[Mo, 18.11.2024 – Fotos, Fede, zurück aus Seattle]

Wegen der Arbeit an der Novelle googelte ich viele der damaligen Wegbegleiterinnen. Die meisten sind unauffindbar, von vielen weiss ich aber schlicht nicht den Familiennamen. Heute sortierte ich die alten Fotos, dabei gab es ein paar sehr schöne Fotos von Jochem, Roos, Bonita und Federica. In der Novelle heissen sie anders. Von Jochem weiss ich, dass er sich einer Sekte angeschlossen hat, von Bonita und Roos kenne ich nicht den Familiennamen, aber ich fand Federica auf Facebook. Sie war eine italienische Erasmusstudentin aus Bologna und wohnte für etwa ein Jahr in unserem Haus an der Lange Nieuwstraat. Wir waren sehr freundschaftlich verbunden, verloren uns aber aus den Augen, als sie wieder nach Italien zog. Sie ist mittlerweile verheiratet und lebt in Mexiko. Also fügte ich sie kurzerhand auf Facebook hinzu und sie antwortete mir sofort mit der Frage ob ich ein Hellseher sein. Sie sei nämlich gerade in Europa und käme am Donnerstag nach Berlin.

Jetzt werden wir uns natürlich treffen. Besser noch: nächste Woche fährt sie weiter nach Utrecht und dort trifft sie Bonita. Jetzt werde ich doch noch meine Fotos los. Vielleicht kann ich sie irgendwo schön auf Papier ausdrucken. Ich muss diese Woche ohnehin in den Copyshop um ein altes Fotos unseres Hauses in Schweden auf Papier zu bringen.

Federica ist mittlerweile geschieden, danach wurde sie Witwe und jetzt hat sie aber wieder einen Freund. Wie sie diese Kette an Beziehungen aufzählte. Und sich selbst als Witwe bezeichnete.

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Gegen 6 Uhr landete meine Frau am Flughafen. Ich holte sie am Ostkreuz ab. Zuvor hatte ich den ganzen Tag die Wohnung geputzt.
Wir öffneten uns Biere und schauten Fotos an, danach bestellten wir uns eine Pizza und schauten die erste Folge „The Killing“, die ja in Seattle spielt. Ein Soft Landing für meine Frau. Danach waren wir müde.

[So, 17.11.2024 – Hertha MV, Xodus]

Den ganzen Tag auf der Hertha Mitgliederversammlung verbracht. Stefan Uersfeld hat auf n-tv sehr gut zusammengefasst, was da passiert ist.

Vorweg hatten wir uns im Fanclub auf 7 Kandidaten geeinigt, die wir unterstützen werden. Fabian Drescher für das Präsidentenamt und Anne Noske als Vizepräsidentin, sowie fünf weitere Kandidaten für das Präsidium. Es ist dann genau so gekommen. Genau diese sieben Kandidatinnen werden jetzt unseren Verein führen. Ich sollte schnell einen Lottoschein erwerben.

Allerdings schienen die Kandidaten für das Präsidentenamt eher Protagonisten in einer Clownshow zu sein. Der lauteste Bewerber, der sogenannte Turnschuhmillionär fuhr bereits seit Wochen eine schrille Kampagne mit hunderten Unterstützern, die am Stadion Hochglanzflyer verteilten während er selber in den Medien gegen das derzeitige Präsidium keilte und von Investoren schwadronierte, die er an der Angel habe.
Nach der Auslosung der Stimmzettel erhielt er genau 17 Stimmen. Von fast 4000. Ich glaube, sogar sein Wahlkampfteam bestand aus mehr als 17 Mitgliedern.

Der ernsthafteste Konkurrent war ein Unternehmer. Ich fand es erstaunlich, wie dilettantisch er auftrat. Er verrannte sich mit jedem Satz, wedelte mit einem Umschlag, in dem der Namen von 5 Unternehmen aufgelistet stünden, die bis zu 100 Millionen in den Verein stecken wollten, sollte er Präsident werden.
Das wurde alles abgewatscht. Niemand will Investoren, niemand will vermeintliche Heilsbringer, die mit Umschlägen wedeln. Immerhin erhielt er etwa 500 Stimmen.

