[Dienstag, 7.6.2022 – Spinnenbisse]

ShareNOW schaffte es, gegen sechs Uhr abends meinen Account zu bereinigen. Ich hatte da leider schon mit meinem Schwiegervater ein Glas Whisky eingeschenkt, daher verschoben wir die Probefahrt mit dem C3 auf den Mittwoch.

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Ich wurde wieder von einem Insekt gestochen, von dem ich glaube, dass es eine Spinne war. Ich höre nie davon, dass Menschen von Spinnen gestochen werden, mir hingegen, passiert das zwei oder drei Mal pro Jahr. Zumindest vermute ich, dass es sich um einen Spinnenbiss handelt. Es geschieht meistens, nachdem ich im Gras gesessen habe, danach habe ich eine kleine, nässende Wunde, die nicht anschwillt, aber tagelang juckt. Dabei sehe ich mehrere kleine Bisse. Eine Googlesuche brachte mich damals zu Spinnenbissen. Seitdem glaube ich, der einzige Mensch in meinem sozialen Umfeld zu sein, der zwei oder drei mal im Jahr von Spinnen gebissen wird. Vielleicht reden wir aber einfach zu selten über Spinnenbisse, weswegen es mir nur so vorkommt, dass ich der einzige bin. Ich finde es nicht schlimm, es geht vorbei, ich finde es nur komisch. Und ich finde, wir sollten offener über unsere Spinnenbisse kommunizieren.

[So/Mo, 5./6.6.2022 – Tierpark, ShareNOW]

Am Sonntag waren wir mit den Schwiegereltern im Tierpark. Den Zoo in Ostberlin. Ich mag den ja mittlerweile wesentlich lieber als den engen, überlaufenen Zoo am Bahnhof Zoo.

Die Hündin war total aufgeregt, als wir das Gelände betraten. Sie zog an der Leine, als wäre sie ein Schlittenhund. Die Gerüche der vielen unbekannten Tieren müssen sehr intensiv sein. Mittlerweile läuft sie schon ziemlich entspannt an der Leine, aber im Tierpark war von dieser Tugend nichts mehr zu sehen.

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Über Pfingsten wollten wir eigentlich einen Citroen C3 testen. Bei ShareNOW führen sie u.a. ja auch recht schicke C3’s in der Flotte.
Ich hatte mich vor einem Jahr dort angemeldet. Man weiss ja nie. Und jetzt war der Moment gekommen. Meine Schwiegereltern würden auf das Tier aufpassen und wir würden eine kurze Spritztour machen.

Meine Frau zog sich schon die Schuhe an. Als ich das Auto reservieren wollte, erhielt ich diverse Fehlermeldungen. Ich hatte offenbar noch keine Zahlungsmethode ausgewählt und auch noch nicht den Führerschein validiert. Also wählte ich Paypal aus, das wollte aber nicht funktionieren. Nach mehrmaligem Scheitern, fügte ich eine Kreditkarte hinzu. Das funktionierte.
Aber mit dem Führerschein gab es Probleme. Ich konnte alles richtig einscannen, jedoch beschwerte sich das System, dass das von mir ursprünglich angegebene Geburtsdatum anders lautete, als das auf dem Führerschein gedruckte. Ich sollte mich an den Support wenden.

Es ist nicht unüblich, dass ich falsche Daten angebe. Ich kann diese Datenkraken nicht ausstehen, aber bin ich damals wirklich so doof gewesen, ein falsches Geburtsdatum in einer App anzugeben, bei der ich meinen Führerschein vorlegen muss? Möglicherweise ja. Ich weiss ja nicht, in welcher Stimmung ich mich damals befunden hatte.

Weil das jetzt ewig dauern würde mit dem Support zu mailen, beschloss ich, kurzerhand ein neues Profil mit meinen beruflichen Daten anzulegen. Das ging ganz gut, bis ich in meinem neuen Account den Führerschein hochladen musste. Da wurde mein Führerschein als bereits bekannt gemeldet. Ich solle mich an den Support wenden.

Ab dem Moment erkannte ich, dass wir das spontane Autodate absagen mussten. Meine Frau zog sich wieder die Schuhe aus. Dafür schrieb ich eine Mail an den Support, schilderte die Situation und bat, das alte Account zu löschen, dafür den Führerschein in meinem neuen Account zu aktivieren. Ich glaubte, das sei unbeschwerter als eine Lüge zuzugeben und im alten Account das Problem mit dem falsch angegebenen Geburtsdatum klären zu lassen.

Fünf Stunden später erhielt ich die Mail, dass das ginge, er habe den alten Account zur Kündigung vorgemerkt, ich müsse nur noch zustimmen, dass er den löschen dürfe. Ich antwortete: bitte löschen.

Fünf Stunden später erhielt ich eine Mail: ich habe ihr Account gelöscht, es tut uns leid, Sie als Kunde zu verlieren.
Ich stellte daraufhin fest: sie hat den neuen Account gelöscht und nicht den Alten. Das war ärgerlich. Nach kurzem Ärger tröstete ich mich damit, dass ich immerhin keine zwei Führerscheineinträge mehr in deren System habe. Da das Problem mit dem Geburtsdatum immer noch existierte, schrieb ich also wieder den Support an. Um es nicht zu verkomplizieren, erwähnte ich die Vorgeschichte mit dem zweiten und gelöschten Account nicht mehr und schrieb einfach, dass es ein Problem mit der Validierung des Führerscheins gebe, offenbar stimmten die Angaben zum Geburtstdatum nicht. Richtig ist das Datum auf dem Führerschein.

Am Montag erhielt ich eine Mail: ihr Account ist für eine Kündigung vorgemerkt, es tut uns leid, sie als Kunde zu verlieren.

Ich schrieb sofort: NEIIIINN! Nicht kündigen! Nur Führerschein evaluieren!

Da stehe ich jetzt.

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Am Pfingstmontag geschah nicht viel. So wenig, dass ich es nicht einmal schaffte, den Tagebucheintrag zu verfassen.

[Samstag, 4.6.2022 – Akustiker, Famileinbeziehungen]

Am Vormittag fuhr ich meine Schwiegermutter zum Akustiker. Sie hat in Berlin einen Akustiker, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlt. Meine Frau und ihr Vater begleiteten sie hinein, ich fuhr hingegen wieder nach Hause.
Auf dem Weg wollte ich den Exilherthanerpodcast weiterhören, aber seit mein Handy dieses Update eingespielt hat, zickt es ewig herum, wenn ich es an Blutoothgeräten koppeln will. Die ganze Fahrt nach Hause versuchte ich, das Telefon mit dem Autoradio zu verbinden. Soll man nicht tun, ich weiss, man soll die Aufmerksamkeit auf den Verkehr richten.

Danach brachte ich die Hündin in den Park. Dort, wo sie mittlerweile einige Freundinnen hat. Luna zumbeispiel. Die war wieder da.

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Das Abwasser stockt wieder ein bisschen. Ein bisschen nur. Aber wenn ich das Wasser so stocken sehe: sofort negative Gefühle.

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Am Nachmittag telefoniere ich lange mit meiner größeren Schwester. Aufgrund eines akuten familiären Themas gelangen wir zu einer interessanten Erkenntnis über Familienbeziehungen. Dass Familienmitglieder oft einen bestimmten Anspruch darauf haben, wie eine Beziehung zu einer Schwester, einem Bruder, einen Sohn, usw, auszusehen hat, ungeachtet davon, ob die Chemie zwischen zwei Menschen das hergibt. Und wenn die Beziehung nicht so innig ist, wie sie von einer Seite erwartet wird, erzeugt das immensen Stress für alle Beteiligten.

Für mich sind Familienbande nicht notwendigerweise innig. Allerdings sind die Bande verbindlich. Ich habe eine starke Bindung zu den Mitgliedern meiner Familie. Die Bindung ist aber nicht zu allen innig. Innig sind nur die Verbindungen zu jenen Menschen, zu denen ich eine innige Verbindung habe. So simpel. Ich habe keine Lust auf Seelenstriptease zu einem Menschen, nur weil die Person mit mir verwandt ist. Und trotzdem kann es eine verbindliche Bindung sein.
Aber das muss man der Person auch erstmal erklären. Uff.

[Freitag, 3.6.2022 – LFOTM, Schwiegereltern]

Zum Feierabend blieben die meisten noch etwas länger im Büro und öffneten sich ein Bierchen. Früher gab es den Last Friday of the month, an dem man immer länger hängenblieb und der Bierkühlschrank geleert wurde. Seit Corona ist das aber so gut wie eingeschlafen. Was auch damit zusammenhängt, dass das Büro nicht mehr vollbesetzt ist wie früher. Feierabenddrink mit Kolleginnen im Büro ist aber immer super.

Heute kamen auch meine Schwiegereltern. Ich fuhr nach Hause, fand aber eine leere Wohnung vor. Wegen dieses Umstandes schaute ich auf mein Telefon und las, dass sie bei Brewdog säßen. Also stieg ich wieder auf das Rad und fuhr zum Frankfurter Tor.
Da ich bereits in der Firma zwei halbe Liter Bier getrunken hatte, stieg mir das dritte Bier vom Kopf in die Füße hinunter, und dort blieb es für den Rest des Abends.

Meine Schwiegermutter ist sehr hundeliebend, hundeliebender als wir alle anderen zusammen. Es ist nicht auszuschliessen, dass sie sich mehr über unser Tier freute, als über uns.
Die Hündin merkte die Liebe sofort und lag ihr den ganzen Abend zu Füßen.

[Donnerstag, 2.6.2022 – Dugh, Palle, Textarbeit]

Der neue Mitarbeiter aus Iran brachte heute ein iranisches Milchgetränk mit. Dugh. Es ähnelt dem türkischen Ayran, also ein Joghurt/Milch Mix mit Salz. Er brachte zwei Varianten. Eine mit Kohlensäure und eine ohne Kohlensäure, aber dafür mit Minze verfeinert. Das sind zwei erstaunliche Getränke.

Ich mag ja fermentierte Milch. In allen ihren Formen. Falls jemand vor zwanzig Jahren hier schon mitlas, erinnert sich vielleicht an meine Kefirkulturen, die ich aufopfernd pflegte und kübelweise trank.
Die Variante mit Kohlensäure ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Wie das Wort aber sagt: ich würde mich daran gewöhnen können. Dauert vielleicht nur etwas länger.

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Ach und auf der Arbeit bahnt sich eine mühselige Zeit an. In den Notizen schrieb ich “Palle Arbeit”. Palle sagt man auf südtirolerisch wenn einen etwas ärgert. Das kommt vom italienischen “Palle”, das Hoden meint. Also “Hoden auf Arbeit”. Das was sich anbahnt, zieht mich sehr runter. Da ich die Arbeit hier weitestgehend rauslasse, werde ich nicht darüber schreiben, aber es zieht mich so runter, dass ich es irgendwo hinkanalisieren muss. Palle Arbeit, hier ins Blog also.

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Morgen kommen die Schwiegereltern. Ich freue mich darauf. Ich mag meine Schwiegereltern. Es gibt vieles vorzubereiten.

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Später am Abend bearbeite ich einen Textbeitrag für den Fanclubblog. Ein Mitglied hat einen Text über eine Frauenmannschaft bei Herthabsc verfasst. Der Text will noch lektoriert und korrigiert werden. Morgen oder übermorgen geht der Text vielleicht live.

[Mittwoch, 1.6.2022 – 9€, AG Vielfalt]

Es ist der erste Neuneurotickettag. Kunstpause. Ich liebe solche Wörter. Weil heute das neun Euro Ticket eingeführt wurde, wollte ich es nicht riskieren, mit der Hündin Ubahn zu fahren. Auch wenn sie sich immer sehr entspannt verhält, neige ich dazu, übervorsichtig zu sein. Und Übervorsichtigkeit gehört nun wirklich nicht zu meinen Kernkompetenzen.

Der Ansturm auf die Bahnen blieb offenbar aus. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Autofahrerinnen auf die Bahn umsteigen, nur weil es günstiger ist. Wer gerne Auto fährt, fährt Auto, weil sie gerne Auto fährt und nicht weil die Bahnen Geld kosten.

In Tallin hat man 2013 kostenlosen Nahverkehr eingeführt. Die Passagierzahlen blieben unverändert und die Zahlen zum Autoverkehr auch. Es führte lediglich dazu, dass Radfahren unattraktiver wurde.

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Am Abend bin ich im Fanhaus an der Cantianstrasse verabredet. Die CSR Abteilung von Hertha BSC hat eingeladen, am Kickoff der internen AG Vielfalt teilzunehmen. Es fand nur in kleinem Kreis statt, das Projekt steht noch in den Startlöchern, aber es ist ein guter Anfang. Ich weiss noch nicht, inwiefern ich mich da engagiere, aber ich werde es auf alle Fälle verfolgen.

[Mo/Di, 30./31.5.2022 – Tier alleine, Klempnernot, das beste Chili der Welt]

Am Montagabend waren meine Frau und ich mit ihrem Bruder verabredet. Diesmal ein anderer Bruder. Er ist für eine Messe in der Stadt und wollte mit einigen Kunden aus essen gehen. Wir sollten dazukommen und dabei das Lokal aussuchen.

Eigentlich wollten wir das Tier mitnehmen, da wir das Tier immer überall mitnehmen, die Hündin war aber den ganzen Tag mit mir im Büro und es war viel los gewesen, als ich auf dem Heimweg meine Frau auf ein Feierabendbierchen traf, war sie daher etwas aufgekratzt und so beschloss ich, sie nach Hause zu bringen und mit dem Fahrrad zum Treffen mit dem Schwager zu nachzufahren.
Wir sprachen uns ab, dass wir sie zwei Stunden alleine lassen würden, der Abend mit dem Schwager und seinen Kunden würde also eher kurz sein. Die Hündin ist schon ein paarmal alleine zuhause geblieben. Mehrmals eine halbe Stunde, aber auch mal eine Dreiviertelstunde. Meist nachmittags. Sie ist dabei sehr cool. Die ersten paar Sekunden hört man sie winseln, aber das endet gleich. Wenn man dann wiederkommt ist sie sehr entspannt.
Zwei Stunden am Abend ist aber neu.

So verbringen wir das erste mal einen hundlosen Abend und wir müssen ständig an das einsame Tier zuhause denken. Ich denke, wie der Hund sich einsam fühlt und sich mit tränenden Augen in den Schlaf weint.

Als wir nach Hause kommen, wartete sie natürlich nicht weinend hinter der Tür auf uns. Sie stand auf, kam uns entgegen, und begrüßte uns als hätten wir gerade den Müll runtergebracht.

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Am Dienstagmorgen wollte ich eigentlich den obigen Eintrag fertigmachen und einlesen, der Dienstag war aber ein unerwartet ereignisreicher Tag, weshalb der ganze Blogeintrag ausfiel.

Wegen der Probleme mit dem Abluss (siehe Einträge der letzten Woche) rief ich am Montag einen Klempner an. Ich hatte mit diesem Klempner bereits in meiner alten Wohnung zu tun und obwohl in der ganzen Republik Klempnernot herrscht, nimmt er immer den Hörer ab und nennt einen eher kurzfristigen Termin.
Er nannte Dienstagmorgen 7:30.
Heute um Punkt 7:30 klingelte also die Türglocke. Vermutlich stand er schon länger unten und wartete auf die richtige Minute.

Nun. Eigentlich sollte es ja ein schneller Einsatz werden, aber die Verstopfung war wohl etwas komplizierter. Der ganze Einsatz dauerte bis Mittag. Allerdings reparierten er und sein Gehilfe auch ein anderes Problem mit der Badewanne und die defekte Mischbatterie eines Waschbeckens.

Was nun das genaue Problem war, und wo es genau lag, ist immer noch unklar, nachdem die Spirale nach mehrmaligen Versuchen, und mehreren Verlängerungsstücken, nichts half, wendeten sie am Ende einfach eine brutforce-Attacke mit Spirale und mehreren Aufsätzen an, um einfach alles nach vorne bis ins Fallrohr schieben zu können.
Plötzlich floss alles ab.

Apropos Druckluftpistole für den Abfluss. Als der Klempner das sah, musste er das natürlich kommentieren. Er sagte, das sei der gräßte Betrug an die Menschheit. Ich sagte, ich hätte das Teil eigentlich vor ihm verstecken wollen, weil ich so einen Kommentar schon erwartet habe. Weitere Kommentare ersparte es sich.

Am Abend kam der Schwager alleine zu uns. Wir hatten am Sonntagabend ein Chili zubereitet und jetzt zwei Tage lang ziehen lassen. Das Rindfleisch hatte ich per Hand in kleine Fitzelteile gschnitten. Das war das beste Chili der Welt.

[Sonntag, 29.5.2022 – Mitgliederversammlung Herthabsc]

Mitgliederversammlung Hertha BSC in der Messehalle 20. Die Stimmung ist angespannt, aufgeheizt. Die Mehrheit will Köpfe rollen sehen. Einer der Anträge sieht vor, das gesamte Präsidium abzuwählen. In dem Fall wäre der Verein nicht handlungsfähig, es würden keine neue Spieler verpflichtet werden können, aber den Leuten ist es egal, sie brüllen, Hauptsache ist abzustrafen. Als der Vizepräsident seinen Rücktritt verkündet, stehe ich hinten beim Ausgang, neben mir läuft ein junger Mann mit geballten Fäusten vor Anspannung im Kreis, sobald der Rücktritt verkündet wird, boxt er mit den Fäusten sekundenlang in den Himmel und brüllt. Es ist wie ein Fussballspiel.

Es sind viele Dinge, die sich aufgestaut haben, schlechte Kommunikation, der öffentliche Streit zwischen Präsidenten und Investor, die zerstrittenen Vereinsgremien, dieses Gefühl, alle Verantwortlichen seien gelähmt und dann kam noch die desaströse sportliche Lage hinzu.

Mit dem Fanclub belegen wir einen Teil der Reihen zwei und drei. Vor uns ein paar junge Ultras, neben uns auch, hinter uns Fans des Investoren, Männer aus der Wirtschaft.

Ich bin vor allem wegen der Wahlen da. Ich will verhindern, dass der Verein handlungsunfähig wird, aber fast noch wichtiger, die Wahl des Aufsichtsrates. Obwohl ich anfangs für einen Verbleib aller Präsidiumsmitglieder stimmen wollte, entscheide ich mich während der Reden um und wähle drei Kandidaten ab. Vor allem den einen, der einst aus der CDU austrat, weil sie ihm zu links sei.

Die wichtigste Mitteilung des Abend wird aber sein, dass am 26.6. ein neuer Präsident gewählt werden soll.

Der Aufsichtsrat deckt sich mehr oder weniger mit meinem Stimmverhalten. Nach den Wahlen entscheide ich mich zu gehen. Ich sitze schon seit 6 Stunden in dem Saal. Danach kommen nur noch die Reden des Sportchefs und des FInanzchefs und die Rede des Investors. Das interessiert die meisten Leute, aber da ich die Reden auch nachlesen ansehen kann, beschliesse ich zu gehen.

Der Nachteil beim Fussball sind übrigens die endlosen Schlangen vor der Männertoilette. Die vorbeigehenden Frauen lachen ungeniert.

Als ich zuhause ankomme, ist der Tag eigentlich schon um.

[Samstag, 28.5.2022 – Luftdruckpömpel, Abwasserspirale]

Nach der Welpenschule war das Problem mit dem verstopften Klo wieder da. Also das Problem war nie wirklich weg, aber da das Wasser aus der Badewanne wieder abgelaufen war, kümmerten wir uns nicht mehr darum, heute wurde es jedoch wieder akut. Ich fuhr also schnell zu Toom und kaufte eine 10m Spirale, die ich in den Abfluss stecken wollte um damit einfach mechanisch einen Durchbruch zu erzwingen.

Ich hatte sowas früher in den besetzten Häusern in Holland oft erfolgreich angewandt, vor allem im Haus in der Lange Nieuwstraat, wo wir eine Toilette an das Regenabwasser angeschlossen hatten. Weil die Abwasserleitungen für das Regenwasser wesentlich dünner sind als richtige Abwasserrohre, verstopfte sich jene Toilette natürlich alle paar Wochen. Mit der Spirale konnte ich aber immer alles nach unten weiterdrücken. Wenn man die Spirale wieder hochzog, war sie allerdings braun und sie stank.

Ich steckte heute also die Spirale ins WC und kam etwa 6 Meter weit. Dann stockte sie. Ich zog sie wieder raus und sie war nicht braun. Und das Wasser floss nicht ab. Ich weiss also nicht, wo diese Spirale hingekommen ist, jedenfalls nicht da wo es braun ist. Und nach meinem Verständnis müsste es da unten ziemlich braun sein.

Ich wiederholte den Vorgang mehrmals, es blieb aber beim gleichen Ergebnis.

Ausserdem kaufte ich eine Luftdruckopistole mit der Funktion eines Pömpels. Das ist faktisch ein Pömpel, den man durch mehrfaches Pumpen mit Luft auflädt. Sobald die Pistole aufgeladen ist, drückt man das vordere Ende, das man mit einer Art Saugglocke in unterschriedlichen Größen versehen kann, auf den Abfluss, und schiesst die gepresste Luft heraus. Das Gerät entlässt einen beeindrucktenden Luftdruck. Wir wussten vorher, dass wir mit der Pistole nur einen kleinen Abfluss wie zB einer Dusche freibekommen, nicht aber ein Hauptrohr. Weil unser Problem liegt ja im Hauptrohr. Weil wir so neugierig sind, probierten wir es dennoch in der Badewanne.

Später am Tag riefen wir dann eine Klempnerhotline an. Ich glaube, da muss ein Profi ran. In den nächsten Tagen wird sich einer bei uns melden. Bis dahin werden wir nicht die Spülmaschine und die Waschmaschine verwenden können. Glücklicherweise haben wir zwei Toiletten, mit zwei unterschiedlichen Abflussrohren.

So endete der Tag.

[Freitag, 27.5.2022 – Podcast, Englisch, Zeltkonstruktion, Freibier]

Der Vormittag: Longyearbyen 15 Grad plus, Berlin 13 Grad plus.

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Ich liebe es wenn Freitage Brückentage sind. Das Büro ist ausgestorben, niemand stört mich und ich kann mich um die liegengebliebenen Dinge kümmern. Ganz in Ruhe. Kann die Beine auf den Tisch legen und ohne Kopfhörer das neue Album von Lana del Rey hören.

Am Nachmittag bleibe ich noch etwas länger im Büro, da ich mit meinen beiden Herthafreunden aus Sussex und Quebec eine Podcastfolge aufnehmen sollte. Früher war ich öfter mal Teil dieses Podcasts, da ich meine englischen Wortschatz aber als zu limitiert für einen Podcast empfinde, hatte ich mich aus den regelmäßigen Aufnahmen zurückgezogen, jedoch mit der Absprache, falls sie mich mal brauchen, können sie mich gerne anschreiben. Heute war so ein Fall. Es war ein kurzer Rückblick über die letzte Saison, über die Relegation und überhaupt.

Ich spreche in meinem Berufsalltag fast ausschliesslich englisch. Wenn ich aber mit zwei nativ englischsprachigen Menschen über Fussball spreche, dann merke ich, wie sehr mir der Flow fehlt. Ich fand es immer schlimm, danach die Sendungen anzuhören. Während der Aufnahme fällt es mir nie auf, ich bin sogar regelrecht freudig dabei, aber sobald ich es mir anhöre, würde ich die Sendung und mich am Liebsten vergraben. Die neue Sendung ist jetzt hier online, ich habe sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört, deswegen bin ich immer noch im Modus “regelrecht freudig dabei”. Sonst würde ich die Aufnahme hier nicht bewerben.

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Danach traf ich mich mit meiner Frau im Brewdog. Wir waren schon länger nicht mehr dort, als sie aber ein Feierabendbierchen im Brewdog vorschlug, dachte ich: das ist der beste Vorschlag der Welt.

Als ich am Frankfurter Tor eintraf, zog der Himmel schon ziemlich zu. Der Wind wehte stärker. Laut Wetterapps würde ein Sturm aufziehen. Vor dem Brewdog hatten sie eine große Zeltkonstruktion aufgestellt, die die Besucherinnen vor Regen schützen sollte. Meine Frau, das Tier und ich sassen aber drin und schauten vor uns hin. Als plötzlich dieses Zelt in Bewegung geriet. Wir sahen, wie es sich losmachte und hinaus auf die Warschauer Strasse gerissen wurde. Das sah dermassen wuchtig aus, dass ich sofort verunglückte Menschen vor meinem inneren Auge sah.

Wir standen beide auf, meine Frau lief zur Bar, um das Personal zu alarmieren, ich lief auf die Strasse. Das ganze Konstrukt war als Ganzes auf die Strasse hinaus gerissen worden und war erst beim Gleisbett der Strassenbahn zum Stehen gekommen. Einige Passanten waren herbeigeeilt um das Gerüst von der Strasse zu nehmen. Es war sonst nichts passiert. Keine Fussgängerinnen wurden verletzt, keine Fahrradfahrerinnen, keine Autos, nichts.

Um das Zelt zurück auf diesen Vorplatz zu hieven, brauchten wir acht Menschen. Mittlerweile war das Barpersonal auch herbeigeeilt. Das Metall der Konstruktion war an einer Seite demoliert, es liess sich also nicht mehr zusammenfalten. Also trennten wir die Dachplane vom Metall, damit der Sturm es nicht mehr erfassen konnte und das Gerüst befestigten wir mit Seilen an einem Gitter.

So konnte die Verleihfirma gerufen werden, die es nach dem Wochenende abholen würde.

Das Barpersonal spendierte uns zwei Biere. Das war super. Für Freibier mache ich alles.