüber, er grosser Enddreissiger mit Ohrringen und Schnurrbart vor seinem Weizen (er hat zähnezeigend Whaitztztztzenn bestellt), sie blondgerührte Nutella-Dauerwelle, mit einem kleinen Bier (“kleines Bier bitte”). Er nannte sie Missgeburt, sie sei noch hässlicher und dümmer als ihre Mutter, und sowieso ihre Mutter, was für eine entstellte Sau, kein Wunder, dass so etwas wie sie (sowas wie Düüh) dabei herauskäme. Sie nannte ihn einen Arsch, einen miesen dreckigen Arsch der es niemals zu etwas bringen würde, nie, in seinem ganzen verfickten Leben nie. Sie sagte nochmal Arsch und nochmal Arsch, vervollständigte es wahlweise mit -Loch, ein Arsch der keinen mehr hochkriege, und mit hochkriegen meinte sie nicht den Arsch des Arsches, weil er ihr daraufhin versicherte, dass das kein Wunder sei, bei so einer hässlichen Missgeburt wie sie, im Haus.

Achja ach – das war eben das Pärchen, das neulich bei Michelina sass. Diesmal Hand in Hand bei der Sternbrücke.
Ich will gar nicht wissen wie er diese Sache mit der Missgeburt wieder geradegebogen hat.

jetzt ist die Welt in Ordnung

Auf den Tag an dem ich nach Berlin verschwind, und das ist irgendwann bestimmt, freue ich mich jetzt wie Butterbrot (?), weil ich jetzt weiss, was mich an Berlin immer gestört hat, weil ich vorhin auf einen Link geklickt habe, wie ich es sonst auch jeden Tag tuhe. Und doch war heute alles anders, weil das grosse Loch von dem ich nicht wusste, dass es klaffte, sich heute geschlossen hat, weil ich jetzt weiss was mir in Berlin immer gefehlt hat:

Die geplante, aber nie gebaute U-10.

Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung.

Hallo Hamburg (Völkerball)

Es ist nicht dert coolste Sport, und wie es scheint, haftet an den Leuten ein dermassen grausames Trauma, dass schon das blosse Nennen des Namens für mindestens drei schlaflose Nächte sorgt. Aber mal ganz ehrlich, haben wir uns nicht genug, einsam und verbittert, über die ewig kreisenden Joggingpfade gequält? Haben wir die Maschinen im Fintnesszentrum nicht immer schon als emotionslose Roboter verachtet, an denen unser Schicksal, wegen unseres hart erarbeiteten Bürostuhljobs, leidergottes hängt, und baumelt wie an einem Strick? Haben wir den Fussball nicht verdammt als ollen Prollensport, und Volleyball als Schnepfenball?
Ich habe zwar noch nie gejoggd und noch niemals Stepmaschinen malträttiert, aber egal, dies ist eure Chance alte Kindheitstraumen zu verarbeiten und euren sportlichen Unmut zu verjagen, und in geselliger Runde, so richtig mit echten Menschen und Teamgeist, Völkerball zu spielen.
Und zu guter Letzt, mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% endlich auch mal ein richtiger Sieger zu sein.

Völkerball. Am Sonntag um 16Uhr im Schanzenpark. Treffpunkt an der Tischtennisplatte bei der Boule-Bahn. Eingang an der Schlumpseite.

Wir spielen nach den Regeln in Wikipedia. Lokale Besonderheiten können nach Absprache mit der VIFA (Völkerball-fifa, sprich: mich. Sorry, ich weiss, der war schlecht) gerne in die Regeln aufgenommen werden. Und vergesst nicht ein extra Kleidungsstück mitzunehmen, um die Spilefeldgrenzen zu setzen. Nehmt mit wen ihr wollt, die Spielerzahl ist unbegrenzt. The more the merrier.

südtiroler im Exil

STOL: Wie ging es dann weiter?

Ich referiere ein wenig Curriculum Vitae, drüben bei Südtirol Online. Als Willkommenstexte wollte ich ein paar Südtirolspezifische Texte verlinken, beispielweise den hier oder vielleicht den hier, komme dann aber darauf, dass beide Texte nur vom Weggehen aus den Bergen erzählen. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, etwas erfreulicheres ins Netz zu stellen: Meine Katastrophenknödel von letztem Samstag.

Liebe Landesgenossen, liebe Freunde der guten Küche, so sehen echte Südtiroler Knödel in Exil aus (meine Gäste verzehrten den Matsch mit Fassung):

Exilknödel

wenn ich eine Frau wäre

Wenn ich eine Frau wäre, dann wäre ich eine charmante, gutaussehende, intelligente, humorvolle, verständnisvolle und geschmackvolle Frau. Ich würde kurze Röcke tragen, weil ich selbstverständlich schöne Beine hätte, die ich jeden Tag in andere Strümpfe kleiden würde, wahlweise rot und schwarz und grün und Netz und an Tagen der besonders guten Laune mit barocken Verzierungen an den Knöcheln. Ich hätte den Schlampenblick einer nimmersatten Nymphomanin und gleichzeitig den liebevollen Blick einer Gottesmutter, weil ich im Bett ein Luder wäre und in der Küche eine wunderbare Mutter und Hausfrau. Ich wäre natürlich unsterblich in den grossartigen Mequito verliebt, schriebe ihm täglich ein Liebesbekenntnis, würde mich mehrmals pro Tag an ihn heranschleichen, mein französischstes aller französischen Gesichter aufsetzen, die Oberlippe zu einem Schmollmund geformt, das Kinn gesenkt, die Augen weit offen und ihn fragen: “Liebster Mequiteaux, darf ich Dir einen blasen?”. Er würde mich liebevoll anlächeln und sagen “Schon wieder?” und ich würde ihm antworten “Ja bitte, ich habe das Bedürfnis Dir nahe sein”. Ich würde seine kleinen Makel als charmante Eigenheiten belächeln und seine grossen Makel – die würde er einfach nicht haben. Er doch nicht. Und ich würde es ihm verzeihen, wenn er auf meinen Hintern starrt während ich dürftig bekleidet durch die Wohnung stakse, mein Hintern, mein Hintern, wäre ich eine Frau, dann wäre ich von oben bis unten Hintern. Hintern mit Beinen und Armen und ein Gesicht so zuckersüss wie kaltgeschleuderter Imkerhonig. Mit Schlampenblick.

