Am Wochenende ist nicht viel passiert. Wir chillten hauptsächlich und lasen. Heute räumten wir die Wohnung auf, weil am Abend wieder meine Schwiegereltern kamen. Immer ein willkommener Anlass, zu putzen.
Spät am Abend fuhr ich dann zum Flughafen. Der Flug aus Göteborg hatte sich sehr verspätet. Derzeit höre ich beim Autofahren immer Hörbücher. Seit der letzten Schwedenreise (ich berichtete) fühle ich mich durch Hörbücher besser unterhalten als durch Podcasts. Nachrichten und Diskussionen nehme ich neuerdings lieber als geschriebenen Text auf, weil ich politische Podcasts häufig als zu hysterisch empfinde, vor allem wenn Männer (und es sind meist Männer) sich am Mikro aufgeregt unterhalten. Hörbücher funktionieren im Auto hingegen ganz wunderbar. Sie generieren einen Flow. Und ich kann da Bücher konsumieren, die ich zwar interessant finde, aber nicht interessant genug, um ihnen zu viel Lebenszeit widmen zu wollen. Das ist ja immer so mit Büchern: Man kauft mehr Bücher, als man lesen kann. Mit Hörbüchern kann ich jetzt selektieren. Bücher, denen ich meine volle Aufmerksamkeit widmen will, kaufe ich als Buch und Bücher, die mich nur interessieren, die ich irgendwann lesen werde, höre ich jetzt auf Autofahrten. So kann ich in dieser geisttötenden Zeit im Auto mein Bücherbacklog abbauen.
Zurzeit höre ich TC Boyle. Das ist so ein Fall. Interessiert mich zwar, aber (noch) nicht genug, um mich damit mit viel Vorfreude auf das Sofa zu verschanzen. Fürs Auto ist das aber perfekt. Auf dem Weg zum Flughafen war mir heute aber nicht nach TC Boyle. Ich überlege ja wieder, erotische oder pornographische Texte zu schreiben und sie unter Pseudonym als E-Book rauszuhauen. Das Thema lässt mich nicht los. Der letzte Versuch, eine pornographische Geschichte zu schreiben, ist leider zu einer Geschichte über die Liebe und über Freundschaft geworden. Was natürlich witzig ist und sich sicherlich psychologische Fragen aufruft. Aber das Thema lässt mich weiterhin nicht los. Dummerweise habe ich keine Erfahrung mit erotischer Literatur, deswegen lud ich mir heute ein Hörbuch herunter, das hunderte erotische Kurzgeschichten enthält. Als ich am Flughafen ankam, war ich der quirligen Mädchen im Internat und den kurzen Röckchen und den ausladenden Brüsten und kichernden Frauen ziemlich überdrüssig. Die Autorinnen sind laut Buchdeckel weiblich. Irgendwie kann ich mir aber nicht vorstellen, dass Frauen so über Sex schreiben.
Ich strenge mich wirklich sehr an, mich nicht über die Hitze zu beschweren. Wirklich.
Gestern war ich im Berliner Berg-Biergarten in Neukölln. Die ehemals kleine Hinterhofbrauerei hat jetzt ja ein ziemlich großes Fabrikgebäude auf einem Gewerbegebiet zwischen Treptower Park und Sonnenallee hingestellt und betreibt dort neben Braukesseln auch einen kleinen, feinen Biergarten. Damals, vor zehn Jahren, war ich ja einer der ersten Unterstützer, da sie eine Crowdfunding-Aktion angestoßen hatten, um die ersten Braukessel anzuschaffen. Ich gab ihnen 150€ (oder waren es 350€?) und dafür bekam ich eine Messingplakette mit deren Logo und auf der Hinterseite meinen Namen mit der Unterstützernummer: 10.
Mit dieser Plakette bekomme ich jeden Tag ein Gratisbier in deren Ausschank, so lange es sie gibt oder so lange es mich gibt. Früher, als sie noch in dem Neuköllner Hinterhof brauten, war ich öfter da. Seit sie aber die große Fabrikshalle gebaut haben, habe ich es nicht mehr geschafft, einfach weil es ein bisschen ungünstig liegt, ziemlich fernab von den üblichen Gegenden, in denen man sich sonst so herumtreibt.
Ich wusste gar nicht, ob die Messingplakette auch in der neuen Location funktioniert. Die Frau am Tresen wusste aber sofort Bescheid und schenkte mir ein großes Bier umsonst ein. Ich kam mir vor wie ein Veteran. Oder ein Sugardaddy aus dem Biermittelalter. Was auch immer das sein mag.
Dummerweise brauen sie nicht mehr das leichte Session-IPA. Es war mein Lieblingsbier und das perfekte Sommerbier. Sehr hopfig, aber nicht sehr alkoholisch. Natürlich wollte ich wissen, warum sie es eingestellt haben. Es lag offenbar an den drastisch gestiegenen Hopfenpreisen. Ein sehr hopfiges Bier braucht natürlich auch mehr Hopfen und damit wäre es so teuer geworden, dass es entweder niemand kaufen will oder sie draufzahlen würden. Kann ich nachvollziehen.
