Am Samstag begann die neue Saison mit einem Heimspiel im Olympiastadion. Es war eine erstaunlich kurze Pause, was womöglich mit meinen drei Reisen nach Skandinavien zusammenhängt.
Hertha eröffnete die Saison mit einer lähmenden und enttäuschenden Niederlage gegen Paderborn, die eine vorsichtige Euphorie sofort wieder einfror. Andererseits ist es eben der Anfang der Saison. Ein neuer Trainer, neue Spieler, die Mannschaft und der Trainerstab müssen sich noch finden, einspielen, ausserdem sind die beiden vielleicht wichtigsten Spieler verletzt – das wird schon. Die Saison ist noch lang.
In der zweiten Hälfte rollte unser Fanclub wieder eine Tapete aus. Mit der Botschaft sollte einem Freund und grossen Fan gedenken, der unter der Woche verstarb. Ich war diesmal nicht in der Vorbereitung und der Durchführung involviert. Die Initiative ging vom befreundeten Fanclub „1892 Hilft“ aus, die teils sehr eng mit dem Verstorbenen verbunden waren. Da unser Fanclub so gross ist und einen grösseren Bereich in der Kurve belegt, hatten wir mit André, dem Gründer von „1892 Hilft“ besprochen, die Tapete bei uns aufzubewahren und schliesslich auch hochzuhalten. Sein eigener Fanclub ist kleiner und die Mitglieder im Stadion verstreut. Was daher rührt, dass sein Fanclub weniger eine klassische Fangruppe, sondern eine soziale Initiative ist, die sich vor allem ausserhalb der Spieltage und ausserhalb des Stadions engagiert, indem sie u.a. Obdachlose unterstützt.
Bei mir kam die Meldung des Todes ziemlich überraschend an, jedoch wussten die meisten, dass er bereits Ende Januar einen heftigen Schlaganfall erlitt, an dessen Folgen er nun verstarb. André, der ihn besser kannte, stand neben mir im Block. Da ich mich selbst im besten Schlaganfall-Alter befinde und auch mit den nötigen Risikofaktoren ausgestattet bin, lösen solche Nachrichten horrorartiges Unbehagen in mir aus. Dass der Schlaganfall so heftig war, liess mir keine Ruhe. Deswegen fragte ich ihn, ob er wisse, was genau geschehen sei, wenn ein Schlaganfall so stark sei, dann bedeutete es, dass er vermutlich lange unerkannt geblieben war. Ich will wissen, ob ich mich vor so etwas schützen kann, je schneller ein Schlaganfall entdeckt wird, desto besser stehen die Chancen auf einen leichten Verlauf.
Bei unserem Freund sei es wohl zu Hause passiert. Und man hatte ihn erst nach zwei Tagen gefunden. Horror. Zwei Tage auf dem Boden liegen und wissen, dass jede Sekunde zählt.
Im Alter ziehe ich in eine WG.
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Die S-Bahn war auf der Ost-West-Strecke aufgrund von Bauarbeiten planmässig gesperrt, und auf dem Nordring hatte es einen Brandanschlag gegen NATO und dem Kapitalismus (Seufz) gegeben. Ich musste also Westkreuz umsteigen und über den Südring nach Hause fahren. Die Bahnen und Bahnsteige waren natürlich komplett überfüllt. Zu allem Überfluss landeten Dutzende Fans des BFC Dynamo am Westkreuz, die gerade vom Auswärtsspiel gegen den SV Babelsberg kamen. BFC Fans sehen immer wie Schlägertypen aus. Als sie ausstiegen und Hunderte Herthafans sahen, begannen sie „Scheiss Union (und niemals vergessen)“ zu singen, was wiederum auf fruchtbaren Boden zu fallen schien und plötzlich bebte der ganze Bahnhof vor „Scheiss Union“.
Dieser Schlachtruf ist sehr umstritten. In der Kurve gehört er mittlerweile zum schlechten Ton und wird daher nicht mehr gerufen. Ich persönlich mag es nicht, andere Vereine zu diffamieren. Aber das hat im Fussball leider Tradition.
Ich setzte mich in eine Vierergruppe von drei BFC-Fans. Eine war die Mutter, die anderen beiden die Söhne. Die waren aber ganz nett. Die Mutter arbeitete sogar beim BFC, wir kamen ins Gespräch und wir redeten über ihren Vereine. Über den BFC Dynamo muss man wissen, dass das der FC Bayern der DDR-Liga war, wenn auch von der Stasi finanziert, aber eben der grosse Club der DDR. Nach dem Mauerfall ging es aber nur noch abwärts und mittlerweile ist es ein finsteres Loch für Rechtsradikale und Gewalttäter geworden. So zumindest das Image.
Sie erzählte mir über den verpassten Aufstieg in die dritte Liga, über den Umzug zurück ins Sportforum Hohenschönhausen. Wie schön das wieder sei. Wie nach Hause kommen. So ist halt jeder Verein auch Heimat.
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Der Sommerregen heute. Morgens zog ich die Regenjacke über und die Gummistiefel an. Dann stapften die Hündin und ich durch das hohe Grass und den Pfützen. Das nasse Gras an meinen Waden. Sommerregen. Ich glaube, das ist einer meiner Happy Places.