[Fr, 22.11.2024 – Amateurhafter Frühaufsteher, Wadenbeinköpfchen, Fotos für Fede]

Weil mir die Hafermilch ausgegangen war, ging ich um 7 Uhr morgens zu Edeka. So früh stand ich noch nie in einem Supermarkt. Ich war der erste Kunde und das machte mir ungemein gute Laune. Ich begrüsste jede einzelne Mitarbeiterin mit einem fröhlichen „Guten Morgen“. Manchmal wurde die gute Laune erwidert. Manchmal aber auch nicht. Die Leute sind ja immer um die Uhrzeit da, ich verstehe es schon, wenn man sich nicht auf die gute Laune eines jeden dahergelaufenen Amateurs einlassen will.

Gegen Mittag holte ich meine Schwiegereltern vom Flughafen ab. Dabei möchte ich auf die neuen Parkplätze hinweisen. Man fährt an den Schlagbaum heran, dann wird das Kennzeichen fotografiert. Wenn man den Parkplatz wieder verlässt, fährt man wieder an den Schlagbaum heran, dort zeigt ein Display die Dauer des Parkens an und den zu bezahlenden Preis. Sitzend im Auto halte ich mein Telefon an die Maschine, der Betrag wird abgebucht und der Schlagbaum öffnet sich.

Man kriegt das Gefühl, man befände sich gar nicht in Deutschland.

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Die Verletzung an meinem Wadenbeinköpfchen schmerzte den ganzen Vormittag lang. Danach schluckte ich eine Ibuprofen und der Schmerz verschwand. Er kam auch nicht mehr wieder. Es schmerzt nur noch leicht, wenn ich die Stelle anfasse. Ich weiss, dass ich gutes Heilfleisch habe, diesmal grenzt es aber an Wunderheilung.

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Da ich am Sonntag Federica treffe, liess ich auch die Fotos nachdrucken. Es sind Fotos von ihr und Bonita. Wie sie den Boden des Wohnzimmers schleifen. Und wie sie nach getaner Arbeit Tee trinken. Es ist dreissig Jahre her.

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Friedrichshain Nord:

[Do, 21.11.2024 – (dumme) Vizslas]

Auf der Morgenrunde im Park, rannte mir ein dummer Vizsla gegen das linke Knie. Er jagte in vollem Sprint einem Bordercollie hinterher und knallte mit einem seiner Knochen in meine Seite rein. Mir zog ein Schmerz vom Zehennagel bis zur Kopfhaut. Zuerst biss ich mir auf die Zähne, jaja, passiert halt manchmal, nicht schlimm, der Schmerz geht schon wieder weg. Aber der Schmerz ging nicht mehr weg. Mein ganzer linker Unterschenkel brannte.

Es sind immer die dummen Vizslas, die Unfälle verursachen. Der Bordercollie war flink und wenig, der verstand es, nahe an mit vorbeizuflitzen, aber dieser ungestüme Vizsla dödelte sich voll in meine Seite.

Meine Hündin mag keine Vizslas. Vizslas sind immer aufgeregt und zu aufdringlich für ihre Grösse, sie laufen lächerlich und checken nicht, wenn jemand nicht mit ihnen spielen will. Sie kennen auch generell keine Grenzen. Sie sind nicht bösartig, sie sind nur gutaussehende, dumme Tolpatsche.
Meine Hündin ist natürlich die coole Göre aus dem Friedrichshainer Nordkiez. Sie trägt schwarz und ihr Haar ist konsequent ungekämmt. Nachmittags chillt sie an den Häuserecken. Wenn diese aufgeregten Vizsla in den Park kommen, hat man immer das Gefühl, dass es pensionierte Touris aus dem Saarland sind, die zum ersten Mal die Grossstadt betreten.
Meine Hündin sagte neulich, dass sie Vizslas nur noch als Dumme Viszlas bezeichnen will. Ich fand das in Ordnung. Die Rasse geht nur mit Adjektiv. Immer, wenn wir im Park einen dummen Vizsla sich uns nähern sehen, schauen wir uns an und verdrehen die Augen. Diesen Hunden kann man nicht aus dem Weg gehen.

Der Vizsla von heute knallte mit seinem Knochen gegen einen Knochen von mir. An der Aussenseite unter meinem linken Knie. Ich wusste gar nicht, dass ich dort einen Knochen habe. Aber nach einer Überprüfung des anderen Beines stellte ich fest, dass sich dort tatsächlich einer befindet. Laut Internet handelt es sich um das obere Ende der Fibula und heisst auf deutsch: Wadenbeinköpfchen. Dort muss der gesamte Muskel explodiert sein, vermutlich riss er die Nervenbahnen mit.

