[So, 19.2.2023 – Geheimgruppe, 1 Jahr Hündin, Bordcomputer, Niederlage, HTTPS]

Es gibt offenbar eine Whatsappgruppe in der sich alle Hundemenschen, die ich auf meinen Gassirunden in den Parks treffe, versammelt haben. Heute hat man mir davon erzählt. Es fühlt sich wie ein Geheimclub an. Eine verborgene Realität, die die ganze Zeit um mich herum existierte. Heute zeigte sie ihr Gesicht und man nahm mich in die Gruppe auf.

Heute vor einem Jahr zog die kleine schwarze Hündin bei uns ein. Sie hat von all dem keine Ahnung, wir aber bereiteten ihr eine Fleischtorte mir Lachscremengarnitur zu. Also Nassfutter zu einer Torte geformt, mit Lachscreme obendrauf. Auf der Torte brannte eine Kerze. Dabei bekam sie einen Partyhut aufgesetzt. Es dauerte ewig, bis sie sich über den Fleischberg hermachen durfte, sie musste sie sich zuerst von allen Seiten fotografieren und filmen lassen. Spass hatten aber nur wir Menschen. Beim Anblick der Torte, liess sie alles geduldig über sich ergehen.

Den Grossteil des Tages verbrachte ich mit Reden, Spazieren und mit dem Update des Bordcomputers in meinem Auto. Mit dem Update blieb ich erfolglos, später am Tag fand ich aber heraus, was das Problem sein könnte, aber da war es bereits zu spät und ich hatte ich keine Lust mehr, hinunter auf die Strasse zu gehen um einen weiteren Versuch zu unternehmen. Stattdessen schaute ich der Niederlage meiner Mannschaft bei Borussia Dortmund zu.

Ah und ich bekam das Problem mit HTTPS gelöst. Fürs Protokoll: es lag am Zertifikat. Manche Browser und damit auch die Anbieter der Feedreader und Podcast Apps, behandeln fehlerhafte Zertifikate ziemlich strikt, deswegen wurden Zugriffe auf meine Seite schlichtweg verworfen. Allerdings ohne Fehlermeldungen, was es für mich schwer machte, den wirklichen Fehler zu finden. Jetzt geht es aber und ich bin happy. Ich habe sogar die Niederlage vergessen. So geht das.

[Sa, 18.2.2023 – HTTPS, Blog bisschen kaputt, Regensturm, etc]

Da ich um 5 Uhr wach wurde und nicht mehr schlafen konnte, stellte ich dieses Blog von HTTP auf HTTPS um. Gefühlt bin ich die letzte Seite im ganzen Internet, die noch ohne Verschlüsselung läuft. Nun ist Sicherheit im Netz etwas, das die meisten Menschen ohnehin nicht verstehen, unverschlüsselte Webseiten sind aber sicher nicht das Problem, solange man keine Passwörter und Bankdaten oder ähnliche Sachen überträgt. Auf diesem Blog könnten böswillige Menschen höchstens die Emailadresse mitlesen, wenn jemand kommentiert. Nur wenn jemand kommentiert, wohlgemerkt.

Allerdings ging es mir vornehmlich um etwas anderes. Neulich schrieb ich ja darüber, dasss ich bereits seit Jahren selten Verlinkungen von anderen Seiten sehen kann. Heute um 5 Uhr früh kam ich dem Problem auf dem Grund. Es hat damit zu tun, dass der Browser die Referrer-Info wegwirft, wenn er von einer HTTPS Seite auf eine Seite mit HTTP verwiesen wird. Und umgekehrt. Das ist es, was auf meinem Blog passiert. Wenn ich also auf HTTPS umstelle, dann gibt es den Protokollwechsel nicht mehr und die Referrers müssten wieder sichtbar werden. Zumindest die Neuen.

