Anfang des Jahres sagte ich, dass ich mir nicht mehr den Druck machen will, täglich einen Blogeintrag zu verfassen. Wenn es einmal nichts zu berichten gibt, dann berichte ich auch nichts. Das kam früher nie vor. Seitdem ich mir das aber sagte, überspringe ich manchmal die Tage einfach aus Faulheit. Einerseits finde ich es gut, dass ich mir einfach sagen kann: „Heute nicht.“ Andererseits ist es ja gerade die Routine und der dazugehörige Zwang oder, freundlicher formuliert, der Auftrag an mich selbst, der mich darin übt, irgendein Ereignis auf ein Podest zu setzen und es zu beschreiben. Ich funktioniere hauptsächlich über Routinen. In meinen Zwanzigern wartete ich oft darauf, dass mich die Muse küsst, die mich dann zu außergewöhnlichen Dingen beflügelt. Aber meine Muse küsst mich ja ständig. Sage ich jetzt mal so. Zu außergewöhnlichen Dingen hat sie mich deshalb nie gebracht. Ich könnte den ganzen Tag lang mit der Muse herumknutschen. Die außergewöhnlichen Dinge geschahen immer nur durch Anstrengung.
Ich weiß gar nicht, was ich damit jetzt sagen will.
Es ist ja nicht so, dass ich deswegen mehr Zeit mit dem Romanprojekt verbringe. Das läuft nebenher. Der Roman hat mittlerweile einen Umfang von 205 Normseiten. Ich wähne mich etwa auf der Hälfte des Textes, fürchte aber, dass er länger wird. Neulich las ich, dass man Literaturagenturen idealerweise schon während der Entstehung der Arbeit dazuholt, also schrieb ich heute ein Exposé und suchte mir zwei Agenturen aus, die Autorinnen nach meinem Geschmack vertreten. Die Arbeit am Exposé zog sich über den ganzen Tag bis in die späten Abendstunden. Dabei ließ ich auch die KI den Text einlesen und mir gewisse Einschätzungen sowie Zusammenfassungen geben. Den Output der KI finde ich immer zu unnatürlich professionell, andererseits auch zu überheblich. Allerdings gibt sie durchaus brauchbare Einblicke in die Struktur und weist dann auch auf Schwächen hin, auf die mich bereits mein Gefühl (erfolglos) aufmerksam machen wollte.
Seit wir aus Grönland zurück sind, habe ich kaum noch Fotos geschossen. Das fällt mir auf, wenn ich ein Foto für die Blogeinträge auswählen will. In meiner Galerie finden sich nur Einkaufszettel, Filmplakate und missratene Aufnahmen meiner Hündin. Nach der spektakulären Kulisse in Grönland und Island muss ich mein Auge für Motive wieder ein wenig kalibrieren.
In meiner Galerie befindet sich auch Müll. Berliner Müll. Der zunehmende Müll auf den Bürgersteigen zieht mich zunehmend runter. Damit meine ich nicht die Gegenstände, die in den Fenstereinbuchtungen zu verschenken angeboten werden, auch nicht die vielen Fahrradskelette, sondern die Vermüllung, wenn irgendwo vier Pappbecher und leere Kippenschachteln herumliegen, ausgetrunkene Trinkjoghurts auf dem Boden, schmutzige, im Pflaster festgetretene T-Shirts oder aufgerissene Müllsäcke, die über die ganze Straße verteilt werden und eine Woche lang liegenbleiben. Es fällt mir ohnehin gerade schwer, diese Stadt zu lieben. Wenn ich auch noch zusehe, wie die anderen ihre Stadt nicht mehr lieben, verstärkt das nur meine Gefühle.
Was will ich damit eigentlich sagen?
Bei Hertha gibt es neues Merch. Die Trainings-T-Shirts sind ganz okay, aber die Jacken sind wieder furchtbar. Die neue Trainingsjacke sieht wie ein Sack aus und diese weiten Ärmel (Punktpunkpunkt). Ist das gerade Mode? Schon Nike produzierte diese unförmigen und uninspirierten Exemplare. Nachdem wir diesen Sommer Castore als neuen Ausrüster erhielten, wagte ich neue Hoffnung auf eine schöne Trainingsjacke, aber der Stil zieht sich durch, als hätte es den Wechsel nicht gegeben. Zudem mag ich das Costore-Logo nicht besonders. Es sieht aus, wie ein Ehrenkranz, Spiel des Jahres von Ravensburger, ich muss an Sagaland denken.
Die letzte schöne Jacke gab es 2016. Enger anliegend, weiße Streifen an den Ärmeln, nur zwei Farben. Davon konnte ich mir glücklicherweise eine gebrauchte über Kleinanzeigen ergattern. Immerhin ist die neue Jacke nicht wieder drei- oder vierfarbig. Dennoch sieht sie völlig uninspiriert aus.
Tut mir leid für die schlechte Laune.
Huch. Ich muss noch meine Reise buchen. Die Lesung in Südtirol ist bereits nächste Woche am Mittwoch. Ich wähnte mich noch Anfang Oktober, aber es ist schon eine Woche vergangen. Falls hier jemand aus der Gegend mitliest:
Kulturfestival „Sprachspiele/Linguaggi in gioco„
Max Silbernagl und Markus Pfeifer
im Ostwest club est ovest
Schwimmbadstraße 2A, Meran
Mittwoch 15.10.2025
Anfang: 19:30 Uhr
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Der Sommer ist vorbei:
