[Mittwoch, 13.7.2022 – Reise, Regen, Musik, Tier, Platt]

Laut meiner Uhr habe ich nur etwa 3h geschlafen. Ich fühle mich aber wesentlich ausgeschlafener, als die drei Stunden. Was ich mich von der Nacht erinnern kann: ich schloss die Augen als es gerade dunkel geworden war. Kurz darauf öffnete ich sie wieder und da war es wieder hell. Das müssen mindestens 4 oder 5 Stunden gewesen sein. Allerding schaute ich nicht auf die Uhr.

Nach dem Frühstück um halb acht führ ich los. Es regnete. Ich fahre total gerne, wenn es regnet. Zum einen, weil es mir gefällt, dabei im Trockenen zu sitzen und Musik zu hören, aber auch, weil die anderen Verkehrsteilnehmerinnen wesentlich entspannter fahren. Ob sie auch tatsächlich entspannt dabei sind, weiss ich natürlich nicht, ich vermute eher nicht, aber niemand hastet oder drängelt auf der Autobahn, es entsteht ein Flow. Und es gibt wenig schöneres als den Tempomat auf 130 einzustellen und einfach zu lenken, wie mit einem Raumschiff im Weltall.

Ich fahre bis Helsingör zur Fähre bis nach Helsingborg und dort an der Küste in Richtung Göteborg nach Norden. Ich hörte auch die No More Shall We Part von Nick Cave. Ich dachte ja, ich hatte das Album damals ignoriert, aber es fällt mir auf, dass ich alle Songs mehr oder weniger kenne und teilweise sogar diet Texte mitsingen kann. Das überraschte mich doch ein wenig. Obwohl ich mich neulich negativ über Caves Werk nach ’97 äusserte, muss ich jetzt zugeben, dass die Platte musikalisch schon ziemlich gut ist, es gab aber zwei Faktoren, die mich dennoch störten und dies immer noch tun. Zum einen dieser Religions- und Hallelujakrempel, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann und der zweite Faktor ist: Nick sing immer eine halbe bis ganze Oktave zu hoch. Seine Stimme erreicht in dieser Tonlage nicht diesen vollen Klang und wirkt immer ein bisschen angestrengt. Ich bekomme davon verkrampfte Kiefern, wenn ich zu lange zuhöre.
Auf der Rückfahrt werde ich die noch späteren Albums hören. Kurz vor Ankunft hörte ich in „Ghosteen“ hinein. Die war sehr anders. Psychedelisch sogar.

Am Nachmittag kam ich an. Die Hündin kam herangestürmt. Sie begrüßte mich auf sehr seltsame Weise. Sie sprang, legte sich mit dem Kopf vor mir ins Gras, legte sich hin, sprang wieder auf, japste, legte sich wieder mit dem Kopf ins Gras und das alles in Daurschleife. Keine Ahnung wie das zu interpretieren ist, ich fands dennoch lustig. Es wirkte, als sei sie mit der Situation gänzlich überfordert.

Es misst hier 22 Grad und die Sonne ist mild. Es ist das perfekte Wetter. Ab und zu gibt es WIndstösse. Die Windböen sind so stark, dass die Biergläser umzufallen drohen. Später machen wir die lange Waldrunde. Einmal ziehen sich schwarze Wolken zusammen und es kommen Wassermassen herunter. Zehn Sekunden lang nur. Meine Frau lässt mich unter ihre Jeansjacke. Wir werden dennoch nass. Vor allem das Tier. Es ist uns aber egal.

Nach dem Abendessen und drei Bieren bin ich so platt wie eine Flunder. Es ist 9 Uhr abends, die Sonne scheint noch auf das Bett. Ich lege mich hin und schlafe ein.

[Dienstag, 12.7.2022 – Fähre, Dänemark]

Ich sage in der Firma schon seit Tagen, dass ich am heutigen Dienstag um 14:30 den Hammer fallen lassen werde, weil ich um 18Uhr die Fähre in Rostock erreichen muss. Dem entsprechend wurde ich heute nicht müde, dies den ganzen Tag zu wiederholen. Und natürlich ist mein letzter Arbeisttag vor dem Urlaub ein vollgepackter Tag, wie immer. Zu allem Überfluss findet um 14Uhr auch noch ein sehr wichtiges Meeting statt. Um 5 vor halb beende ich es. Meine Tasche ist schon bereit, ich schiebe den Laptop hinein und fahre in die Garage hinunter.

Mein Navi sagt: um 17:18 erreiche ich den Terminal der Überseefähren. Also fahre ich los. Tatsächlich fahre ich schon um 17:09 beim Checkin ein. Ich hatte den ganzen Tag auf diesen einen Moment hingearbeitet. Die Einfahrt in den sicheren Fährhafen. Vom Land her.

Nach der zweistündigen Überfahrt kontrolliert mich die dänische Polizei. Sie stellen die üblichen dämlichen Fragen. Wohin genau ich fahre und warum. Und warum meine Frau in Schweden ist und nicht bei mir im Auto und dann die immergleiche Frage: warum ich einen italienischen Pass habe und in Deutschland wohne.

Sie wirken gereizt, ich weiss nicht, was los ist. Mir kommt vor, sie hätten mich aufgrund meines deutschen Kennzeichens herausgewunken, aber das ist eine Vermutung. Der Wortführende spricht auch deutsch. Der Kontrollierende nur englisch. Es ist das erste Mal, dass ich die Polizei in Dänemark so gereizt erlebe. Es gab im skandinavischen Raum neuerdings einige Attentate, aber ich folge die Nachrichtenlage nicht so genau.

Gegen neun Uhr komme ich im B&B an. Die Besitzerin sieht aus wie auf den Fotos. Sie wirkt aber genervt. Weiss nicht, vielleicht liegt es heute auch an mir. Sie zeigt mir das Zimmer, wir klären das Frühstück und dann geht sie. Eigentlich wollte ich noch einen Soaziergang machen, ich merke aber: es gibt hier nichts. Nur ein Feld mit einem Windrad und ein unspektakuläres Dorf. Dann merke ich erst, dass ich kein eigenes Badezimmer habe, sondern mir eines mit Gästen aus dem gleichen Stockwerk teile. Jetzt weiss ich auch warum das Zimmer so günstig war.

Dafür ist das B&B sehr schön. Und ich übernachte hier nur auf dem Weg nach Norden.

[Montag, 11.7.2022 – Radwerkstatt, Dauerkarte, Reisebereit]

Als ich am Morgen ins Büro fahren wollte, fand ich mein Fahrrad nicht im Hinterhof vor. Dann fiel mir ein, dass ich es am Samstagvormittag in die Werkstatt gebracht und der Werkstatt versprochen hatte, es gegen sechs Uhr abends abzuholen. Jetzt war ich am Samstagnachmittag wohl dermassen beschäftigt, dass ich nicht mehr an das Fahrrad gedacht habe. Der Fakt, dass das Rad auch nicht den Weg in den Blogeintrag gefunden hat, bestätigt diese Theorie.
Der Laden öffnet erst am Mittwoch wieder, ich fahre aber schon am Dienstag. Das kriege ich jetzt nicht gelöst. Muss ich mich nach dem Urlaub damit beschäftigen.
Ich lieh mir also eines der Edeka Leihräder aus.

In der Mittagspause ging ich in den Hertha Fanshop in der Mall am Leipziger Platz. Ich hatte eine Mail bekommen, dass meine Dauerkarte abholbereit sei. Yay. Nachher postete ich ein Foto der Karte überall in den sozialen Medien. Es war mir danach.

Montagabend. Das Gepäck steht fertig im Flur. Der Küchenboden ist gewischt.

[Sonntag, 10.7.2022 – Reifen, O, Reisevorbereitungen, Liebevollität]

Ich fuhr dann die Reifen abholen. Mein Freund hatte sie zwischenzeitlich in seiner Garage für mich aufbewahrt. Möglicherweise werde ich sie beim nächsten Reifenwechsel im Oktober wieder in einer dieser Reifenbuden einlagern, wo ich sie dann bei jedem O’s (Ostern und Oktober) wechseln lasse. Das kostet Geld, ich weiss nicht mehr wie viel, aber ich habe gelernt, dass man sich beim Besitz eines Autos nicht zu viele Gedanken um Geld machen darf, weil es ständig etwas zu zahlen gibt.

Als Alternative könnte sie auch bei mir im Keller lagern und müsste dafür nur für den eigentlichen Wechsel zahlen. Mal sehen, wie sich das mit meinem Leben verbinden lässt. Mein Kellerverschlag ist der allerletzte Verschlag in den Katakomben eines wilhelminischen Altbaus. Eine Teilstrecke dieser Kellergänge muss ich zudem gebückt laufen.
Es dauerte ewig, diese 4 Reifen von der Strasse, bis in den Verschlag zu bringen. Weiss jetzt nicht, ob ich das bei jedem „O“ im Kalender so machen will. Und meine Hände sowie meine Hose waren danach schwarz.

Den Rest des Tages bereitete ich die Reise vor. Ich packte, spielte die neue Firmware im Auto ein, wusch Wäsche, räumte die Wohnung auf. Dienstagnachmittag werde ich losfahren, ich werde morgen und übermorgen kaum noch Zeit haben mich um die Reisevorbereitung zu kümmern.

Am Abend buchte ich dann Fähre und das Hotel. Die Hinreise fahre ich neuerdings lieber in zwei Etappen. Ich fahre am Nachmittag vom Büro aus los, nehme die Fähre in Rostock und schlafe dann dahinter irgendwo in Dänemark. Bisher schlief ich noch nie am selben Ort. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich auf meinen Reisen nie sehr konsistent bin. Wenn ich zB früher unterwegs bin, dann fahre ich gerne länger und fast bis nach Kopenhagen, bin ich spät unterwegs, dann einfach irgendwo hinter der Fähre. Manchmal fahre ich auch über Fehmarn, aber die Strecke mag ich nicht so. Letztes Jahr schlief ich in einem furchtbaren Hotel in Vordingsborg, das von seinem Manager als schrottiges, altes Hotel bezeichnet wurde. Das war nicht charmant gemeint.
Diesmal werde ich in einem kleinen B&B auf Falster übernachten. Das B&B ist nach der Besitzerin benannt, die auf den Fotos bei Bookingcom auf jedem zweiten Foto in die Kamera strahlt. Ich weiss nicht, ob das gut ist, ich denke aber, es sagt etwas über liebevölle aus. Liebevolligkeit, Liebevollheit, Liebevollität. Nunja. Etwas halt, das liebevoll ist.

[Samstag, 9.7.2022 – Keller, Reifen, Schleifmaschine, Westcoast Pils]

Den ganzen Vormittag versucht, Ordnung in meinen Keller zu bringen. Ich werde morgen nach Moabit fahren um meine Winterreifen abzuholen, die muss ich dann irgendwie im Keller unterkriegen. Beim Platzschaffen bin ich nicht sonderlich erfolgreich, eventuell verkeile ich sie einfach provisorisch, da ich sie beim Reifenwechsel im Winter ohnehin bei einem Reifenwechsler einlagern werde.

Diese lichtlosen Kellerverschläge in Altbauten. Eigentlich will man da nie wirklich rein. In den dunklen Bauch des Hauses.

Mein Nachbar von unten fragte mich wieder nach meiner Schleifmaschine. Er hatte sich die Maschine schon im Winter von mir ausgeliehen. Damals schleifte er unzählige Wochenenden lang seinen Fussboden. Das ist nur ein kleiner, elektrischer Handschleifer, der dafür gebaut wurde um kleine Flächen zu schleifen, vielleicht mal einen Tisch. Der Nachbar aber schleift damit seine ganze Wohnung. Wochenlang. Jetzt brauchte er sie wieder. Er meinte, er könne sich natürlich auch eine Bodenschleifmaschine vom Baumarkt mieten, aber die kostet ihm 100€ und das wolle er dafür nicht ausgeben. Lieber wochenlang mit einem Handschleifer. Also der letzte Satz ist von mir.
Die Schleifmaschine bewahrte ich im Keller. Ich war noch nie so oft im Keller, wie heute. Natürlich leihte ich sie ihm. Der wird mir die Maschine aber demolieren. Das weiss ich jetzt schon.

Am Abend traf ich mich mit einem Freund im Birra an der Prenzlauer Allee. Das Birra ist eine kleine Bierbar von der mailänder Brauerei „Lambrate“. Üblicherweise trinke ich dort deren mit kalifornischem Hopfen gebrautes „Westcoast Pils“. Das ist ein phantastisches Bier. Sie hatten heute aber kein Westcoast Pils. Ich finde, dieser Umstand sollte hier Erwähnung finden.

[Freitag, 8.7.2022 – Pizza und Bier]

Mich den ganzen Tag wegen der gestrigen schlechten Nachrichten in der Firma abgemüht. Am späten Nachmittag haben wir uns dann doch zu einer möglichen, glücklichen Lösung durchgerungen. Ja, ist blöd, so etwas aufzuschreiben und es nicht genau zu benennen, aber ich will hier nicht inhaltlich über meine Arbeit schreiben. Dennoch muss ich manchmal meine Gefühlslage widergeben. Manchmal auch nicht. Diesmal aber schon.

Gegen sechs Uhr setzte ich mich zu den Raucherinnen in der Raucherraum und öffnete mir ein Bier. Es fühlte sich an, wie angestaute, negative Gefühle auszuspülen. Das Bier ging hinunter, und wusch jede einzelne Zelle in mir aus. Es kamen noch andere Kolleginnen dazu. Mir kam vor, dass es auch denen so ging. Jede Zelle einmal auswaschen. Wir alberten herum, erzählten uns lustige Dinge.

Kurz vor acht Uhr verliess ich dann die Runde, weil ich in Schöneberg zum Pizza essen eingeladen war. Eines unserer Teams haben wir neu aufgebaut, dafür habe ich im Winter einen Teamleiter aus Brasilien eingestellt. Der hat dann auf Anhieb eine handvoll Ex-Kollegen aus Brasilien mitgebracht, die jetzt dieses Team bilden. Weil er heute Geburtstag hatte, lud er mich ein.
Pizza in Schöneberg. Ich gehe so gut wie nie in Schöneberg aus. In den letzten 15 Jahren war ich vielleicht fünfmal abends in Schöneberg weg.
Die Pizzeria Sironi in der Goltzstrasse soll die beste Pizzeria Berlins sein. Natürlich gibt es viele beste Pizzerie in Berlin. Sironi kann man meinetwegen dazuzählen. Die Pizze sind sehr teigig, mit breitem Rand, in sizilianischem Stil. Obwohl die Karte sagt, sie würden mailändische Pizze zubereiten. Milano ist keine traditionelle Pizzagegend, aber warum auch nicht, jede Tradition beginnt irgendwann, und das meine ich ganz unironisch, ich kann mit der Religiösität von Traditionen ohnehin nichts anfangen.

Eine Notiz zum Teig der Pizza. Ich finde es erwähnenswert, dass das Mehl das Teiges grob zu sein scheint. Kein Vollkorn, aber grobes Mehl. Leicht knuspriger Teig aus grobem Mehl. Mag ich.

Und sie servieren neben den Industriebieren auch Helles und Pale Ale von Heidenpeters, dem kleinen Brauer in der Markthalle IX. Eine Wohltat.

[Donnerstag 7.7.2022 – mit dem Nachbarn]

Wieder eine deprimierende Nachricht auf der Arbeit. Es vermieste mir den ganzen Tag.

Immerhin ging ich am Abend mit meinem Nachbar auf ein paar Drinks ins Brewdog. Das ist der Nachbar aus Indien, über den ich vor einiger Zeit schon berichtete, das indische Paar, von dem wir uns wünschten, dass sie uns zum Essen einladen.

Weil in den letzten sieben Monaten einige neue Leserinnen dazugekommen sind, eine Zusammenfassung:

  • wir haben indische Nachbarn
  • ich möchte, dass sie uns zu sich zum Essen einladen
  • wegen des authentischen, indischen Alltagsessen, das mich interessiert
  • und natürlich, weil sie nett sind
  • man kann sich aber nicht selber einladen
  • daher wollten wir sie bei um zum Essen einladen
  • damit sie sich sozial erpresst fühlen und uns eine Gegeneinladung aussprechen

Soweit der malafide Plan. Der aktuelle Stand dazu: wir haben es seit Monaten immer noch nicht geschafft, sie einzuladen. Aber heute war ich mit dem Mann auf einem Drink im Brewdog. Wir hatten uns letzte Woche für heute verabredet.
Es war ein sehr anregender Abend, wir unterhielten uns über, nunja, Arbeit bzw das Arbeitsleben in Berlin. Er ist dreissig Jahre alt und möchte beruflich einen Schritt weiterkommen.

Er ass in meiner Anwesenheit einen Burger mit Pommes und ich konnte widerstehen, selber einen zu bestellen. Er entschuldigte sich mehrmals, dass er in meiner Anwesenheit essen würde, aber ich versicherte ihm, dass es mir psychologisch sehr gut tun würde, diesen Triggern zu widerstehen.
Dafür trank ich vier große Biere, womit ich den Kalorienhaushalt ohnehin wieder aufgefüllt haben dürfte.

[Mittwoch, 6.7.2022 – Müde, Seriencheating]

Ich war den ganzen Tag müde. In jedem Meeting hätte ich die Augen schliessen und schlafen können. Am Abend war ich mit einem Freund verabredet, insofern war ich nicht ganz unglücklich darüber, dass er absagte. Deswegen nahm ich mir vor, früh ins Bett zu gehen.

Zuhause hatte ich dann eine Leerlaufzeit von zwei Stunden, in denen ich nicht wusste, was tun, also schaltete ich den Fernseher ein. Ich äugelte in den Anfang der zweiten Folge von „This is us“ hinein, nur in den Anfang, meine Frau und ich wollten die Serie ja zusammen schauen. Und dann blieb ich die ganze Folge hängen. Die Serie hat eine wirklich gute Grundstimmung, es passieren immer Dinge von Bedeutung, sie werden aber mit einer gewissen Ruhe und Unverkitschtheit erzählt, ich mag das bisher.

Ich traue mich nur noch nicht, es meiner Frau zu sagen. Wir geben einander wirklich sehr viele Freiheiten, aber Seriencheating gehört definitiv nicht dazu.

Um zehn Uhr legte ich mich ins Bett.

[Dienstag, 5.7.2022 – Gespräche offline]

Nach der Arbeit war ich mit Benny verabredet. Er kam auf dem Nachhauseweg am Potsdamer Platz vorbei und wir legten uns auf die schräge Wiese ins Gras.
Immer wenn ich Menschen treffe, merke ich, dass ich die Gesprächsinhalte nicht verblogge bzw verbloggen kann. Ein zweistündiges Gespräch mit einem Freund erlebe ich als einen sehr bereichernden Abend, der mich mit so vielen Gedanken zurücklässt, dass ich sie danach auch sortieren muss. Ich denke ja sehr in Tagebuchform. Das hilft mir, das Geschehene zu sortieren, auf ein kleines Podest zu stellen und Betrachtungswinkel zu finden. Oft ziehe ich während des Schreibprozesses Erkenntnisse aus dem Geschehenen, manchmal ist es schlicht eine Dokumentation.
Während die Dinge in meinem Leben geschehen, denke ich schon an das Niederschreiben. Das bringt die Tagebuchroutine vermutlich mit sich.

Dann komme ich von einem sehr bereichernden Gespräch zurück nach Hause, habe tausend Gedanken, die ich niederschreiben muss und merke, dass ich die Inhalte des Gespräches unmöglich ins Internet schreiben kann. Deswegen klingt das Treffen mit einem Freund dann so wie die ersten beiden Sätze in diesem Tagebucheintrag.

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Zurück zuhause telefonierte ich zuerst lange mit meiner Frau und danach lange mit meiner Mutter.
Und während ich das so aufschreibe: das sind auch wieder Gespräche, über deren Inhalte man sich nicht im Internet äussert. Vielleicht doch mal ein zusätzliches, papiernes Tagebuch führen.

Und dann war es Mitternacht.

[Montag, 4.7.2022 – Interpretionsspielraum, lagerlager, Ultra-Sessionbier]

Das urlaubende Tier sucht mich offenbar ständig in dem Zimmer, in dem ich im Mai geschlafen habe. Meine Frau berichtete, dass es an der Tür steht, hineinwill, wenn es dann reingelassen wird, verschafft sich einen schnellen Überblick und geht dann wieder. Kann man jetzt natürlich viel hineininterpretieren.
Als ich der Hündin ein Video schickte, in denen ich die typischen Dinge zu ihr sagte, schaute sie nur etwas fragend meine Frau an. Die Reaktion wirkte eher wie ein „Was soll das, bitte?“

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Nach der Arbeit gingen wir ins Lagerlager in der neuköllner Pflügerstrasse. Ich arbeitete viele Jahre in der Gegend und als das Lagerlager öffnete, war ich einer der ersten Kunden. Seitdem bin ich denen treu geblieben. Als ich die damalige Firma verliess, schenkten mir die Exkolleginnen sogar einen Lagerlager-Gutschein. Das Lagerlager ist ein Biergeschäft, oder ein Bierfachgeschäft, wie man es in korrektem Fachdeutsch ausdrücken würde. Neben dem Verkaufsgeschäft, haben sie auch einen Schankraum und Tische vor dem Haus, ausserdem organisieren sie Verkostungen und man kann sich Plastikflaschen mit Bier befüllen lassen.

Ich bin da gerne. Seltsamerweise kommt das Wort lagerlager in diesem Blog nicht vor (gerade getestet). Dabei war ich in diesem Jahr bestimmt schon vier mal da und die Jahre davor sind unzählbar geworden. Als ich noch dort arbeitete, fast täglich. Vermutlich befindet sich das Wort „lagerlager“ hinter dem Wort „Feierabenddrink“.

Heute also wieder im Lagerlager. Der Grund, warum ich das heute so prominent erwähne, ist das neue Bier von der berliner Brauerei Fuerst Wiacek. Die sind ja Spezialisten im Brauen von starken und stark gehopften IPA’s. Jetzt wirds ein bisschen Biernerdig, aber Fuerst Wiacek waren die ersten, die in Deutschland phantastische NEIPAs (New England IPA) also sogenannte Hazys brauten. Dummerweise klingeln nach zwei solchen Bieren schon innerliche Kirchturmglocken. Was wegen der 7% Alkohol und aufwärts, eben nicht verwunderlich ist.
Deren neues, leichte Hazy mit dem Namen „Dream #13 Micro“ hat aber nur 2.8 Volumenprozent. Und ist ein phantastisches Bier. Es hat die ganze blumige Bitterkeit eines Hazy Bieres, aber mit der Leichtigkeit einer, nunja, Feder, als gäbe es so etwas wie ein Ultra-Session-Bier. Ich war sehr angetan und trank im Laufe der Stunden vier Große Biere, die ich nicht in den Beinen spürte.