[Fr, 26.9.2025 – Keflavik, Nuuk]

Isländerinnen trinken morgens zum Frühstück einen Shot Lebertran vom Kabeljau. Neugierig, wie wir sind, machen wir das natürlich auch. Es schmeckt unaufgeregt, wie Rapsöl, mit einem ganz leichten Hauch von Fischgeruch. Kann man gut machen. Davon wird man offenbar 100 Jahre alt, oder es schützt vor Krebs, kann mich nicht mehr genau erinnern, vermutlich beides.

Vormittags musste meine Frau arbeiten. Da ich um 11 Uhr auszuchecken hatte und es draußen regnete, hing ich im Hotelzimmer ab und nach dem Checkout unten in der Lobby auf irre bequemen Ledersofas.

Für morgen in Nuuk hatten wir eine Bootstour mit einer Wanderung über die Tundra zu einem verlassenen, aber traumhaft schönen Fischerdorf gebucht. Heute schrieb mir ein Mann namens Ivik, dass wir die einzigen seien, die diese Tour gebucht hätten, und er uns deswegen kostenlos auf die doppelt so teure und doppelt so lange Fjordtour upgraden möchte. Ich sagte natürlich zu. Das Fischerdorf wird auch Teil der Tour sein, aber zusätzlich werden wir zwischen Eisbergen und Gletschern herumschippern. Das ist sicherlich toll, auch wenn wir viel Zeit auf einem dieser Boote verbringen werden, was ich ja eher so mittelmäßig spannend finde.

Vom prognostizierten Regen haben wir in Island wenig abbekommen. Auf der Wanderung vom Mittwoch wurden wir von spektakulärem Wetter begleitet. Dramatische Wolken und nicht zu viel Sonne.

Der Reiseplan sah jetzt vor, dass wir unsere Handgepäckkoffer vom Gewicht befreien, damit wir von 10kg runter auf 6kg pro Gepäckstück kommen. Der Flug nach Grönland ist speziell, es gibt dafür besondere Regeln. Den Grund dafür habe ich noch nicht verstanden, er wird sich mir aber sicherlich erschließen. Beim Online-Check-in stellte sich allerdings heraus, dass wir den Flug mit einem extra Koffer gebucht hatten. Das war im Januar passiert. Daran konnte sich keiner von uns beiden mehr erinnern. Heute waren wir dankbar dafür. Zwar gilt nach wie vor die 6-kg-Regel für das Handgepäck, aber unter diesen Umständen können wir einfach alles, was Gewicht hat, in der größeren Koffer stopfen.

Das Flugzeug nach Nuuk war dann eine ganz gewöhnliche 767 mit viel Platz. Unser Handgepäck wurde auch nicht gewogen. Keine Ahnung, was es mit den Sonderregelungen für das Gepäck auf sich hat. Eventuell stammt die Vorgabe noch aus früheren Zeiten. Der Lufthafen in Nuuk wurde schließlich erst letztes Jahr zu einem internationalen Airport ausgebaut. Bis vor kurzem konnten hier nur kleinere Flugzeuge landen. Das ist meine Theorie. Aber es gab niemanden, den ich als kompetent genug erachtete, um mir eine solche Frage zu beantworten.

Der Flug dauert 2 Stunden und ein bisschen. Man fliegt die ganze Zeit über das Nordmeer und irgendwann tauchen in der Ferne die ersten Gletscher auf. Ich wunderte mich über die vielen Schiffe vor der Küste. Als meine Frau mit dem Telefon einzoomte, konnte man allerdings erkennen, dass es sich um Eisberge handelte. Das fand ich schön. Danach fliegt man eine ganze Zeit lang über den Eispanzer, gegen Ende hin wird es steiniger und dann sinkt man hinab, um in Nuuk zu landen. Jetzt haben wir 3 Stunden Zeitunterschied mit Berlin. Es gibt am Flughafen wenige Beschilderungen und auch keine Infostände. Man merkt, dass der Betrieb hier noch nicht so lange läuft. Aber alle sind freundlich und scheinen gut gelaunt. Als wir die Busse nicht finden konnten, war ich etwas verloren. Am Ende der Halle erblickte ich eine Grönländerin in Uniform, die ich um Hilfe bat. Sie sprach sehr einfaches Englisch und rief auf ihrem Telefon den Busplan auf. Der letzte Bus war bereits um 17 Uhr losgefahren. Jetzt war es aber schon halb 20:30. Wir wichen also auf ein Taxi aus.

Nuuk hat eine seltsame Siedlungsstruktur. Die Stadt ist auf einer sehr felsigen Halbinsel gebaut. Die Häuser wirken, als hätte man sie wahllos über die Insel gewürfelt, das wirkt irgendwie sympathisch. Dabei handelt es sich um interessante, moderne Wohngebäude, einen Stil, den man in Amsterdam und Kopenhagen auch sieht. Zwischendrin immer wieder auch grau bemalte Holzhäuser. Unser Hotel befindet sich in einem Gewerbegebiet am südlichen Ende der Halbinsel, oder zumindest müssen wir durch ein Gebiet von Autowerkstätten und Wellblechscheunen fahren. Hier erinnert es mich wiederum an Alaska, dem nicht-so-nicem Alaska, also dort, wo eine perspektivlose Jugend sich dem Alkohol hingibt. Das ist nur die Assoziation, die ich habe, ich schaue zu viel fern. Die Leute sind hier alle so gut gelaunt. Auch die junge Hotelangestellte an der Rezeption. Sehr freundlich. Sehr freundlich, aber langsam. Langsam im Aufnehmen meines Anliegens und langsam im Formulieren einer Antwort. Das fiel mir bereits bei der Flughafenangestellten auf. Freundlich, aber langsam.

Irgendwie verstrahlt. Das ist durchaus angenehm. Zumindest so lange ich nicht von der Ungeduld befallen bin. Und das kommt bei mir schon mal vor.

Obwohl wir schon seit 3 Tagen mit zwei Stunden Zeitverschiebung leben, merken wir diese zusätzliche Stunde heute an unserer fehlenden Energie. Wir beschließen, früh ins Bett zu gehen.

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