Letztendlich siegte unser favorisierter Kandidat mit 85% der Stimmen.

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Gestern noch schrieb ich über Twitter und dass ich wegen der internationalen Accounts, die fast alle noch auf der Musk-Plattform geblieben sind, dort noch an einem Account festhalte. Heute berichtete mir meine Frau aus Seattle, dass Twitter dort seit einigen Tagen ein Riesenthema sei und nun viele Accounts wegziehen würden. Das Phänomen hat schon einen Namen und nennt sich „Xodus“. Die meisten gingen zu BlueSky. Stephen King ging allerdings zu Threads.

Vielleicht mache ich wieder mehr auf Social-Media. Allerdings war Twitter nie ein Tool, mit dem ich gerne kommunizierte. Ich empfand mich mit jedem Tweet als Aufmerksamkeitsheischend. Das funktioniert für mich nicht. Obwohl ich die Kurzform als Stilmittel sehr mag. BlueSky wird daran wenig ändern.

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[Sa, 16.11.2024 – Propaganda, Titel, Rammeln]

Ich habe noch einen geheimen Twitteraccount. Die meisten Leute sind nach der Musk-Übernahme schliesslich dort geblieben. Vor allem die internationale Crowd, aber auch meine Fussballblase. Deswegen gibt es dort immer noch ab und zu relevante Informationen, auf die ich Zugriff haben will. Das kann sich jetzt natürlich ändern, wo Musk und Donald in ihrer Bromance vereinigt, verliebt in die Kameras strahlen.

Jedenfalls folge ich mit meinem geheimen Account einem einzigen weiteren Account und zwar dem Postillon. Irgendjemanden muss man schliesslich folgen. Trotzdem schickt mir Twitter täglich Benachrichtigungen von sogenannten relevanten Accounts oder von relevanten Tweets. Elon Musks Tweets waren fast jeden Tag dabei. In den Tagen vor der US Wahl auch von Donald J.
Kann mir keiner sagen, dass das Zufall ist.
Vor der Wahl ertrug ich das noch. Die nächsten 4 Jahren werde ich mir diese Propaganda nicht geben. Benachrichtigungen sind jetzt aus. Und hoffentlich ziehen jetzt alle zu Bluesky oder Mastodon.

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Für die Novelle fehlt mir noch der Titel. Der Arbeitstitel war „Wie das am Springweg so war“, das gefiel dem Lektor allerdings nicht. Er schlug etwas Bildliches vor, woraus man den Inhalt der Geschichte ablesen könne. Vielleicht einen Titel mit einem Untertitel. Es wurde dann „Rauch und Staub – Wie wir das alte Spukhaus in Utrecht besetzten“. Da gefiel ihm der „Rauch und Staub“-Part nicht. Mir auch nicht so. Seine Vorschläge „Springweg brennt“ oder das niederländische „Springweg blijft“ mit dem obigen Untertitel gefallen allerdings mir nicht. Ich muss noch darüber nachdenken.

Morgen ist erstmal Mitgliederversammlung bei Hertha. Es steht wieder eine wichtige Wahl an. Wir wählen einen neuen Präsidenten. Es ist wieder eine Kampfabstimmung, deswegen muss ich hingehen. Dazu vielleicht ein andermal mehr.

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Am Abend war ich bei ehemaligen Kolleginnen zum Abendessen eingeladen. In Wilmersdorf. Meine Anfahrtszeit dauerte eine Stunde. Als ich das Haus um 17:30 verliess war bereits tiefe Nacht. Dafür war es immerhin ein sehr unterhaltsamer Abend bei sehr netten Menschen. Meine Hündin bekam ein Kissen zum Rammeln. Sie ist gerade läufig und das äussert sich bei ihr, indem sie phasenweise ziemlich obsessiv ihr Bettchen rammelt. Da sie gestern dabei war und auf einmal etwas rastlos wirkte, fragte ich die Gastgeberin, ob sie ein altes Kissen hätte, das die Hündin berammeln könne. Sie hatte eines und gab es der Hündin. Diese schien erleichtert und legte sofort mit dem Rammeln los. Leider war das Kissen nach ein paar Stunden zerstört.

[Fr, 15.11.2024 – So. Erstmal ins Bett]

Der Tag lief nach dem Schema der letzten beiden Tage ab. Aufstehen, Gassi, Textarbeit, Gassi, lesen, essen. Nur den Film übersprang ich heute. Am späten Nachmittag erhielt ich nämlich das Feinlektorat der Hausbesetzernovelle von meinem Lektor zurück. Das wird der finale Wurf. Nach dem Essen setzte ich mich sofort an den Text und arbeitete an den Korrekturen. Das dauerte bis nach Mitternacht.

So.

Jetzt ist der Text fertig.

Erst mal ins Bett.

[Do, 14.11.2024 – Ohr, Tagesabläufe, noch mehr alte Fotos]

Ich habe mir irgendwas im rechten Ohr eingefangen. Am Mittwochmorgen wachte ich auf, weil ich mir im Schlaf ständig am Ohrausgang kratzte. Es hat sich etwas entzündet. Ob das nun von innen kam oder mein Kratzen der Auslöser war, vermag ich derzeit nicht zu sagen. Ich glaube, es ist eine interne Entzündung, da es mich auch allgemein herunterzog. Als hätte ich einen kleinen Infekt.

Ich machte an beiden Tagen auch kaum etwas. Es ist ein vorprogrammierter Ablauf: Morgens stehe ich auf, trinke einen Kaffee, überarbeite den Blogtext, gehe mit der Hündin raus, danach frühstücken wir beide, dann spreche ich den Blogtext ein, stelle ihn online und danach arbeite ich an der Superheldengeschichte weiter. Gegen zwei gehe ich wieder mit der Hündin raus. Meist treffe ich irgendwelche Hundebekanntschaften. Gestern traf ich die Besitzerin von Frieda. Mit der kann man gehaltvoll plaudern. Das ist ganz komisch. Keine gehaltvollen Diskussionen, sondern gehaltvolle Plaudereien. Weil wir so gehaltvoll plauderten, nahm ich einen längeren Umweg mit ihr. Sie musste zur Post. Danach liefen wir den ganzen Weg zurück.

Derzeit bin ich sehr froh über Menschen mit Hündinnen oder kastrierten Rüden. Meine Hündin ist läufig, sie befindet sich sogar in den kritischen Stehtagen, ich kann also nicht normal in den Park gehen, sondern schleiche mich über die Bürgersteige des Kiezes. Die Hündin hat daher wenig Kontakt zu anderen Hunden, sie freut sich dann immer ungemein, wenn sie bekannte Hündinnen sieht. Mit Frieda geht das gut, weil sie, wie der Name sagt, ein weibliches Tier ist.

Als Strohwitwer ging ich früher immer abends aus. Mittlerweile gehe ich um 22 Uhr ins Bett. Immerhin schaue ich Filme, die meine Frau sonst nie sehen will. Beispielsweise Science Fiction oder deutsche Sachen. Ich schaute u.a. „Contact“ mit Jodie Foster. War OK. Die darin aufgeworfenen Lebensfragen zwischen Glauben und Wissenschaft interessierten mich aber weniger. Die Hündin mochte dieses laute, pulsierende Geräusch der Alien-Nachrichten aber nicht. Ich musste während dieser längeren Passagen die Lautstärke herunterdrehen, weil sie den Fernseher anbellte.

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Noch mehr alte Fotos. Früher trug ich immer grosse Ohrringe. Jetzt fällt es mir wieder ein. Und meine letzte Utrechter Wohnung. Die habe ich so geliebt. Sie bestand nur aus einem Zimmer, aber dieses grosse Fenster, das riesige Hochbett und der kleine Balkon. Ich fühlte mich selten irgendwo dermassen zuhause. Kurz darauf zog ich nach Madrid in die deprimierendste aller meiner Wohnungen. Ich schaute ein Jahr lang durch das kleine Fensterloch auf diesen Schornstein. Aber die Gerüche aus der Küche in den darunterliegenden Wohnungen, die waren immer super.

[Di, 12.11.2024 – Seattle, alte Fotos]

Am Morgen brachte ich meine Frau zum Flughafen. Sie wird für eine Woche in ein herbstlich verregnetes Seattle fliegen. Sie fragte, ob sie mir etwas mitbringen soll. Seattle hat wirklich grosse Sachen hervorgebracht. Die kann man aber alle nicht mitbringen. Angefangen bei der Musik mit Nirvana, Soundgarden, Alice in Chains, so wurde auch Jimi Hendrix hier geboren, auch die allseits unbeliebten Wirtschaftsmonster Starbucks, Microsoft und Amazon wurden in Seattle gegründet. Womit ich Seattle aber bis in alle Ewigkeit verbinden werde, ist die Serie „The Killing“ mit der fantastischen Mireille Enos, wie sie vier Staffeln lang mit ihrem Polizeipartner Joel Kinnaman in einem Auto sitzt, während es draussen regnet. Als die letzte Folge endete, hatte ich das Gefühl, dass mir ein Stück Leben genommen wird.

Meine Frau schlug mir vor, dass wir nach ihrer Rückkehr die ganze Serie noch einmal schauen. Es ist der perfekte Stoff für Herbstwochenenden.

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Am Nachmittag suchte ich nach alten Fotos von jener Zeit in der wir dieses alte Spukhaus besetzten, von dem meine Novelle handelt. Ich fand eine ganze Reihe Fotos vom Haus, vom Brand, von den Menschen. Ich fand auch viele andere Fotos aus jener Zeit. Auch Fotos von der belgischen Freundin, von der ich neulich schrieb und Briefe, vor allem die Briefe von meiner Schwester, die damals in Wien lebte. Und viele Postkarten. Auch Briefe von einer jungen Frau aus Slowenien. Wir hatten uns in Venedig kennengelernt, gefeiert und ineinander verliebt. Dann schrieben wir uns ein paar Monate lang Briefe und vergassen einander schliesslich. So ging das mit dem Verlieben.

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Das Foto nach dem ersten Brand macht sich eventuell sogar als Buchcover gut:

[Mo, 11.11.2024 – Nach Göteborg pendeln, Lindner]

Ohne Telefon aus dem Haus gegangen. Ich fühlte mich total nackt und hilflos. Dennoch blieb ich stark und ging nicht zurück ins Haus. Hat prima geklappt.

Am Nachmittag hatte ich ein Gespräch mit einem Headhunter aus England, der für eine schwedische Firma aus Göteborg einen CTO sucht. Er sucht europaweit. Die Firma bevorzugt aber jemanden aus Göteborg, Berlin oder Barcelona. Ich fände es durchaus reizend, zwischen Berlin und Göteborg zu pendeln. Im Sommer könnte ich einfach in unserem Holzhaus wohnen und im Winter auch manchmal. Ich würde sehr gerne wissen, wie sich dort im Winter lebt. Mit der Frau des Cousins meiner Frau bin ich über Instagram befreundet. Sie versprach mir, einmal im Monat auf ihren Spaziergängen, Fotos vom Haus zu machen. Sie wohnt ja nur zwei Kilometer flussaufwärts. Zumindest vom März bis November. Im Winter wohnen sie beide in Göteborg, aber sie sind wochenends offenbar trotzdem immer da.

Nächste Woche Montag höre ich mehr über den Job. Als Typ mit einer schwedischen Frau, der zwei oder drei Wörter schwedisch spricht und gerne nach Göteborg pendelt, habe ich vielleicht Chancen in die engere Auswahl zu kommen. Der Inhalt des Jobs wäre mir fast schon egal.

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Die Bundestagswahl wird vermutlich im Februar stattfinden. Vielleicht bin ich bis dahin ja deutscher Staatsbürger. Hoffentlich ist mein Antrag bis dahin durch. Sonst werde ich Christian Lindner dafür verantwortlich machen. Ich kann Christian Lindner aber auch für andere Dinge verantwortlich machen, wenn es sein muss.