Jetzt humpele ich und jede Berührung an der Aussenseite des Unterschenkels löst Schmerzen aus. Auch wenn ich auf dieser Seite liege.

[Mi, 20.11.2024 – Paules Frauchen, Novelle]

Paules Frauchen hat jetzt einen neuen Hund. Ziemlich genau einen Monat nach Paules Tod. Sie erzählte mir bereits vor drei Wochen, dass sie im November einen neuen Hund bekommen wird. Die Kerstin vom Gardinengeschäft um die Ecke sagte, das ginge ja nicht, dass sie jetzt ganz alleine sei. Deswegen hat sie ihr auf dem Computer geholfen einen neuen zu suchen. So wurde es Benny aus Rumänien.

Benny und ist zwei Jahre alt. Er wird sein Frauchen wahrscheinlich um viele Jahre überleben. Meine Hündin rannte auf die alte Frau zu, interessierte sich aber nicht für ihren neuen Begleiter sondern für ihre Leckerlis. Benny stand ein wenig eingeschüchtert daneben.
Seine ganze neue Welt schien ihn zu ängstigen. Man weiss nicht, unter welchen Bedingungen er vorher lebte. Ich bückte mich und liess den Hund an meinen Händen riechen, wir werden uns schliesslich öfter begegnen, es ist besser, wenn er schnell Zutrauen gewinnt. Ich fragte, wie es mit dem neuen Hund so ginge. Sie sagte, er sei super lieb, ein bisschen schüchtern, aber er kackert und puschert nicht. Ich kannte die beiden Begriffe nicht.
„Er kackert und puschert nicht? Das ist sicherlich nur die Aufregung.“
„Ja, vielleicht. Er hat in den 5 Tagen, die er jetzt bei mir ist, erst einmal sein Geschäft gemacht.“
„Ui, und da kam richtig viel?“
„Ja das schon. Richtig viel.“
„Das legt sich bestimmt.“
„Ja, wahrscheinlich.“

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Die Novelle.

Da ich heute gefragt wurde, wie es mit der Novelle weitergeht. Also der Veröffentlichung der Novelle stünde ja nichts mehr im Weg. Es hat sich allerdings ergeben, dass ich eine Extrarunde drehe und nun im Austausch mit einer Literaturagentin stehe. Die Hintergründe dazu erzähle ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, wenn alles etwas spruchreifer ist. Aber jetzt verzögert sich das Projekt erstmal. Wir werden sehen.

[Di, 19.11.2024 – Schneematsch, Sitzung]

Morgens drei Grad Celsius und Regen.

Nach der Hunderunde weckte ich meine Frau und danach fuhr ich sie nach Potsdam zu einem Termin. Dicke Schneematschflocken fielen vom Himmel. Unterwegs hörte ich Podcasts, die die Mitgliederversammlung vom Sonntag aufarbeiteten. Alle Herthapodcasts arbeiteten sich genüsslich an diesen Sonntag ab. Es unterhaltet mich dermassen, dass ich sie mir alle anhöre.

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In Longyearbyen misst es -18 Grad. Ich habe lange nicht mehr über Longyearbyen geschrieben.

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Am späten Nachmittag fuhr ich zu einer Art Vorstandssitzung des Fanclubs, in der wir natürlich auch die Mitgliederversammlung besprachen, aber wir trafen uns hauptsächlich für andere Themen. Die Sitzung dauerte bis 22 Uhr. Danach war ich müde.

[Mo, 18.11.2024 – Fotos, Fede, zurück aus Seattle]

Wegen der Arbeit an der Novelle googelte ich viele der damaligen Wegbegleiterinnen. Die meisten sind unauffindbar, von vielen weiss ich aber schlicht nicht den Familiennamen. Heute sortierte ich die alten Fotos, dabei gab es ein paar sehr schöne Fotos von Jochem, Roos, Bonita und Federica. In der Novelle heissen sie anders. Von Jochem weiss ich, dass er sich einer Sekte angeschlossen hat, von Bonita und Roos kenne ich nicht den Familiennamen, aber ich fand Federica auf Facebook. Sie war eine italienische Erasmusstudentin aus Bologna und wohnte für etwa ein Jahr in unserem Haus an der Lange Nieuwstraat. Wir waren sehr freundschaftlich verbunden, verloren uns aber aus den Augen, als sie wieder nach Italien zog. Sie ist mittlerweile verheiratet und lebt in Mexiko. Also fügte ich sie kurzerhand auf Facebook hinzu und sie antwortete mir sofort mit der Frage ob ich ein Hellseher sein. Sie sei nämlich gerade in Europa und käme am Donnerstag nach Berlin.

Jetzt werden wir uns natürlich treffen. Besser noch: nächste Woche fährt sie weiter nach Utrecht und dort trifft sie Bonita. Jetzt werde ich doch noch meine Fotos los. Vielleicht kann ich sie irgendwo schön auf Papier ausdrucken. Ich muss diese Woche ohnehin in den Copyshop um ein altes Fotos unseres Hauses in Schweden auf Papier zu bringen.

Federica ist mittlerweile geschieden, danach wurde sie Witwe und jetzt hat sie aber wieder einen Freund. Wie sie diese Kette an Beziehungen aufzählte. Und sich selbst als Witwe bezeichnete.

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Gegen 6 Uhr landete meine Frau am Flughafen. Ich holte sie am Ostkreuz ab. Zuvor hatte ich den ganzen Tag die Wohnung geputzt.
Wir öffneten uns Biere und schauten Fotos an, danach bestellten wir uns eine Pizza und schauten die erste Folge „The Killing“, die ja in Seattle spielt. Ein Soft Landing für meine Frau. Danach waren wir müde.

[So, 17.11.2024 – Hertha MV, Xodus]

Den ganzen Tag auf der Hertha Mitgliederversammlung verbracht. Stefan Uersfeld hat auf n-tv sehr gut zusammengefasst, was da passiert ist.

Vorweg hatten wir uns im Fanclub auf 7 Kandidaten geeinigt, die wir unterstützen werden. Fabian Drescher für das Präsidentenamt und Anne Noske als Vizepräsidentin, sowie fünf weitere Kandidaten für das Präsidium. Es ist dann genau so gekommen. Genau diese sieben Kandidatinnen werden jetzt unseren Verein führen. Ich sollte schnell einen Lottoschein erwerben.

Allerdings schienen die Kandidaten für das Präsidentenamt eher Protagonisten in einer Clownshow zu sein. Der lauteste Bewerber, der sogenannte Turnschuhmillionär fuhr bereits seit Wochen eine schrille Kampagne mit hunderten Unterstützern, die am Stadion Hochglanzflyer verteilten während er selber in den Medien gegen das derzeitige Präsidium keilte und von Investoren schwadronierte, die er an der Angel habe.
Nach der Auslosung der Stimmzettel erhielt er genau 17 Stimmen. Von fast 4000. Ich glaube, sogar sein Wahlkampfteam bestand aus mehr als 17 Mitgliedern.

Der ernsthafteste Konkurrent war ein Unternehmer. Ich fand es erstaunlich, wie dilettantisch er auftrat. Er verrannte sich mit jedem Satz, wedelte mit einem Umschlag, in dem der Namen von 5 Unternehmen aufgelistet stünden, die bis zu 100 Millionen in den Verein stecken wollten, sollte er Präsident werden.
Das wurde alles abgewatscht. Niemand will Investoren, niemand will vermeintliche Heilsbringer, die mit Umschlägen wedeln. Immerhin erhielt er etwa 500 Stimmen.

Letztendlich siegte unser favorisierter Kandidat mit 85% der Stimmen.

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Gestern noch schrieb ich über Twitter und dass ich wegen der internationalen Accounts, die fast alle noch auf der Musk-Plattform geblieben sind, dort noch an einem Account festhalte. Heute berichtete mir meine Frau aus Seattle, dass Twitter dort seit einigen Tagen ein Riesenthema sei und nun viele Accounts wegziehen würden. Das Phänomen hat schon einen Namen und nennt sich „Xodus“. Die meisten gingen zu BlueSky. Stephen King ging allerdings zu Threads.

Vielleicht mache ich wieder mehr auf Social-Media. Allerdings war Twitter nie ein Tool, mit dem ich gerne kommunizierte. Ich empfand mich mit jedem Tweet als Aufmerksamkeitsheischend. Das funktioniert für mich nicht. Obwohl ich die Kurzform als Stilmittel sehr mag. BlueSky wird daran wenig ändern.

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[Sa, 16.11.2024 – Propaganda, Titel, Rammeln]

Ich habe noch einen geheimen Twitteraccount. Die meisten Leute sind nach der Musk-Übernahme schliesslich dort geblieben. Vor allem die internationale Crowd, aber auch meine Fussballblase. Deswegen gibt es dort immer noch ab und zu relevante Informationen, auf die ich Zugriff haben will. Das kann sich jetzt natürlich ändern, wo Musk und Donald in ihrer Bromance vereinigt, verliebt in die Kameras strahlen.

Jedenfalls folge ich mit meinem geheimen Account einem einzigen weiteren Account und zwar dem Postillon. Irgendjemanden muss man schliesslich folgen. Trotzdem schickt mir Twitter täglich Benachrichtigungen von sogenannten relevanten Accounts oder von relevanten Tweets. Elon Musks Tweets waren fast jeden Tag dabei. In den Tagen vor der US Wahl auch von Donald J.
Kann mir keiner sagen, dass das Zufall ist.
Vor der Wahl ertrug ich das noch. Die nächsten 4 Jahren werde ich mir diese Propaganda nicht geben. Benachrichtigungen sind jetzt aus. Und hoffentlich ziehen jetzt alle zu Bluesky oder Mastodon.

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Für die Novelle fehlt mir noch der Titel. Der Arbeitstitel war „Wie das am Springweg so war“, das gefiel dem Lektor allerdings nicht. Er schlug etwas Bildliches vor, woraus man den Inhalt der Geschichte ablesen könne. Vielleicht einen Titel mit einem Untertitel. Es wurde dann „Rauch und Staub – Wie wir das alte Spukhaus in Utrecht besetzten“. Da gefiel ihm der „Rauch und Staub“-Part nicht. Mir auch nicht so. Seine Vorschläge „Springweg brennt“ oder das niederländische „Springweg blijft“ mit dem obigen Untertitel gefallen allerdings mir nicht. Ich muss noch darüber nachdenken.

Morgen ist erstmal Mitgliederversammlung bei Hertha. Es steht wieder eine wichtige Wahl an. Wir wählen einen neuen Präsidenten. Es ist wieder eine Kampfabstimmung, deswegen muss ich hingehen. Dazu vielleicht ein andermal mehr.

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Am Abend war ich bei ehemaligen Kolleginnen zum Abendessen eingeladen. In Wilmersdorf. Meine Anfahrtszeit dauerte eine Stunde. Als ich das Haus um 17:30 verliess war bereits tiefe Nacht. Dafür war es immerhin ein sehr unterhaltsamer Abend bei sehr netten Menschen. Meine Hündin bekam ein Kissen zum Rammeln. Sie ist gerade läufig und das äussert sich bei ihr, indem sie phasenweise ziemlich obsessiv ihr Bettchen rammelt. Da sie gestern dabei war und auf einmal etwas rastlos wirkte, fragte ich die Gastgeberin, ob sie ein altes Kissen hätte, das die Hündin berammeln könne. Sie hatte eines und gab es der Hündin. Diese schien erleichtert und legte sofort mit dem Rammeln los. Leider war das Kissen nach ein paar Stunden zerstört.

[Fr, 15.11.2024 – So. Erstmal ins Bett]

Der Tag lief nach dem Schema der letzten beiden Tage ab. Aufstehen, Gassi, Textarbeit, Gassi, lesen, essen. Nur den Film übersprang ich heute. Am späten Nachmittag erhielt ich nämlich das Feinlektorat der Hausbesetzernovelle von meinem Lektor zurück. Das wird der finale Wurf. Nach dem Essen setzte ich mich sofort an den Text und arbeitete an den Korrekturen. Das dauerte bis nach Mitternacht.

So.

Jetzt ist der Text fertig.

Erst mal ins Bett.

[Do, 14.11.2024 – Ohr, Tagesabläufe, noch mehr alte Fotos]

Ich habe mir irgendwas im rechten Ohr eingefangen. Am Mittwochmorgen wachte ich auf, weil ich mir im Schlaf ständig am Ohrausgang kratzte. Es hat sich etwas entzündet. Ob das nun von innen kam oder mein Kratzen der Auslöser war, vermag ich derzeit nicht zu sagen. Ich glaube, es ist eine interne Entzündung, da es mich auch allgemein herunterzog. Als hätte ich einen kleinen Infekt.

Ich machte an beiden Tagen auch kaum etwas. Es ist ein vorprogrammierter Ablauf: Morgens stehe ich auf, trinke einen Kaffee, überarbeite den Blogtext, gehe mit der Hündin raus, danach frühstücken wir beide, dann spreche ich den Blogtext ein, stelle ihn online und danach arbeite ich an der Superheldengeschichte weiter. Gegen zwei gehe ich wieder mit der Hündin raus. Meist treffe ich irgendwelche Hundebekanntschaften. Gestern traf ich die Besitzerin von Frieda. Mit der kann man gehaltvoll plaudern. Das ist ganz komisch. Keine gehaltvollen Diskussionen, sondern gehaltvolle Plaudereien. Weil wir so gehaltvoll plauderten, nahm ich einen längeren Umweg mit ihr. Sie musste zur Post. Danach liefen wir den ganzen Weg zurück.

Derzeit bin ich sehr froh über Menschen mit Hündinnen oder kastrierten Rüden. Meine Hündin ist läufig, sie befindet sich sogar in den kritischen Stehtagen, ich kann also nicht normal in den Park gehen, sondern schleiche mich über die Bürgersteige des Kiezes. Die Hündin hat daher wenig Kontakt zu anderen Hunden, sie freut sich dann immer ungemein, wenn sie bekannte Hündinnen sieht. Mit Frieda geht das gut, weil sie, wie der Name sagt, ein weibliches Tier ist.

Als Strohwitwer ging ich früher immer abends aus. Mittlerweile gehe ich um 22 Uhr ins Bett. Immerhin schaue ich Filme, die meine Frau sonst nie sehen will. Beispielsweise Science Fiction oder deutsche Sachen. Ich schaute u.a. „Contact“ mit Jodie Foster. War OK. Die darin aufgeworfenen Lebensfragen zwischen Glauben und Wissenschaft interessierten mich aber weniger. Die Hündin mochte dieses laute, pulsierende Geräusch der Alien-Nachrichten aber nicht. Ich musste während dieser längeren Passagen die Lautstärke herunterdrehen, weil sie den Fernseher anbellte.

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Noch mehr alte Fotos. Früher trug ich immer grosse Ohrringe. Jetzt fällt es mir wieder ein. Und meine letzte Utrechter Wohnung. Die habe ich so geliebt. Sie bestand nur aus einem Zimmer, aber dieses grosse Fenster, das riesige Hochbett und der kleine Balkon. Ich fühlte mich selten irgendwo dermassen zuhause. Kurz darauf zog ich nach Madrid in die deprimierendste aller meiner Wohnungen. Ich schaute ein Jahr lang durch das kleine Fensterloch auf diesen Schornstein. Aber die Gerüche aus der Küche in den darunterliegenden Wohnungen, die waren immer super.

[Di, 12.11.2024 – Seattle, alte Fotos]

Am Morgen brachte ich meine Frau zum Flughafen. Sie wird für eine Woche in ein herbstlich verregnetes Seattle fliegen. Sie fragte, ob sie mir etwas mitbringen soll. Seattle hat wirklich grosse Sachen hervorgebracht. Die kann man aber alle nicht mitbringen. Angefangen bei der Musik mit Nirvana, Soundgarden, Alice in Chains, so wurde auch Jimi Hendrix hier geboren, auch die allseits unbeliebten Wirtschaftsmonster Starbucks, Microsoft und Amazon wurden in Seattle gegründet. Womit ich Seattle aber bis in alle Ewigkeit verbinden werde, ist die Serie „The Killing“ mit der fantastischen Mireille Enos, wie sie vier Staffeln lang mit ihrem Polizeipartner Joel Kinnaman in einem Auto sitzt, während es draussen regnet. Als die letzte Folge endete, hatte ich das Gefühl, dass mir ein Stück Leben genommen wird.

Meine Frau schlug mir vor, dass wir nach ihrer Rückkehr die ganze Serie noch einmal schauen. Es ist der perfekte Stoff für Herbstwochenenden.

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Am Nachmittag suchte ich nach alten Fotos von jener Zeit in der wir dieses alte Spukhaus besetzten, von dem meine Novelle handelt. Ich fand eine ganze Reihe Fotos vom Haus, vom Brand, von den Menschen. Ich fand auch viele andere Fotos aus jener Zeit. Auch Fotos von der belgischen Freundin, von der ich neulich schrieb und Briefe, vor allem die Briefe von meiner Schwester, die damals in Wien lebte. Und viele Postkarten. Auch Briefe von einer jungen Frau aus Slowenien. Wir hatten uns in Venedig kennengelernt, gefeiert und ineinander verliebt. Dann schrieben wir uns ein paar Monate lang Briefe und vergassen einander schliesslich. So ging das mit dem Verlieben.

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Das Foto nach dem ersten Brand macht sich eventuell sogar als Buchcover gut: