[Do, 2.3.2023 – Viva Mexico Tag, Auto]

Heute war Viva Mexico Tag. Wir sind jetzt 15 Jahre zusammen. Irre. Wir kochten uns leichtes Essen nach mexikanischer Thematik. Also schwarze Bohnen mit Reis und Guacamole. Und viel grün dazu.

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Mein Auto muss in die Werkstatt. Seit ein paar Wochen leuchtet schon eine orangene Lampe auf, die ein Werkzeug symbolisiert. Einen Werkzeugschlüssel, um genau zu sein. Das bedeutet Service, habe ich jetzt gelernt. Nächste Woche fahren wir an die Ostsee, das Thema muss bis dahin gelöst sein. Ich rufe mehrere Werkstätten an, aber erst nach dem vierten Telefonat finde ich eine, die mir ad hoc helfen kann. Am Montag kann ich hin.

Ich brauche eigentlich kein Auto, sage ich mir immer. Aber jetzt habe ich einen Führerschein, es ist gut, wenn ich die nächsten Jahre in Übung bleibe. Vielleicht schaffe ich es irgendwann ab. Mit der Hündin hat sich das Fahrzeug allerdings schon mehrmals bewährt, immerhin fahren wir öfter mal kürzere Strecken, weil es logistisch mit Tier manchmal einfacher ist. Und die langen Strecken nach Schweden oder Südtirol mag ich. Und wenn wir in Schweden im Wald sind, brauche ich ohnehin ein Auto. Ob sich das alles mit einem Mietauto erledigen liesse, habe ich nie durchgerechnet, Mietautos fühlen sich immer sehr teuer an. Dafür entfiele die ganze Verantwortung bezüglich Pflege und Unterhalt. Ich empfinde wenig Liebe für Autos, sie finden in meinem Gefühlsleben nicht statt. Bis auf wenige Momente, als ich beispielsweise den Tempomat einbauen liess und fusslos auf der Autobahn fuhr und mir dabei vorkam wie in einem Raumschiff. Aber was ich sonst nicht liebe, kann ich auch nur schwer pflegen. Das Auto verstaubt auf der Strasse.

Sonst habe ich heute nichts zu berichten. Der Tag war massgeblich von Arbeit geprägt.

[Mi, 2.3.2023 – Ordnungsamt]

Ich bin mental noch nicht im März angekommen. Das ging mir alles viel zu schnell.

Ich hatte noch gar nicht vom Stress mit dem Ordnungsamt erzählt. Achtung, es folgt Hundecontent. Es gibt in der Nähe des ehemaligen Kosmos Kinos an der Frankfurter Allee eine etwas verwaiste Wiese, auf der viele Hundehalterinnen aus der Nachbarschaft ihre Tiere frei laufen lassen. Die Wiese ist so verwaist und lädt dermassen wenig zum Verweilen an, dass sie jetzt zu einem offiziellen Hundeauslauf umgebaut wird. Die Hälfte des Zaunes steht bereits, in zwei oder drei Wochen werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Nun hat sich das Ordnungsamt auf diese Wiese eingeschossen. Früher kamen sie ab und zu vorbei, sprachen Verwarnungen aus, kassierten bei Wiederholung auch ab, aber seit einer Woche kommen sie mehrmals pro Tag vorbei und verhalten sich richtig aggressiv. Da dies alles auf einer in Bau befindlichen Hundewiese abspielt, fühlt es sich sehr nach Schikane an. Ich bin ihnen noch nicht begegnet, aber in der Whatsappgruppe, in die man mich neulich aufgenommen hat, berichten die Leute täglich von unangemessenem Verhalten. Natürlich ist das Ordnungsamt im Recht, aber- genau, es gibt viele Abers. Deswegen formiert sich gerade Widerstand. Entweder eine Minidemo vor dem Amt, oder es soll die Presse eingeschaltet werden. Ich finde die Initiative nicht falsch. Wenn man es nämlich einfach über sich ergehen lässt, wird die Schikane irgendwann eine andere sein.

Ich kann mich noch nicht für die Idee einer Demo begeistern. Vielleicht mache ich mit, vielleicht auch nicht. Profitieren werde ich auf alle Fälle, aber einfach nur Profiteur zu sein behagt meinem Wesen nicht, Mitläufer zu sein aber noch weniger. Wenn ich nach einem Ausdruck für diese Situation suche, dann hiesse er URGZH.

[Di, 28.2.2023 – Internationale Innenraumtemperaturen, Sonnenaufgang in der Arktis]

Beim Mittagessen entfaltete sich ein munteres Gespräch über Temperaturen, wie unterschiedlich Menschen den Winter oder den Sommer in Berlin wahrnehmen, für einige angenehm, für einige schlimm, sowohl kalt wie warm, einer der Russen bezeichnete die Deutschen als die kälteresistentesten Menschen der Welt, er begründete das mit den niedrigen Temperaturen in deutschen Gebäuden. Er meinte Innenräume, also die Temperatur, die wir in der Regel zwischen 20 und 21 Grad eingependelt lassen. Die Russen nickten alle. In Russland erwärme man Wohnungen auf 26 Grad. Das sei der Richtwert. In Russland seien aber auch die Strassen nachts heller erleuchtet. Deutschland ist nachts überall finster, auf den Strassen, in den Park, nur hier und da eine Lampe. Das mit den dunklen Strassen ist mir auch schon aufgefallen, darüber schrieb ich damals vor 20 Jahren mal, als ich von Madrid nach Hamburg zog. Die Strassen in Hamburg empfand ich nachts auffallend dunkel, das war im direkten Vergleich, in Berlin ist es vermutlich nicht heller. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, als Mann habe ich aber auch weniger Angst, wenn ich durch dunkle Strassen laufe, wäre ich eine Frau würde ich anders darüber empfinden.

Ich finde das erwähnenswert. In Russland heizt man die Wohnungen auf 26. Nicht wegen Russland und weil die gerade die Bösen sind, sondern wegen der 26 Grad. Bei 25 Grad geht bei mir ja die schlechte Laune los.

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Eigentlich geht die Sonne auf Spitzbergen bereits am 16. Februar wieder auf. Zumindest im Süden der Inselgruppe. In der Mitte, wo die Siedlungen liegen, um den zwanzigsten herum. Aber alle Menschen aus Spitzbergen, denen ich auf Insta folge (es sind viele) posteten gestern und heute Fotos von der ersten Sonne. Ich weiss nicht, warum sich das um eine Woche verzögerte, eventuell lag es am Wetter. In Longyearbyen schlägt die Sonne ja erst am achten März im Dorfzentrum auf, das ist wegen der Berge, die noch ein paar Tage länger ihre Schatten ziehen. Frauentag und Sonnenaufgang in Longyearbyen. Kann man sicherlich was hineininterpretieren.

[Mo, 27.2.2023 – Altkleider, Romanbesprechung]

Gestern brachten wir Altkleider zum Forckenbeckplatz. An der südwestlichen Ecke des Parks hat sich eine Kleidertausch-Ecke etabliert. Menschen aus der Nachbarschaft legen oder hängen dort alte Kleider sowie alte Wertgegenstände an den Zaun, damit andere, oder Bedürftige, sie weiternutzen können.
Das Konzept scheint zu funktionieren, es stehen dort immer Leute, die etwas spenden, oder etwas mitnehmen. Wir brachten Hosen, Pullover und Tshirts hin. Zwei Tshirts hing ich etwas demonstrativer auf, zum einen ein St.Pauli Tshirt, also das mit der Piratenflagge und ein Tshirt von meiner Arbeit. Das Tshirt meiner Firma trägt den Aufdruck zweier Chilis, die von Feuer umsäumt werden. Die Chilis sind das populärste Logo auf unserer Datingplatform, es symbolisiert „ich finde dich heiss“ und man kann das Symbol einem Profil, das man heiss findet, aber nicht den Mut oder die Muße hat, es anzuschreiben, verteilen. Schwule Männer in Berlin, oder zumindest solche die Benutzer unserer Platform sind, werden das Logo sofort erkennen. Für die anderen bedeutet es vermutlich scharfes Essen. Auch gut.
Das St.Pauli Tshirt hingegen ist bereits 20 Jahre alt und ich trug es genau ein einziges mal. Ich kaufte es damals, als ich in Hamburg wohnte. Dieses Symbol der Piratenflagge und dem St.Pauli Schriftzug ist schon sehr ikonisch, sehr stark, auch plakativ, es war mir aber immer too much zum Tragen, vor allem in Hamburg, aber auch anderswo. Daher blieb es immer im Schrank. Aber hier im Kiez laufen viele Punks herum, ich bin mir sicher, dass das Tshirt eine stolze Besitzerin gefunden hat.

Eine halbe Stunde später kamen wir zurück und schauten, ob von unserer Spende bereits etwas mitgenommen wurde. Wir stellten fest: es war nichts mehr von uns da.

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Am Abend telefonierte ich mit meiner niederländischen Exfreundin. Sie hat den Roman zu Ende geschrieben und der Text liegt jetzt beim Lektorat. Der interessierte Verlag will, dass sie sich eine schriftliche Genehmigung von mir einholt, weil sie meine Person und meinen Namen in den Text eingebaut hat. Ich sagte zu, ich vertraue ihr blind. Sie schlug trotzdem vor, mir die relevanten Passagen vorzulesen. Es geht viel um die Zeit, als sie ständig nach Afrika reiste, um die Abschiede, darum wie wir einander prägten, eigentlich alles nur schöne Dinge, manchmal privat, aber das ist nicht schlimm, es kam nicht einmal Sex darin vor, zu dem Punkt hätten wir eventuell über Details verhandeln müssen, aber das war ja nicht der Fall.

[So, 26.2.2023 – Verbaldurchfall, Tortellini mit Babyspinat]

Der Mann mit den Gefühlen (oder Verbaldurchfall), jener, der mich neulich auch noch mit seinem Fussballfantum nervte, war offenbar einmal Teil dieser Whatsapp Gruppe für Hunde, zu der ich neulich hinzugefügt wurde. Mit dem Mann gab es wohl verschiedene seltsame Vorfälle. Frauen fühlten sich von ihm unangenehm eingenommen, da er auch noch Probleme mit seiner aggressiven Hündin hatte und dabei von schwurbeligen Interpretationsversuchen und Erziehungsmethoden faselte, behielten viele auch Distanz vor ihm, schon nur um den eigenen Hund zu schützen. Seine Hündin griff immer wahllos andere Hunde an. Meiner Hündin tat sie nie etwas an, meine Hündin ist aber auch einfach sehr friedfertig.

Nach einigen verbalen Unstimmigkeiten, verliess er schliesslich die Whatsappgruppe. Das alles erzählte man mir heute. Es beruhigte mich, dass ich mit meiner Einschätzung nicht alleine war. Ich dachte ja, dass ich vielleicht zu schnell genervt bin, dass ich etwas nachsichtiger sein sollte, einfach mehr zuhören, dem Mann eine Chance geben. Aber nein, muss ich nicht. Nur wenn ich es möchte. Will ich aber nicht.

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Meine Frau und ich sind ja beide keine richtigen Foodies. Zwar essen wir gerne gute Dinge, aber man kann es uns nicht zuschreiben, dass wir uns übermässig gerne mit der Zubereitung von Essen beschäftigen. In meine Frau schlägt hin und wieder aber ein Geistesblitz ein, mit dem sie simples Essen aufzupeppen vermag. Diesmal mit Tortellini. Ich finde Tortellini durchaus okay, aber Tortellini werden nach der dritten Gabel auch sehr pampig, nach dem halben Teller mampft man auf einer Pampe aus Fett, zerbröselten Proteinen, Parmesan und labbrigen Eierteig herum.
Meine Frau legte heute den Teller zuerst mit mehreren Handvoll ungekochten Babyspinat aus, bevor sie die Tortellini drauflegte. Wie genial diese simple Zutat war, verstand ich erst als ich merkte, dass die Pampe keine labbrige Pampe mehr war.

[Sa, 25.2.2023 – Gegen Augsburg]

Um halb zwei fuhr ich dann los ins Olympiastadion. Üblicherweise treffe ich meine Freunde ab zwei Uhr am sogenannten Rondell. Das ist kein richtiges Rondell, es ist lediglich ein vage definierter Ort zwischen Ausgang des Sbahngeländes, einem Mülleimer und einem Bierausschank, ich weiss nicht, warum man das so nennt. In der Sbahn sitzt eine ältere Dame neben mir, als ich aussteige, wünscht sie mir Glück für das Spiel, ich sage vielen Dank, das kann ich gebrauchen, sie sagt, ich weiss, aber das wird schon wieder werden, das ist immer ein auf und ab. Sie fährt weiter nach Spandau, ich laufe über die Brücke zum Rondell, dort treffe ich Anne, die seit dem Spiel gegen Köpenick meine Dauerkarte hat, eigentlich sollte ich sie beim Spiel gegen Gladbach wiederbekommen, aber weil ich gegen Gladbach nicht konnte, behielt sie die Karte und nahm dafür jemand anderes mit ins Stadion. Dann traf ich Tanja, Klaus und alle anderen, Benny war schon im Stadion drin, weil der heute wieder die beiden Banner aufhing, das Banner vom Fanclub und das Banner von der Initiative Blauweisses Stadion, die ja auch irgendwie mit uns verbunden sind. Nach der Winterpause gab es einen Konflikt mit einem anderen Fanclub, die ihr Banner an unserer Stelle aufhängen wollten, das war eine Gruppe Männer, die offenbar handgreiflich geworden waren, deswegen gab es im Januar ein Mediationsgespräch mit mehreren Beteiligten, u.a. Ranghohen Vertretern der Ultras. In diesem Gespräch wurde unserem Fanclub das Recht für den Platz zugesprochen. Das sind Konflikte, die versteht man nur im Stadionkontext, ausserhalb des Stadions wirkt das alles wie ein Spielchen für Kinder.
Mir persönlich ist das Banner nicht so wichtig, aber unser Fanclub ist mittlerweile sehr gross und wegen unseres politischen Aktivismus auch bedeutsam, vielen ist das Banner unabdingbar.

Benny würde mir einen Platz neben sich und seiner Frau reservieren, ich konnte mir also ein wenig Zeit lassen. Draussen traf ich auch Annika, die heute ihr Comingout als Trans Person haben würde. Ich wusste bereits seit einigen Tagen Bescheid, sie würde heute zum ersten Mal geschminkt ins Stadion kommen, und während bzw nach dem Spiel allen Menschen Bescheid geben.
Gegen zwanzig vor drei setzten wir uns in Bewegung und gingen ins Stadion, unterwegs erwischte ich einen dieser mobilen Bierverkäufer, wodurch ich mir jede Menge Zeit sparte, die ich nicht in Menschenschlangen verbringen musste, im Stadion verbringt man ja immer Zeit in Menschenschlangen, beim Eingang, beim Bier, bei der Toilette, bei der Wurst, beim Rausgehen, zurück am Bahnsteig, immer in Schlangen.

Die erste Halbzeit war ein seltsam ereignisloses Geplänkel im Mittelfeld. Meine Aufmerksamkeit driftete etwas ab, es passierte viel um mich herum, ich quatschte hier und da, eine Reihe vor uns stand ein junger Mann, der mit freiem Oberkörper die Mannschaft anfeuerte. Dann fing es an zu Nieseln und zu schneien, eine Art Graupelregen, ein weisser Flaum schwebte vom Stadiondach herunter und breitete sich wie Feeenstaub über uns aus.
Ich musste ständig pinkeln, ging in der ersten Halbzeit zweimal raus, holte mir Bier nach, aber auch während des Spiels steht man dort in der Schlange, sowohl an den Toiletten wie auch am Bier, aber natürlich sind die Schlangen da wesentlich kürzer.

In der Halbzeitpause redete ich länger mit Inis, die an der Mediation wegen des Banners beteiligt war. Sie ist unsere Zeugwärtin und massgeblich mit den Bannern vertraut.
In der zweiten Halbzeit drehte meine Mannschaft dann auf. Das Spiel wurde munter, zuerst schoss Marco Richter aus 25 Metern ein Tor und kurz darauf folgte Dodi mit einem cleveren Lauf und erhöhte auf 2:0. Bei diesem Spielstand blieb es auch und weil auf den anderen Plätzen unsere direkten Konkurrenten alle verloren, befreiten wir uns aus den Abstiegsplätzen und stehen nun auf dem 14. Platz. Die Freude war gross. Die Mannschaft kam in die Kurve und wurde von 20000 Fans gefeiert.

Danach stiegen Benny und ich in den Oberring hinauf um das Banner abzunehmen, da befanden sich aber bereits mehrere Mitglieder unseres Fanclubs, die das bereits erledigt hatten. Das Banner ist derzeit ein heikles Thema. Benny brachte steckte das Banner ein und brachte es jemandem, der es unter der Woche aufbewahren würde, ich ging in der Zwischenzeit zurück zum Rondell um die anderen zu treffen, ich wartete noch bis der erste grosse Lauf auf die Sbahnen vorüber war, dann gingen Tanja, ihr Sohn und ich auch hinunter auf die Gleise. Weil die dort wartende Bahn nur bis Charlottenburg fuhr, stiegen wir Westkreuz in die Ringbahn über und so kamen wir irgendwann alle zuhause an.

[Fr, 24.2.2023 – Wolfsdoku, Vesuv, Erdbeben und Hundedoku]

Mit der Hündin Dokus geschaut. Zuerst über Wölfe. Das mochte sie. Wie sie gebannt den langsamen Aufnahmen von weiten Schneelandschaften und Wolfrudeln zusah. Danach schauten wir eine Doku über Napoli, bzw über den Vesuv und den Phlegräischen Feldern. Meine Schwester ist gerade in Napoli und sie besuchten auch den Vesuv. Deswegen habe ich gerade ein Dutzend Tabs über den Vulkanismus im Golf von Napoli offen. Wenn man sich damit beschäftigt, auf was für einem riesigen Magmaspeicher sich Napoli befindet, dann müsste man dort eigentlich nicht leben wollen. Der nächste grosse Ausbruch ist statistisch überfällig. Auch das Erdbeben in der Türkei hat die Verhältnisse der Plattentektonik in Süditalien weiter angespannt. Aber die 4 Millionen Menschen, die im Golf leben tun eben einfach nur: leben. Man kann ja nicht immer nur Angst haben.

Apropos Plattentektonik. Ich erlebte bisher nur ein einziges Erdbeben. Das war das grosse Erdbeben von Friuli in ’76. Damals war ich anderthalb Jahre alt, ich kann ich daher nicht mehr erinnern. Meine Mutter berichtete, dass sie mit mir auf dem Arm aus dem Haus flüchtete, dabei wurde sie im Treppenhaus von einer Wand zur anderen geschleudert. Jenes Beben ist auch jenes, worüber die meisten älteren Menschen aus Südtirol ihre persönliche Anekdote erzählen, wenn man von Erdbeben redet. Damals starben 1000 Menschen, das Beben spürte man bis nach München.

Das andere Beben, das ist unter anderen Umständen hätte mitbekommen müssen, war das Beben von 2001 mit dem Epizentrum in meiner Geburtstadt Bozen. Ich lebte damals in Madrid und bekam es nur aus der Ferne mit. Bei einer Stärke von 5,2 auf der Richterskala war es bei weitem nicht so stark wie das Beben im Friuli, aber dennoch muss das ein einschneidendes Ereignis gewesen sein. Meine Schwester arbeitete damals in einem Krankenhaus und sie erzählte mir von einem Ton. Einem tiefen, ächzenden, ziehenden Ton. Als würde man das Gebäude hören, wie es in die Länge gezogen wird. Ich konnte mir das bei einem grossen Gebäude wie einem Krankenhaus gut vorstellen, wie die langen Stahlbetonplatten und -Gerüste, ein tiefes Ächzen ausstossen. Eine Freundin berichtete etwas traumatisierter, wie sehr sie das Vertrauen in den Boden verloren habe. Neben Kriegen, schlechten Nachrichten und überhaupt, sei der Boden doch eigentlich immer das gewesen, das im Leben stabil geblieben ist. Dieses Bild gefiel mir. Wie eine Allegorie auf den Begriff Bodenständigkeit.

Die Hündin mochte es gar nicht, als wir von den Wolfdoku auf Vulkandoku umschalteten. Sie verliess das Wohnzimmer und setzte sich vor die Tür, aber hielt mir dabei ihr Hinterteil zugewandt. Später kam sie zurück und ich schaltete eine Doku über Strassenhunde in Rumänien ein. Das ertrug sie nur schlecht. Natürlich verstand sie nicht, was da genau geschah, aber während der gesamten Doku gab es Hundejaulen und -bellen im Hintergrund. Meine Hündin sass vor dem Fernseher und knurrte. Die ganze Zeit. Sie liess sich auch nur schwer beruhigen. Erst als ich den Fernseher ausschaltete, hörte sie damit auf.

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Heute jährte sich auch der russische Überfall auf die Ukraine. Aber ich habe nichts gescheites darüber zu sagen.

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Ahso, ja, gestern kam ich nicht dazu einen Eintrag zu schreiben. Wegen einiger Umstände auf der Arbeit war ich dermassen geladen, dass ich keinen freien Kopf hatte, Notizen in Schönform zu bringen. Dann fiel mir auch auf, dass ich keine Notizen hatte.

[Mi, 22.2.2023 – Hilary Swank, Alaska, New England]

Hilary Swank spielt in ihrer neuen Serie eine berühmte New Yorker Reporterin, die in Ungnade gerät. Deswegen nimmt sie ein temporäres Jobangebot bei einer Lokalzeitung in Alaska an, bei der sie über indigene Frauenmorde recherchieren soll.

Meine Frau schlug mir die Serie vor. Sie sagte nur „Hilary Swank“ und „Alaska“. Sie kennt meine Trigger. Ich sagte sofort zu, ohne die Geschichte zu kennen oder ohne mich eingelesen zu haben. Auch Hilary Swank wird mit zunehmendem Alter immer schöner, wobei Hilary Swank ja gar nicht alt ist, sie ist ein Jahr älter als ich, ich weiss nicht, warum ich sie als ältere Frau abgespeichert habe, entweder ist sie noch jung, oder ich bin alt. So ist das unter uns Mittesiebzigergeborenen, da ist man alles ein bisschen.

Meine Frau und ich wollen ja auch mal nach Anchorage. Anchorage ist gar nicht so klein wie ich es in Erinnerung hatte, ich dachte achtzigtausend Einwohner, aber sie hat immerhin fast dreihunderttausend, sie ist etwas grösser als Gelsenkirchen. Aber bevor wir Anchorage besuchen, wollen wir durch den Nordosten der USA fahren, New England, vor allem Maine, Vermont, New Hampshire, das Amerika von Stephen King, neben Californien ist das die Projektion des Amerika meiner Jugend. Neulich beim Durchscrollen der Instagramm Feeds, postete irgendjemand Fotos von einem willkürlichen Abendessen aus einem Restaurant in einem kleinen Kaff an der Küste in Maine, mit dem Kommentar „The best food of my life“. Diese Willkürlichkeit. Ein konkreter Anlaufpunkt. Da will ich hin. Ich schickte den Link meiner Frau, ich schrieb: lass uns da mal essen gehen, wenn wir in Maine sind.
Das Restaurant heisst „Wolfpeach“ und liegt in Camden, einem kleinen Küstenort mit 5000 Einwohnerinnen, 100km nordöstlich von Brunswick und ähnlich weit entfernt von Bangor in der anderen Richtung. Da fahren wir hin, wir werden etwas essen, wir werden vom örtlichen Bier trinken, zwei, drei oder vier Biere, werden danach an dem kleinen Segelhafen entlangspazieren und dann müde ins Hotelbett fallen.

[Di, 21.2.2023 – Fanshop, Giotto, Julianne Moore]

Im Hertha Fanshop am Leipziger Platz kümmerte sich das Personal liebevoll um meine Hündin, während ich mich im Anproberaum umkleidete. So etwas muss man auch mal erwähnen.

Was ich heute alles NICHT getan habe:

  • den Bordcomputer upgedated
  • eine Freundin zum Mittagskaffee getroffen
  • Dinge im Herthashop gekauft

Genau. Trotz Hundeservice, kaufte ich nichts im Herthashop. Den Geburtstagsgutschein kann ich offenbar nur online einlösen. Als Mitglied bekomme ich zusätzlich zehn Prozent Rabatt, aber sie können im Offlineshop keinen zweiten Rabatt obendrauf buchen. So etwas muss man auch einmal erwähnen.
Aber immerhin konnte ich den Hoodie und ein Tshirt dieser phantastischen Blackwear-Kollektion anprobieren. Kaufe ich es eben online.

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Am Abend schauten wir den Film mit Julianne Moore als Betrügerin. Dabei assen wir Giottos. Giottos sind rund. Über Giotto den Maler aus Firenze gibt es ja diese Anekdote, dass er als Lehrling einmal freihändig einen perfekten Kreis malte und damit seinen Lehrmeister Cimabue beeindruckte. Das ist Teil meines grossen unnützen Wissensschatzes. Nach Konsultation von Wikipedia fand ich allerdings heraus, dass Cimabue nicht wegen des perfekten Kreises beeindruckt war, sondern weil Giotto ihm eine realistische Fliege auf eines seiner Bilder gemalt hatte. Cimabue versuchte diese mehrmals zu verjagen, bis er merkte, dass sie nicht echt war.

Ich finde es bemerkenswert, dass sich mir als Kind die Anekdote mit dem Kreis einprägte und nicht die Anekdote mit der Fliege, die ja wesentlich unterhaltsamer ist. An die Geschichte mit der Fliege kann ich mich auch erinnern, offensichtlich lag sie irgendwo abgespeichert, wo ich sie nicht griffbereit habe.

Ich könnte ja den ganzen Tag Julianne Moore zuschauen. Sie wird immer schöner, je mehr sie altert. Ich fand den Film bis zur Hälfte gut, weil es mich freute, dass sie 9,2 Milliarden ergaunert hatte. Als der rechtmässige Erbe des Geldes und offensichtliche Sympathieträger der Geschichte, mit seiner Jagd auf Julianne Moore erfolgrecih zu sein scheint, verliere ich das Interesse an den Film. Es reicht mir, an Wochenenden die Niederlagen meines Fussballclubs zu ertragen, ich muss das nicht auch noch in der Filmkultur erleben.

[Mo, 20.2.2.23 – Blogroll]

Aus einer guten Laune heraus erstellte ich heute eine Blogroll. Die Älteren unter uns werden sich erinnern. Blogroll ist eine Liste von Blogs, die man den Leserinnen empfiehlt. Früher gehörte eine Blogroll zum guten Ton, ich löschte meine Blogroll vor etwa fünf Jahren, da ich ständig gestorbene Blogs und verstorbene Bloggerinnen daraus entfernte und weil ohnehin alle zu Twitter abgewandert waren, die Blogroll war irgendwann ja egal, ich fand keine neuen, guten Blogs, las nur die paar, die ich über die vielen Jahren begleitete, die hatte ich alle noch in meinem Feedreader bei Feedly.

Neuerdings kommen aber immer wieder gute Blogs hoch. Ich kriege das nicht mehr so gut mit, weil Blogs nicht mehr auf dem Radar zu finden sind, aber es gibt sie wieder, etwas mehr als noch vor ein paar Jahren.

Heute erstellte ich also eine Liste der Blogs, die ich noch lese. In meinem Feedly hatte ich 156 Blogs abonniert. 86 davon waren inaktiv und 22 davon tot. Nach dem Aufräumen habe ich jetzt noch 74 Feeds, davon sind 31 inaktiv und 2 tot. Von den verbliebenen Inaktiven mag ich mich nicht trennen, es kann ja sein, dass nach 10 Jahren auf einmal ein Eintrag hochploppt. Das ist schon bei einigen wenigen Blogs einmal passiert. Das fand ich immer schön. Mit den beiden verbliebenen Toten weiss ich nicht, was ich tun soll. Trennungsschmerz.