[Do, 27.3.2025 – „Neues Deutschland“, Haarbusiness, Lu]

Ich weiss es natürlich schon seit ein paar Tagen, aber jetzt kann ich die Katze auch aus dem Sack lassen: Die „nd“ veröffentlicht einen Vorabdruck von sieben Seiten aus „Springweg brennt“. Heute online. In der Freitagsausgabe auch auf Papier gedruckt. Das ist eine Riesensache für mich.

Nicht alles lief glatt, wenn wir in Utrecht Häuser aufbrachen. Doch die Nachbarn brachten uns Kekse

Das dazugehörige Foto ist sehr martialisch. Einen Helm trug ich nie. Aber Baseballschläger im Schlafzimmer fand ich immer eine gute Empfehlung. Einen dazugehörigen Ball kaufte ich aber erst dreissig Jahre später in Chicago.

Für diejenigen, die es nicht mehr wissen, „Neues Deutschland“ war das Staatsmedium der DDR. Heute ist es eine linke Tageszeitung, wesentlich kleiner und längst kein Staatsmedium mehr. Ich sag mal so: die TAZ des Ostens.

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Wieder die Friseurin gewechselt. Seit meine Lieblingsfriseurin aufgehört hat, suche ich nach einer langfristigen Lösung. Ich bin in dieser Hinsicht sehr monogam und suche etwas Festes. Die letzte Friseurin war okay, aber ich wusste immer, dass sie nur Haarschneiderin+ ist und nicht Missus Right. Zudem fing sie zunehmend an, sich unterschwellig negativ über arabische Männer im Haarbusiness auszulassen. Immer kurz vor der Oberfläche, nie überschritt sie eine Grenze, immer um abzutasten, wie ich dazu stehe und ob sie vielleicht doch einmal einen raushauen kann. Da sie nur abtastete, blieb ich immer freundlich, verwies auf die Vorteile für haarige Männer mit Bart wie mich, dass man damit in Händen arabischer Männer sicherlich gut aufgehoben ist, etc. Sah sie auch immer ein und hörte schnell wieder auf. Nur um beim nächsten Termin wieder unterschwellig zu beginnen.

Jetzt bin ich bei einer serbischen Frau um die sechzig. Sie hat bei mir um die Ecke vor einigen Monaten ihren Salon eröffnet. Sie ist schnell und arbeitet schnickschnacklos. Das mag ich auch. Aber ich weiss auch, dass sie nicht Missus Right ist.

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Ausserdem telefonierte ich mit Lu. Sie hörte vor 12 Jahren mit dem Bloggen auf. Sie ist immer noch eine grosse Lücke in meiner Blogroll. Aber wer weiss, es gab in den letzten zwei Jahren ja einige Blogs, die wieder aufgemacht haben.

[Mi, 26.3.2025 – in einem Rutsch, Fanclubbanner]

Die ersten Menschen haben die Novelle nun gelesen und schreiben sinngemäss: „habs in einem Rutsch durchgelesen“.
Okay, dachte ich, ich habe ja auch nur ein halbes Jahr daran geschrieben, damit es in der Mittagspause weggelesen werden kann.

Die Empörung ist natürlich nicht ganz echt. Das zweite, darauffolgende Gefühl war hingegen: Die Geschichte fesselt offenbar.

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Am Abend malten wir dann das Fanclubbanner. Nur in einer kleinen Runde, das Fanhaus an der Cantianstrasse war nicht frei, also wichen wir auf die Wohnung der Vorsitzenden aus. Das Banner ist 6 Meter lang und 1 Meter hoch. Es gibt erstaunlich wenige Flächen auf Wohnungsböden, die eine solche durchgehende Grundfläche zur Verfügung haben, wenn man bedenkt, dass man daneben auch noch Platz für Menschen braucht, die dort knien und malen. Im Stadion wirkt so ein Banner ja immer klein. So legten wir das Banner leicht schlängelnd vom Wohnzimmer halb in den Hausflur hinein.

Wir malten weisse Acrylfarbe auf blauem Spezialtextil. Drei grosse Buchstaben und Sterne. Es wird über Nacht trocknen und morgen kann es schon gefaltet werden, Damit werden wir es am Samstag ins Stadion hängen.
Einmal kleckerte ich. Einen weissen Tropfen auf ein Meer von blauem Tuch. Der Fleck liess sich nur mittelmässig gut wegrubbeln. Siebzigtausend Menschen werden am Samstagnachmittag auf den Fleck zeigen und sagen: was für eine Schlamperei.

Weiss auch nicht, warum ich heute so dad-jokey bin.

[Mo/Di, 24./25.3.2025 – Blouson, Pflege, Bergen]

Zuerst überlegten Frau Casino und ich, entweder nach Brandenburg in den Wald zu fahren oder in der Stadt zu bleiben. Jetzt, wo der Winter vorbei ist, habe ich jedoch ein starkes Bedürfnis, die Winterjacke abzulegen und gut auszusehen. Neulich kaufte ich mir einen schwarzen Blouson und am Samstag eine passende Sonnenbrille. In den letzten Jahren sah ich immer eher aus wie ein arabischer Clanchef, jetzt mit dem Blouson sieht der Clan, den ich leite, eher italienisch aus. Passt irgendwie nicht zum Wald, und so zog ich es vor, uns im Volkspark zu treffen. Frau Casino trug einen tollen, etwas altmodischen Mantel. Mäntel überhaupt. Es ist gerade die Jahreszeit, in der Frauen Mäntel und Strumpfhosen tragen. Kann eigentlich nicht immer diese Jahreszeit sein?

Wir spazierten mit der Hündin eine ganze Weile durch den Park und setzten und schliesslich am Schönbrunn mit einem Kaffee in der Sonne.

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Am Abend war ich mit zwei Freunden im Zosch verabredet. Wir kamen auf Frédéric Valin zu sprechen, weil Fred ein gemeinsamer Bekannter von einem der beiden Freunde ist. Wir redeten lange über Freds hingebungsvolle Arbeit in der Pflege. Der dritte Freund in der Runde hörte gespannt zu und war sehr interessiert. Heute früh schrieb er mir dann per Messenger, ob dieser Pfleger Valin mit Nachnamen hiesse. Ich sagte, das sei sein Name. Und so erzählte er mir von seiner Frau, die vor zwei Jahren Freds Buch „Pflegeprotokolle“ las und davon dermassen beeindruckt war, dass sie ihren IT-Job hinschmiss und einen wesentlich schlechter bezahlten Job in der Pflege antrat.

Ich bin auch mit seiner Frau befreundet, deswegen hatte ich von diesen mutigen Schritt damals mitverfogt. Dass gerade Freds Buch der Auslöser dessen war, kam allerdings sehr überraschend, dafür freute es mich umso mehr. Sie hat auch meine Novelle bekommen und in diesem Zusammenhang schickte sie mir heute ein Foto, dass sie zuerst ein anderes Buch fertiglesen wolle, bevor sie mein Buch öffne. Auf dem Foto waren Freds beide Bücher abgebildet. Er hat nämlich ein neues Buch zum Thema Pflege geschrieben. Das ist doch wirklich schön.

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Heute gab es eine Buchbestellung aus Bergen in Norwegen. Den Gedanken daran, dass mein Buch am sechzigsten Breitengrad in Bergen in einem Bücherregal stehen wird, freute mich masslos. Ich googelte mir die Widmung auf norwegisch zusammen und brachte es schnell zum Briefkasten.

[So, 23.3.2025 – Logistik, Bannermalen, Nazidemo, Katze aus dem Sack]

Bei „Springweg“ spricht man das „SP“ übrigens wie Spacecake aus und nicht wie Springerverlag. Und die zweite Silbe spricht man schnell. Wie „Blech“. Also Springwech.

Um die Aussprache anzuhören, kann man unter diesem Beitrag auch den Playknopf drücken.

Aber ihr könnte es natürlich halten, wie ihr wollt. Ich bin da nicht judgy. Solange ihr auf englisch nicht „Böörlin“ sagt, ist alles gut.

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Was ist die letzten drei Tage also passiert? Nun. Ich fertigte hauptsächlich Buchpakete an. Die erste Charge brachte ich mit meinem Reiserucksack in die Postfiliale. Die liegt in fünfzehn Minuten Laufentfernung. Die Dame am Schalter meinte, ich könne diese Pakete auch einfach in einen Briefkasten einwerfen, es seien ja nur Grossbriefe. Ich hingegen dachte mit einem sehr simplifizierten Logistikverständnis: Karton gehört in die Filiale. Das änderte natürlich alles. So lief ich bei jeder Hunderunde oder bei jedem Gang in den Supermarkt mit einer kleineren Charge am nächstgelegenen Briefkasten vorbei. Samstag Abend war ich mit allem durch.

Am Freitagabend war ich zum Bannermalen im Fanhaus an der Cantianstrasse verabredet. Das alte Fanclubbanner sieht wegen der Umbenennung unseres Fanclubs nicht mehr gut aus, deswegen malen wir es jetzt ganz neu. Doppelt so gross und doppelt so schön. Am kommenden Samstag findet das Heimspiel gegen den Karlsruher SC statt, wir feiern unser 10-jähriges Bestehen, zu diesem Anlass soll es neu im Stadion hängen.