Eigentlich wollte ich bei solcher Hitze keinen Alkohol mehr trinken. Aber was soll ich machen. Endlich schaffe ich es mal ins Berliner Berg und dann glüht Berlin bei 34 Grad.
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Die Hitze ging heute weiter. Am Morgen traf ich die Travelling Lady, die gestern von ihrer Skandinavienreise zurückkam, auf einen Spaziergang mit unseren Hunden. Die beiden Tiere freuten sich tatsächlich, einander zu sehen. Das war sehr schön. Tagsüber schrieb ich endlich wieder an der langen Geschichte weiter. Es sieht so aus, als hätte ich wieder reingefunden. Dafür musste ich aber dreißig Minuten lang den vorangehenden Text lesen. Klar. Wusste ich vorher, aber mir fehlte der Zugang zu mir selbst, um dreißig Minuten lang einen fiktionalen Text von mir zu lesen. Heute tat ich es jedenfalls und ich fand mich in so einem Gedankenstrom wieder. Die Figuren sind wieder da, die Szenen sind wieder lebendig.
Später am Nachmittag traf ich meine Frau bei Dussmann in der Friedrichstraße. Sie musste ein Buchgeschenk abholen und ich wollte checken, was sie dort so an handlichen Büchern haben. Neuerdings kaufte ich mir ja Knausgård als handliche Taschenbuchausgabe. Seitdem bin ich von diesen Miniaturbüchern sehr angetan. Weil sie gut in der Hand liegen und auch weniger schmerzen, wenn man darunter einschläft. Aber das schrieb ich schon einmal.
Sie führten eine große Anzahl Titel, auch die Neuübersetzung von Dostojewskis „Schuld und Sühne“, der man nun endlich den richtigeren deutschen Titel „Verbrechen und Strafe“ verpasst hat. Vor einigen Jahren sahen wir diesen Dokumentarfilm namens „Die Frau mit den 5 Elefanten“, einen Film über Swetlana Geier, eine charismatische, sehr alte Frau, die sich zwanzig Jahre Zeit genommen hat, um die fünf großen Bücher Dostojewskis in zeitgenössisches Deutsch zu übertragen.
Meine Frau sagte, ich solle das doch kaufen. Aber ich besitze das Buch bereits, noch mit dem alten Titel, es steht seit zwanzig Jahren ungelesen im Schrank. Dabei muss ich gestehen, dass Russen es bei mir derzeit sehr schwer haben, um mein Interesse zu wecken. Sind sie selber schuld.
Unter den Miniaturausgaben befand sich auch Goethes Werther. Ich habe noch nie etwas von Goethe gelesen, dafür war ich nicht lange genug auf der Schule. Später, als ich mir alles selber beibrachte, interessierte mich dieser manierliche Mann nicht genug. Was ich über die „Leiden des jungen Werthers“ allerdings weiß, ist die Tatsache, dass er eine Suizidwelle unter jungen Männern auslöste. Ich hab’s gerade nochmal gegoogelt. Ganz so schlimm war es wohl nicht, aber immerhin lässt sich bestätigen, dass sich ein gutes Dutzend Männer aufgrund dieser Schrift das Leben nahmen. In Südtirol gab es in den Achtzigern und Neunzigern auch größere Suizidwellen. Weil das immer eine große Medienresonanz auslöste, einigte man sich darauf, nicht mehr über Suizide zu berichten, um keine Nachahmungen anzustiften. Das beschäftigte mich damals ungemein, da ich selber einige Menschen kannte, die sich entweder das Leben genommen oder einen Versuch unternommen hatten. Diejenigen, die überlebten, wurden danach im Dorf anders behandelt. Sie wurden in Ruhe gelassen, sie schienen aber auch keine Fröhlichkeit mehr vorzutäuschen, sondern waren offen deprimiert, freudlos. Man sah sie alleine, auch in der Kneipe. Als Jugendlicher gruselte ich mich fast ein wenig vor den Überlebenden. Sie liefen mit einem unsichtbaren Stigma auf der Stirn herum. Fast so, als wären sie von den Toten zurückgekehrt.
Die Medien hörten jedenfalls mit der Berichterstattung auf. Wegen der Nachahmungen. Nachahmungen. Das beschäftigte mich. Als Teenager hegte ich durchaus romantische Gefühle für den Tod. In gewisser Hinsicht romantisierte ich auch den Suizid und dachte oft darüber nach. Nicht, dass ich je ernsthaft daran dachte, mir das Leben zu nehmen, aber sehr oft waren meine Suizidgedanken hypothetisch. Begleitet durch einen deprimierenden Soundtrack von elektrischen Gitarren. Ich konnte diese Nachahmungen nachempfinden. Dieses Reinrauschen, dieses befreiende Gefühl, mitgerissen zu werden. Dieses befreiende Gefühl, der Ausweglosigkeit durch einen Sog zu entkommen.
Ich weiß nicht, ob man heute noch so über Suizid schreiben kann. Dummerweise ist das vernünftigste Ende des Romans, an dem ich gerade schreibe, der Suizid von einer der drei Hauptfiguren. Es ist wirklich das einzig mögliche versöhnliche Ende. Aber ich finde auch, dass ich das so nicht bringen kann. Ein bisschen Zeit habe ich ja noch. Am Ende kommt es ja ohnehin immer anders, als man es geplant hat.
Jedenfalls kaufte ich auch nicht Goethe. Ich entschied mich für den Reisebericht einer französischen Frau namens Léonie d’Aunet, die 1838 eine Arktisexpedition begleitete. Das war vor fast 200 Jahren und sie reiste übers Land, von Frankreich nach Rotterdam über Hamburg und Kopenhagen, durch viele Orte, die ich letztjährigen Sommer und im Jahr davor auch bereiste bzw. Orte, die ich von meinen Schwedenreisen kenne. Helsingborg, Göteborg, Linköping, Sundsvall, Gävle, Umeå, Luleå, Karesuando, Nordkapp usw. Sie reiste dann weiter nach Spitzbergen. Damals gab es dort noch nicht einmal Longyearbyen. Longyearbyen wurde erst 80 Jahren später gegründet. Sie schrieb noch ein paar weitere Romane, aber in Frankreich wurde sie wegen dieses Reiseberichtes berühmt. Das Buch wurde erst jetzt, 2024, im Mare Verlag auf Deutsch veröffentlicht. Ich freue mich sehr darauf.
Abends zuhause schauten meine Frau und ich dann Aki Kaurismäkis „Wolken ziehen vorüber“. Jetzt bin ich aber ein bisschen zu müde, um noch dieses Fass aufzumachen. Außerdem drücke ich mich die ganze Zeit davor, aktuelle Nachrichtenseiten zu öffnen, die gerade von den beiden Unterhändlern in Alaska berichten werden. Ich möchte das erst morgen lesen, keine negativen Gefühle mit in den Schlaf nehmen. Einen ganz einfachen Gedanken zum Film kann ich jedoch noch loswerden: Die ganze Zeit fiel mir auf, wie russisch bzw. osteuropäisch Finnland in dieser Zeit noch war, während ich Finnland in den letzten Jahren immer sehr europäisch wahrnahm. Bei Kaurismäki wirkt Finnland immer eher baltisch als skandinavisch. Ich habe noch keine weiterführenden Gedanken dazu. Wird mich aber beschäftigen.
Seit Tagen bekomme ich Scam-Mails via Boookingdotcom, dass ich meine Buchung des Hotels in Grönland dringendst erneuern müsse. Dass es sich um Scam-Nachrichten handelte, war offensichtlich. Ich reagierte nicht darauf. Außerdem erhielt ich ein bisschen später Mails vom entsprechenden Hotel in Nuuk, die davor warnten, dass es zu solchen Nachrichten gekommen wäre.
Das ist offenbar ein bekanntes Problem bei Bookingdotcom, wogegen die Plattformbetreiber allerdings nichts unternehmen. Ich muss es mir angewöhnen, nicht mehr über diese Plattform zu buchen. Besser direkt über das Hotel reservieren. Zwar weiterhin Hotels über die Plattform suchen, aber dann direkt beim Hotel buchen. Zur Not mit dem Telefon.
Heute bekam ich eine Nachricht über WhatsApp. Die gleichen Scammer, mit der gleichen Masche: mich zu einer Zahlung an dieses grönländische Hotel zu bewegen. Bookingdotcom schafft es offensichtlich nicht einmal, meine Telefonnummer vor Betrügerinnen zu schützen.
Weil ich sichergehen wollte, dass meine Buchung immer noch bestand, telefonierte ich heute mit Grönland. Eine superfreundliche Grönländerin erklärte mir, dass sie gerade sehr mit diesen Betrugsnachrichten zu kämpfen hätten. Sie schaute ins System und bestätigte, dass mit meiner Buchung weiterhin alles in Ordnung sei.
Wir unterhielten uns eine Weile und da sich herausstellte, dass wir eher spät landen und die Rezeption zu der Zeit nicht sicher besetzt ist, sollte ich ihr eine Email schreiben, woraufhin sie mir ein paar Unterlagen zum Nachtschloss zuschicken würde. Sie nannte mir ihre E-Mail-Adresse, ihr Name war „Nivi“, sie buchstabierte es mit „Nutella, Iron Maiden, Volcano, Iron Maiden“. Sie lachte bei Nutella und schien es ein bisschen peinlich zu finden, aber es fiel ihr nichts Besseres zu „N“ ein. Ich lachte bei Iron Maiden. Ich fragte mich, ob es schon mal erforscht wurde, inwiefern man Psychogramme anhand ihrer Buchstabierungsassoziationen erstellen kann.
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Meine Muskelschmerzen erreichten heute ihren Höhepunkt. Ab dem Abend ging es aber besser. Am Abend traf ich mich auch mit meinem Hundefreund E und wir gingen ins James June, diesen seltsam unszenigen, aber auf Szene machenden Biergarten unten an der Frankfurter Allee.
Seit dem Urlaub komme ich mit dem Roman nicht mehr voran. Jetzt stehe ich bei 170 Seiten und bin noch nicht einmal bei der Hälfte der Geschichte angekommen. Aufhören geht nicht. In den letzten drei Wochen habe ich nur 7 Seiten geschrieben. Es ist nicht das, was ich eine Hemmung nennen möchte. Ich finde nur nicht zum Text zurück, zurück in den Sound, zurück zu den Figuren, dem Setting. Zur Zeit habe ich tausende Interessen und Tabs und Aufgaben, um die ich mich kümmern muss oder will, weil ich zB gerade Paul Austers Stadt aus Glas lese, habe ich mich in Literatur über Don Quichote bzw über Miguel de Servantes festgelesen, außerdem muss ich für die deutsche Staatsbürgerschaft drei aktuelle Lohnzettel nachreichen, die ich zZ nicht habe, weiss auch nicht, warum die das plötzlich brauchen, hatte ich vor einem Jahr, als ich noch arbeitete, ja bereits getan, muss ich also noch rausfinden, was das bedeutet und was ich mache, und dann habe ich noch tausende andere Dinge, nebenher kümmere ich mich auch um die Gestaltung und Druck der Blogbücher, und dann ist da ja noch mein täglicher Tagebuchoutput. Ich bräuchte einmal einen Hyperfokus. Allerdings weiß ich nicht, wo ich ihn herbekommen soll. Gestern fragte ich Frau Fragmente, ob sie wieder Lust darauf hat, eine Virtual-Office-Session zu machen. Das könnte mir durchaus dabei helfen. Sie hatte Zeit und wahrscheinlich auch Lust darauf, aber sie kann erst Ende nächster Woche. Das ist auch OK, bis dahin werde ich aber wieder zurückgefunden haben müssen. Die Session finde ich dennoch gut und werde sie halt für die Weiterarbeit nutzen.
Gestern war ich mit der Nachbarin und ihrem Sohn im Fitnessstudio. Der Sohn ist wirklich sehr fit. Schlank und muskulös und macht jeden Tag Sport. Er wollte uns in die Welt der Freihanteln einführen. Ich nutze dort ja nur die Maschinen. Die Übungen mit den Hanteln und den freien Geräten sind weniger statisch und beanspruchen mehrere Muskelpartien als die zweidimensionalen Maschinen. Weil ich mich vor dem fitten jungen Mann nicht blamieren wollte, überanstrengte ich mich total. Er ist so fit, dass er keine Pause einlegt. Das tat ich dann auch nicht. Nach anderthalb Stunden merkte ich aber, wie mich die Kraft verließ. Schon bei simplen Bewegungen, wie mir die Sporttasche umzuhängen, gab mein ganzer Körper nach.
Am Abend brannte meine Haut und meine äußere Körperlage. Eine wirklich gruselige Nebenerscheinung. Meine Frau meinte, es habe möglicherweise mit Entzündungsprozessen durch die Überanstrengung der Muskeln zu tun. Das wäre eine Erklärung. Es beschäftigte uns allerdings nicht mehr eingehend. Ich nahm ein Aspirin und konnte damit wenigstens schlafen.
Heute bin ich schlapp. Richtig schlapp. Sogar sitzen kostet Kraft. Als ich von der Hunderunde nach Hause kam, musste ich mich hinlegen und schlief zwei Stunden lang und nun schiele ich ständig zum Sofa hinüber. Ich könnte den Tag liegend verbringen. Am besten mit verschlossenen Augen. Aber das geht ja nicht, ich habe so viel zu tun, außerdem bin ich am Abend für ein Bierchen verabredet. Apropos Bier: Ich trank am Sonntag im Stadion keinen Alkohol. Funktionierte prima. Schon zum zweiten Mal.
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Zum Feierabend traf ich meine Frau am Frankfurter Tor auf ein Feierabendbierchen bei Brewdog. Das ist oft praktisch, weil es sich gut mit der letzten Hunderunde verbinden lässt. Ich trank ein einziges Bier, was mich allerdings dermaßen erschöpfte, dass ich meine Verabredung für später absagte. Wir gingen nach Hause und ich legte mich auf das Sofa, wo ich bis zum Zähneputzen verblieb.
Zum ersten Heimspiel der Saison. Gegen den befreundeten Karlsruher SC. Ich mag diese freundschaftliche Stimmung im Stadion, ich schrieb ja bereits darüber.
Im Vorfeld des Spiels gab es einige Irritationen bezüglich unseres Blocks in der Kurve. Mittlerweile nimmt die Anzahl der großen Blockfahnen zu. Letztes Jahr hatten wir in unserem Block die ganze Saison lang eine riesige Fahne vor der Nase. Die Hälfte der Zeit konnte man kaum das Spiel verfolgen, weil die Fahne die Sicht versperrte. Viele Tore musste ich daher abends im Fernsehen und auf YouTube nachsehen. Das ist der neue Ultra-Nachwuchs in den Reihen vor uns, die wollen auch Fahnen schwenken und wichtig sein. Diskussionen mit den Jungs, doch bitteschön dem Spiel angemessen zu schwenken, also die Fahne ruhen zu lassen, wenn spannende Spielzüge passieren, blieben erfolglos. Aber die Stimmung! Ich finde Fahnen im Stadion ja zum Kotzen. Vor der Nase sowieso, aber auch in der Draufsicht finde ich das bescheuert. Die meisten in unserem Fanclub stören sich jedoch nicht daran, vor allem die jungen Leute nicht. Wir älteren hingegen schon.
Für diese Saison überlegte ich daher, weiter hochzuziehen. Mein Freund Benny steht mit ein paar anderen Leuten in Reihe 27 in einem Block auf der anderen Seite der Kurve. Vor einigen Tagen schrieb dann Nats in den Chat, dass sie hinaufziehe, zwar in den gleichen Block, aber weiter oben in Reihe 40 oder so. Nats stand seit 25 Jahren da unten, wo sie immer stand unten in Reihe zwanzig. Sie war immer die Erste im Stadion. Da, wo Nats stand, war unser Platz. Ich schaute gar nie auf die Nummerierung der Reihen, ich schaute immer nur, wo Nats war. Tja, sie ging hoch und auch einige andere folgten. Ich ging zu Benny. Weiß jetzt auch nicht. Sortiert sich wohl alles erstmal neu. Ist ja auch nicht schlimm, es fühlt sich nur schlimm an.
Dann gab es ein Problem mit unserem Fanclub-Banner und dem Banner der BWS-Initiative. Sie schlossen nicht richtig an die anderen Banner an. Die Co-Vorsitzende meines Fanclubs bekam einen Anruf von den Ultras, ob es möglich wäre, die Banner nach links zuziehen. Sieht nämlich nicht gut aus. Das ist eine ernste Angelegenheit. Um die Banner hatten sich heute die L und die Y gekümmert. Sie schworen, dass in der Lücke vorher ein Banner gehangen hatte, als sie es anbrachten. Im Chat ging es ein bisschen hin und her. Also beschlossen Benny und ich, hinauf in den Block 1.2 zu gehen und die ästhetische Korrektur vorzunehmen. Das ist eine Frickelarbeit. Es muss ein Schloss geöffnet werden und dann müssen an den zahlreichen Ösen Kabelbinder und Panzertape gelöst und neu befestigt werden. Das Fanclubbanner misst nur 6 Meter, das bekamen wir umgehängt, aber das BWS-Banner ist 3,5 Kilometer lang. Beim Anblick dieses langen Streifens verging uns die Lust. Außerdem saßen an jener Stelle bereits viele Leute, also gingen wir hinunter. Die eine Lücke war weg, dafür gab es jetzt eine neue. Die neue Lücke war aber schöner.
Das Spiel war ereignislos. Wir brauchen auf der linken Seite unbedingt Verstärkung. Die ganze linke Seite. Defensiv wie offensiv. Reese könnte dahin ausweichen, aber er wird vom neuen Trainer im Doppelsturm eingesetzt. Jedoch überzeugt er auf dieser Position nicht wirklich. Dafür bestand die halbe Mannschaft aus eigenen Jugendspielern, außerdem gab es das Ligadebüt eines 16-Jährigen. Der jüngste Spieler, der je in der zweiten Liga eingesetzt wurde. Wenn Berliner Eigengewächse ihr Debüt geben, vergießen viele Männer die eine oder andere Träne.
Wenn ich den gestern verlinkten Text über Venedig lese, dann verwundert mich der damalige Alkoholkonsum schon ein bisschen. Das ist mir bisher gar nicht so stark aufgefallen. Es kam mir normal vor, auch die Obsession, mit der ich mich damals betrank. Sogar noch 2005, als ich den Text verfasste, das war 12 Jahre später, fand ich es offensichtlich vertretbar und auch ein bisschen romantisch. Ein bisschen romantisch finde ich es auch heute noch, aber nicht mehr vertretbar. Aber ich denke auch noch nicht so lange über Alkohol nach. Zwar wusste ich immer, dass ich aufpassen muss, dass ich mich bei dem Thema irgendwie mäßigen muss. Mit Anfang zwanzig führte ich ein, dass ich zuhause keinen Alkohol trinke, bzw. nur, wenn ich Besuch habe. Weil ich das immer strikt handhabte, bewahrte es mich wahrscheinlich vor Schlimmerem. Wenn ich aber solche alten Geschichten lese, merke ich die destruktive Maßlosigkeit, mit der ich mich dem Suff hingeben könnte, wenn ich es zuließe.
Neuerdings denke ich oft darüber nach, ganz mit dem Alkohol aufzuhören. Mir kommt vor, dass es mir nicht gut tut. Ich liebe immer die ersten drei Drinks. Die Cremigkeit, die sich mit den ersten drei Drinks über den Tag legt. Danach trinke ich entweder weiter und werde dumpf oder ich höre auf und werde müde. In beiden Fällen schlafe ich dann schlecht, ich heize mich auf. Und am nächsten Tag habe ich immer einen Kater. Auch wenn ich nur zwei Biere trinke, ich merke es immer, wenn ich etwas getrunken habe. Und in meinem Alter dreht sich ja alles nur noch um den Schlaf. Ich will gut schlafen, ich will gut schlafen, ich will gut schlafen. Ich wäre abends gerne cremig und geistreich und würde danach gerne gut schlafen. Und am nächsten Tag fit wie ein Eichhörnchen sein.
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Jetzt, wo ich das Blog in Buchform drucken werde, merke ich erst, wie viel Text sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Ursprünglich dachte ich, einfach via Epubli ein Buch aus dem Blog zu drucken, aber der Umfang ist zu groß. Jetzt werde ich für jedes Jahr einen Band produzieren lassen. Zwar gab es Jahre, in denen ich sehr wenig bloggte, vor allem Ende der Zehnerjahre, das ergibt dann unterschiedlich dicke Bücher: Manche haben nur 36 Seiten und einige über 700, aber das finde ich auch wieder witzig.
Es fallen vor allem die letzten vier Tagebuchjahre auf. Seit 2021 produziere ich jährlich einen 700-Seiten-Schinken. Ohne Bilder. Das war mir gar nicht bewusst. Die ersten drei Jahre habe ich zusammengefasst, weil ich fast alles daraus gelöscht habe. Das meiste war sehr schlecht.
Mailabonnentinnen dieses Weblogs erhielten gestern unerwartete Post, die einen uralten, schlechten Text enthielt. Da ich ja (siehe gestrigen Eintrag) gerade das Archiv aufräume und für einen Buchdruck aufhübsche, merze ich Rechtschreibfehler aus und aktualisiere die Beiträge. Was ich jetzt gelernt habe: Beiträge, die einmal auf privat gestellt waren, werden bei Aktualisierung als neu veröffentlicht, bekommen also ein aktuelles Datum, landen im RSS-Feed und verschicken eine Juhuu-Mail. Sollten demnächst tagsüber wieder solche Mails rausrutschen: Es sind nur alte Texte. Ich werde aber darauf achten.
Ich stoße beim Aufräumen auch auf nette Texte, die ich völlig vergessen hatte. „in venedig“ verlinke ich jetzt mal, da es vom Setting her zur Novelle passt. Eine kleine Geschichte über Teenagerliebe. Bisschen wild das Setting, allerdings. Zum Ende dieser Geschichte möchte ich jetzt, 20 Jahre später, jedoch anfügen, dass ich jene Alessandra doch noch einmal traf. Das war im Sommer des gleichen Jahres. Ich fuhr nach Padova in das besetzte Centro Sociale. Dort gab es ein Festival und sie lief mir über den Weg. Sie hielt einen Mann an der Hand. Auch ihre Schwester war dabei. Sie begrüßte mich, sie lächelte, wir wechselten zwei Sätze, dann ging sie weiter.
So ist das ja immer mit der Liebe. Sie ist immer absolut. Aber auch austauschbar. Jedoch immer absolut.
Das hat mich an der Liebe immer genervt. Diese religiöse Absolutheit. Ich versuche, mit meinen Exfreundinnen immer einen guten Kontakt zu behalten. Zumindest mit jenen Frauen, die mir etwas bedeuten. Mir ist das wichtig, es waren mir wichtige Menschen, wir waren schließlich Weggefährten, wir teilten dieses absolute Gefühl der Liebe, wir waren beste Freundinnen, wir teilten Erfahrungen, Träume, Enttäuschungen, Krisen, haben gemeinsame Erinnerungen. Wenn das Label „Paar“ einmal nicht mehr da ist und der Liebesbrand gelöscht ist, soll das plötzlich keine Bedeutung mehr haben.
Ich stellte mir eine Beziehung immer wie eine Freundschaft vor. Die wichtigste Freundschaft. Auf diese Freundschaft kommt dann die Liebe obendrauf. Auch der Sex, der Urlaub, die Träume. Die Träume können verschwinden, der Sex auch, die Liebe auch, aber dann ist doch immer noch die Freundschaft da. Diese wichtiggewordene Person. Der gemeinsam gegangene Weg.
Ist das Label „Beziehung“ weg, will man das dann immer abschließen, vielleicht neue Partner finden und alles von vorne beginnen, wieder absolut, wieder quasireligiös, mit all ihren Schwüren und Träumen. Bis man dann irgendwann, nach Monaten, Jahren oder Jahrzehnten, wieder kein Paar ist. Die Absolutheit der Liebe geht nur so lange, wie man ein Paar ist. Mich nervte das immer. Einen Menschen, den ich einmal liebte, war mir offenbar dermaßen wichtig, dass ich ihn liebte.
(Ja, ich weiß schon, manche Beziehungen enden auch wegen Kränkungen und Missbrauch, das ist eine andere Sache)
Alessandra und ich waren zwar kein Paar, hatten keine Geschichte. Aber die Absolutheit war schon da.
Nun.
Gestern ging ich wieder ins Fitnessstudio. Nach drei Wochen Pause wollte ich den befürchteten Muskelverlust kompensieren und übernahm mich ein bisschen. Ich verließ das Studio mit geschwächten Gliedmaßen. Das ist ein komisches Gefühl.
Auf der Hundewiese trug ich dann das farbenfrohe Sommerhemd. Es hellte wirklich meine Laune auf. Zwei Menschen sprachen mich sogar darauf an. Fanden sie gut.
Neulich stieß ich auf das WordPress-Plugin „MPL-Publisher“, mit dem man ein ganzes Blog in ein Buch oder ein E-Book umwandeln kann. In den letzten 22 Jahren hat sich in diesem Blog Newsletter dermaßen viel Text angesammelt, dass ich zum einen den Überblick verloren habe und andererseits auch Angst habe, dass das einmal alles verschwindet. Ein falscher Knopfdruck, ein kaputtes Backup, veraltete Technologie – es könnte alles verschwinden. Zwar bin ich nicht für die Ewigkeit gemacht, aber wenn es eine Konstante in meinem Leben gibt, dann ist das mittlerweile schon dieses Blog geworden. Plötzlich habe ich deswegen Verlustängste.
Es war ein wenig umständlich, das Plugin ans Laufen zu bekommen, weil der Blogunterbau etwas veraltet war. In den letzten Tagen habe ich alles auf den aktuellen Stand gebracht (daher auch die mehrstündigen Ausfälle) und nun habe ich angefangen, das Blog von hinten aufzuarbeiten. In 2003 waren die Blogeinträge nicht so gut, die habe ich gelöscht. Ein paar gute Texte gibt es, allerdings achtete ich damals wenig auf Rechtschreibung und überhaupt: Ich achtete auf wenig. Ab 2005/2006 wurden die Einträge besser. Ich werde sie jetzt alle einzeln korrigieren und, wenn nötig, ein bisschen dran feilen, jedoch nicht lektorieren, und sie dann über Epubli in Buchform packen. Nur für mich, fürs Archiv, damit es nicht verloren geht, nicht für den Verkauf. Das zu verkaufen wäre wahrscheinlich öde, oder?
Für jedes Jahr ein Buch. Ich bin sehr gespannt auf den Umfang, ich habe kein Gefühl dafür.
Am Abend platzte eine Verabredung, deswegen ging ich ins Alexa, um mich nach Sommerhemden umzusehen. Ich muss mal etwas anderes als Schwarz tragen. Bei Olymp wurde ich schließlich fündig. Dort fand ich zwei blumige Hemden, bei denen auch der Farbton stimmte. Eines mit kurzen Ärmeln (leider zu klein, siehe Foto) und eines mit langen Ärmeln. Das mit den langen kaufte ich sofort, das mit den kurzen Ärmeln ließ ich mir in richtiger Größe aus dem Lager nach Hause liefern. Ich jetzt happy.
Als ich zuhause an den alten Blogtexten herumdoktorte, fand ich einen Blogeintrag, in dem ich mich schon in 2004 damit rumschlug. Dass ich farbenfrohe Kleidung tragen möchte, mich beim Kauf aber immer nur in schwarzer Kleidung wohlfühle. Eine weitere Konstante in meinem Leben.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Blogs und Newslettern? Neulich machte ich mir auf Bsky und Mastodon einen Spaß daraus und schrieb, ich hätte genewslettert statt gebloggt. Dabei kam ich mir so promimäßig vor. Wie eine Jagoda Marinic (die allerdings sonst super ist). Sie bloggt nämlich nicht, sondern sie newslettert, und wenn man auf Steady nach Autorinnen sucht, dann sucht man nach „Projekten“ und wenn man selber dort ein Blog starten will, dann startet man ein „Projekt“ und nicht ein Blog. Schon klar, Steady ist auf Monetarisierung ausgelegt, was ich durchaus in Ordnung finde, aber vielleicht ist Blog auch einfach ein olles Wort geworden. Vielleicht sollten wir jetzt einfach alle newslettern. Es so zu nennen, kann ich durchaus empfehlen, ich fühlte mich gleich von einem Glanz umgeben.
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Wenn ich „Shit“ schreiben will, aber mein Autocorrect „Shiiiiit“ draus machen möchte. Ich finde es schön, wie Autocorrect sich meine Emotionen merkt.
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Auf der morgendlichen Hunderunde fiel mir ein, dass ich meinen Wohnungsschlüssel zuhause vergessen hatte. Dabei wusste ich, dass sich meine Frau mittlerweile auf dem Weg ins Büro befinden dürfte. Wenn ich ganz schnell bin, kann ich sie eventuell noch erreichen. Also rief ich sie panisch an. Mehrmals. Aber sie hält das Telefon immer lautlos. Es half auch nichts, dass ich sie über WhatsApp und Telegram anrief. Manchmal glaube ich, wenn ich nur oft genug anrufe und verschiedene Kanäle benutze, dass ich das Telefon irgendwann in die Knie zwinge und mich durch eine Seitentür zum Klingelwerk des Gerätes hindurchzwängen kann. Heute gelang mir das jedenfalls nicht. Genausowenig wie die anderen Male. Weil ich nun ahnte, dass sie in die U-Bahn steigen würde und nach Brandenburg fährt, schrieb ich meine Nachbarin an, die auch den Schlüssel hat. Immerhin wusste ich, dass sie in Berlin ist, weil ich sie am Freitag treffen werde. Aber auch sie antwortete nicht.
Mein Freund E, mit dem ich morgens meist die Runde drehe, bemitleidete mich. Er sagte, ihm passiere das nie, weil er sich eine Routine angeeignet hatte. Er stecke nämlich immer den Schlüssel an die Innenseite der Tür. Auf diese Weise ist er gezwungen, den Schlüssel in die Hand zu nehmen, und würde ihn daher nicht vergessen. Das klang für mich zur Hälfte klug, zur anderen Hälfte auch wieder dumm. Wenn man dann nämlich den Schlüssel stecken lässt, kann man von außen keinen Reserveschlüssel mehr in das Schloss stecken. Aber wenn es für ihn funktioniert, dann ist es ja gut. Ich wollte mich nicht auf eine Diskussion einlassen. Ich hatte andere Probleme. Ich hing in einem Zwischenzustand fest. Wir waren schon auf dem Rückweg, ich konnte aber nicht nach Hause, alles hing davon ab, ob mein Telefon gleich klingeln würde. Nach einigen Minuten tat es das auch. Meine Frau war dran. Sie stand gerade an den Gleisen der U-Bahn. Sie bot an, dass sie auf mich warten würde. Ich müsse aber schnell sein, da sie sonst die Regionalbahn am Alex verpasste.
Ich war allerdings noch im Park und weit von der U-Bahn entfernt. Ich fragte meinen Freund E ob ich ihm meine Hündin geben könne, damit ich mir einen Elektroroller ausleihen kann, um schnell zur U-Bahn zu kommen. Wir liefen also zügig zu seiner Wohnung, brachten die Hunde hoch und dann lieh ich mir einen Roller aus. Das dauerte alles entsetzlich lange. Meine Frau wartete aber sehr entspannt.
Die G’schicht hat aber noch eine Moral.
Ich ging dann zurück zur Wohnung meines Freundes, holte die Hündin ab und ging nach Hause. Zwei Stunden später schrieb mir mein Freund auf Whatsapp, dass er sich ausgesperrt habe. So etwas sei ihm noch nie passiert. Er versuchte gerade, seine Exfrau und seine Eltern zu erreichen. Aber wie immer in solchen Fällen: Niemand nimmt das Telefon ab. Ich bot ihm an, ihn irgendwohin zu fahren. Das nahm er dankend an. Er fragte aber, ob er vielleicht kurz bei mir abhängen könne, bis sich jemand zurückmeldete. Klar, konnte er das. Ich kochte ihm einen Tee und bald meldeten sich auch die Eltern, also fuhr ich ihn nach Biesdorf und alles nahm ein gutes Ende.
Ahja, die Moral der G’schicht: Auch die beste Routine hilft nicht. Oder: haste Scheisse am Fuß, ist der andere sicher auch reingetreten, er weiß es nur noch nicht.
‚[…] es ist die Art, wie Mek erzählt. Es gibt etwas tröstend stures, gleichzeitig offenherziges, auf eine mir nicht ganz klare Art geerdetes in dieser Art zu Erzählen. Als wäre der Sohn des Bauers die Kuh los, dachte ich manchmal, ohne genau zu wissen, was das bedeuten könnte. Mek hat sich selbst irgendwo zwischen Poesie und Prosa angesiedelt, und aus dieser Haltung heraus hat er dieses Buch geschrieben.
Oft befragt man Bücher, ob sie überzeugen oder nicht. „Springweg brennt“ will gar nicht überzeugen; will niemanden überzeugen. Das ganze Buch kuckt nur: was passiert. Und das ist alles. […]‘
Packen, Rückfahrt, Fähren, Berlin. So waren die letzten beiden Tage. Wobei ich noch einmal Eschensprösslinge mähte und mit Frau und Hündin einmal zum nahegelegenen Bärensee fuhr. Ich wollte, dass die Hündin auch mal ins Wasser kann. Der See hat, anders als unser Fluss, sehr flache Uferstellen. Das Ufer des Flusses ist zu steil, ich traue mich nicht, sie dort ins Wasser zu lassen, da sie sehr hektisch schwimmt, und ich bin selbst kein guter Schwimmer. Ich fürchte mich schlichtweg davor, dass ich in eine Situation gerate, in der sie ertrinkt. Den Bärensee kann ich hingegen ein Stück mit rein, wo ich noch Boden unter den Füßen spüre, und zur Not greife ich nach ihr, falls es zu einer kritischen Situation kommt. Vielleicht bin ich aber nur übermäßig sorgvoll. Sicherlich wäre ich kein guter Vater, wenn ich Kinder hätte.
Das Überqueren der Grenze zu Dänemark war unproblematisch. Ich schreib vor zwei Wochen ja darüber, dass ich den Reisepass zuhause vergessen hatte. Meine Nachbarin las das und weil sie den Schlüssel zu unserer Wohnung hat, bot sie mir an, ihn mir zu schicken, aber weil ich ziemlich zögerte, verstrich die Zeit und es wurde zu spät. Dafür weiß ich jetzt, wie ich in Schweden Post empfangen kann. Zu unserem Waldhäuschen liefert die Post nämlich nicht. Aber man kann einfach eine schwedische Postfiliale als Adresse angeben und es dort abholen.
In Berlin regnet es. Es ist zwei Grad kühler als in Schweden. Die ganze Zeit schon.