[Sa, 13.12.2025 – Das Cello, Pepperkakan]

Der Kater hält an.

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Ich möchte meiner Frau diese Geschichte aus Ferdinand von Schirachs Verbrechen zu Ende vorlesen, aber sie schläft immer nach wenigen Sätzen ein und ich beginne dann jedes Mal von vorn. Mittlerweile habe ich sie mehrmals gelesen und finde sie so eindrücklich, dass ich sie daran teilhaben lassen muss. Die Geschichte heißt „Das Cello“ und handelt von einer zwanzigjährigen Frau namens Therea, die Cello spielt. Es ist die Tochter eines vermögenden Bauunternehmers aus Frankfurt, der sich aber nicht für sie und ihren kleinen Bruder Leonhard interessiert, weil er sie zu weich findet. Die Mutter starb, als Theresa und Leonhard im Kinderalter waren, und danach gab es keine feste Mutter mehr in ihrem Leben. Die beiden Geschwister hatten immer nur sich. Als Theresa zwanzig Jahre alt ist, beschließen sie und Leonhard, den Vater zu verlassen, und ziehen um die Welt. Theresa gibt Cello-Konzerte und Leonhard blättert die Noten um. Sie haben nur sich. Nach mehreren Jahren sind sie für einige Tage auf Sizilien, dort fahren sie auf einer Vespa, mit dieser stürzen sie und Leonhards Kopf platzt auf. Im Krankenhaus können die Ärztinnen immerhin sein Leben retten, die Prognosen sind aber schlecht, Leonhard wird nicht lange leben können. Nun schaltet sich auch der Vater ein und lässt den Sohn in die Charité nach Berlin bringen, wo sie weitere Operationen an ihm durchführen. Leonhards Gehirn und Körper sind schwerbeschädigt, er kann sich nichts länger als 4 Minuten merken und sein Körper ist von Urin durchtränkt, es bilden sich ständig Nekrosen und es müssen ihm nach und nach Körperteile entfernt werden. Bald vergisst Leonhard auch, dass er vergesslich ist, vergisst seine Schwester, es gibt für ihn nur diese schöne Frau, die ihn pflegt und ihm mit dem Cello vorspielt. Währenddessen will er masturbieren. Die Schwester soll während des Spielens unbekleidet sein. Abend für Abend. Sein Zustand verschlechtert sich, Theresa bleibt ihm aber zur Seite. Sie haben nur sich. Mittlerweile kommt auch der Vater wieder, einmal im Monat. An einem Tag lässt Theresa ein Bad ein, sie gibt ihrem Bruder Barbiturate und sie gehen gemeinsam in die Wanne, wie früher, als sie Kinder waren, das waren sie gewohnt. Er schläft ein und wacht nicht mehr auf. Theresa wird des Mordes angeklagt, gibt alles zu, kommt ins Gefängnis. Dort nimmt sie sich das Leben. Als der Vater von ihrem Tod erfährt, holt er einen Revolver aus dem Tresor, steckt ihn in den Mund und drückt ab.

Ich schlug meiner Frau vor, dass ich ihr die Geschichte am Tag vorlese, sie sagte, sie werde aber schon müde, wenn sie den Umschlag dieses Buches nur sehe. Und mittlerweile kennt sie ja schon die Geschichte, weil ich ihr so oft gesagt hatte, was für eine eindrückliche Geschichte sie da verpasst. Eine Geschichte, wo sie am Ende alle tot sind. Na super.

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Am Nachmittag bereiteten wir Pepperkakan zu. Schwedischen Lebkuchen. Ich gab einen Block Butter in die Schüssel, eine Unmenge Zucker und viel Sirup. Danach zählte ich jede einzelne Kalorie, die ich in dem Topf verrührte. Es waren drei Millionen fünfhundersiebenunddreissigtausend vierhundertzweiunddreissig.

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[Do, 11.12.2025 – süßer Sekt, mehlige Äpfel]

Ich vertrage offenbar keinen Alkohol mehr. Zugegebenermaßen trank ich in der letzten Nacht ein ziemliches Durcheinander, von süßem Sekt, Aperol Spritz, Rotwein, Espresso Martini, Rotwein, Rotwein, Rotwein, Rotwein, Glühwein bis hin zu Bier. Aber eigentlich stecke ich so etwas gut weg. Natürlich hatte ich unter solchen Umständen immer einen Kater, mit einem Kater weiß ich aber umzugehen. Was neuerdings hinzukommt, ist eine Gelähmtheit, eine Kraftlosigkeit, als wäre der Kater nicht in mir drin, sondern als wäre ich selbst ein dicker, unbeweglicher Kater mit Muskelschwund und Arthritis. Ich kann mich zu nichts aufraffen, meine Gelenke sind verrostet, alles kostet Kraft und ich will nur schlafen, schlafen, schlafen. Früher hatte ich einfach nur einen Kater. Kopf, Gliedmaßen, Wahrnehmung: Alles ist verbrannt. Das fand ich leichter zu handhaben. Vielleicht kommt es daher, dass ich seit geraumer Zeit weniger trinke, der Gewöhnungseffekt hat nachgelassen. Wenn das so ist, dann empfinde ich das als eine gute Sache.

Glücklicherweise bekam die gesamte Belegschaft heute einen Erlass von Arbeitsstunden. Offizieller Arbeitsbeginn war erst 12 Uhr. Das finde ich sehr sympathisch. Und mir kam das heute wirklich sehr gelegen. Ich aß am Vormittag zwei Äpfel, einen Kanzi und einen Royal Gala. Ich bin bei Apfelsorten sehr mäkelig geworden, ich weiß nicht, wann das anfing, früher, als ich Apfelpflücker war, gab es ja nur Stark- und Golden-Delicious, zumindest in Südtirol war das so. Stark mochte ich schon damals nicht, obwohl die aussahen, wie klassische Äpfel, also rot, mittlerweile mag ich ja fast nur noch Kanzi und Cosmic Crisp, und in Hamburg gibt es einen überraschenden Mangel an mir genehmen Äpfeln. Zumindest in jenem Hamburg, in dem ich einkaufe, das ist hauptsächlich Lidl, aber auch ein kleiner Rewe. Es gibt Gala, Gala, Gala, Royal Gala und die immer etwas vergoren schmeckenden Pink Ladys. Neben den braunen Äpfeln, die als Bratäpfel angeboten werden, aber an die traue ich mich wirklich nicht ran. Deswegen brachte ich mir Kanzi aus Berlin mit, die verwechselte ich heute früh allerdings mit den noch übrig gebliebenen, mehligen Galas. Direkt beim Reinbeißen in diese Masse aus süßem, hartem Mehl verging mir sofort die Lust, auch noch darauf herumkauen zu müssen. Ich weiß, es gibt viele Menschen, die mit den neuen Sorten fremdeln, Gala ist strenggenommen auch eine neue Sorte, aber eine wenig gelungene, wie ich finde, und vielleicht kenne ich die richtigen alten Sorten gar nicht, auch wenn ich mich wegen meiner Apfelpflücker-Vergangenheit oft als Apfelkenner ausgebe, so habe ich in Wirklichkeit doch keine Ahnung davon, manchmal spiele ich mich nur ein bisschen auf, ohne es zu merken, es ist mir dann erst später peinlich, jetzt zum Beispiel. Was ich aber sagen will: Für mich war die Geschichte mit der Schlange im Garten Eden immer wenig überzeugend, wie sie da Eva diesen roten Apfel gab. Ich meine: Damals gab es ja nur alte Sorten, no way, dass Eva sich so einen mehligen Apfel aufschwatzen ließ. Immerhin hat der Vatikan das Buch Genesis mittlerweile als historisch inkorrekt eingeordnet, und eine symbolische Lesart der Apfelgeschichte empfohlen.

Mehlige Äpfel. Symbolik. Weiß jetzt auch nicht.

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Update: die ganze Wahrheit über Streuobst. (aus dem Archiv, März 2006)

[Mi, 10.12.2025 – bei Tageslicht, WeiFei]

Wegen der Weihnachtsfeier am Abend, bekamen wir heute ab 14 Uhr spontan frei. Ich nahm mir vor, das Tageslicht auszunutzen und in die Stadt zu fahren, damit ich Hamburg wenigstens einmal bei Tageslicht sehe und sich die Stadt nicht immer so dunkel anfühlt. Um 14 Uhr ging ich dann in die Firmenwohnung, legte mich kurz aufs Bett, um meiner Frau zu schreiben. Danach wachte ich um 16 Uhr wieder auf. Die WeiFei würde um 18Uhr beginnen, meine Tageslichtunternehmung blies ich also ab.

Auch war ich ganz lose mit einem italienischen Kollegen verabredet. Er wohnt seit Ende September in Hamburg, besser gesagt, in Henstedt-Ulzburg, einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein, die ich nur von den Verkehrsplänen der HVV kenne. Er ist ein wenig einsam, weil er noch keine Freunde hat und auch findet, dass hier alles so dunkel ist. Meine Idee, bei Tageslicht in die Stadt zu fahren, fand er ausgesprochen gut und wollte mich vielleicht begleiten. Er kam allerdings nicht um 14 Uhr los, deswegen sagte ich ihm, er solle es ganz entspannt machen, ich würde ohnehin zuerst rüber in die Wohnung gehen, mir etwas anderes anziehen, und dann könne er sich ja melden, falls er noch Lust hat.

Als ich um 16Uhr aufwachte, fand ich eine WhatsApp von ihm auf meinem Telefon. Ich fühlte mich sofort schuldig. Allerdings hatte ich Glück, er schrieb nämlich, ich solle nicht auf ihn warten, er hätte noch zu tun.

[Di, 8.12.2025 – Rechtschreibung, Foto, Pensum]

Seit ich die Rechtschreibkorrektur im Blog verwende, mache ich generell auch weniger Rechtschreibfehler. Vermutlich strenge ich mich jetzt unbewusst mehr an, weil sich mein Anspruch erhöht hat. Andererseits bin ich dadurch auch zu faul geworden, um die korrekte Schreibweise von Wörtern wie „Algorhythmus“ nachzuschlagen. Ich weiß, dass das nichts mit Rhythmus zu tun hat, aber das sagt mir danach das LanguageTool.

Heute telefonierte ich den ganzen Abend mit einem Ex-Mitarbeiter. Wir haben da eine Geschäftsidee, die wir den ganzen Abend durchrechneten. Vielleicht etwas für die Zukunft. Währenddessen posteten die Leute der Immer.Bärbel-Lesebühne weitere Fotos und Fragmente der Lesung von neulich auf Insta. Das Foto von mir gefällt mir ausgesprochen gut. Die Fotografin hat eigentlich ausschließlich ausgesprochen gute Fotos von mir gemacht. Ich muss mich einmal direkt bei ihr bedanken (so. soeben getan.), kann man ja auch gut wiederverwenden als Autorinnenfoto oder als etwas seriöseres Profilfoto für die Profile, die man heute überall herumliegen hat.

Keine besondere Erkenntnis gewonnen heute.

Ich muss noch mein Tagespensum an dem langen Text durchziehen. Die Superheldengeschichte habe ich doch wieder beiseitegelegt. Der andere sogenannte lange Text ist mittlerweile dermaßen umfangreich geworden, dass ich ihn zuerst beenden möchte, bevor ich an etwas anderes Großes beginne. Zudem muss man an so einem Text auch dranbleiben, weil man sonst den Fokus verliert, die Figuren verwässern, der Plot driftet weg, der Sound auch. So ein langer Text ist ein wachsender, amorpher Organismus, dem man ständig neue Organe dranpflanzt.

[Mo, 8.12.2025 – Hundewiese, Go European]

Auf der Hundewiese stellte sich heraus, dass niemand den Geburtstag ihres Hundes feiert. Darauf reagierte ich einigermaßen entsetzt. Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ich berichtete in der Runde, dass ich zum Geburtstag meiner Hündin keine anderen Termine wahrnehmen würde, dass sie einen Hundekuchen bekommt, also umgestülptes Nassfutter, das wir mit Lachscreme überziehen und mit kleinen, knackigen Leckerlis bespicken. Ich referierte sicher mehrere Minuten lang.

Ich muss wohl sehr emotional gewirkt haben, weil alle sagten: Jetzt fühle ich mich aber schlecht.

Am Abend fuhr ich zurück nach Hamburg. Diesmal konnte ich wieder Hörbuch hören. Aber ich werde es nicht schaffen, das ganze Buch bis Ende Dezember durchgehört zu haben.

Und sonst beschäftige ich mich gerade damit, mich von US-amerikanischen Softwareanbietern zu verabschieden. Ich will kein Gmail mehr, ich will kein Maps mehr, kein Chrome, kein Amazon. Office und Windows habe ich ohnehin nie benutzt. Aber meine Abhängigkeit von Google ist immens. Ich werde nicht alle ersetzen können, das meiste schon, aber nicht das Telefon. Auch Insta kann ich nicht ersetzen, Twitter nutze ich schon lange nicht mehr. Ich bin schockiert darüber, wie eiskalt die USA ihre Marktmacht in Technologie ausnutzen. Jüngstes Beispiel vom Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, dem die US-Regierung kurzerhand Email und Office abgeschaltet hat. Was ne Shitshow. Und wenn die Trump-Administration jetzt ganz offiziell die rechtsradikalen Kräfte in Europa stärken will, dann werden natürlich auch die Algorithmen bei Insta und Facebook (Twitter sowieso) entsprechend ausgesteuert. Wir stehen halt nicht mehr auf der gleichen Seite. Und die Firmen spielen das alles mit. Firmen waren noch nie moralisch. Firmen waren immer hervorragend darin, ihren moralischen Kompass immer neu zu kalibrieren.

