[Tagebuchbloggen. Sonntag, 21.3.2021]

Ich habe heute das gleiche fünfzigminütige Sportworkourt wie letztes Wochenende gemacht. Davon bin ich letzte Woche zwei Tage lang mit schmerzenden Oberschenkeln herumgelaufen. Ich bin gespannt, wie es sich diesmal auswirkt. Es ist ein Test.

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Danach läuft Hertha gegen Leverkusen. Wir gewinnen 3:0 mit einer erstaunlich guten Leistung gegen den Werksclub der Bayer AG. Ich bin schon so gut wie euphorisiert und habe keine Abstiegssorgen mehr. Und wenn wir ab jetzt ALLE Spiele gewinnen, dann ist sogar die Europa League noch drin. Ich will es nur gesagt haben.

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Siehe Blogeintrag vom Freitag zum Namen Zeefuik. Kurz zusammengefasst: ich hatte für einen Hertha-Podcast mit einer Sprachnachricht aufgeklärt, wie man den Spielernamen „Zeefuik“ korrekt ausspricht. Weil es lustig ist und weil ich halt holländisch spreche und weil es immer gut ist, eine polyglotte Welt zu fördern. Das sollte morgen dann in deren Podcast erscheinen.

Heute grätscht auf Sky Eric Mejier rein und spricht Zeefuiks Namen korrekt aus. Er tut das aber mit seinem starken Limburger Akzent und das ist mit deutschen Ohren noch schwieriger herauszuhören als hätte er es auf Amsterdams ausgesprochen. Auf Twitter wird es (natürlich) falsch verstanden und man bemüht sich um die richtige Buchstabierung. Ich fand ÖI oder OIÜ, ÖJ und ähnliche akrobatische Buchstabierungen.
Das sieht morgen natürlich superscheisse aus, wenn die Podcasts online gehen und jetzt dieser klugscheisserische Südtiroler ins Internet kommt und behauptet besser niederländisch zu sprechen als die Niederländer.

Daher beschließe ich, alle meine Sprachbeiträge zurückzuziehen. Lieber lebe ich damit, dass ganz Deutschland denkt, man spräche das Zeeföik aus, als dass ich jetzt als Klugscheisser dastehe.

[Tagebuchbloggen. Montag 22.3.2021]

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Kein Muskelkater

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Nach Rücksprache mit Chris vom Herthabase Podcast habe ich dann doch nochmal eine Sprachnachricht zur Aussprache von „Zeefuik“ aufgenommen und auch erklärt, warum das bei dem Niederländer ein bisschen anders (aber dennoch richtig) klang.

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Es gab einen Corona Fall in meiner Firma. Da wir zur Zeit nur etwa 4 bis 8 Menschen auf 800 Quadratmeter verteilt sind, hatte ich glücklicherweise keinen Kontakt zu ihm, auch nicht auf Entfernung. Aber alle Menschen, die Anfang letzter Woche im Büro waren, sollten sich einem Test unterziehen. Und alle Menschen, die Anfang letzter Woche im Büro waren, sollten vorerst zuhause bleiben.

Ich ging sofort ins Testzentrum und ließ mich testen. Das Ergebnis war glücklicherweise negativ.

Fürs Archiv. Ich schreibe das Tagebuch schließlich auch um in zehn Jahren auf diese seltsame Pandemiezeit zurückblicken zu können. Was ich für mich festhalten will: das Gefühl, wenn das Stäbchen ganz tief in den Nasenrachenraum eingeführt wird. Ich habe ja Bilder gesehen. Von den Menschen, die gekotzt haben, von Menschen, die geweint hatten. Meine Schwester ist Hausärztin. Sie erzählte von einem Menschen, der davongelaufen ist. Mit Stäbchen in der Nase. Ausnahmslos alles Männer, übrigens.

Meine Probenentnehmerin trug ein Ramones-Tshirt. Ich konnte es durch ihr halb durchsichtiges Schutztextil erkennen. Ich sagte: oh, cool, Ramones, finde ich gut.
Ich glaube, ich sagte das, um mir so etwas wie Gnädigkeit zu erschleichen. Dann versenkte sie den Teststab in meinem Kopf. Ich lag nur da und schaute etwas willenlos zur Decke. Und dann staunte ich: war gar nicht schlimm. Es kitzelte etwas ganz weit in mir drin. Danach hatte ich eine Minute lang dieses Gefühl meine Nase innerlich rümpfen zu müssen. Keine Ahnung wie ich das meine. Innerlich rümpfen. Aber so fühlte ich mich.

Zum Ablauf der Testung. Das fand ich nämlich logistisch sehr schön. Bei der online Anmeldung erhielt ich einen QR Code per Mail. Als ich beim Testzentrum draussen in der Schlange stand, kam eine Mitarbeiterin vorbei und scante den Code von meinem Telefon. Dann brachte sie mir einen Aufkleber mit meinem Namen und einen weiteren QR Code, den ich der Frau mit dem Ramones Tshirt geben sollte.
Fünfzehn Minuten nach dem Test bekam ich eine Mail, dass das Ergebnis negativ sei.
Ich liebe solche effizienten Abläufe.

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Boah wie hasse ich Homeoffice. Sobald ich Feierabend habe, bin ich ja immer noch hier. Es ist wie ein schlechter Traum.

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Am Abend wollte ich mich mit einem Mitarbeiter treffen, der mir das Ladegerät für den Firmenlaptop vorbeibringen sollte. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich junge, wehrlose Mitarbeiter in die Firma schicke und sie dann bei mir zuhause Hause antanzen lasse. Nein, er war heute in der Firma und wohnt hier zwei Straßen weiter.

Er sagt, es würde etwas später werden. Das ist für mich OK. Dann schreibt er, es würde 8 Uhr werden. Das ist für mich OK, dann schreibt er, es würde 9 Uhr werden, das ist für mich OK. Dann schreibt er länger gar nicht mehr. Irgendwann schreibt er, es würde heute gar nichts mehr. Aus Gründen. Das war für mich wiederum nicht OK. Ich hatte geplant eine nächtliche Runde mit Herthastickern zu drehen. Zwei Fliegen auf einen Streich. Ladekabel und Sticker. So wurde es keines von beiden. Ich muss mir vielleicht doch einen Hund zulegen.

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Die Podcastfolge von Herthabase ist online.

[Tagebuchbloggen. Dienstag, 23.3.2021]

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Meine Haare wurden heute geschnitten. Ich fühle mich ein Kilo leichter. Am Vortag während des Calls sah ich mich auf der Webcam. Ich ähnelte einer verwilderten Bergziege. Was teilweise auch an meinem verfransten Bart lag. Die Haare sprossen aus meinem Kopf. Das ist jetzt alles vorbei. Jetzt bin ich adrett geschoren.

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Was ein Kacktag.

Zuerst kann ich momentan nicht länger als fünf Uhr schlafen. Ab fünf Uhr liege ich noch ein bis zwei Stunden im Bett und denke daran, dass ich schlafen sollte. Irgendwann stehe ich auf und denke mir, dass ich schon früher hätte aufstehen sollen. Heute Nacht werde ich mal schon um 10 ins Bett gehen, also alles etwa zwei Stunden nach vorne verschieben. Wenn ich dann wieder um 5 Uhr wach werde, dann habe ich immerhin 7 Stunden geschlafen.

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Dann merke ich zu spät, dass mein Mitarbeiter mit dem Ladekabel mich versucht hat zu kontaktieren. Da ausgerechnet gesternabend sein Handy den Geist aufgegeben hatte, hat er mich per Slack kontaktiert. Aber das sah ich dann zu spät und er war dann bereits in der Firma. Das bedeutete für mich, dass ich ins Büro fahren muss um dieses Ladekabel für den Laptop zu holen.

Das Ganze hat einen einzigen Vorteil. Ich würde auf Arbeit mein kaputtes Fahrrad ins Auto laden und in die Reparatur bringen können. Mein Fahrrad ging gestern nämlich kaputt. Das hatte ich noch nicht erzählt. Ich erzähle hier jeden Scheiss, aber nicht, dass man Fahrrad kaputt ist.

