[Mi, 17.5.2023 – Jetzt aber Cornwall]

Die Reise wird uns jetzt allerdings nach Cornwall führen. Ich machte im Chat mit Mutter und meinen Schwestern einen Vorschlag, wie eine Reise nach Cornwall aussehen könnte:
Wir treffen uns in London, mieten uns ein Auto und fahren 4h nach Cornwall, unterwegs besuchen wir Stonehenge, in Cornwall selber lassen wir uns in Falmouth nieder, checken in ein kleines Hotel am Hafen ein, dann besuchen wir über die Tage verteilt 3 oder 4 Gärten (das ist ein Hobby meiner Mutter), dann eine Wanderung an der Westküste, dann besuchen wir ein Moor mit Schlössern und Steinkreisen, abends gehen wir in den Pub und wir gehen auch nett essen. Dazu schickte ich ein paar Fotos von Falmouth und ein paar bookingcom-Links.

Am Nachmittag wollte ich etwas ähnliches für das Baltikum zusammenschreiben. Aber allen gefiel jetzt die Option Cornwall. Also träumten wir ein bisschen über diese Option. Am Abend stellte sich allerdings heraus, dass alle ihre Reisepässe ausgelaufen sind, und UK ja nicht mehr zur EU gehört. Mal sehen, wie schnell italienische Pässe ausgestellt werden können.

Am Abend kam mein Schwager. Wir assen kaltgekochten Lachs und tranken roten Wein.

[Di, 16.5.2023 – auf eine Reise mit Mutter]

Meine Mutter hatte neulich Geburtstag. Meine Schwestern und ich vereinbarten, ihr eine Reise zu schenken. Eine Reise mit uns dreien, irgendwohin, eigentlich egal wo, um ein paar schöne, gemeinsame Erinnerungen zu sammeln, an die wir später zurückdenken werden, wir sind noch nie gemeinsam verreist. Auch wenn unsere Mutter noch sehr fit ist, die Jahre sind begrenzt, es ist jetzt die beste Zeit gemeinsam auf eine Reise zu gehen. Erinnerungen sammeln. Dem Plan läuft eine eigenartige zukünftige Nostalgie voraus. Unsere Mutter freut sich schon sehr.

Es gibt ein paar Orte, die wir im Auge haben: Cornwall, England, das Baltikum, Skandinavien, Irland. Meine Mutter möchte ins Baltikum, sie war vor einigen Jahren auf einer Busreise in Lettland und Estland, das hat ihr sehr gefallen, da möchte sie wieder hin. Ich war 2015 im Baltikum, in Litauen, ich mochte es sehr, diese freundlichen Leute an der Schnittstelle zwischen dem Norden, Russland und Europa. Schwieriger scheint es einen Termin zu finden, an dem wir alle können. Vor allem die ältere Schwester und ich, unsere Kalender sind im Sommer schon ziemlich gefüllt. Sonst wäre ich auch dafür im Winter zu verreisen, nach Israel beispielsweise oder nach Madeira, zur Not auch erst im Sommer des nächsten Jahres. Wir werden schon etwas finden.

Anonsten waren die letzten beiden Tage sehr ereignislos.

[So, 15.5.2023 – Hertha MV, Ant-Man]

Morgens ging es mir immer noch schlecht. Heute war Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Normalerweise mag ich solche Veranstaltungen, aber heute fehlte es mir an Kraft, mehrere Stunden in einem Messegebäude zu verbringen. Es lag ein Antrag vor um den Fanclub, in dessen Vorstand ich bin, zu verbieten. Der Antrag wurde abgewiesen. Der selbe Antragsteller hatte dutzende Anträge gestelltt. Die meisten seiner Anträge wurden abgewiesen.

Ich verfolgte die Versammlung in verschiedenen Tickern, Twitter, Morgenpost und der Leute aus dem Fanclub. Die Versammlung ging von 11 Uhr bis in den Abend hinein, die Nachrichten begleiteten mich den ganzen Tag. Am Nachmittag ging es mir etwas besser. Ich war nicht mehr so konstant müde. Wir putzten daher die Wohnung. In einer Pause schauen wir Ant-Man. Ich behaupte seit Jahren, dass wir Ant-Man bereits gesehen haben. Meine Frau fragte immer wieder danach, ob wir Ant-Man schauen wollen, aber von mir kam immer die gleiche Reaktion: haben wir schon gesehen, das ist der FIlm mit dem Typen der klein gemacht wird.
Meine Frau sagt aber immer, dass die Story ihr unbekannt ist. Das geht seit Jahren so.

Jetzt ist aber die Fortsetzung von Ant-Man herausgekommen, also schauten wir heute die Fortsetzung. Bzw wollten wir schauen. Um in die Geschichte hineinzufinden, beschlossen wir, den Trailer des ersten Teils auf Youtube zu schauen. Dabei stellte ich fest, dass ich den Film nie gesehen habe. Deswegen schauten wir den ganzen ersten Teil.
Nach dem ersten Teil entdeckten wir ausserdem, dass es bereits einen zweiten Teil gibt und die Fortsetzung, die wir heute schauen wollten, eigentlich der dritte Teil ist und weil man einen dritten Teil nicht vor einem zweiten Teil schaut, hingen wir gleich den zweiten Teil hintendran.

Dafür schauten wir aber nicht den dritten Teil, den, den wir ursprünglich schauen wollten. Wir sparen ihn uns für die kommende Woche auf, wenn der Schwager kommt. Für ein schönes, faules Sofaprogramm.

[Sa, 13.5.2023 – schlechte Laune, ESC]

Ich bin zur Zeit unfassbar schlecht gelaunt. Ich versuche reize zu vermeiden, übe mich in Gelassenheit. Wir machten einige längere Spaziergänge mit der läufigen Hündin. Wir assen auch ein Eis und sassen dabei im Schatten. Sonst habe ich wenig getan. Dafür viel gelesen. Morgen ist die Hertha Mitgliederversammlung, nächste Woche kommt mein Schwager, die Wohnung müsste aufgeräumt und geputzt werden, eigentlich müsste das heute geschehen, aber mir fehlt die Energie dafür.

Am Abend schauten wir in den ESC rein. Reinschauen bedeutet, dass wir schauen wollten, was da los ist, ohne uns festzulegen, die ganze Sendung zu schauen. Aber wir waren beide müde, daher installierte ich den Minibeamer im Schlafzimmer und wir schauten bis zum deutschen Beitrag. Ich kann dem ESC weiterhin nicht viel abgewinnen. Zwar mag ich diesen Turniermodus, aber die Inhalte, also die Musik, haben mich noch nie angesprochen. Dabei würde ich mich als sehr musik-affin bezeichnen. Das einzige Lied, das mir in den vielen Jahren einigermassen gefallen hat, war Kedvesem, der ungarische Beitrag aus 2013. Alle anderen Songs, die ich in den Jahren hörte, machten ziemlich gar nichts mit mir. Das will ich gar nicht werten, es überrascht mich nur, wie weit ich von einem breiten musikalischen Konsens entfernt bin, und das macht mich nicht stolz, im Gegenteil, ich hätte gerne ein besseres Gespür für die Allgemeinheit.

[Mi/Do, 10/11.5.2023 – Escaperoom usw. Kleiderspende]

Am Mittwoch hatte ich nachmittags ein Teamevent mit einem der Teams. Eigentlich lasse ich die Teams lieber alleine, aber diesmal wurde ich explizit eingeladen. Was mich sehr freute. Wir gingen zuerst in ein Escape-room in Mitte. Das Team wurde aufgeteilt. Die eine Hälfte des Teams bekam einen Raum mit Horrorfilm Thematik. Es kamen Kettensägenmörder darin vor. Die andere Hälfte erhielt einen Raum, in dem es darum ging in den Schlafgemächern des Sultans im alten Persien einen Schatz zu finden. Ich wurde dem Team Persien zugelost. War ganz OK. Aber nicht besonders aufregend. Ich fand die Rätsel etwa unschlüssig und unausgereift. Das andere Team hingegen kam regelrecht euphorisiert aus deren Raum.

Nachher gingen wir ins Due Forni an der Schönhauser Allee. Wir tranken Bier und assen Pizza. Es war ein richtig schöner Abend mit dem Team, wir redeten über tausend Sachen und auch immer mit einer gewissen Tiefe.

Am nächsten Tag fühlte ich mich schlecht. Auch einige andere Teammitglieder fühlten sich schlecht. Einer der Mitarbeiter wollte das Bier als den Übeltäter identifiziert haben. Alle, die dieses Helle getrunken hatten, fühlten sich heute nämlich nicht gut. Auch meine Frau fühlte sich schlecht. Aber meine Frau war nicht mit uns gewesen. Öhm, ja.

Ich schaffte es daher auch nicht, den Tag für das Blog zusammenzufassen. Andererseits. Weiss nicht. Bin zur Zeit etwas uninspiriert. So etwas färbt immer auch in den Texten ab. Dann merke ich, dass der Text nicht gelingen will und es fehlt mir die Freude daran zu arbeiten und alles was nachkommt, also von mir in die Tastatur hinein, ist irgendwie belanglos. So ist das mit Texten. Es steckt eine Persönlichkeit dahinter, die den Text schreibt. Wenn die Persönlichkeit wenig empfindet, dann empfindet man auch in dem Text wenig.

Dabei hätte ich eine lustige Anekdote von gestern zu erzählen. Wie wir eine Winterjacke an den Kleidertausch-Zaun am Forcki aufhingen, im Glauben, jemandem eine Freude zu machen. Wie dann sofort dieser sehr verwirrte Mann herankam. Vorher hatte er halbnackt vor dem Zaun gestanden und Frauenkleider probiert, während er laut vor sich hin schimpfte. Jetzt befreite er seinen Oberkörper von Textilien und zog sich die Winterjacke an. Damit lief er davon.
Wenn man gute Taten vollbringt, hat man ja oft andere Menschen vor Augen. zB eine traurige, alleinerziehende Mutter mit 8 grossäugigen Kindern in Lumpen.
Aber auch so war die gute Tat natürlich eine gute Tat.

An einem anderen Tag hätte ich diese Anekdote vermutlich anders erzählt.

[Di, 9.5.2023 – don’t call it concept]

Da meine meine Frau diese Woche nicht in Berlin sein würde, freute ich mich wenig auf diese anstehende Woche. Zum einen ist die Hündin läufig und ich würde drei feste Termine im Büro wahrnehmen müssen. Das ist eine unentspannte Konstellation. Ausserdem würde ich an zwei Abenden aus essen gehen.

Ihre Reise fiel dann allerdings aus, also übernahm sie die Hündin. Heute hatte ich ein dreistündiges offline Meeting, das ist nix für sie. Und am Abend ging ich Bier trinken und Pizza essen, in diesem Garten im Gleisdreieckpark, aber nicht im BRLO, sondern weiter südlich, da gibt es einen Pilsner Urquell Stand und daneben ein Stand mit Pizza. Früher war diese Pizza einmal richtig gut, aber heute war alles anders. Zum einen standen zwei junge Frauen in dem Stand, die nicht so recht Bescheid zu wissen schienen. Eine sprach weder deutsch noch englisch, die andere immerhin schlechtes englisch. Sie hatten nur Margarita, könnten sie aber mit kalter Salami belegen. Neben Pizza Margarita gab es sonst nur Pommes. Aber sie hatten keinen Ketchup, sondern nur eine Majonaise. Don’t call it neues Konzept. Das ist kein Konzept. Immerhin stand nirgendwo etwas von fancy concept.

Die Pizza falteten sie etwas lieblos in eine Fish-and-chips Tüte. Die gefaltete Pizza fand ich allerdings von der Idee her lustig, aber gefaltete Pizza klebt und sapscht, es ist unstimmig, zudem ist eine Pizza sehr klein, wenn sie in eine Fish-and-Chips Tüte passen soll.

Immerhin ist der Preis gleich hoch geblieben.

[Mo, 8.5.2023 – Angst, Pasta e Ceci]

Einer der neuen Mitarbeiter hat panische Angst vor Hunden. Es gibt bei uns zwei feste Hündinnen im Büro. Manchmal sind vier oder fünf Tiere da. Das wird noch lustig. Wir halten sie jetzt so gut es geht bei uns, aber das ist keine gute Dauerlösung, vor allem wenn wir damit werben, dass wir ein hundefreundliches Büro sind.

Dafür habe ich jetzt keine gute Lösung parat.

Der Mitarbeiter hat allerdings auch Angst vor Zugfahrten, Aufzügen und Flugzeugen. Der Flug nach Deutschland ging wohl auch nicht reibungslos. Vielleicht machen wir ihm das Homeoffice schmackhaft.

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Am Abend eine Pasta e Ceci gegessen. Das sind Ditalini mit Kichererbsen. Meine Frau kann die phantastisch zubereiten. Es werden Kichererbsen im Tomatenmark und Eigensaft aufgekocht, danach die halb fertiggekochten Ditalini dazugegeben, bis auch die Ditalini gekocht sind.
Phantastisches Elektrolytenessen.

Ich ass davon so viel, dass ich nicht mehr wusste, wie sitzen. Und als ich Wasser trank, hatte ich regelrecht Angst du platzen.

[So, 7.5. – unkastrierte Rüden]

Dafür, dass die Läufigkeit begonnen hat, ist das Leben mit der Hündin bisher noch sehr gewöhnlich. Ich kann sie noch ohne Leine laufen lassen. Aber langsam beginnt wieder die interessanten Konflikte.

Ich war sehr früh im Hundeauslauf, meine Hündin und ich waren dort alleine. Es gibt da diesen Hullahoop-Reifen, sie liebt es, damit zui spielen. Dann kam ein Mann mit einem grossen schwarzen Hund ans Tor heran und wollte hereinkommen. Ich fragte, ob der Rüden kastriert sei, er sagte nein, also sagte ich, na das geht dann nicht, und er sagte, warum denn nicht und ich sagte, meine Hündin sei läufig. Er schmipfte etwas unverständliches aber er verschwand. Er war sowas vermutlich nicht gewohnt.

Ich sehe es halt nicht ein, dass ich mit meiner läufigen Hündin Platz machen muss, wenn ein unkastrierter Rüde kommt.
Es wäre natürlich etwas anderes, wenn er vor mir da gewesen wäre. Aber jetzt war ich eben vor ihm da.

Auf diese Konflikte lasse ich mich gerne ein. Woah, ich weiss, wie ich drauf wäre, wäre ich eine Frau. Ich bin verschenktes Potential.

[Fr/Sa, 5/6.5.2023 – Rückkehr, müde, Hoffnung, Läufig]

Am Freitag fuhren wir wieder nach Utrecht für einen zweiten Termin. Danach wieder zurück nach Amsterdam ins Büro. An jedem dritten Freitag zelebriert man bei uns den Abschluss des Sprints. Dazu gibt es meistens Drinks und in Berlin wird oft auch gekocht. Im Amsterdamer Büro wurden vegane Snacks serviert. Ich trank ein paar Biere, ich hatte noch ein paar Stunden totzuschlagen, mein Flugzeug würde erst um 20:45 abheben. Danach war ich fertig. Ich hatte einen Kater, ich war müde, ich war verschwitzt, hatte Mundgeruch. Als ich in der Abflughalle auf das Boarding wartete, sehnte ich mich sehr nach meinem Bett. Ich zog einmal kurz die Schuhe aus, merkte aber, dass der Geruch von meinen Füssen nicht mehr sozial verträglich war und schlüpfte sofort wieder in sie hinein.

Meine Rückkehr nach Berlin war dann nicht so deprimierend wie ich am Mittwoch befürchtete. Unter der Woche sagten die Niederländer ständig, wie toll sie alle Berlin fänden. Es muss bis Freitag irgendwie auf mich abgefärbt haben.

Gegen Mitternacht kam ich zuhause an. Meine Frau freute sich und meine Hündin freute sich. Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich jemand freut.

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Am Samstag war ich dann zu müde um den vorherigen Tag zusammenzufassen. Ich war auch zu müde um nachmittags ins Stadion zu gehen. Heute war wieder ein Kellerduell, diesmal gegen Stuttgart. Wir stehen auf dem letzten Platz und wir spielten gegen den Vorletzten. Würden wir heute nicht gewinnen, dann ist der Abstieg eigentlich besiegelt. Wir gewannen aber. Das Spiel war nicht gut, aber die Mannschaft biss sich in das Spiel hinein. Wir sind so weit abgeschlagen, dass wir nach dem Sieg trotzdem noch auf dem letzten Platz stehen. Der Trainer hat jetzt vier Siege ausgerufen. Alles andere ist in unserer Situation zwecklos. Vier Siege, sonst steigen wir fast sicher ab. Der erste Sieg war heute. Aber vier Siege in Folge sind vermutlich 100 Jahre her.

Ich habe wieder so etwas wie Hoffnung. Ich schrieb zuerst „leider“. Das Wort löschte ich aber wieder. Es ist immer so, wenn ich bei Hertha wieder ein bisschen Hoffnung habe, dann werde ich danach abgewatscht. „Leider“ sollte ich aber trotzdem nicht schreiben.

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Meine Hündin wurde heute wieder läufig. Der erste Tropfen Blut im Badezimmer.

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Noch ein paar Fotos nachgereicht: