[Mi, 28.2.2024 – wie das mit dem Whisky so ist]

Weil sich gestern durch das Austrinken der Whiskys so viel Platz auf der Whiskybar zurückgewinnen liess, fuhr ich heute mit dieser Tätigkeit fort. Während ich die Pegelstände der Flaschen inventarisierte, stiess ich auf ein Muster. Offenbar hatten wir in den letzten Jahren die torfigen Whiskys aus Islay stehen gelassen und bedienten uns stattdessen lieber an den ungetorften Malzbränden. Denen aus Orkney und den Highlands zum Beispiel. Die verbliebenen Flaschen waren zudem halb voll, die konnten wir natürlich nicht mal eben an einem Abend leeren. Vom Platz her gewannen wir heute lediglich eine einzige Flasche, das war ein torfiger Laphroaig, in dem noch ein halber Schluck Whisky gluckerte.

Ich habe jetzt einen losen Plan entwickelt, um den Vorrat zurückzubauen. Die Reihenfolge, in der welche Whiskys zuerst wegmüssen. Zuallererst muss eine Flasche der beiden guten, aber vielleicht etwas langweiligen Caol Ilas geleert werden. Wir haben zwei fast identische davon. Caol Ila behandeln wir immer etwas stiefmütterlich, da es die einzige Brennerei ist, die wir damals bei unserem Islay-Besuch nicht besichtigt hatten. Beide Flaschen sind noch zu zwei Dritteln gefüllt. Für die Caol Ilas wird es genug Anlässe geben. Caol Ila ist gut genug, um ihn Freunden anzubieten. Vielleicht lade ich öfter wieder mal Menschen zum Fussballgucken ein oder sonst lasse ich mir etwas anderes einfallen.

Sorgen bereitet mir eher dieser junge, aggressive Ardbeg. Ich mag den zehnjährigen Ardbeg wirklich sehr gerne. Der sogenannte „Ardbeg ten“ war jener Whisky, durch den sich mir die Welt des Torfrauchs öffnete.
Vor ein paar Jahren gaben sie allerdings ein paar unraffinierte Abfüllungen heraus, die ich nahezu untrinkbar finde. Die Flasche, die ich damals kaufte, war ein 3-jähriger, sehr unreifer und harter Whisky mit einer hohen Torfdichte, der zudem in Cask-strength, also Fassstärke von 60%, abgefüllt wurde.
Selbst wenn man ihn in einem Verhältnis von 1:3 mit Wasser ausdünnt, kommt er immer noch untrinkbar daher. Es gibt sicherlich einen Grund, warum Ardbeg diesen Whisky nicht mehr anbietet.

Weil man Whisky aber nicht einfach wegkippt, versuchte ich ihn als Longdrink aufzubereiten. Ich nahm zwei Drittel Grapefruit Limonade und ein Drittel Torfmonster. Aber das Getränk blieb untrinkbar. Es roch nach alten Männersocken in einer Apotheke. Ich liess das Getränk stehen.
Ich werde in nächster Zeit nach Longdrinks mit Whisky googlen müssen.

Ein anderer Fehlgriff ist der Connemara aus Irland. Ein Billig-Whiskey, den wir 2019 am Dubliner Flughafen erwarben. Es war ein emotionaler Kauf, da unser Hormonhaushalt noch etwas aufgewühlt war. Die drei Tage vorher hatten wir nämlich im zauberhaften Connemara verbracht und wir fuhren dabei regelmässig an kleinen Stapeln gestochenen Torfs vorbei, der dort einfach in dieser wunderbaren Landschaft herumstand. Als wir uns am Flughafen von Irland verabschieden mussten, hatten wir vermutlich Trennungsschmerz.
Der Connemara Whisky ist nicht ganz so hart wie der junge Ardbeg, aber neben den guten Torfwhiskys wie Lagavulin oder Caol Ila, fällt er deutlich ab. Und so blieb er all die Jahre ziemlich verwaist stehen.

