[Donnerstag, 29.9.2022 – Handschuhe, Waldschrat, beim Italiener]

Gestern trug ich beim Radfahren zum ersten Mal wieder Handschuhe. Ich erwähne das hier zu Dokumentationszwecken. Dieses Jahr geschieht alles einen Monat früher. Lange Hose, Handschuhe- ja OK das war es eigentlich schon, aber immerhin zwei Dinge.

Letzter Sommer war ein kühler Sommer und ein warmer Herbst. Das war perfekt. Dieses Jahr ein heisser Sommer und ein kalter Herbst.

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Heute war ich wieder bei der Friseurin, die mich Waldschrat nannte. Mittlerweile gehe ich immer zu ihrer Kollegin, der Bodybuilderin, mit der verstehe ich mich immer blendend, aber da sie gerade im Urlaub ist, ging ich wieder zu Jule.
Weil sie mich Waldschrat genannt hatte, rasierte ich vorher meine Bartlinie nach und entfernte lose Barthaare im Gesicht. Ausserdem stellte ich sicher, dass ich gut roch und sauber war, dafür ging ich extra noch einmal in die Dusche.
Als ich kam, sagte sie „Oh das ist aber lange her“, ich sagte „Ja, ich komme nicht mehr zu dir, seit du mich Waldschrat genannt hast“ und sie „Was? Hab ich das?“ und ich „Ja, hast du“. Ich sagte das in einem betont scherzenden Ton, aber ich merkte, dass es sie verunsicherte, mein Begrüssungssatz war vielleicht schon etwas zu hart gewesen, ich beschwichtigte sofort und sagte, dass ich das sehr lustig gefunden hatte, dass ich es sogar meinen Kollegen und Freunden erzählt hatte und fügte hinzu: MEINE Kollegen und nicht DEINE, keine Sorge. Sie rückversicherte sich noch ein paarmal, ob mich das wirklich nicht gekränkt hätte, das sei nicht ihre Absicht gewesen, usw. Nach ein paar Minuten war alles vorbei und wir unterhielten uns wieder ganz normal. Sie ist ein bisschen prollig, aber ungemein lustig. Sie geht gerne in dieses ungenierte Hofbräuhaus am Alex und mag Profiboxer. Wir reden über Bier und Dirndln, aber auch über Boxer und asiatisches Essen.

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Am Abend treffe ich meine Frau unterwegs. Ich kam von der Parkrunde mit dem Tier und sie kam von der Arbeit. Wir trafen uns beim Backaro in der Proskauer und tranken einen (drei) Aperitiv.
Am Nachbartisch reden zwei Männer und eine Frau auf italienisch über die Lage nach der Wahl in Italien. Einer der Männer wird sehr emotional und referiert einmal die komplette Geschichte Italiens seit den Neunzigerjahren. Der andere Mann ist entsetzlich dumpf. Er sagt, er habe nichts gegen Putin. Sollen die sich doch die Ukraine aufteilen. Das bringt den anderen Mann total in Rage. Ich beschliesse, mich nicht einzumischen.

[Mittwoch, 28.9.2022 – Soap&Skin]

Wir waren bei Soap&Skin im Tempodrom. Als Anja Plaschg als Soap&Skin vor 13 Jahren ihr erstes Album veröffentlichte war ich sofort Fan. Sie war damals gerade 19 Jahre alt, was mein ganzes Fandom natürlich etwas merkwürdig anfühlen liess. Ihr erstes Konzert sah ich im Berghain. Damals wohnte meine kleine Schwester noch in Berlin. Das schrieb ich damals sogar auf. Lustig auch, dass es ein paar ähnliche Gedanken gab, die ich auch heute hatte.

Ein paar Stichpunkte zum Konzert:

  • Auch diesmal war das Publikum wieder eher alt. Eine Art Lesebühnenpublikum. Anja Plaschg ist jetzt auch älter geworden und auch anders, weniger Goth, als ihre Erscheinung von damals.
    Das Konzert beginnt mit den eher romantischen, gefühlvollen pianolastigen Stücken, es wird im Verlauf des Konzertes immer lauter und endet mit sehr aggressiven, industriellen Songs.
  • Sie ist ganz in weiss gekleidet. Trägt ein enges, weisses Tshirt, einen Kurzen, weissen Rock und weisse Leggings. Das Publikum ist schwarz gekleidet. Bevor wir ins Tempodrom fuhren, machte ich mir tatsächlich Gedanken darum, was ich anziehen sollte. Ich trage ohnehin meist schwarze Kleidung, ich musste mich heute eher zwischen casual oder elegant entscheiden, ich entschied mich für ein Mittelding aus elegant und casual und als wir den Konzertsaal betraten sah man fast ausschliesslich dunkle Bekleidung und alle so mitteldinging aus elegant und casual. Hölle.
    Als Anja Plaschg dann ganz in weiss Bühne betrat, fand ich das amüsant. Hätte sie nicht besser machen können.
  • Sie covert verschiedene Hits, das bekannteste Cover ist sicherlich „Voyage“ von Desireless. Später dachte ich, dass es eigentlich genau ihr Ding wäre, wenn sie Lana del Reys „Gods and Monsters“ covern würde. Und dann geschieht es plötzlich. Sie spielte Gods and Monsters. Ich schreib vor acht Jahren einmal, dass wir Gods and Monsters in zehn Jahren als den genialsten Popsong der Geschichte bezeichnen werden. Vielleicht habe ich übertrieben, aber wir haben noch zwei Jahre Zeit.
    Anmerken möchte ich auch, dass sie im Liedtext die Referenz an Jim Morrison weglässt. Jene Passage ist der einzige Schwachpunkt aus Lanas Originalversion, wie ich finde. Sie hat sicherlich meinen Blogeintrag vor acht Jahren gelesen.
  • Es ist bemerkenswert, wie vielseitig ihr Werk ist. Von den obenbeschriebenen gefühlvollen Pianostücken, bis zu den agrressiven, fast unhörbar unharmonischen Stücken, die sich wie Maschinen anfühlen. Fühlen ist vielleicht auch das richtige Wort. Es ist sehr körperlich, was sie vorträgt.
  • Die Lichtshow ist mittlerweile ein Teil ihres Auftrittes geworden. Wenn ich an ihr erstes Konzert im Berghain denke, wo es nur Lichtfarben gab. Und etwas Trockeneisnebel.
  • Sie fragte auf Facebook, welche Songs sie spielen solle. Ich schrieb „Boat Turns Towards the Port. In Berlin, pleeease.“ Ich finde das eines der schönsten ihrer Lieder. Sie hat das noch nie gespielt auf den Konzerten auf denen ich war. Und tatsächlich. Das allerletzte Lied. Die allerletzte Zugabe. Sie sang Boat Turns Towards the Port.
  • Nein, ich bilde mir nichts darauf ein.

[Dienstag, 27.9.2022 – Regenschirm]

Frauen tragen wieder Strumphosen und Mäntel und Stiefel und überhaupt. Die Welt wird wieder schön.

Heute nahm ich einen Regenschirm meiner Frau mit auf die Strasse. Das letzte Mal, dass ich einen Regenschirm verwendete, war vermutlich vor 30 Jahren. Es war mir bisher gar nicht bewusst, was für eine gute Sache so ein Regenschirm ist. Vor allem fürs Gassigehen. Man steht ein bisschen im Regen herum während das Tier ihren Dingen nachgeht und wird dabei nicht nass. Zumindest nicht an den unangenehmen Stellen.

Mit Regenschirm kann man einfach entspannt herumstehen. Das war mir gar nicht klar. Ich dachte immer Regenschirme seien für Leute, die durch den Regen rennen und nicht nass werden wollen.

Ich werde mir jetzt einen eigenen Schirm kaufen.

[Montag, 26.9.2022 – die Faschisten, Progressiven, Liberalen und Konservativen

In Italien jetzt auch die Faschisten. In meinen beiden Bezugsländern ist die stärkste Kraft jetzt eine faschistische Partei. So schnell kann es gehen. Italien, das schöne, friedliche Land. Schweden, das friedliche Land mit den glücklichen Menschen. Jetzt wird alles anders angestrichen.

Ich kenne nicht die Debatten, die in jenen Ländern geführt werden. Sind es Genderthemen, dienen Minderheiten als Sündenböcke für Probleme, ist es die EU. In Schweden spielt sicherlich der Gewaltausbruch von arabischen Clans eine Rolle. OK, hier kann man der bestehenden Regierung sicherlich Tatenlosigkeit vorwerfen.

Es fühlt sich an, als würde die Welt sich seit einigen Jahren immer konservativer werden, immer feindlicher auch.1

Mit zunehmendem Alter werde ich immer liberaler und immer progressiver. Die allermeisten Menschen in meinem Alter werden konservativer. Sogar früher, als ich links war, und linksradikal, in Wirklichkeit war ich da urkonservativ, intolerant, von meinem eigenen Weltbild geblendet. Mit zunehmendem Alter stinkt mir jede konservative Haltung den Geruchskanal hinauf. Vor allem von rechts, aber halt auch von links. Es betrifft alle Bereiche des Lebens und alle Bereiche der Gesellschaft. Architektur, Sprache, Liebe, Umwelt, Sexarbeit, Arbeitsweise, Bürozeiten. Und immer wieder das selbe Muster. Konservative finden meist alles in Ordnung, sobald sie sich daran gewöhnt haben, oder denken, dass es ihre Idee war oder halt eben Teil ihrer Realität, Teil ihrer Erinnerungen geworden ist.
Aber erstmal führt man immer religionsgleiche Kämpfe.

Ich weiss aber nicht, ob das etwas mit dem Wahlverhalten in den beiden Ländern zu tun hat.

[Sonntag, 25.9.2022 – Dammsmühle]

Heute waren meine Frau und ich wieder mit der Nachbarin von gegenüber spazieren. Sie läuft normalerweise sehr lange Routen, sie fragte diesmal mich, welche Route ich denn laufen möchte. Ich wählte die Wälder der Dammsmühle südlich von Wandlitz aus. Ich hatte mich vor fünf oder sechs Jahren mal dort hin verirrt. Damals lief ich alleine durch den Wald und stiess unerwarteterweise auf diese verwahrloste Schlossruine am See.
Ich fand das damals ziemlich gruselig. Ich war die einzige, wahrnehmbare Menschenseele. Der See war verwachsen, die Pfade matschig, das Schloss beobachtete mich mit seinen entglasten Fenstern, als ich mich langsam näherte.

Etwas erstaunt war ich später, als ich den Wikipedia Eintrag zur Dammsmühle las. Man wähnt sich hier ja ziemlich am Ende der Zivilisation an einem abgelegenen Waldstück. Aber das Haus hat offenbar eine bewegte Geschichte. Zum einen logierte Napoleon bereits auf dem Gelände, später trafen sich Willem Zwo und der Zar Nikolai Zwo, dann kam die Rote Armee, danach die Stasi, die das Schloss bis zum Niedergang der DDR benutzte, danach traten dort Kalkbrenner, Doro Pesch und sogar Iron Maiden auf. Es klingt alles, wie aus einer anderen Welt. Ausserdem wurden dort Horrorfilme gedreht.

Die Fotos auf Wikipedia beschönigen den Zustand. Vor Ort ist alles wesentlich verwahrloster.

Ein Jahr später besuchten meine Frau und ich die Ruine wieder. Wir fanden heraus, dass das Gelände in die Hände von neuen Eigentümern gewandert war, die dort einen öffentlichen Ort mit einem Cafe, Übernachtungsmöglichkeiten und Veranstaltungsräumen schaffe wollte.

Heute, etwa fünf Jahre später, sah es immer noch sehr ruinös aus. Zwar wurde der vordere Teil der Fassade gestrichen, aber mehr auch nicht. Es gab allerdings erstaunlich viele Menschen, und deren dazugehörigen Autos, die im Wald auf dem Weg zum Schloss geparkt waren. Die letzten beiden Male waren wir die einzigen.

Von der Schlossruine liefen wir dann einen längeren Umweg am See, zurück zum Auto. Seltsamerweise zeigte der Schrittzähler nur 10000 Schritte an. Der Hündin machte das riesige Freude, sie schnüffelte und rannte. Für Waldwanderungen kauften wir letztes Frühjahr eine lange, aufrollbare Leine. Die klassischen Schleppleinen finden wir im Wald eher ungünstig, weil man überall hängenbleibt und das Tier ständig uns Menschen darin verheddert.

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Meine Unterlagen haben ich leider nicht in Ordnung bringen können. Aber wenigstens sieht der Arbeitsplatz jetzt etwas besser aus. Etwas besser.

[Samstag, 24.9.2022 – trübsal]

Wieder Hundeschule gewesen und danach Ordnung in meine Unterlagen gebracht. Bzw Ordnung in meinem Arbeitszimmer. Besonders weit bin ich nicht gekommen, aber immerhin konnte ich einen Papier- und Abfallberg zusammentragen, den ich in entsorgte.

Dazwischendrin machte ich viele Pausen. Nebenher höre ich Musik. Immer das Gleiche. Ich glaube, mein Tier hält das nicht mehr lange aus. Sie liegt mit ausgestreckt und erschlagen auf dem Boden und ihr Blick ist schwermütig.
Ich habe diese Playlist, auf die ich immer Musik schmeisse, die ich in Dauerschleife höre. Die Playlist heisst „Immer“. Weil das die Dinge sind, die ich Immer höre. Ich habe auch andere Playlists, eine davon heisst tatsächlich „manchmal“. Weil ich die manchmal höre. Aber eigentlich müsste ich jene Playlist „Selten“ nennen. „Immer“ höre ich hingegen immer noch, und ich füge immer neue Musik hinzu. Das Muster der Playlist ist sehr offensichtlich: trübsal.

Spotify lässt mich den Trübsal sogar mit allen teilen:

Irgendwann hielt ich es selber nicht mehr aus und schaltete die Boxen aus. Die Hündin schien dankbar.

Ein gutgelaunter Song befindet sich dennoch auf der Liste. Es ist „I’d rather go blind“ von Etta James. Zwar halte ich wenig von Eifersucht, aber die titelgebende Zeile hat es mir sehr angetan. „I’d rather go blind, than to see you walk away from me“. Dieses Bild.

[Freitag, 23.9.2022 – Bagger, Aperitiv, Zweithund]

Das Tier liebt Baustellen und Bagger. Es liebt auch Bauarbeiter und Maschinen. Deswegen stehen wir oft lange vor Baustellen herum und starren. In diesem Eintrag aus 2013 schrieb ich mal auf, dass ich Eis kaufe, um heimlich auf Baustellen starren zu dürfen. Es sieht sonst seltsam aus, wenn ein erwachsener Mann einfach auf Baustellen starrt. Jetzt mit dem Tier muss ich kein Eis mehr essen. Alle verstehen, warum man auf Baustellen starrt. Man macht es offensichtlich zur Unterhaltung des Tieres.

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Am Abend traf ich meine Frau wieder vor dem Backaro in der Proskauer auf einen Aperitiv. Der Aperol Sprizz hat ein ordentliches Alkoholverhältnis. Ich werde schon nach dem Ersten etwas cremig, wir trinken aber noch einen Zweiten. Eigentlich wollten wir eine Focaccia essen oder einen Toast, aber dann fällt uns die zur Bäckerei gehörende Pizzeria ein, diese befindet sich nur dreivier Häuser strassabwärts und so ziehen wir einfach die paar Häuser die Strasse runter und essen dort etwas.

Weil sie dort nur dieses untrinkbare Peroni servieren, bestellen wir einen dritten Aperol Sprizz. Dort wird der Aperitiv aber in großen Lattemacchiato-Gläsern serviert. Gestrichen voll. Als die Pizza kam, war ich bereits betrunken.

Wir reden auch darüber, uns einen weiteren Hund anzuschaffen. Das ist ein Gesprächsthema, das immer wieder aufkommt. Eigentlich will ich keinen zweiten Hund, eigentlich wollte ich auch keinen ersten Hund, aber ich merke schon, dass mich das Thema sehr triggert, ich weiss auch schon welchen Hund ich als Zweithund möchte, ich möchte einen Shetland Sheepdog. Zum einen, weil ich Shetland mag, aber vor allem, weil ich kleine, intelligente Hunde mag und ein Sheltie, wie man sie so nennt, sehen aus wie Lassie, aber in einer Miniversion, ich finde die hinreissend. Wir steigern uns in das Thema rein, wiegen Vor- gegen Nachteile ab. Die Nachteile überwiegen deutlich. Irgendwann wischen wir dieses Zweithundthema beiseite. Es ist immer das Gleiche, es ist der vierte Aperitiv, der uns über den Zweithund nachdenken macht.

[Donnerstag, 22.9.2022 – Frühstücksunfällchen, die guten Zeiten]

Die Frühstücksroutine meines Tieres und mir geht so:

Wir kommen aus dem Park zurück, dann nehme ich eine kleine Schüssel, gebe Sojagurt hinein, füge kernige Haferflocken und geschrotete Leinsamen hinzu und verrühre diese. Das Tier steht die ganze Zeit neben mir und verfolgt jeden einzelnen Handgriff. Dann stelle ich die Schale hin, hole das Portionierglas für das Tierfutter, gehe in den Abstellraum und fülle Tierfutter in das Glas, stelle es auf die Waage (75g) und gehe zur Fressmatte. Wir füttern die Hündin ausschliesslich über eine Fressmatte. Weil sie schlingt bzw das Futter inhaliert. Dann gebe ich das Futter frei und sie frisst. Sie ist dermassen Futterfixiert, dass sie während des Fressens rundherum nichts wahrnimmt. Dann nehme ich mein Frühstück und setze mich an den Rechner und lese die Nachrichten des Tages.