Mir macht das unfassbar schlechte Laune. Der Ton wird hier sicher bald wieder besser. -> Go European.

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Mittwoch bin ich ein Clown.

[Sa, 6.12.2025 – Rotten Tomatoes, Reifenwechsel]

Wir machten uns eine mexikanische Bowl und danach wollten wir „The Abandons“ schauen, diese neue Serie mit Gillian Anderson und Lena Headey, ein Neo-Western über zwei Frauen im Oregon der 1850er Jahre. Vor noch nicht so langer Zeit schaute ich noch ungemein gerne Neo-Western. Anfang dieses Jahres schrieb ich noch darüber, seit Anfang dieses Jahres hat sich aber vieles in der Welt verändert und meine Faszination für die Vereinigten Staaten hat einen merklichen Knick erfahren, um nicht zu sagen, dass mich mittlerweile sogar eine gewisse Abneigung gegen filmisch dargestellte historische US-Themen erfasst hat. Auch wenn oft durchaus kritische Themen aufgegriffen werden, so ist es unterschwellig trotzdem immer ein Feiern dieser Geschichte, dieser Legitimation, worauf dieses Land gebaut ist: Eroberung, Waffengewalt, Gott und die damit verbundene Freiheit. Seit Vance, Trump und die Gang kotzt mich das alles nur noch an.

Nach 15 unfassbar langweiligen Minuten konsultierten wir die Rotten-Tomatoes-Bewertungen und stellten fest, dass die Serie mit 22 % Zustimmung schlechter bewertet wurde als „Sharknado II„, und so beschlossen wir, abzubrechen. Ich hatte mich sehr gefreut, stundenlang Gillian Anderson und Lena Headey zuzusehen. Dafür würde ich sogar mittelmäßige Bewertungen in Kauf nehmen, aber 22 ist schon sehr mies. Als Grenze hatte ich mir einmal 70 % gesetzt. Wenn die Bewertungen unter 70% oder unter 3 Sternen auf anderen Plattformen liegen, dann ist der Film üblicherweise nicht gut. Manchmal nur in Details. Deswegen schauten wir „The Roses“ mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch, ein Remake der Tragikomödie aus den Achtzigern oder Neunzigern. Das Remake hat zwar nur 64 % Zustimmungswerte, aber das wussten wir erst später, als wir nachschauten, weil wir beide fanden: „Irgendwie OK, aber mit seltsamen Schwächen“. Nunja. Immerhin sind Colman und Cumberbatch super.

Was ist sonst noch passiert. Der lange erwartete Reifenwechsel fand heute statt. Jetzt bin ich gewappnet für Südtirol und die wöchentlichen Fahrten nach Hamburg. Auf den Winterreifen fehlen die Radkappen, ich fühle mich damit ein wenig schäbig, als wäre es ein Nutzauto auf dem Bauernhof. Ein erstaunlich gutes Gefühl. Weil mich meine Frau beim Abholen des Autos begleitet hatte, fuhren wir damit noch eine längere Runde. Es war so schön, zusammen im Auto zu sitzen und die Stadt an uns vorbeiziehen zu lassen. Auf der Rückbank lag die Hündin und kaute auf ihrem Knochen herum.

In meinen Notizen steht auch „Nikolaus“. Aber ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht hatte. Ich sah gelegentlich Nikolause, aber nichts davon lieferte mir eine Erkenntnis.

[Fr, 5.12.2025 – Input und Output]

Auf der Rückfahrt hörte ich diesmal kein Hörbuch, ich hatte zu viele Gedanken im Kopf, die den ganzen Platz einnahmen. Input über den Hörkanal funktionierte nicht. Deswegen Musik. Streng genommen ist das auch Input, aber der schleicht sich irgendwie an den Gedanken vorbei und schüttelt sie von hinten auf, wie man das mit einem Bett macht, wenn man es lüftet.

Heute verließ ich die Firma eine halbe Stunde früher. Und war auch eine halbe Stunde früher da. Ja, wenig überraschend. Lustig wäre es gewesen, wenn ich trotzdem gleich spät ankomme. In diesem ewigen Geschiebe in der Zeit. Wie wenn man früher ins Büro geht, aber dann doch nicht früher herauskommt.

