[Dienstag, 5.4.2022 -kleiner Mensch, kleine Hündin]

Heute arbeitete ich wieder von zuhause aus. Mein Tag begann ziemlich früh, wir ziehen gerade einen größeren technischen Umzug durch. Das beschäftigte mich eigentlich den ganzen Tag.

Am Abend hatten wir Freunde zum Abendessen eingeladen. Offiziell war es Welpenbesuch, aber in Wirklichkeit war es einfach ein schönes Wiedersehen. Sie hatten ihren dreijährigen Sohn dabei, der Hunde liebt. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, war der Umstand, dass die kleine Hündin etwas so groß ist wie der kleine Mensch und ihn vor lauter Freude immer ansprang und ableckte. Sie kannte bisher keine Menschen in ihrer Größe. Das funktioniert nicht gut, das ist bei so einem aufgeregten Welpen dann doch etwas zu viel. Sie blieb danach angeleint unter dem Tisch, wo sie sich augenblicklich beruhigte. Überhaupt: dieser psychologische Effekt der Leine. Muss ich mal etwas längeres dazu schreiben.

[Mittwoch, 6.4.2022 – Transport]

Wir geraten etwas unter Zeitdruck. Wenn wir eine entspannte Reise nach Schweden haben wollen, dann sind wir gut damit beraten, dass die Hündin die panische Angst vor dem Auto überwindet. Das bedeutet, dass wir das Autotraining ernst nehmen müssen und täglich üben. Es wird ein langer Weg werden.

Heute gingen wir also zum Auto, ich öffne die Tür und kippe den Beifahrersitz nach hinten. Wir erwarteten Fluchtversuche des Tieres und langes Herumstehen in der Strasse. Die Hündin ging jedoch auf das Auto zu, schnüffelte in den Innenraum und stieg selbstständig in das Auto. Meine Frau und ich verhielten uns ruhig, unsere Blicke warfen einander aber dutzende Fragezeichen hin und her.

Also setzten wir uns in das Auto und, nunja, redeten ein wenig. Ich schaltete den Motor an. Das Tier blieb immer ruhig.

Womöglich müssen wir auf die Transportbox verzichten. Womöglich verursacht die geschlossene Transportbox die Panik. Wenn man nach Transportmöglichkeiten für einen Hund googelt, dann findet man spezielles Hundegeschirr, mit dem man das Tier im Auto fixieren kann. Dann hat die Hündin freie Sicht und ist dennoch bei Unfällen gesichert.

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Was ich gut daran finde, mit einem wuscheligen Welpen durch die Stadt zu laufen: man wird ständig von Frauen angelächelt. Daran könnte ich mich gewöhnen. Die Gefahr ist allerdings groß, dass man das Lächeln auf sich bezieht.

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Irgendwann habe ich auch wieder andere Themen, als das Tier.

[Donnerstag, 7.4.2022 – Homöopathie, Wetterfühligkeit]

Die Tierärztin will mir für die Hündin ein homoöpatisches Mittel gegen Reisekrankheit andrehen. Homöopathie. Bei Tieren. Ich sage es nochmal: Homöopathie. Bei einem Tier.

Homöopathie bei einem Tier. Bei einem Tier.

Da mir niemals im Leben eingefallen wäre, dass Ärzte ein Tier mit Homöopathie zu verarzten, wusste ich nichts vernünftiges zu sagen und schob die Schuld meiner abwesenden Frau in die Schuhe, ich sagte, meine Frau verachte Homöopathie, ich bräuchte etwas mit Wirkstoffen. Sie nimmt meine Aussage kommentarlos an und sucht nach einem Medikament.
Ich werde meiner Hündin jetzt nicht auch noch Glauben antrainieren.

Je länger der Tag voranschreitet, desto mehr bringt mich sowas auf die Palme. Homöopathie bei einem Tier. Es gibt offenbar wirklich einen Markt für jeden Käse.

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Die Hündin ist wetterfühlig. Ich habe das Gefühl, dass sie keinen Regen mag. Wenn es regnet, dann verkriecht sie sich im Hauseingang und weigert sich die Pfoten auf den Bürgersteig zu setzen. Leider nimmt sie das als Anlass, den Pipigang zu verweigern und macht dann in die Wohnung. Das mag ich wiederum gar nicht, weswegen wir bei Regenwetter oft zehn Minuten lang gegenüberstehen und in die Augen starren. Ich im Regen, sie beim Hauseingang. Zwischen uns die gespannte Leine.
Da ich beharrlich bin, gewinne ich das Spiel immer.

Sie wird es vermutlich nie erfahren, dass ihr Leben in einem Blog namens „Es Regnet“ dokumentiert wird.

Heute trafen wir meine Frau wieder im Brewdog am Frankfurter Tor auf ein Feierabendbier. Wir treffen meine Frau so oft im Brewdog, vermutlich glaubt die Hündin, dass sie in dem Lokal arbeitet.

[Freitag, 8.4.2022 – Sessionbiere]

Es war ein sehr guter, aber sehr anstrengender Tag. Auf der Arbeit vieles gelöst bekommen.
Auch die Hündin war heute wieder im Büro. Von den ersten wilden 5 Minuten abgesehen, verhält sie sich sehr entspannt. Die ersten 5 Minuten rennt sie wie ein Duracell-Fellchen durch das Büro.

Einer der Mitarbeiter lag auf dem Rücken unterm Tisch und zog Kabel. Der konnte sich natürlich nicht wehren, als sie auf ihn sprang und leckte.
Eine richtig coole Sache sind die langen Flure. Wir haben ihr einen Hartgummiball mit Seil gekauft. Diesen Ball kann ich einmal diesen Flur hinunterwerfen. Ich kann gar nicht so weit werfen wie der Flur lang ist. Und sie hoppelt aufgeregt hinterher

Habe ich noch anderen Content als Hundecontent?

Nein, aber am Abend trafen wir uns wieder im Brewdog. Wo man uns nur wegen der Hündin erkennt. Ah, it’s Wollie.

Ich bin ja ein Biersnob. Ich kann mit den üblichen industriell hergestellten Bieren nur noch wenig anfangen. Natürlich trinke ich es, aber nach dem zweiten, dritten, schmeckt es nur noch nach angereichertem Wasser mit einem leichten Metallnachgeschmack. Natürlich ist Brewdog mittlerweile ein großes Unternehmen und braut seine Biere längst nicht mehr im kleinen Braukesseln im Keller, aber man merkt den Bieren halt an, dass sie hochwertige Zutaten verwenden. Damit ist nicht Felsquellwasser gemeint, sondern richtiger Hopfen statt Hopfenextrakt. Klar, solche Biere sind teurer und sie lassen sich auch den Namen gut zahlen, aber guter Hopfen kostet eben, vor allem, wenn du auch noch viel davon verwendest.

Vor allem bin ich zwei Stilen zugeneigt. Dem Pils. Dem richtigen, natürlichen Pils. Nicht dem Veltins-Pils. Und neuerdings den Sessionbieren, also den leichten Varianten um die 4,5% Alc, vor allem von Pale Ales, aber neuerdings diese hopfengestopften Hazy-Stilen. Als Vollbiere sind sie mir Hazys meistens zu alkoholisch, aber als leichte Sessionbiere sind sie genau! das! was ich am Bier so gerne mag. Megasüffig, mit viiiiel frischem Hopfen.
Bei Brewdog brauen sie genau so ein Bier. Das „Hazy Jane“. Wegen des Hazy Jane sitzen wir da jetzt jeden Abend.

[Sa/So, 9./10.4.2022 – Derby, und Sonntag]

Am Samstag stand das Derby gegen Union an. Es fällt mir auf, dass ich die ganze Woche kein Wort darüber geschrieben habe, aber eigentlich bin ich deswegen schon seit Tagen aufgeregt. Allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Mein Club macht derzeit ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann und ich ahne, dass wir wieder verlieren werden.
Am Samstag selber bin ich dann (wie immer) erstaunlich optimistisch. Mit fallen nur Gründe ein, warum wir gerade heute gewinnen werden.

Es wurde ein langer und ziemlich magic Tag. Ich traf zuerst einige Fanclubfreunde am Alex, wir fuhren mit de Sbahn zum Olympiastadion, tranken ein Bier am Rondell, gingen dann auf das Gelände, ich sang inbrünstig „Nur nach Hause“, schaute dann unserer Mannschaft beim Verlieren zu, sass noch lange im Block, während das Stadion sich leerte, trank dann wieder mit Freunden am Rondell. Diese seltsame Stimmung zwischen sportlichem Niedergang und der Freude, mit den Leuten trotzdem eine gute Zeit zu haben.

Es wurde spät. Die Rückfahrt ging langsam. Die Bahnen waren ins Stocken geraten. Alle zwei Stationen mussten wir in eine neue Bahn umsteigen.

Als ich zuhause ankam, begrüßte mich die Hündin voller Freude. Ich setzte mich auf den Boden und alberte noch eine ganze zeitlang mit ihr rum, bis sie kuschelig wurde und das war gefährlich, weil ich dann müde wurde und fast auf dem Fussboden mit ihr eingeschlafen wäre.

Am Sonntagmorgen wollte ich den Tagebucheintrag nachholen. Klappte natürlich nicht. In mehreren Schlafwellen, war ich dann gegen Mittag irgendwie fit. Dazwischen ging ich zwei Mal mit der Hündin raus.

Am Nachmittag unternahmen meine Frau und ich einen längeren Spaziergang mit dem Tier. Sie läuft für einen viermonatigen Welpen bereits sehr gut an der Leine.
Danach bestellten wir mexikanisches Essen und ich wurde cremig.

So war das. Dieses Wochenende.

[Montag, 11.4.2022 – Maulkorb]

Ein sehr gewöhnlicher Montag. Ein Tag mit Montagsmeetings.

Fürs Protokoll. Am Samstag kauften wir für die Hündin ein Maulkorb. Es kommt mir vor, dass es wichtig ist, ins Blog zu stellen. Sie lässt sich den Maulkorb überziehen. Noch ist es ein Spiel und sie wird dafür gefeiert. Da ist es leicht. Mal sehen, wie sie sich verhält, wenn wir mal auf der Fähre sind. Denke, dann ist der Spass vorbei.

[Dienstag, 12.4.2022 – Tetanus Paris]

Meine letzte Tetanusimpfung liegt etwa 20 Jahre zurück. Zu jener Zeit lebte ich noch in Madrid und ich traf meine damalige hamburger Freundin auf halbem Wege in Paris. Wir flogen damals beide nicht gerne, so kam es vor, dass wir uns ein paarmal in Paris getroffen hatten, das für beide halbwegs vernünftig mit der Bahn zu erreichen war. Das fanden wir ja auch schön, diese Symbolik, die Stadt der Liebe in der Mitte zu haben, in der man sich dann trifft.

Es war jedenfalls Hochsommer und unerträglich heiss, ich lief weite Strecken mit modisch missglückten Sandalen. Am Ubahnhof „Cité“ auf der Seineinsel stolperte ich etwas unglücklich die Treppe hinunter und schlug mir eine riesige Wunde in die Ferse. Also gingen wir ins Krankenhaus Notre Dame wo ich mich verarzten und gleichzeitig gegen Tetanus impfen liess. In dem Krankenhaus erhielt ich einen Impfnachweis, das war ein großes Blatt Papier mit einem altmodischen Logo des Krankhenhauses und der Inschrift „Hotel Dieu Notre Dame Paris“. Das fand ich so beeindruckend, dass ich es jahrelang aufbewahrte.

Warum ich das erzähle? Weil ich mich heute gegen Tetanus impfen liess. Eigentlich wollte ich mich gegen FSME impfen lassen, meine Ärztin schlug aber zuerst ein paar Auffrischungen vor, die wir in den nächsten Wochen ergänzen werden. Sie wollte wissen, wie lange meine letzte Tetanusimpfung zurücklag. Dann fiel mir Paris wieder ein. Und dann erschrak ich, dass das schon 20 Jahre zurückliegt.

[Mittwoch, 13.4.2022 – dasbestewienerschnitzellokalberlins]

Am Abend beim Dinner mit den neuen Kolleginnen. Wir sassen im Café Einstein an der Kurfürstenstrasse. Das ist ein beendruckend schönes Lokal in einer Villa, die in den Zwanzigerjahren von einer wohlhabenden Schauspielerin bewohnt wurde. Die Räume, in denen sich heute das Restaurant befindet, war früher ihr Salon, wo sie Gäste empfing und Lesungen hielt. Die neuen Kolleginnen, die alle aus anderen Ländern stammen und neu in Berlin bzw Deutschland sind, probierten das Wienerschnitzel, weil jemand sagte, es sei das besten Wienerschnitzellokal der Stadt.

Darafhin entstand eine hitzige Diskussion über das beste Wienerschnitzellokal der Stadt. Es gab drei Meinungen: das Cafe Einstein, in dem wir sassen, dann das Felix Austria in der Bergmannstrasse und das Alt-Wien in der Hufelandstrasse. Ich vertrat Team „Alt-Wien“, weil es zum einen das breitgelopftere Schnitzel serviert, ausserm mochte ich den seltsam vermischten Gurken-slash-Kartoffelsalat im Einstein nicht. Das Einstein hat jedoch eine eigenwillige, jedoch gute, Preisselbeermarmelade, die meine Meinung aber nicht umschwenken liess. Beim Felix Austria finde ich hingegen den Gurkensalat in diesem kleinen Olivenschälchen zu mickrig. Deswegen: Team Alt-Wien.

Bevor wir uns an den Kragen gingen, entschieden wir uns auf Unentschieden.

Am Abend kam auch mein Schwager nach Berlin. Der ist einfach manchmal gerne in Berlin bei uns. Er quartiert sich in einem Hotel ein, arbeitet von da aus und kommt abends immer zu uns. Irgendwie easy und nett.

Als ich vom Dinner nach Hause kam, war es schon etwas spät und er schon zurück im Hotel.

Ah fürs Protokoll: es hatte 22 Grad. Ich radelte im Tshirt nach Hause.

[Donnerstag, 14.4.2022 + Karfreitag – Muskelfaser und schlechte Laune]

Donnerstag. Ich habe mich verletzt. Donnerstag war ich ja wieder mit der Hündin im Büro. In der Mittagspause liefen wir hinaus auf diese Wiese, wie wir es eigentlich in jeder Mittagspause machen. Die Wiese hat auf einer Seite einen steilen Hang, wenn man etwas Schwung nimmt, kommt man schnell den Hang hinauf, ich komme ja von den Bergen, das bisschen Hang kann mir nichts und die Hündin liebt es jedesmal, wenn wir dieses steile Stück hinaufrennen.

Diesmal ist etwas passiert. Das Dumme ist: ich weiss nicht genau, was passiert ist. Vermutlich ein Fehltritt, ich erinnere mich aber auch an einen Tritt in die eigene Wade. Ich kann mich nur an diesen immensen Schmerz erinnern. Als wäre die linke Wade hinten aufgerissen. Immerhin gelangte ich noch auf das rettende Hochplateau der Wiese und blieb nicht am Steilhang hängen. Danach humpelte ich. Ich humpelte eine ganze Weile herum, ich muss ja Gassi mit der Hündin und ich warf Stöckchen, aber nach einer halben Stunde merkte ich: das ist nicht okay, was ich da mache. Also humpelte ich unter großen Schmerzen zurück ins Büro. Da sass ich dann.
Ich würde niemalsnie den Kilometer zu Fuss bis zur Bahn schaffen. Ein Taxi, das mich mit dem Hund mitnimmt, hielt ich auch für schwierig. Ich textete meiner Frau meine missliche Lage. Ich erwähnte nur die Verletzung. Da bot sich der Schwager schon an, mich abzuholen. So ward mein Problem gelöst.

Das würde dann mein Osterwochenende werden. Unbeweglich zuhause sitzen. Eigentlich wollte ich in den Grunewald, meine Hündin zum Wasser bringen. Sie ist ein Wasserhund und hat noch nie Wasser gesehen. Diesen Plan werden wir nun verschieben müssen.
Zwar liegt keine ärztliche Diagnose vor, aber der Schmerz ist dermassen intensiv, dass es eine dieser Fussballerverletzungen sein muss. Muskelfaserriss, oder so etwas. Das tröstet fast schon, die gleiche Verletzung zu haben, wie unser Topscorer Stevan Jovetic sie immer hat. Ich fühle mich ihm nahe.

Freitag. Es ist Karfreitag. Ich sitze in der Wohnung, lagere das Bein hoch, humple in ihr herum oder ich schlafe. Ich kriege schlechte Laune. Wenn ich mich nicht bewege, fühle ich kaum Schmerz, aber sobald ich meinen Unterleib bewege, blitzt ein Schmerz durch meinen Körper. Zum Überfluss kommt noch ein Schmerz im unteren Rücken hinzu, den ich schon seit Mittwoch habe. Der Rückenschmerz schien vorbeizugehen, aber durch das viele Gehumple meldet sich der Rücken mit voller Wucht zurück.
Ich kriege richtig schlechte Laune. Den ganzen Tag schon.

[Samstag, 16.4.2022 – Rücken und Sieg]

Schlimmer als der Schmerz in der linken Wade ist eigenlich der Schmerz im linken, unteren Rücken. Ob das wegen der Fehlhaltung kommt oder ob es eine Nebenwirkung des Unfällchens ist, vermag ich nicht zu sagen. Wegen des Rückenschmerzes habe ich eine furchtbare Nacht hinter mir. Ein schmerzendes Bein kann man ausblenden indem man es schont, einen Rücken aber nicht. Der sticht und reisst bei jeder Bewegung.

Ich werde den ganzen Tag von den Pflichten befreit. Einkaufen, Gassigehen, ich bleibe immer auf dem Sofa. Einmal gehe ich mit, ich humple bis zu dem kleinen Park. Jetzt an Tag drei schmerzt die Wade schon etwas weniger. Vielleicht ist es nur eine Zerrung und kein Riss. Ich beschliesse, keine Ärztin aufzusuchen, sondern es über Ostern einfach einmal weiterlaufen zu lassen.

Später um halb vier spielt Hertha gegen Augsburg. Es sind noch 5 Spiele um uns vor dem Abstieg zu retten. Augsburg ist ein Konkurrent um die Abstiegsplätze, wenn wir heute verlieren, wird es immer düsterer.
Aber diesmal gewannen wir. Wir springen von einem Abstiegsplatz hinauf und befinden uns für eine Woche auf dem rettenden Ufer, Platz 15.