[futter]

Wie Susanne auch schon angemerkt hat, will Bloglines nicht mehr so richtig. Die vielen toten Feeds die nicht mehr aktualisiert werden. Ich erschrecke immer wieder, wenn ich über andere Blogs auf quicklebendige Blogs stoße die ich tot wähnte weil sie in meinem Feedreader nicht mehr aktualisiert werden.
Ich war schon so weit gegangen einige Blogs anzuschreiben, dass ihr Feed nicht mehr ginge, aber jetzt weiß ich es besser.
Ich habe mir jetzt mal dieses Netvibes angesehen aber Netvibes und ich, wir werden nicht richtig warm. Nicht so sehr die vielen Farben, sondern die Navigation ist es, die mir nicht zusagt. Ich hatte früher Sage lokal im Firefox und danach Bloglines um überall im Netz den gleichen Status der Feeds zu haben. Ich weiß jetzt nicht ob das altbacken ist, aber: ich vermisse bei Netvibes das Menü an der linken Seite. Links klicken, rechts Inhalt, das ist so einfach wie Butterbrot. Das mag ich.
Gibt es empfehlenswerte Feedservices die das so machen?

[03.07]

Ahh, der Sommer hat aufgehört zu zögern und jetzt faltet er ungeniert seine ganze Vulgarität über die Stadt aus, schwer, plump, drückend. Als müsse er noch lernen wie man sich verfeinert. Kommt noch. Deshalb sollten wir diese Nächte nutzen und sie draußen verbringen wo die warme Sommernachtsluft gerade obszön an allen Ecken angelehnt steht und mit dem Zeigefinder lockt.
Gestern saßen Modeste und ich in der Schwedter Straße bei Pappa e Ciccia, dieser Name der sich sinngemäß vielleicht mit Pampe und Hüftspeck übersetzen lässt, dabei weiß ich jetzt nicht wieso ich die Übersetzung erwähnen muss, ah doch ich weiß es, weil mir der Name gut gefiel, obwohl ich von witzigen Namen meistens Hautflecken kriege, aber Pappa e Ciccia würde der durchschnittliche Toskanaurluaber mit dem Wörterbuch vermutlich in Brei und Speck übersetzen, oder wenn es dezenter sein soll: Brei und Fett. Aber jede Sprache hat jedenfalls seine Umgangstöne.
So saßen Modeste und ich im Pampe und Hüftspeck und aßen wirklich vortreffliche Pasta, neben Menschen die im Brei und Speck saßen und wirklich vortreffliche Pasta aßen. Das war amüsant, mehr hat der Name aber nicht herzugeben.
Ich habe gerade den lakonischen Part inne, wie es aber wirklich war, erzählt euch die Madame.

Da ich gerade wieder am Tagebuchbloggen bin –man verzeihe mir bitte die letzten Tage, ich war anderswie berschäftigt– sollte ich vielleicht erwähnen, dass das händische Töten der Blattläuse auf meinem Basilikum, nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat. Auch nicht in der Konsequenz in der ich kleine grüne Mistviecher zerquetschte und nebenher der Planze Gutes tat, wie singen und summen und grüne Gedanken von mir geben. Vermutlich sind die Blätter und der Boden schon völlig kontaminiert, mit Eiern, die unablässig für Läusenachschub sorgen. Ich habe nämlich gegoogelt, ich weiß wie das mit den Läusen funktioniert.
K hat dann Desinfektionsmittel in die Pflanze gesprüht, seitdem bewegt sich da nichts mehr.

[28.6.]

Gestern früh sind wir um zehn Uhr mit den Federbetten ins Wohnzimmer umgezogen und haben 3Sat eingeschaltet, um mit Kaffee und dem Wettlesen in Klagenfurt im Ohr, ein bisschen weiterzudösen. Gregor Sander zum Frühstück war angenehm, diese warme Stimme, der Ton der Erzählung. Um 14 Uhr war alles vorbei und anschließend machten wir ein bisschen dies und ein bisschen das. K wollte das ganze Wochenende keine Pläne haben, weil ihre letzten Wochenenden alle so verplant gewesen sind. Ich hatte nichts gegen Planlosigkeit. Wir sind dann die Brunnenstraße in den Wedding hochspaziert und haben über die Sachen geredet die uns gerade über den Weg liefen.
Später mit dem Gedanken gespielt, vielleicht noch nach Schöneberg, zum CSD zu gehen. Doch war das zu aufwändig, denn, wenn Plan das erste ist das man nicht haben will, dann kommt Aufwand direkt danach.

Mein Basilikum hat Läuse. Ich habe meinen Basilikum ein paarmal zu oft lieblos behandelt (Trockenheit, keine Lieder vorgesungen), was ihm etwas von seiner Lebenskraft genommen hat. Läuse riechen es wenn Pflanzen mal ein bisschen down sind, und ich weiß nicht woher sie kommen, möglicherweise haben sie überall schlafende Eier verstreut, die mit Anlässen schlüpfen wie Winterschläfer nach dem Winterschlaf. Jedenfalls riechen Läuse das und nun sind sie über meinen Basilikum hergefallen. Der Schreck war groß, der Ärger auch. Und vor allem das Schuldgefühl. Zumal es meine neuen Babies betraf. Die, die ich als Samen, sozusagen mit der Milchflasche großgezogen habe. Läuse.
Ich habe jedes einzelne der hundert Blätter händisch abgestreift und damit die Läuse zerquetscht. Ich habe sie noch laufen sehen, es herrschte große Aufregung im Pestopflanzenhain.
Danach habe ich ihm Waiting For The Sun von den Doors vorgesummt.
Meine Finger stanken nach Läusepisse. Und in meinem Nacken und meinem Rücken, und in meinem Haar, an meinen Armen, zwischen meinen Beinen – überall juckte es auf einmal.
Jetzt wieder während ich das so niedertippe.

[27.6.]

Mit dem zweiten Kaffee in der Hand ging ich zu meinem Chef, ein paar Sachen zu besprechen. Wie der kritische Bug zu bewerten sei und wie das Wetter am Wochenende werde, und dass wir das Kickermatch nächste Woche unbedingt gewinnen müssen, da der Pokal in unserer Abteilung zu bleiben hat. Ich fragte ihn, warum er keine Tore mehr schieße, ob ich mir Sorgen mache müsse, vielleicht bräuchte er eine Pause, wer weiß, ihm Sommer bei dieser stickigen Luft in dem Raum mit dem Kickertisch, vielleicht sei das einfach nicht sein Ding, man rieche ja schon den Schweiß in der Luft, das sei alles so FightClub-mäßig und er sagte, er wisse nicht ob er ein sportlerisches Tief habe, aber er würde ja immer noch diese fetten Schüsse von ganz hinten machen und ich sagte, Michael Jackson sei gestorben, woraufhin sich die eine Kollegin umdrehte und sagte, das sei so tragisch und ich sagte, ja nicht toll das und Chef sagte, Jacko wäre unsere Jugend gewesen, er hätte uns alle ziemlich geprägt oder mindestens begleitet und ich fragte in die Runde warum wir alle so blöd in indirekter Rede reden würden, worauf die beiden mit den Schultern zuckten und wie aus einem Mund sagten: „Wees ick nüscht“. Ich wusste auch nicht, weshalb wir erstmal schwiegen, doch dann kam KK aus der Entwicklung und sie sagte: Mek ich brauche Dich nicht mehr, ich habe alles klären können. Das freute mich und ich sagte: das ist super, hast Du übrigens gehört, Michael Jackson ist gestorben, und sie sagte: Ja, ich habe es vorhin von jemandem gehört, nicht schön das. Ich nickte. Mein Chef schaute. Und die andere Kollegin schaute auch.

Ja, und jetzt weiß ich auch nicht mehr.

Heute hatte ich kein einziges Meeting. Was aber nicht heißt, dass man dann Arbeit vom Tisch schafft, wenn man nämlich dauernd am Platz sitzt, wird man auch dauernd von den Kollegen unterbrochen die immer schonmal fragen wollten, sich aber nie zu fragen wagten. Denen habe ich dann ein Beat it vorgesungen.
Wir haben Großraumbüro. Später fragte jemand lautstark: Wollte der Jackson sich eigentlich nicht einfrieren lassen? Und ich dachte: Herrje, wenn das heute so weiter geht, dann kann ich wirklich nur noch über Michael Jackson tagebuchbloggen, weil sonst nichts anderes passiert, aber dann unterbach jemand meinen Gedanken, der sagte: nein, der wollte doch in Sauerstoffzelten wohnen, und dann rief jemand dazwischen: aber jetzt ist er ja tot und daraufhin sagte jemand anders: dann kommt er eben als Zombie in Thriller2.0 zurück und irgendwie fanden das alle zum lachen.
Ja und jetzt. Passt alles nicht so zum Bachmannpreis.

[26.6.]

Zu lange im Büro gesessen um noch guter Dinge zu sein. Trotzdem noch abgewägt zur OPAK-Release-Party ins NBI zu gehen, weil das ja der eigentliche Plan war, und Plänen folge ich manchmal bäuchlings blickdichts blindlinks. BlindLINKS? Weitlinks Trassenkiez. [Himmel]

Doch dann die Pläne links liegen lassen und den Laptop an den Fernseher angeschlossen um mit K die Bachmannpreisfilme anzuschauen. Ich wollte erst Christiane Neudecker sehen, wegen des roten Rockes den sie scheinbar trug, doch sahen wir, aus Gründen die ich jetzt nicht mehr nachvollziehen kann, zuerst Karsten Krampitz und danach Philipp Weiss.
Danach war ich so müde, dass ich sagte: ich gehe jetzt tagebuchbloggen und danach falle ich tot ins Bett.
Jetzt sitze ich hier und falle bestimmt gleich tot ins Bett.

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Von Klagenfurt berichten:
Moni
Die Sopranisse
Andrea Diener

[25.6.]

Ich war am Vorabend doch betrunkener gewesen als ich in Erinnerung hatte, oder: betrunkener als ich gedacht hatte. Das merke ich meist erst am nächsten Tag wenn ich im Büro sitze und die Zeit nicht vorangehen will. Irgendwann bekomme ich schlechte Laune und seitliche Kopfschmerzen (Kopfschmerzen an der Seite) und dann fange ich an so deprimierende Musik zu hören mit der ich eine Symbiose eingehe und dann kippt die Laune von schlecht nach schwer, und die Laune bleibt nicht Laune sondern heisst dann tiefes schwarzes Loch, ich werde also zum schweren tiefen schwarzen Loch und dann weiß ich es wieder: so ein Kater der subtilen Sorte.

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Über die Chausseestraße gen Norden geradelt und dort den engen Stellen getrotzt. Ich fahre gerne durch die Chauseestraße, gleich wie ich gerne durch die Friedrichstraße fahre. Die Enge, das Abmessen, diese gewisse städtische Düsterkeit im Schatten der großen Straßen. Wie wir Verkehrer uns als zähe Masse durch die abgedunkelte urbane Kulisse fließen lassen.
Diesmal hatte ich aber keinen Bock auf diesen poetischen Scheiß und nahm den Füßgängerweg (Teer und Schwefel), was es nicht unbedingt besser machte, die Chausseestraße hat nämlicht nicht nur viel Verkehr auf dem Asphalt sondern auch auf dem Fußgängerweg, und bald stieß ich vor dem Hotel Soundso auf eine Menschentraube die das Hotel zu verlassen schien und damit den Fußgängerweg blockierte. Eine Menschentraube japanischer Touristen, Menschen aus Japan, die mir gerade so ungewöhnlich vertraut vorkommen, wegen dieser Murakami-Phase die ich momentan wieder habe, drei Bücher von ihm in einem Rutsch durchgelesen und jetzt gerade beim Vierten, ich lebe gedanklich schon fast in Japan, denke mich an diese, mir mystisch vorkommenden Orte wie Sapporo, hin, und die nächtlichen Fahrten durch Tokyo, die Gespräche mit den Menschen, sie sind mir so deutlich vor Augen und diese ganze japanische Welt, wie bekannt sie auch wirken mag, ja sehr europäisch sogar, aber immer liegt eine gewisse Firnis über den Figuren, über den Landschaften, unantastbar, die man nur mit den Augen betrachten darf, was sie dann für alle, die nicht ungläubige Thomase sind, zu einer Art Überwesen stilidingsen. Und so stieß ich in der Chauseestraße auf die Menschentraube japanischer Touristen und ich war auf einmal in Tokyo, auf dem Fahrrad, und ich wusste mich nicht mehr zu verhalten. Was waren die Regeln, waren sie an Fahrradfahrern gewöhnt, würden sie den Weg freimachen? Von Fahrrädern liest man in den Murakamibüchern ja nie.
Ich bin dann abgestiegen.

[24.6.]

Beim Sektempfang im Neuköllner Schillerkiez gewesen. In des Verlegers der Herzen neuen Wohnung. Pjaer las nämlich in einer Pianobar dort ums Eck, was gleichzeitig der Ankündigung seines Buches diente. Wir werden uns freuen. Es waren wieder viele (Ex-)Blogger da, die ich jetzt nicht alle aufzählen werde. Aus Angst man fänge an mir aus dem Weg zu gehen wenn man mich trifft. Landet man ja nur in seinem Tagebuch wenn man den Wito trifft.
Albern, die letzten drei Sätze, aber irgendwie muss ich die Sache ja rund kriegen.

Ich hatte beim Empfang ein wenig zu nahe am Sekttisch gestanden und mir vermutlich ein paarmal zu oft nachgeschenkt und so zahlte es sich nicht mehr aus nach der Pause weiter an der Veranstaltung teilzunehmen, deshalb spazierte ich mit V die Sonnenallee hoch in Richtung Hermannplatz, dort kaufte ich mir einen Schawarma und ein Stück weiter eine Flasche Bier und wir hatten beide keine Lust Fahrrad zu fahren, so schoben wir die Drahtdingens einfach neben uns her und redeten über Vieles und über emotional praktische Handlungen, schlenderten den Kottbusser Damm weiter, in die Ritterstraße hinein und sechzehn Stunden später standen wir plötzlich am Alexanderplatz und wir fragten uns beide: Wow, sind wir jetzt das ganze Stück gelaufen, einmal durch halb Berlin und wir sagten beide: Wow, ja wir sind das ganze Stück gelaufen, einmal durch halb Berlin.
Am Alex trennten sich unsere Wege und wir stiegen beide auf das Fahrrad. Ich radelte gefährlich unstet, selbst mein Autopilot war nicht ganz bei Sinnen.

[23.6.]

Wieder vernünftiges Internet. Letzte Woche brach mir das Netz die ganze Zeit weg, bis am Freitag die Lämpchen auf dem Modem erloschen, ich also unfreiwillig aus dem Netz schied und die Dinge nicht mehr erledigen konnte (Mails lesen, Blogs lesen) die ich noch zu erledigen hatte. Ich stieg entfremdet in das Auto gen Süden.
Zudem konnte ich mich nicht gebührend aus dem Internetz in Richtung Österreich verabschieden. Diese Geste war mir als Tagebuchblögger wichtig, sowas wie: Wenn ich im Tauerntunnel ersticke, dann will ich euch eines sagen: Ich liebe euch, habe ich immer schon getan.
Als das Internet weg war habe ich zum Telefon gegriffen und Alice angerufen, die mir heute ein neues Modem zukommen hat lassen. Jetzt ist alles wieder gut.

In Villach habe ich Käsekrainer gegessen. Bratwurst mit kleinen integrierten Käsekammern. Gebraten schmilzt der Käse ins Wurstfleisch. Es hat einen Grund warum man sie die Eitrige nennt. Schmeckt übrigens köstlich. Und schafft ein statisch stabiles Fundament für Marillenschnaps.

Heute endlich den neuen Duschkopf montiert, die neue Duschstange angeschraubt und Milchglas gekauft gegen die Nachbarn die mir direkt in die Kloschüssel starren.

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[…] Meine neuen Freunde aus der neuen Nachbarschaft hat diese Fernliebe sicher irritiert […]“ Wunderbar.

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Radiowellen im Tunnel

[22.6.]

Zurück vom Speedurlaub in Kärnten. C ist dreißig geworden und hat in ihre Heimat geladen um Bergfest zu feiern, dreißig ist ja schon so eine Art Berg, weil die Frauen dann das Mädchenhafte hinter sich lassen und endlich zur Frau werden. So habe ich ihr das erklärt. Und dass wir Männer uns Frauen ab dreißig als Geheimtip zuwünschen.

Österreich war ein bisschen verregnet, aber die meiste Zeit saß ich ohnehin im Auto. Am Freitag zehn Stunden fahrt gen süden, dann schlafen, dann Kaffee in Villach, dann Schnaps und Bier und Wein, dann schlafen und Sonntag wieder in zehn Stunden Auto zurück. Und plötzlich ist Montag.

So war das. Sehr schön. Und notiert habe ich nichts.