Die anderen 6 Whiskys haben einen hohen Durchlauf, das sind diejenigen, die wir in der Regel einschenken, wenn wir Gäste haben und auch selber bevorzugen. Die werden sich von alleine leeren. Das sind zB Scapa aus Orkney, den ich mittlerweile als meinen Hauswhisky bezeichnen würde, oder Highland Parks „Einar“ und der Aberfeldy, sowie Finnlagan, der mysteriöse Blend aus Islay oder der türkise Laddie von Bruichladdich. Von den Torfwhiskys behalte ich nur den 16 jährigen Lagavulin. Den kaufe ich allerdings immer wieder. Einfach, weil der sechzehnjährige Lagavulin so ein verdammt solider und eleganter Torfwhisky ist.

Dann gibt es noch zwei exzentrische Whiskys, die qualitativ nichts Besonderes sind, zu denen ich aber persönliche Gefühle hege. Das sind zum einen der Puni aus Glurns in Südtirol. Schlichtweg, weil er aus meiner Heimat kommt und ich vor einem Jahr die Destillerie besucht hatte. Und ein MacMyra aus Schweden. Das Besondere an dem MacMyra ist die Herstellung. Während viele schottische Whiskys mit Torf gemälzt werden, versuchte man bei MacMyra den Torfrauch durch etwas schwedisches zu ersetzen und nahm dafür Wacholderrauch. Diese leichte Wacholdernote im Rauch dieses Whiskys fasziniert mich ungemein. Leider ist der Whisky noch jung und entsprechend hart. Aber ich habe eben Gefühle.

[Di, 27.2.2024 – Seelenheil, Whiskyreste, Körperteil]

Gerade gibt es harte Zeiten im Büro. Ich bin mental etwas aufgeraut und kann es Abend nicht so gut loslassen. Dafür war ich gestern mit meiner Frau bei Obi und wir haben uns nach Armaturen für die Küche umgesehen. Es ist erstaunlich, wie gut sich Shoppen auf das allgemeine Seelenheil auswirkt. Auch nachhaltig. Leider kann ich gerade keine Kleider kaufen, da ich derzeit abnehme. Durch die momentanen Gewichtsschwankungen ist es nicht sinnvoll, neue Textilien zu anzuschaffen. Sonst würde ich jeden Tag für das Seelenheil shoppen. Aber heute halfen Küchenarmaturen.

Zuhause kochten wir uns eine Kleinigkeit und wir leerten zwei Whiskyflaschen. Die Flaschen waren natürlich nicht voll, sondern fast leer. Aber es sind diese fast leeren Whiskyflaschen, die dann ewig herumstehen. Heute killten wir die letzten Schlucke eines zwölfjährigen Bowmore, der schon leichte Staubnoten hatte und einen sehr guten, aber nur zehnjährigen Highland Park aus Orkney. Jetzt ist wieder ein bisschen Platz auf der Whiskybar. Aber wir müssten mal den Vorrat inventarisieren. Möglicherweise gibt es noch Potenzial für Platzeinsparung bzw. neuer Investitionen nach dem wiedergewonnen Platz.

Heute machte in meinen verschiedenen Hundekanälen auch eine Polizeiaktion im Trümmerberg, also dem Volkspark Prenzlauer Berg, die Runde. Die Polizei hatte wegen Ermittlungen den gesamten Park abgesperrt. Am Abend stellte sich heraus, dass Hunde den Oberschenkel eines Menschen gefunden hatten. Ohne den dazugehörigen Menschen.
Wir waren ja neulich da, aber zum Glück zwei Wochen vorher. Ich ahne nämlich, wie stolz meine Hündin auf diese Beute gewesen wäre.

[So, 25.2.2024 – Stubenfliege, Nachtigall]

Ausserdem brummte heute die erste Fliege in meinem Zimmer. Der Frühling kündigt sich immer mit der ersten Stubenfliege an. Die erste Fliege des Jahres ist immer eine dicke Brumme. Ich weiss gar nicht, warum das so ist. Wachen diese Fliegen aus dem Winterschlaf auf? Es sind immer die Fliegen der verwirrten Sorte. Sie verirren sich in einer Lampe und machen dort einen unheimlichen Lärm. Früher starben sie an den heissen Glühbirnen. Die heutigen LED-Birnen sind ja nicht mehr heiss. Die dicken Brummen lärmen jetzt ewig.

