[Mi, 23.8.2023 – nach Protokoll]

Heute trennten wir uns von einem hochrangigen Kollegen. Solche Trennungen laufen immer etwas militärisch ab, nach einem Protokoll, sehr rational, pragmatisch, etwas gefühlskalt.

Eine einzelne Entlassung ist ganz anders als beispielsweise eine gesamte Belegschaft entlassen zu müssen. In einer meiner vorigen Firmen musste ich 120 Leute entlassen. Jede Person einzeln. Das lag an einer falschen Strategie des neuen Investors, wodurch die Firma in eine dramatische Schieflage geriet und wir sie schliessen mussten. Dort war die Situation eindeutig. Niemand aus der Belegschaft hatte sich etwas zu schulden kommen lassen, die Fehler wurden ausschliesslich von einem ungeliebten neuen Eigentümer begangen. Es war immer jemand von aussen, auf den ich den Finger zeigte, mit den Mitarbeiterinnen fand ich daraufhin in der Regel eine einvernehmliche Lösung. Und alle fanden schnell wieder neue Jobs.

Eine Einzeltrennung hingegen ist persönlich. Die Person von der man sich trennt, hat in der Regel zu viele, oder unverzeihliche Fehler begangen. Es ist mir auch schon einmal passiert. Es dauert lange, bis man wieder ein Selbstwertgefühl zurück erlangt.

Als ich ihm heute protokollarisch alle Geräte, Telefon, Schlüssel, Kreditkarten etc einzog, wechselten wir nur wenige Worte. Ich sagte zu ihm, dass ich jetzt nur das Protokoll befolge, ich sei nicht absichtlich so gefühlskalt, ich versuchte aber auch ein paar beruhigende Dinge zu sagen, dass er sich jetzt ein paar Wochen lang sehr, sehr schlecht und auswegslos fühlen wird. Dass es danach aber auch wieder besser wird und sich alles wieder normalisiert. Ich hätte das auch schon einmal durch. Man muss nur gut durch dieses Tief kommen.

Ich weiss aber nicht, ob das in dem Moment wirklich hilft.

[Di, 22.8.2023 – Plüschherz, zweite Folge]

Die Hündin kam heute mit einem rosanen Herzen aus Plüsch ins Büro spaziert. Ich achtete zwei Minuten lang nicht, was sie damit tat. Aber nach zwei Minuten lag das Kissenfutter auf dem Boden verteilt. Niemand in der Firma konnte mir aber wirklich sagen, woher das Plüschherz kam, oder wem es gehörte. Es kam aus dem Nichts.

Sie macht das mit allen ihren Pluschtieren. Die Naht aufschlitzen und das Futter herausfischen. Dabei finde ich es erstaunlich, dass sie wirklich immer die Naht sucht und diese dann trennt. Weil Profis das eben so machen und sich nicht einfach barbarisch durch den Stoff beissen.

Und sonst habe ich gerade beruflich viel zu tun. Heute und morgen auch.

Spät am Abend fand die Aufnahme der zweiten Folge des „Westend Girls“ Herthafrauen-Podcasts statt. Ich schnitt bis etwa halb zwölf, dann ging die Folge online. Es macht Spass.

[Mo, 21.8.2023 – Achje, verschworen]

Gut und lange geschlafen, keine Notizen aufgezeichnet und früh ins Bett. Dazwischen habe ich gearbeitet.

Und sonst so schreibe ich seit Tagen mit einer Nachbarin, die sich damals auch über Impfen geäussert hatte, Emails. Wir sprachen neulich im Hinterhof über die zurückgekommene Hitze. Und nach drei Wortwechseln hatte sich das Gespräch auf die falschen Daten der NASA verkürzt. Sie meinte, dass diese Klimaerwärmung ja gar nicht menschengemacht sei, sondern, dass es der völlig normale Gang der Dinge sei, es habe ja immer schon Wärmeperioden gegeben, die Römer seien ja schliesslich auch schon mit ihren Sandalen über die Alpen marschiert, und es gäbe viele Wissenschaftlerinnen, die sich bereits von der Regierungsdoktrin abwendeten, weil man uns Angst machen wolle um uns dann am Ende besser kontrollieren zu können.

Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht mein Fahrrad abgeseperrt bekommen.

Ich konnte alle diese Behauptungen widerlegen, aber es gab wenig Einsicht, ich würde doch nur die falschen Medien konsumieren. Ich bat sie, mir das mit der Kontrolle zu erklären. Wer und warum und wie man uns zu kontrollieren gedenke.
Sie sagte nur: google mal dies und das. Und ich sagte, nein, ich möchte das in deinen eigenen Worten hören, ich habe keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen, Stand jetzt ist es eine Verschwörungstheorie, sie müsse mich schon davon überzeugen. Sie sagte, sie würde mir nachher etwas schicken.
Dann gingen wir beide unsere Wege.

Dann schickte sie mir Links. Mit suggestiven Kommentaren: das mache sie schon nachdenklich.
Ich bat sie wieder, mir doch zu erklären warum uns jemand kopntrollieren möchte, und wer das sei und vor allem warum. Daraufhin schickte sie mir wieder Links, ich wiederholte, dass ich es in ihren eigenen Worten formuliert haben möchte. Weil daran scheitert es ja meist. Die Leute lesen etwas, finden es spannend, schauderhaft und lassen sich einfach mitreissen.

So ging es dann hin und her. Ich bekam nur Links zu seltsamen Twitteraccounts und Vorwürfe, dass sie sich einfach mehr Diskurs wünsche, „WIR“ aber immer eine indoktrinierte Meinung hätten. Lustig war auch eine Pamphlet von etwa tausend Wissenschaftlerinnen, die behaupteten, dass sich die Erde nicht erwärme, dass die Daten mit Absicht falsch interpretiert würden, weil dies von den Regierungen so gewollt sei. Es gibt dazu mehrere Faktenchecker, die aufdeckten, dass von den 1000 Wissenschaftlerinnen, sich etwas mehr als 1% mit dem Klima beschäftigen würden und die Unterzeichnerinnen teils bei Erdölfirmen auf der Payroll stehen.

Als ich ihr das schrieb, entgegenete sie nur: die Faktenchecker sind von der Regierung gekauft. Sie hole sich die Info lieber vom Original.

Vom Original. Ja genau. Deswegen gibt es ja Faktenchecks.

Heute sagte schrieb sie jedenfalls, dass sie die Konversation mit mir beenden möchte, weil ich für einen Diskurs nicht offen sei.
Meine Antwort ist noch ausstehend.

[So, 20.8.2023 – Herthanerinnen]

Heute spielte Herthas Frauenmannschaft ihr erstes Spiel seit dreiundvierzig Jahren. Da mein Fanclub den Antrag dafür eingereicht hatte und an der Gründung der Frauenabteilung aktiv mitwirkte und ich ausserdem das Projekt mit dem Podcast zur Frauenmannschaft technisch umsetze, ist mir das Thema natürlich eine Herzensangelegenheit und freute mich schon seit langem auf dieses erste Spiel. Es sollte auch gleich das Derby gegen Union aus Köpenick sein. Die Unionerinnen würden unseren Frauen weitaus überlegen sein, da sie dieses Jahr eine Profimannschaft zusammengestellt hat und also richtige Gehälter zahlt. Davon sind wir noch weit entfernt. Bei Hertha machen wir jetzt die kleinen Schritte. Auch bei der Männermannschaft.

Während der gestrigen Niederlage der Männer gegen Hamburg dachte ich eine Weile daran, das heutige Spiel der Frauen zu schwänzen. Wir würden sehr sicher verlieren, es waren in den letzten beiden Jahren einfach zu viele Niederlagen. Jetzt nach dem Abstieg in die zweite Liga, knüpfen die Niederlagen nahtlos an. Diese ständigen Niederlagen ziehen mich runter. Irgendwann ist es ja Selbstschutz, wenn man sich keinen Niederlagen mehr aussetzen will, vor allem, wenn sie zu erwarten sind, wie beim heutigen Spiel.
Das Niederlagentief hält meist ein paar Tage lang. Ab etwa Mittwoch schöpfe ich dann wieder Hoffnung, die Vorfreude steigt, am Samstag bin ich dann voller Zuversicht im Stadion und wir kriegen wieder auf den Deckel. Es ist ein Kreislauf.

Ich ging natürlich trotzdem. Ein Ticket kostete 2€. Das Spiel fand nicht im Olympiastadion statt, sondern daneben im Stadion am Wurfplatz, das sogenannte Amateurstadion. Ich traf mich mit Benny und seiner Frau am Westkreuz. Wir wollten früh da sein, es war unklar, wie voll es werden würde, das kleine Stadion fasst nur 5000 Zuschauer, auch die anderen vom Fanclub würden da sein, da es keine Zuordnung von Plätzen gab, wollten wir schon einigermassen zusammenstehen, zumindest im gleichen Block.

Es kamen ganze 1500 Menschen. Davon handgezählte 27 Unionfans. So eine Kulisse sind Spielerinnen in der dritten Frauenliga nicht gewohnt. Die meisten Spielerinnen sind selbst Herthafans, intern äusserten sich viele Spielerinnen sehr emotional darüber, endlich im richtigen Trikot spielen zu dürfen.
Nach 2 Minuten fällt dann das erste Tor. Führung für unsere Mannschaft, durch eine gewisse Svenja Poock. Die komplette Mannschaft fällt mit einer Freude übereinander her, die man aus dem Männerfussball gar nicht mehr kennt.

Danach drehte sich das Spiel und unsere Mannschaft verlor dann 6:1. Etwas zu hoch vielleicht, aber durchaus verdient. Aber wie gesagt, das war auch so zu erwarten gewesen.
Nach dem Spiel verlasse ich ziemlich bald das Gelände und fahre zurück nach Hause.

Der Bericht ist seltsam belanglos. Aber ich lasse ihn trotzdem da.

[Sa, 19.8.2023 – kühle Luft]

Jörg Kachelmann hatte mal gesagt, das beste Mittel gegen die Hitze dri eine zirkulierende Luft, also ein Ventilator. Das ist offenbar wesentlich effizienter als kalte Luft, wie sie beispielsweise eine Klimaanlage herstellt.

Weil ich das damals noch nicht wusste, kaufte ich vor einigen Jahren eine kleine, portable Klimaanlage. Sie kostete etwa 400€, aber weil ich ganz furchtbar unter Hitze leide, war mir der Preis völlig egal. Ich kann gut mit Kälte umgehen, aber wenn ich die Wohnung sich auf 27 oder 28 Grad aufwärmt, dann bekomme ich Beklemmungen und wenn es nachts nicht mindestens auf 20 Grad hinunterkühlt, dann kann ich nicht schlafen. Also musste die kleine, portable Klimaanlage her.

Zuerst bekam ich Stress mit einer Nachbarin, die in meiner Abwesenheit das Paket nicht annehmen wollte, da Klimaanlagen das Klima zestören würden. Deutschland und der Hass auf Klimaanlagen, es könnte der Titel einer Spiegel Reportage sein. Ein bisschen berechtigt ist es natürlich schon, aber genau so dogmatisch. Glücklicherweise nahm ihr Mann das Gerät an, sonst hätte ich die Maschine einen Kilometer entfernt aus der Postfiliale herschleppen können.

Was den Betrieb von Klimaanlagen so kompliziert macht, ist der Abtransport der Warmluft, die bei der Kälteproduktion entsteht. Diese portablen Klimaanlagen haben ein flexibles Abluftrohr, über das man die warme Luft dann irgendwie an die Aussenwelt übergeben muss. Ich hatte mir dafür eine Blende aus festem Karton gebastelt, das genau in eines der kleinen Erkerfenster passte, und mitten in diese Blende schnitt ich ein Loch heraus, in das dieses Abluftrohr passen würde.

Ich wollte das Gerät im Wohnzimmer betreiben. Das Wohnzimmer liegt nämlich strassenseitig und das Gerät macht einen ordentlichen Lärm. Das wesentlich kleinere Schlafzimmer liegt hofseitig, da wo die meisten Menschen schlafen und wo man im Sommer die Menschen hört, wenn sie für den Beischlaf die Zahnschiene auf den Nachttisch legen. Ich traute mich nicht, die Klimaanlage hofseitig betreiben. Ich hätte halb Deutschland gegen mich aufgebracht.
Für die sehr heissen Tage wäre ich fürs Schlafen einfach ins Wohnzimmer gezogen.

Das Ergebnis war aber sehr enttäuschend. Das Gerät ist zu schwach, um das grosse Zimmer zu kühlen.

Aber weil Kachelmann sagte, dass ein Ventilator wesentlich effizienter ist, kaufte ich einen Ventilator und bin zufrieden. Die Luftbewegung kühlt die Haut wirklich ab.

Heute, an diesem furchbtaren warmen Tag, lief ich ständig mit diesem etwas klobigen Standventilator herum. Ob ich im Arbeitszimmer sass, ich Wonzimmer oder in der Küche abends das Herthaspiel gegen den Hamburger SV schaute, es gab immer angenehm zirkulierende Luft neben mir. Meine Frau hingegen braucht das alles nicht. Sie hat immer Sommer eine Sommerdecke und im Winter eine Winterdecke. Und tagsüber ein leichtes Kleid.

Jetzt steht aber dieses Klimagerät seit ein paar Jahren in meinem Schrank, ich werde es mal auf Ebay anpreisen, ich habe es genau ein Mal verwendet, ich denke, ich kriege noch was dafür.

[Fr, 18.8.2023 – Spreewald]

Heute Firmenausflug im Spreewald. Es gibt sie noch, diese Orte ohne Internet und ohne Empfang. Weite Teile des Spreewalds sind so ein Ort. Unser Fährhaus samt Restaurant und Schankraum hat nirgendwo Empfang. Weder Telekom, noch Vodafone noch O2. Wir verbringen dort mehrere Stunden und ständig kommt dieser Trigger auf, das Telefon rauszunehmen und Benachrichtigungen zu checken. Nur um dann festzustellen, dass nichts passiert ist, nichts, gar nichts, das durchgestrichene Empfangssignal auf dem Display als verschlossenes Portal zum Rest der Zivilisation. Viele Leute erwähnen diesen Reflex, das Telefon zu zücken. Das Fährhaus hat allerdings WLAN, es steht jedoch nicht den Kunden zur Verfügung. Vielleicht ist es auch nur Sadismus. Das Personal scheint stolz auf die Empfangslosigkeit zu sein.

Auch paddeln wir fast 3 Stunden durch den Wald auf den hunderten Seitenarmen der Spree. Auf dem Wasser kamen ab und zu Signale aus der Zivilisation zu uns. An einer Kanalkreuzung gibt es 4G. Wir halten alle an und machen eine Pause. Wir sitzen in unseren Booten und schauen gespannt in unsere Telefone.

Diese Hitze. Sie lähmt mich. Während der Pause stecke ich die Arme bis zum Ellbogen ins Wasser. Ich spüre, wie mein Kreislauf langsam heruntergekühlt wird.

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Die Hauptspree im Spreewald ist ungefähr 6m breit.
Dann gibt es da noch die Kleine Spree, die neue Spree, die sind auch so breit.
Es gibt aber auch den Nordumfluter und den Südumfluter.
Dann gibt es den Kleinen Fließ,
den Stillen Fließ,
den Stauenfließ,
den Soldatenfließ,
den Buschgraben,
den Rohrkanal,
den Weidengraben,
das oder den oder die Große Rinzena,
den Buschgraben Süd,
aber keinen Budschgraben Nord,
es gibt Koals Graben
und die Alte Trotzke,
und einen Dlugybuschfließ
auch einen E-Kanal. Wirkt wie hineingeschummelt.
Und eine Spolla,
und einen Durchstichkanal.
Und viele, viele mehr.

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Die Betreiber des Bootshauses kennen unsere Firma. Sie wissen, dass wir „etwas schwules“ machen. Sie sind alle sehr nett und entspannt. Aber der alte Mann, der die Boote zuweist muss unbedingt erwähnen, dass er auch Boote in Regenbogenfarben hat. Er meint es nicht böse, aber er würde wahrscheinlich ersticken, wenn er den Witz nicht machen kann. Er sagt das ja nicht nur mir, sondern wiederholt es auch bei den anderen.

[Do, 17.8.2023 – Lanz und Vinzentinum]

Ich war ja mit Markus Lanz zusammen in einer Klosterschule. Die Klosterschule bezeichnete sich als katholisches Knabenseminar Vinzentinum, eine Internat-artige Schule in Brixen, einer südtiroler Kleinstadt. Ich war freiwillig zwei Jahre dort, ich mochte das wirklich gerne und hatte als elfjähriger Knabe meine Familie darum gebeten, ins Internat ziehen zu dürfen.

Das waren zwei sehr unterhaltsame Jahre, im zweiten Jahr geriet ich allerdings in die Pubertät und da ich etwas frühreif und neugierig war, tat ich ständig dumme Dinge, woraufhin man meinen Eltern in einem Schreiben mitteilte, dass man mich für das dritte Jahr nicht mehr aufnehmen würde. Das empfand ich als eine ungemein starkte Ablehnung meiner Person. Ich kann mich noch genau an die Gefühle erinnern, als ich mich im Badezimmer einsperrte um diesen Brief zu lesen.

Jedenfalls war ich auch Sänger im Knabenchor und im Knabenchor sang auch Markus Lanz. Da ich noch keinen Stimmbruch hatte, sang ich Alt, ich konnte aber auch Sopran, wenn man mich brauchte, so war das auch später im Erwachsenenchor, allerdings setzte man mich da immer als Tenor ein, weil es an Tenören immer mangelte, aber lieber stehe ich beim Bass, weil ich finde, dass meine Bassstimme besser rauskommt als beim Tenor, schliesslich war ich als Knabe ein Alt.

Markus Lanz ist aber sechs Jahre älter als ich, er stand hinten und war bereits ein richtiger Mann. Ich weiss nicht mehr, welche Stimme er sang, aber ich weiss noch, dass er damals schon eine auffällige Person war. Es war ein Typ, den auch wir jungen allgemein kannten und respektierten.
Er war der Lanz. Wir wurden immer mit unserem Familiennamen angesprochen. Auch wir Knaben sprachen einander mit den Artikel und Familiennamen an. Der Peratoner, der Lamprecht, der Tschurtschenthaler. Ich war der Pfeifer. Der Lanz hiess Markus mit Vornamen. Genau wie ich. Das ist mir in Erinnerung geblieben. Sonst habe ich wenig über Markus Lanz zu sagen. Ausser, dass er auf der Wikipediaseite des Vinzentinums vermerkt steht. Darauf bin ich schon ein wenig neidisch. Aber gut, ich habe ja nichtmal einen Wikipedia Eintrag.

Ich merke schon, dass die Erinnerungen hochkommen. Aber heute habe ich keine Zeit. Morgen ist Firmenausflug, ich muss früh aus dem Bett.

[Ni, 16.8.2023 – Catastrophizing]

Ich war schon auf dem Weg ins Büro. Dann bekam ich ein paar Gedanken.

Meine Hündin war heute nämlich mit der Dogwalkerin unterwegs. Wie jeden Mittwoch. Die Dogwalkerin warnte mich, dass sie das Tier aufgrund der Hitze früher zurückbringen würde. Also schon um 12 statt um eins oder halb zwei. Normalerweise kommen entweder meine Frau oder ich um vier Uhr zurück, dann ist sie vielleicht drei, höchstens vier Stunden alleine. Meine Frau würde heute aber erst sehr spät kommen und ich erst gegen fünf Uhr. Ich nahm die Info der Dogwalkerin entgegen und verschlagwortete diese Info mit „Trotzdem Büro“, „Bisschen länger alleine“, „Ah, wird sie schon machen, grosses Mädchen“ und alles war gut.

Ich wollte sie ohnehin wieder einmal in unserer Abwesenheit filmen, da sie neuerdings etwas wachsamer geworden ist, das letzte Mal, dass wir sie filmten ist schon über ein Jahr her, da war sie noch ein Welpen. Weil sie so lange alleine sein würde, bot sich das als gute Gelegenheit an. Also stellte ich zwei Laptops auf, einen im Arbeitszimmer und einen in das Kallax-Regel im Flur. Das sind die beiden Räume in denen ich erwartete, dass sie sich aufhalten würde. Den Laptop im Kallax-Regal musste ich ein bisschen quetschen, wegen des Kabels an der Seite. Dann drückte ich auf Aufnahme und fuhr los.

Ich fuhr los und dachte an diesen gequetschten Kabel. Das alleine war gar nicht so schlimm, aber dann dachte ich daran, dass de Laptop auch an der linken Seite in dieses Regal gequetscht war und möglicherweise das Abluftgitter verstopft. Während des Fahrens versuchte ich mir zu vergegenwärtigen, an welcher Seite sich der Lüfter befand. Das war doch rechts beim Kabel, oder war das links, oder war das auf beiden Seiten, ein Laptop entlüftet ja ganz anders als ein PC.
Es wird heute 31 Grad messen, auch die Wohnung wird sich erhitzen. Wenn der Laptop in Brand geraten würde, dann würde das Feuer auf die Bücher im Regal übergreifen, keine gute Sache, aber die Bücher sind in eigenen Fächern, beim Laptop steht nur ein Tongefäss, aber dennoch, man weiss ja nicht, wie sich das Feuer verbreitet. Dann sah ich meine Hündin, wie sie versuchte den Flammen zu entkommen, ohne eine Ahnung was um die herum passiert, in ihrem Zuhause, wo sie sich sicher wähnt, wo sie von ihrem Herrchen und Rudelführer in vollem Vertrauen einschliessen liess.

Ich würde mir das nie verzeihen können.

Meine Frau nennt so etwas Catastrophizing. Ähnlich geht es mir, wenn ich in den Urlaub fahre und an den Herd denke. Aber für den Herd habe ich mittlerweile innere Mechanismen entwickelt.

Nach zwei Kilometern stieg ich vom Fahrrad und googelte nach meinem Laptop, um herauszufinden, an welcher Seite sich der Lüfter befindet, aber die Laptopmodelle unterscheiden sich immer wieder, ich wusste auch nicht genau welches Modell ich zuhause stehen hatte. Also drehte ich um und fuhr nach Hause.
Ich würde das Meeting im Büro nicht mehr schaffe, also blieb ich den ganzen Tag zuhause.

Fürs Protokoll: der Lüfterschlitz befindet sich an der Unterseite.

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Etwas russisches. Gestapelte Pfannkuchen. Cremig, vegan, schweinisch. Noch nie so einen leckeren Kuchen gegessen.

[Di, 15.8.2023 – Blitze, Ferragosto, Herthafrauen Podcast]

Dieses Gewitter in der Nacht zu Dienstag! Ich wurde wach davon, weil es durch meine Augenlider hindurch aufblitzte. Ich wurde schnell wach, schloss das Fenster und stellte es auf Kipp. Die Blitze waren so nahe, dass auf dem Blitz sofort der Donner folgte.

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Der fünfzehnte August. In Italien heisst der Tag „Ferragosto“. Als ich dreizehn und vierzehn Jahre alt war, arbeitete ich zwei Sommer lang als Hilfskoch des Hilfskoches in der Küche eines Restaurants in Corvara, dem Dorf in dem ich aufgewachsen bin. Ferragosto war ständig ein Begriff, der irgendwo am Horizont in der Mitte des Sommers auf uns lauerte wie eine Drohkulisse. Zu Ferragosto würde ganz Italien bei uns zu Besuch sein und wir würden in Arbeit untergehen. Es kam fast so, aber nicht ganz. Ich war als Hilfskoch des Hilfskoches vor allem zuständig für Pommes und alle Dinge, die die anderen Männer nicht machen wollten. zB schneiden, schälen und putzen. Aber ich bekam dort immer gutes Mittag- und Abendessen. Das ist eigentlich auch eine Geschichte, die ich mal aufschreiben könnte, auch wenn die Zeit meiner Pubertät schon sehr sehr weit entfernt ist und möglicherweise in der Erinnerung etwas eingenebelt. Vielleicht was für nächstes Jahr im August, aber zuerst muss ich noch von ein paar anderen Dingen erzählen.

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Am Abend nahmen wir dann die erste Folge des Herthafrauen Podcasts auf. Die Technik funktionierte wie am Vortag geprobt. Die Moderatorinnen sind noch etwas nervös und noch nicht eingespielt, das ist normal und es ist auch charmant, es ist das erste Mal, dass sie sowas machen, ich mag es zu sehen wie das alles anläuft, es ist authentisch, in wenigen Wochen wird das immer geschmeidiger laufen, ich schlage deswegen auch vor, kaum zu schneiden, die Versprecher sollen nicht entfernt werden, sondern sie sollen rhetorisch ausgebügelt werden, das schafft eine wesentlich persönlichere Dynamik, die auch die Persönlichkeiten etwas in den Vordergrund rückt. Ich schneide nur ein paar längere Leerstellen raus, weil sich das merkwürdig anhört.

Anhören kann man sich das jetzt auf allen gängigen Podcasts Apps, sowie Spotify unter dem Titel „Westend Girls“, oder auch direkt auf der Seite.

[Mo, 14.8.2023 – Aufnahme, Knoblauchpresse]

Am Abend testete ich zusammen mit meinen Fanclubfreundinnen das Setup um den Podcast über Herthas Frauenmannschaft online aufzunehmen. Diesmal online, weil zwei der drei Moderatorinnen gerade im Urlaub sind, sie aber über gutes Internet verfügen. Und da die Spielerinnen der Frauenmannschaft derzeit im Trainingslager sind, beschlossen wir, die erste Folge ohne Spielerinnen aufzunehmen, sondern nur im Kreise der drei Moderatorinnen. Die Aufnahme eilt ein wenig, weil am Sonntag das erste Saisonspiel stattfindet, ausserdem ist es gleich das Derby gegen Union.
Ich halte mich aus allen inhaltlichen Themen raus, ich kümmere mich nur um die Technik, ich mag es, dass das ein Frauending ist, mittelfristig sollen die Drei auch die Technik übernehmen, ich will nur helfen, diesen Podcast ans Laufen zu kriegen. Dabei habe ich selber nur wenig Erfahrung mit Audiotechnik, aber ich kenne mich ein bisschen mit Computern aus und ich nehme ja jeden Tag diesen Text hier auf.

Der Setup ist simpel: die Sprecherinnen sitzen zuhause mit ihren Headsets oder Mikros und ich schalte sie in Zencastr dazu. Zencastr ist sowas wie Zoom, aber auf Podcastaufnahmen spezialisiert. Das Mixen erledige ich mit Audacity. Audacity ist sehr einfach und es reicht vollkommen aus, für das was ich brauche.

Der Test funktionierte einwandfrei. Damit können wir morgen Abend aufnehmen.

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Es gibt unfassbar viele schlechte Knoblauchpressen. Aber alle versprechen sie handlich zu sein und leicht zu reinigen. Und ich bin ein unfassbar schlechter Knoblauchpressenkäufer. Seit Jahren kaufe ich Knoblauchpressen, weil ich mich immer über die Knoblauchpresse, die ich gerade besitze, ärgere. Entweder sie presst schlecht, oder die Handhabe ist schlecht oder sie lässt sich schlecht reinigen. Oder alles zusammen. Meist alles zusammen. Jedesmal denke ich, endlich die perfekte Knoblauchpresse gekauft zu haben, nach einigen Tagen stellt sich immer heraus, dass ich wieder falsch lag.

Heute kam aber diese Presse von „Oliver’s Kitchen“. Das ist eine Marke, die sich ganz offensichtlich an Jamies Namen bedient, es ist aber offenbar eine dreiköpfige Familie mit einem Kleinkind, das sich ohne Investoren ihren Lebensunterhalt und ihre Reisen finanzieren will. Die Story wirkt auf mich nicht ganz echt. Dafür sehen die Produkte zu gut aus, aber ich habs nicht recherchiert und es ist mir auch egal, weil die Marke verspricht, eine Knoblauchpresse zu haben, die handlich ist und leicht zu reinigen.