[Fr, 14.4.2023 – vegane Käsespätzle, es wird langsam düster]

Der CEO und ich kochten heute vegane Käsespätzle für alle Mitarbeiterinnen. Wir haben in der Firma eine schöne Küche, es kocht immer wieder einmal jemand für die anwesende Belegschaft, einmal kochte ich Haferreis mit Gemüse. Das ist logistisch einfach, es skaliert gut. Heute dann Käsespätzle. Vegan. Weil es ohne vegan nicht mehr geht, wenn man alle mit einbeziehen will. Ich finde das nicht schlecht. Käsespätzle ohne Käse bereitet man mit fermentiertem Tofu zu und mit einem Gewürz, das ungekocht nach faulen Eiern riecht. Das Ergebnis schmeckte aber ausgezeichnet.

Danach musste ich los. Abends war ich mit Freunden zum Herthagucken im Willy Besch an der Danziger verabredet. Es sassen ein paar Schalke Fans und ein paar verstreute Herthanerinnen, aber der Grossteil war ein internationales, mehr oder weniger hippes, Publikum. Ich finde das für eine berliner Eckkneipe bemerkenswert.

Bevor das Spiel begann redeten wir über Copingmechanismen. Wie wir mit all diesen Niederlagen umgehen. Alle im Tisch sind vor den Spielen immer einigermassen hoffnungsvoll. Geht ja auch nicht anders. Bei Niederlagen versuche ich die Emotionen loszukoppeln. Das gelingt mir so mässig. Zumindest ist es nicht so schlimm, wie in anderen Saisons.

Heute ist ein wichtiges Spiel. Wir sind Vorletzte und wir spielen gegen die Letzten. Die Letzten schlagen uns mit 5:2. Jetzt wird es langsam düster.
Danach kommen mehrere fremde Menschen zu unserem Tisch und haben Gesprächsbedarf. Einige halten die Niederlagen nicht mehr aus, andere sind nur zynisch oder sarkastisch.
Ich sage nur: wir kommen wieder.
Was soll ich sonst auch sagen.

[Do, 13.4.2023 – Schokoladeeier und Blechbohnen]

Nach einem essenslosen Tag wie gestern, sollte man eigentlich gut schlafen. Denkt man. War aber nicht so. Furchtbare Nacht. Aber vielleicht lag das ja auch an etwas anderem. An den Strahlen.

Heute ging es wieder ohne Essen weiter. Allerdings frühstückte ich normal und ass zu Mittag Brechbohnen aus der Dose. Ich nenne die Blechbohnen. Das finde ich witzig.

Übrigens fand ich nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub ein dutzend Schokoladeeier auf meinem Schreibtisch. Normalerweise hätte ich sie alle geöffnet und gegessen. Diesmal passierte etwas anderes. Ich nahm sie und steckte sie in die Schublade. Irre.

[Mi, 12.4.2023 – unruh]

Nach der langen Reise schlief ich tief und unruhig. Leider hatte ich meine Smartwatch nicht an, dir Schlafgrafik hätte mich heute interessiert.

Ich habe über Ostern viel Gewicht zugelegt. Alle 20 Kilo, die ich während Corona losgeworden bin, trage ich jetzt wieder mit mir mit. Heute ist es sogar ein Kilo drüber. Daher beschloss ich kurzerhand mit dem Essen aufzuhören. Das Joghurt und die Haferflocken, die ich zum Frühstück essen würde, packte ich ein und nahm sie mit ins Büro. Dort ass ich sie als Mittagessen. Sonst ass ich heute nichts. Bis zum Schlafengehen. Ich finde das nicht schlimm, mir tut das gut. Nach ein paar Tagen des konsequenten Verzichts, nimmt diese ständige Gier nach Essen ab, denn ich habe sie ständig, diese Gier nach Essen.

[Di, 11.4.2023 -Jochgrimm, Rückfahrt]

Erwähnen will ich noch, dass ich am gestrigen Montag eigentlich auf das Jochgrimm fahren wollte um danach auf die Weisshornspitze zu wandern. Das ist ein leichter Aufstieg, ideal um meine Hündin zu testen, wie gut sie in den Bergen unterwegs ist.

Als ich aber am Vortag mit Pino auf dem Dorfplatz in Algund sass, konnte ich das ganze Etschtal überblicken und sah in etwa 40km Entfernung das schneebedeckte Weisshorn. Der Schnee lag auch unterhalb der Baumgrenze, bis auf den Almen herunter. Mit Schnee hatte ich nicht gerechnet, deswegen hatte ich lediglich Sneakers eingepackt, mit denen würde ich im Schnee aber nicht weit kommen.
Am Wandertag stellte sich allerdings heraus, dass der Schnee nur auf der Nordseite lag. Und wenn man von Algund aus aufs Weisshorn schaut, sieht man eben die Nordseite. Auf der Jochgrimmseite des Berges war hingegen alles geschmolzen und auch trocken. Aber meine kleinere Schwester wollte nicht aufs Jochgrimm. Sie sagte, wenn man Jochgrimm fährt, dann geht man immer auf diese deprimierende Gurndin-Alm hinunter, immer diesen geraden Weg durch den Wald hinunter und dann wieder zurück hinauf. Ich verstand, was sie meinte, die letzten Male, als ich Jochgrimm war, spazierten wir immer diesen eintönigen Weg hinunter zu Gurndin, warum auch immer, es gibt auf Jochgrimm wesentlich schönere Dinge zu tun, man kann zum Beispiel auf das Weisshorn hinauf, was diesmal und mit Sneakern allerdings nicht die beste Idee war, und es gab noch andere Almen, oder die eine Hütte auf der Gurndin-Seite hinunter, aber etwas abseits, die wird von einer ehemaligen Freundin betrieben, wir hätten damals fast geknutscht, sie trug damals eine Glatze, aber heute trägt sie ein Dirndl, ich will da nichts hinein interpretieren, andererseits erinnerte ich mich, dass sie auf ihrer Facebookseite ganz seltsame Dinge über Impfungen und Corona schrieb, weissnicht, beim Gedanken daran, verging mir die Lust sie zu besuchen, wer weiss, was aus ihr geworden ist.

Jedenfalls: heute fuhren wir wieder zurück nach Berlin. 10,5 Stunden Fahrt. Mit zwei kurzen Pausen. Diesmal fuhren wir die Strecke ohne Übernachtung. Auf dem Rückweg machen wir das meistens so.

Am Abend schwankt alles um mich herum.

[Sa/So/Mo, 8/9/10.3.2023 – Essen, Interspar, Brunch, Biografien, Panoramarunde]

s ist ziemlich schwierig mich um Einträge im Logbuch zu kümmern, wenn ich bei meiner Familie bin. Das liegt zum einen natürlich am vollen Programm, aber vor allem daran, dass sich die wenigen ruhigen Minuten auf die wenigen Minuten vor dem Schlafengehen beschränken. Ich kann bei meiner Mutter zuhause nicht einfach den Laptop aufklappen und Texte in Form giessen, weil sie dann ständig neben mir sitzt und mit mir redet. Ich habe letztes Jahr einmal versucht zu sagen, dass ich arbeiten muss, dann stellt sie sich in die Küche und redet von dort aus mit mir. Ich muss mich daher ins Gästezimmer zurückziehen, aber das Gästezimmer ist zu klein, dort gibt es nur eine Ablage, auf der ich im Stehen tippen kann. Abends schmerzen aber meine Fersen, da will ich nicht mehr stehen und lange Texte in den Laptop hacken.

Ausser jetzt halt. Oder vor drei Tagen. Wobei ich auch heute wieder tausend Kilometer gelaufen bin. Sogar die Hündin mag nicht mehr. Morgen geht es aber wieder zurück nach Berlin, ich muss daher die Sachen aufschreiben, sonst verwässern die Erinnerungen, sie werden durchsichtiger. Man würde denken, dass sich Erinnerungen konzentrieren, dass eine Essenz davon übrigbleibt, oder wie beim Kochen sich auf das Wesentliche reduzieren. Doch in Wirklichkeit strecken sie sich, verwässern sich, werden schwächer, oft auch unwichtiger. Die meisten Erinnerungen jedenfalls, die kleinen Erinnerungen, die Erinnerungen, die ins Logbuch kommen.

Am Samstag waren wir jedenfalls mit zwei Freunden unter den Lauben essen. Sie laden uns jedes Mal zu sich nach Hause zum Essen ein und bewirten uns mit viel Aufwand, diesmal wollten wir uns revanchieren und gingen ins Flora unter den Lauben. Wir assen viele verschiedene Antipasti vorweg und als Hauptgang bestellten alle Nudelspeisen, ausser ich, ich nahm geschmorte Ochsenwangen in Rotwein. Ich bin mir nicht sicher, warum ich das bestellte, wahrscheinlich weil es in Rotwein geschmort wurde, das las sich so super, aber erst beim Essen verstand ich, dass in Wangen von einem Rind biss, das ekelte mich unerwarteterweise. Ein Teil aus einem Gesicht zu essen störte mich. Ich ass es aber trotzdem auf.
Nachher spazierten wir mit den beiden noch durch die Lauben und suchten uns eine Weinbar, dort tranken wir alle Bier. Meran war vollgepackt mit Touristen.

Gegen drei fuhren meine Frau und ich zu Interspar in die Romstrasse. Dort kaufen wir jedes Mal ein, weil es so toll ist, in einem riesigen italienischen Supermarkt einzukaufen. Vor allem Getreide und Bohnen, auch wenn man die italienische Küche vor allem von Nudelwaren kennt, was die Italiener aber noch wesentlich besser können, ist Getreide, also Speisen mit Gersten, Linsen, Bohnenmischungen für Pasta e Fagioili usw. Und das kann man alles dort kaufen. Man könnte es auch in Deutschland kaufen, aber da ist die Auwahl eben nicht so gross. Und überhaupt: schwarzer Reis. Es gibt in Deutschland kaum schwarzen Reis.

AM Abend bin ich mit den Jungs meiner Schwester verabredet, sie wollen Hertha schauen, wir sehen dann ein gutes Spiel gegen Leipzig, das wir allerdings 1:0 verlieren. Sie wollen im August nach Berlin kommen, und dann gehen wir zu Hertha und wir gehen auch zu Alba, aber sich machen sich jetzt Sorgen, dass Hertha absteigt. Sie fragen mich, ob ich auch in die zweite Liga zu Hertha gehe, was ich natürlich bejahe. Das beruhigt sie.

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Am Sonntag frühstücken wir bei meiner Schwester. Bzw es ist eher ein Osterbrunch, das sich etwas in die Länge zieht. Wir sitzen dann noch lange im Garten und lassen die Goldfische aus ihrem Winterquartier in den Brunnen mit frischem Wasser aus. Danach fahren sie zu den Schwiegereltern und ich treffe einen alten Freund, der jetzt in Algund wohnt. Wir reden vor allem über alte, gemeinsame Freunde, was sich zu einem Gespräch über Biografien entwickelt. All diese Menschen, die sich in alle Richtungen entwickelt haben. Der eine ist Fotograf, der andere Industrielackierer, viele sind nach Wien gegangen, viele sind auch wieder zurückgekommen, einige arbeiten jetzt bei der Stadt, einige machen irgendwas vages mit IT oder mit Projekten, einer ist Tischler, die andere ist Postbotin, einer ist richtig abgestürzt, also finanziell und auch drogenmässig, eine ist Alkoholikerin, die meisten haben Kinder. Früher waren wir alle irgendwie Freunde, heute haben wir uns alle auseinanderentwickelt, bessere Freunde gefunden, Kontakte abgebrochen etc. es muss nichts schlechtes sein. Es ist nur so, dass sich die Leute entwickelt haben.

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Am Montag bin ich zu meinem Vater auf den Berg gefahren. Es war der einzige Tag, an dem er Zeit hatte. Seit der Rente fährt er in der Wintersaision mit einem Shuttle von den Hotels zu den Pisten. Ihm macht das riesigen Spass. Als er noch arbeitete war er Rettungswagenfahrer. Das Fahren mit grossen Autos im Schnee macht ihm offensichtlich Freude.

Aber jetzt bin ich müde, ich will das nicht alles mehr aufschreiben, nur zusammengefasst, dass beide meine Schwestern mit ihren Partnern und Kindern mitkamen und wir eine lange Runde östlich von Deutschnofen liefen. An Bauernhöfen und Kirchen vorbei. Meine Hündin begegnete einigen freilaufenden Hofhunden. Ich hatte jedes Mal ein bisschen Angst, aber die Begegnungen liefen sehr entspannt ab. Nur die Kettenhunde, die wurden alle wild. Einmal traf meine Hündin allerings eine Gänsefamilie. Weil ich sie nicht an der Leine hatte, entlief sie mir und jagte die Gänse. Die Muttergans bäumte sich auf und bedrohte meine Tier. Das schien sie zu beeindrucken, hielt sie alllerdings nicht davon ab, aufgeregt zu sein. Es kostete mich viele Rückrufe, bis ich sie wieder bei mir hatte und sie in die Leine einklickte.

So war das. Danach assen wir Pasta tranken Rotwein und sassen in der Sonne. Ich habe rote Flecken im Gesicht.

[Mi/Do/Fr, 5.-7.4.2023 – Garching, Meran, Glurns, Reschensee]

Mittwoch war Reisetag, ich kam daher nicht dazu, Notizen aufzuschreiben. Vom Mittwoch blieb mir allerdings eine Frage im Kopf: was zur Hölle ist Garching?
Ich hatte wieder ein Hotel in Garching gebucht. Ich fahre gerne am Nachmittag los, damit ich mir einen Urlaubstag spare und versuche dann so weit wie möglich zu kommen. Bis München zu kommen wäre wünschenswert, dann brauchen wir am nächsten Tag nur noch 3 oder 4 Stunden bis übern Brenner. Ich buchte also ein Zimmer in Garching, das ist etwas nördlich von München, unweit der Allianz Arena. Dort gibt es ein paar Bürobauten, Lagerhallen, ein Ubahnanschluss und Billighotels. Es sieht alles sehr wichtig aus, aber dann diese Billighotels. Letztes Mal haten wir in Garching in einem Hotel auf dem Campus der TUM genächtigt, das war auch schon merkwürdig steril, diesmal auf der anderen Seite der Autobahn in einem Gewerbegebiet. Ich fragte die Barfrau an der Hotelbar, was hier eigentlich los ist. Sie wusste es auch nicht, sie käme aus Freising, das ist 20km entfernt.

Am Donnerstagfrüh ging ich mit der Hündin raus, nur einmal den Weg hoch und plötzlich befinden wir uns auf einem sehr weitläufigen Acker. es ist minus drei. Das Tier liebt es. Ich auch. Diese frische Morgenluft. Am Ende des Ackers sehen wir die Sonne aufgehen, unter meinen Füssen der gefrorene Ackerboden. Es ist ein poetischer Morgen, den ich gerade nicht gut in poetische Worte fassen kann.

Nach einer Stunde kehren wir zurück ins Hotel und wecken meine Frau, dann steigen wir ins Auto und fahren weiter in Richtung Süden.

Am frühen Nachmittag kamen wir an. Ich bin zuerst einmal mit meiner Nichte und meinen Neffen beschäftigt. Meine Nichte zeigt mir ihr Schmink- und Beautycockpit, die Jungs bauen inzwischen den Gaming-PC auf, den ich mitgebracht habe. Irgendwann kam meine Schwester, dann gingen wir zu zweit und der Hündin Pizza holen. Während wir an den Pizzeria warten, trinken wir einen Aperol Spritz und unterhalten uns über die Dinge. Nach der Pizza ist es auch schon 9 Uhr und ich fahre mit meiner Mutter zu ihr nach Hause und falle tot ins Bett.

Am Karfreitag fuhren wir nach Glurns. Über Glurns und seine Stadtmauer und seine Whisky-Destillerie, schrieb ich ja schon vor ein paar Wochen. Heute fuhren wir also hin. Nach Glurns fuhren wir noch ein Stück das Vinschgautal hinauf, bis zum Reschensee und den Grauner Kirchturm im Wasser. Der Reschensee ist ein Stausee und führt momentan kein Wasser, da sie die Uferstrasse neu bebauen und dafür liessen sie das gesamte Wasser abfliessen. Um den berühmten Kirchturm herum wurde allerdings ein kleiner Damm gebaut, weil das besser aussieht, als wenn da ein Kirchturm im Schlamm steht, der Kirchturm ist schliesslich bekannt dafür, dass er im Wasser steht und nicht im Schlamm.

Wir laufen eine ganze Weile im trockengelegten See herum. Es gibt dort auch noch alte Fundamente und Keller des ehemaligen Dorfes. Es liegt jetzt alles freigelegt da. In dieser Landschaft von einem fremden Planeten.

Danach fahren wir noch bis nach Reschen, einmal über die Grenze nach Österreich, danach wieder zurück nach Meran. Die Strassen sind verstopft.

[4.4.2023 – Packtag, die Technikrolle, Gaming-PC]

Packtag. Einen Teil habe ich heute geschafft. Socken, Uhosen, Tshirts und zwei Hosen. Für meine Mutter habe ich ein Tablet eingepackt. Eine meiner Schwestern sagte mir, dass meine Mutter gerne ein Tablet hätte, damit sie eine bestimmte Astrologiesoftware benutzen kann, also kaufte ich ihr letzte Woche ein Samsung-Tablet. Ich bin immer für die Technikthemen zuständig. Ich nehme die Rolle an. Aufgrund meiner langjährigen Abwesenheit, habe ich nicht viele Rollen in meiner Familie, aber die Technikrolle scheine ich exklusiv zu haben, es wäre blöd, wenn mich das nicht freuen würde. Mein Charakter hat so viele schlechte Eigenschaften, ich kann dankbar dafür sein, dass man mir immerhin die Technikrolle zuschreibt.

Heute fuhr ich wieder einmal mit dem Auto ins Büro. Am Abend würde ich mit einem Mitarbeiter zu sich nach Hause fahren, da er mir seinen alten Gaming-PC verkauft. Als ich neulich mit meinen beiden Neffen zockte, stellte es sich heraus, dass sie auf deren Laptops nicht besonders gut gamen können, deswegen quatschten wir über Gaming-PCs und schliesslich ergab es sich, dass ein Mitarbeiter gerade seinen alten Gaming-PC zum Verkauf anbot. Ich, als Onkel für die Technikthemen, schlug natürlich sofort zu.
Jetzt weiss ich nicht, wie die beiden sich den PC aufteilen wollen, aber ein PC ist immerhin ein Anfang.

Dann zurück von der Detmolder Strasse bis nach Effhain, ich brauche eine ganze Stunde für die paar Kilometer, wie sehr ich es hasse, mit dem Auto durch die Stadt zu fahren.

[Mo, 3.4.2023 – Scheissantrieb]

Zuerst war es ein Arbeitstag im Homeoffice und danach traf ich Freundinnen aus meinem Fanclub.

Wir waren im Eschenbräu verabredet. Diese Brauerei mit einem grossen Schankkeller in einem hässlichen Flachbau am Fusse eines riesigen Studentenwohnheims im südlichen Wedding. Ich gab soeben den Begriff Eschenbräu ins Suchfeld des Blogs ein, es überrascht mich, dass ich noch nie etwas darüber schrieb. Noch mehr überrascht es mich, wie wenig sich das Eschenbräu in all den Jahren verändert hat. Sie könnten ruhig die Preise verdoppeln und der Keller wäre immer noch an sieben Tagen die Woche voll, aber sie machen das schlichtweg nicht. Offenbar hat der Betreiber einen anderen Antrieb als Gewinnmaximierung zu erzielen, sondern etwas anderes, gutes Bier vielleicht, einen vollen Schankraum mit gutgelaunten Menschen, vielleicht etwas anderes, aber eben nicht Gewinnmaximierung.

Ich muss leider eingestehen, dass ich mir ziemlich schnell höhere Gewinnmargen ausrechnen würde. Ich glaube mein einziger Antrieb ist es, nicht arm zu sein. Das ist ein Scheissantrieb.

[So, 2.4.2023 – Werwolf, Korrekturen, Zocken mit den Neffen]

Heute ist nicht viel passiert. Zuerst haben wir ewig lange geschlafen. Danach gefrühstückt und dabei einen norwegischen Horrorfilm namens Vikingulven geschaut. In dem Film taucht ein Werwolf auf, der vor tausend Jahren von den Vikingern aus der Normandie importiert wurde. Seit dieser Zeit tötet er bei Vollmond Menschen in den skandinavischen Wäldern, unweit der Gegend, in der wir unsere Sommer verbringen.
Niemand bemerkte die Morde, bis der Wolf in der jetzigen Zeit die etwas schlecht gelaunte Tochter der lokalen Polizeichefin verletzt und eine weitere Teenagerin auffrisst. Die Tochter verwandelt sich in einen Werwolf und tötet bei Vollmond Menschen. Am Ende steht die Polizistin vor der Wahl, ihre Tochter zu töten oder nicht. Ich vergass, wofür sie sich entschied. Der Film war eher so mittelmässig.

Am Nachmittag arbeitete ich seit langer Zeit wieder einmal an der langen Hausbesetzergeschichte. Ich hatte den Text von zwei geübten Menschen probelesen lassen, ich arbeitete daher die Vorschläge und Korrekturen in den Text ein. Der Text ist so umfangreich und die Geschichte eigentlich ziemlich gut, dass ich sie als eigenständigen Text veröffentlichen möchte. Als Ebook bei Amazon und Tolino oder vielleicht sogar als Digitaldruck o.ä. Für die Einsendung an einen richtigen Verlag ist die Geschichte wiederum zu kurz und der Text nicht, wie soll ich sagen, vielleicht nicht künstlerisch wertvoll genug.
Die Aufarbeitung des Textes geht aber sehr langsam, ich bräuchte einmal mehrere Tage, an denen ich den Text konzentriert final abschliessen kann. Stattdessen arbeite ich immer häppchenweise daran und muss mich jedes Mal neu darin einfinden, das geht schon seit zwei Jahren so, das scheint nicht zu funktionieren.

Am Abend bin ich mit meinen beiden Neffen verabredet. Wir chatten über Discord und spielen Don’t Starve. Aber eigentlich chatten wir vor allem. Der ältere der beiden Brüder spielt lieber Fifa, dafür plaudert er gerne mit uns. Das geht auch, man muss ja nicht das gleiche Spiel spielen.

[Sa, 1.4.2023 – Park im Schlamm, Aprilfische]

Ausserdem habe ich nicht mehr von dem neuen Hundeauslauf hinterm Kosmos berichtet. Ich protokolliere derzeit nicht so gut die Eckdaten in meinem Leben. Wie auch immer, ist der damals erwähnte, kleine und schmutzige Park jetzt ein Hundesauslaufgebiet geworden. Das geht alles auf die Initiative einiger einzelnen Hundehalterinnen aus der Nachbarschaft herum. Jetzt ist es offiziell. Weil er sich wie „unser“ Park anfühlt, schlug letzte Woche jemand vor, am heutigen Samstag eine Putzaktion durchzuführen. Scherben, Kronkorken, Plastik, Dreck. Davon liegt einiges herum. Und auch könnte man die Löcher, die unsere Tiere ständig graben, zuschütten. Dieses Graben von Löchern. Eine seltsame Marotte. Manchmal stehen 5 oder mehr Hunde um ein Loch herum. Ein Hund gräbt, die anderen stehen herum und begutachten das Loch. Ab und zu wechseln sie sich ab. Meine Hündin liebt es, der ausgegrabenen Erde hinterherzujagen.

Heute wollten wir also saubermachen. Viele Leute hatten allerdings bereits im Vorfeld abgesagt, es war zu kurzfristig. Ausserdem hat der Dauerregen den Platz zu einem Schlammfeld ertränkt. In dieser Whatsappgruppe, in der ich mich neuerdings befinde, einigten wir uns darauf, den Termin zu verschieben. In einem Doodle stimmten wir über einen Termin nach Ostern ab.

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Ah, erster April. Ich finde Aprilscherze sehr amüsant, das meine ich wirklich, allerdings ist mir heute kein einziger Aprilscherz begegnet. Früher spielten die Zeitungen dieses Spielchen oft mit, aber in Zeiten von Fakenews, sehen viele Medien ja leider, aber verständlicherweise davon ab.

Auf italienisch nennt man Aprilscherze AprilFISCHE, also „Pesce d‘ aprile“. Meine französische Nachbarin enthüllte mir, dass man Aprilscherze auch in Frankreich nach Fischen benennt, und zwar „Poisson d‘ avril“. Warum das so ist, weiss allerdings niemand, nicht einmal das Internet. Noch erstaunlicher ist, dass man offenbar gar nicht weiss, woher dieser seltsame Brauch des Scherzens eigentlich kommt. Im dazugehörigen Wikipediaartikel gibt es sämtliche, internationale Theorien dazu, aber keine hat sich wirklich durchgesetzt. Ich finde das beachtlich.

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Am Abend waren wir zusammen mit den Nachbarn bei Frau Modeste eingeladen. Aprilfische spielten da keine Rolle. Es gab allerdings Lachs. Lustig ist das nur in diesem Kontext, halblustig. Dafür war der Abend trotzdem kurzweilig.