Auch ist die erste Nachtigall wieder da. Ich hörte sie bereits unter der Woche. Es ist Ende Februar. Wenn ich in diesem Blog nach Nachtigall suche, tauchten sie immer zwischen Ende März und Ende April auf. Sie überwintern im tropischen Afrika südlich der Sahara. Dort misst es in den frühen Morgenstunden bereits über 30 Grad. Ich kann die Vögel schon verstehen, ich würde auch zu den Partyhasen nach Berlin fliegen.

[Fr/Sa, 24.2.2024 – Frühlingssymbolik, Hundehaar]

Der erste Tag mit der vollen Ladung Frühlingssymbolik. Am Freitag schien die Sonne bei 12 Grad. Am frühen Abend sammeln sich die Menschen in Ostberlin und fotografieren den Fernsehturm in der untergehenden Sonne. In der Vergangenheit fuhr ich meist über die Warschauer Brücke, wo die Menschen aneinandergereiht ihre Telefone dem Sonnenuntergang entgegenhielten. Diesmal fuhr ich mit dem Auto über die Karl-Marx-Allee. Die Menschen sammelten sich auf dem Mittelstreifen. Hintereinander bis weit hinterm Frankfurter Tor. Im Rückspiegel sah in den Fernsehturm in dramatischem Rot.

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zu Hause schnitt ich das Haar der Hündin. Sie sah mittlerweile sehr struppig aus. Zudem kam mir vor, dass sie unter der Länge ihres Fells litt. Einerseits schien es sie zu jucken und immer wenn ich nachts das Fenster öffne, legt sie sich genau unterm Fenster, dort, wo die kühle Luft herunterfällt, zum Schlafen.

Sie zu schneiden ist allerdings ein mühseliges Unterfangen. Für sie ist es Spiel und Kampf gleichzeitig. Nach einer Stunde war der Akku des Rasierers fertig. Da bekam sie eine Pause.

Wegen der Verfilzungen musste ich ständig den Aufsatz vom Filz befreien. Einmal vergass ich, den Aufsatz wieder anzubringen und rasierte einfach drauflos. Bis ich merkte, wie ich ihre Zitzen freirasierte und auch sonst ziemlich viel Hundehaut sichtbar wurde.
Als ich den Fehler bemerkte, war schon eine beachtliche Stelle an ihrer Seite kahlrasiert worden. Sie ist zum Glück aber nicht sehr eitel. Es stört sie nicht. Dafür werde ich jetzt im Hundepark ständig darauf angesprochen. Die Menschen vermuten einen Unfall oder eine OP und sprechen mich mit viel Mitgefühl und Sorge darauf an. Ich kann dem nur trocken entgegnen und auf meine fehlenden Rasierskills verweisen.
Ich trage ja nicht umsonst Bart.

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Eine Zecke atmet übrigens nur 6 bis 8 Mal pro Tag. Habe ich heute gelesen.

[Do, 22.2.2024 – grosse männliche Katze]

Heute war ich dann schon sehr verkatert. Die Cocktails fliessen immer so runter. Immerhin trank ich sonst hauptsächlich Bier und keinen Wein. Dass der junge Mann von der Garderobe ständig mit einer Runde Shots aufs Haus vorbeikam, war auch nicht sehr förderlich. Meine Begleiter fanden den Mann sehr attraktiv und er schien auch nur unseren Tisch mit Wodka- oder Whisky-Shots zu beglücken. Wahrscheinlich war er schwul und hatte die schwulen Vibes an unserem Tisch mitbekommen. Auf die Frage, warum ausgerechnet der Herr der Garderobe mit uns Shots trinkt, kamen wir erst gar nicht. Erst heute schien das einzuleuchten. Er trank nämlich bei jeder Runde einen Shot mit uns mit. Das hält man nicht lange durch, wenn man das an jedem Tisch den ganzen Abend lang macht.

Wie es an Katertagen so ist, hat man immer genau dann spontane, anstrengende Meetings. Das ist ein Gesetz. Und man denkt den ganzen Tag daran, früh ins Bett zu gehen, nur um abends schliesslich hellwach zu sein und hunderttausend Dinge zu tun.

[Mi, 21.2.2024 – Berta, Wrrum]

Am Abend waren wir auf ein dienstliches Dinner im Restaurant Berta an der Stresemannstrasse. Die Strasse, aber auch die Häuser in jener Gegend sehen ja eher unwirtlich aus. In einem dieser unwirtlichen Häuser gibt es jedoch eine grossartige Gastwirtschaft. Das Berta ist von einem israelischen Sternekoch. Berta hiess seine Berliner Grossmutter, die in den Dreissigerjahren nach Israel auswanderte. Eine grosse Wand in dem Lokal ist mit Schwarz-Weiss-Fotos von Frauen aus jener Zeit geschmückt. Ich weiss nicht, ob sie thematisch ausgewählt sind. Einige davon sind sicherlich seine Grossmutter, die anderen sind vermutlich Freundinnen oder Verwandte. Die Frauen darauf sind elegant, schön, sie wirken glücklich.

Die Speisen sind levantinisch-brandenburgisch und man isst sie, indem man sie teilt, als Mezes. Ich mochte alles, was es gab. Besonders angetan war ich von einem Auberginenmus-Creme-Brulé, die man sich als Aufstrich auf das Brot streichen konnte. Ich hätte in dem Mus baden können.

Wir assen sehr viel und tranken sehr viel. Zum Glück musste ich nicht für die Rechnung aufkommen.

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In der WordPress Admin-Oberfläche werden mir manchmal alte Beiträge vorgeschlagen. Heute waren es zwei Blogeinträge mit Auto-Bezug. Der erste Eintrag stammt aus dem August 2010 und handelt davon, wie ich mich entschied, den Führerschein zu machen. Der zweite ist von Oktober 2011 als ich gerade den Führerschein bekam und erste Ausflüge nach Brandenburg unternahm.
Das liest sich alles sehr lustig und ich kann mich noch genau an die Angstgefühle erinnern, die mich damals auf jedem Meter Strasse begleiteten.

[Mo/Di, 19./20.2.224 – Phantomgefühle, unter alten Kollegen]

Gestern vor zwei Jahren zog die Hündin bei uns ein. Ich kann mir kaum noch vorstellen, wie es ohne sie war.

Als ich mit dem Rad in die Arbeit fuhr, stellte ich mir vor, wie es wäre, den Hundeanhänger angeschlossen zu haben. Das erzeugte ein sehr merkwürdiges Phantomgefühl. Ich schaute ständig hinter mir, fuhr vorsichtiger, langsamer und war wesentlich achtsamer, während ich über Kreuzungen fuhr. Und ständig dieses Gefühl, ein Auto käme aus dem Nichts geschossen und würde den Anhänger überfahren und den Hund darin zerquetschen.

Das sind gemischte Vorzeichen. Wahrscheinlich fahre ich am Freitag zum ersten Mal mit der Hündin im Anhänger ins Büro. Ich bin gespannt, ob das nur ein Phantomgefühl war.

Heute traf ich mich mit früheren Kollegen aus Immobilienscout Zeiten. Es ist schön, dass wir immer noch Kontakt pflegen. Ich arbeite dort seit 2011 nicht mehr. Wir treffen uns mehrmals pro Jahr in dieser Runde. Einer aus der Runde wohnt mittlerweile in den USA und importiert deutsche Dachaufbauten für Campingwagen, die er in den USA montiert und verkauft. Das ist ein sehr lukratives Geschäft. Einige Jahre vorher kaufte er Komposttoiletten direkt von einem Herstellen und verkaufte sie an Menschen weiter, die ein Häuschen im Grünen besitzen, aber ohne Anschluss an die Kanalisation dastehen. Ich bewundere es, wenn jemand so findig ist.

Wir sassen im BRLO am Gleisdreieck. Das BRLO sucht gerade einen COO. Die Stellenbeschreibung liest sich fast so, als wäre sie auf mich zugeschnitten. Zwar habe ich den (nie ernsthaft verfolgten) Traum, eine Brauerei zu gründen, aufgegeben, aber der Gedanke daran, COO einer Brauerei zu sein, kommt dem schon ziemlich nahe. Allerdings ist dieses Blog vollgepackt mit Einträgen, in denen ich mich negativ über das BRLO äussere. Wenn ich mich darauf bewerben würde, müsste ich zuerst alle diese Einträge löschen. Und das werde ich natürlich nicht tun.

