Seelenzähler

In der Zwischenzeit möchte ich allen hier mitlesenden Bloggern nahe legen, dass es seit einigen Wochen einen wirklich sauberen und guten Besucherzähler gibt, der keine dubiosen Sachen mit euren Daten und den Daten eurer Besucher macht. Von Meister Dirk „Blogger.de“ Olbertz ins Leben gerufen und entwickelt.

Wer also der zwielichtigen Counter mit Popups, merkwürdigen Javascripts oder anderen Widrigkeiten müde ist, sollte sich den Blogscout-Counter ins Weblog einbauen. Der kann alles was alle anderen Zähler auch können. Nur besser.

und jetzt der Weltfrieden

Ich verlasse das Büro um zweiundzwanzig Uhr irgendwas und schreite durch das eiskalte nächtliche Barmbek auf den Weg zur Ubahn.
Robert, Exil-Hamburger in Bayreuth hatte mir im halbstündlichen Rhytmus den Spielstand durchgetickert. Pauli 1:0 Bremen. Pauli 1:1 Bremen. Pauli 2:1 Bremen. Ich bin alles andere als ein Fussballfan, aber in meiner Brust wird es immer ein bisschen wohlig warm wenn ich mich in der Gewissheit wiege, dass es dem FC St.Pauli gut geht. Und wenn ich dann lese, dass dieser lausige und ewigpleite Drittligist zwei Tore gegen den grossen und mächtigen Werder Bremen schiesst, dann klingt das zwar wie ein schlechter Witz, aber da kann ich in aller Stille aus Freude eine Träne vergiessen. Und das heutige Spiel ist ja nicht Nix, immerhin Viertelfinale für irgendeinen ganz wichtigen Pokal. Aber eigentlich kümmert es mich nicht weiter.

Ich stampfe also durch den Schnee und dann höre ich Jubelschreie aus einer Wohnung irgendwo links oben. Ich stecke meinen Kragen noch höher und laufe weiter. Aus der Ferne, rechts, irgendwo jubelnde Männer. Und Klatschen. Etwas später ein überfülltes Auto das den Bolero hupt. Oder war es Heinos Haselnuss?

In der Ubahn ist es angenehm warm, ich ziehe mein Buch hervor und lese, jedoch werde ich ab der nächsten Haltestelle von zwei männlichen Zugestiegenen abgelenkt. Getuschel: Pauliboah … Bei jeder Haltestelle wird die Ubahn voller und das Getuschel lauter. …Pauli… hinter mir …Pauli… vor mir.
Später steigen zwei Fussballkenner ein und unterhalten sich wie Fussballkenner sich eben unterhalten müssen. Und von denen erfahre ich es: St.Pauli hat Werder Bremen mit 3:1 besiegt. Ich staune. Und muss ein bisschen lachen, bevor ich mich schnell zum Fenster drehe um mir eine kleine Freudenträne aus dem Auge zu wischen.
An der Hoheluftbrücke steigen zwei junge Studenten ein und setzen sich gegenüber mir. Sie sabbern schon vor lauter Partylaune. Der eine zückt das Mobiltelefon: Wir fahren aufn Kiez … ja 3:1 … gut, in einer halben Stunde vorm Mojo. Strahlende Gesichter. Haltestelle Schlump, die Türen gehen auf und ich höre aus entfernten Ubahngängen: Saanggg Paaaaaaauiiiiii, saaaaaang paaaaaaauiiiiii.

Sternschanze muss ich dann aussteigen. Mit mir wartet ein älterer Herr -Typ Lehrer in Rente- an der Tür. Kurz bevor wir in den Bahnhof einfahren schaut er mich an, fängt an zu strahlen und sagt leise und ein wenig schüchtern: „drei zu eins!“.

Ich lächle. Er lächelt.

Vielleicht kommt mit der Welt doch alles gut.

UPDATE: Auch von der Rückseite der Reeperbahn gibt es einen Bericht. [via Emma]

Neujahrslesung – die Audioversion

Eigentlich wartete ich darauf, dass Tonmeister DonAlphonso den gesamten Audiodump der Neujahrslesung in sein Weblog klatschen würde. Ich hätte das dann verlinkt und jeder könnte sich seine Favoriten anhören. Stattdessen beschloss er die Audiodateien aufzuteilen und vereinzelt zu schicken. Er hat gute Argumente, glaubt es mir, deshalb gibt es hier bei mir lediglich die Aufzeichnung meines eigenen Textes. Und weiter kann ich nur hoffen, nein, ich will BITTEN, dass die anderen Mitkämpfer das selbe tun. Ich möchte mir den ganzen Abend nämlich liebend gerne noch einmal in aller Ruhe, ohne Herzrasen und Alkohol im Blut anhören.

Die Sorgen eines Mannes – [mp3, 4.3MB – 10min 34sek]

Es ist schon ein wenig peinlich sich das anzuhören. Die Nerven zittern in der Stimme mit, ich habe mich in einem Stück durch versprochen, verhaspelt, ja sogar die Rechtschreibefehler habe ich mitgelesen und natürlich alles viel zu hastig. Aber es ist meine Dokumentationspflicht.

13:05 im Büro

13:05 im Büro.
„Mek du bist schon wieder zu spät“
„Ja stimmt, aber ich habe heute eine Super Ausrede. Wollt ihr sie hören?“
„Nein.“

Schade eigentlich, weil nach „verschlafen“, „platten Reifen“ und „U-Bahnprobleme“, ist das heutige: „Ich habe wegen der Kälte 5 Minuten gebraucht das Schloss aufzukriegen“, wirklich eine tolle Entschuldigung. Mal was anderes eben.

(Abgelegt unter „Lorem Ipsum“)

Marketingmaschine Mamma

In dem kleinen Dolomitendorf aus dem in entstamme, bin ich vermutlich gerade dabei berühmt zu werden. Nun ist dies in einem Dorf mit ein paar hundert Seelen keine besondere Leistung, immerhin habe ich es in meiner Jugend geschafft in kürzester Zeit berüchtigt zu werden, und schliesslich wird dort jeder Bauer berühmt, der es hinbekommt eine suizidfreie Familie zu halten – aber dass aus jenem Dorf ein Schreiberling entspriessen würde, damit war nun wirklich nicht zu rechnen gewesen.
Ich bin natürlich kein nennenswerter Schriftsteller, auch wenn ich mittlerweile schon ganze sechs Finger zum Tippen benutze, seit meine Mutter jedoch von der Lesung, letzte Woche in Berlin, Wind bekommen hat, ist alles anders geworden. Die ganze Welt ausserhalb der Berge. Für meine Mutter jedenfalls.
Marketingmaschine Mamma kam ins Rollen. Eine Wucht von einer Walze. Glückwünsche von dem Nachbarn und von dem anderen Nachbarn, Glückwünsche von der Tochter des Wieser-Bauern, Glückwünsche von der Rosa aus dem Wirtshaus und sogar dem Herrn Lehrer schien die Mundklappe nicht mehr schliessen zu wollen. Der sagte ja schon immer, dass die Schuld an meiner ganzen Misere, bloss die grünen Haare gewesen seien.

Frau Mutter hatte nur ein wenig Schwierigkeiten wenn es zur Terminologie kam. Telefonisch teilte sie mir mit, dass sie ja nicht immer nur vom Schreiben reden konnte, weil Schreiben konnte ja jeder, ob nun die Rechnungen beim Metzger geschrieben wurden oder die versoffenen Laggl im Wirthaus die Punkte beim Kartenspielen auf den Zettel schrieben. Schreiben, ja, ach das kann jeder, aber wie nannte man das nochmal das was ich machte?
Ich beruhigte sie, Mamma, das ist alles nicht so wichtig, ich schreibe bloss ein bisschen und einigen Leuten gefällt das. Heute mit dem Internet geht das alles ganz einfach.
„Ja, aber du hast doch in Berliiiiien gelesen!“
Sie bohrte weiter und wollte wissen wie sich das nennt. Ich hatte einmal ganz beiläufig das Wort „bloggen“ erwähnt und ich wusste, dass das das Wort war das sie suchte. Um meinen Frieden zu bekommen hätte ich ganz einfach dieses Wort nennen können, jedoch wusste ich ohnehin schon, dass sie es abstreiten würde, dieses Wort jemals aus meinem Mund gehört zu haben. Das Wort das sie suchte musste nach grosser, weiter Welt und Klugheit klingen. Weil „bloggen“, das klang wie Pommes Frites mit Ketchup oder Majo.
Ich dachte noch kurz daran mir einen kleinen Scherz zu erlauben und sagen ich sei Online-Publizist. Bei diesem Wort zog es jedoch ganz übel an meinem hintersten Backenzahn und ich musste den Term augenblicklich aus meinem Kopf verbannen. Das tat weh.
„Ach Mamma, du übertreibst, das ist nichts besonderes, ich übe mich halt ein bisschen in Gedichten und Literatur und-“
„Literatuuuuuuur!“ hörte ich dann im Hörer, gefolgt von einem tiefen Aufatmen.

Und schon war das Stichwort gefallen das die nächsten Wochen durch mein heimatliches Dorf geistern wird.

Klösse im Hals

Ich habe ja diese Schwäche für Liebesfilme. Gestern lief der zweite Teil von Auberge Espagnol im Kino bei mir in der Strasse und jetzt habe ich Liebeskummer. Bestimmt hat es Kelly Reilly gar nicht schlecht mit mir gemeint, aber ihre Liebeserklärung hat mich völlig fertig gemacht.
Dieser wunderbar stimmige Monolog dieser traurigen, nicht besonders schönen, aber irgendwie herzerweichenden jungen Frau am Bahnhof in St.Petersburg.
Wie sie ihrem neuen Geliebten die Liebe bekundet, wie sie ihm verzweifelnd vor Glück sagt, welch ein Segen er für sie sei. Obwohl sie im Geheimen weiss, dass er sie am anderen Ende der Reise betrügen wird.
Wie sie ihm ihr ganzes Herz vor die Füsse schmeisst, aufreisst und in kleinen Stücken darbietet, und vielleicht hofft, dass er noch aus dem Zug steigt bevor sich die Türen schliessen.
Diese Tränen die nicht wissen ob sie aus Freude oder aus Verzweiflung kullern. Wie sich dann die Türen schliessen, sie ihm die Freudestränen hinterherwinkt und sich selbst nur noch an der Verzweiflung festzuhalten weiss.
Diese Aufnahme von ihr, den Bahnsteig zurücklaufend, jeder Schritt ein kraftloserer als der nächste, weil das Herz, das hat sie ihm gerade mitgegeben, auf seine Reise in sein eigenes Glück.
Richtig weh tat das.

Jetzt verprassen die beiden wahrscheinlich gerade ihre Gage für den Film, und ich – ich habe seit gestern schweren Liebeskummer.

Ich würde ja gerne etwas schreiben,

aber(#) (nichts für zarte Gemüter)

(Achwas, so schlimm ist es um mich nicht bestellt, aber mein Berliner Männerschnupfen ist seit gestern mutiert, zu einem zeitverzögerten Lampenfieber mit Trommelgewirbel, ergo Trommelfellentzündung [Dieses geniale Wortspiel habe ich gerade selbst erfunden, ich schwöre es])