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F’Hain:

[So, 10.11.2024 – Erzählen, Auswärts]

Gestern verlinkte ich einen alten Text über meine belgische Freundin und mir. Der Text ist 18 Jahre alt. Damals, als ich ihn veröffentlichte, erregte er viel Aufsehen und wurde von zahlreichen Blogs und Portalen verlinkt. Später wurde ich wegen des Textes auf Lesungen eingeladen und er wurde sogar zwischen Buchdeckeln gedruckt. Weil ich den Text gestern im Tagebucheintrag verlinkte, las ich ihn wieder, das erste Mal seit mehr als zehn Jahren – und er widerte mich völlig an. Daher beschloss ich, den Link sofort zu entfernen. Die ganzen Jahre empfand ich jenen Text als einen der künstlerischen Highlights in diesem Blog. Gestern fand ich dieses poetische Geschwurbel unleserlich und konnte damit überhaupt nichts mehr anfangen.

Es passiert mir hin und wieder, dass ich mich mit meinen alten Texten schwertue. Meist, weil sich mein Anspruch an Texten verändert, manchmal aber auch, weil ich mich als Mensch entwickelt habe. Bei jenem Text ging es um beides. Und er erzählt zu wenig, ich mag Texte derzeit nur, wenn sie eine gute Geschichte erzählen, wenn die Figuren greifbar sind, wenn die Handlungen etwas in mir auslösen. Das kann sich vielleicht auch wieder ändern, aber ich finde es momentan wesentlich wichtiger, etwas zu erzählen. Die Novelle wird auch eine Erzählung sein. Kein Gemälde.

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Und sonst so. Gestern gab es im Herthakosmos mehrere unangenehme Begebenheiten, die bei uns im Fanclub emotional diskutiert wurden. Zum Einen die Musikerin namens Mine, die auf einer Zugfahrt von Dutzenden heimkehrenden Herthafans übergriffig behandelt wurde. Sie hielt alles auf ihrem Telefon als Instagram Story fest und es offenbarte eine der hässlichen Seiten des Fussballs. Wenn Männergruppen die Selbstkontrolle verlieren und glauben, ihnen gehöre die Welt. Es gibt einen Grund, warum ich nicht mehr Auswärtsfahrten besuche. Hertha schaltete sich ein und wird das natürlich aufarbeiten, aber es zeigt auch eine mittlerweile verselbstständigte Kultur der Auswärtsfahrten. Auswärts ist man asozial. Und alle schauen weg oder verdrehen die Augen. Es sind Szenen, die sich jedes Wochenende mit Männergruppen aus allen Vereinen ergeben. Vielleicht war das jetzt auch ein Auslöser.

Ich sass also viel an den Tasten. Währenddessen schaffte ich es aber auch, 6 Folgen von Rivals zu schauen. Eine ungemein unterhaltsame Serie aus England.

[Sa, 9.11.2024 – Sortieren, Alte Freundin, Belgien]

Es ist die Superheldengeschichte geworden. Bis ich die Hausbesetzernovelle vom Lektor zurückbekomme, werde ich also daran arbeiten.

Ich räumte auch mein ganzes Textarchiv auf. Sortierte Texte nach „erledigt“, „unerledigt“, „gemeisselt“ und „ballast“ ein. Und die Romanprojekte in je einzelne Ordner. Ich hatte vergessen, wie weit ich mit zwei der vier Romanprojekte bereits vorangekommen war. In den letzten 6 Jahren arbeitete ich nicht mehr ernsthaft an Texten, ich hatte das alles vergessen.

Danach schrieb ich das Backupscript um, damit die alten und verschobenen Texte auch richtig gesichert werden. Leider baute ich mir einen Bug ein, was zur Folge hatte, dass ich sämtliche Dateien auf dem Server dieses Blogs löschte. Aus diesem Grund war das Blog gestern Vormittag für etwa 4 Stunden nicht erreichbar.

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Heute Nachmittag traf ich mich mit einer sehr alten Freundin aus Belgien. Sie ist der älteste Eintrag im Adressbuch meines Telefons. Das Adressbuch konnte damals nur Grossbuchstaben, ihr Name steht deswegen immer noch in Grossbichstaben drin. Wir lernten einander in 1998 oder 1999 auf einem Festival in Nijmegen kennen. Danach trafen wir uns in sehr unregelmässigen Abständen wieder. Ich besuchte sie mehrmals in Gent und sie mich mehrmals in Utrecht. Danach hatte ich eine Freundin und wir besuchten einander nicht mehr. In 2007 kam sie einmal beruflich nach Berlin. Sie hatte ihren Freund dabei. Das waren schöne Tage. Danach sahen wir uns aber 17 Jahre lang nicht mehr, wir blieben aber sporadisch über die sozialen Medien in Kontakt. Mittlerweile ist sie nach Brüssel umgezogen, hat seit 4 Jahren einen neuen Freund, der auf einer Messe in Berlin ist, den sie diesmal begleitete.

Wir setzten uns in das Books&Bagels an der Warschauer Strasse und tranken einen Kaffee. Sie ist in den 17 Jahren kaum gealtert. Sie kleidet sich immer noch wie damals, in einem knielangen Rock, Bluse und mit auffälligen Ohrringen. Heute trug sie grosse Perlohrringe, früher hingegen meist überdimensionierte Ohrreifen. Wir redeten über damals, dabei fällt uns auf, wie jung wir waren, ich war vielleicht 23 und sie 21. Sie erzählte mir, wie es ihr in den letzten 17 Jahren erging, dass sie nach Spanien ziehen wollte, dass die Mutter verstarb, wir ihr in Corona alle Aufträge wegbrachen. Ich erzählte ihr von unserem gemeinsamen Freund, der sich das Leben genommen hat. Und wir redeten darüber, wie wir kinderlos geblieben sind. Später wollte ich ein Bier trinken und wir zogen in die Protokoll-Bar an der Boxhagener um. Um acht Uhr brachte ich sie zur U-Bahn, wo sie zu ihrer Abendveranstaltung fuhr.

[Do, 7.11.2024 – Formalhaut, Romanprojekte]

Weil ich wegen meiner neuerdings wiederentdeckten Faszination für Astronomie ständig in den Himmel schaue (via Wikipedia, Podcasts und Apps) stiess ich auf den Stern namens Fomalhaut. Das ist der 18.-hellste Stern am Firmament. Ich las den Sternennamen zuerst mit einem „R“ also Formalhaut. Den Sternennamen fand ich dermassen sonderbar schön, dass ich mir überlegte, ihn mir als Tattoo in die Haut zu stechen. Ich habe noch eine Lücke am linken Bizeps, wo ein Strich oder ein längeres Wort passen würde. FORMALHAUT. Leider ist ein Sternennamen ein bisschen inhaltslos für eine Tätowierung. Als ich dann feststellte, dass der Name ohne R geschrieben wird, gefiel mir die Idee auch nicht mehr sonderlich. FOMAL, FOM, Fachhochschule für Ökonomie und Management, nah. FOMO wäre lustig, aber ich habe keine Fear of missing out.

Weil ich jetzt keinen Text mehr in Arbeit habe, probierte ich wieder zwei von den angefangenen Romanprojekten. Die Superheldengeschichte und die pornographische Geschichte. Ich wollte ein Gefühl dafür entwickeln, welche der beiden Texte mir am besten liegt um sie gegebenenfalls zu einem grösseren Text auszubauen. Ich bilde mir ein, dass ich das Gefühl bekomme, während ich daran schreibe. Sie flutschten beide gut. Ich müsste mich daher eher inhaltlich entscheiden. Irgendwie gefällt mir der Gedanke, alle paar Monate unter einem Pseudonym Sexgeschichten zu veröffentlichen. Eine Geschichte nach der anderen raushauen. Ich habe gehört, Sexgeschichten verkaufen sich gut. Ähnlich wie Kinderbücher. Aber von Kinderbüchern habe ich keine Ahnung. Von Sex auch nicht. Aber ich habe viel darüber gelesen.

Die Superheldengeschichte hingegen könnte inhaltlich ungemein stark werden, da sich so vieles darüber transportieren lässt. Es ist die Geschichte eines mittelalten Mannes, von Beruf Programmierer, der nach eigenem Empfinden ständig unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, plötzlich zu Superkräften gelangt. Aber nicht in New York, wo man Superhelden feiert, sondern in Berlin, wo Superhelden sich mit Genehmigungen und einer skeptischen Öffentlichkeit herumschlagen müssen. Das kann lustig werden.