Noch mehr Sex

Parmesankaese im Salat! Welch eine Entdeckung.
Das ist fast so viel Sex wie kleine Knoblauchstuecke in heisses Olivenoel zu schmeissen. Nur ein bisschen anders. Waehrend Knoblauch in heissem Olivenoel eher sinnlicher Sex ist, getraenkt in ewigdauernder Erotik, spielt Parmesankaese im Salat, in einer viel rauheren Liga. Wie ein schneller Fick. Feurig und nass vor Schweiss.
Ich bin gar kein so ein schlechter Liebhaber wie man meint.

Suedtiroler Tirtlen

Da die Dame bei mir zuhause gestern ihren Geburtstag feierte und mir momentan bei den Geschenkideen etwas die Phantasie entlaufen ist, schenkte ich ihr gestern, neben Obstsalat zum Fruehstueck und oralem Sex auf Kommando (man verschenkt ja am liebsten was man selbst so gerne haette), zur Abwechslung mal eine suedtiroler kulinarische Spezialitaet.Tirtlen. Ich hab die selbst zwar noch nie zubereitet, aber als Kind habe ich sie immer verschlungen, als gaebe es sie nie mehr in meinem Leben. Tatsaechlich verabschiedete sich meine Oma dann in Richtung Himmel und da meine Mutter keine Titlen machen kann, ist meine Erinnerung an die letzten Tirtlen, mit Baumhuetten bauen und Maedchenzoepfe ziehen, in weiter Ferne untergegangen. Aber Frau Risottokoenigin rief letztens die Erinnerung an die Kindheit wieder hoch, und nun ist es soweit.

Rezept fuer suedtiroler Tirtlen mit Spinat und Topfen
(Oder zumindest: So wie ich sie mache)

Die meisten Leute werden wohl erstmal in den Laden gehen muessen, da ich davon ausgehe, dass nicht jeder die folgenden Zutaten im Hause hat, was Tirtlen wiederum fuer ein spontanes Essen mit Freunden mitten in der Nacht ungeeignet macht. Fuer naechtliche Essorgien empfehlen sich weiterhin Spaghetti. Jedenfalls, fuer 4 Personen muss das folgende auf den Einkaufsplan:

150 mg Weizenmehl
250 mg Roggenmehl
passierter Spinat
250mg Topfen (oder Quark)
Salz
Sonnenblumenoel
Zwiebeln

Als allererstes muss man einen Teig machen. Man nehme dazu das Mehl und das Wasser. Man kann auch zwei Essloeffel Oel mitgeben, und statt Wasser Milch eingiessen. Es muss ein fester Teig werden, der nicht klebt, also passt auf, nicht zuviel Wasser oder der Milch zu benutzen. Man kann sich lange darueber streiten wie man einen Teig macht, aber ich schmeisse die Teigzutaten in eine grossen Schuessel und fange an zu kneten, bis er einigermassen fest wird. Also, bis keine kleinen Stuecke mehr herumspritzen, sondern man den Teig ohne weiteres aus der Schuessel nehmen kann und damit knetend herumlaufen.
Habt ihr die Haende schon gewaschen? Gut, weil jetzt waere es zu spaet. Wenn man es vergessen hat, verschweigt man es besser, und waescht sich nach dem Teigkneten gleich stillschweigend die Haende. Aber es fragt eh niemand je danach. Wenn der Teig dann nicht mehr klebt, legt man ihn zurueck in die Schuessel, legt ein (sauberes) Tuch darueber und laesst ihn erstmal 30 Minuten ruhen. Wer beim Kochen Rotwein trinkt, sollte sich den Wein bis zu diesem Moment aufsparen, da man beim Teigkneten eh keine Haende frei hat, und man sonst dauernd auf das Glas schielt, wobei man es nicht trinken kann. Nachdem man den Wein eingeschenkt und die Zigarette angezuendet hat, gibt man sich der Fuellung hin. Es gibt da verschiedene Variationen. Im Pustertal nimmt man dazu auch oft Sauerkraut, aber meine Kindheit ist gepraegt von Spinat/Topfen Tirtlen, deshalb machen wir diese.
Hier in Hamburg hat man erstmal das Problem Topfen zu finden. Ich las jedoch, dass Topfen lediglich etwas trockener Quark ist. Also gab ich den Quark auf ein Kuechentuch und drueckte den Klumpen vorsichtig ueber die Spuele aus. Es ist erstaunlich, dass man da richtig drauflosdruecken kann und der Quark nicht durch den Stoff nach draussen tritt. Ganz berfriedigend ist diese Methode jedoch nicht, deshalb legte ich den Batzen nachher noch auf ein Stueck doppelgefaltetes Kuechenrollenpapier. und dann noch eine Lage darueber, und quetschte ihn platt. Das Papier saugt sich immer noch mit Wasser voll. Diesen Vorgang muss man mehrmals wiederholen, bis man das Gefuehl hat, dass er sich anfuehlt wie Topfen. Dann nimmt man einen Schluck Wein.
Lasst den Topfen ruhig so offen liegen bis er an der Reihe ist. Es kam mir so vor alsob er atmen muesse. Das kann auch Schwachsinn sein, aber geschadet hat es ihm nicht. Dann muessen die Zwiebeln ran. Zwiebeln gehoeren zwar standardmaessig nicht dazu, ich glaubte mich aber zu erinnern, dass meine Oma immer Zwiebeln nahm. Macht sie am besten gaaaahaanz klein und fein, und bratet sie dann mit ein klein wenig Olivenoel in einer Pfanne an. Nur ganz leicht. In einer anderen Pfanne oder Topf, gebt ihr den Spinat. Wenn ihr es richtig machen wollt, dann nehmt ihr Spinatblaetter und passiert den mit der Hand. Da ich aber nichts zum Passieren habe, und ueberdies gar nicht weiss wie das geht, kaufte ich gefrorenen und passierten Spinat. Den in eine Pfanne geben, damit er sich vom Eis loesen kann.
Bitte weder den Spinat, noch die Zwiebeln, noch den Topfen, mit Salz oder irgendwas anderes wuerzen. Den Teig selbst soll man gut salzen, aber wenn man die Fuellung auch noch salzt, dann wird es geschmacklich sehr schwere Kost. Das Geheimnis der Tirtlen ist die Mischung aus fettiger und schwerer Huelle, mit dem sanften, topfigen, ja gar erotischen Kern. Das ist Sex, also kein verdammtes Salz! Lieber noch einen Schluck Wein, damit man nicht auf dumme Gedanken kommt.
Die drei Fuellungskomponenten erstmal getrennt kalt werden lassen. Wenn man sie schon in warmem Zustand mischt, dann geht der Topfen zu sehr in das andere ueber und das ist nicht so gut glaube ich. Die Tirtlen aus meiner Kindheit hatten wirklich so kleine Klumpen, kann ich mich erinnern. Nachdem sie abgekuehlt sind, in eine Schuessel schmeissen, und das Ding richtig versohlen.
So,wenn die halbe Stunde fuer den Teig um ist, stellt man eine moeglich breite Pfanne mit ganz viel Oel auf den Herd. Mit ganz viel Oel meine ich ganz viel Oel. Also nicht bloss den Boden, sondern richtig dreifingerdick Oel reingeben. Das Ding muss eine Frittierpfanne imitieren. Wer eine Frittierpfanne hat, nimmt natuerlich die. Diese richtig heiss machen.
Und dann geht es wieder zurueck zum Teig. Mann nimmt dann am besten gleich drei, vier, fuenf Schlucke Wein, da man sich jetzt wieder die Haende schmutzig macht. Am besten waere es natuerlich einen Kuechengehilfen zu haben, der einem dauernd den Pegel der Koerperfluessigkeit aufrecht erhaelt, aber damit sind die Gaeste ja ueberfordert.
Ziel der Sache ist es jedenfalls, kleine Scheiben von zehn Zentimetern im Durchmesser zu drehen. Dass ihr eine Unterlage braucht ist klar. Ich nahm ein Schneidebrett, das ist zwar etwas klein und man kommt sich auf den paar Quadratzentimetern vor wie ein Origamibastler, aber meine Kueche hat leider keine grossen Flaechen, Ich beschreibe es im Detail, da nicht jeder so geschickt mit Teig umgehen kann und fuer mich war es gestern das erste Mal dass ich ueberhaupt ein nudelholzaehnliches Werkzeug in die Hand genommen hatte (wenn man mal ausser acht laesst, dass der neunjaehrige Supermequito, ein Nudelholz als Geheimwaffe unter seinem Umhang trug und damit dem Boesen im letzten Moment damit ueberraschte, und die ganze Welt rettete), sodass es fuer aehnliche Anfaenger bestimmt hilfreich ist. Was haette ich gestern fuer solch eine detailierte Anleitung gegeben!
Erstmal muss man die Arbeitsflaeche mit Mehl einstaeuben, damit der Teig nicht an die Unterlage festklebt. Das habe ich bei meiner Oma gesehen. Dann ein kleines Baellchen nehmen und dies in das Mehl herumdrehen, und langsam plattkneten zu einem Runden Kreis formen. Achtet darauf, dass immer alles mehlig bleibt, sonst ist man die ganze Zeit damit beschaeftigt, den Teig von Fingern und Werkzeug zu entfernen. Jedenfalls war das bei meinem Teig so. Es kann sein, dass man mit mehr Erfahrung einen besseren Teig hinbekommt, aber das wird erst die Zukunft zeigen.
Dann steckt man den Korken der geoeffneten Weinflasche wieder zurueck in die Flasche und waelzt damit ueber den Teig, einen zehn Zentimeter breiten Kreis. Sie koennen auch groesser sein als zehn Zentimeter. Bei mir wurden sie auch groesser, aber ich glaube, das ultimative Ziel ist es schon, diese auf zehn Zentimeter runterzutrimmen.Der Tradition wegen. Und es ist einfacher sie im Oel umzudrehen, vor allem wenn man schmale Pfannen hat, so wie ich.
Ihr werdet merken, dass das Etikett der Weinflasche die Arbeit stoert. Nicht nur weil die Flasche anfaengt zu fuseln und sich Paierstuecke in den Teig mischen, das koennte man noch irgendwie vertuschen, sondern der Teig klebt sich am Papier viel schneller fest als auf dem Glas. Komisch, was? Ich haette auch gesagt, dass das Glas, wegen der glatten Oberflaeche, viel eher klebt. Leider ist es nicht so. Nun kann man natuerlich die Flasche unter heisses Wasser geben und das Etikett abschaelen, aber das ist wiederum so schlecht fuer den Wein. Bei uns in den Bergen hat man ja immer schwarzgebrannten Schnaps auf Lager, immer ohne Etikette, aber hier ist das ja nicht so. Dshalb heisst es schrubben. Ausser man hat noch weitere Flaschen Wein auf Lager, welch ein Glueck, und kann sie kurz ins heisse Wasser stellen.
Das hat den Vorteil, dass man die Haende wieder sauber hat, und noch ein Glas nachschenken kann. Die Pfanne mit Oel muesste inzwischen sehr heiss geworden sein, also schaltet man die Flamme besser aus. Ihr seid ja noch nicht soweit. Da es sehr warm geworden ist in der Kueche und alles sehr anstrengend ist, nimmt man gleich noch ein Glas Wein.
So, dann knetet und rollt man wieder. Man braucht fuer ein Tirtl mindesten zwei solcher Scheiben. Wenn zwei fertig sind, gibt man die Zwiebel/Topfen/Spinatmischung darauf, breitet sie mit einem Loeffel aus bis zu ein oder zwei Zentimeter vom Rand, gibt dann die andere Scheibe obendrauf und presst die Raender mit einer Gabel fest, damit es geschlossene Behaelter werden. Nun das Oel wieder auf hoechststand bringen und das Tirtl hineingeben und sich an das Naechste wagen. Ihr werdet merken, dass es mit jeder Scheibe schneller geht. Man muss sich nur an die Bewegung des Knetens und Formens gewoehnen.
Wenn das zweite Tirtl auch fertig ist, und ihr es zur Pfanne bringen wollt, werdet ihr leider sehen, dass das erste Tirtl in der Pfanne schon voellig schwarz geworden ist.Tja es geht sehr schnell. Das wusste ich auch nicht. Ich dachte das braucht bestimmt so lange wie Pommes. Deshalb macht man am besten erst die Tirtlen, und schmeisst sie erst nachher ins Oel.
Eigentlich war es das nun schon. Die Tirtlen muessen Goldbraun frittiert werden und koennen dann auf einem Teller gestapelt werden. Essen tut man sie mit Messer und Gabel, oder mit der Hand. Besondere Tischregeln gibt es dafuer nicht.
Schlecht ist es auch nicht, wenn man Salat dazu macht. Tirtlen sind etwas schwer, daher ist die Leichtigkeit des Salates eine willkommene Abwechslung. Zum Trinken ist Bier irgendwie besser als Wein. Aber kwatsch, das ist natuerlich Geschmackssache, jedoch kam es mir so vor, alsob Bier etwas neutraler schmeckt und man den erotischen Geschmack, dieser schwere Schale / sinnlicher Kern -Sache, besser zur Geltung kommen laesst.

Und zum Verdauen spielt man natuerlich eine Runde Schnelln.

Ueberdies sollte man vorher wissen, dass die Kueche nachher ein Saustall sein wird.