Auf der Arbeit versuche ich dann mein Rad ins Auto zu laden. Ich dachte immer, das hätte ich schon einmal getan. Aber da muss ich mich falsch erinnert haben. Mein Auto ist ein 3m langer Volkswagen Up. Ich fühle mich darin als führe ich einen LKW. Dabei habe ich mich wohl wieder überschätzt, ein Fahrrad passt jedenfalls nicht hinein. Aber ich bin ja im Büro, wir sind eine Tech Firma, wir haben Kabel.
Mit Kabel habe ich das Ganze tatsächlich einigermassen befestigt bekommen und kann damit losfahren.

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Der ganze Rest des Tages ist sehr anstrengend. Als ich nach Feierabend den Laptop zuklappe will ich schlafengehen. Es trifft sich gut. Dass ich um 10 ins Bett will.

[Tagebuchbloggen. Mittwoch, 24.3.2021]

Ich ging um 21:30 ins Bett. Weil ich ja immer um 5 wach werde und dann nicht mehr einschlafen kann. Ich wollte mir daher ein bisschen Schlaf erschleichen, da ich vermutete, dass meine biologische Uhr derzeit auf einen gewissen Sonnenstand reagiert, der auch mit heruntergezogenen Gardinen und auch noch bei Dunkelheit funktioniert.

Ich bin dann um 3 wach geworden. Die Schlafperiode hat sich also nur um zwei Stunden nach vorne verschoben. Das Experiment fühlt sich ziemlich misslungen an. Es hat also wohl nichts mit einer bestimmten Uhrzeit zu tun. Möglicherweise habe ich momentan einfach ein bestimmtes Schlafkontingent, das mein Körper aufbraucht und danach nicht mehr schlafen will. Das sind diese fünf Stunden. Was weiter nicht schlimm ist, wenn ich danach wach und fit wäre. Bin ich aber nicht. Was tat ich also? Ich lag zuerst zwei Stunden wach, gegen fünf beschloss ich einfach aufzustehen und mich an den Bildschirm zu setzen. Ich trank einen Kaffee, ass eine große Portion Muesli mit Joghurt als wäre Frühstückszeit, schrieb ein bisschen was und las ein paar Tabs, die ich noch offen hatte, leer. Gegen sieben legte ich mich wieder ins Bett und dann schlief ich nochmal zwei Stunden.

Danach setzte ich mich auf, trank einen Kaffee und hatte schon das erste Meeting.

Ich hasse Homeoffice.

Dennoch werde ich diese Woche nicht ins Büro zurückkehren. Ich warte auf Montag, lass mich testen und dann gehe ich wieder zurück. Ich werde mir aber irgendwo einen ruhigen und virenfreien Winkel im Büro suchen.

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Am Wochenende ist auch noch Bundesligapause, weil wieder die Nationen und Menschen mit Pässen gegeneinander antreten müssen. Dieses Nationalschiessen.

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Zur Mittagspause laufe ich die Landsberger Alle hoch zum Velodrom. Dort sitze ich auf diesen langen Stufen in der Frühlingssonne. Ich bin zu warm gekleidet. Meinem Gesicht gefällt es.

[Tagebuchbloggen. Donnerstag, 25.3.2021]

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Ich habe einen Tweet der Polizei geliked. Ein Tweet der Polizei Berlin, die fotografierte, wie sie Autos abschleppen, die auf Fahrradwegen parken oder halten.

Ich habe einen Tweet der Polizei geliked.

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Ich träumte, dass ich mit dem Fahrrad durch den Wald fuhr. Mitten im Wald gab es eine Polizeisperre. Zwei Autos nur, die einfach auf der einspurigen Waldstraße hielten. Einige Polizisten standen neben dem Wagen. Ich stieg vom Fahrrad ab, etwa in zehn, vielleicht fünfzehn Metern Entfernung und setzte mich auf einen trocknen Mooshügel neben der Straße. Ich entnahm ein Pausenbrot aus meiner Tasche und aß. Dabei behielt ich Augenkontakt mit den Polizisten und gab Zeichen, dass ich jetzt Pause machen würde, bis der Spuk vorbei sei. In dem Auto saß eine berühmte Frau, die ganz offensichtlich geschützt wurde. Sie hatte eine rote Decke übergeworfen, das konnte ich durch die Vorderscheibe sehen. Ich zog mein Telefon hervor und googelte nach Nachrichten, ich wollte schließlich wissen, was da gerade los war. Ahso, eine Demo in der Frankfurter Allee. Ich verstehe.

Die Frau wurde unter Polizeischutz aus dem Auto geholt. Sie war immer noch in diese Decke gehüllt und die Polizei drückte ihren Kopf nach unten. Es war Sophia Tomalla. In dem Moment wusste ich, dass es nur ein Traum war. Ich dachte nur, Mensch, du träumst von Sophia Tomalla, das meinst du doch nicht ernst. Kurz darauf schaue ich nach rechts, also in die entgegengesetzte Richtung der Polizei. Dort hatte ich vorher schon Bewegung festgestellt. Jetzt erkannte ich erst, dass das Freischärler waren. Sagt man das so? Das war das Wort, das mir im Traum einfiel. Ich konnte das nicht googlen, weil ich verstand, dass ich mich gerade zwischen den Fronten befand. Die Freischärler trugen Gewehre, eher Jägergewehre, die Männer hatten auch eine Jägeroptik, aber sie waren ganz offensichtlich auf der Pirsch zum Polizeiauto. Für mich war das blöd. Ich konnte der Polizei nicht sagen: hey da passiert gleich was, ich gehöre aber nicht dazu, weil dann hätte ich die Freischärler verraten und die mich vermutlich erschossen. Die Freischärler sahen aber aus wie Coronaspinner und die wollte ich auf keinen Fall unterstützen.
Tat ich aber nichts und das Feuer wäre eröffnet worden, hätte mich die Polizei als bewaffneter Coronaspinner betrachtet und man hätte mich schlichtweg durchsiebt.

Ich starrte auf mein Brot. Der Hunger war mir vergangen. Dann wachte ich auf. In Momenten der Ausweglosigkeit wache ich in Träumen immer auf. Ist das bei allen so? Das muss ich mal in Erfahrung bringen. Das ist sicherlich interessant.

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Fürs Protokoll: neuerdings finden Demos immer in der Frankfurter Allee statt. Traktoren, Coronaspinner, undsoweiter. Das war früher doch nicht so, oder?

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Vorletzte Woche schrieb ich noch, dass ich relativ wenig Meinung zu Grenzwerten bei Inzidenzen und generell über Maßnahmen, welche nun die besten seien um durch die Pandemie zu kommen. Seit dieser Woche habe ich das Gefühl, dass die Regierung auch keine Meinung hat. Dass niemand Wählerinnen verprellen will und sich deswegen völlig erratisch und unentschieden verhält. Dabei ist für mich, Merkels Entschuldigung wegen diesem seltsamen Ruhedonnerstag, noch der einzige Lichtblick.

Der beste Tweet dazu ging so (oder so ähnlich): „Weil man versucht hat, es einigen Gruppen recht zu machen, hat man es geschafft es allen unrecht zu machen.“
Den Tweet dazu finde ich leider nicht mehr.

Natürlich gibt es immer etwas an politischen Entscheidungen auszusetzen und auch an einen politischen Kurs. Ich fühle mich jetzt aber zum ersten Mal schlecht regiert. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass man daraus lernen wird.

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Ich kränkle gerade etwas. Es bahnt sich etwas an.

[Tagebuchbloggen. Freitag, 26.3.2021]

Wieder ganz fürchterlich geschlafen. Ein Freund hat seine Schlafprobleme mit CBD Öl in den Griff bekommen. Vielleicht sollte ich das mal probieren. Auch wenn meine Frau Wissenschaftlerin ist und solche kommerziellen und pseudowissenschaftlichen Moden, ohne jegliche fundierte Evidenz, sehr verachtet.

Ich weiss aber auch, dass die Schlafprobleme wieder vorbeigehen werden, es sind immer Phasen. Vielleicht muss ich es einfach aushalten und mein Blog volljammern, bis es vorbei ist.

