[Sonntag, 25.4.2021 – Markustag]

Ich habe heute Namenstag. Es ist Markustag. In meiner Kindheit spielte dieser Tag durchaus eine Rolle, da er oft als Referenz für eine Zeitangabe galt, ich glaube das bezog sich immer auf die Bewirtschaftung der Felder auf den Bauernhöfen. Man musste etwas vor dem Markustag erledigt haben oder man durfte erst nach dem Markustag damit beginnen. Bis vor Kurzem wusste ich gar nicht genau, was der Markustag bedeutet, außer, dass es der Tag ist, an dem der heilige Markus im Kalender vermerkt ist. Aber jeder Tag hat einen Heiligen, so ist der 24.4. der Theodortag und der 26.4. der Cletus-Tag. Und so weiter.
Mittlerweile weiss ich, dass der 25.4. den Rang eines christlichen Festes hat und, dass der Markustag in Libyen sogar ein Hochfest ist. Außerdem ist es der letztmögliche Ostertag. Das ist eine typische Millionenfrage bei Günther Jauch. Sollte man sich vielleicht merken. Außerdem ist der Markustag in Italien ein Staatsfeiertag. Allerdings nicht wegen San Marco, sondern wegen der Befreiung von den Faschisten. Als ich noch in Südtirol wohnte, hatte ich am Markustag immer frei. Deswegen ist der Markustag bei mir so präsent. Außerdem bekam ich zum 25. April jahrelang immer eine Postkarte von meiner verrückten Tante. Egal wo ich wohnte, ich bekam immer eine Karte von ihr. Eigentlich total lieb, aber im Umgang war sie eher sehr anstrengend. Verrückt war sie nur im medizinischen Sinne. Weil sie aber einen Wahn hatte, einen regelrechten Liebeswahn mit der Heiligen Maria, fiel das nie so auf und liess sich immer ganz gut verstecken. So hatte man wenigstens jemanden, die in der Kirche putzte und ständig alle möglichen Dinge tat, die sonst niemand machen wollte. Sie wurde aber von Jahr zu Jahr verrückter und war ständig mit wechselnden Teilen der Verwandtschaft zerstritten. Auch wenn ihre Postkarten zu meinem Namenstag immer lieb waren, und sie mich, im Gegensatz zu meinen Schwestern, auch immer bevorzugt behandelte (was mir aber sehr unangenehm war), kümmerte ich mich sehr wenig um eine Bindung zu ihr. Oder wenn es unter uns bleibt: ich mied sie, wenn es ging.
Während ich es jetzt hier aufschreibe, tut es mir schon leid.
Irgendwann muss sie dann aktiv beschlossen haben: nein, dem Markus schreibe ich keine Karten mehr zum Namenstag. Und dann hörte es mit den Karten auf. Ich weiss gar nicht mehr, wann das war. Vielleicht vor zehn Jahren.

So viel zum Heiligen Markus und seinem Jahrestag. Als Kind war das schon ein kleiner Geburtstag. Man bekam Glückwünsche, allerdings keine Geschenke. Also eher ein sehr, sehr (sehr, sehr) kleiner Geburtstag. Meine Eltern rufen mich immer noch an. Sonst aber niemand mehr. Nur meine Frau beglückwünscht mich. Die macht das aber weil sie es schrullig findet.