Ohje, wenn ich ne Frau wäre…

Dann würde ich auf meinem Fahrrad wie eine Dame durch den Wind fahren, dezent und hochgeschlossen. Mein knappes Röckchen würde alle Männeraugen auf mich schielen lassen. Mein weisses Fahrrad, das mir mein Liebster geschenkt hat, und weiss gestrichen, weil er wollte, ich reite es wie ein weisses Pferd, ach mein Liebster. Und wenn das Fahrrad kaputt, dann verspräche er mir, es sofort zu reparieren, ich würde ihn lieben, auch noch, wenn er es vergässe, drei Tage, vier Tage, fünf Tage, meine Liebe würde nicht verschwinden, aber ich muss zugeben, ich würde ein wenig von dem Chlormittel in die Pasta verrühren, ein bisschen nur, er soll ja nicht merken, wie Scheisse ich das von ihm finde, er solle nur ein bisschen leiden, ich leide ja auch, ein bisschen. Und die Socken, ich mag ja wirklich alles von meinem Liebsten, auch seine herumliegenden Socken, diese jedoch weniger, gebe ich zu. Wenn er einmal nicht hingucken würde, dann träte ich mit den blitzenden Spitzen meiner zwölfzentimeter-Absätze auf den übelriechenden Sockenhaufen herum, nochmal und nochmal, bis ich den Stoff unter meinen scharfen, stählernen Stöckeln reissen spürte. Er würde sich wundern, seine Socken hätten früher immer länger gehalten, ob vielleicht eine unheilvolle Mottenplage über uns hernieder käme, ob ich nicht mal nachschauen könne. Ich würde ihm sagen, jedes Loch in meinen Kleidern brächte mich näher zu ihm, ich trüge jedes Loch für ihn mit Liebe. Darauf würde er empört die Stimme erheben: “Löcher gut, aber doch nicht in meinen Socken!”, und er würde mich anlächeln und mir sagen, ich solle ihm seine Socken doch nähen, das habe seine Grossmutter schliesslich auch immer getan, ich könne das bestimmt gut, mit meinem Talent, wo ich mir sogar Korsagen selbst nähe, und ich würde strahlend lächeln, und erwidern: “ich liebe Dich”, und würde nachts aus dem Bett steigen um auf das Grab seiner Grossmutter zu spucken und die Blumen zu zertreten. Der linke Absatz meiner neuen Schuhe, meiner neuen roten Schuhe, die mit den Schleifen an der Seite, würde dabei brechen, und ich würde fluchen, ich würde die Welt verdammen, meinen Liebsten, seine Grossmutter, und die verdammte ganze Welt. Und ich würde in die Gartenlaube gehen, mir eine Axt holen und ins Schlafzimmer zu meinem Allerliebsten stampfen – und weit ausholen.

so schön war es in Hrvatska

Es war der sinnbildliche Pfeffer, und es fällt mir schwer, alle Tagebuchnotizen von Papier auf die Tastatur zu übertragen. Nach drei Minuten habe ich aufgehört. Da will man ja gleich wieder weg.

Deshalb gibt es nur meine üblichen misslungenen Bilder. In den Kommentaren.

Shoppingtime: Kaffee.Satz.Lesen Anthologie ist da

Die Nachricht ereilte mich im Urlaub, deshalb jetzt erst. Alle Texte der Hamburger Lesereihe Kaffee.Satz.Lesen Nummer 13-31, gibt es nun gedruckt und mit nummerierten Seiten zu kaufen. Inklusive einer meiner Texte, das erste Mal zwischen richtigen Buchdeckeln.

Alle Infos und Alles hier.

Mein grosser Dank geht an die Rederei Hamburg, dem Mairisch Verlag und allen Beteiligten, die so viel Zeit und Schweiss in die Realisierung dieses Buches gesteckt haben. Ich verneige mich.

Lesung in Wien

In der Stadt in der immer Herbst ist, mit meinem Glaubensbruder, der immer Wien ist, und der Madame deren Geschichten nach Novemberregen riechen, und die grossartige Frau Engl, und die fabulöse Lyssa, die beide bestimmt auch irgendwas herbstliches an sich haben, wenn wir lange danach suchen.

Ach, wie freue ich mich darauf, mich in Wien endlich mal nützlich zu machen, und den Wienern Geschichten vorzulesen. In der, oha, Herbststrasse. 37. Elfsechszig Wien.

Gibt es Wiener die hier mitlesen?

Update fr. 15.09.: Das ganze ist eine Kooperation zwischen Modeste Entertainment und Twoday.net.

Wiener Herbstlesung