Lustigerweise schlief ich sehr gut, als ich mit dem Intervallfasten begann. Dass ich abends nichts ass, hat mein Körper offenbar dankend angenommen, aus biologischer Sicht hat der Körper nichts zu verdauen und das bekommt ihm wohl gut. So gut wie ich da geschlafen habe, ich konnte es richtig spüren, wie mein Körper nichts zu verdauen hatte. Manchmal legte ich mich ins Bett und dachte, das ist so schön, dass man Körper jetzt nichts zu verdauen hat und sofort rutschte ich weg, in einen tiefen Schlaf.
Es hielt aber nur drei Monate an. Vielleicht vier. Seit einigen Wochen meldet sich der schlechte Biorhythmus wieder und fühlt sich von mir ausgetrickst.

Dabei kann ich super einschlafen. Ich konnte immer schon gut einschlafen. Ich lege mich ins Bett und schließe meine Augen. Dann bin ich meist weg. Aber wehe ich wach um 5 auf.

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Auf Arbeit ist heute LFOTM. Last friday of the month. Vor der Pandemie traf man sich am letzten Freitag des Monats ab vier Uhr immer zum Trinken, Essen, Musikhören und auch zum Spiele spielen. Da fast alle zuhause im Homeoffice sitzen, trifft man sich heutzutage manchmal auf Googlemeet und spielt Onlinespiele. Wörter raten, Sätze schreiben und diese mit der Maus nachzeichnen, oder wer-bin-ich-artige Spiele. Auch das macht irgendwie Spass. Ich verliere drei mal. Muss man auch können, dieses Verlieren.

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Ich bin mir etwas unschlüssig über die beiden mechanischen Tastaturen, die ich mir neulich angeschafft habe. Sie haben beide große Vorteile aber die eine hat jeweils einen Vorteil gegenüber der anderen. Die neuere, flachere hat einen für mich nicht ganz unentscheidenen Nachteil, dass sie sich zwar gut tippen lässt und auch eine sehr gute Schreibhaptik hat, sie sich aber nicht so geil schwer anfühlt wie die andere. Sie verliert aufgrund ihrer flachen Tasten ein bisschen von dieser Besonderheit einer mechanischen Tastatur und fühlt sich deshalb ein bisschen nach Plastik an. Die andere hingegen hat sehr hohe und schwere Tasten und sie hat diese körperliche Haptik wie ein klassisches Piano. Schwere Tasten, mit einem butterweichen Anschlag. Der Nachteil der Schweren ist, dass ihre Tasten etwas scharfkantig und breit sind und ich sie dadurch nicht so gerne streichle. Ja genau, streichle. Gut, es hat auch einen anderen Nachteil und zwar, dass durch die breiten Tasten, der Anti-Ghosting Effekt nicht so gut ist. In anderen Worten. Ich vertippe mich immer noch erstaunlich oft. Das ist mit der Flachen nicht so sehr der Fall.

Jetzt habe ich gerlernt, dass man bei allen mechanischen Tastaturen die Tasten austauschen kann und dass es eine richtige Tastenszene gibt, mit kleinen Produktionsfirmen, die sehr besondere Tasten herstellen mit unterschiedlichen Profilen, Materialien, Farben und Drucken. Ich lerne, dass meine schwere Tastatur ein OEM-Profil, und meine flache Tastatur ein Cherry-Profil hat. Für Menschen, die sich gerne vertippen, sind die Cherry-Profile geeigneter, aber noch besser sind die alten IBM-Style Profile wie das DSA oder das noch klassischere DS Profil. Diese wirken optisch wie aus einem SciFi Film der Fünfzigerjahre.

Ich überlege daher für meine schwere Tastatur Tasten im DS oder DSA Profil zu kaufen und sie zu ersetzen. Nur die Buchstaben. Enter, Zahlen und alle anderen Tasten können ja auch so bleiben. Umlaute und deutsches Tasten sind in dieser internationalen-Tastaturszene eher schwer zu finden, und wenn, dann sind sie vergleichsweise teuer, der Preis geht dann gerne auf die 100€ zu. Deswegen beschränke ich mich auf Buchstaben und auf den mitgelieferten Blankotasten male ich dann die Umlaute rauf. Irgendwie mag ich den Gedanken daran, nur Buchstaben zu ersetzen. Das sind die Tasten auf denen ich immer herumhacke. Diese Konzentration des Schreibgefühls auf die Buchstaben. Beim Enter und der Leertaste vertippt man sich ja eher selten. Und andere Tasten brauche ich eigentlich nicht.
Das ist so die Reduzierung auf das Wesentliche. Das mag ich. Und wenn ich ein bisschen Glämmer brauche, dann schalte ich die Untertastenbeleuchtung an.

[Tagebuchbloggen. Samstag, 27.3.2021]

Ich habe im gestrigen Tagebucheintrag noch die Links zu den Tastaturen nachgetragen, ich denke das ist wichtig, falls es jemanden interessiert.

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Bald nach dem Aufstehen machten wir die Steuern. Das nennt man ja so. Unsere Steuerberaterin hatte einen riesigen Fragebogen geschickt, den es abzuarbeiten galt. Wir schoben das schon seit einigen Wochen vor uns her, wie wir ja immer alles aufschieben, was mit Steuern zu tun hat.
Aber heute standen wir auf, tranken Kaffe, frühstückten etwas und setzten uns an die Steuern. Wir trauten kaum unseren Augen was da gerade passiert war.

Wir fanden schnell in eine Rollenverteilung hinein und waren unheimlich effizient. In einer Stunde war der Spuk vorbei und die Mail an die Steuerberaterin verließ das heimische WLAN mit einem kiloschweren Anhang.

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Eigentlich wollten wir heute spazieren gehen. Nach den beiden frühlingshaften Tagen gingen wir irgendwie davon aus, dass jetzt Frühling sei, ausserdem wird heute Nacht wieder auf Sommerzeit umgestellt, es würde ja wieder dünne-Jacken-Wetter sein. Aber dann: eisiger Wind und waagrechter Regen. Die Wetterwarnapp Nina sprach außerdem eine amtliche Wetterwarnung aus. Wenn etwas amtlich ist, klackern meine Hacken zusammen.
Wir blieben zuhause.

Wir schauten „Beforeigners“ zu Ende und entdeckten danach überraschenderweise „State of the Union„, das wir sehr unterhaltsam fanden. Das ist eine zehnteilige Serie mit nur zehnminütigen Folgen. Die Handlung spielt sich nur in einem englischen Pub ab. Ein Ehepaar hat Eheprobleme, weil die Frau mit einem anderen Mann geschlafen hat. Sie treffen sich in dem Pub, weil schräg gegenüber die Eheberaterin ihre Praxis betreibt. Die Serie handelt ausschließlich von diesen zehn Minuten im Pub, bevor sie zur Eheberaterin gehen.
Schnelle, lustige und kluge Dialoge. Sehr unterhaltsam. Die Frau wird von Rosamunde Pike gespielt. Die mag ich ja eh.

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Den ganzen Tag so erfüllt gewesen, weil wir die Steuer gemacht haben.

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Am Abend pingte uns unser Lieblingsnachbar an. Sven hatte fastlagsbullar gemacht und ein paar für uns auf die Seite gelegt. Meine Frau kommt ja aus Schweden und Sven hat eine schwedische Vergangenheit insofern gibt es da immer wieder kulinarische Zaubereien für mich, als den sich freuenden Dritten.

Fastlagsbullar sind riesige, sahnige, fettige und süße Dinger. Fastlagsbullar haben, wie der Name schon sagt, mit Fasten zu tun, kann also nicht schlimm sein, wenn ich das esse, ich intervallfaste ja gerade, es passt also zum Thema.

Ich könnte das Googlen, aber ich ahne schon, dass die Nahrungswerte nichts mit dem Namen gemein haben, ich beschliesse daher zuerst zu essen und danach zu googlen. Da ich aber am Abend nichts mehr esse, hebe ich mir alles auf Morgen auf. Das Fastenessen und das Googlen.

[Tagebuchbloggen. Sonntag, 28.3.2021]

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Am Morgen ass ich dann Svens Fastlagsbullar und als ich das letzte Stück schmatzend verschlungen hatte, googelte ich, was es jetzt mit dem Namen auf sich hat. Wie erwartet, aber erfolgreich verdrängt, ist es natürlich keine Fastenspeise, sondern eine richtige Bombe, keine Ballaststoff-und-Wasser-Bombe, sondern ein richtiges Fett-und-Zucker-Explosiv.