Weil es 5:20 war und mein Kopf so frisch wie eine Pfirsich, setzte ich mich an die Umstellung. Wegen der vielen technischen Sonderlösungen, die ich im Laufe der Jahre gebaut hatte, ging natürlich vieles schief, aber gegen 10 Uhr funktionierte mehr oder weniger alles. Nur viele Feeds mochten die Umstellung nicht. Offenbar erkennen einige Podcastplayer die neuen Einträge nicht mehr, jedenfalls wurde mir das von Antennapod und Podbean berichtet, auch Spotify scheint nicht mehr zu funktionieren, aber auch Feedly ist kaputt. Bei Feedly sind es immerhin über 250 Abonentinnen, was ich auch nicht wusste.

Wie ich das Problem mit dem Feed löse, weiss ich nicht. Ich werde sehen, wie dieser Eintrag sich verhält, wenn ich ihn publiziere. Vielleicht haben die Apps und die Feedreader die Änderung mittlerweile ja erkannt.

Schon mal als Warnung an jene Leserinnen, die das Blog per Email abonniert haben: vermutlich gibt es in den nächsten Tage ein paar Testeinträge, die unweigerlich bei euch ankommen. Emails kann ich ja leider nicht wieder löschen.

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Nun

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Danach wollte ich zurück ins Bett, aber da war es schon 11 Uhr. Wir gingen dann einkaufen. Es regnete. Sehr viel. Wir fahren Samstags oft mit dem Auto einkaufen, um die Hündin an das Autofahren gewöhnt zu behalten. Fährt man einmal in der Woche kurz mir ihr Auto, dann scheint sie eine Toleranz zu entwickeln. Fährt man jedoch ein paar Wochen nicht, dann kotzt sie wieder.

Meine Frau geht dann in den Supermarkt. Die Hündin und bleiben im Auto. Wir sitzen da nur und schauen hinaus. Heute regnete es. Es gibt wenige Dinge die so schön sind, wie bei Regen im Auto zu sitzen.

Heute dauerte es besonders lange und so spielte ich mit einer Citroen-App herum und verband diese mit meinem Auto. Ich fand heraus, dass ich Updates einspielen konnte. Das triggerte mich ein wenig. Ich würde aber zuhause ein paar Dinge auf dem Laptop vorbereiten müssen.

Am Nachmittag kochten wir das ganze Restgemüse aus dem Kühlschrank zu einem Gemüseeintopf zusammen. Draussen zog ein Regensturm auf. Gegen vier Uhr gingen wir zu Brewdog ans Frankfurter Tor. Zwei Mal hätte mir eine Windböe beinahe den Schirm entrissen. Die Hündin liebt den Regensturm.

Später bereitete ich das Update für mein Auto vor. Neue Karten fürs Navi und eine neue Firmware für den Bordcomputer. Als ich damit fertig war, war es aber schon zu spät. Das Einspielen von Updates für ein Auto ist sehr unintuitiv und altmodisch, ich fühlte mich ins Neunzehnte Jahrhundert zurückversetzt. Ich werde die Updates erst morgen auf das Auto übertragen.
Apropos Neunzehntes Jahrhundert. Wir schauten diese Serie mit dem Namen „1883“ zu Ende. Die Serie ist sehr gut, ich bin von diesem neuen Genre des Neo-Westerns generell sehr angetan. Aber eigentlich wollte ich nur diese Überleitung von Auto, neunzehntes Jahrhunderte und Neo-Western herstellen.

[Fr, 17.2.2023 – Training, Schwarzbier, Pizza]

Wieder miserabel geschlafen. Ich weiss gar nicht, warum ich das überhaupt aufschreibe, es ist mittlerweile der Standard. Gestern habe ich das Lademodul meiner Smartwatch wieder gefunden, also kann ich meinen Schlaf wieder aufzeichnen. Laut Uhr komme ich auf 3 Stunden und 49 Minuten. Immerhin über 3 Stunden. Aber die Tiefschlafwerte sind schlecht wie immer.

Am frühen Abend hatten wir Hundetraining. Es ging diesmal vor allem um die Erkennung von „Strasse“, also das Stehenbleiben an der Bürgersteigkante. Das macht sie mittlerweile ganz okay, heute war der zweite Teil, in dem sie lernte, sich dabei nicht von Reizen beeinflussen zu lassen. Sie checkt das ziemlich schnell. Sie macht den Fehler einmal und dann nie wieder. Später im Alltag vergisst sie es allerdings wieder, man muss es also ständig üben.

Das Training fand im Mauerpark statt. Danach gingen wir in die Oderberger Strasse in die Manifest Bar und tranken ein Freitagabendbier. Ich experimentierte wieder und bestellte ein Bier das mir nicht schmeckte. Es ist nichts Neues, dass ich Biere bestelle die mir nicht schmecken, wenn ich neue Marken oder neue Stile sehe, oder Beschreibungen die mir zusagen lese, dann greife ich meistens danach und es ist oft ein Griff daneben. In letzter Zeit experimentierte ich aber nicht mehr viel, ich blieb meist bei leichten Pale Ales oder leichten IPAs und lag dabei immer im sicheren Bereich. Heute wollte ich ein Schwarzbier. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, warum ich Schwarzbier nicht mag. Üblicherweise ist es ein schlechtes Zeichen, wenn man sich nicht mehr daran erinnert, warum man etwas nicht mag. Ich muss es dann aber wissen, weil es ja sein könnte, dass es mir wieder zusagt.

Es sagte mir natürlich nicht zu.

Ich bestellte ein schwarzes Pale Ale. Der Pale Ale-Teil war der gute Teil des Bieres, aber der schwarze Teil war dieses Röstaroma, das mir im Bier einfach nicht schmecken mag. Jetzt wusste ich es wieder. Es ist das Röstaroma. Das werde ich mir merken, zumindest bis zum nächsten Mal in zweidreivier Jahren.

Deswegen bestellte ich ein leichtes Pale Ale und dann noch ein zweites, danach gingen wir nebenan ins Giradischi und assen Pizza. Wir sind so happy, dass unser Tier das alles entspannt mitmacht. Es scheint ihr sogar zu gefallen. Sie liegt einfach unterm Tisch und beobachtet alles aus ihrer Perspektive. Oder sie schläft, egal wie laut es ist. Sie ist halt mir ihrem Rudel unterwegs.

[Mi/Do, 15./16.2.2023 – mieser Traum, Tätowiererin]

Gestern hatte ich keine Zeit für den Tagebucheintrag. Zum einen schlief ich fürchterlichst, als ich dann vormittags den Schlaf nachholte, wurde alles sehr spät und so liess ich es einfach sein. Es hätte auch nicht viel zu berichten gegeben. Beim Schlafnachholen träumte ich allerdings, dass wir uns zusätzlich zu unserem jetztigen Tier, sechs weitere Hunde zugelegt hatten. Im Traum fühlte es sich total falsch an, so viele Hunde zu haben, wie eine regelrechte Einschränkung meines Lebens, die Gefühle, die ich dabei empfand, schnürten mich völlig ein. Aber aus irgendeinem Grund liess es sich nicht verhindern. Als ich dann wach wurde war ich völlig erleichtert.

Heute hatte ich einen Termin bei einer Tätowiererin. Ein erstes Gespräch über zwei Tätowierungen, über die ich schon länger nachdenke. Das Studio ist eine heimelig eingerichtete Erdgeschossnwohnung in F’Hain. Das Besprechungszimmer liegt an der Hofseite, es ist eine kleine, gemütliche berliner Küche. Wir reden in aller Ruhe über das Motiv. Sie nimmt meine Ausführungen zum Design auf, sie hat selber ein paar gute Ideeen dazu, alles wird analog in einem Notizbuch erfasst.
Mitte März will sie das Motiv fertig haben, am 21.3. besprechen wir die letzten Details, Stichtag ist dann der 24.3.

Ich habe mich für eine neue Tätowiererin entschieden, weil die Tätowiererin zu der ich sonst immer ging, erst wieder im Mai oder Juni nach Berlin kommt. Das mit dem doppelten Wohnsitz Firenze/Berlin klappt nicht so gut, wie sie es sich vorgestellt hatte, ihr Freund ist schlichtweg beruflich gebunden und kann nicht einfach weg. Und Mai ist schon Tshirtsaison, ich laufe ungerne mit frischen Tattoos herum. Ausserdem beginnt die Tshirtsaison bei mir einen Monat früher als beim Rest der Welt.

[Di, 14.2.2023 – Valentin, Foodcourt]

Es ist Valentinstag. Ein Freund von mir hat zu Valentinstag Geburtstag. Das ist eine hilfreiche Erinnerungsstütze. Valentinstag bekommt man ja überall mit. Insta, Twitter, Nachrichten, die vielen Herzen überall. Ich denke immer nur: oh, der Freund hat Geburstag, muss ihm gleich gratulieren. Seinen Geburtstag vergesse ich nie.

Nach der Arbeit war ich in dieser neuen Foodcourt am Potsdamer Platz. Die Food Court befindet sich in der Minimall, die sich früher „Potsdamer Platz Arkaden“ nannte. Seit der neuen, grossen Mall nebenan am Leipziger Platz, waren die Arkaden von einem Tag auf dem anderen zur Bedeutungslosigkeit verödet. Deswegen baute man sie seit einigen Jahren um, sie sollten ein neues Konzept erhalten und so gab es vor einigen Wochen die Wiedereröffnung unter dem Namensmonster aus der Marketinghölle „The Playce“. Die darin befindliche Food Court ist angeblich die grösste Foodcourt Europas. Aber ich hatte keinen Zollstock dabei um diese Behauptung zu überprüfen.

Ich liebe ja Malls. Ich werde nicht müde, das zu wiederholen. Diese Mixed Zones. Orte an denen sich die Menschen sich ausserhalb ihrer Bubbles bewegen, wo sich viele Schichten überschneiden, wo Geschäfte gemacht werden.

Die Foodcourt in dieser Minimall ist etwas ästhetischer als andere Foodcourts, ohne jedoch einem durchgestylten Konzept zu folgen, aber es ist ein Zeitalter der Mainstream-Hipness angebrochen, Systemgastronomie (oder Gatronomie-Systeme) kommt mit einer gewissen Hyggeligkeit daher, die für alle Gesellschaftsschichten akzeptabel zu sein scheint. Ich finde es okay, wobei ich diese kleinen, abgeranzten Malls in Lichtenberg, Marzahn oder Wilmersdorf unheimlich heimlich finde. Aber mittlerweile sind die abgeranzten Malls ja fast schon eine eigene Blase geworden, die Eckkneipen unter den Malls.

Ich ass jedenfalls eine Bowl und trank ein Pilsner Urquell. Man kann dort an einem riesigen, runden Tresen essen, wenn man will. Wir wollten.

[Mo, 13.2.2023 – so ziehen die Tage vorbei]

Ich ging heute wieder zurück ins Büro. Ich fühlte mich halb OK, das bedeutet, dass ich nicht mehr wirklich krank bin, aber ich fühle mich etwas verkatert, Krankheitskater, ich weiss nicht, ob es sowas auch im wissenschatlichen Sinne gibt, dieses Gefühl, dass die Krankheit weg ist und man jetzt die Schäden sieht, oder die Schäden abransportiert, mit diesem schlappen Husten, der noch übriggeblieben ist, der die letzten Schleimreste aus dem Atemsystem hochkommen lässt.

Aber was weiss ich schon.

Ich wache derzeit um 5 Uhr morgens auf. Eine halbe Stunde später sehe ich ein, dass ich nicht mehr weiterschlafen kann. Die Hündin freut es immer, sie denkt, jetzt gäbe es Action. Aber ich setze mich für ein paar Stunden an den Schreibtisch und sie schläft zwischen meinen Beinen, ich trinke Kaffee und sobald die Sonne aufgeht (halb acht), gehe ich mit ihr raus. Danach frühstücke ich und plötzlich ist es zehn und ich fahre ins Büro, dann mache ich Sachen, bis ich merke, dass es sechs oder sieben Uhr abends ist, also fahre ich nach Hause, kaufe vielleicht etwas ein, esse was, meine Frau und ich schauen eine Folge von irgendwas, aber dann ist es auch schon neun Uhr oder zehn Uhr, ich werde müde, putze mir die Zähne und lege mich ins Bett. Bis ich um 5 Uhr wieder wach werde. So sind die Tage. So war es gestern. Letzte Woche sass ich immerhin krank zuhause rum. Um 5 Uhr wurde ich dennoch wach. Wenn man um 5 Uhr wach wird, legt man sich aber nicht wieder hin. Dann beginnt man den Tag.

Aber gut. Das geht auch wieder vorbei.

[So, 12.2.2023 – Notfall im Park, endlich ein Sieg, Berlinwahl]

Am Abend waren meine Frau und ich mit Freunden für die Operette eingeladen. „Die Rache der Fledermaus“. Eine Verballhornung des Richard Strauss. Soll sehr lustig und gut sein.
Meine Frau sagte aus Gesundheitsgründen bereits gestern Abend ab. Ich wollte noch beobachten, wie ich mich im Laufe des Sonntages fühle, da ich mich am frühen Nachmittag immer noch nicht fit fühlte und einen anstrengenden Husten habe, beschloss ich auch, abzusagen. Ich hatte einmal Husten im Theater, damals lief ich vor Verkrampfung grau an. Ausserdem muss ich am Montag in die Firma, es schadet nicht, mich zu schonen.

Wegen der Operette hatte ich den Gang ins Stadion gestrichen, ich würde das Spiel zuhause schauen. Vor dem Spiel hatte ich eine kurze Runde mit der Hündin eingeplant. Die Runde uferte allerdings etwas aus. Ich unterhielt mich mit einer älteren Frau, mit der ich mich bereits neulich einmal gut unterhalten hatte. Sie selbst hat keine Hündin, aber sie ist mit einer Frau befreundet, die ihren jungen Dobermann regelmässig in meiner Nachbarschaft ausführt. Mit der Hundebesitzerin habe ich kaum Kontakt, aber mit dieser Freundin geriet ich wieder in ein anregendes Gespräch. Während wir so den Hunden nachschauten und uns über die heutige Berlinwahl unterhielten, geriet der Dobermann ihrer Freundin und ein kleiner Terrier in einen wilden Streit. Ihre Freundin versuchte dazwischenzugehen und plötzlich gab es einen Schrei. Sie hielt sich ihre Hand mit einer blutenden Wunde. Der Terrier hatte sie verletzt. Nicht aus Bösartigkeit, sondern im Eifer des Gefechts. Die Frau war geschockt, der Besitzer des Terriers war geschockt. Die Frau, mit der ich redete übernahm das Management der Situation. Ich hielt mich ein bisschen Abseits, für mich war die Situation klar, die beiden sollten Nummern tauschen und die Frau sollte in die Notaufnahme. Easy. Aber man entschied sich dazu, den Krankenwagen zu rufen. Die managende Frau bezog mich mit ein, ihre Freundin sei wackelig auf den Beinen, ich solle sie zur Parkbank begleiten. Dienstbeflissen, wie ich bin, tat ich das natürlich. Der Terrierhalter kam natürlich mit, er war spanischsprachig, er sagte alle 5 Sekunden, wie sorry es ihm sei, abwechselnd auf englisch und deutsch. Dann kam schon der Krankenwagen mit Sirene und Blaulicht, die Sanitäter nahmen die Frau ins Krankenhaus mit, es musste also eine Regelung für den Dobermann getroffen werden. Die managende Frau hatte keine Erfahrung mit Hunden, sie wollte nicht mit dem Hund alleine sein, deswegen wurde die Tochter angerufen. Die Frau bat mich, die Zeit bis zur Ankunft der Tochter mit ihr zu überbrücken. Dienstbeflissen wie ich bin, tat ich das natürlich.

Ich kam aber rechtzeitig zum Spiel nach Hause. Wir gewannen mit einem unglaublichen 4:1 gegen Gladbach. Die Mannschaft spielt wieder leidenschaftlich wie im Herbst. Diesmal sogar mit spektakulären Toren, drei davon vom eigenen Berliner Nachwuchs geschossen, alles Jungs um die Zwanzig. Eine schöne Sache ist das. Davon war sicherlich Marton Dardais Tor das Schönste. Heute war sein 21. Geburtstag und dann knallte er die Kugel aus 35 Metern unter die Latte ins Netz.

Den Abend verbringe ich auf dem Sofa, aber eigentlich beobachte ich nur die Hochrechnungen der Senatswahl. Das lokale berliner Politikspektrum finde ich sehr deprimierend. Dürfte ich wählen, dann würde ich niemandem wirklich gerne meine Stimme geben. Die berliner Lokalpolitik empfinde ich seit Jahren als unfassbar provinziell. Es wird vermutlich wieder auf rot-grün-rot hinauslaufen. Ich kann einigermassen damit leben. Das Personal finde ich aber furchtbar.

[Sa, 11.2.2023 – Emma Thompson, der Mann mit dem Verbaldurchfall]

Wir schauten „Stunden mit Leo“, den Film in dem Emma Thompson sich einen männlichen Sexworker mietet. Der Film stand schon seit langem auf meiner Liste. Er greift viele interessante Themen auf. Lust, Konventionen, Vorurteile, Selbstliebe und das Alter. Der Film macht das ganz okay. Die Dialoge drehten sich manchmal aber zu sehr und zu lange im Kreis. Dennoch ist ein wichtiger Mainstreamfilm, vor allem, weil eine geachtete Frau wie Emma Thompson das Thema aufgreift.

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Ich fühle mich immer noch nicht gut. Fieber ist zwar weg, aber gesund fühle ich mich deswegen noch nicht. Trotzdem muss ich ja mit der Hündin raus.

Seit drei Tagen treffe ich wieder den Mann, der ständig über seine Gefühle redet. Auch wenn ich nie mehr über ihn berichtete, nervte er mich zunehmend. Vermutlich berichtete ich deswegen nie mehr über ihn. Seine aggressive Hündin hat immer noch keine Fortschritte gemacht und was ich anfangs als Offenheit im Umgang mit seinen Gefühlen interpretierte, empfinde ich nur noch als Verbaldurchfall. Er redet und redet, immer mit einem emotionalen Unterton und seit er von meiner Hertha-Sozialisation erfahren hat, will er ständig mit mir über Fussball reden. Er ist Bayernfan und flirtet ein bisschen mit Köpenick. Anfangs sagte er noch ständig, dass er Hertha ja eigentlich hasse und Union ja einen viiel besseren Job mache, da er mein Desinteresse an einem Gespräch über Hertha vs Union nicht verstand, sagte ich ihm irgendwann mit einem sehr genervten Unterton, dass ich der falsche Gesprächspartner bin, wenn er Hertha nicht mag und über Hertha reden will.

Dann sah ich ihn einige Wochen nicht mehr. Seit drei Tagen taucht er aber in dem kleineren Park auf, den ich neuerdings bei meiner Morgenrunde besuche. Als er mich am ersteb Tag wiedersah, sagte er: aaaaah, ich habe ja wenig Hoffnung. Er sagte das mit einer Mischung aus freundlich eingekleideten Gehässigkeit und Dummheit.
Ich wusste natürlich, dass er die sportliche Situation bei Hertha meinte. Ich sagte „Hi“ und ignorierte ihn. Man kann immer so schön den Hunden zuschauen.

Also Hoffnung, wiederholte er, wegen Klassenerhalt undso. Dabei grinste er und machte gleichzeitig einen besorgten Blick.
Ich sagte ihm, ich habe keine Lust mit dir über Hertha zu reden.
Er sagte OK, gut, war nicht böse gemeint.
Dann redete er aber weiter, dass die Entlassung von Bobic keine gute Idee gewesen sei, der sei ja Profi gewesen undsoweiter.
Ich antwortete nicht, ich schaute meinem Hund beim Spielen zu. Er merkte, dass mich das Thema nervt, er korrigiert sich auf „vielleicht keine gute Idee“.
Schau, sagte ich, das kannst du gerne in deiner Bayernblase machen, aber wenn du mit mir hier noch reden willst, dann machst du das halt besser nicht.

Dann hörte er auf. Für das eine Mal.

Heute wollte er über den Investor reden, der seine Hertha Anteile verkaufen will. Und über dieses neue Investorenkonglomerat. Fügte aber gleich hinzu, das kann ja nix werden, die wollen ja nur mitreden.

Ich habe keine Handhabe gegen diesen Mann.

[Do/Fr, 9./10.2.2023 – Sprechtext, vegane Fischstäbchen]

Donnerstag war ich beim Arzt. Kein Covid aber es ist wohl einer der anderen 90 Viren, die derzeit im Umlauf sind.

Freitag ist der erste Tag ohne Fieber. Und auch der erste Tag ohne Calls. Ich muss allerdings ein paar Mails und Slacks verschicken. Gegen Mittag will mich ein Freund sprechen, es ist der befreundete Redakteur des südtiroler Magazins „Kulturelemente“. Der Text, den ich damals zum Thema Anarchismus im Südtirol der Neunzigerjahre schrieb, wurde mittlerweile online gestellt, ich dachte bisher, dass das Magazin ein reines Printmedium ist, aber offenbar kann man alle Ausgaben online als PDF lesen.
Beim Anruf geht es um die Vertonung meines Textes. Begleitend zum Magazin produziert er neuerdings nämlich ein Audioformat als Podcast. Er würde gerne seinen Text und meinen Text zu einem Audiobeitrag zusammenschneiden. Sein Text ist eine theoretische Abhandlung, während mein Text das Thema stilistisch ganz anders angeht. Seine Idee ist es, die Texte miteinander zu verweben, also abwechselnd, verschiedene Absätze zusammenzuschneiden, gerade weil sie so unterschiedlich sind, könnte das gut funktionieren. Ich stelle mir das vor, als würde es stilistisch dem Duktus eines Dokumentarfilmes folgen, die Idee gefällt mir.

Daraufhin spreche ich den Text ein. Das mache ich ja täglich. Sein Feedback ist, dass ich vielleicht etwas zu schnell spreche. Das stimmt, das höre ich von euch ja auch immer wieder mal. Also spreche ich den Text neu ein. Langsamer. Muss ich mich für hier auch angewöhnen. Aber wenn ich so langsam spreche, komme ich mir immer vor wie ein Priester.


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Am Abend kochte ich Fischstäbchen mit Kartoffelpure und Salat. Zu den 15 Fischstäbchen kaufte ich heimlich noch eine Packung veganer Fischstäbchen. Ich kann es nicht lassen, mich für vegane Experimente zu interessieren. Langfristig werden wir den Fleischkonsum ohnehin reduzieren müssen, daher will ich mitbekommen, woran die Lebensmittelindustrie arbeitet. Persönlich finde ich es dämlich zu versuchen, Fleisch nachzubauen, es gibt authentischere Arten, fleischlose Gerichte zuzubereiten. Allerdings fällt mir das Urteil in dieser Hinsicht leicht, da ich kaum Fleisch esse und ich eigentlich ganz darauf verzichten könnte, wenn ich müsste.
Ich will es aber wissen, ich will immer alles wissen.

Ich beschloss, meiner Frau einen veganen Stick unterzujubeln um ihre Reaktion zu sehen. Für mich selber bereitete ich neben den normalen Stäbchen mehrere Vegane zu.

Meine Frau ass davon, nach einem Biss liess sie aber davon ab und nahm ein anderes Stückchen. Das fiel mir sofort auf und ich fragte aufgeregt, was mit dem angebissenen Stäbchen los sei. Sie sagte, das Stäbchen schmecke verdorben.

Das fand ich enttäuschend, aber ich konnte es nachvollziehen. Mir schmeckten sie solala, also okay, aber sie schmecken anders als richtige Fischstäbchen. Der Geruch erinnerte mich an gepresstes Krabbenfleisch. Auch die Konsistenz ist ähnlich.
Jetzt habe ich noch zehn Stück übrig. Muss mich irgendwie drum kümmern.