Heute gab ich das Futter frei und sie begann zu fressen. Dann nahm ich mein Frühstück und wollte ins Arbeitszimmer gehen, aber das Frühstück fiel mir aus der Hand und donnerte zu Boden. 500ml Joghurt und Haferflocken und Leinsamen über mehrere Quadratkilometer verteilt. Nur die Hündin war davon nicht beeindruckt. Sie war grossflächig mit Joghurt und Haferflocken übersät, aber das Futter in der Futtermatte war Priorität Nummer eins. Ich konnte sie während des Fressens mit Küchenpapier säubern, aber vom Fressen liess sie sich nicht abhalten. Mein Frühstück fand ich auch auf Stühlen, auf Schränken, sogar im Flur, natürlich auf meinen Füssen und auf der Hose. Lustigerweise zerbrach die Schüssel sauber in drei schönen Teilen, keine gefährlichen Splitter.

Weil wir uns beide nicht über die Frühstückflecken im Fell des Tieres kümmerten, lief sie den ganzen Tag damit herum. Sie hat damit allerdings keine Probleme. Soziale Stigmen kennt sie nicht und sie riecht gerne seltsam. Am Abend holten wir sie auf das Sofa und entfernten die vertrockneten Reste. Morgen kommt sie mit ins Büro, wir Menschen kennen soziale Stigmen nämlich schon.

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Viel mehr ist heute nicht passiert. Zumindest in meinem privaten Umfeld. In der Firma habe ich gerade einen sehr harten sozialen Fall. Aber darüber kann ich hier öffentlich natürlich nicht schreiben. Deswegen ist das heutige private Highlight der Sturz einer Schale mit Joghurt. Es werden vermutlich Zeiten kommen, an denen ich mir solche Tage zurückwünsche.

In der Firma reden wir gerade viel über die Mobilmachung in Russland und auch über den möglicherweise kalten, kommenden Winter. Wir haben einige Russen und auch Ukrainer in der Firma. Die reden ständig davon, dass Europa überfallen werden wird. Sie haben Angst, es gibt Gründe, warum sie Russland entflohen sind.

[Mittwoch, 21.9.2022 – Tierprodukte, mit den indischen Nachbarn]

Veganen Käse gekauft. Ich probiere das immer wieder mal. Ich finde den Ansatz, die Tierindustrie zu reduzieren ein gutes und vermutlich auch wichtiges Unterfangen. Obwohl ich mich nicht vegan ernähre, merkte ich vor einiger Zeit, dass ich verhältnismässig wenig Tierprodukte konsumiere. Meine Ernährung besteht vornehmlich aus Gemüse und Getreide.
Nun war ich noch nie ein besonders passionierter Fleischesser. Obwohl ich liebend gerne Schnitzel und Würste verschlinge verspeise, habe ich selten wirklich Lust auf Fleisch. Fleisch esse ist fast ausschliesslich im Restaurant. Zuhause eigentlich nie. Das liegt teilweise sicherlich daran, dass ich nie gelernt habe, Fleisch zuzubereiten. Als ich kochen lernte, war ich Vegetarier. Das hielt ich dann wohl so bei.

Veganes Fleisch finde ich nicht so interessant. Ich habe es mehrmals probiert und ich finde es ausgezeichnet, aber da mir Fleisch und dessen Konsistenz als solches nicht fehlt, esse ich auch selten veganes Fleisch. Allerdings griff ich bei meinen letzten Burgern immer nach der veganen Beyond-Meat Variante. Aber da ich Burger eher langweilig finde, kommt das nicht so oft vor.

Joghurt und Milch habe ich komplett durch Soja bzw Hafer ersetzt. Zugegebenermassen schmeckt mir Hafermilch wesentlich besser als Milch von der Kuh. Kuhmilch schmeckt immer ein bisschen nach nix. Sojagurt ist allerdings nicht besonders gut, es hat einen leichten Kartongeschmack, aber mit Haferflocken und Heidelbeerer ist es in Ordnung. Ich bleibe aber bei Sojagurt, aus mittlerweile ethischen Gründen.

Jedenfalls Käse. Für Käse gibt es immer noch keinen Ersatz. Heute kaufte ich wiedermal veganen Käse. Den von VEHAPPY bei Edeka. Veganer Käse ist besser geworden. Aber es durchzieht ihn noch dieser vegane Geschmack. Ich kann diese veganität nicht besser beschreiben, aber es löst bei mir etwas ähnliches aus, wie der Geruch in den früheren, kleinen Bioläden, wo alles irgendwie nach Bioladen roch. Das ist heute glücklicherweise meist nicht mehr so.

Ich esse nun auch nicht besonders viel Käse. Aber Käse ist schon richtig geil.
Ab und zu kaufe ich deswegen veganen Käse. Um den neuesten Stand der Ernährungstechnik zu testen.

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Am Abend gingen wir mit unseren indischen Nachbarn ins Brewdog. Ein Pärchenabend. Nächste Woche ziehen sie in einen anderen Stadtteil, aber sie haben uns eine Essenseinladung ausgesprochen. Um die Freude über diese Essenseinladung zu verstehen, muss man den Eintrag von letztem Jahr lesen. Ich hielt mich mit der Euphorie sehr zurück und äusserte mich einfach nur sehr dezent erfreut.

[Dienstag, 20.9.2022 – Autoverkauf]

Heute verkaufte ich mein Auto bei Wirkaufendeinauto. Ich hatte keine Lust auf Preisverhandlungen, ich will es einfach verkaufen und so buchte ich einen Termin in Lichtenberg. Gestern musste ich deswegen noch die Unterlagen zusammensuchen. Ich fand dabei den Fahrzeugschein II nicht mehr. Den Fahrzeugschein I habe ich fast immer bei mir, aber den Teil II habe ich vermutlich seit dem Kauf vor sieben Jahren nie mehr gesehen. Und weil ich kein System bei meinen wichtigen Unterlagen implementiert habe, dauerte es den ganzen Abend, bis ich diesen Fahrzeugschein finde. Ich war kurz davor, den Termin abzusagen, als ich kurz vorm Schlafengehen eine Klarsichtfolie bei den Unterlagen der Hausverwaltung finde, auf der ein kleines VW Logo prangt. Zwischen den vielen Papieren in dieser Klarsichtfolie finde ich dann das erhoffte Papier.

Daraufhin legte ich mich ins Bett. Vielleicht schaffe ich am Wochenende Ordnung in meinen Papieren. Es ist ohnehin Länderspielpause, ich habe also viel Zeit.

Morgens, kurz vor dem Termin suche ich noch schnell meinen Reisepass. Noch schnell, dachte ich. Aber auch den Reisepass finde ich nicht. Vor allem nicht schnell. Ich hätte um 10:40 losfahren müssen, um rechtzeitig beim Termin zu sein. Ich war kurz davor, den Termin abzusagen, um 10:42 finde ich den Pass dann, in einer Schublade etwas nach hinten verrutscht und ich mache mich auf den Weg. Um 11:02, also genau die zwei Minuten, die ich zu spät gestartet war, kam ich bei der Werkstatt an. Die Welt ist ein Viervierteltakt.

Eine neue Schätzung des Autos ergab 3400€. Ich finde den Service super. Man lädt Fotos hoch, reicht Unterlagen ein und bekommt einen ziemlich fairen Händlerpreis. Vor Ort wird man von einer Fachperson (Mann) in Empfang genommen, der den Zustand des Autos dokumentiert und mit meinen eigenen Angaben vergleicht. Weil es ein paar Mängel mehr gibt, als ich angegeben hatte, vor allem kleine, fast unsichtbare Beulchen und Kratzer, aber vor allem war das Wartungsheft nicht durchgehend gepflegt, wurde mir ein neues Angebot unterbreitet, das 200€ niedriger lag. Ich fand das OK.

Da stand es dann. Mein erstes eigenes Auto. Ich hatte das Auto vor sieben Jahren gekauft, weil ich fahren lernen wollte. Ich kann mich noch erinnern, wie nervös ich bei der Probefahrt war. Der Führerschein war noch frisch, meine Fahrkünste auch. Es fühlte sich heute nach Abschied an. Gott, was kann ich manchmal sentimental werden. Immerhin hat das Auto einen eigenen Eintrag in diesem Blog und wird somit auf ewig in, öhm, meinem Herzen sein.

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Das Tier will heute nicht raus. Die Zeit nach dem Regen findet sie höchst suspekt. Mir kommt vor, als verstünde sie die vielen neuen und durcheinandergebrachten Gerüche nicht. Sie steht dann ewig in der Haustür und steckt die Nase in die Luft.