tagebuchnotizen #2

Die jungen Punkbands von heute sehen erschreckend gesund aus.

(und bringen haufenweise, winzige sechzehnjährige Groupies mit, über die man problemlos hinweggucken kann. Freie Sicht zur Bühne. Sogar von weit hinten. Dabei habe ich plötzlich auch verstanden warum es Netzstrümpfe in Kindermaßen gibt)

Der Bankomat am Helmholtzplatz rülpste. Dann stöhnte er. Ich dachte immer Geldautomaten würden nie weinen, jedenfalls kam ich drauf, dass sie sehr wohl beleidigt sein können. Ich gebe zu, die Karte ein wenig grob in den Schlitz gesteckt zu haben, aber der Automat stellte sich auch ein wenig an, wollte erst nicht schlucken, spuckte dann alles wieder aus, und irgendwann eben… rülpste er. Und behielt die Karte. „Aus Sicherheitsgründen“ wie er mir auf dem Bildschirm versicherte. Beleidigte Leberwurst.
Da steht man dann an einem frühen Samstagabend in Berlin ohne Geld und durstig wie ein Walfisch.
Aber glücklicherweise gab es erfolgreiche Blogger mit guten Zähnen die mir Vertrauen liehen schenkten und Geld schenkten liehen. Alles überstanden.

Und der Rest war ohnehin wunderbar. Erstens überraschte mich meine liebe Schwester, die den ganzen Weg aus Wien auf sich genommen hat um 36 Stunden mit mir in Berlin zu verweilen, und dann die Lesung, das freundliche Publikum (das meinen Witz den ich zwei Wochen lang vorbereitet habe nicht verstanden hat), die talentierten Mitleser und die mitgebrachten Speisen (besondere Erwähnung verdienen an diesem Punkt Paulas Frischkäsetorte, Julies Wurstsalat, Cassandras russische Teigröllchen und Bunburys Welpenspeise [schon Welpen, oder waren das andere Tiere?]), die anhielten bis zum Mittag des nächsten Tages.

Vielen Dank an Madame Modeste und Frau Wortschnittchen für das organisierte Checkertum, meinem sympathischen Gastgeber für den Kaffe und für das weiche Sofa das ich demoliert habe, und all den Leuten die so gerne getrunken haben.

Die Audioaufnahme der ganzen Lesung gibt es hier beim Bordbuch (93 mb, 101,41 min) (Qualität leider ein bisschen schlecht, und was sagt diese Frauenstimme da nachdem ich gelesen habe?).

zum Nachlesen:
Herr Paulsen
MissGlitter
Frau Engl
DonDahlmann
gela
DonAlphonso
Wortschnittchen
Henny
.meike
Desideria

belinn bellin

Den Text den ich morgen lesen werde, habe ich immer noch nicht fertig. Ohje.
In der Zwischenzeit können die Zuhausegebliebenen mal lesen wie das damals in ’93 in Berlin so war. Ich werde immer ein bisschen sentimental wenn ich nach Berlin fahre.

Versuche einer Annäherung

Dieser Satz will mich heute nicht mehr loslassen. Und dabei fällt mir auf wie oft Frauen sagen, ER habe Humor, ER sei so witzig, und dies als Qualitätsmerkmal klassifizieren.
Das lässt mich an eine Freundin denken, die mir mal sagte, wenn ein Mann eine Frau zum Lachen bringt, dann berührt er lediglich ihre Oberfläche. Erst wenn er sie zum Weinen bringt, erreicht er Ihre Seele.
Ich wollte immer nur die Seele berühren. Ihren Satz habe ich jedoch lange missverstanden.

laudamus

I cannot grow
I have no shadow to run away from
I only play
I only play

(Ziffer 8 – Vivace, aus Benjamin Brittens „Hymn to St.Cecilia“. Text; W.H.Auden)

Moderne Klassik, heute in der Chorprobe. Melodie dazu klingt wie Schmetterlinge in der Sonne. In einer Schleife.
Der Text hat mich fertiggemacht. Ich habe mich auch nicht davon erholt, als ich las, dass damit kein Mensch gemeint ist, sondern das Wesen der Musik.

auch Blogger lesen Frühling

Hamburg hat lange warten müssen. Nach schwierigen Verhandlungen, Krisensitzungen, logistischen Querelen, Standortdebatten, Schlafwandlungen, etlichen Nullrunden und letztendlich die Frage nach der Sittsamkeit, ist es nun so weit:

MCWinkel und meine Wenigkeit laden ein, zur Hamburgischen Frühlingslesung, am sechsten Mai.

Damit sich das Warten auch gelohnt hat, haben wir die Liste der Leser aufgestockt, auf dreizehn. Dreizehn feine Weblogschreiberlinge und -schreiberetten:

MerlixLuKid37BurnsterDas NufDon DahlmannHerr PaulsenMekMC WinkelMalcolmSchwadroneuseFrau FrankLyssa

Bloggerfrühling

Der Ort der Veranstaltung ist das FoolsGarden in der Lerchenstrasse 113, Seitenstrasse des Schulterblatt in der Schanze/St.Pauli Nord (U/SBahn Sternschanze oder UBahn Feldstrasse). Anfang ist 20Uhr. Als Eintrittsgeld fragen wir 3EUR um die Fahrtkosten der Zugereisten Vorleser ansatzweise zu decken.
Es gibt dort viel Platz, deshalb braucht ihr hoffentlich nicht auf einanders Schoss zu sitzen.
Für die Zuhausegebliebenen wird die Lesung gefilmt werden, wenn es technisch irgendwie klappt, dann gibt es sogar einen Live-Audiostream und die Frage ob Holsten oder Flens muss der Kieler noch klären.
Und ich werde einen Marmorkuchen backen. Das wollte ich immer schonmal.

Ich freue mich.

{ausgerechnet sie}

Ausgerechnet sie, die immer die tollen Sonnenbrillen trägt, die ich am trendigen Schulterblatt immer sehe, wie toll sie ist, die Kleidung die sie einordnet, ihr ganz individueller Stil, wie halt alle ihre Freunde, in dieser individuellen Uniform gesteckt, gepresst, die Gestik, die Sprache, diese heitere Hektik, immer auf der Seite der Lacher, kreativ, „irgendwas Kreatives“, als würde sie sagen „Pommes mit irgendwas“, die paar gewechselten Worte blosse Hüllen, kennste den, kennste den, wie sie sich im Freundeskreis tummelt, im Rausch der Grossstadt, wobei man selbst nacher immer ein wenig mit dem Gefühl alleine bleibt, man würde was verpassen im Leben, so bunt sei es noch nie gewesen, wie grau man doch geworden sei.

Ausgerechnet sie, die in unser kleines Haus einzieht, wo wir anderen einander richtig grüssen, und nicht nur das, sondern auch oft zusammen die Weinflaschen leeren und den mitgebrachten Tee aus Friesland trinken, wenn die Tage kalt sind, oder auch warm, oder regnerisch, oder langweilig, in unserem Haus, in dem halt jeder tut was er will, man nebeneinander herlebt, wie Nachbarn das halt so machen, aber man trotzdem einander mag, und sich in einer Grosstadtidylle wähnt, weil doch alle ach so jung sind, und das anonyme Hochhausleben ohnehin veraltet ist. Und dann, warum nicht sie. Bestimmt nett, die Neue im ersten Stock.

Ausgerechnet sie, bringt diesen Hauch von Bürgerlichkeit ins Haus, und klopft mit dem Besen an die Decke wenn der Nachbar um neun Uhr abends laute Musik hört.

bourne again Shell

„Wie ne Aldikassiererin“ sagt die laute Kollegin aus dem Marketing, die mal wissen wollte was ich-denn-eigentlich-so-mache, als ich gerade das folgende Kommando auf meinen Bildschirm tippe:

for i in `find $in_dir -name ‚*.zip‘ -print` ; do VA=`basename $i | awk -F’_‘ ‚{print $1}’` ; BM=`echo $i | awk -F’_‘ ‚{print $2}’` ; done

„Die ganzen Codes merken, wie die pummeligen Frauen bei Aldi“ wiederholt sie, lacht laut, und zeigt mit ihren fünffach beringten Fingern auf meinen Bildschirm.
Ich gucke bedeutungsschwanger in die Luft. Nach langem Nachdenken sage ich: „hm“