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Zudem frage ich mich woher diese Empörung von allen Seiten rührt, wenn sich Rockstars daneben benehmen. Galt es früher nicht als guter Stil, das Hotelzimmer zu verwüsten? Galt es nicht als normal, sich die Birne zu betäuben, um das Ganze und noch vielmehr zu ertragen?
Pete Doherty hat gestern in Kreuzberg im Suff randaliert und alle sind empört. Aber vielleicht habe ich früher einfach andere Medien gelesen.

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Die Dinge die am Wochenende passiert sind liegen jetzt zu weit zurück um noch darüber tagebuchzubloggen. Und heute war alles fad.

[tagebuchbloggen: 4.12.]

Ohja. Vorgestern noch »Es« weitergelesen, also vorgelesen, das zweite Kapitel handelt von einem Lynchmord an ein schwules Paar, die Homophoben sollen es gewesen sein, aber in Wirklichkeit war es natürlich der CLown mit den Haifischzähnen, nur glaubt das wiedermal niemand.

Was vorher geschah: meine Schwester und ich hatten uns nach dem Literarischen Nachtclub an der u8 am Alex verabschiedet, weil sie vorgestern die erste Nacht in ihrer neuen Bleibe verbracht hat, sie fuhr also gen Süden und ich gen Norden, das war so das erste mal Abschied nehmen in der selben Stadt, hey schlafgut, sehen wir uns morgen? Das war fast schon normal, so schön auch, das war sehr OK. Eine eigenartige Unaufgeregtheit, die symbolisiert, dass alles gut ist, dass alles so ist wie es sein soll.
Wir hatten uns neulich überlegt Tshirts zu kaufen mit dem Aufdruck u8, wegen des Bekenntnisses zur eigenen Ubahn, denn, sich mit Stadtteilen zu identifizieren ist ja gleich wieder so nazimäßig, sosehr Nation auf Mikroebene, weil man sich mit dem größeren Kontext nicht identifizieren mag. Diese Shirts gibts es im Mauerpark(is-our-park) zu kaufen, zudem ist der Ruf der u8 ja eh schon so schlecht, dass man durchaus eine Art Kultur schaffen sollte um der u8 eine gewisse Liebe entgegenzubringen, zu hypen vielleicht, zu gentrifizieren auf ubahnisch, bis wir alle nur noch in der u8 Prosecco trinkend rumschnöseln. OK das war jetzt albern.
Im Ubahnhof am Alex haben wir dann noch K und ihre Freundin S getroffen, die gerade von einem Abend an der Oper auf die u8 warteten, und das ist so krank, dieses anonyme Großstadtleben, wenn man nachts im Ubahnhof steht, in der Masse der Geischter, plötzlich ein bekanntes Muster erkennt. Warum das jetzt krank sein soll erschließt sich mir nicht ganz, aber das klang eben so gut, dass ich mir den Term nicht entgehen lassen will, den Satz jedoch nicht umbauen will, ist ja alles mühsal.
Zuhause lag B jedenfalls schon im Bett, weil, oh, das hatte ich noch gar nicht erwähnt, wir haben seit vorgestern B aus Wien zu Besuch, B kommt eigentlich aus meinem Dolomitendorf, ist aber eine Studienkollegin von K, sie haben zusammen in Wien studiert, und B hat mich mal beim Autostoppen mitgenommen, ich war damals vielleicht siebzehn, oder achtzehn, immer zu spät für den letzten Bus hinauf auf den Berg (19:20), weswegen ich mich so oft mitten in der Nacht auf die Straße stellen und den Finger rausstrecken musste. B hatte mich damals mitgenommen, ohne zu ahnen, dass sie jemals in Wien studieren würde, und mit einer Studienkollegin befreundet zu sein, die später einmal diesen Typen flachlegen wird, den sie da gerade von der Straße aufgelesen hat.
Das kann man natürlich witzig finden. Ist es auch. Aber mittlerweile ist das ganz normal.

Aber egal. Gestern saß ich dann wieder in der u8 nach Neuköln. Die Wohnung meiner Schwester besichtigen. Sie hatte mir eine wunderbare Suppe gekocht, und dann haben wir ein bisschen geredet, und danach zog sie ihre Kohlestifte und ihre Ölstifte hervor, und legte zwei große Kartonstücke auf den Tisch und wir fingen an zu malen. Nebenher lief ein Feature im Deutschlandradio, die Leute redeten von den Indios in Peru, vom Aufbegehren der einheimischen Minderheit und wie sie zu einer autoritären, patriarchalen Gesellschaftsform verfallen.
Danach machten wir uns auf, um noch eine Runde zu spazieren, ihren Kiez zu erkunden. Als wir das Haus verlassen wollten, klingelte es an der Tür. Es war I, eine alte Bekannte meiner Schwester, Italienerin, Berlinerin, sie hatte Ramazotti und Gin in den Händen, und ihr Mitbewohner, der auch dabei war, hatte eine Familienpackung Vanilleeis bei sich. Sie wollten nur Hallosagen, und fragen wie es geht. Das war sehr nett. Sie begleiteten uns noch ein Stück auf dem Kiezrundgang, wollten dann aber nachhause um die Sachen abzulegen, vielleicht kämen sie noch nach, wir sagten nämlich wir gingen ins Ä an der Weserstraße, das ist so ein bisschen mein Anhaltspunkt in Neuköln, nur weil ich da einmal gelesen habe, und die Location eigentlich ziemlich gut war.

So und jetzt muss ich einkaufen gehen und will nicht mehr weitererzählen.

[tagebuchbloggen: 3.12.]

Ah und dann diese neue Lesebühne im WMF, an der Klosterstraße, der Hardcover-Club, weniger Lesebühne, sondern: literarischer Nachtclub. Frank hat mich neulich darauf hingewiesen, gestern war Eröffnung und dann bin ich mit meiner Schwester hingegangen. Wir setzten uns auf die Seite des Saales – ein großer Raum aus kahlem Beton mit unverputzen Säulen – auf eine schicke Matratze, also nicht, dass das so nach Matratzenlager aussah, die Matratzen machten eher den Eindruck barocker Sofas, aber ohne Beine und Armlehnen, es lag sich vortrefflich darauf, die Beine gestreckt, die geknäuelte Jacke im Nacken, das Bier in der Linken, und so folgten wir den Texten einiger Autoren (Alexander Schimmelbusch und Leif Randt) und hörten einem Duo aus Gesang und Piano zu, wie sie Lieder von Leonard Cohen interpretierten.
Dieses Beiläufige; die nächtliche Stimmung in dem Literatur vorgetragen wurde, die Möglichkeit an die Bar zu gehen und mich rausnehmen, wenn mir ein Text gerade nicht gefiel, wenn ich nicht mehr sitzen wolte. Das gefiel mir alles sehr. Nur die Bar, es war sehr laut, an der Bar sammelten sich die Labergarde, was prinzipiell sehr gut ist, aber die Menschen nah an der Bar konnten den Texten kaum zuhören und so SSSSSSSSSSCHHHHHHHHHH-te es und PSSSSSSSSSSSSS-te es, und ich konnte mich nicht konzentrieren. Den Veranstaltern ging das auch gehörig auf den, öhm, Kübel, aber das wird sich einpendeln, man wird sich etwas überlegen, denn das Reden ist wichtig, das Quatschen, ich meine das Zurückgeben an die Literatur. Oder: das Zelebrieren. So stelle ich mir das vor.

[tagebuchbloggen: 1.12.]

Wie sehr mich diese Minarettdiskussion an Penislängen denken lässt. Es darf nur einen geben; der Schwanzvergleich über der Solothurner Skyline. Die Gastgeber sind Gastgeber, glauben immer den Kürzeren zu ziehen und sagen daher wos lang geht (einpacken den Schniedel!) und die Gastnehmer sind nicht Gastnehmer und rufen: Menschenrechte.
Andererseits wurde früher gnadenlos (!) durchgesetzt, dass in protestantischen Gegenden, die kathoholishen Kirchen keine Türme haben durften, ganz neu ist die Angst vor Penisschwund wohl nicht, der Unterschied ist nur wie man heute über diese damalige Sitte staunt und sogar ein bisschen lächelt, und sich des historischen Kontextes nicht bewusst macht. Ganz einszueins lässt sich das natürlich nicht übertragen.

Jedenfalls.

Nach den Bürostunden war ich mit K verabredet, Handschuhe kaufen, ich brauche Handschuhe, es wird wieder kalt und ich fahre Fahrrad, und meine Handschuhe sind- ich weiß nicht, ich glaube, sie waren einmal von Motten befallen gewesen, von innen, das Futter, ich glaube mich an eine Mottenbrutstätte zu erinnern, andererseits bin ich mir da gar nicht so sicher, vielleicht liegen sie bei den Wintersachen und je mehr ich jetzt so schreibend darüber nachdenke, je mehr denke ich mir, wie wenig ich mir über den Verbleib der alten Handschuhe Gedanken gemacht habe, und denke mir: mir doch egal, die sahen ziemlich Scheiße aus.
Handschuhe jedenfalls gefunden. Sehen ziemlich gut aus. Schwarz, Leder, bisschen enganliegend und sie haben so genähte Längsstreifen an der Oberseite, damit das Leder ein bisschen auf Taille macht.

Zuhause haben wir etwas gegessen, dann kam meine Schwester, wir quatschten ein wenig über dies und über das, danach habe ich Stephen King vorgelesen, das erste Kapitel aus »Es« das war so lala: ein kleines Kind läuft einem Papierboot hinterher, trifft im Gulli einen freundlichen Clown (das Kind ist über dem Gulli, der Clown im Gulli drin) der ihn in Stücke reißt.
Wir waren uns nicht sicher ob wir das die ganzen tausend Seiten weiterlesen wollten, und liefen unseren Bücherschrank ab. Der nächste Vorschlag, von meiner Schwester, ging leicht in eine andere Richtung: Infinite Jest, DFW.
Ich las zwei Seiten Probe. Es gefiel. Wir besprachen das Buch, und wir waren uns bald einig: wir wollten eine richtige Geschichte. Die Tage werden kurz, wir fanden, dass das mit dem Vorlesen eine Art Kaminfeuersache werden sollte, und eine Kaminfeuersache hat eine klare Handlung, das steht so geschrieben, also standen wir wieder vor dem Bücherschrank verwarfen viele Dinge, einigten uns auf etwas Kürzeres, suchten weiter, und blieben schließlich bei Bohumil Hrabal hängen. Ich habe den englischen König bedient. Für Hrabal sprach vieles.

Meine Schwester ist vorhin (23Uhr) nach Dahlem zur FU gefahren. Im besetzten Hörsaal schlafen. So fängt man das Leben in Berlin gut an.

[30.11.]

Ich sitze hier und warte auf Mitternacht, weil ich dann gleich ein paar Dinge erledigen werde. Und die dazwischenliegende Zeit kann man effizienterweise tagebuchverbloggen.
Heute nicht viel gemacht, außer mich mit Sachen auf der Arbeit herumgemüht, die sich nicht so umsetzen lassen wie ich sie gerne haben möchte.

Andernseits auch Erfolgserlebnisse gehabt: meine neue Lederjacke. Das heißt, gar nicht so sehr die Jacke, sondern mein Hüftumfang, weil jetzt: Jacke passt um den Hüftumfang herum. Was beim hereinbrechenden Winter durchaus von Vorteil sein kann. Zehn Kilo abgenommen in den letzten zwei Monaten. Vier dieser Wochen habe ich gehungert, mir den Spaß genommen, und danach habe ich einfach anders weitergegessen als früher. Einige Sachen dabei gelernt: mit Essen erschlägt man oft nur einen kurzen Reiz der dem Ziehen an der Zigarette ziemlich ähnlich ist, oder: Wasser ist super! Und mein Körper nimmt immer noch ab, fast als wäre er dankbar und könne sich nun der ganzen Überflüssigkeiten entledigen, die er so lange schon widerwillig mit sich mitschleppt, aber dankbar ist er natürlich nicht, ich weiß schon, dass das Alarmzustand für ihn ist, ein Körper will ja nicht abnehmen, weil er dann denkt, es wäre eine Hungersnot ausgebrochen, oder es gäbe Missernte, weil der Körper ja noch glaubt, er wäre der Körper eines Steinzeitmenschen und nicht eines sitzenden Büroangestellten der zu viel isst und sich zu wenig bewegt und eigentlich immer essen hat, von Alarmzustand kann also keine Rede sein, und von Missernte schon gar nicht, weil Kaisers hat nie niemals keine Missernte, zumindest solange sie bei Kaisers Geld machen wollen, oder solange die Banken frisches Geld nachreichen können, aber wie auch immer, ich lese ja auch viel Schund und ich sagte neulich zu K, vielleicht hätte ich ja Krebs, weil ich mal gelesen habe, dass man bei Krebs auch abnähme, Geiwchtsverlust sei sozusagen ein Indikator für Krebs, weil Krebs: schlauet Ding, nimmt dem Körper das Gewicht und die Gesundheit gleich mit. Aber K beruhigte mich, sie sagte, so ein Zufall wäre zuviel des Zufalls, aber große Worte waren das nicht, und ich fühlte mich ziemlich der Koketterie entlarvt, wobei Entlarvung jetzt voraussetzt, dass das wirklich Koketterie ist, aber mir ist es ernst, und ich wusste nicht wie ich es anders formulieren soll, entlarvung hat so etwas kriminalistisches, das wollte ich immer schon einmal sagen: entlarvung, man fühlt sich so seriös wenn man das sagt, entlarvung entlarvung, irgednwie journalistisch. aber ach.

Noch eine weitere positive Meldung: meine Schwester hat jetzt eine Wohnung gefunden, in einer kleinen Neukölner WG.

[tagebuchbloggen: 29.11.]

So oft auf dem Flohmarkt am Mauerpark gewesen wie in letzter Zeit, bin ich schon lange nicht mehr gewesen. Aber meine Schwester geht da gerne hin, zudem sucht sie eine Jacke. Das Resultat des Flohmarktgehens ist aber immer, dass sie sich nichts kauft, dafür aber ich. Gestern: eine kurze Lederjacke und Stephen Kings „Es“, ja genau Stephen King, da mich Stephen King neulich schon so ungeniert beschäftigt hat, habe ich mir gleich einen tausendseitigen Klotz von ihm gekauft. Zweieurozehn.
Stephen King werden wir dann vorlesen, zu zweit oder zu dritt, ich lese solches Gruselzeug nicht alleine.

Am Nachmittag lange vor mir hergeschobene Sachen erledigt. Handwerkkrams: Türschwelle geschliffen, Bedetuchstange montiert und die Schlafzimmertür vom Quietschen befreit. Das war dann wieder so ein Tag wie der Samstag, dass plötzlich der Abend da ist und man nicht weiß wo die Zeit geblieben ist.
Dann haben wir uns Pizza bestellt und 21 grams mit Sean Penn und Naomi Watts geschaut.

Undso.

[tagebuchbloggen: 26.11.]

Weil ich am Mittagstisch von 2012 redete, glitten unsere Gespräche ab und landeten bei Freddy Kruger aus den Nightmarefilmen und Jason aus den anderen Filmen, und ich weiß jetzt gar nicht warum ich das erwähne, inhaltlich lässt sich das gar nicht vertiefen, außer ich bin jetzt ganz angestrengt, aber der Flow: wie wir Jungs am Tisch, von den Filmen aus den Jugendjahren sprachen, da will man gar nichts vertiefen, da will man nur buddeln, nur sich erinnern: diese eigenartige Stimmung beim Friedhof der Kuscheltiere, den wir eh alle als Buch viel besser fanden, was dann wieder komisch war: wieviele Menschen Friedhof der Kuscheltiere gelesen haben, fast als wäre es Kings beste Geschichte, aber war das nicht eher Er, sie, es oder Tommyknockers?, ich kenne mich ja nicht so aus, zudem habe ich nur die Kuscheltiere richtig wahrgenommen und natürlich Sie, verfilmt mit der einen soweit ich mich erinnern kann, tollen Schauspielerin, die ich jetzt googeln müsste, wie sie dem Protagonisten mit dem Vorschlaghammer die Füße zerschlagen hat, das war so ein Bild, das geblieben ist, neben diesem unsäglichen Gefühl, ganz langsam in eine Falle getappt zu sein, eine Falle, die man von Anfang an erahnte, aber sich dann schlimmer als alle Vorstellungen herausstellte, aber quatsch, nicht das war das schlimme Gefühl, sondern das Gefühl ausgeliefert zu sein, das war das schlimme Gefühl, das andere ist ein nebenseitiger Effekt, der am Anfang die gute Stimmung, ahnungslos zerbröckeln ließ, aber ich verliere mich in Details, und klinge schon, als würde ich jetzt Stephen King Bücher besprechen wollen, neinnein, aber dochnochschnell: vielleicht sollte ich wirklich mal Sie lesen, von King sagt man ja, der würde ganz eigene, unheimliche Stimmungen herstellen, und wenn die Stimmung gemeint ist, die ich bei den Kuscheltieren gefühlt (eh? sagt man, dass man Stimmungen fühlt? Stimmungen hört man ja eher, aber ach: Musik fühlt man ja auch, egal) habe, dann willichwillich (oha!) wissen wie unheimlich sich die Stimmung in jenem Haus im Schnee in den amerikanischen Bergen sich anhört, -fühlt.
Ah und dann fällt mir the Shining ein, das war ja auch King, nagut, wir kennen ja nur die Verfilmung von Kubrik mit Jack Nicholson, weil, wer hat Shining schon gelesen, wir haben ja alle nur die Kuscheltiere gelesen, und nicht die anderen.

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Abends war niemand zuhause. K war aus essen, meine Schwester war tanzen und ich habe die Gelegenheit genutzt, Papierkram zu erledigen. Der liegengebliebene Papierkram ist abendfüllendes Programm.
Dabei ist dieser vorige Satz als letzter Satz, dermaßen unmöglich, dass ich diesen Satz anfügen muss, und schon drücke ich mich vor dem Punktmachen, weil dieser angefügte Satz so oberlehrerhaft ist, aber immerhin angenehmer im Abgang als der vorige Satz der den Tonfall einer Pointe hat, aber den Inhalt einer Krokette – so.

[tagebuchbloggen: 25.11.]

Was ich gestern noch vergessen hatte zu erwähnen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, die paar Drinks mit Frank in einen Satz zu quetschen, war die Sache mit der geräumten Brunnenstraße 183, an der ich gestern abend noch vorbei lief. Nicht, dass ich um diese Uhrzeit noch etwas vernünftiges dazu zu sagen hätte, Himmelnein, ich kann nicht Politik, ich habe nur beobachtet wie die Bauarbeiter unter Polizeischutz spätnachts noch das Haus unbewohnbar schlugen, Fensterrahmen aus der Mauerverankerung rissen, Treppen demontierten, so banal das alles.

Heute dann mit meiner Schwester ins Kino gegangen am Potsdamer Platz. Ich kam direkt aus dem Büro, und war eine Stunde zu früh, wollte noch eine Kleinigkeit essen, und ein bisschen lesen. Ich setzte mich in eine dieser Touristenfallen im SonyCenter, dieser australische Laden, an dessen Name ich mich nie erinnern kann, er hat jedenfalls zwei rr’s wie Canberra, heisst aber ganz anders, doch haben sie ein Käguru im Logo, unverwechselbar, und jeder versteht wenn ich sage: treffen wir uns in dem australischen Laden im SonyCenter.
Klappt immer.

Nach dem Essen dann Katastrophenfilm: 2012.
Sehr flach, sehr vorhersehbar, sehr laut, sehr aufgeblasen. Wir wussten das alles vorher, doch scheint mir, als näme ich mir gerne vor, solchen Schund zum letzten mal zu sehen.

Auf dem Nachhauseweg auf der Bernauer überall Polizeiwagen und Wasserwerfer die gerade in den Feierabend zu fahren schienen.

Ach, ich weiß auch nicht.

[tagebuchbloggen: 24.11.]

Den Tag in Meetings verbracht. Am Abend mit Frank verabredet gewesen und über so eine Sache geredet, über die ich hier irgendwann berichten werde, wenn es einmal Zeit wird.
Und jetzt frage ich mich, ob ich diesen Tagebucheintrag nicht in einen einzigen Satz unterbringen hätte können.

[tagebuchbloggen: 23.11.]

Hamburg liegt immer noch wie eine wohlige Decke um mich gewickelt, viel weicher als man denkt.
So wohlig eingewickelt saß ich im Büro und ging den Dingen nach, die ich zwischen Montag und Freitag immer mache, und ha, jetzt eben Freutag geschrieben gehabt, was ich mir sofort explitiziert vor Augen geführt habe und ungefähr so aussah: *!FREUTAG!* mit hüpfenden Smileys, die dem Beat der Wochenendeparties folgen.

Auf dem Nachhauseweg fiel mir ein, Essen zu kaufen, weil ich heute alleine essen würde, und da es niemand merken wird, stimmte ich mich auf Faulheit ein und kaufte mir Tütensalat und Schinken, leerte zuhause die Tüten lieblos in die Salatschale, schnitt ein bisschen Schinken in Streifen, goß Öl und Essig dazu und aß.
Danach las ich die Blogs nach, las die Nachrichten und las von Le Corbusier und seiner Nähe zu den Nazis und Faschisten. Und danach einen sehr gewagten Artikel, der Le Corbusier des Totalitarimuses bezichtigt.
Ich las den zweiten Artikel auf dem Sofa, lehnte mich in Schräglage, und pennte ein. In meiner wohligen Hamburger Kuscheldecke.