[Montag, 27.6.2022 – Fellschnitt, kein Fellschnitt, Springerpresse]

Wie gestern besprochen und in den Kommentaren besprochen, wollten wir der Hündin heute das Fell rasieren.

Wir haben uns dann doch nicht getraut. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen lasen wir den ganzen Tag Artikel im Internet über das Schneiden der Hundehaare und es gibt da viele Meinungen dazu, wann das TIer das erste Mal die Haare geschnitten bekommen soll und vor allem, dass ein zu früher Haarschnitt das spätere Fell des ausgewachsenen Tieres beeinflusst. etcusw.
Zum anderen kamen gestern auch die Schwiegereltern. Es verliess uns die Konzentration auf das Thema um den Mut aufzubringen. Ich weiss nicht, ob ich diesen letzten Satz noch verstehe, wenn ich ihn in ein paar Jahren wieder lese.

Seisdrum.

Über Nacht werden die Temperaturen erst einmal sinken. Sie wird ab morgen also nicht mehr unter der Hitze leiden. Ab nächste Woche ist das Tier für mehrere Wochen in Schweden. Dort wird sie Bekanntschaft mit dem Wasser machen, danach ist der Sommer vielleicht ja schon vorbei und wir können bis dahin das ganze Internet zu Thema Fellschnitt leerlesen.

Vielleicht ziehen wir es morgen aber auch einfach durch.

#
Die Medien aus dem Hause Springer führen schon seit Wochen eine offensichtliche Kampagne gegen den gestern gewählten neuen Hertha Präsidenten. In der öffentlichen Wahrnehmung soll wohl das Narrativ bestimmen, dass ab jetzt die wilden Horden den Fussball übernehmen und Investoren gejagt werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass genau das Gegenteil passieren wird, dass endlich demokratische und friedliche Verhältnisse in unserem Verein eintreten werden.
Das konservative Establishment beansprucht für sich, als gesandte Gottes für die Führung dieser Welt bestimmt zu sein. Sie verhalten sich gerade als sehr schlechte Verlierer.

[Sonntag, 26.6.2022 – hahohe]

Ich machte mich auf den Weg zur ausserordentlichen Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Als ich mich in der Ubahn hinsetzte, merkte ich, dass mein Akku auf 21% steht. Das sind so Momente, an denen man denkt, der Tag sei gelaufen. Es sollte dann ganz anders kommen.
Zum einen hatte Inis aus meinem Fanclub eine Powerbank dabei. Es gibt kaum Menschen, die so organisiert sind wie sie. Es gibt tatsächlich Menschen, die an eine Powerbank denken.
Zum anderen endete die Wahl, wie ich sie mir erhofft, aber nicht zu glauben gewagt hatte

Heute würde ein neuer Präsident gewählt werden. Es ist die emotionalste Wahl, seit ich Mitglied bei Hertha bin. Der Ausgang wird eine wichtige Weiche für die Zukunft des Vereines stellen. Die vielleicht etwas plakative Gegenüberstellung ist: werden weiterhin die Westberliner CDU-Bosse den Verein als ihr Prestige-Spielzeug behalten oder wird es wieder ein „People’s Club“?

Ich setzte mich seit einigen Wochen aktiv für die zweite Variante ein.
Die Variante des People’s Club mag wie ein Risiko für den sportlichen Erfolg klingen, das glaube ich aber nicht. Ich bin der Überzeugung, dass dieser „Präsident von unten“ (wie ich ihn jetzt mal nenne), der einzige ist, der den Verein wieder einen kann. Die Vereinsführung, die Mitglieder, die Sportführung, das Geld und die Fans.

Am frühen Nachmittag steht das Ergebnis fest: der ehemalige Ultra Kay Bernstein gewinnt die Wahl. Der CDU-Politiker Frank Steffel unterliegt.

Es gäbe jetzt viel darüber zu schreiben, warum ich die Wahl Steffels für einen riesigen Rückschritt gehalten hätte, aber jetzt will ich einfach auch mal happy sein. Vielleicht finde ich einmal Zeit, das auszuführen. Für das Fanclubbblog. Aber vielleicht ist das auch nicht mehr nötig.

[Samstag, 25.6.2022 – eklige Wärme, Urax, TDDL]

Ein furchtbarer Tag mir furchtbarem Wetter. Ich vertrage bei dieser drückenden Hitze keinen Alkohol. Die paar Biere von der kleinen Firmenparty hatten über Nacht meine komplette Energie verdunsten lassen.
Das Tier und ich lagen den Großteil des Tages in der Wohnung herum und versuchten, kühl zu bleiben. Die Hündin leidet noch wesentlich mehr. Ihr dichtes, schwarzes Fell ist im Sommer kein genetischer Vorteil. Sie läuft nicht gerne in der Sonne herum uns sucht ständig kühle Fliesen, auf denen sie ihren Körper auszubreiten versucht.

Eigentlich wollten wir sie nie kurzhaarig schneiden, weil sie uns mit ihrem Urax-artigen Haar wirklich gefällt. Aber wenn sie darunter leidet, muss sie nicht schön sein. Ich werde das mit meiner Frau besprechen, wenn sie wieder zurück ist.

Dann fällt mir der Bachmannpreis ein. Ich schalte den Livestream an und hören den Lesungen zu, während ich versuche die eklige Wärme von mir fernzuhalten. Parallel dazu lese ich #tddl auf Twitter.

Am späten Nachmittag kommt meine Frau. Wir reden darüber, dass wir dem Tier die Haare kurz schneiden. Vielleicht die nächsten Tage schon.

[Freitag, 24.6.2022 – im guten Wetter. Pft]

Vom gestrigen, langen Tag war die Hündin ziemlich müde und heute Abend würden wir in der Firma grillen. Da meine Frau immer noch in Norddeutschland ist, schonte ich sie und blieb bis 3 Uhr im Homeoffice. Dabei pennte den ganzen Tag zwischen meinen Füssen.

Um drei fuhren wir dann zum Potsdamer Platz. Weil das Wetter so gut war, stellten die Mitarbeiterinnen auf dieser Wiese Tische auf und legten Picknickdecken aus. Gutes Wetter. Pft. Es war so heiss, dass wir uns alle im Schatten der Baucontainer sammelten.

Ich liess die Hündin frei laufen. Sie verhielt sich gut. Blieb immer in der Nähe, liess sich streicheln. Einmal entfernte sie sich und trottete einem Kleinkind hinterher. Das Kleinkind bekam Angst und fing an zu schreien und zu rennen. Das Tier fand das superlustig und wollte mitspielen. Das Kind schrie noch lauter. Ich sprintete herbei, war zu spät dran, sie hatte auf meine Rufe nicht reagiert, aber die Mutter des Kindes hatte alles im Griff. Die Hündin verstand nicht, warum sie jetzt nicht spielen durfte.

Das war ein blöder Moment. Das müsste ich eigentlich verhindern können. Der Rückruf mit ihr, funktioniert bei Trockenübungen immer. Aber offensichtlich nicht wenn es wirklich wichtig ist.

#

Nein, ist es nicht. Das ist ein Hundetoy.

[Donnerstag, 23.6.2022 – Bachmannpreis, Präsidiumswahl Hertha]

Oh, es ist Bachmannpreis. Ist letztes Jahr schon an mir vorübergegangen. Früher war das immer ein fester Termin, an dem ich mindestens einen vollen Tag komplett live verfolgte.
Während ich das so aufschreibe sehe ich mich genötigt, das zu erklären, ich sollte das mal etwas genauer ausführen, sicherlich auch für mich, weil ich es auch noch nicht ganz verstanden habe, aber die Kurzform ist vielleicht: ich finde die Literaturszene ziemlich elitär. Und ziemlich uniform, wenig divers. Zwar lehne ich nichts davon ab, aber meine Interesse ist abgekühlt, das Interesse an den Habitus der Literatur.

Am Abend war ich mit Ex-Kolleginnen im Brewdog verabredet. Und von zweieinhalb Bieren zeimlich betrunken geworden. So viel zu meinen eigenen Interessen und meinem eigenen Habitus.

Das Tier war den ganzen Tag bei mir. Zuerst im Büro, danach beim Biertrinken. Als wir um zehn Uhr zuhause ankamen, legte sie sich wie ein Stein auf den Boden.

In der Zwischenzeit wurden auf unserem Fanclubblog die Kandidatinnenprofile der Mitgliederversammlung von Hertha BSC veröffentlicht. Weil wir es zuletzt doof fanden, dass man sich nicht im Vorfeld über die Kandidatinnen informieren kann, haben wir das kurzerhand selbst gemacht. Seit zwei Wochen sammeln wir Infos, entwarfen einen Fragebogen, ergoogelten Emailadressen und schickten ihnen die Fragen zu.

Das kam nicht immer gut an. Ist aber dennoch hilfreich. Am Sonntag ist schliesslich schon die MV.

[Mittwoch, 22.6.2022 – Sonnenwende, wir schauen vor uns hin]

Sommersonnenwende.

Nächstes Jahr will ich zur Sonnenwende in Schweden sein. Während ich das so schreibe, erschleicht sich mir das Gefühl, dass ich das schon letztes oder vorletztes Jahr geschrieben habe. Vielleicht war es aber auch die Wintersonnenwende. Im Dezember fliegen wir in die Polarnacht nach Tromsö. Wenn nicht wieder Covid dazwischenkommt.

Zur Sommersonnenwende würde ich gerne einmal in Nordschweden nördlich des Polarkreises durch die Dörfer fahren. Nördlich von Kiruna, bis zur finnischen Grenze. Auch über die Grenze hinaus natürlich. Aber nicht nach Norwegen. Norwegen ist zu spektakulär schön für diese Stimmung. Manchmal fahre ich da mit Streetview herum, wenn ich nicht schlafen kann.

#
Mittwoch.
Um 9 Uhr hatte ich einen Termin beim Zahnarzt. Ich wachte um sieben Uhr auf, ging mit dem Tier raus, kam wieder zurück und machte mir Frühstück. Mit dem Essen setzte ich mich an den Schreibtisch und dann ploppte der Zahnarzttermin auf, den ich komplett vergessen hatte.

Also musste ich los. Nur Füllungen reparieren. Trotz der Betäubung gab es an den Zähnen immer noch ein paar Nerven, die zu leben schienen, so musste sie mehrmals nachbetäuben. Danach lief ich bis zwei Uhr nachmittags mit einer gefühlslosen Hängebacke herum.

Heute blieb ich zuhause. Meine Frau fuhr am Vormittag nach Norddeutschland, wo sie beruflich ein paar Tage verbringen wird. Ich hatte so viele online Termine, dass ich es nicht schaffte, mit der Hündin ins Büro zu fahren. Mit dem Tier dauert es immer etwas länger. Wenn ich alleine bin, steige ich auf das Fahrrad und bin in zwanzig Minuten im Büro. Mit dem Tier muss ich laufen, dann U-Bahn und dann S-Bahn und dann wieder laufen. Und die Schnüffelpausen nicht vergessen. Da bin ich fünfundvierzig Minuten unterwegs. Gegen fünf Uhr war mein letzter Call, danach ging ich auf einen langen Spaziergang. Unterwegs rief mich ein Freund an, er sei gerade in Friedrichshain, ob ich Lust auf einen Drink hätte. Hatte ich. Jedoch war ich mit dem Tier unterwegs, ich hatte kein Geld bei mir, er müsse mich einladen. Das tat er.

Der Spaziergang samt Drink dauerte ganze drei Stunden, das war ursprünglich nicht so geplant, als ich gegen acht Uhr wieder zuhause war, musste ich noch Arbeit nachholen und gegen zehn Uhr war ich es satt. Also setzte ich mich mit der Hündin auf einer dieser Treppen am Bersarinplatz und wir schauten vor uns hin. Das gefällt ihr immer. Vor sich hin schauen.

#

Hainweh

[Montag, 20.6.2022 – Stadtradeln, Finding Alice]

Es ist Montag. Es hat abgekühlt. Morgens fuhr ich ins Büro. Abends fuhr ich wieder zurück.
Mit meinem Fanclub nehme ich am Stadtradeln teil. Schon in der dritten Saison. Das ist ein Wettbewerb fürs Klima. Man kann sich in Teams zusammenfinden und Kilometer anradeln. Ich glaube, am Ende gibt es etwas zu gewinnen, aber so genau weiss ich das gar nicht. Ich radle ohnehin und Wettbewerb mag ich auch, das Aufzeichnen von Bewegung sowieso.

Ich war immer in der Top10 meines Teams, da mein Arbeitsweg ungefähr 16 Kilometer pro Tag beträgt. Seit ich das Tier habe, fahre ich allerdings nicht mehr fünf Tage in der Woche mit dem Rad, sondern bleibe einen oder zwei Tage zuhause und nehme sie einen oder zwei Tage mit ins Büro. Wenn ich sie ins Büro mitnehme, dann fahre ich Ubahn. Mit dem Fahrrad geht das nicht. Noch nicht. Vielleicht auch nie.

Tja. Jetzt bin ich beim Stadtradeln nur in der Top50. Seit ich nur noch in der Top50 bin, vergesse ich auch ständig, meine Fahrten aufzuzeichnen und muss sie immer manuell nachtragen. Mittlerweile vergesse ich sogar, sie manuell nachzutragen. Offenbar demotiviert es mich recht schnell, wenn ich keine Leistung erbringe. Muss ich mal drüber nachdenken.

Heute jedenfalls: 16km und ich habe sie manuell nachgetragen.

#
Am Abend eine neue Serie angefangen. Finding Alice. Eine dramatische Komödie. Eine Familie zieht in ein neues Haus ein. Am ersten Abend fällt Mann in einem unbeobachteten Moment von der Treppe und stirbt. Alles, was danach passiert ist eine Geschichte über den Umgang damit. Eigentlich ist es eine Geschichte über Trauer und darüber, wie es weitergehen soll. Mit einer phantastischen und auch lustigen Keeley Hawes in der Hauptrolle. Mich hat die Stimmung der ersten beiden Folgen aufgesogen. Ich mag ja diesen seltsamen emotionalen Leerraum aus Traurigkeit und Rationalität.

Die Serie hat gute Kritiken erhalten, aber nicht Überwältigende. Möglicherweise baut sie später ab. Wie fast alle Serien mittlerweile. Gute Idee und dann toterzählt. Mal sehen.

[FR/SA/SO, 17/18/19. Juni 2022 – Minden und so]

Die letzten drei Tage waren Reisetage. An Reisetagen kann ich generell nur schwer schreiben und aufnehmen, aber diesmal bin ich komplett ohne Schreibgerät verreist. Ich hätte also höchstens auf dem Telefon schreiben können. Aber: nee.

Am Freitagmorgen bekam ich die Nachricht vom Zulassungsservice, dass mein Auto zugelassen sei. Ich lieh mir also einen Elektroroller und fuhr damit nach Kreuzberg in die Jüterborger Strasse. Dort holte ich Kennzeichen und Papiere ab und fuhr zu B nach Moabit, in dessen Garage sich mein Auto befand.
Das war es also. Ich habe jetzt ein neues Auto.
Als ich das neue Auto in meiner Strasse parken wollte, gab es genau hinter meinem alten Auto einen Parkplatz. Ich glaube das alte Auto hat nix davon mitbekommen. Dafür habe ich sie in einem unbeobachteten Moment beide fotografiert. Wie sie so hintereinander standen. Aww.

Dann fuhren wir nach Minden. Das Tier kam natürlich mit. Das Auto verursacht immer noch sehr viel Stress bei der Hündin. Das geht sogar soweit, dass sie einen Bogen um das Auto macht, wenn wir beim Gassigehen daran vorbeispazieren.
Das neue Auto kannte sie natürlich nicht, aber als ich die Tür öffnete, wusste sie sofort Bescheid. Sie ist ein kluges Tier.

Diesmal hatten wir aber etwas vorgesorgt. Wir haben ihr einen größeren und stabileren Korb gekauft, den man hinten befestigen kann und stellten diesen in die Mitte der Sitzbank, damit sie nach vorne schauen kann. Die Hündin schaut immer gerne und sie ist immer gerne dabei.
Das half in der Tat. Während der Fahrt nach Minden war sie relativ entspannt. Sie kotzte nicht, sie hechelte nicht und sie hatte auch keine tropfende Nase.

Unsere Freunde in Minden wohnen in einem schönen Haus. Innenstadtnah und mit einem großen Garten. Auch wenn meine Frau und ich eher der urbane Typus sind, können wir die Vorteile eines solchen Wohnstils schon schätzen. Auch dem Tier gefiel das sehr, so ein großer Garten verleitet sie allerdings auch zur Verwilderung. Die vielen Eindrücke und Gerüchte. Sie war den ganzen Tag auf Fährtensuche. Ein ähnliches Verhalten zeigte sie auch bei unserem Waldhäuschen in Schweden. Sie schnüffelte den ganzen Tag den Boden ab.

Am Samstag assen wir zum Mittagessen einen großen Eisbecher. Daran könnte ich mich gewöhnen.
Übrigens liegt Minden an der Weser. Ich dachte, die Weser sei ein Fluss in Norddeutschland, wegen Bremen und Weserstadion, aber so ist das nun mal mit großen Flüssen, große Flüsse sind so groß, weil sie lang sind und wenn sie lang sind, dann schlängeln sie sich eben durch die halbe Republik. Hätte ich selber draufkommen können.

Der Samstag war furchtbar heiss. Die Wetterapp zeigte mir, dass es in Berlin noch heisser war. Eine furchtbare Vorstellung. Meine Hündin hat schwarzes, dichtes Fell. Sie ähnelt einem schwarzen Schaf. Sie hasst es. Auf dem Martkplatz gibt es eine Springbrunnenanlage, aber dieses springende Wasser findet sie gruselig.
Als wir zurück im Haus der Freunde sind, begiesse ich sie mit dem Gartenschlauch. Das mag sie nicht. Aber sie versteht natürlich nicht, was ich damit erreichen will.

Wenn wir im Juli wieder nach Schweden fahren, werden wir sie dem Fluss vorstellen, dann kann sie Bekanntschaft mit ihren Genen als Wasserhund machen. Das wird großer Spass.

Am Sonntag gegen Mittag fuhren wir wieder zurück. Während es in Minden bereits abgekühlt hatte, war der Glutofen Berlin noch auf 37 Grad Celsius eingeheizt.
Etwas erschreckend war die große Rauchsäule am südlichen Berliner Ring. Zuerst sah es aus wie eine dicke, tiefe Wolke am Horizont, als wir näherkamen, erkannten wir aber, dass es Rauch war, und irgendwann roch man auch den Rauch in der Luft. Meine Frau schlug die Nachrichten auf, es brannte wieder in Beelitz und in Treuenbritzen. Mittlerweile brennen die Wälder dort jedes Jahr. Es regnet nicht mehr. Es regnet in Berlin wirklich selten. Auch wenn man das kaum glauben mag, statistisch ist es die Region mit dem geringsten Niederschlag in Deutschland.

Tja. Und nun.

[Donnerstag, 16.6.2022 – der Schnurrbart, Longyearbyen, Cabrio]

Ich arbeite ja in einer Firma, die eine Datingplatform für Schwule, Queere, Bi- und Transsexuelle entwickelt. Das hat den Nachteil, dass es manchmal schwierig ist, Personal zu finden, es hat aber auch den Vorteil, dass es manchmal leicht ist, Personal zu finden.

Letzte Woche traf ich im Park einen jungen Briten mit einem deutschen Schäferhund. Während unsere Hunde spielten, kamen wir ins Gespräch. Wir verstanden uns auf Anhieb und kamen auch schnell auf unsere Arbeit zu sprechen. Er war Backend Entwickler. Daraufhin sagte ich, ah, cool, ich hätte gerade 5 offene Stellen für Backend Entwicklerinnen. Eigentlich ist es schlechter Stil in meiner Position Leute auf der Strasse anzuwerben. Alle Tech-Firmen suchen Entwicklerinnen, als Entwicklerin würde ich mich total genervt fühlen, wenn ich sogar im Park beim Ausführen meines Tieres von irgendwelchen Tech-Managern auf Jobangebote angesprochen werden würde.

Weil wir uns so gut verstanden, und weil er so einen Un-Heterosexuellen Schnurrbart trug, sagte ich dennoch scherzend, dass er sich ruhig bei mir melden könne, wenn er mal einen Job suche. Er fragte nach der Firma. Als ich ihm erzählte, was meine Firma macht, schlug er vor, dass wir uns auf Linkedin befreunden sollten.
Sein Linkedin Profil war mit Regenbogenfahnen geschmückt. Ich wusste, dass ich mich auf diesen Schnurrbart verlassen konnte.

Heute schrieb er mich dann an, dass er Interesse habe und schickte mir seinen CV mit. Und jetzt kommt die lustige Sache: er studierte für ein halbes Jahr an der Universität in Longyearbyen. Ich schrieb ihm sofort zurück: Awww, you studied in Longyearbyen! <3
Das unprofessionelle Herzchen hätte ich mir sparen sollen, aber meine Freude überwog.
Und so schickten wir uns viele arktische Freundlichkeiten hin und her. Und ich sagte ihm, dass ich jeden Tag die Webcam auf dem Dach seiner Uni besuche und er sagte, haha, das mache er auch. Und er sagte, er hätte bei Linkedin einen Suchauftrag für Jobs in Longyearbyen laufen und ich sagte, haha, er auch, da kommt nur nie was rein und er sagte haha genau. Undsoweiter.

Nundenn. Er wird sich bei uns vorstellen.

#
Ich fuhr mit meinem ehemaligen Mitarbeiter B wieder zur Zulassungsstelle in die Jüterborger Strasse. Heute mit seinem Honda Oldtimer Cabrio Sportwagen, es war bestes Cabriowetter. Wir haben ein kleineres Problem in seiner Garage. Mein Auto steht auf einem Stellplatz, auf dem es eigentlich nicht stehen dürfte, aber weil der Eigentümer jenes Stellplatzes nur zwei Wochen im Jahr seinen Stellplatz benutzt, dachte er, dass mein Auto da locker ein oder zwei Tage stehen bleiben darf. Nun ist der Eigentümer jenes Stellplatzes genau diese Woche da. Und weil mein Auto keine Kennzeichen hat und deswegen nicht auf der Strasse stehen darf, muss B die Stellplätze seiner Frau und seines Sohnes bzw die Stellplätze seiner eigenen beiden Autos, auf eine komplizierte Weise managen.

Heute sollte das Problem aber gelöst werden, weil die Zulassung meines Autos fertig sein würde, also fahren wir in die Jüterborger Strasse. Dort werden wir allerdings enttäuscht. Der Zulassungsdienst hat meine Unterlagen auch heute nicht bearbeitet. Es wird sich also um einen weiteren Tag verzögern.