[Tagebuchbloggen. Mittwoch 24.2.2021]

Achtzehn Grad und Sonne. Ende Februar.

Der Satz steht jetzt hier auf Wiedervorlage.

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Der Unioner, der ständig versucht meine Stickers abzunehmen, kommt nicht hinterher, aber ungefähr alle drei Tage tut er es dann doch. Jetzt habe ich mir etwas einfallen lassen. Das FCU, das ich ständig überklebe, habe ich mit einem „4:0“ überschrieben. Vier zu Null war der Endstand des Derbys im Frühjahr.
Das 4:0 habe ich dann mit einem Hertha Sticker überklebt. Was mich dabei ein wenig ärgert: ich werde vermutlich nie seinen Gesichtsausdruck sehen, wenn er den Sticker entfernt.

Aber ich werde die Gefühle kennen. Die Gefühle.

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Morgen habe ich einen Termin mit der Medienabteilung eines Fussball Bundesligisten aus Berlin.
Jetzt weiss ich nicht, was ich morgen anziehen soll, wenn sich die Kameras auf mich richten. Schuhe, die zum Verein passen, zu meinen Ohrringen oder zu meiner Stimmung? Sportliche Jacke oder eher etwas modisches? Jeans oder eher etwas Schwarzes? Hemd oder Tshirt? Hoodie vielleicht? Mit irgendeinem Statement? Hilfe.
Dann den Bart in Form kriegen, der ist in ziemlicher Natürlichkeit verfranst und die Haare, Hilfe, die Haare, meine Coronafrisur habe ich ziemlich ernst genommen, aber damit kann man nicht mit gutem Gewissen vor die Kameras, sie lassen sich eigentlich nur noch mit einem Haarreif bändigen, aber wie sieht das denn aus, ich werde sehen ob diese neue extra harta Pomade hält, was sie verspricht, aber die Matte hinten, das ist eine Atlantikwelle. Ich werde mir einen Einkaufsbeutel überziehen.

Jetzt kann ich nicht mehr schlafen.

[Tagebuchbloggen. Dienstag 23.2.2021]

Achtzehn Grad und Sonne. Ende Februar.

Den Satz hatte ich gestern ja schon so ähnlich begonnen. Kann ich morgen und übermorgen so ähnlich wiederholen.

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Ich hatte einen langen Kennenlernspaziergang mit einem neuen Mitarbeiter aus Russland. Das mache ich mit allen Neuen. Einen kleinen touristischen Rundgang. Reichstag, Kanzleramt, Spree, Friedrichstraße, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Stelenfeld, Potsdamer Platz. Während wir über Projekte reden, ist die Summe der Nebensätze einmal europäische Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts im Schnelldruchlauf.

Ich bringe ihn aus Spass zum Sowjetischen Ehrendenkmal an der Strasse des 17. Juni und sage, then it feels a bit like home. Aber er sagt, alles was er gerade nicht will, ist irgendwas Russisches. Ich kann das nachvollziehen. Als ich aus Südtirol wegzog versuchte ich allem, was südtirolerisch war oder nur annähernd nach alter Heimat roch, zu meiden. Nicht die schlechteste Voraussetzung, um irgendwo anzukommen. Es hat aber natürlich auch mit dem Groll zu tun, mit dem man die alte Heimat verlässt.

Dann reden wir über Heimat. Wiedermal.

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Abends die Podcastaufnahme mit Simon aus England und Patrick aus Quebec. Ein gewisser Nick aus Wisconsin kommt dazu. Er war vor vier Jahren das erste Mal (und ich glaube das einzige Mal) in Deutschland. Seine Familie hat einen bayrischen Hintergrund und wollte zum FC Bayern. Er ist zwischndrin nach Berlin abgehauen und ins Olympiastadion gefahren. Seitdem ist er Hertha Fan. Er weiss alles über Jugendspieler über Faninitiativen über die Vereinsstrukturen. So geht das macnhmal.
Wir haben viel Spaß.

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Mir kocht gegen Ende der Aufnahme noch ein Thema vom Wochenende hoch. Als vor Anpfiff des Spieles das Thema #ihrkoennaufunszaehlen angesprochen wird. Wie sich Dennis Aogo und die Moderatorin einig sind, dass homosexuelle Spieler unterstützt werden sollen und dass diese Kampagne Mut machen soll, bzw. die Unterstützung zusichern soll, falls sich ein Spieler nicht länger verstecken will, sondern sein Comingout haben möchte.

Dennis Aogo macht dann mit einem Satz alles kaputt: ich glaube nicht, dass der Fussball für ein Coming Out bereit ist.

Und alle so: nicken.

Ich habe mich sowas von aufgeregt. Was denkt so jemand denn? Gerade deshalb gibt es eine solche Kampagne um den Kollegen zu signalisieren: wir sind bereit und wenn es Unterstützung braucht, dann sind wir für dich da. Du musst es nicht tun, aber wenn du es willst, dann sind wir für dich da.
Und im nächsten Satz sagt ein Ex-Kollege: ich glaube nicht, dass der Fussball für ein Coming Out bereit ist.

Zum Glück ist mein englisches Vokabular nicht gut genug um solche Wutausbrüche rhetorisch zu untermalen. Und das schlimmste ist: niemand scheint das aufgeregt zu haben.

[Tagebuchbloggen. Dienstag 22.2.2021]

Zwölf Grad und Sonne. Ende Februar.

Ich versuche oft zu verstehen, welche Temperatur ich bevorzuge. Heute würde ich sagen: zwölf Grad. Das ist wirklich total angenehm, mit einer Übergangsjacke und Sneakern herumlaufen. Vor allem weil die Sonne schien. Das ist eigentlich perfekt. Letzen Spätsommer gab es einen ähnlichen Moment. Da waren es einundzwanzig Grad und ein mit Wolken verhangener Himmel. Perfektes T-shirt- oder Hemd-Wetter. Aber wenn dann die Sonne herunterbrennt, dann ist es wieder so: mwah.

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Langer Tag im Büro. Musste die Podcastaufnahme verschieben. Sonst nichts zu berichten.

[Tagebuchbloggen. Sonntag, 21.2.2021]

Ich bin sehr früh wach geworden und habe an einen alten Text weitergearbeitet. Mit der mechanischen Tastatur zu schreiben ist beinahe sinnlich.

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Zum Frühstück schauen wir, wie jeden Sonntag, die neuesten Vlogs von Cecilia. Da wir letztes Wochenende verpasst haben, gibt es diesmal drei Neue Folgen. Sie und ihr Freund bauen gerade ihre Hütte in der Arktis aus. Von 55m² auf 110m². Sie läuft auf einem Holzplateau herum und überlegt ob das Badezimmerfenster nicht vielleicht zu hoch ist. Und der Bruder ihres Hundes ist zu Besuch. Ihr Hund wird dabei eifersüchtig. Später äußert sie sich über das schlechte Licht in einem Hotelbadezimmer. Dass man nie gut erkennen kann, ob das Makeup auch richtig sitzt.
Dann besucht sie eine holländische Goldschmiedin, die seit 27 Jahren in Longyearbyen wohnt. Sie hilft ihr einen Etsy Shop einzurichten, damit die ihre Ware online inn den Süden verkaufen kann.

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Um halb vier beginnt das Spiel. Hertha gegen Leipzig. Hertha spielt eigentlich furios auf. Am Ende steht eine Niederlage von 0:3 auf der Anzeigetafel. Die Saison ist so deprimierend.
Ich glaube, ich werde die ganze Woche keine Hertha Podcasts hören. Morgen werde ich an der Aufnahme des englischsprachigen Podcasts mitwirken, das vielleicht eine therapeutische Wirkung auf mich hat, aber den Rest der Woche werde ich mich anderen Dingen widmen. Ich finde bestimmt etwas, da bin ich ganz zuversichtlich.

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Wir wissen immer noch nicht, wie lange der Legionellenbefall und damit das amtliche Duschverbot in unserem Haus anhält. Morgen ist Montag und ich werde wieder ins Büro gehen, ich werde mich also schon waschen müssen.
Da die Legionellen im Warmwassersystem leben, haben wir beschlossen, das warme Wasser nicht zu verwenden. Verboten ist zwar nur das duschen, aber die Legionellen sind ja trotzdem da, wenn man das warme Wasser aufschaltet. Wir kochen also kaltes Wasser auf. In einer amerikanischen Serie habe ich einen englichen Ausdruck für die sogenannte Katzendusche gelernt. Die Serie handelte von einer Gruppe junger Menschen, die irgendwo gestrandet waren. Sie mussten sich waschen und es hieß: Pits and Tits and Slits.
Das ist so schön.

Das wichtigste dabei: ein Schwamm. Man staunt ja wie viel Schaum und Wasser so ein Schwamm aufnehmen kann.

Pits and Tits and Slits.

[Tagebuchbloggen. Samstag, 20.2.2021]

Am Morgen lese ich wieder aus dem Shettland Krimi vor. Nach dreissig Minuten werde ich müde, lese etwas konfus, verspreche mich. Einmal sage ich „Mutter“ statt „Tochter“. K versteht den Satz deswegen nicht und bittet mich, ihn zu wiederholen. Daraufhin lese ich wieder Mutter und nicht Tochter. Erst beim Dritten Mal erkenne ich den Fehler.
Dann fallen mir die Augen zu und ich schlafe noch eine Stunde. Dieses vormittägliche Schlafen am Samstag.

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Wir haben wieder Legionellen in unserem Wassersystem 🙁
Schon bevor wir in diesem Haus wohnten, gab es regelmäßig erhöhte Legionellenwerte. Diese wurden immer wieder durch eine spezialisierte Firma unter den Schwellwert gebracht, aber nach wenigen Jahren erhöhten sich die Werte wieder. Vermutlich liegt irgendwo im Haus eine verwaiste Leitung, in der es keinen Durchfluss gibt und wo die Bakterien fröhlich ihre Kolonien bilden. So nennt man das bei Legionellen: Kolonien. Und Werte misst man in KBE’s, also Kolonien bildende Einheiten. Der Grenzwert liegt bei 100 KBE. Unser Wert liegt bei 17400.

Es hängt wieder ein „Merkblatt zur Legionellensituation in diesem Haus“ aus. Wir dachten, jaja, wieder ein Legionellen-Merkblatt. Diesmal hängen aber 3 große A4-Blätter und an mehreren Stellen im Haus verteilt und viele Sätze sind in Großbuchstaben beziehungsweise unterstrichen. Es sieht ernst aus. Am einprägendesten ist dabei wohl der rote Satz, dass das Gesundheitsamt hiermit ein Duschverbot ausgeprochen hat. Ein amtliches Duschverbot. Amtliches Duschverbot, amtliches Duschverbot. Das klingt wie in Stein gemeisselt. Aber auch als wäre es ein Verbot des Ministeriums of Silly Walks.

Das ist natürlich großer Scheiss. Vermutlich leben wir schon seit Wochen mit einer erhöhten Konzentration von Legionellen in der Luft. Worauf ich während einer Pandemie von Lungenviren nämlich am wenigsten Lust habe, sind aggressive Bakterien in der Lunge.

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Wir machen einen Spaziergang an der Karl-Marx-Allee. Es ist sehr schön draussen. Frühlingshaft, bei 13 Grad. Die Sonne scheint zart. Die Karl-Marx-Allee ist überhaupt eine der unterschätztesten Straßen der Stadt. Ich finde gerade die Nordseite mit diesen breiten Wiesen und überbreiten Gehwegen bestens für entspanntes Stadtleben geeignet. Echte Berliner meiden die Straße ja total, wegen des Verkehrs vermutlich, aber es gibt für mich einen Unterschied zwischen Verkehr und Urbanität. Die KMA hat mehr Urbanität als Verkehr. Aber gerade die internationalen Neuberliner haben die Allee adoptiert. Das sind die Leute, die in die Plattenbauten dahinter ziehen, die Altbauten sind ja alle bereits belegt. Am Platz der vereinten Nationen eine Schlange für einen Besichtigungstermin. All diese jungen hippen Leute, die in die Platte ziehen, oder nach Lichtenberg oder Spandau. Es war natürlich nur eine Frage der Zeit.

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Schon seit Wochen denken wir darüber nach, einen Lars von Trier Film zu schauen. Wir haben fast alle Lars von Trier Filme gesehen, nur die letzten beiden Filme und Manderlay nicht.
Was uns in den letzten Jahren davon abhielt ist, dass seine Filme immer so viele und so harte Emotionen heraufbeschwören. Ich habe es immer geliebt, wie seine Filme mich aufgewühlt haben. Auffallend auch, wie ich nach seinen Filmen träume, total wild und intensiv. Sie lösen etwas in mir aus. Etwas, das nicht unbedingt gut ist, aber etwas, das sehr erspürbar ist. Als ich „Antichrist“ geschaut habe, saß ich auf dem Sofa, aber ich hatte mich ordentlich angezogen, also Hemd und Jackett. Als Schutzschild. Damit ich dem Ganzen nicht zu sehr als Privatperson ausgesetzt bin, sonder es etwas gefilterter auf mich einwirken lassen kann.

Wir sahen wieder die Trailers zu „The House that Jack built“ und „Nymphomaniac“. Eigentlich hatten wir total Lust darauf. Aber die Aussicht darauf, den Rest des Abends aufgewühlt zu sein und danach wild zu träumen, darauf kann ich mich momentan nicht vorbereiten.

[Tagebuchbloggen. Freitag, 19.2.2021]

Heute sehr wenig blogbaren Content erlebt. Eigentlich lief es so ab: Ins Büro fahren, Dinge machen, nach Hause fahren. Über das „Dinge machen“ gibt es wirklich nichts spannendes zu berichten.

Zuhause dachte ich dann, Mensch mal mal ein WordPress-Upgrade des Blogs, das geht bestimmt schief und dann haste was zu berichten.
Ging leider gut.
Dann habe ich das ganze Betriebssystem des Server upgegraded. Ging leider auch gut.

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Soeben wurde „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ als Serie auf Prime veröffentlicht. Das werde ich sicherlich schauen. Ich habe damals das Buch natürlich gelesen. Wie alle, die in den Achtzigern groß wurden. Und ich habe es sehr geliebt. Vermutlich hat das zu meiner frühpubertären Berlinliebe beigetragen. Diese Kaputtheit der Leute, dieses romantisierte Mäandern durch diese Scheisswelt. Das Buch war natürlich nie als pädagogischer Text gedacht, sondern er war sensationsgeil, romantisiert, schmutzig, in gewisser Weise auch popkulturell wie es Gangsta-rap heute ist.
Und dennoch wurde das Buch pädagogisch behandelt. Von debn Erwachsenen in Südtirol jedenfalls. Um die böse Welt der Prostitution und der Drogen vorzuführen. Mich hat das Buch aber überhaupt nicht von den Drogen ferngehalten. Im Gegenteil, Drogen wurden für mich magisch.

Den Film fand ich eher schlecht. Zu jener Zeit waren allerdings alle filmischen Umsetzungen von Textvorlagen schlecht. Seit es das Serienformat gibt und Erzählungen damit auch einen größeren Entfaltungsraum bekommen, funktionieren Romane auf dem Bildschirm wesentlich besser. Man braucht ja auch für einen Roman viele Stunden und nicht nur 90 Minuten.
Ich bin sehr gespannt über die Umsetzung, zumal das Drehbuch von Annette Hess geschrieben wurde, die ich zur Zeit als eine der modernsten und innovativsten Drehbuchschreiberinnen hierzulande wahrnehme.
Jetzt nur noch die richtige Zeit dafür finden. Das kann ich nicht so nebenher gucken.

[Tagebuchbloggen. Donnerstag, 18. Februar 2021]

Es ist Donnerstag und ich hole immer noch Hertha Podcasts vom letzten Spieltag nach. Aufgrund dieser seltsam wurstigen Saison fehlt es mir an Vorfreude auf die Podcastfolgen. Momentan schwindet sogar die Vorfreude auf die Spieltage.
Zugegebenermaßen gibt es mittlerweile auch sehr viele Hertha Podcasts. Wenn ich richtig zähle, sind es neun. In unterschiedlicher Qualität.
Aber es fällt mir auch schwer, die zweidrei Guten zu hören. Immer diese liturgische Abhandlung dieser Mannschaft mit so viel Potential. Spielanalyse. Wenn ich schon das Wort „Spielanalyse“ höre und dann sich zu ernst nehmende Männer über Spielsysteme reden höre, dann will ich nur noch auf Black Metal umschalten. Deshalb komme ich mit den Podcasts auch nicht voran.
Vielleicht bin ich auch einfach Fussballmüde, Geisterspielmüde oder Fussballberichterstattungsmüde. Oder vielleicht auch einfach nur: müde. Coronamüde, Lockdownmüde, die fehlende Vorfreude auf eine Reise, die man ja eh nicht planen kann, die fehlende Vorfreude auf Abende auf Wochenenden, jetzt auch nicht mal mehr Spieltagsvorfreude.

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Das Highlight des Tages war der Mann von Bringmeister, der uns die Einkäufe brachte. Diese Vorfreude darauf, vielleicht wieder etwas dabei zu haben, das wir nicht bestellt haben. Ich kann mich erinnern, dass wir einmal vegane Rittersport Schokolade dabei hatten. Die schmeckte ziemlich OK. Aber diese Aufregung, eine unangekündigte vegane Rittersportschokolade bei den Einkäufen zu sehen und sie dann zu öffnen. Das war noch viel besser.

Es war jedenfalls nichts aufregendes dabei. Passt ja total zu dieser Hertha Saison.

[tagebuchbloggen. Mittwoch, 17.2.2021]

Ich sitze im Büro und mein Telefon macht bzzzt. Amazon sagt mir, dass meine neue Tastatur zuhause angekommen ist. Ich kann ab dem Moment nicht mehr normal arbeiten.

Ich mache früher Feierabend, weil mein Kopf ganz furchtbar drückt. Es ist der Nacken, ich müsste Nackenübungen machen, dieser Nackenschmerz macht mich fertig, der sitzt da oben und strahlt in alle Richtungen aus.
Zu allem Überfluss hat mein Fahrrad einen Spontanplatten. Ich verstehe nicht, woher der auf einmal kommt. Also Googlemäpse ich nach Fahrradläden in meiner Nähe, aber ich bin am Potsdamer Platz und Potsdamer Platz so Fahrradladenfrei wie ein [irgendein dummer Vergleich hier].
Ich muss dann bis zum Spittelmarkt laufen. Mit Kopfweh und dem Wissen, dass zuhause meine neue
Tastatur auf mich wartet.

Im Fahrradladen geht es dann ganz schnell. Ready while you wait.

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Ich erfahre von der Aktion #ihrkoenntaufunszaehlen eine durch der 11Freunde-Redaktion initiierte Kampagne für die Unterstützung von Homosexuellen Fussballern (hier ist das Maskulin explizit). Bekannte Fußballer zieren die Covers des Magazins und halten ein Schild mit dem erwähnten Hashtag in die Linse. Als Fanclub machen wir da natürlich mit. Das ist eines unserer Themen. Mit Kopfweh und ohne die neue Tastatur ausgepackt zu haben, male ich ein Schild und ziehe mir mein Fussballhoodie an.

Küss doch wen du magst.

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Danach stecke ich die Tastatur ein.

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Danach bestellen ich Pizza. Ich brauche Trostessen. Ich habe seit November 13 Kilo abgenommen. Heute brauche ich aber einfach eine Pizza, ich finde, das ist OK. Ich habe nur zu Weihnachten gecheated und zum Geburtstag Ende Januar. Ich mache Intervallfasten und nehme dabei einen Kilo pro Woche ab. Darüber schreibe ich vielleicht ein andermal etwas genauer.

[tagebuchbloggen. Dienstag, 16.2.2021]

ereits auf der Fahrt ins Büro war ich von der Vorfreude erfüllt, mich gleich an diese mechanische Tastatur setzen zu können. Als ich mich dann hinsetzte, die Ellbogen auf den Schreibtisch aufsetzte, kurz mein Haupt schüttelte, atmete ich einmal bedeutungsschwer tief durch. Wie ich da mein Passwort eintippte. Als wäre ich Beethoven.

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Der Schnee schmilzt, beim Radfahren fahre ich eigentlich durch so etwas, das sich anfühlt wie superweicher Quarkkuchen. Er ist nass. Ich verstehe nicht, was mit meinen Kotfügeln los ist, der ganze braune Dreck (!) ziert meine hintere Jackenseite. Immerhin kunstvoll, symetrisch verteilt.

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In Longyearbyen hatte es gestern und auch heute gleich viel Grad wie in Berlin. Just für den Rekord. Außerdem hat die blaue Jahreszeit angefangen. Die ganze Landschaft in tausendenden Blauschattierungen. Blau in blau in blau in blau. In zwei Wochen wird das erste Mal die Sonne aufgehen.

[tagebuchbloggen. Montag, 15.2.2021]

Der Mitarbeiter, der mir am Freitag seine Tastatur gezeigt hat, brachte mir heute einige seiner privaten Modelle mit. Er konnte nicht ahnen, dass ich am Wochenende einen Großteil meiner Zeit mit der Recherche von mechanischen Tastaturen verbracht hatte. Als er mir die Modelle zeigte, konnte ich bereits über viele Details aus deren Innenleben mit ihm fachsimpeln.

Nach den vielen Texten und Produktrezensionen, die ich gelesen hatte, war ich zum Schluss gekommen, dass vermutlich Tastaturen mit den Brown Switches für mich in Frage kämen. Das sind Tastaturen mit einem guten Druckpunkt, aber ohne einem wirklichen Klick, allerdings trotzdem eine dem Klick ähnelnde Haptik. Er lieh mir eine solche Tastatur, und ließ mich sie den ganzen Tag lang testen. Also ehrlich, ich tippte auf der Keychron k8 mit brown switches und das Tippgefühl auf so einer Tastatur, diese butterweiche Haptik, mit dieser leichten Andeutung eines Anschlags, da will man eigentlich nur noch tausendseitige Romane schreiben.

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Kurz bevor ich die Firma verlasse zieht ein Schneesturm auf. Ich bin mit dem Fahrrad, hatte allerdings nicht mit einem Schneesturm gerechnet. Ich habe mir vor zwei Wochen ja diese Schneebrille gekauft. Es hat lange gedauert, bis ich eine Schneebrille gefunden hatte, die einigermaßen zu meinen Schuhen meinem ästhetischen Empfinden passte, dafür bin ich jetzt um so glücklicher, weil sie mir in den letzten Winterwochen bei den Fahrten durch den Schnee wirklich das Vorankommen erleichtert hat. Sie ist elegant und schmal und hat oben, sowie an den Seiten eine weiche Gummierung, sodass ich sie an die Stirn andrücken kann. Außerdem läuft sie nicht an. Dieses nicht-Anlaufen nennt man in der internationalen Produktbeschreibung „Anti fog“ und ich dachte, ach cool, eine Brille mit der man durch den Nebel sehen kann. War dann nicht so. Aber Anti-Anlaufen ist praktischer als Anti-Nebel, insofern kann ich ganz gut damit leben.

Nur heute habe ich die Brille nicht mitgenommen. Ich war im Kopf schon bei Plusgraden, am Nachmittag sollte es tauen, aber das hatte mich völlig davon abgelenkt, dass es immer noch Niederschlag geben kann.

Der Schnee bestand teilweise aus kleinen Eissplittern und ich musste die Augen dermaßen fest zukneifen, dass ich zwei Mal zum Anhalten gezwungen wurde. Weite Teile fuhr ich mit gesenktem Kopf, sodass ich eigentlich nur meine Oberschenkel sah und etwa einen Meter voraus schauen konnte.

Aber Wetter und ich. Wir waren immer schon Buddies.