[Mo, 4.12.2023 – Shoppen]

Ich ging shoppen. Eigentlich suchte ich Hosen, schicke Jogpants, die man im Büro tragen kann. Vor einigen Jahren fand ich ein richtig gutes Modell von der Wormland Eigenmarke. Guter, elastischer Stoff, sie sieht nicht nach Sporthose aus, sie ist aber bequem wie eine solche, ausserdem passt sie sich perfekt meinen Beinen an. Davon kaufte ich gleich 5 Stück. Letztes Jahr bestellte ich noch einmal drei.
Da ich neue brauche, ich sie online aber nicht mehr finden konnte, ging ich heute zu Wormland in die Mall am Leipziger Platz um nachzusehen, was mit der Hose los ist. Ich hätte es ahnen können: diese Hose wird nicht mehr produziert. Stattdessen gibt es ein Nachfolgemodell mit einem ähnlichen Konzept. Eine Jogginghose mit Bügelfalte. Die Idee gefiel mir, aber in der Umkleidekabine erkannte ich sofort die verschiedenen Mängel. Zum einen ist der Stoff seltsam glänzend, es wirkt wie billiges Polyester und die Hosentaschen beulen unglücklich nach vorne aus. Ich kann das mit den Hosentaschen nur schlecht beschreiben. Sie beulen vorne aus, bzw sie werfen eine grosse Falte vorne im Schritt, über die ganze Breite. Das kenne ich auch von schlechtsitzenden Anzugshosen.

Deswegen kaufte ich zwei Strickjacken. Strickjacken machen mich schlank und etwas sportlich. Im Laden vorm Umkleidekabinenspiegel sahen die ungemein cool aus. Als ich sie zuhause anzog, sah ich aber aus wie ein Onkel.

[So, 3.12.2023 – es ist kalt, Heimsieg, Tombola]

Wahrscheinlich wird das heute das letzte Heimspiel des Jahres für mich gewesen sein. Gegen Mittag fuhr ich ins Olympiastadion zum Spiel gegen Elversberg, dem Aufsteiger aus der saarländischen Provinz. Der Gästeblock war ziemlich leer, aber für ein 8000-Einwohner Dorf war das ziemlich viel. Es waren mehr Gästefans vor Ort als wenn man gegen Wolfsburg spielt.

Die Temperatur hatte sich bei minus zwei Grad eingependelt. Dummerweise kam ich frisch aus der Dusche und ich hatte mich nicht richtig zwischen den Zehen getrocknet, deswegen blieben meine Zehen den ganzen Tag über kalt. Ich habe nie kalte Füsse. Nie. Es ist ein komisches Gefühl.

Ich habe eine wirklich gute Winterjacke. Ich sehe darin zwar nicht gut aus, aber sie hält ungemein warm. Und wenn ich einen warmen Rumpf habe, ist das andere nebensächlich. Eine dezente Mütze ist gut und natürlich warme Schuhe, mit trockenen Füssen.

Das Spiel gewannen wir unerwartet hoch. Elversberg spielt erfolgreicher als wir, entsprechend stehen sie auch vor uns in der Tabelle, aber wir gewannen wie aus dem Nichts mit 5:1. Ich habe noch nicht ganz verstanden, wie das passieren konnte, aber ich verstehe die Spiele in der Kurve auch nicht so gut, ich muss mir nachher immer noch Teile des Spiels auf dem Bildschirm ansehen.

Zu 17 Uhr begab ich mich mit Freunden in ein Restaurant in Charlottenburg, zur Weihnachtsfeier unseres Fanclubs. Wir hatten dort einen Teil des Restaurant gemietet. Es gab ein Buffet und wir hielten eine Tombola ab. Ich hatte Lose dabei, weil Hertha uns Geschenke zugeschickt hatte, die wir auf der Feier verlosen würden. Leider kam das Paket nicht an, obwohl die DPD das Paket als zugestellt gemeldet hat. So hatten wir nicht viel zu verlosen. Weil wir das vorher wussten, brachten einige Menschen Geschenke mit Herthabezug mit. Originalverpackte Tassen und ein noch verschweisstes Puzzle unserer Mannschaft aus der Saison 2009/2010. Die Geschenke waren eher mittelmässig, aber lustig war es dennoch.

[Sa, 2.12.2023 – Irland, Tromsö, Schwan]

In unserem Haushalt wird gerade viel The Pogues gespielt. In einer Whatsappgruppe von ehemaligen Freunden aus Südtirol schicken wir uns Links, sogar auf Arte wird das Programm geändert und sie zeigen eine Doku über Shane MacGowan mit dem Titel „Mein Leben mit den Pogues„. Die muss ich mir in den nächsten Tagen ansehen.
Wir hörten damals offenbar alle the Pogues.
Einer der Freunde in der Gruppe ist Alan. Ich bezeichnete ihn damals als meinen besten Freund. Er wohnt seit fast 30 Jahren in Irland, in Galway, er ist Berufsmusiker und er schrieb in den Chat: wenn er damals als Teenie nicht the Pogues gehört hätte, würde er heute nicht in Irland leben.
Ja, so geht Schicksal. Es ist ganz einfach eine Folge von Ereignissen.

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Es gibt jetzt eine Direktverbindung von Berlin nach Tromsö. Wollte ich nur sagen. Über Eurowings. In einigen Wochen folgt auch Norwegian mit dieser Verbindung.

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Am Abend traf ich meine österreichischen Nachbarn beim Parkeingang. Unsere Hunde mögen sich, also liefen wir ein Stück gemeinsam. Dann sahen wir ein Auto in den Park auffahren, es hatte die üblichen, aufgemalten Streifen. In der Dunkelheit konnten wir nicht erkennen ob es die Polizei oder das Ordnungsamt war, aber in beiden Fällen würde es Leinenpflicht bedeuten. Wir riefen also unsere Hunde zu uns, leinten sie an und liefen unauffällig in die andere RIchtung. Dann merkten wir aber, dass die etwas anderes im Sinn hatten, als Leinenpflichtsünder zu schnappen. Die Uniformierten stiegen mit einer weissen Decke aus dem Wagen aus und dann sahen wir auch den Schwan. Offenbar befand sich ein Schwan im dunklen Park.
Ich bin ja froh, dass unsere Hunde das Tier nicht aufgespürt hatten.

Wir schauten der ganzen Aktion etwa eine halbe Stunde lang zu, in der Zeit schafften sie es nicht, den Vogel einzufangen. Der Unterhaltungsfaktor war eher gering, aber es war schön, im Schnee zu stehen und zu quatschen, während die Polizei versucht, einen Schwan zu fangen.

[Do, 30.11.2023 – Shane]

The Pogues prägten schon sehr früh meinen musikalischen Geschmack. Meine musikalische Entwicklung zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr ging so: Mozart -> Pink Floyd -> Iron Maiden -> Sex Pistols -> The Pogues -> Nick Cave & The Bad Seeds. Seitdem habe ich mich musikalisch nicht mehr sonderlich weiterentwickelt.

Ich hörte damals ausschliesslich Punkrock, bereits als Teenie setzte ich meinen Lebenslauf auf ein stumpfes Gleis und die Band um Shane MacGowan produzierte diesen romantisch-wilden Folkpunk Sound, der mich auf meiner holpigen Fahrt begleiten sollte. Dieser blasse Typ mit den Zahnlücken und den abstehenden Ohren, der eigentlich immer mit einem Drink abgelichtet wurde, am liebsten hätte ich selber abstehende Ohren und schlechte Zähne gehabt.

Jetzt ist Shane MacGowan tot. Ein irischer Lebenslauf. Die meisten irischen Dichter starben am Alkohol und deren Folgen. Shane wurde immerhin 65. Es wirkt aber nicht tragisch. Von aussen betrachtet, erweckte er sogar den Eindruck bis zum Schluss irgendwie Freude zu haben. Jetzt tritt ein grosser Romantiker ab. Danke für alles.