In dieser Miniserie von Stephen King wird eine Leiche vergraben. Vergraben. Himmel, wer macht denn noch sowas? Seit Breaking Bad kann man Leichen doch nur noch in Flußsäure auflösen, oder? Oder in Schwefelsäure. Abflussreiniger.
Und überhaupt. Begraben wollte ich auch nie werden, kremiert auch nie, aber hey, da ich sterben muss: legt mich in ein Flußsäurebad.
Terzen und Quinten
[ís]
Es gibt hier eine Straße die heißt Sæbraut.
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Wenn ich „Island“ erwähnte, sagten immer alle, ich müsse viele Fotos schießen. Ich antwortete immer: mach ich.
Daraus enstand eine dermaßen große Erfurcht, dass ich zum ersten Mal ständig eine schwere Fotokamera mitschleppte, aus Angst, vor Landschaften zu stehen, die ich ohne Kamera nicht verarbeiten kann.
Bei den schönen Landschaften bin ich dann jedesmal so erfürchtig geworden, dass ich vergaß die Kamera zu zücken.
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Sehnsüchtig nach Raben Ausschau gehalten. Leider keinen gesehen.
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Die gezückten Kameras vor den Geysiren. Eine Wand von Menschen hinter Telefonen und Kameras. Die Gegenwart durch den Sucher. (Ich natürlich auch.)
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Schwarze Strände.
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Im Tourbus durch die Mondlandschaften ergibt es sich, dass der Bus zum Einen beinahe leer ist und zum Anderen sitzen K und ich vorne beim Fahrer, der sich als sehr gesprächig erweist, wodurch wir so etwas wie einen persönlichen Guide für uns haben. Ein Herr um die sechzig, den ich mit den Attributen „junger Opa“ und „gemütlich“ versehen möchte. Er kennt jedes Fischerdorf, er weiß, wer gerade gut wirtschaftet. Er erzählt uns, in welchem Dorf gerade ein Supermarkt geschlossen und wo ein neuer geöffnet hat. Und er sagt immer warum. Wir hängen an seinen Lippen.
Er sichtet Pilze an den Wiesenhängen an denen wir entlangfahren. Er fragt uns, ob wir die kennen würden (er nennt einen Namen), wir verneinen. Er sagt, wenn man diese esse, dann würde man stark, man fühle sich größer. Als er das sagt, baut er sich hinter dem Lenkrad auf. Ich lache. Ich sage, ich kenne nur jene Pilze, bei denen man Elfen sähe. Wir lachen. Dann wird er ernst. Er fragt, ob ich an Elfen glaube. Ich will nein sagen, entscheide mich aber für ein dämlich ironisches „sometimes“. Er sagt, es sei oft schwierig, die Ruhe zu finden richtig hinzuhören, schwieriger noch sei es, die Energie der Steine zu spüren und zu wissen, wo die „Hidden People“ wohnen. Er fragt, ob wir von den „Hidden People“ gehört hätten. Wir verneinen. Er redet mit uns direkt, hat aber sein Headset auf, die restlichen 8 Leute im Bus hören mit.
Er macht einen Vorschlag. Er will uns das Zentrum der Feeen und der „Hidden People“ zeigen. Der Vorschlag ist keine Frage. Wir fahren einen Umweg durch ein Dorf. In diesem Dorf gibt es einen dicht verwachsenen, etwa hundert Meter langen Grünstreifen neben der Straße. Unser Busfahrer sagt, würde es nicht regnen, könnten wir uns dort zwischen die Bäume und Steine legen. Es dauere höchstens zehn Minuten bis die ersten „Hidden People“ kämen.
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Gratis WLAN überall. Sogar in den Bussen. Im Ausland schalte ich das Internet auf dem Handy aus kostengründen natürlich aus. Manchmal bimmelte mein Telefon aber wenn ich in Reykjavík durch die Straßen lief. Eine Mail, oder eine Facebookbenachrichtigung. Immer diese Kneipen und Läden mit den offenen WLANs, die mein Handy sofort nutzte um automatisch einzudingsen. Super Land. Echt jetzt. Noch supererer: man kann jeden Käse mit EC Karte bezahlen. Käse, Wurst, Bier, jeden Scheiß, in der Kneipe, Centbeträge, überall stehen Kartenlesegeräte. Super Land. Echt jetzt.
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[…] Später sagte er, Isländer verstünden nichts vom Essen. Es werde nur Schrott gegessen. Aber wir in Deutschland (er zeigte auf K und mich), wir hätten Ahnung von gutem Essen sei. Das wisse er über uns.
Aus unseren Köpfen gingen etwa zwei Dutzend Fragezeichen in den isländischen Himmel hoch.
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Dampfende Böden.
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Ich schreibe Reykjavík jetzt ohne immer nachzuschlagen. Zuerst das y, dann das j und dann das í. Ganz easy, das.
= rauchige Bucht.
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[…]
Die Wahlsaison hat eröffnet. Die Wettbüro geben erste Quoten ab.
Dass ich von den FDP- und CDU-Ständen nie angesprochen werde, wertete ich immer als Erfolg. Mittlerweile ignorieren mich auch die Grünen. Das empfinde ich als persönlichen Sieg.
[…]
Die letzten schrumpeligen Pflaumen entkernt und in einen Topf gegeben. So lange gekocht bis sie tot waren. Kann ich schon lange, dieses Kochbloggen.
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So. Erledigt.
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Weil ich schon am Thema dran war. Matussek kann nicht lockerlassen. In jeder Sekunde dieses Filmchens strahlt mich die gekränkte Eitelkeit eines humorlosen Mannes an. Ganz schlimm. Warum macht er das bloß?
Aber vielleicht läutet das auch nur das Ende der Leithammelkultur ein. Boah, das war jetzt ein Satz.
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[…]
Wäre ich kein Computerfritze würde ich wohl etwas mit Baustellen machen. Wenn ich alleine bin, stelle ich mich an Baustellen und schaue den Arbeitern zu. Es gibt nichts Schöneres, als sinnvoler Arbeit zuzusehen. Wie die Leute Straßen Bauen, wie sie Häuser bauen. Weil das doof aussieht, wenn ein Erwachsener Mann arbeitenden Männern zusieht, kaufe ich mir ein Eis. Damit stelle ich mich an den Bauzaun und schlecke. So kann ich den Anschein erwecken, ich würde eigentlich nur Eis essen. Ich kaufe Eis nicht auf der Waffel sondern im Becher. Dann bin ich nämlich mit zwei Händen beschäftigt. Das verstärkt den Anschein.
Baustellen sind wie Lego, oder wie Sandburgen. Nur Größer und Echter. Ich könnte da stundenlang stehen. Aber vom Eis wird man so dick.
[the show must go on]
Wenn man Matthias Matussek in Krömers Late Night sieht, dann merkt man vor allem, dass Matussek sich selbst schwer zurücknehmen kann. Es tat weh, mit anzusehen, wie er sich ständig in den Vordergrund drängen und witziger sein wollte oder zu kontern oder zu versuchen, das Geschehen zu beeinflussen. Krömers Late Night ist eine Art anarchisches Kabarettstück, das die Erwartungen an Show und Stars und deren Klischees parodiert bzw. auf die Probe stellt. Wie beim Ansagen der Gäste, deren Auftritt er ständig wiederholen lässt und damit Inszenierungen in die Lächerlichkeit zieht, oder die Wasserflasche, die sich die Gäste teilen müssen (nachdem er den Flaschenhals abgeleckt hat), etc. Kurt Krömers Show ist destruktiv, sie sucht keinen Dialog, es ist eine Walze, die ein bisschen planlos über allem hinweg rollt. Inklusive über sich selbst.
Matussek wollte nun die Ausstrahlung der Sendung unterbinden. Was ist passiert?
Matussek wird Backstage von Krömer (händchenhaltend und singend) abgeholt, sie kommen raus, Krömer stellt Matussek vor, Krömers Hemd ist mit Cola-Flecken besudelt. In Verkürzter Form:
– Matthias Matussek, wie soll ich dich ansagen?
– Pff, Journalist, Autor…
– …und Pöbelhans
– hm, nein, ja, hm, wird behauptet, aber eigentlich bin ich ein ganz Sensibler
– Nee, du bist ein Pöbler, ein hinterfotziges Arschloch
Matussek lacht angestrengt, er versucht das Gespräch an sich zu reißen, aber Krömer macht alles kaputt, wiederholt den Auftritt nochmal (diesmal ohne Matussek, der unten an der Treppe steht), wiederholt genüsslich „Pöbler“ und „hinterfotziges Arschloch“, Matussek lacht angestrengt, versucht weiterhin irgendwie Oberwasser zu kriegen, Krömer redet darüber hinweg, er lässt sich nicht dazwischenreden, sagt am Ende es sei anstrengend, wenn in einer Show zwei Leute durcheinander reden, Matussek hört auf.
Sie setzen sich auf das Sofa, das Gespräch geht in diesem Stil weiter. Dummerweise hat Matussek sein neu erschienenes Buch mitgebracht. Krömer: als Geschenk? Du bringst dein eigenes Buch als Geschenk mit und machst Schleichwerbung, damit zwei Leute aus dem Saal in den Buchladen gehen und dich bereichern?
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, Matussek sei beleidigt worden, auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass er sich beleidigt gefühlt hat und das Gefühl der Beleidigung ist natürlich immer subjektiv. Allerdings ist in Wirklichkeit etwas ganz anderes passiert: seine Vernunft und seine Professionalität wurde auseinandergenommen, ein bisschen wurde auch seine Humorlosigkeit und Eitelkeit entlarvt. Hätte er einfach alles über sich ergehen lassen, wäre alles OK gewesen. Da Alphatiere sich aber nicht zurücknehmen können, ist genau das passiert, was passieren musste.
The Show must go on auf Rasierklingen. Ich fand es super. Es ist nicht immer witzig, aber es ist radikal.
[…]
Übrigens:
Die Bundesliga beginnt in wenigen Wochen wieder. Eine Saison ohne Tippspiel ist wie ein Sommer ohne Regen. Deswegen gibt es dieses Jahr wieder die Tipprunde von Burnster. Zur Anmeldung: Brennerpass
Übrigens 2:
Katy Derbyshire von Lovegermanbooks (Übersetzerstar #2, nach Isa) führt auch das Blog GoingDutchWithGermanWriters. Sie geht mit Autoren saufen trinken und am Ende zahlt jeder seine Rechnung. Zusammengefasst werden folgende Punkte:
Who?
Where?
What?
What did we talk about?
Hangover?
Großartig. Das erste mal, dass ich mir wünschte, eine Blogidee wäre meine gewesen.
[blue]
Seit ich ein Teil der joggenden Welt bin, habe ich mich natürlich mit dem Thema Musik auseinandergesetzt, man hört ja ständig von der euphorisierenden und stimulierenden Wirkung der richtigen Musik. Jeder hat so seine Tips. Man kann sie ergooglen. Besonders beliebt ist Heavy Metal und die klassischen Hardrock-Bands aus den Neunzigern. Jeder hat dazu Tips. Jeder. Ich habe anfangs nicht verstanden, dass mich aufpeitschende Musik nicht sonderlich anpeitscht, sondern auspeitscht ungemein an meinen Nerven sägt. Das wirkte sehr demotivierend. Da ich allerdings uneinsichtig weiterhin Musik hörte, versprang meine Playlist einmal von der Peitschenmusik auf die eher so opiumverrauchten Lieder von Lana del Rey. Da habe ich es verstanden. Ich stellte eine Playlist von diesen langsamen (laaaangsamen) und düsteren und erleuchteten Nummern zusammen.
Seitdem laufe ich wie ein seltsam verstrahltes Huhn über die Tartanbahn im Jahnstadion. Euphorisiert und elektrisiert.
„Bluuuuuuuuuue Veeeeeelvet….“
Ich will nicht wissen was das über meinen Charakter aussagt.
1. Blue Velvet
2. Soap&Skin – Boat Turns Toward The Port
3. Gustav – Verlass die Stadt
4. David Lynch – I Know
5. Lana del Rey – Born To Die
[…]
Natürlich hatte Zé do Rock beim Bachmann-Wettlesen nur das „s“ ein bisschen hart ausgesprochen als er von den Ruckzackturis sprach, aber ich so, sofort einen Ruckzack-Touristen vor Augen gehabt, der zackzack-mäßig mit GPS und der politisch korrekten Alpenliebe über die Alpen wandert und den Alpenländern die Alpen erklärt.
(bin ja selber ein Zackzackturi)
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Heute. Beim täglichen Blick auf meine Hopfenpflanze: Läuse. Ich so: noch die Sache mit dem Seifenwasser im Gedächtnis, also die gesamte Pflanze mit Geschirrspülmittel besprüht. Ein paar Stunden später erst gegoogelt. Dann gelesen, dass man danach ziemlich bald nach dem Einseifen die Pflanze mit Wasser wieder saubersprühen muss, ich also sofort mit Wasser saubergesprüht, dann gleich ergoogelt, dass man, nachdem die Läuse weg sind, die Pflanze düngen soll, damit sie wieder zu Kräften kommt, ich also sofort gedüngt. Danach habe ich auch gegoogelt, dass man beim Einseifen die Erde mit Plastikfolie abdecken soll, bei mir so natürlich das ganze Geschirrspülmittel in die Erde gegangen, deshalb dann ordentlich den Hopfen gegossen, um das Spülmittel irgendwie nunja, eben zu verdünnen, also durch die Erde hinauszuwaschen. Oderso. Danach gegoogelt, dass man mit dem Düngen überhaupt ein bisschen warten soll und am besten Abends, um die Pflanze nicht zu verbrennen. Ich dann überhaupt mal nachgeschaut, ob ich denn das richtige Düngverhältnis in das Wasser gemischt habe. Habe ich natürlich nicht. Viel zu viel Dung in das Wasser gekippt. Also nochmal nachgegossen um den Dung, nunja, durch die Erde hinauszuwaschen.
Jetzt irgendwie alles braun und schrumpelig. Scheiß Läuse.
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Als meine Freundin Frau neulich am Telefon mit einem Freund über ihren Mann redete und ich mich im Nebenzimmer wunderte, von welchem Mann sie da, achso, ja.
Eigentlich schade, dass der voreheliche Sex nun vorbei ist.
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Morgens gehe ich auf den Balkon und schaue meinen Pflanzen zu. Ob sie über Nacht gewachsen sind. Ich würde momentan nichts lieber tun: morgens auf dem Balkon stehen und mit dem Rücken zur Sonne meinen Pflanzen beim Wachsen zusehen. Leider ist nicht den ganzen Tag lang Morgen.
Ich ziehe auf dem Balkon drei Hopfenpflanzen groß. Sie sollen zehn Meter hoch werden, sie ranken sich an Stangen hinauf, an Kabeln, am Regenrohr. Wie sie das machen, das mit dem Ranken, das ist so schön, ich könnte mich mit dem Gesicht nach unten in den Schlamm legen vor Ehrfurcht.
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Eigentümlich auch diese Gelähmtheit nach Prism. Als würden wir warten, dass etwas passiert. Wie wir in unserem „Google und Facebook“ sitzen und eigentlich immer wussten, dass die Sache nach Schwefel riecht. Wie wir da jetzt sitzen und warten, auf dass es vonselbst verschwindet. Ich lösche aus Protest keine Accounts mehr aus Protest. Die haben uns eh längst durchschaut, wir kommen ja wieder.