[Mo, 11.11.2024 – Nach Göteborg pendeln, Lindner]

Ohne Telefon aus dem Haus gegangen. Ich fühlte mich total nackt und hilflos. Dennoch blieb ich stark und ging nicht zurück ins Haus. Hat prima geklappt.

Am Nachmittag hatte ich ein Gespräch mit einem Headhunter aus England, der für eine schwedische Firma aus Göteborg einen CTO sucht. Er sucht europaweit. Die Firma bevorzugt aber jemanden aus Göteborg, Berlin oder Barcelona. Ich fände es durchaus reizend, zwischen Berlin und Göteborg zu pendeln. Im Sommer könnte ich einfach in unserem Holzhaus wohnen und im Winter auch manchmal. Ich würde sehr gerne wissen, wie sich dort im Winter lebt. Mit der Frau des Cousins meiner Frau bin ich über Instagram befreundet. Sie versprach mir, einmal im Monat auf ihren Spaziergängen, Fotos vom Haus zu machen. Sie wohnt ja nur zwei Kilometer flussaufwärts. Zumindest vom März bis November. Im Winter wohnen sie beide in Göteborg, aber sie sind wochenends offenbar trotzdem immer da.

Nächste Woche Montag höre ich mehr über den Job. Als Typ mit einer schwedischen Frau, der zwei oder drei Wörter schwedisch spricht und gerne nach Göteborg pendelt, habe ich vielleicht Chancen in die engere Auswahl zu kommen. Der Inhalt des Jobs wäre mir fast schon egal.

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Die Bundestagswahl wird vermutlich im Februar stattfinden. Vielleicht bin ich bis dahin ja deutscher Staatsbürger. Hoffentlich ist mein Antrag bis dahin durch. Sonst werde ich Christian Lindner dafür verantwortlich machen. Ich kann Christian Lindner aber auch für andere Dinge verantwortlich machen, wenn es sein muss.

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F’Hain:

[So, 10.11.2024 – Erzählen, Auswärts]

Gestern verlinkte ich einen alten Text über meine belgische Freundin und mir. Der Text ist 18 Jahre alt. Damals, als ich ihn veröffentlichte, erregte er viel Aufsehen und wurde von zahlreichen Blogs und Portalen verlinkt. Später wurde ich wegen des Textes auf Lesungen eingeladen und er wurde sogar zwischen Buchdeckeln gedruckt. Weil ich den Text gestern im Tagebucheintrag verlinkte, las ich ihn wieder, das erste Mal seit mehr als zehn Jahren – und er widerte mich völlig an. Daher beschloss ich, den Link sofort zu entfernen. Die ganzen Jahre empfand ich jenen Text als einen der künstlerischen Highlights in diesem Blog. Gestern fand ich dieses poetische Geschwurbel unleserlich und konnte damit überhaupt nichts mehr anfangen.

Es passiert mir hin und wieder, dass ich mich mit meinen alten Texten schwertue. Meist, weil sich mein Anspruch an Texten verändert, manchmal aber auch, weil ich mich als Mensch entwickelt habe. Bei jenem Text ging es um beides. Und er erzählt zu wenig, ich mag Texte derzeit nur, wenn sie eine gute Geschichte erzählen, wenn die Figuren greifbar sind, wenn die Handlungen etwas in mir auslösen. Das kann sich vielleicht auch wieder ändern, aber ich finde es momentan wesentlich wichtiger, etwas zu erzählen. Die Novelle wird auch eine Erzählung sein. Kein Gemälde.

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Und sonst so. Gestern gab es im Herthakosmos mehrere unangenehme Begebenheiten, die bei uns im Fanclub emotional diskutiert wurden. Zum Einen die Musikerin namens Mine, die auf einer Zugfahrt von Dutzenden heimkehrenden Herthafans übergriffig behandelt wurde. Sie hielt alles auf ihrem Telefon als Instagram Story fest und es offenbarte eine der hässlichen Seiten des Fussballs. Wenn Männergruppen die Selbstkontrolle verlieren und glauben, ihnen gehöre die Welt. Es gibt einen Grund, warum ich nicht mehr Auswärtsfahrten besuche. Hertha schaltete sich ein und wird das natürlich aufarbeiten, aber es zeigt auch eine mittlerweile verselbstständigte Kultur der Auswärtsfahrten. Auswärts ist man asozial. Und alle schauen weg oder verdrehen die Augen. Es sind Szenen, die sich jedes Wochenende mit Männergruppen aus allen Vereinen ergeben. Vielleicht war das jetzt auch ein Auslöser.

Ich sass also viel an den Tasten. Währenddessen schaffte ich es aber auch, 6 Folgen von Rivals zu schauen. Eine ungemein unterhaltsame Serie aus England.

[Sa, 9.11.2024 – Sortieren, Alte Freundin, Belgien]

Es ist die Superheldengeschichte geworden. Bis ich die Hausbesetzernovelle vom Lektor zurückbekomme, werde ich also daran arbeiten.

Ich räumte auch mein ganzes Textarchiv auf. Sortierte Texte nach „erledigt“, „unerledigt“, „gemeisselt“ und „ballast“ ein. Und die Romanprojekte in je einzelne Ordner. Ich hatte vergessen, wie weit ich mit zwei der vier Romanprojekte bereits vorangekommen war. In den letzten 6 Jahren arbeitete ich nicht mehr ernsthaft an Texten, ich hatte das alles vergessen.

Danach schrieb ich das Backupscript um, damit die alten und verschobenen Texte auch richtig gesichert werden. Leider baute ich mir einen Bug ein, was zur Folge hatte, dass ich sämtliche Dateien auf dem Server dieses Blogs löschte. Aus diesem Grund war das Blog gestern Vormittag für etwa 4 Stunden nicht erreichbar.

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Heute Nachmittag traf ich mich mit einer sehr alten Freundin aus Belgien. Sie ist der älteste Eintrag im Adressbuch meines Telefons. Das Adressbuch konnte damals nur Grossbuchstaben, ihr Name steht deswegen immer noch in Grossbichstaben drin. Wir lernten einander in 1998 oder 1999 auf einem Festival in Nijmegen kennen. Danach trafen wir uns in sehr unregelmässigen Abständen wieder. Ich besuchte sie mehrmals in Gent und sie mich mehrmals in Utrecht. Danach hatte ich eine Freundin und wir besuchten einander nicht mehr. In 2007 kam sie einmal beruflich nach Berlin. Sie hatte ihren Freund dabei. Das waren schöne Tage. Danach sahen wir uns aber 17 Jahre lang nicht mehr, wir blieben aber sporadisch über die sozialen Medien in Kontakt. Mittlerweile ist sie nach Brüssel umgezogen, hat seit 4 Jahren einen neuen Freund, der auf einer Messe in Berlin ist, den sie diesmal begleitete.

Wir setzten uns in das Books&Bagels an der Warschauer Strasse und tranken einen Kaffee. Sie ist in den 17 Jahren kaum gealtert. Sie kleidet sich immer noch wie damals, in einem knielangen Rock, Bluse und mit auffälligen Ohrringen. Heute trug sie grosse Perlohrringe, früher hingegen meist überdimensionierte Ohrreifen. Wir redeten über damals, dabei fällt uns auf, wie jung wir waren, ich war vielleicht 23 und sie 21. Sie erzählte mir, wie es ihr in den letzten 17 Jahren erging, dass sie nach Spanien ziehen wollte, dass die Mutter verstarb, wir ihr in Corona alle Aufträge wegbrachen. Ich erzählte ihr von unserem gemeinsamen Freund, der sich das Leben genommen hat. Und wir redeten darüber, wie wir kinderlos geblieben sind. Später wollte ich ein Bier trinken und wir zogen in die Protokoll-Bar an der Boxhagener um. Um acht Uhr brachte ich sie zur U-Bahn, wo sie zu ihrer Abendveranstaltung fuhr.

[Do, 7.11.2024 – Formalhaut, Romanprojekte]

Weil ich wegen meiner neuerdings wiederentdeckten Faszination für Astronomie ständig in den Himmel schaue (via Wikipedia, Podcasts und Apps) stiess ich auf den Stern namens Fomalhaut. Das ist der 18.-hellste Stern am Firmament. Ich las den Sternennamen zuerst mit einem „R“ also Formalhaut. Den Sternennamen fand ich dermassen sonderbar schön, dass ich mir überlegte, ihn mir als Tattoo in die Haut zu stechen. Ich habe noch eine Lücke am linken Bizeps, wo ein Strich oder ein längeres Wort passen würde. FORMALHAUT. Leider ist ein Sternennamen ein bisschen inhaltslos für eine Tätowierung. Als ich dann feststellte, dass der Name ohne R geschrieben wird, gefiel mir die Idee auch nicht mehr sonderlich. FOMAL, FOM, Fachhochschule für Ökonomie und Management, nah. FOMO wäre lustig, aber ich habe keine Fear of missing out.

Weil ich jetzt keinen Text mehr in Arbeit habe, probierte ich wieder zwei von den angefangenen Romanprojekten. Die Superheldengeschichte und die pornographische Geschichte. Ich wollte ein Gefühl dafür entwickeln, welche der beiden Texte mir am besten liegt um sie gegebenenfalls zu einem grösseren Text auszubauen. Ich bilde mir ein, dass ich das Gefühl bekomme, während ich daran schreibe. Sie flutschten beide gut. Ich müsste mich daher eher inhaltlich entscheiden. Irgendwie gefällt mir der Gedanke, alle paar Monate unter einem Pseudonym Sexgeschichten zu veröffentlichen. Eine Geschichte nach der anderen raushauen. Ich habe gehört, Sexgeschichten verkaufen sich gut. Ähnlich wie Kinderbücher. Aber von Kinderbüchern habe ich keine Ahnung. Von Sex auch nicht. Aber ich habe viel darüber gelesen.

Die Superheldengeschichte hingegen könnte inhaltlich ungemein stark werden, da sich so vieles darüber transportieren lässt. Es ist die Geschichte eines mittelalten Mannes, von Beruf Programmierer, der nach eigenem Empfinden ständig unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, plötzlich zu Superkräften gelangt. Aber nicht in New York, wo man Superhelden feiert, sondern in Berlin, wo Superhelden sich mit Genehmigungen und einer skeptischen Öffentlichkeit herumschlagen müssen. Das kann lustig werden.

[Mi, 6.11.2024 – Schlechte Stimmung, Zeit]

Morgens wachte ich zu einem noch nicht feststehenden Wahlsieg Trumps auf. Während der ersten Hunderunde gewann er allerdings auch Pennsylvania und damit war es wohl durch. Es werden jetzt viele Jahre der Hassrhetorik beginnen und die USA wird vermutlich zu einem anderen Land umgebaut und die ganze westliche Welt steht vor einer ungewissen Zukunft. Das alles bedrückte mich.

Als ich vom Spaziergang zurückkam, hatte meine Frau unerwartete logistische Schwierigkeiten nach Potsdam zu kommen, also brachte ich sie kurzerhand mit dem Auto. Die Hinfahrt dauert eine Stunde. Die langen Abstände in dieser Stadt nerven mich ungemein. Immerhin half mir die lange Fahrt die Stimmung etwas aufzuhellen. Wir versuchten die Wahl einzuordnen. Das Reden über diese wahrgewordene Realität gab den Dingen eine positivere Perspektive. Meine Frau wird nächste Woche zudem nach Seattle fliegen. Im Vorfeld war immer die Frage, in welcher Stimmung sich das Land befände, wenn sie so kurz nach der Wahl in die USA reist. Ein Szenario, das wir in den vergangenen Monaten häufig besprachen, waren gewalttätige Ausschreitungen. Für den Fall, dass ein unterlegener Trump seine Fans wieder mit einer gestohlenen Wahl vor sich her hetzt. Immerhin wird es bei ihrer Reise jetzt wohl keinen Bürgerkrieg geben. Aber ja. So einer ist jetzt Präsident.

Auf dem Rückweg hörte ich eine Folge aus „Geschichten aus der Geschichte“. Es ging über die Ursprünge und Auswirkungen der Geschichten über Zeitreisen. Und über Zeit. Es ist gar noch nicht so lange her, dass wir Menschen die Zeit als eine lineare messbare Abfolge von Ereignissen verstehen.

Als ich zu Hause ankam, legte ich mich für eine Stunde ins Bett. Das würde heute ein lähmender Tag werden. Als ich aufwachte, ging ich mit der Hündin auf eine lange Runde. Sie ist gerade läufig, also mied ich die Hundewiesen und spazierte deswegen nur durch den Kiez. Ich kann sie immer noch unangeleint laufen lassen. Sie ist allerdings auffällig verschnüffelt, sie bleibt an jeder Ecke sehr lange stehen und inspiziert obsessiv die dort hinterlassenen Gerüche.

Als ich zurückkam, setzte ich mich an die Novelle. Ich ging eigentlich davon aus, dass mir das heute nicht gelingen würde. Ich schaffte es aber, alle Korrekturen einzuarbeiten. Und so schickte ich die Neufassung an den Lektor, der sich jetzt im zweiten Durchgang die sprachlichen Details ansehen wird.

Am Abend entliess Bundeskanzler Scholz dann seinen Finanzminster und ich weiss jetzt nicht, ob das tragisch ist oder lustig.

Immerhin neue Sticker:

[Di, 5.11.2024 – weisser oder schwarzer Rauch]

Morgens begleitete ich einen Freund zu einem Termin mit seinem Ex-Arbeitgeber. Es ging darum, Laptop, Schlüssel und Handy abzugeben. Das zwischenmenschliche Klima in dem Büro ist kein guter Ort für mentale Gesundheit. Die Übergabe verlief professionell und entsprechend harmonisch. Danach setzten wir uns in ein Café und tranken einen Latte. Wir sassen noch draussen, es war ein sonniger Dienstagvormittag, bei kühlen Temperaturen.

Den Rest des Tages wollte ich am Text arbeiten, aber ich bekam nichts zustande.

Heute wird in den USA gewählt und mich deprimiert die Aussicht auf eine Regentschaft von Trump. Meine Frau schaltet abends CNN und NBC an. Ich will das nicht sehen, ich will nur Mittwochmorgen das Ergebnis kennen, ich will mich nicht stundenlang vorher mit Eventualitäten aufhalten.
Falls Harris die Wahl gewinnt, würde es sich dennoch nicht wie eine Abkehr eines Horrorszenarios anfühlen, sondern lediglich wie ein Aufschub. Der Aufschub einer Entwicklung, die ins Rollen gekommen ist.

Ich werde mich schlafenlegen. Wenn dieser Eintrag online geht, werden wir es wissen.

[Mo, 4.11.2024 – Atmender Text]

Die Hündin ist seit Samstag läufig. Deswegen pflege ich wieder die Läufigkeitstabelle. Ich finde es ungemein praktisch, Vergleiche zur letzten Läufigkeit ziehen zu können. Ihr Verhalten mit Rüden, ihre Konzentration, ihre Niedergeschlagenheit. Es ist ein biologischer Zyklus, der immer in einem ähnlichen Muster abläuft.

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Heute verbrachte ich viel Zeit mit der Arbeit an der Novelle. Morgen oder spätestens Mittwoch möchte ich damit fertig sein. Es erstaunt mich aber immer wieder, wie zeitaufwendig das ist.
Neben der besseren Beschreibung der Figuren, empfahl mir der Lektor auch den Text in mehrere Kapitel zu unterteilen. Ich sah die Geschichte bisher immer in Teilen. Das alte Spukhaus besetzten wir nämlich drei Mal, deswegen war es ursprünglich eine Trilogie, der ich später, als ich sie zur Novelle umschrieb, eben drei Kapitel verpasste. Der Lektor sagte, ich solle den Text atmen lassen. Lieber kürzere Kapitel, fast episodenartig, das gäbe dem Text mehr Raum. Die Kapitel müssen ja auch nicht benannt werden, längere Absätze täten es auch. Das war schlüssig, der Text wirkt jetzt tatsächlich anders. Er sieht freundlicher aus. Er atmet. Die Novelle hat jetzt aber auch 130 Seiten anstatt 120. Wenn ich jetzt noch das Schriftbild vergrössere, dann ist es ein Roman und keine Novelle mehr.

Und sonst ist heute nicht viel Erzählenswertes passiert. Das ist aber auch gut so.

[So, 3.11.2024 – Blauer Rauch, Glut, Smartwatches]

Die Jungs sind heute zu Mittag wieder geflogen. Es war eine anstrengende Woche, aber Anstrengung ist ja auch Teil des ganzen Spasses. Gestern gab es noch ein Highlight im fast ausverkauften Olympiastadion, in dem ich die beiden mit in die Ostkurve nahm. Es war sehr eng und sehr laut und plötzlich verteilten sich junge, maskierte Männer in den Reihen. Einer davon stellte sich genau neben meinen fünfzehnjährigen Neffen. Der Mann war in Schwarz gekleidet und hatte seine Kapuze in den Kopf gezogen. Im Gesicht trug er eine Sturmhaube und in der Hand zwei Feuerwerkskörper, die blauen Rauch produzieren. Es dauerte eine Weile, bis sie angezündet wurden. Der junge Mann stand lange neben uns, er war offensichtlich aufgeregt, zupfte ständig an sich herum, prüfte das Feuerzeug, schaute nach links und nach rechts. Der Vorsänger kündigte an, dass wir zuerst die Hymne singen und danach zum Anpfiff das Feuer losgeht. Als wir die Hymne sangen, zündeten sie im Kölner Block ihrerseits rotes Feuerwerk. Nach unserem Lied gingen bei uns mit Pyrotechnik los. Die Rauchkörper des jungen Mannes neben uns schlugen Funken. Mehrere Glutbällchen landeten auf der Jacke seines Vordermannes. Dieser bemerkte die Glut nicht, deswegen war mein Neffe so freundlich und schlug ihm die Glut von der Jacke. Dieser bekam aber auch das nicht mit. Morgen wird er sich über die vielen Brandflecken wundern.

Das Spiel selbst bot leider wenig Freude. Dafür kennen meine Neffen jetzt die gesamte Palette an Schiedsrichterbeschimpfungen und Gegnerverunglimpfungen. Inklusive Uhrensöhne-Rufe, woran wir uns aber nicht beteiligten, weil wir tagsüber bei Mediamarkt noch Smartwatches begutachteten und keinen Grund sahen, den Gegner damit zu diffamieren.

Kurz nach Mitternacht waren wir wieder zu Hause. Todmüde und kaputt.

Heute brachte ich sie dann zum Flughafen. Danach fuhr ich nach Hause und tat ziemlich gar nichts. Ich hing auf dem Sofa und schaute mit meiner Frau zwei Filme über Zeitreisende (beide eher mittelmässig) und danach die letzten vier Folgen von Agatha All Along. War okay, aber das Ende dann doch eher mittelmässig.

So.

Morgen muss ich mich wieder um meine berufliche Zukunft kümmern, ausserdem werde ich die ganze Woche an den Anmerkungen des Lektors an der Hausbesetzernovelle arbeiten.

[Fr, 1.11.2024 – fünf Tage

Es geht uns gut.

Wir sind immer noch da. Aber nach 5 Tagen auch schon ein bisschen müde. Teenager sind zudem erstaunlich empfänglich für Chill-Phasen. Erwachsene prügeln ja gerne ein anspruchsvolles Programm durch, Teenies hingegen liegen auch gerne einfach auf dem Sofa und schauen ins Telefon. Das finde ich sehr löblich und kommt meinem Biorhythmus durchaus entgegen.

Was wir gemacht haben, für mich fürs Protokoll:

Mo: am Abend vom Flughafen abgeholt, dann Burritos bestellt und „How to buy drugs online (fast)“ geschaut
Di: Gamestation am Potsdamer Platz besucht, Kollhofftower bestiegen, Burgermeister am Schlesischen Tor gegessen, ins Kino und „Venom 3“ geschaut
Mi: Fahrradrundfahrt, Alex, Potsdamer Platz, Kreuzberg, den mutmasslich besten Döner der Stadt bei 7days am Kottbusser Tor gegessen und abends zu Hertha ins Olympiastadion wo wir ein spektakuläres Spiel sahen
Do: mittags Sushi, nachmittags den ersten Teil von Venom auf Prime Video geschaut, abends zu Alba im Euroleague Spiel gegen Istanbul
Fr: mit dem Auto zum Teufelsberg gefahren, auf dem Rückweg durch den Wedding zu Curry Baude, abends Chicken Wings bei Brewdog, dann den zweiten Teil Venom

Auf diese Weise geht eine Woche rum. Die Jungs wollten vor allem viel unterschiedliches Essen probieren. Heute gingen wir einmal alle Mahlzeiten durch und das Highlight war offenbar Burgermeister am Schlesischen Tor. Aber auch alle anderen Mahlzeiten fanden sie richtig gut. Berlin, die Hauptstadt des Essens. Höhö.

[So, 27.10.2024 – Die dunkle Zeit]

Wir schalten auf die dunkle Zeit des Jahres um und es wird kühler, erst kommt Halloween, dann Allerseelen, im November fallen die Blätter, als würden sie die Tage herunterzählen, die Tage werden kürzer, ruhiger, die Dämmerung kommt immer früher, man schaltet wieder die Lichter an, trifft sich zunehmend in Innenräumen, bei Freunden zu Hause, in Bars, in Kneipen, bei gedämmtem Licht, bei Wärmequellen. Draussen knöpfen wir uns die Jacken immer höher zu, wir tragen Mützen und auf dem Fahrrad auch Handschuhe, im Dezember sind wir eingepackt, manchmal fällt der erste Schnee und der Boden knistert, es wird immer dunkler, ab Mitte Dezember verabreden wir uns kaum noch, wir sagen Meetings ab, verschieben die Dinge auf das neue Jahr, wir fahren uns alle runter, immer dunkler, bis zum 21. Dezember zu und dann schalten wir den Motor aus, es kommen die Lichterketten, das Essen, das viele Bier und dann hängen wir tagelang herum bis die Jahreswende über uns hereinkommt. Danach kommt der seltsam tote Januar. Immerhin habe ich an dessen Ende Geburtstag. Dieses Jahr werde ich fünfzig, vielleicht sollte ich es feiern. Andererseits fand ich letzten Januar in Lappland so schön, das würde ich gerne wieder erleben, allerdings lassen sich Erfahrungen ja nicht wiederholen, vielleicht lade ich Freunde zu mir nach Hause ein, ich sollte ohnehin mehr zelebrieren. Danach erst kommt der furchtbare Februar und der furchtbare März, der magische Teil des Winters ist längst vorbei und das Olympiastadion wird zum Kühlschrank, da will man, dass der Winter jetzt doch vorbeigeht, aber Berlin schickt uns immer noch eine dritte oder vierte Spätwinterwoche nach.

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Früher war der Winter die Zeit, in der ich viel schrieb. Der Sommer hämmert immer auf mich ein, der Sommer baggert an mir, ich soll rausgehen, die Sonne scheint, alle Menschen fahren ihre Blüten aus. Der Winter holt mich hingegen rein, beruhigt mich, da fand ich immer Zeit für die langen Prosatexte.

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Am Montag kommen die beiden Jungs meiner Schwester. Es wird eine aufregende Woche. Gestern fragte ich in meinem Fanclubchat nach dem besten Döner und dem besten Burger und dem besten Sushi und der besten Currywurst. Natürlich bestand die Gefahr, einen religiösen Krieg auszulösen. Es hielt sich allerdings in Grenzen. Die Jungs interessieren sich vor allem für Essen, das finde ich gut, wir werden Spass haben.

Ich weiss nicht, wie gut ich in dieser Woche Tagebuchschreiben kann. Sie schlafen schliesslich in meinem Arbeitszimmer und ich werde ja ständig den Plan in der Hand halten. Mal sehen.