[Do, 23.3.2023 – Staatenlenker im Prenzlauer Berg]

Den ganzen Tag an einer Präsentation gesessen. Dafür blieb ich zuhause. Ich kann nicht anders, als Präsentationen eine immense Zeitverschwendung zu finden. Ich versuche es immerhin einigermassen unterhaltsam zu gestalten, damit ich mich nicht ganz der Ödnis hingebe. So google ich lustige Bilder und baue so etwas wie eine Geschichte ein. Allerdings habe ich nie das Gefühl, dass das Publikum das besonders wertschätzt. Zumindest nicht für den Aufwand, den ich betreibe.

In der Präsentation muss ich auch etwas über iPhone Entwicklung sagen. Da fiel mir dieses Foto ein, das ich vor 13 Jahren geschossen hatte: mein erstes Smartphone, auf den ich einen kleinen Apfel stellte. Das ist immerhin mittelmässig lustig.
Während ich das Foto in die Präsentation einbaute, fiel mir wieder ein, wo das Foto geschossen wurde. Das war im Guglhof am Kollwitzplatz. Ich hatte Freunde zu Besuch, ich erzählte ihnen, dass im Guglhof einmal der ehemalige Bundeskanzler Schröder mit Putin gespeist hatte. Die Geschichte, dass die beiden Staatenlenker im Guglhof gesessen hatten, kannten alle und alle waren auch ein bisschen stolz darauf, im damals noch wesentlich weniger geputzten Prenzlauer Berg eine solche Glamourgeschichte erzählen zu können.

[Mi, 22.3.2023 – Tattoomotiv, Reise in die Arktis]

Zweittermin bei der neuen Tätowiererin gehabt. Heute zeigte sie mir die Entwürfe. Mir gefielen einige Details nicht, so wollte ich beispielsweise das Motiv schräg zweigeteilt haben, sie hatte es hingegen von oben nach unten zweigeteilt, das sieht irgendwie albern aus. Bei näherer Betrachtung fand sie es allerdings auch albern. Bis Montag wird sie den Entwurf überarbeitet haben. Am Mittwoch sind wir bereits für die Exekution verabredet.

Meine Freundin Doro hat sich am Samstag übrigens angeboten, auf unsere Hündin aufzupassen, wenn wir nach Spitsbergen fliegen wollen. Wir hatten ja grob Anfang Oktober angepeilt, falls wir bis dahin eine Sitterin finden. Wir hatten sie nicht einmal darum gefragt, sondern sie bot es einfach aus sich heraus an, nachdem wir beiläufig über die Einschränkungen bei Flugreisen redeten, wir waren ja unter Hundehalterinnen, da redet man über solche Sachen. Das kam sehr überraschend, weil wir eigentlich keine Freunde damit beladen wollten, aber sie ist sehr erfahren mit Hunden und sie kennen sich bereits, es ist eigentlich die idealste aller Lösungen. Jetzt wird diese lange ehrsehnte und mehrmals verschobene Reise endlich ein Stück realistischer.

Bin sonst gerade etwas uninspiriert. Aber das ist manchmal so.

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Ein sehr bewegender Text von Stefan Niggemeier über seinen 14 Jahre alten Hund.

[Mo/Di, 20./21.3.2023 – iranisches Neujahr, Magen/Darm Hündin]

Heute zierte eine kleine Blume in einem kleinen Topf mein Schreibtisch. Darauf stand „Happy Nouruz“. Vom Geschenkstil her, musste das einer meiner iranischen Mitarbeiter sein. Wenige Minuten später kam er vorbei und ich wollte (natürlich) wissen, was es damit auf sich hat. Nouruz ist der Name des Neujahrsfestes bzw des Frühlingsfestes. Der persische Raum folgt einem anderen Kalender als dem Gregorianischen. Der 21.3. ist unser 1.1. und markiert gleichzeitig den Frühlingsanfang bzw auch die Tag-/Nachtgleiche. Das finde ich sehr schön. Im Iran feiern sie auch Winter- sowie Sonnenwende bedeutsamer als wir in Europa, wo die Sonnenwende eigentlich wesentlich erlebbarer ist.

Ich muss mal googlen, warum in unserem Kalender der erste Januar der erste Januar ist, das wirkt so beliebig, aber das hat sicherlich etwas mit dem Tod Jesu Christi zu tun.

Ein weiterer Funfact: im persischen Kalender sind die Monate nach den Sternzeichen benannt, so beginnt das Jahr (heute) mit dem Monat Widder, dann Stier, dann Zwillinge usw. Für Esoteriker ist das natürlich mega. Muss man nicht berechnen ob jemand in Liebesfragen kompatibel ist, sondern man fragt einfach nach dem Geburtsmonat.

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Die Hündin hatte Durchfall. Das kannte ich bisher noch nicht. Durchfall kann man nicht in eine Kacktüte stecken, aber glücklicherweise war es schon dunkel, es fiel niemandem auf. Ausserdem schien es auch der Hündin unangenehm zu sein, sie verkroch sich dabei in eine Ecke bei einem Telekomkasten (Von Unionern rotweiss angesprüht).

Eine Stunde später übergab sie sich. Etwas schien nicht ganz in Ordnung mit ihr zu sein. Wir behielten sie im Auge.

Später am Abend, als wir alle drei schon schlafbereit lagen, verhielt sie sich merkwürdig. Sie stand aus ihrem Bettchen auf, kam rüber zu unserem Bett und starrte uns an. Sie hatte einen seltsamen Blick. Es war ein anderer Blick als sonst. Weil mir das sehr merkwürdig vorkam, stand auch ich auf und ging zu ihr, keine Ahnung was ich mir davon erwartete, aber zu ihr zu gehen um eine Reaktion auszulösen schien mir das Richtige. Daraufhin ging sie in den Flur und stellte sich mit dem Gesicht zur Eingangstür. Als würde sie etwas anzeigen. Wenn sie tatsächlich anzeigte, dass sie zu später Stunde auf die Strasse wollte, dann war Eile geboten. Ich schlüpfte sofort nackt in eine Hose und Jacke. Im Treppenhaus hatte sie es plötzlich sehr eilig, sie zog mich hinunter wie sie es sonst nie tat. Und dann draussen, wieder hinter dem rotweissen Telekomkasten, flutschte es wieder aus ihr heraus.

Dies fürs Protokoll.

Am nächsten Tag war alles wieder vorbei. Ich habe eine vage Ahnung woher das hätte kommen können. Zwei Tage vorher trank sie nämlich mehrmals aus einer alten Pfütze. Obwohl ich sie ständig davon wegjagte, kehrte sie immer wieder dahin zurück und trank daraus.
Unter uns Hundebesitzer gilt die Regel: frische Pfützen sind OK, alte Pfützen sind nicht OK. Diese Pfütze war sicherlich 5 Tage alt. Also nicht OK.

Am Dienstag kam ich nicht dazu, den Eintrag fertigzustellen. Ich ging mit der Hündin raus, dann hatte ich ein Meeting und dann noch ein und noch eins. Und noch eins und noch eins. Immerhin ist die Hündin wieder wohlauf. Wohlan.

[Sa/So, 18./19.3.2023 – Scotia, Don’t starve]

Am Samstagabend hatten wir Besuch. Doro und unsere Freunde aus Mahlsdorf, die im Oktober die Gartenparty geschmissen hatten, kamen zu uns. Sie hatten auf unsere Bitte hin auch ihren Hund mitgebracht, einen gemütlichen englischen Setter. Wir wollten u.a. dass unsere Hündin sich an fremde Hunde in der Wohnung gewöhnt. Wir hatten keine Ahnung, wie sie sich dabei verhalten würde. Sie ist glücklicherweise nicht territorial und nicht aggressiv, der Hundebesuch lief also sehr entspannt ab.

Da wir Whisky trinken würden, kochten meine Frau und ich einen „Scotch Broth„, eine schottische Gerstensuppe. Die Suppe kochte und zog bereits seit zwei Tagen, aber sie musste noch verfeinert werden. Ausserdem buken wir schottisches Bannockbrot in einer gusseisernen Pfanne. Obwohl ich mich sklavisch an das Rezept hielt, misslang es. Es wurde zu hart. Ich weiss, es ist merkwürdig, Brot in einer Pfanne zu backen, aber das gehört sich offenbar so, die Schotten werden schon wissen, was sie sich dabei gedacht haben. Zusammen mit dem Käse und der Gerstensuppe konnte man es aber trotzdem einigermassen gut essen.

Ich trug auch eine Weste aus Tweed, die ich bei unserer letzten Schottlandreise in 2018 gekauft hatte. Ich trug sie nicht, weil wir Gerstensuppe assen und Whisky tranken, sondern weil mein Bauch zu sehr in dem Tshirt spannte. Die Tweed-Weste ist etwas umfangreicher geschnitten, weil ich damals in Oban selber umfangreicher war und ich sie entsprechend gross gekauft hatte. Passte natürlich perfekt zu Gerstensuppe.

Es war ein langer, schöner und kurzweiliger Abend. Er liess mich Herthas Niederlage vom Nachmittag gut wegstecken. Wir hätten gegen Hoffenheim gewinnen müssen, das ist nicht passiert, jetzt stehen wir wieder auf dem Relegationsplatz. Die verbleibenden neun Spiele werden qualvolle neun Wochen sein, in denen wir um den Abstieg spielen.

Am nächsten Tag brauchte ich viel Schlaf. Ich fuhr den Tag nur langsam hoch.

Gegen sechs Uhr war ich mit meinen beiden Neffen zum Zocken verabredet. Sie haben jetzt beide einen Steam-Account und am Wochenende dürfen sie mehr oder weniger unbeschränkt ins Netz. Wir spielten das Survivalgame „Don’t Starve“. Hauptsächlich quatschten wir aber nebenher via Discord über unsere Headsets, wir schmiedeten Pläne für meinen Besuch im April, wir werden vielleicht ins Gardaland fahren, das ist ein berühmter Vergnügungspark den ich schon in meinen Kindheitstagen oft besuchte, es ist faktisch der Vergnügungspark aller Menschen in Norditalien. So verging der Abend. Wir starben alle drei in dem Spiel, aber wir quatschten danach noch ewig weiter, über Computer, Grafikkarten, es macht viel Spass, mit den beiden Jungs rumzunerden.

[Fr, 17.3.2023 – Jacke, Haare, kochen]

Das Wetter hat auf Frühling umgeschlagen und es wird vorerst eine Weile so bleiben. Nächste Woche wird es möglicherweise die 20 Grad überschreiten. Die übliche Jacke, die ich sonst um die 0 Grad herum trage ist mittlerweile zu warm, also suchte ich andere Jacken heraus. Ich fand den schönen, kurzen Wollmantel wieder. Ich liebe kurze Wollmäntel. Aber als ich ihn anzog, fühlte sich etwas daran nicht richtig an. Auch meine Frau meinte, dass sich ein kurzer Wollmantel bei mir nicht mehr richtig anfühlt. Früher trug ich ständig Jackets. Immer. Jacketts und Hemden und Wollmäntel. Meine Frau sagte auch, dass mir Jacketts nicht mehr stehen. Wir wissen beide nicht, woran das liegt. Vor vier Jahren fing ich an, enge, kurze Sportjacken oder enge Steppjacken zu tragen. Seitdem sieht mein Körper in Jacketts merkwürig aus. Und ich verstehe den Grund nicht. Meine Frau auch nicht. So kann ich nie wieder nach Paris.

Am Nachmittag hatte ich auch einen Termin für meine Frisur. Ich begann bereits zu verwildern. Vor allem wegen der Haare im Gesicht. Aber auch die Haare auf dem Kopf. Ich war mit meinem Termin bereits ein paar Wochen drüber.

Früher schnitt ich mir die Haare meistens selber. Das ist noch gar nicht so lange her. Ein oder zwei Mal pro Jahr ging ich in den Frisursalon, aber dazwischen schnitt ich mir selber die Haarbüschel weg, die ich als zu lang empfand. Oft bekam ich dadurch hinten eine Matte, weil ich nicht so gut sehen konnte, was auf der Hinterseite meines Kopfes geschah. Vor ein paar Jahren sagte mir Frau Fragmente, dass mein Haarschnitt schon einmal vorteilhafter gewesen sei. Seitdem gehe ich alle zwei Monate zur Friseurin. Nach dieser Lehre sitzt mein Haar zugegebenermassen besser.

Am Abend bereiteten wir das Essen für Samstag vor. Es werden Freunde kommen, wir wollen eine Kleinigkeit in schottischen Stil kochen. Wir werden Whisky trinken.

[Do, 16.3.2023 – Tom Cruise in Longyearbyen, Hundeimpfung, Oscarpreisfilm, Belfast]

Tom Cruise befindet sich gerade in Longyearbyen. Er wollte dort den nächsten Teil von Mission Impossible drehen, allerdings wurde ihm die Drehgenehmigung verwehrt, weil er ein paar Dutzend Hubschraubermanöver geplant hatte. Der allergrösste Teil Spitzbergens ist Naturschutzgebiet, es gibt Regelungen, wie sich Menschen in den arktischen Naturschutzgebieten zu verhalten haben. Unter anderem ist der Grundsatz, dass die fragile Fauna im Eis nicht grundlos gestört werden soll. 40 Hubschrauberflüge wegen eines Filmes zählen offenbar nicht zu einem guten Grund. Die Behörden auf der Inselgruppe sind da hart. Vermutlich befindet sich Tom auf einer Mission Charming.
Man verzeihe mir den schlechten Wortwitz, aber der musste raus.

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Am Vormittag war ich mit der Hündin bei der Tierärztin für die Impfung. Ich machte der Ärztin gegenüber ein paar lahme Scherze bezüglich 5G Chips und Impfgegnertum beim Hund, daraufhin erzählte sie mir, dass es tatsächlich Hundehalterinnen gibt, die sich weigern, das Tier zu impfen. Sie würden immerhin davon profitieren, dass so viele Hunde geimpft seien.
Wenn die Vierbeiner dann aber an Staupe oder Parvovirose verenden, ist die Reue nachher immer gross.

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Am Abend schauten wir den Film, der den Oscar gewonnen hat, „Everything Everywhere All at Once“, diese sogenannte Fantasy- oder Scifi-Kommödie. Wir kamen beide nicht wirklich in den Film hinein. Ich kann die Handwerklichkeit des Filmes durchaus wertschätzen, auch sieht man ihm die Kreativität an, was ihn künstlerisch sicherlich herausstechen lässt, Michelle Yeoh ist auch super, und es muss mega Aufwändig gewesen sein, diese tausenden Universen zu filmen und dabei auch noch die Fäden in der Hand zu halten. Auch kann ich anerkennen, dass die Geschichte durch diese ganzen Ebenen hindurch mehr oder weniger nachvollziehbar erzählt wird.
Aber. Alles in allem hat uns der Film dann schlichtweg gelangweilt. Nach einer Stunde schalteten wir ihn aus.

Weil wir aber beim Thema Chinesische Auswanderer und Actionfilm waren, schauten wir „The Foreigner“ mit Jackie Chan und Pierce Brosnan. Der Film stand schon länger auf unserer Watchliste, ausserdem schaue ich prinzipiell jeden Film gerne, der in Belfast spielt. Zudem hat der Film viele guten Kritiken, da kann man an einem Donnerstagabend nicht allzuviel falsch machen. Wie bei Oscarpreisfilmen ja eigentlich auch nicht.

[Mi, 15.3.2023 – bald wieder Wochenende, Jesusdoku]

Und schon ist Mittwoch. Morgen ist Donnerstag, am Tag darauf beginnt am Abend schon wieder das Wochenende, dann spielt Hertha und danach kommen Freunde zu uns nach Hause. Diese Woche ging so schnell vorüber. Von den Erholungsggefühlen bis ins nächste Wochenende hinein.

Der heutige Mittwoch war dahingehend sehr ereignislos. Am Abend war meine Frau mit einer Freundin verabredet, also machte es sich die Hündin neben mir auf dem Sofa bequem. Ich zappte mich durch die Arte-Mediathek, schaute ein paar französische und belgische Kurzfilme und blieb schliesslich bei einer Jesus-Doku hängen. Die Suche nach den historischen Spuren Jesus finde ich immer wieder fesselnd, zu verstehen, wo Legende und Geschichte auseinandergingen, was Religionen bildet, mir kommt es immer vor, dass das Christentum eigentlich eher eine politische Bewegung war und weniger eine Religion, vermutlich wäre es heutzutage eine politische Bewegung, eine aufgewühlte Massenbewegung, wie es die Fridays for Future vor Corona war, es ging damals ja vor allem um den Glauben an eine bessere Welt und um Nächstenliebe, das sind ja die Essenz des Christentums, nur halt unter der Mystifizierung dieses liebenden Gottes, aber Gott war halt das einzige, was man damals als höhere Instanz so hatte. In der Doku kommt auch eine Jesushistorikerin vor, habe ich mir mal notiert, sie heisst Helen Bond. Muss mal schauen, was die sonst noch so gemacht hat.

[Di, 14.3.2023 – immernochusedom]

Es ist unfassbar, wie sehr mir diese Kurzreise nach Usedom gut getan hat. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, oder vielleicht ist die Zeit beruflich einfach gut, oder vielleicht war ich einfach zu lange nicht mehr aus Berlin raus gewesen, aber ich fühle mich dermassen erholt, dass ich das Bedürfnis habe, dies ständig allen mitzuteilen. Vielleicht weil ich es sonst nicht glaube.

Rückblickend liest sich mein Eintrag über Koserow etwas negativ. Im Text schoss ich mich sehr auf die Lieblosigkeit der Menschen ein. Das spielte während des Aufenthalts nur eine unwesentliche Rolle.

Deswegen noch eine Notiz ohne negativer Konnotaion: in unserer Ferienwohnung gab es genau zehn Fernbedienungen. Ich habe sie gezählt. Mich hat das fasziniert.

4x Badezimmer
2x Wohnzimmer
3x Schlafzimmer
1x Küche

Im Badezimmer hatten die verschiedenen Fernbedienungen vor allem die Aufgabe, das LED-Farblicht in den verschiedenen Teilen des Badezimmers zu steuern: Duschbereich, Spiegelbereich, Sauna aber auch die Audioanlage. Im Wohnzimmer Fernseher und DVD-Spieler, im Schlafzimmer 2x die Höhenverstellbarkeit der Betten und natürlich den Fernseher. Und in der Küche, hm, warum es in der Küche eine Fernbedienung gab, habe ich jetzt vergessen.
Das musste jedenfalls ins Protokoll. Ich bin gespannt, wie ich in zehn Jahren auf sowas zurückblicken werde.

Im Bett der Ferienwohnung schauten wir auch Fernsehen. Zuhause haben wir zwar einen modernen Fernseher, aber lineares Fernsehen können wir damit (glaune ich) nicht schauen. Wir zappten durch die Kanäle und blieben beim Sender „Sat1 Gold“ hängen. Der Sender heisst wirklich so. Es lief „Hart aber Herzlich“, die Serie aus dem Anfang der Achtzigerjahre. Die Frisuren, die Kleidung, die Figuren, die Dialoge. Wir schauten dem ziemlich gebannt zu. Es ist unfassbar, wie unseriös das heute alles wirkt.

Es ist Dienstag und ich schreibe immer noch über Usedom.

Dafür etwas von heute:

Das ist das Rührendste, das es heute im Internet zu sehen gibt.

Dieser Kloss im Hals. Nach dem Ende des Filmchens war mein ganzer Hals verkrampft, ich bekam ihn kaum gelockert.

[Mo, 13.3.2023 – Kino leicht verdaulich]

Vom heutigen Montag habe ich nicht viel zu berichten. Ich ging ins Büro, hatte längere Meetings weil wir morgen ein grösseres Update durchführen, es wurde etwas später und dann ging ich wieder nach Hause. Am Abend wollten wir den Oscargewinner »Everything Everywhere All at Once« schauen. Es war dann aber eben zu spät um noch die nötige Aufmerksamkeit aufzubringen, die wir dem frischgekürten Gewinnerfilm hätten geben wollen. Weil wir aber schon Vorfreude auf Sofasitzen hatten, schauten wir etwas anderes, leichter verdauliches, also wählten wir einen sehr unterhaltsamen Film mit Nicolas Cage in dem er einen Schauspieler namens Nick Cage spielt. Mit Pedro Pascal, den Schauspieler aus „The last of us“, der gerade wegen seiner Daddyhaftigkeit im Internet verehrt wird.

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Was ich noch aus Usedom nachreichen wollte: ein Foto zur Erinnerung. Diese Anblicke der Morgensonne im Urlaub. Das kenne ich erst seit ich die Hündin habe.

[Fr/Sa/So, 10-12.3.2023 – Koserow, Usedom]

Am Freitagnachmittag fuhren wir nach Usedom, genauer nach Koserow. Koserow kannte ich bisher nur auf der Karte, wir faren sonst immer nach Zinnowitz und mittlerweile sind wir ja solche Leute geworden, die immer zu den selben Orten fahren. Eine Freundin meiner Frau besitzt in Koserow eine Ferienwohnung, ein guter Grund, etwas an den eigenen Gewohnheiten zu ändern.
Ich freute mich schon die ganze Woche auf den Kurzurlaub, zum einen, weil ich immer gerne an der Küste bin und zweitens, weil ich mich für die Hündin mitfreute, die von der ganzen Unternehmung natürlich noch nichts wusste. Sie war noch nie an einem Strand, sie war auch noch nie am Meer. Sie kennt das Meer nur von den Fähren nach Dänemark oder nach Schweden.

In Meckpomm schneite es, je näher wir an die Küste kamen, desto stärker. Eine halbe Stunde vor Wolgast las meine Frau, dass die Brücke in Wolgast drei Mal pro Tag für Schiffe geöffnet werde. Ich kenne die Brücke, es ist eine richtige Seebrücke mit überdimensioniert wirkenden Stahlbalken. Es wirkt überdimensioniert, weil dort sonst alles klein ist, man fährt zuerst auf diese schöne Altstadt von Wolgast zu, biegt dann rechts ab, entlang der mittelalterlichen Stadtmauer, um ein paar alte Fachwerkhäuser herum bis hinunter zum Fluss, der kein wirklicher Fluss ist, es wirkt nur wie ein Fluss, weil das Meer bzw der Peenestrom an jener Stelle schmal ist, und dann steht auf einmal eine massive Seebrücke vor dir.
Ich mag diese drei Minuten Strecke immer sehr.
Laut Navi würden wir ziemlich genau zur Öffnung der Brücke in Wolgast landen. Da wir noch vor Sonnenuntergang auf der Insel sein wollten, drückte ich auf das Gas und so beobachteten wir, wie die Ankunftszeit auf dem Navi Minute für Minute weniger wurde. Wir waren aufgeregt.

Abends gingen wir in ein Restaurant namens Bernsteinhexe. Essen, Lokal und Ambiente ist, sagen wir, eher mittelmässig. Ich bin wirklich kein Snob, aber es wirkte alles etwas lieblos. Und das Essen war auffällig salzarm. Was bei deftiger Küche nicht ganz passen will.

Nachts auf dem Rückweg durch das Dorf bis in die Wohnung, über ganz Koserow hört man die Brandung.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf und ging mit der Hündin in Richtung Wasser. Koserow hat keinen direkten Zugang zum Wasser wie beispielsweise Zinnowitz, Koserow liegt seitlich hinter einen Berg hineingebaut, erst ausserhalb des Dorfes, am westlichen Rand, gibt es den Zugang zum Strand mit einem Pier. Auf der Ostseite des Dorfes, an dem wir wohnten, befindet man sich auf einem 50m hohen Berg. Die Hündin und ich spazierten hinaus auf den Berg liessen uns von der Morgensonne anstrahlen, während wir auf das Meer hinausschauten.
Das sind solche Momente, an denen es sich lohnt, einen Hund zu haben. Ohne Hund sässe ich um diese Uhrzeit am zweiten Kaffee und würde mich zugrundefaulenzen.

Wir fuhren dann noch zum örtlichen Netto, nicht dem roten Netto, sondern den Netto mit dem Hund. Brot kaufen, Käse kaufen. Das Supermarktpersonal ist schlecht gelaunt und unfreundlich, ich weiss nicht, warum das im Osten meistens so ist, ausser wenn das Personal polnisch ist, die sind immer freundlich. Ich versuche meistens darüber hinwegzusehen, am Abend davor im Restaurant zB, da kann ich es ignorieren, aber manchmal deprimiert es mich, zB an einem Samstagmorgen, nachdem ich gerade einen schönen Sonnenaufgang gesehen habe.
Nächstes Mal fahren wir für alle Besorgungen nach Zinnowitz, dort arbeiten Menschen aus Polen.

Als meine Frau wach wurde, unternahmen wir einen langen Spaziergang am Strand. Die Hündin flippte am Strand völlig aus. Ich verstand nicht, was genau sie derart in Aufregung versetzte, es war aber lustig anzusehen. Sie rannte weite Kreise um uns herum und wirbelte Sand auf. Ausserdem fürchtet sie sich vor dem Wasser, das angespült wird.

Dieser Wald mit Buchen. Der ganze Küstenabschnitt zwischen Koserow und Loddin ist ein Buchenwald. Das ist so schön. Wusste ich nicht. Am Pier in Koserow sind wir platt und lassen uns in einem Cafe nieder. Der (polnische) Kellner legt italienischen Schlager auf. Bell‘ amor‘ solo. Es trällert. Es ist gleichzeitig lustig, deprimierend und egal. Wir ziehen lustig vor.

Nach 2km zurück in die Wohnung sind wir dann noch kaputter. Es gibt direkt in der Wohnung eine Sauna. Es ist der Moment, an dem man eine Sauna nehmen sollte, oder? Wir gönnten uns eine Sauna, danach konnte man uns auf Brotscheiben schmieren.

Am Abend gingen wir wieder ins Dorf, diesmal zum Käptn Brass, wir wollten Fisch essen, das Restaurant ist für seine Fischspeisen bekannt. Auch dieses Lokal atmet eine unfassbare Lieblosigkeit aus. Zwar ist es opulent eingerichet und man merkt, dass das Lokal mal etwas besonderes sein wollte, aber die Stimmung des Personals färbt dermassen auf alles ab, dass sogar das Essen nicht mehr wirklich schmeckt, es ist nicht so, dass wir unfreundlich behandelt wurden, aber lieblos, freudlos, antriebslos, leer.

Dafür ist die Landschaft wirklich sehr schön. Als wir zurück in die Wohnung gehen, nehmen wir den Waldweg, er ist nämlich mit Strassenlaternen ausgeleuchtet, damit hatten wir nicht gerechnet, sonst hätten wir den längeren Umweg durch das Dorf nehmen müssen. Je länger man nachts im Wald läuft, desto gruseliger wird es aber auch, zumindest, wenn man über den Wald nachdenkt und zu viel nach links und nach rechts schaut. Nach einem Kilometer endet die Beleuchtung. Vor uns der weitere Pfad, den wir gehen müssten, er führt geradeaus in ein dunkles Loch. Rechts führt ein spärlich beleuchteter Weg zurück zum Dorf. Wir beschlossen den Lichtern zu folgen.

Am Sonntag spazierten wir wieder zum Strand. Wir nahmen auch eine Picknickdecke mit und setzten uns eine Weile hin.
Am Nachmittag fuhren wir wieder zurück nach Berlin.