Heute früh ging ich zum HNO. Ich habe seit vielen Jahren eine chronische Sinusitis.
Das begann etwa vor sechs oder sieben Jahren, als sich meine Nebenhöhlen ständig entzündeten und dadurch meine Nase tagelang verstopften. Es kam immer in Schüben, alle paar Wochen, zuerst waren die Abstände zwischen den Schüben noch gross. Ich bekam es mit Nasenspray immer ganz gut hin, sodass wenigstens meine Nase frei war und ich gut schlafen konnte, ich musste aber immer drei oder vier Mal pro Tag sprühen, weil nach sechs bis acht Stunden die Wirkung des Sprays nachliess und das Innere der Nase einfach dichtklappte. Eine zusätzliche Abhängigkeit von Nasenspray ist natürlich überhaupt nicht hilfreich, vielleicht hat das die Sinusitis auch beschleunigt. Die Abstände zwischen den Entzündungen verkürzten sich stetig und seit dreieinhalb Jahren sprühe ich durchgehend, jeden Tag, alle drei bis sechs Stunden, auch nachts, sonst verschliesst sich meine Nase. Manchmal habe ich zusätzliche Infekte, da muss ich jede Stunde sprühen, manchmal über mehrere Tage.
Die Warnung der Apothekerinnen kenne ich natürlich: maximal eine Woche am Stück und höchstens drei Mal täglich sprühen. Wegen des Suchpotentials.
Damit es nicht auffällt, dass ich den Spray durchgehend brauche, wechsle ich ständig die Apotheken, oder besuche vorzugsweise grössere, anonymere Apotheken, in denen sich das Personal häufiger wechselt. Deswegen bestellte ich auch online. Beim Apothekenliederdienst Mayd riefen sie mich einmal an, weil ich 8 Fläschchen bestellt hatte, ich musste mir anhören, dass das süchtig macht. Ich sagte aber, hörensemal, in diesem Haushalt wohnen 5 Kinder und wir sind alle erkältet, wir teilen uns doch keine Nasensprays. Damit bekam ich meine 8 Fläschchen. Aber das steht jetzt halt auch im System. Also bin ich wieder zurück bei den offline Apotheken.
Vor dem ersten Coronawinter, also im November 2020, fand ich eine HNO Ärztin, die mein Problem mit der Sinusitis angehen wollte. Der CT hatte ergeben, dass faktisch alle Höhlen in meinem Nasentrakt verschlossen waren, mit einer OP würden die problematischen Schleimhäute und Polypen entfernt werden, damit alles wieder gut durchlüftet wird. Ich bekam einen kurzfristigen OP-Termin im Dezember. Es gibt grundsätzlich zwei Methoden um solche Probleme mit Nasennebenhöhlen zu fixen. Die mechanische Variante und die Variante mit dem Laser. Die mechanische Variante ist meistens nachhaltiger, die Variante mit dem Laser aber weniger invasiv. Ich kenne einige Menschen, die sich für die mechanische Variante entschieden, meine Frau hatte sich aber vor mehr als zehn Jahren einmal einer Laser-OP unterzogen. Meine HNO-Ärztin übte aber nur die mechanische Variante aus. Mir war das recht, ich mag Nachhaltigkeit.
Eine Woche vor der OP sagte ich dann aber ab.
Ich hatte von so vielen Unfällen gelesen. Einem Bekannten musste man nach dieser OP die Nase mit Knorpeln wieder aufbauen. Im Netz las man von vielen ähnlichen Fällen, es ist eine sehr mechanische und invasive OP. Unterfüttert von dieser Angst und der Tatsache, dass sich die Coronafälle gerade wieder häuften und Corona ist ja faktisch das Virus der Nase und des Rachens, ich würde wochenlang mit einer Wunde in der Nase herumlaufen und unter der FFP2-Maske ein schönes Ökösystem an Bakterien ansammeln, daher sagte ich ab.
Ich brauchte noch eine Denkpause. Diese Denkpause dauerte dann drei Jahre. Vor drei Monaten kontaktierte ich den HNO meiner Frau. Der ist dermassen beliebt, dass ich den Termin fast drei Monate im Voraus buchen musste. Heute fand der erste Termin statt. Er stellte alle relevanten Fragen und meinte, das kriege man mit einer Laser-OP gut hin. Nächste Woche habe ich jetzt den Termin um mich dem Nasenlaser zu unterwerfen.
So schnell kann das manchmal gehen.
Doof ist jetzt allerdings, dass ich nächste Woche am Donnerstag die Firmenweihnachtsfeier habe. Und ich liebe Firmenfeiern. Auch mit der Laser-OP werde ich ein paar Tage ausfallen. Ist natürlich ungut, wenn ich im Krankenstand und mit verwundeter Nase auf der Firmenfeier tanze und trinke. Ausserdem muss ich die Woche darauf wieder nach Amsterdam. Nach einiger Überlegung entschied ich mich, den Termin in den Januar zu verschieben.
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