Die Hündin war mir heute im Treppenhaus entgegengerannt. Allerdings hatte meine Frau sie schon aus der Wohnung gelassen, bevor ich oben war. Also rannte sie aus dem dritten Stock die Treppe hinunter, ich kam aber mit dem Fahrstuhl nach oben. Als ich sie von oben rief, hörte ich das aufgeregte Tapsen auf der Treppe, wie sie den ganzen Weg wieder nach oben rannte. Sie freut sich immer so. Sie dreht dabei Pirouetten.

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Tag 5

[Do, 4.12.2025 – der Sound von Text, an der Trizepsmaschine]

Während ich bei Fittix an der Trizepsmaschine saß, fand ich plötzlich den richtigen Sound für den Superheldentext. Ich berichtete vor mehreren Monaten, dass ich jenen Text nach 50 Seiten beiseitelegte. Weil irgendwas daran nicht funktionierte. Der Ton gefiel mir nicht, ich kam nicht richtig in die Figur hinein, der ganze Sound war etwas spröde. Ich fand das sehr schade, weil ich schon einen super Titel habe und der Plot fast bis zum Ende durchgedacht ist und ich mir vorstellen kann, dass das ein richtig guter Text werden könnte. Deshalb freute es mich heute so, als ich an der Trizepsmaschine saß und ausnahmsweise keinen Podcast im Ohr hatte, und ich an jenen Text dachte, ihn mir innerlich noch einmal erzählte und auf einmal der richtige Erzählsound in mich über ging. Die Figur. Wie sie die Geschichte erzählt. Die Haltung, aus der heraus die Figur spricht. Es sind nur feine Nuancen, die den Sound zu einem Sound machen. Und plötzlich rollt der Text an. Ich lief sofort nach Hause und setzte mich an meine schöne neue Tastatur.

Ich sollte vielleicht nicht immer Podcasts im Ohr haben.

Den Gesellschaftstext (früher: pornografischer Roman) lege ich vorerst für ein paar Tage beiseite. Muss schauen, ob sich der Sound des anderen Superheldentextes bewährt. Es dauert leider immer eine Zeit, bis man sich sicher ist.

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Tag 4:

[Mi, 3.12.2025 – Pläne]

Eigentlich wollte ich zum Sport. Stattdessen ging ich zu MediaMarkt. Klingt ein bisschen lustig. Es hat aber einen ernsten Hintergrund. Meine Kopfhörer sind nämlich kaputt. MediaMarkt liegt im Südwesten und Fittix im Nordosten. Es lässt sich nicht gut verbinden.

Heute war ich eine Stunde früher im Büro. Um auch eine Stunde früher wieder raus zu sein. Das hat auch gut funktioniert. Was ich davon hatte, weiß ich allerdings nicht.

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Laut dem Spotify-Jahresrückblick ist mein musikalisches Alter 87.

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Tag 3:

[Di, 2.12.2025 – Pokal, Wir träumen jedes Jahr]

Den ganzen Tag freute ich mich schon auf den Feierabend, um zurück zu meiner Tastatur zu kehren und damit liebevoll den Text zu streicheln.

Zwei Stunden vor Feierabend wurde es dann in meinem Fanclubchat unruhig, weil heute ja das Pokalspiel gegen Kaiserslautern stattfand. Das hatte ich ganz vergessen. Hertha und der Pokal. Wir träumen jedes Jahr.
Es gab heute ein unverhältnismäßig großes Polizeiaufgebot, vermutlich als Reaktion auf die Proteste gegen die geplanten Gesetze. Die Proteste waren durchgehend friedlich gewesen und fanden großteils zudem in den Medien statt. Ich beteilige mich ungerne an reflexhafter Polizeikritik, aber das war heute ein sehr seltsamer Move der Polizei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von der Berliner Innensenatorin veranlasst wurde.

Hertha spielte jedenfalls einen rauschhaften Fußball und besiegte Kaiserslautern mit 6:1. Solche Ergebnisse kenne ich eigentlich nur aus Geschichtsbüchern. Ich hatte mir das Telefon auf dem Schreibtisch aufgestellt und schaute darauf das Spiel.

Nach Abpfiff war mein Insta voll von Bildern des Spielergebnisses. Überall prangte das 6:1. Ich kenne nur einen einzigen Lautern-Fan, das ist Christian Baron, mit dem saß ich Anfang des Jahres auf der Bühne, als wir Fußballtexte vorlasen. Er im Lautern-Trikot und ich im Hertha-Leibchen. Zwischen uns Klaus Ungerer in grün als Lübeck-Fan. Christian Baron lasse ich heute besser in Ruhe. Ich mag den.

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Tag 2: