[Tagebuchbloggen. Freitag, 26.3.2021]

Wieder ganz fürchterlich geschlafen. Ein Freund hat seine Schlafprobleme mit CBD Öl in den Griff bekommen. Vielleicht sollte ich das mal probieren. Auch wenn meine Frau Wissenschaftlerin ist und solche kommerziellen und pseudowissenschaftlichen Moden, ohne jegliche fundierte Evidenz, sehr verachtet.

Ich weiss aber auch, dass die Schlafprobleme wieder vorbeigehen werden, es sind immer Phasen. Vielleicht muss ich es einfach aushalten und mein Blog volljammern, bis es vorbei ist.

Lustigerweise schlief ich sehr gut, als ich mit dem Intervallfasten begann. Dass ich abends nichts ass, hat mein Körper offenbar dankend angenommen, aus biologischer Sicht hat der Körper nichts zu verdauen und das bekommt ihm wohl gut. So gut wie ich da geschlafen habe, ich konnte es richtig spüren, wie mein Körper nichts zu verdauen hatte. Manchmal legte ich mich ins Bett und dachte, das ist so schön, dass man Körper jetzt nichts zu verdauen hat und sofort rutschte ich weg, in einen tiefen Schlaf.
Es hielt aber nur drei Monate an. Vielleicht vier. Seit einigen Wochen meldet sich der schlechte Biorhythmus wieder und fühlt sich von mir ausgetrickst.

Dabei kann ich super einschlafen. Ich konnte immer schon gut einschlafen. Ich lege mich ins Bett und schließe meine Augen. Dann bin ich meist weg. Aber wehe ich wach um 5 auf.

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Auf Arbeit ist heute LFOTM. Last friday of the month. Vor der Pandemie traf man sich am letzten Freitag des Monats ab vier Uhr immer zum Trinken, Essen, Musikhören und auch zum Spiele spielen. Da fast alle zuhause im Homeoffice sitzen, trifft man sich heutzutage manchmal auf Googlemeet und spielt Onlinespiele. Wörter raten, Sätze schreiben und diese mit der Maus nachzeichnen, oder wer-bin-ich-artige Spiele. Auch das macht irgendwie Spass. Ich verliere drei mal. Muss man auch können, dieses Verlieren.

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Ich bin mir etwas unschlüssig über die beiden mechanischen Tastaturen, die ich mir neulich angeschafft habe. Sie haben beide große Vorteile aber die eine hat jeweils einen Vorteil gegenüber der anderen. Die neuere, flachere hat einen für mich nicht ganz unentscheidenen Nachteil, dass sie sich zwar gut tippen lässt und auch eine sehr gute Schreibhaptik hat, sie sich aber nicht so geil schwer anfühlt wie die andere. Sie verliert aufgrund ihrer flachen Tasten ein bisschen von dieser Besonderheit einer mechanischen Tastatur und fühlt sich deshalb ein bisschen nach Plastik an. Die andere hingegen hat sehr hohe und schwere Tasten und sie hat diese körperliche Haptik wie ein klassisches Piano. Schwere Tasten, mit einem butterweichen Anschlag. Der Nachteil der Schweren ist, dass ihre Tasten etwas scharfkantig und breit sind und ich sie dadurch nicht so gerne streichle. Ja genau, streichle. Gut, es hat auch einen anderen Nachteil und zwar, dass durch die breiten Tasten, der Anti-Ghosting Effekt nicht so gut ist. In anderen Worten. Ich vertippe mich immer noch erstaunlich oft. Das ist mit der Flachen nicht so sehr der Fall.

Jetzt habe ich gerlernt, dass man bei allen mechanischen Tastaturen die Tasten austauschen kann und dass es eine richtige Tastenszene gibt, mit kleinen Produktionsfirmen, die sehr besondere Tasten herstellen mit unterschiedlichen Profilen, Materialien, Farben und Drucken. Ich lerne, dass meine schwere Tastatur ein OEM-Profil, und meine flache Tastatur ein Cherry-Profil hat. Für Menschen, die sich gerne vertippen, sind die Cherry-Profile geeigneter, aber noch besser sind die alten IBM-Style Profile wie das DSA oder das noch klassischere DS Profil. Diese wirken optisch wie aus einem SciFi Film der Fünfzigerjahre.

Ich überlege daher für meine schwere Tastatur Tasten im DS oder DSA Profil zu kaufen und sie zu ersetzen. Nur die Buchstaben. Enter, Zahlen und alle anderen Tasten können ja auch so bleiben. Umlaute und deutsches Tasten sind in dieser internationalen-Tastaturszene eher schwer zu finden, und wenn, dann sind sie vergleichsweise teuer, der Preis geht dann gerne auf die 100€ zu. Deswegen beschränke ich mich auf Buchstaben und auf den mitgelieferten Blankotasten male ich dann die Umlaute rauf. Irgendwie mag ich den Gedanken daran, nur Buchstaben zu ersetzen. Das sind die Tasten auf denen ich immer herumhacke. Diese Konzentration des Schreibgefühls auf die Buchstaben. Beim Enter und der Leertaste vertippt man sich ja eher selten. Und andere Tasten brauche ich eigentlich nicht.
Das ist so die Reduzierung auf das Wesentliche. Das mag ich. Und wenn ich ein bisschen Glämmer brauche, dann schalte ich die Untertastenbeleuchtung an.

[Tagebuchbloggen. Donnerstag, 25.3.2021]

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Ich habe einen Tweet der Polizei geliked. Ein Tweet der Polizei Berlin, die fotografierte, wie sie Autos abschleppen, die auf Fahrradwegen parken oder halten.

Ich habe einen Tweet der Polizei geliked.

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Ich träumte, dass ich mit dem Fahrrad durch den Wald fuhr. Mitten im Wald gab es eine Polizeisperre. Zwei Autos nur, die einfach auf der einspurigen Waldstraße hielten. Einige Polizisten standen neben dem Wagen. Ich stieg vom Fahrrad ab, etwa in zehn, vielleicht fünfzehn Metern Entfernung und setzte mich auf einen trocknen Mooshügel neben der Straße. Ich entnahm ein Pausenbrot aus meiner Tasche und aß. Dabei behielt ich Augenkontakt mit den Polizisten und gab Zeichen, dass ich jetzt Pause machen würde, bis der Spuk vorbei sei. In dem Auto saß eine berühmte Frau, die ganz offensichtlich geschützt wurde. Sie hatte eine rote Decke übergeworfen, das konnte ich durch die Vorderscheibe sehen. Ich zog mein Telefon hervor und googelte nach Nachrichten, ich wollte schließlich wissen, was da gerade los war. Ahso, eine Demo in der Frankfurter Allee. Ich verstehe.

Die Frau wurde unter Polizeischutz aus dem Auto geholt. Sie war immer noch in diese Decke gehüllt und die Polizei drückte ihren Kopf nach unten. Es war Sophia Tomalla. In dem Moment wusste ich, dass es nur ein Traum war. Ich dachte nur, Mensch, du träumst von Sophia Tomalla, das meinst du doch nicht ernst. Kurz darauf schaue ich nach rechts, also in die entgegengesetzte Richtung der Polizei. Dort hatte ich vorher schon Bewegung festgestellt. Jetzt erkannte ich erst, dass das Freischärler waren. Sagt man das so? Das war das Wort, das mir im Traum einfiel. Ich konnte das nicht googlen, weil ich verstand, dass ich mich gerade zwischen den Fronten befand. Die Freischärler trugen Gewehre, eher Jägergewehre, die Männer hatten auch eine Jägeroptik, aber sie waren ganz offensichtlich auf der Pirsch zum Polizeiauto. Für mich war das blöd. Ich konnte der Polizei nicht sagen: hey da passiert gleich was, ich gehöre aber nicht dazu, weil dann hätte ich die Freischärler verraten und die mich vermutlich erschossen. Die Freischärler sahen aber aus wie Coronaspinner und die wollte ich auf keinen Fall unterstützen.
Tat ich aber nichts und das Feuer wäre eröffnet worden, hätte mich die Polizei als bewaffneter Coronaspinner betrachtet und man hätte mich schlichtweg durchsiebt.

Ich starrte auf mein Brot. Der Hunger war mir vergangen. Dann wachte ich auf. In Momenten der Ausweglosigkeit wache ich in Träumen immer auf. Ist das bei allen so? Das muss ich mal in Erfahrung bringen. Das ist sicherlich interessant.

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Fürs Protokoll: neuerdings finden Demos immer in der Frankfurter Allee statt. Traktoren, Coronaspinner, undsoweiter. Das war früher doch nicht so, oder?

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Vorletzte Woche schrieb ich noch, dass ich relativ wenig Meinung zu Grenzwerten bei Inzidenzen und generell über Maßnahmen, welche nun die besten seien um durch die Pandemie zu kommen. Seit dieser Woche habe ich das Gefühl, dass die Regierung auch keine Meinung hat. Dass niemand Wählerinnen verprellen will und sich deswegen völlig erratisch und unentschieden verhält. Dabei ist für mich, Merkels Entschuldigung wegen diesem seltsamen Ruhedonnerstag, noch der einzige Lichtblick.

Der beste Tweet dazu ging so (oder so ähnlich): „Weil man versucht hat, es einigen Gruppen recht zu machen, hat man es geschafft es allen unrecht zu machen.“
Den Tweet dazu finde ich leider nicht mehr.

Natürlich gibt es immer etwas an politischen Entscheidungen auszusetzen und auch an einen politischen Kurs. Ich fühle mich jetzt aber zum ersten Mal schlecht regiert. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass man daraus lernen wird.

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Ich kränkle gerade etwas. Es bahnt sich etwas an.

[Tagebuchbloggen. Mittwoch, 24.3.2021]

Ich ging um 21:30 ins Bett. Weil ich ja immer um 5 wach werde und dann nicht mehr einschlafen kann. Ich wollte mir daher ein bisschen Schlaf erschleichen, da ich vermutete, dass meine biologische Uhr derzeit auf einen gewissen Sonnenstand reagiert, der auch mit heruntergezogenen Gardinen und auch noch bei Dunkelheit funktioniert.

Ich bin dann um 3 wach geworden. Die Schlafperiode hat sich also nur um zwei Stunden nach vorne verschoben. Das Experiment fühlt sich ziemlich misslungen an. Es hat also wohl nichts mit einer bestimmten Uhrzeit zu tun. Möglicherweise habe ich momentan einfach ein bestimmtes Schlafkontingent, das mein Körper aufbraucht und danach nicht mehr schlafen will. Das sind diese fünf Stunden. Was weiter nicht schlimm ist, wenn ich danach wach und fit wäre. Bin ich aber nicht. Was tat ich also? Ich lag zuerst zwei Stunden wach, gegen fünf beschloss ich einfach aufzustehen und mich an den Bildschirm zu setzen. Ich trank einen Kaffee, ass eine große Portion Muesli mit Joghurt als wäre Frühstückszeit, schrieb ein bisschen was und las ein paar Tabs, die ich noch offen hatte, leer. Gegen sieben legte ich mich wieder ins Bett und dann schlief ich nochmal zwei Stunden.

Danach setzte ich mich auf, trank einen Kaffee und hatte schon das erste Meeting.

Ich hasse Homeoffice.

Dennoch werde ich diese Woche nicht ins Büro zurückkehren. Ich warte auf Montag, lass mich testen und dann gehe ich wieder zurück. Ich werde mir aber irgendwo einen ruhigen und virenfreien Winkel im Büro suchen.

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Am Wochenende ist auch noch Bundesligapause, weil wieder die Nationen und Menschen mit Pässen gegeneinander antreten müssen. Dieses Nationalschiessen.

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Zur Mittagspause laufe ich die Landsberger Alle hoch zum Velodrom. Dort sitze ich auf diesen langen Stufen in der Frühlingssonne. Ich bin zu warm gekleidet. Meinem Gesicht gefällt es.

[Tagebuchbloggen. Dienstag, 23.3.2021]

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Meine Haare wurden heute geschnitten. Ich fühle mich ein Kilo leichter. Am Vortag während des Calls sah ich mich auf der Webcam. Ich ähnelte einer verwilderten Bergziege. Was teilweise auch an meinem verfransten Bart lag. Die Haare sprossen aus meinem Kopf. Das ist jetzt alles vorbei. Jetzt bin ich adrett geschoren.

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Was ein Kacktag.

Zuerst kann ich momentan nicht länger als fünf Uhr schlafen. Ab fünf Uhr liege ich noch ein bis zwei Stunden im Bett und denke daran, dass ich schlafen sollte. Irgendwann stehe ich auf und denke mir, dass ich schon früher hätte aufstehen sollen. Heute Nacht werde ich mal schon um 10 ins Bett gehen, also alles etwa zwei Stunden nach vorne verschieben. Wenn ich dann wieder um 5 Uhr wach werde, dann habe ich immerhin 7 Stunden geschlafen.

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Dann merke ich zu spät, dass mein Mitarbeiter mit dem Ladekabel mich versucht hat zu kontaktieren. Da ausgerechnet gesternabend sein Handy den Geist aufgegeben hatte, hat er mich per Slack kontaktiert. Aber das sah ich dann zu spät und er war dann bereits in der Firma. Das bedeutete für mich, dass ich ins Büro fahren muss um dieses Ladekabel für den Laptop zu holen.

Das Ganze hat einen einzigen Vorteil. Ich würde auf Arbeit mein kaputtes Fahrrad ins Auto laden und in die Reparatur bringen können. Mein Fahrrad ging gestern nämlich kaputt. Das hatte ich noch nicht erzählt. Ich erzähle hier jeden Scheiss, aber nicht, dass man Fahrrad kaputt ist.

Auf der Arbeit versuche ich dann mein Rad ins Auto zu laden. Ich dachte immer, das hätte ich schon einmal getan. Aber da muss ich mich falsch erinnert haben. Mein Auto ist ein 3m langer Volkswagen Up. Ich fühle mich darin als führe ich einen LKW. Dabei habe ich mich wohl wieder überschätzt, ein Fahrrad passt jedenfalls nicht hinein. Aber ich bin ja im Büro, wir sind eine Tech Firma, wir haben Kabel.
Mit Kabel habe ich das Ganze tatsächlich einigermassen befestigt bekommen und kann damit losfahren.

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Der ganze Rest des Tages ist sehr anstrengend. Als ich nach Feierabend den Laptop zuklappe will ich schlafengehen. Es trifft sich gut. Dass ich um 10 ins Bett will.

[Tagebuchbloggen. Montag 22.3.2021]

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Kein Muskelkater

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Nach Rücksprache mit Chris vom Herthabase Podcast habe ich dann doch nochmal eine Sprachnachricht zur Aussprache von „Zeefuik“ aufgenommen und auch erklärt, warum das bei dem Niederländer ein bisschen anders (aber dennoch richtig) klang.

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Es gab einen Corona Fall in meiner Firma. Da wir zur Zeit nur etwa 4 bis 8 Menschen auf 800 Quadratmeter verteilt sind, hatte ich glücklicherweise keinen Kontakt zu ihm, auch nicht auf Entfernung. Aber alle Menschen, die Anfang letzter Woche im Büro waren, sollten sich einem Test unterziehen. Und alle Menschen, die Anfang letzter Woche im Büro waren, sollten vorerst zuhause bleiben.

Ich ging sofort ins Testzentrum und ließ mich testen. Das Ergebnis war glücklicherweise negativ.

Fürs Archiv. Ich schreibe das Tagebuch schließlich auch um in zehn Jahren auf diese seltsame Pandemiezeit zurückblicken zu können. Was ich für mich festhalten will: das Gefühl, wenn das Stäbchen ganz tief in den Nasenrachenraum eingeführt wird. Ich habe ja Bilder gesehen. Von den Menschen, die gekotzt haben, von Menschen, die geweint hatten. Meine Schwester ist Hausärztin. Sie erzählte von einem Menschen, der davongelaufen ist. Mit Stäbchen in der Nase. Ausnahmslos alles Männer, übrigens.

Meine Probenentnehmerin trug ein Ramones-Tshirt. Ich konnte es durch ihr halb durchsichtiges Schutztextil erkennen. Ich sagte: oh, cool, Ramones, finde ich gut.
Ich glaube, ich sagte das, um mir so etwas wie Gnädigkeit zu erschleichen. Dann versenkte sie den Teststab in meinem Kopf. Ich lag nur da und schaute etwas willenlos zur Decke. Und dann staunte ich: war gar nicht schlimm. Es kitzelte etwas ganz weit in mir drin. Danach hatte ich eine Minute lang dieses Gefühl meine Nase innerlich rümpfen zu müssen. Keine Ahnung wie ich das meine. Innerlich rümpfen. Aber so fühlte ich mich.

Zum Ablauf der Testung. Das fand ich nämlich logistisch sehr schön. Bei der online Anmeldung erhielt ich einen QR Code per Mail. Als ich beim Testzentrum draussen in der Schlange stand, kam eine Mitarbeiterin vorbei und scante den Code von meinem Telefon. Dann brachte sie mir einen Aufkleber mit meinem Namen und einen weiteren QR Code, den ich der Frau mit dem Ramones Tshirt geben sollte.
Fünfzehn Minuten nach dem Test bekam ich eine Mail, dass das Ergebnis negativ sei.
Ich liebe solche effizienten Abläufe.

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Boah wie hasse ich Homeoffice. Sobald ich Feierabend habe, bin ich ja immer noch hier. Es ist wie ein schlechter Traum.

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Am Abend wollte ich mich mit einem Mitarbeiter treffen, der mir das Ladegerät für den Firmenlaptop vorbeibringen sollte. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich junge, wehrlose Mitarbeiter in die Firma schicke und sie dann bei mir zuhause Hause antanzen lasse. Nein, er war heute in der Firma und wohnt hier zwei Straßen weiter.

Er sagt, es würde etwas später werden. Das ist für mich OK. Dann schreibt er, es würde 8 Uhr werden. Das ist für mich OK, dann schreibt er, es würde 9 Uhr werden, das ist für mich OK. Dann schreibt er länger gar nicht mehr. Irgendwann schreibt er, es würde heute gar nichts mehr. Aus Gründen. Das war für mich wiederum nicht OK. Ich hatte geplant eine nächtliche Runde mit Herthastickern zu drehen. Zwei Fliegen auf einen Streich. Ladekabel und Sticker. So wurde es keines von beiden. Ich muss mir vielleicht doch einen Hund zulegen.

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Die Podcastfolge von Herthabase ist online.

[Tagebuchbloggen. Sonntag, 21.3.2021]

Ich habe heute das gleiche fünfzigminütige Sportworkourt wie letztes Wochenende gemacht. Davon bin ich letzte Woche zwei Tage lang mit schmerzenden Oberschenkeln herumgelaufen. Ich bin gespannt, wie es sich diesmal auswirkt. Es ist ein Test.

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Danach läuft Hertha gegen Leverkusen. Wir gewinnen 3:0 mit einer erstaunlich guten Leistung gegen den Werksclub der Bayer AG. Ich bin schon so gut wie euphorisiert und habe keine Abstiegssorgen mehr. Und wenn wir ab jetzt ALLE Spiele gewinnen, dann ist sogar die Europa League noch drin. Ich will es nur gesagt haben.

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Siehe Blogeintrag vom Freitag zum Namen Zeefuik. Kurz zusammengefasst: ich hatte für einen Hertha-Podcast mit einer Sprachnachricht aufgeklärt, wie man den Spielernamen „Zeefuik“ korrekt ausspricht. Weil es lustig ist und weil ich halt holländisch spreche und weil es immer gut ist, eine polyglotte Welt zu fördern. Das sollte morgen dann in deren Podcast erscheinen.

Heute grätscht auf Sky Eric Mejier rein und spricht Zeefuiks Namen korrekt aus. Er tut das aber mit seinem starken Limburger Akzent und das ist mit deutschen Ohren noch schwieriger herauszuhören als hätte er es auf Amsterdams ausgesprochen. Auf Twitter wird es (natürlich) falsch verstanden und man bemüht sich um die richtige Buchstabierung. Ich fand ÖI oder OIÜ, ÖJ und ähnliche akrobatische Buchstabierungen.
Das sieht morgen natürlich superscheisse aus, wenn die Podcasts online gehen und jetzt dieser klugscheisserische Südtiroler ins Internet kommt und behauptet besser niederländisch zu sprechen als die Niederländer.

Daher beschließe ich, alle meine Sprachbeiträge zurückzuziehen. Lieber lebe ich damit, dass ganz Deutschland denkt, man spräche das Zeeföik aus, als dass ich jetzt als Klugscheisser dastehe.

[Tagebuchbloggen. Samstag, 20.3.2021]

Ich vergass gestern zu erwähnen, dass unser Legionellenproblem jetzt gelöst ist. Das heißt, der Legionellenbefall war gar kein Legionellenbefall, sondern auf eine Falschmessung zurückzuführen. Nach ganz genau einem Monat, dürfen wir wieder duschen.
Die Falschmessung war offenbar dadurch entstanden, dass die erste Probe über einem längeren Zeitraum bei normaler Temperatur herumgestanden hatte und sich die Legionellen deswegen innerhalb der Probe lustig reproduzieren konnten. Kitkat Club im Wasserglas. Die neue Messung ergab, dass wir wieder bei unter 100 Kolonienbildenden Einheiten pro 100ml Wasser liegen und das amtliche Duschverbot damit aufgehoben wurde.

Ich bin mir unsicher, ob ich mich darüber aufregen soll oder ob ich nicht einfach nur belustigt darüber bin. Die Waschvorgänge mit aufgekochtem Wasser, war sehr unterhaltsam und es ließ uns auch einigermaßen in Demut auf unser Luxusleben mit einer echten Dusche schauen. Und guter Blogcontent war es auch. Außerdem konnten wir allen (ALLEN) aufgeregt erzählen, dass wir einen Legionellenbefall mit tausendfacher Überschreitung des Grenzwertes hatten und ein amtliches Duschverbot ausgesprochen wurde. Schon deswegen bin ich besänftigt.

Die Meldung, dass wir wieder duschen durften, kam am Nachmittag. Wir haben einen Emailverteiler im Haus. Ich leitete die Mail gleich weiter. Die Freude war groß. Zum Feierabend verabredeten meine Frau und ich uns zum feierlichen Duschen. Einfach duschen können, ein warmer Wasserstrahl und sich darunterstellen, das ist schon eine feine Sache.

Wir waren offenbar aber nicht die einzigen mit dieser Idee. Vermutlich hat sich das ganze Haus zur feierlichen Einduschung verabredet. Der Wasserstrahl war an dem Abend sehr schwach und unterlag starken Temperaturschwankungen.

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Am Vormittag treffe ich mich mit Klaus, Natalie und Stephan Dembo. Auf einen Spaziergang durch dieses Dreieck, Mitte, Gesundbrunnen, Prenzlauer Berg. Alte Herthagegend. Es ist sehr kurzweilig, in dieser Viererkonstellation haben wir uns noch nie getroffen. Auf eine gewisse Art ist es auch sehr romantisch. Wir spazieren den Mauerpark hoch und laufen durch dieses Neubauviertel auf der Weddinger Seite, vor der Millionenbrücke gehen wir runter zu den Gleisen und drunter durch bis zum Bahnhof Gesundbrunnen. Danach laufen wir hinten weiter in die Behmstrasse bis ganz hinauf fast zum Soldiner Eck und dann unter dieses Gleissystem bis zu den den Schrebergärten zwischen Pankow und Pehberg. Und dann wieder zurück durch das nordische Viertel bis zum Mauerpark.
Ich muss mal checken, was mein Schrittzähler dazu sagt. Googlefit wird sich sicherlich löblich äußern.
Wenn es ein paar Grad wärmer ist, werden wir uns am Exerzierplatz in der Cantianstraße in die Sonne setzen und den Menschen auf den Fussballfeldern beim Training zusehen.

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Als ich nach Hause komme, beschließen wir, mexikanisch zu bestellen. Es ist drei oder vier Uhr, es geht als verspätetes Mittagessen durch. Dazu schauen wir einen hochgepriesenen Horrorfilm auf Netflix. Er heisst Block Island Sound und soll sehr speziell sein. Der Film ist so langweilig. Und so belanglos. Und so viele uninteressante Figuren. Ich werde total müde. Vom Essen und von der Langeweile des Filmes. Ich schlafe für zwei Stunden. Einen komatösen, tiefen Schlaf.

Der Abend danach war irgendwie seltsamer Brei.

[Tagebuchbloggen. Freitag, 19.3.2021]

Am Morgen gehe ich in den Hinterhof, der Himmel ist blau und es scheint die Sonne. Ich entkette das Fahrrad und schiebe es durch das Vorderhaus. Draussen auf der Strasse fallen einige Schneeflocken, ich schwinge mich aufs Rad und es bricht ein Schneesturm los.

Als ich in der Firma ankomme bin ich weiss.

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In Italien ist heute Vatertag. Es ist heiliger Josef. St. Josef war ja der Vater vom Jesuskind. Nicht unbedingt Vater im biologischen Sinne, aber Patchworkfamilien sind in der katholischen Kirche ja sehr beliebt. Auch ungeklärte Vaterschaften sind in der katholischen Kirche beliebt, aber gut, das ist wiederum ein ganz anderes Thema.

Das mit dem Vatertag ist natürlich ein lustiger Zufall vor dem Hintergrund, dass mein Vater sich gestern gewünscht hatte, ich würde ihn öfter mal anrufen. Heute konnte ich ihn deswegen anrufen und freudig sagen: Hey! Lange nicht mehr gehört.
Das fand er auch lustig. Hat uns ein bisschen die Leichtigkeit gegeben.

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Wir haben bei Hertha ja diesen Spieler mit dem Namen Zeefuik. Es gibt wenige Namen die dermaßen konsequent falsch ausgesprochen werden wie Zeefuik. Für mich als Ex-Niederländer ist es immer schmerzhaft, dies anzuhören, vor allem, weil ich unter der Woche auch immer die Podcasts dazu höre.
Zefuck, Zefuuk, Dsefu-ick etc, es ist wirklich alles dabei und das zieht sich durch die ganze Woche. Nur die richtige Variante ist nie dabei. Ich habe in der deutschen Medienlandschaft noch nie jemanden gehört, der den Namen richtig ausgesprochen hat.

Dabei ist das Geheimnis um diesen holländischen Diphthong ganz einfach. Das „ui“ wird wie „aü“ ausgesprochen.

Eines unserer neuen Mitglieder des Axel Kruse Jugend-Fanclubs ist auch einer der Sprecher im Hertha-Base Podcast. In diesem Podcast (auch in anderen) wird auch ständig kommentiert, dass man nicht genau wisse, wie es ausgesprochen werde, man einigt sich oft auf ein „oi“ oder ein „u-i“.
Ich schreibe ihm deswegen eine längere Nachricht und schlage ihm vor, aus deren Podcast das einzige Medienprodukt zu machen, das den Namen Zeefuik korrekt aussprechen kann und teile ihm mit, wie man den Namen korrekt ausspricht.
Er schlägt mir vor, dass ich diese kleine Sprachunterweisung als Audiodatei aufnehme, damit man sie im Podcast vorführen kann.
Das muss man mich nicht zwei Mal bitten. Ich gebe alles für eine polyglotte Welt.

[Tagebuchbloggen. Donnerstag, 18.3.2021]

Heute früh auf der Waage starrte ich auf ein Rekord-Tiefgewicht. Ich messe mein Gewicht täglich seit 2011 und noch nie habe ich ein Gewicht eingetragen, das so niedrig war. Ich habe ein Gewicht erreicht, das sozusagen der niedrigste Wert seit Beginn der Gewichtsaufzeichnung ist. Das klingt epochal.
Mein Gewicht ist noch weit weg von dem, was laut BMI Normalgewicht ist, aber dennoch komme ich mir heute vor als hätte ich dünne Ärmchen und Beinchen an meinem Rumpf. Und ich schwebe federleicht durch die Gegend, ich fühle mich wie ein Prinz, der mit einem befederten Hut, einem Umhang und in Strumpfhosen durch die Gegend tänzelt und nach Rapunzel sucht.

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Am Abend mit meinem Vater telefoniert. In Südtirol ist ja alles wieder im Lockdown, man darf das Gemeindegebiet nicht verlassen. Seitdem seine Freundin weg ist, fühlt er sich ziemlich einsam. Sie hatte ihn im vorletzten Jahr, einige Monate vor Corona, verlassen. Er ist mit dem ganzen Trennungsschmerz in die Pandemie hinein geschlittert. Er kommt neuerdings nur mäßig damit zurecht. Eher ziemlich schlecht, wie ich aus den Zwischentönen heraushöre. Er wünscht sich, dass ich ihn öfter anrufe, auch nur mal zwischendurch, um Hallo zu sagen. Wir telefonierten über die Jahre hinweg höchstens einmal pro Jahr, unser Kontakt ist nicht sonderlich gut, dennoch würde ich sagen, dass er mir wichtig ist, aber die Beziehung ist halt nicht wirklich gut. Ich redete mich aus der Angelegenheit raus, dass ich halt kein Telefonierer sei, aber ich weiss schon, dass ich ihn anrufen sollte, wenigstens als Geste, kurzes Quatschen, 2,3 Minuten, alles gut? ja, alles gut, auflegen. Ich brauche das gar nicht, nicht einmal bei Freunden, ich glaube, bei mir löst das Senden eines Memes oder Fotos viel mehr Verbindung aus, als kurz 3 Minuten zu telefonieren. Zugegebenermaßen sind Memes von Eltern nie besonders gut. Dafür die Memes von Freunden umso mehr. Aber ich sollte es wenigstens als Geste tun.

[Tagebuchbloggen. Mittwoch 17.3.2021]

Ich habe mir eine weitere mechanische Tastatur gekauft. Diese soll ein noch besseres Schreibgefühl haben, als die, die ich vor drei Wochen gekauft habe. Deswegen trägt sie auch den Namen „Pure Writer„. Das Tastenprofil ist flacher und der Druckpunkt ist etwas betonter, außerdem hat sie einen akustischen Klick. Die Ecken der Tasten sind leicht abgerundet und die Beschreibung behauptet, damit das Anti Ghosting zu unterstützen, also das Vertippen zu erschweren. Kann ich bisher bestätigen. Ich tippe diese Zeilen bereits auf der neuen Tastatur.

Es gibt sie in drei Modellen. Mit roten, mit braunen und mit blauen Schaltern. Rot ist sehr leise, für Gamer geeignet, die den Druckpunkt nicht spüren wollen, braun für Menschen, die einen guten Druckpunkt schätzen, also viel Schreiben, aber eine leise Umgebung brauchen und blau ist für Menschen, die mit einem guten Druckpunkt viel schreiben und dabei gerne laut sind, also den ganzen Prozess des Schreiben auch hören wollen. Ich bin eine Mischung aus zwei und drei, die neue Tastatur hat deswegen die lauten Tasten.
Wenn sich meine vorige Tastatur mit den braunen Schaltern wie Butter tippt, dann tippt sich diese Tastatur mit blauen Schaltern wie handgeschöpfte Butter von der irischen Nordwestküste. Da das Bild der Butter vielleicht etwas zu naturbezogen ist, ziehen wir statt der Butter irgend ein anderes metaphorisches Bild heran. Ein Raumschiff vielleicht. Sie tippt sich, als würde ich auf einer Tastatur auf der Steuerbrücke eines Raumschiffes aus den fünfziger Jahren tippen. Vor mir das Weltall.
So ist das.

Die spacige, bewegende und programmierbare RGB Untertastenbeleuchtung habe ich noch gar nicht erwähnt. Aber die ist abschaltbar, für Menschen, die es gerne etwas dezenter oder seriöser haben.

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Die Statistiken in meinem Blog spielen verrückt, der Zähler geht auf die 2500 Besuche zu. Achso, die liebe Kaltmamsell hat meinen Muskatnuss-Beitrag verlinkt. Jetzt verstehe ich.

Sie nennt mich Blogger der ersten Stunde. Dabei war sie damals in 2004 oder 2005, als wir uns kennenlernten, bereits ein Star und heute noch viel mehr, was man unschwer daran erkennen kann, wie sie mit einem einzigen Link meine Statistiken zum Brennen bringen kann.
Man wusste damals in 2003, natürlich nicht, dass man Teil einer internethistorischen Epoche war. Zwar verstand ich, dass das, war wir taten, also das Schreiben und das Vernetzen, etwas ungemein progressives war, aber wie sich das heute einordnen lässt, als Vorläufer zum Mikroblogging wie Twitter oder überhaupt als Vorläufer von Socialmedia und Nachfolger der Forenkultur, das klingt schon fast wie Geschichtsunterricht.

In diesem Jahr wird mein Blog volljährig. Blogtechnisch erst im November, den ersten, manuellen Eintrag hatte ich aber schon im März abgegeben. Ich wohnte damals in Madrid und führte ab jenem März ein online Tagebuch auf deutsch und englisch. Im Herbst erzählte man mir, dass es für so etwas Software gäbe, man nannte das Blogsoftware, weil das, was ich tat, bloggen war. Im November setzte ich Blogsoftware ein, das war eine in Perl geschriebene blogging engine namens Greymatter. Ich würde sagen, November 2003 sollte das offizielle Geburtstdatum dieses Blogs sein. Besser als März. Im November kann ich vielleicht wieder feiern.

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Am Abend bin ich mit Frau Modeste verabredet. Wir treffen uns am Hackeschen Markt und laufen die Oranienburger hoch. Wir reden natürlich über Corona, aber vor allem über die Dinge, die wir machen werden, wenn Corona wieder vorbei ist. Wir staunen etwas darüber, wie lange wir schon nicht mehr in der Gegend aus waren. Also schon ins Hummus and Friends, aber frühen hingen wir oft in der Gegend rum, Auguststraße, Linienstraße. Die spannenden Lokale öffnen heutzutage ja eher in Neukölln. Wie seltsam leblos die Oranienburger auch geworden ist. Nicht nur coronabeding. Seit dem Wegzug der C/O und der Räumung des Tacheles, ist die ganze Straße etwas beliebig geworden, fast schon klinisch. Bis auf die goldene Kuppel der Synagoge vielleicht. Aber ich verbiete es mir, mich darüber zu äußern, wie in Berlin früher alles besser war. Zu einen mag ich Nostlagie nicht und zum anderen machen das nur jene Menschen, die neu in Berlin sind.