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Gestern lief übrigens das SSL Zertifikat aus. In dieser Zeit war das Blog nur eingeschränkt brauchbar. Note to self, damit ich nächstes Jahr nicht so lange nach nicht vorhandener Dokumentation suchen muss: du musst keine neuen Zertifikate bestellen. Die Zertifikate sind im Kundencenter von Strato automatisch hinterlegt. Du musst sie dann nur noch in /etc/ssl/ kopieren und den Webserver neu reloaden.

[So, 18.2.2024 – So, Anhänger]

Ich bin ja die Art von Mann, die „So!“ sagt und sich mit den Händen auf die Oberschenkel klatscht.

Meine Hündin reagiert auf dieses „So!“. Sie hebt den Kopf und schaut mich erwartungsvoll an. Wahrscheinlich sage ich das ständig. Im Laufe der Zeit hat sie vermutlich gelernt, dass dann gleich etwas geschieht. Ein Spaziergang, ein Gang in die Küche oder Streicheleinheiten.
Auch wenn sie tief zu schlafen scheint, sobald ich „So!“ sage, hebt sie erwartungsvoll den Kopf und prüft, ob jetzt wirklich etwas passiert.

Heute testeten wir den Fahrradanhänger. Ich hatte den Wagen ein paar Tage im Hausflur stehen und lockte sie regelmässig mit Leckerlis. Sie geht mittlerweile mit dem ganzen Körper hinein, aber sie steigt sofort wieder heraus, sobald sie die Belohnung ergattert hat.
Heute hatte ich im Innenhof alles aufgebaut und ans Fahrrad angeschlossen. Ich bekam sie weiterhin nur mit Köder in den Anhänger. Als sie drin war, verschloss ich den Reissverschluss, das mochte sie aber überhaupt nicht. Ich zog es dennoch einfach durch. Sie wird sich daran gewöhnen müssen. Also fuhren wir einmal die Strasse hinunter. Sie machte keine Geräusche. Unten am Eck der Strasse liess ich sie raus.
Auf dem Rückweg fuhr ich auf dem Bürgersteig und machte sie neben mir her laufen. In der Hoffnung, dass sie versteht, was gerade geschehen war.

Aber so richtig weiss ich selber nicht, ob etwas geschehen war.

[Fr/Sa 17.2.2024 – ich bin wieder hier, Kiruna]

Seit Hertha in der zweiten Liga spielt, sind die Spiele am Freitagabend schon um 18:30 angesetzt. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Ich war mit der Hündin im Büro, daher machte ich sehr früh Feierabend und fuhr mit ihr nach Hause. Um halb fünf machte ich mich also auf dem Weg ins Olympiastadion. Allerdings gab es aufgrund des Staatsbesuches von Selenskyj grosse Behinderungen beim Sbahnverkehr. Warum auch immer gerade bei der Sbahn. Vorhin war ich mit dem Auto vom Potsdamer Platz nach Friedrichshain gefahren und es gab keinerlei Staus. Ich hätte ja Strassenblockaden aufgrund der Eskorten erwartet, aber nein, es fielen alle Bahnen aus.

Und so kam ich erst gegen halb sechs im Westend an. Meine Dauerkarte hatte Bert. Er schrieb mir, er würde noch eine Weile am Rondell warten. Auf der Fahrt wurde ich aber trotzdem nervös.
Immerhin hatte ich in der Bahn ein lustiges Gespräch mit einer alten Frau aus Spandau, die zufällig in die von Fussballfans überfüllte Bahn geraten war und mit einem, nunja, Herthafan. Die alte Frau war sehr gesprächig, so kauten wir uns durch einen wilden Themenmix aus Fussball, Corona, Ukrainekrieg und hindurch.

Am Stadion angekommen ging ich geradewegs zum Rondell, wo Bert mit meiner Karte wartete. Es waren noch viele andere da. Normalerweise sind eine Stunde vor Anpfiff alle schon in ihren Blocks. Obwohl niemand es eilig zu haben schien, ging ich trotzdem zum Stadiontor und trat ein.

Ich war seit dem 3. Dezember nicht mehr da. Zu meiner Freude wurde später das „Ich bin wieder hier“ gesungen, eine Stadionversion des Westernhagen-Liedes. Auch wenn das Lied sich auf Menschen bezieht, die Stadionverbot erhielten, sang ich, bis meine Stimmbänder versagten.

In der ersten Halbzeit schwärmten junge, vermummte Männer in der Kurve aus. In unserem Bereich kam einer herangekrochen und versteckte sich gebückt hinter mir. Es sah nach einer anstehenden Pyroshow aus. Ich gab ihm etwas Sichtschutz. Nach einigen Sekunden robbte er sich aber weiter durch die Ränge nach vorne. Ein paar Minuten später leuchtete die gesamte Kurve in hellen bengalischen Feuern auf.

Kurz vor der Pause führten wir 2:1 und dann gab es den obligatorischen Tennisball-Protest. Das Spiel endete mit einem befreienden 3:2.

Einer Freundin schrieb ich später: es war ein zauberhafter Abend.
Die Tore, der Rauch, die Nachwuchsspieler, die so viel Spass machten und dieser seltsame Frieden, den wir momentan bei Hertha haben. Leider kann ich den Zauber heute nicht mehr ganz wiedergeben.

Am nächsten Tag hatte ich jedenfalls einen ordentlichen Kater. Möglicherweise war das Bier ein Teil des Zaubers.

Am Abend schauten wir „The Abyss“. Ich sah den Titel ein paar Mal in der Übersicht bei Netflix, aber diesmal sah ich, dass der Film in Kiruna spielt. Kiruna ist eine Stadt im schwedischen Lappland, hundert Kilometer nördlich vom Polarkreis. Ich wollte da schon oft hin, es hat sich aus logistischen Gründen aber nie ergeben. Momentan wird die Stadt um 4 Kilometer verschoben, da sich aufgrund des Eisenerz-Abbaus der Boden destabilisiert. Und davon handelt der Film. Davon, dass die Stadt in sich zusammenbricht.

Der Film war okay. Nichts besonderes. Aber manchmal schaue ich Filme einfach nur der Settings wegen.

[Do, 15.2.2024 – Alkmaar, Taxigewerbe, Flugmodus]

Morgens regnete es. Der Frühstücksraum des Hotels liegt in einem kleinen Innenhof, der von drei grossen Glasfenstern überspannt wird und so zu einem Innenraum umgebaut wurde. Man schaut hinauf und der Regen prasselt herab.

Wir hatten heute einen Termin in Alkmaar. Alkmaar ist mit der Bahn gut zu erreichen, aber als ich sah, dass sich die Adresse in einem Gewerbegebiet etwas ausserhalb von Alkmaar befindet und wir mit Koffern etwa 15 Minuten durch den Regen zum Hauptbahnhof laufen hätten müssen, beschlossen wir, für den ganzen Weg ein Uber zu bestellen. Das würde zwar 75 Euro kosten, aber die Alternative war mir zu stressig. Ausserdem würden wir mit dem Laufen und der Umsteigerei wesentlich länger brauchen.

Der Uber Fahrer erzählte uns, dass es in Amsterdam eigentlich keine Taxis mehr gibt. Schlichtweg aus dem Grund, dass niemand mehr ein Taxi bucht. Immer wenn ich mit Taxifahrerinnen über das Thema spreche, kann ich nicht herausfinden, ob der Wechsel zu Uber oder Bolt eine gute Sache für sie ist, oder nicht. Es kommen immer viele Janeins und Jaabers. Am Ende bin ich nicht schlauer. Die Nachteile sind für mich aber offensichtlich: der Kilometerpreis ging von 3,70€ auf 1,10€ runter und alle Fahrerinnen müssen weiterhin die Taxiprüfung bestehen. Ich verstehe nicht, dass es aus dem Fahrgewerbe so wenig Protest gab. Die deutschen Taxizentralen liefen natürlich Sturm, aber das wirkte eher so, dass die Geschäftsführer alle ihr Geschäftsmodell und ihre Einkommen wegbrechen sahen. Von den Fahrerinnen schien mir immer wenig zu kommen, ist mein Eindruck.

Um halb 5 flog mein Flieger zurück nach Berlin. Als wir landeten und ich den Flugmodus wieder ausschalten wollte, merkte ich, dass das Telefon den ganzen Flug über Signale gesendet hatte.

Wir sind aber nicht abgestürzt. Versprochen.