Der Name kommt laut Wikipedia aus der Faschingstradition, die ja den Beginn der Fastenzeit markiert, Fastlag ist etwas ähnliches wie Fastnacht, Fastlagsbullar müsste daher in die europäische Tradition der Faschingskrapfen oder Oliebollen fallen, bzw Berliner Pfannkuchen und Bomboloni. Auch wenn die skandinavische Variante mit Sahne und Mandelmus bzw Marzipan zubereitet wird. Sie werden aber auch zum Fastenbrechen konsumiert. Und sicherlich auch zwischendurch. Und zwischen Ostern und Fasching. Fasching. Wusste gar nicht, dass das ein Ding sei in Schweden.

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Ich bekam einige Zuschriften, mit der Frage, was es mit dieser Diät auf sich hat, was ich genau machen würde um 16 Kilo in nunmehr 5 Monaten abzunehmen. Ich antwortete, dass ich das demnächst mal aufschreiben werde. Als Tagebucheintrag. Als ich damit begann, merkte ich ziemlich schnell, dass mir beim Aufschreiben dieses Themas, die Ideen ziemlich aus den Fingern prasselten. Meist ist das der Anfang eines längeren, guten Textes. Diese Idee, von der man noch nichts wusste, die man in sich trug. Wenn der Ideeenregen plötzlich losprasselt.

Da der Text anwuchs, beschloss ich, mir etwas Zeit zu geben und daraus einen eigenen Blogbeitrag zu verfassen, für einen Tagebucheintrag würde es dann doch zu umfassend und gewichtig werden. Während ich den Blogeintrag schrieb, merkte ich aber auch, dass ich mich ständig kurz fassen musste und ich eigentlich noch weiter ausholen wollte, jetzt denke ich, hey, vielleicht sollte ich einen lustigen Lebensratgeber schreiben, übers Abnehmen, lustige Sachbücher wollen heutzutage doch alle, die dominieren die Bestsellerlisten, ich könnte damit reich werden und mir ein Häuschen in der Arktis kaufen.

Später verwerfe ich den Gedanken wieder. Ich bin lieber cool als reich.

Neulich im Herthabase Podcast lobte man meine Stimme und verortete meine Sprachaufnahme bereits im ASMR-Bereich. Das liegt mir eher. Reich werden indem ich Menschen errege.

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Am Abend spricht dann die Bundeskanzlerin im Fernsehen, bei Anne Will. Ich sehe eine seltsam unentschlossene Politikerin. Auch wenn ich ihre Ausgeglichenheit in diesem Puppentheater von narzisstischen Alphacharakteren immer sehr geschätzt habe, merke ich, dass sie auch viele Facetten verkörpert, die ich an diesem Land seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr ausstehen kann. Diese seltsame Starre, diese Verharrtheit im Erreichten, diese Angst vor Veränderung, diese Visionslosigkeit, diese fehlende Lust etwas zu tun, dieses zwischen den Stühlen sitzen und es allen recht machen zu wollen.

Ich muss den Bildschirm verlassen. Ich halte es nicht aus.

[Tagebuchbloggen. Montag 29.3.2021]

Es gibt nicht viel über diesen Montag zu berichten. Es war Tag 6 im Homeoffice und ich habe mich langsam daran gewöhnt. Ich hasse es zwar immer noch, aber ich habe mich eben langsam daran gewöhnt. Allerdings merke ich, dass es mir wieder schwer fällt Wochentage von den Wochenenden zu unterscheiden. Die Tage werden wieder zu Brei. Ich bin mir sicher, dass man dafür eine Routine entwickeln kann, wie man ja gegen jede Form von Eintönigkeit eine Routine entwickeln kann.
Aber morgen gehe ich wieder ins Büro.

Was habe ich heute rückblickend also getan? Ich war wieder bei einem Test. Dann hatte ich viele Calls und danach Nackenschmerzen. Zu Feierabend habe ich dann einen anderen Browser genommen und bin da sitzen geblieben. Dann habe ich die Küche aufgeräumt und die Oberflächen geputzt. Ich liebe es, wenn die Oberflächen der Küche geputzt sind. Das Putzen mag ich nicht so. Aber danach: echt super.

Damit es im Homeoffice nicht so aussieht, als wohnte ich in einer leblosen Wohnung, hing ich das Arktisposter in meinem Hintergrund auf. Ich wollte die Karte der Artkis ursprünglich ja 2×2 Meter groß oder sogar noch größer haben. Sie ist aber nur ein Quadratmeter groß geworden. Aus technischen Gründen. Das sieht jetzt in der Webcam total schlecht aus. Ein blasses, grauhellblauweisses-Quadrat.

[Tagebuchbloggen. Dienstag, 30.3.2021]

Es ist jetzt schon Ende März. Ich merke, dass ich dieses Tagebuchbloggen nun länger durchgezogen habe, als ich gedacht hatte. Der erste Tagebuchblogeintrag ist vom 8. Februar, es sind also fast zwei Monate vergangen, ich muss sehen, wie ich das weiterführe, irgendwann werde ich die Entscheidung fällen müssen: so jetzt höre ich auf, das muss aber mit einem Patzbumm passieren, sonst traue ich mich nicht, einfach mal einen Tag auszulassen. Dieses konsequente, tägliche Aufschreiben ist nämlich dieser eigenartige Sog des Tagebuchbloggens, sich tagsüber die Notizen machen, manchmal schon ganze Fragmente aufschreiben, und am Abend dann alle Notizen, Fragmente, Erinnerungen und Höhepunkte des Tages auf ein kleines Podest stellen und sie anmalen.

Es muss auch an Tagen geschehen, an denen nichts passiert ist, es muss jeden Tag passieren, sonst funktioniert es nicht. Mittlerweile bin ich schon in eine Routine gekommen, die Routine und ich als eingespieltes Team. Am frühen Abend bringe ich die ersten Fragmente in Form, im Laufe des Abends kommen weitere dazu, bis zum Schlafengehen ist alles feingeschliffen. Dann gehe ich schlafen. Über Nacht lasse ich den Text gären. Am Morgen beim Kaffee lese ich alles nochmal durch, korrigiere es, ändere manchmal größere Passagen und spreche es dann in das Mikro. Genau. So klinge ich immer am Morgen. Meist scheint die Sonne noch nicht, ich habe ja Schlafprobleme.

Nur die Rechtschreibfehler. Und überhaupt Fehler. Die bekomme ich nicht raus. Ich bin blind für meine eigenen Fehler, ich strenge mich wirklich an, aber ich sehe sie meist schlichtweg nicht. Weil der Text immer ein Text ist, der aus meinem Bewusstsein herunterkopiert wurde, ich hatte ihn daher innerlich schon vor Augen, natürlich formuliere ich in meinem Bewusstsein fehlerfrei vor und denke immer alle Kommas mit. Wenn der Text dann vor mir liegt, bin ich blind für Schreibfehler.
Das mit den Kommafehlern ist immerhin etwas besser geworden, es ist nicht behoben, aber immerhin besser geworden.

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Ich bin nach einer Woche wieder ins Büro gefahren. Nach anfänglicher Paranoia um Aerosole entspannte ich mich bald wieder. Weil das Büro so leer ist sitze ich so gut wie immer in einem eigenen Raum. Natürlich weiss ich, dass nur einmal die falsche Person hereinkommen braucht und ein Aerosol zu viel ausstoßen. Aber dennoch. Ich habe wieder meinen bequemen Stuhl und meinen Arbeitsweg. Wie sehr ich diesen Arbeitsweg vermisst habe. Diese 25 Minuten Fahrradfahren, bisschen abschwitzen, auf Temperatur kommen, raus aus meinem Privatleben, das tut mir ungemein gut.

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Zwei Menschen, die ich kenne, hätten heute geimpft werden sollen. Beide sind weiblich und unter sechzig und beiden wurde wegen der Thrombosengefahr der Impftermin gestrichen.

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Zu spät merke ich, dass draussen die Sonne scheint und es 22 Grad hat. Ich hätte früher aufhören sollen zu arbeiten. Zuhause lehnen meine Frau und ich uns aus dem Erkerfenster und plaudern. Bestimmt eine Stunde lang, so rausgelehnt aus dem Fenster, schauen hinunter auf die Strasse, und im Westen der untergehenden Sonne nach. Sie füllt sich das Weinglas nach.