Wir sind seit Freitagabend auf Usedom. Ich verschiebe die Einträge bis auf morgen.
[Do, 9.3.2023 – Schnee, Regen, Reise in die Arktis]
Fürs Protokoll. Es schneit immer noch. Auch morgen wird es schneien und auch übermorgen. Wobei sich Regen und Schnee abwechseln oder der Regen kommt weiss daher, der Schnee hingegen regenerisch, zumindest wenn er auf dem Pflaster aufschlägt.
In Longyearbyen bricht gerade die kalte Jahreszeit an. Lustigerweise ist der Winter auf Spitzbergen nie besonders kalt, die Temperatur tänzelt im einstelligen Minusbereich herum, manchmal sogar bei wenigen Plusgraden. Erst ab Mitte Februar schrumpft das Quecksilber auf die Masseinheit von Minus Zwanzig oder weniger. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommen Kälte und Schneestürme.
Wir haben die Reise nach Longyearbyen in den Herbst verschoben, weil wir das Problem mit dem Hund nicht gelöst bekommen. Allerdings hat sich gerade heute eine mögliche Lösung aufgetan, weil sich eine aus der Hundegruppe im Park in einem Nebensatz dazu äusserte, dass ich meine Hündin gerne auch ein paar Tage bei ihr abgeben könne. Mal sehen, ob das eine realistische Option ist. Ich würde lieber früher in die Arktis fliegen, zwar nennt man September/Oktober die goldene oder die orangene Jahreszeit, weil die bereits tiefstehende Sonne den Himmel rot färbt und die braune Tundra reflektiert, im Oktober beginnt es aber schon wieder dunkel zu werden, wenn wir am 3. Oktober dort ankommen und eine Woche später wieder fahren, wird sich der Tag um ganze zwei Stunden verkürzt haben. Im Oktober geht es sehr schnell. Am vorletzten Oktobertag beginnt schon die Polarnacht. Mal sehen. Andererseits will ich auch für die Polarnacht in die Arktis. Diesmal würde ich allerdings gerne andere Dinge tun. Wandern, mit Booten fahren, Wale und Walrosse sehen, auch Expeditionen auf Motorschlitten fahren. Und natürlich Bier trinken und essen, bis in die Nacht, in der die Mitternachtssonne ihre Kreise am Himmel zieht.
[Mi, 8.3.2023 – feministischer Kampftag, Samstag ohne Sonntag, Sonnenaufgang in der Arktis]
Feministischer Kampftag. Ich mag die Bezeichnung. Auch wenn wir heute alles andere taten als kämpfen. So ein loser Feiertag an einem Mittwoch fühlt sich an wie ein Samstag, der ohne den Sonntag daherkommt. Ein Samstag an dem man den ganzen Tag denkt, dass morgen wieder Montag ist.
Am frühen Morgen, nach wieder einer schlecht geschlafenen Nacht, machten die Hündin und ich einen langen Spaziergang. Auch spielte sie mit einem riesigen Sennenhund. Das sah komisch aus. Am Vormittag versuchte ich noch etwas zu schlafen, aber das ging nicht. Kurz nach Mittag kamen die Nachbarn, die mit dem Tier spazierengingen. Das machen die jetzt öfter und es geht sehr gut.
Wir räumten und putzten die Wohnung. Nebenher schauten wir eine weitere Folge von Hilary Swank in „Alaska Daily“. Ich hasse das, wenn die Folgen nur wöchentlich veröffentlicht werden. Später fingen wir eine überraschend unterhaltsame Serie mit dem Namen „Shrinking“ an. Sie erzählt die Geschichte eines Psychotherapeuten, dessen Frau gestorben ist und seitdem sein Leben nicht mehr richtig in den Griff zu bekommen scheint. Die Geschichte handelt von Tod, Gewalt und Einsamkeit und versucht sich dabei an Optimismus. Das gefällt mir im Ergebnis sehr gut.
Heute ging in Longyearbyen zum ersten Mal wieder die Sonne auf. Im Dorf findet ein Sonnenfest statt. Es ist aber zu bewölkt um die Sonne zu sehen.
[Di, 7.3.2023 – Spaziergang, Freundin aus Litauen]
Wie geplant, liefen das Tier und ich die Strecke zur Werkstatt heute in die umgekehrte Richtung. Und wieder habe ich eine Abkürzung gefunden, die mich ungemein begeistert hat, allerdings ist das hier zu umständlich und uninteressant zu erklären.
Weil ich schon mit dem Auto unterwegs war, fuhr ich mit dem Auto in die Firma. Üblicherweise stresst es mich sehr, das Auto durch den Berufsvekehr zu führen, deswegen ziehe ich andere Verkehrsmittel vor. So war es auch heute wieder. Es entsteht immer ein unterschwelliger Stress. Dieses Anfahren, Bremsen, wieder anfahren, rote Ampel, Spurwechsel ohnein, da ist jemand, dann die Drängler undsoweiter. Und das alles passiert im Sitzen, während ich mich nicht abreagieren kann. Auf dem Fahrrad passieren immer ähnliche Dinge, aber dort reagiere ich ab. Das ist vermutlich der Unterschied, abgesehen davon, dass man mit dem Rad nie im Stau steht.
Auf der Arbeit hatten wir wieder technische Probleme. Ich fürchtete schon, dass wir bis in die Abendstunden hinein an dem Problem arbeiten würden, am Abend war ich nämlich mit einer alten Freundin aus Litauen verabredet, ich sehe sie nur noch alle paar Jahre, ich hätte es sehr schade gefunden, die Verabredung absagen zu müssen. Das Problem liess sich dann aber relativ schnell lösen.
So traf meine Frau und ich um sieben Uhr Gintare. Wir lernten uns Ende der Neunzigerjahre in Utrecht kennen. Sie studierte dort während eines Erasmusjahres und sie kam oft ins PUSCII um ihrem Freund aus Russland Mails zu schreiben. Das PUSCII war eine Internetwerkstatt in einem besetzten Haus, die ich zusammen mit einem Freund gegründet hatte. Das war vergleichbar mit dem, was man damals Internetcafé nannte, mit dem Unterschied, dass wir ausserdem Workshops anboten und den Laden kostenfrei betrieben.
Für sie war einer der wenigen Orte, an denen sie Mails schreiben konnte. Internet gab es sonst gab es nur an der Uni oder in Intercafes, aber im PUSCII waren die Leute entspannter.
Schnell befreundeten wir uns und bald arbeitete sie dann auch im PUSCII und als sie die Niederlande wieder verliess, blieben wir über die ganze Zeit in Kontakt.
2005 fuhr ich mit meiner damaligen Freundin nach Vilnius um sie zu besuchen. Sie hatte gerade einen Sohn geboren und wohnte mit ihrem Freund in einem heruntergekommenen Plattenbau in einer tristen Wohnsiedlung am Stadtrand. Das ist sicherlich keine gute Zeit für sie gewesen. Wir hatten auch noch ein lustig gemeintes aber eher unpassendes Geschenk dabei. Ein Babystrampler mit der Aufschrift „Anstatt Karriere“, das ich extra für sie auf litauisch übersetzen hatte lassen. Kam nur so mässig gut an.
Die Phase dauerte glücklicherweise nur kurz. Es geht ihr sehr gut. Alle paar Jahre treffen wir uns, hauptsächlich, wenn sie beruflich in Berlin ist. Wie heute. Wir redeten den ganzen Abend über die Situation in Osteuropa. Die baltischen Staaten haben ein sehr waches Auge auf die Geschehnisse in Belarus, Russland und der Ukraine. Ich kann das lange Gespräch gar nicht zusammenfassen. Auch nicht eine Essenz daraus ziehen. Es wird schon alles gut gehen, wird es doch, oder? Jedenfalls fühlen wir uns unter dem Schutzschirm der NATO ganz okay.
[Mo, 6.3.2023 – Werkstatt, Schneeregen, Frauentag]
Morgens mit dem Auto in die Werkstatt gefahren. Das Auto muss zum Wochenende fahrbereit sein. Ich nahm die Hündin mit, dann würden wir den Weg von der Werkstatt zurück als grosse Gassistrecke laufen und morgen holen wir das Auto wieder ab, dann laufen wir die Strecke als Gassirunde in umgekehrte Richtung. Ging prima. Ich fand sogar eine Abkürzung von der Storkower Strasse zum Dach des Velodroms. Wenn man von der Storkower aus nödrlicher Richtung kommt, kommt man über den Bahnsteig des S-Bahnhofs Landsberger Allee zu einer Unterführung, die direkt in diese dystopisch futuristische Galerie unter Velodrom und Schwimmhalle führt.
Auf dem weitläufigen Dach des Velodromgeländes begann es zu schneien. Die Hündin und ich sind Schneewandererinnen.
Es war ein langer Tag in der Firma. Zur Zeit laufen die Dinge wieder gut.
Wie jedes Jahr schrieb ich auch heute wieder die Mitarbeiterinnen wegen des Berliner Frauentages am Mittwoch an. Dass es ein Feiertag ist, dass sie nicht ins Büro kommen sollen. Wir haben im letzten Jahr ja viele neue Mitarbeiterinnen aus fernen Ländern eingestellt. Die Frage kam auf, ob man als Mann dann auch frei bekäme. Die Frage war ernst gemeint. In vielen Ländern weiss man mit einem Frauentag nicht viel anzufangen. Ich fand das witzig. Einer wohnt in Brandenburg. Ja, auch für den gelte es. Diese Minderheiten, Menschen aus Brandenburg.
[Sa/So, 4./5.3.2023 – Viel Essen, Kater, Radfahren mit Hund]
Am Samstagabend war ich zum Kochen und Essen eingeladen. Das mit dem Kochen hatte ich missverstanden, das Essen war bereits fertig, ich musste nur noch servieren und sie Sachen aus dem Ofen holen. Selten schlug ich mich so voll. Es gab lang geschmortes Lamm im Ofen. Das Fleisch konnte man mit der Zunge kauen. Ich ass 9 Portionen. Wobei die letzten Portionen zugegebenermassen wesentlich kleiner wurden. Anschliessend gab es Tiramisu. Von der Sorte mit sehr viel Amaretto, genau so wie ich es mag. Ich musste viel davon essen, weil es viel davon gab, irgendwann war es so wenig geworden, dass man es aufessen musste, weil man so wenig ja nicht mehr für den nächsten Tag aufbewahren würde. Im Taxi nach Hause war mein Bauch dermassen vollgestopft, dass er hart geworden war. Ich musste mich zurücklehnen und die Jacke öffnen.
Als ich zuhause ankam, war meine Frau noch bei den Nachbarn auf der anderen Strassenseite. Ein Freund wurde 50 Jahre alt, also traf man sich zum Essen. Da ich bereits verabredet war, nahm ich nicht teil, falls ich nicht zu spät nach Hause käme und ich nicht zu müde war, würde ich aber noch auf einen Drink vorbeihopsen. Ich ging zuerst mit der Hündin raus und drehte ein paar Runden. Meinem Bauch ging es immer noch nicht besser, ich schrieb meine Frau an und fragte, ob ich noch willkommen sei, sie antwortete: sehr gerne, es ist amüsant. Also ging ich noch zu den Nachbarn.
Ich bekam ein Bier und einen Schokokuchen. Das Bier kroch noch in die leeren Hohlräume des Magens, der Kuchen passte aber nur in zeitlich weit auseinanderliegenden Häppchen. Bei der Hälfte musste ich aufgeben.
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Am nächsten Tag hatte ich einen sehr trägen Kater. Kein Kopfschmerz, aber mein Körper war von der Essens- und Flüssigkeitsaufnahme regelrecht überfordert gewesen. So ist zumindest meine Interpretation. Im Lauf des Nachmittages ging es etwas besser. Vor allem die Spaziergänge mit dem Tier brachten meinen Lebenshaushalt wieder auf die Schiene. Es ist hoffentlich einer der Vorteile, eine Hündin zu haben, dass sie meine Lebensgeister zu erwecken vermag.
Nun.
Wir teaserten verschiedende Serien an, aber keine wollte richtig gefallen. Das kann allerdings auch an der Katerstimmung gelegen haben. Später verlor Hertha in Leverkusen 4:1, es war das schlechteste Spiel der Saison.
Am Abend fiel mir ein, dass ich mein Fahrrad noch am Ubahnhof Weberwiese stehen hatte, also nahm ich das zum Anlass, mit dem Tier bis zur Weberwiese zu laufen. Auf dem Rückweg übten wir Fahrradfahren mit Hund. Meine Hundetrainerin hatte uns die Theorie dazu erklärt. Ich war ein bisschen voreilig und fuhr schon auf dem Fahrrad, dabei hielt ich die Hündin neben mir an der Leine. Als wir losfuhren rannte sie zwar mit, sie wollte aber ständig an mir hochspringen, sie dachte, es sei ein Spiel. Es fehlte nicht viel, dass sie mit der Schnauze in die drehenden Speichen geriet, also führten wir die Übung wieder ohne Geschwindigkeit fort. Das wird schon ein bisschen dauern.
[Fr, 3.3.3023 – Weisswurst und Bier und Veggie und überhaupt]
Seit Corona mehr oder weniger vorbei ist, treffen sich jeden dritten Freitag viele Mitarbeiterinnen in unserer Firma und feiern das Ende des Sprints. Sprints sind in den agilen Firmen die Etappen, in denen etwas geplantes umgesetzt wird. Bei uns dauern Sprints drei Wochen. Viele verkürzen diese Etappen auf eine Woche oder zwei. Wenn der Sprint bei uns zu Ende ist, kocht jemand was und es gibt Getränke. Getränke gibt es zwar immer, aber, nunja. Mit Publikum trinkt es sich besser.
Für heute hatte jemand die Idee bajuwarisch zu feiern. Weisswürste und Weissbier. Für Vegetarierinnen Veggiwurst und Obazda. Wie sich die Veganerinner damit arrangierten, habe ich verpasst. Viele bei uns ernähren sich vegan. Überhaupt begegnet man seit Jahren immer mehr Menschen, die sich vegan ernähren, vor allem junge Menschen unter dreissig. Ich finde das gut. Es macht die Essensplanung zuweilen aber etwas schwierig. Vor allem, wenn die Planung von einem älteren Herren Ende 50 durchgeführt wird. Ein Leben in Fleisch. Alles was danach kam, war neumodisch. Ich finde das lustig. Es erzeugt allerdings viel Unmut. Müssen wir nächstes Mal besser im Blick behalten.
Auch Alkohol. Menschen unter dreissig scheinen weniger Alkohol zu trinken. Zwar kann ich das nicht empirisch belegen, aber schon seit Jahren schon fühle ich mich auf Firmenpartys einer ü35 Alkoholfraktion zugeordnet. Die U30 sieht man oft an Cola (ohne Libre), Limos oder Wasser nippen. Ich finde das gut. Warum nicht. Man muss sich ja nicht immer benebeln. Ausserdem gibt es immer mehr Muslime, Aufrufe wie „Heute gibt es Weisswurst und Bier“ dürften nicht überall Euphorie erzeugen. Obwohl Weisswurst laut Organisator offenbar aus Kalbsfleisch hergestellt wird. Ein Blick ins Netz enthüllt, dass das so pauschal nicht stimmt, aber die Verpackung mit den Inhaltsangaben waren bereits entsorgt. Müssen wir nächstes Mal besser im Blick behalten.
Nunja.
Mein Vater war in seinen jungen Jahren Metzgerlehrling. Er erzählte früher, dass in den Sechzigern, die reichen Boznerinnen ins Dorf geschickt wurden, weil der Herr Doktor ihnen Weisswürste empfahl um die Linie zu halten. Für ihn erschloss sich der Zusammenhang nicht sofort. Warum sollte die Verzehrung von geschreddertem Fett dabei helfen, das eigene Fett loszuwerden? Der Metzgermeister fand das aber gut.
Ich hatte meine Hündin im Büro. Sie liebt es, wenn in der Firma viel los ist. Sie wird städnig gestreichelt und in der Küche fallen ständig Essenssachen auf den Boden. Zwar habe ich den Köchinnen gebeten darauf zu achten, dass sie keine Lebensmittel auf dem Boden liegen lassen, aber für die Hündin riecht es im Umkreis der Herde und der Schneideflächen natürlich wie Himmel. Gegen sechs Uhr gehen wir. Das Tier ist danach platt und schläft den Rest des Abends.
[Do, 2.3.2023 – Viva Mexico Tag, Auto]
Heute war Viva Mexico Tag. Wir sind jetzt 15 Jahre zusammen. Irre. Wir kochten uns leichtes Essen nach mexikanischer Thematik. Also schwarze Bohnen mit Reis und Guacamole. Und viel grün dazu.
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Mein Auto muss in die Werkstatt. Seit ein paar Wochen leuchtet schon eine orangene Lampe auf, die ein Werkzeug symbolisiert. Einen Werkzeugschlüssel, um genau zu sein. Das bedeutet Service, habe ich jetzt gelernt. Nächste Woche fahren wir an die Ostsee, das Thema muss bis dahin gelöst sein. Ich rufe mehrere Werkstätten an, aber erst nach dem vierten Telefonat finde ich eine, die mir ad hoc helfen kann. Am Montag kann ich hin.
Ich brauche eigentlich kein Auto, sage ich mir immer. Aber jetzt habe ich einen Führerschein, es ist gut, wenn ich die nächsten Jahre in Übung bleibe. Vielleicht schaffe ich es irgendwann ab. Mit der Hündin hat sich das Fahrzeug allerdings schon mehrmals bewährt, immerhin fahren wir öfter mal kürzere Strecken, weil es logistisch mit Tier manchmal einfacher ist. Und die langen Strecken nach Schweden oder Südtirol mag ich. Und wenn wir in Schweden im Wald sind, brauche ich ohnehin ein Auto. Ob sich das alles mit einem Mietauto erledigen liesse, habe ich nie durchgerechnet, Mietautos fühlen sich immer sehr teuer an. Dafür entfiele die ganze Verantwortung bezüglich Pflege und Unterhalt. Ich empfinde wenig Liebe für Autos, sie finden in meinem Gefühlsleben nicht statt. Bis auf wenige Momente, als ich beispielsweise den Tempomat einbauen liess und fusslos auf der Autobahn fuhr und mir dabei vorkam wie in einem Raumschiff. Aber was ich sonst nicht liebe, kann ich auch nur schwer pflegen. Das Auto verstaubt auf der Strasse.
Sonst habe ich heute nichts zu berichten. Der Tag war massgeblich von Arbeit geprägt.
[Mi, 2.3.2023 – Ordnungsamt]
Ich bin mental noch nicht im März angekommen. Das ging mir alles viel zu schnell.
Ich hatte noch gar nicht vom Stress mit dem Ordnungsamt erzählt. Achtung, es folgt Hundecontent. Es gibt in der Nähe des ehemaligen Kosmos Kinos an der Frankfurter Allee eine etwas verwaiste Wiese, auf der viele Hundehalterinnen aus der Nachbarschaft ihre Tiere frei laufen lassen. Die Wiese ist so verwaist und lädt dermassen wenig zum Verweilen an, dass sie jetzt zu einem offiziellen Hundeauslauf umgebaut wird. Die Hälfte des Zaunes steht bereits, in zwei oder drei Wochen werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Nun hat sich das Ordnungsamt auf diese Wiese eingeschossen. Früher kamen sie ab und zu vorbei, sprachen Verwarnungen aus, kassierten bei Wiederholung auch ab, aber seit einer Woche kommen sie mehrmals pro Tag vorbei und verhalten sich richtig aggressiv. Da dies alles auf einer in Bau befindlichen Hundewiese abspielt, fühlt es sich sehr nach Schikane an. Ich bin ihnen noch nicht begegnet, aber in der Whatsappgruppe, in die man mich neulich aufgenommen hat, berichten die Leute täglich von unangemessenem Verhalten. Natürlich ist das Ordnungsamt im Recht, aber- genau, es gibt viele Abers. Deswegen formiert sich gerade Widerstand. Entweder eine Minidemo vor dem Amt, oder es soll die Presse eingeschaltet werden. Ich finde die Initiative nicht falsch. Wenn man es nämlich einfach über sich ergehen lässt, wird die Schikane irgendwann eine andere sein.
Ich kann mich noch nicht für die Idee einer Demo begeistern. Vielleicht mache ich mit, vielleicht auch nicht. Profitieren werde ich auf alle Fälle, aber einfach nur Profiteur zu sein behagt meinem Wesen nicht, Mitläufer zu sein aber noch weniger. Wenn ich nach einem Ausdruck für diese Situation suche, dann hiesse er URGZH.
[Di, 28.2.2023 – Internationale Innenraumtemperaturen, Sonnenaufgang in der Arktis]
Beim Mittagessen entfaltete sich ein munteres Gespräch über Temperaturen, wie unterschiedlich Menschen den Winter oder den Sommer in Berlin wahrnehmen, für einige angenehm, für einige schlimm, sowohl kalt wie warm, einer der Russen bezeichnete die Deutschen als die kälteresistentesten Menschen der Welt, er begründete das mit den niedrigen Temperaturen in deutschen Gebäuden. Er meinte Innenräume, also die Temperatur, die wir in der Regel zwischen 20 und 21 Grad eingependelt lassen. Die Russen nickten alle. In Russland erwärme man Wohnungen auf 26 Grad. Das sei der Richtwert. In Russland seien aber auch die Strassen nachts heller erleuchtet. Deutschland ist nachts überall finster, auf den Strassen, in den Park, nur hier und da eine Lampe. Das mit den dunklen Strassen ist mir auch schon aufgefallen, darüber schrieb ich damals vor 20 Jahren mal, als ich von Madrid nach Hamburg zog. Die Strassen in Hamburg empfand ich nachts auffallend dunkel, das war im direkten Vergleich, in Berlin ist es vermutlich nicht heller. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, als Mann habe ich aber auch weniger Angst, wenn ich durch dunkle Strassen laufe, wäre ich eine Frau würde ich anders darüber empfinden.
Ich finde das erwähnenswert. In Russland heizt man die Wohnungen auf 26. Nicht wegen Russland und weil die gerade die Bösen sind, sondern wegen der 26 Grad. Bei 25 Grad geht bei mir ja die schlechte Laune los.
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Eigentlich geht die Sonne auf Spitzbergen bereits am 16. Februar wieder auf. Zumindest im Süden der Inselgruppe. In der Mitte, wo die Siedlungen liegen, um den zwanzigsten herum. Aber alle Menschen aus Spitzbergen, denen ich auf Insta folge (es sind viele) posteten gestern und heute Fotos von der ersten Sonne. Ich weiss nicht, warum sich das um eine Woche verzögerte, eventuell lag es am Wetter. In Longyearbyen schlägt die Sonne ja erst am achten März im Dorfzentrum auf, das ist wegen der Berge, die noch ein paar Tage länger ihre Schatten ziehen. Frauentag und Sonnenaufgang in Longyearbyen. Kann man sicherlich was hineininterpretieren.