Um so ein grosses Banner zu malen, verwendet man einen Beamer, mit dem man das geplante Design auf den vorgesehenen Stoff projiziert. Nun hatte ich mit der Vorsitzenden ein Missverständnis darüber, wer den Beamer bringt. Weil mein Beamer schneller zu besorgen war (Friedrichshain) als ihrer (Wilmersdorf) fuhr ich eiligst nach Hause. Als ich mit dem Gerät eine Stunde später wieder zurück im Fanhaus war, schien er aber nicht zu funktionieren. Also brachen wir die Unternehmung ab. Immerhin waren wir eine angenehme Runde an Leuten, so hatten wir immerhin eine gute Zeit miteinander.

Am Samstag kamen schon die ersten Pakete bei den Empfängerinnen an.

Nachher ging ich mit meinem Hundefreund E auf eine längere Hunderunde. Auch hinunter zum Frankfurter Tor. Wir wollten uns die Nazidemo ansehen. Allerdings konnten wir uns nicht vorstellen, dass die paarhundert Neonazis es tatsächlich schaffen, sich durch Friedrichshain zu bewegen. Am Frankfurter Tor gab es eine riesige Menschenmenge um den „Omas gegen Rechts“. Gleichzeitig vernahmen wir, dass die Nazis am Ostkreuz wegen Gegenprotesten hängen geblieben sind und aus dem Pulk gleich hundert Leute verhaftet wurden, weil sie verfassungsfeindliche Symbole zeigten.

Tja.

Wenn ich mit meinem Hundefreund über Nazis rede, landen wir nach drei Sätzen immer bei Elon Musk und JD Vance. Heute nicht. Heute dauerte es fünf Sätze lang.

Eigentlich wollten wir das Buch erst am Montag ankündigen. Heute war aber Indiebookday und so entschieden der Lektor mit Edition Schelf und ich uns spontan, die Katze aus dem Sack zu lassen und das Buch offiziell zu verkünden.

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Partystimmung

Partystimmung

[Buch ist da]

Die Novelle „Springweg brennt“ ist jetzt offiziell im Buchhandel erhältlich und kann überall zB. bei Thalia oder Amazon bestellt werden. Details zum Buch bei Edition Schelf oder auch hier im Blog.

Falls jemand das Buch rezensieren will, würde mich das natürlich mega freuen, auch wenn es nur kurze Blörbs sind. Ich werde euch verlinken und die schönsten Zitate hier im Blog sammeln. Vergesst nicht, mich zu informieren oder auf Social Media zu mentionen, sonst kriege ich es nicht mit.

Und eine kleine Auswahl davon kommt in späteren Auflagen mit eurem Namen selbstredend auf die Rückseite des Buches 🙂

Vielen Dank auch an der Teilnahme bei der Entstehung der Geschichte. Es hat mir wirklich dabei geholfen, konsequent zu bleiben.

[Do, 20.3.2025 – männliche Katze, Plänterwald, Fertigungsanlage]

Am Vorabend hatte ich ziemlich viel getrunken, heute plagte mich deswegen ein hartnäckiger Kater. Weil ich derzeit abnehme, ass ich gestern nichts, sondern trank nur Bier, um meinen Kalorienhaushalt auf einem niedrigen Niveau zu halten. Für das Gewicht funktioniert das gut. Für die männliche Katze in mit drin auch. Um das Bild zu vervollständigen: Die männliche Katze rumpelte den ganzen Tag lang und stank aus den Ohren wie eine alte Socke.

Mittags war ich mit einer Freundin auf einen langen Spaziergang im Plänterwald verabredet. Treptower Park, Plänterwald. Das ist eigentlich sehr nahe, aber ich war bisher nur einmal dort, und das ist schon 16 oder 17 Jahre her. Das liegt daran, dass ich kein Parkmensch bin. Ich suche nur selten grüne Gegenden auf, es sei denn, es handelt sich um Lappland. Aber Parks besuche ich erst, seit ich die Hündin habe und mittlerweile weiss ich es durchaus zu schätzen, zumindest in Begleitung meines Tieres. Mit meinem Hund-Tier meine ich. Nicht mit der männlichen Katze. Die war heute aber auch dabei, ich war daher ziemlich schlapp. Als ich zu Hause ankam, wollte ich mich nicht mehr bewegen.

Aber jetzt sind die Bücher da.

Ich begann also damit, die Bücher vorzubereiten, Adresssticker zu drucken, Empfängerinnensticker wie auch den Absendersticker, Kartons vorzufalten, Briefmarken vorzubereiten, um dann die Widmungen zu schreiben. Mein Arbeitszimmer gleicht derzeit einer kleinen Produktionsstätte mit verschiedenen Fertigungsbereichen, die aufeinander abgestimmt sind. Darin bin ich wirklich gut. Ich verbrachte früher viel Zeit in Industriestätten an Fliessbändern oder Arbeitsstrassen. Ich liebte dieses Abtragen von Arbeit, verlagern, von links nach rechts, Arbeitsschritte verkürzen, Routinen entwickeln. Das ist komplett geisttötend, man kann aber eine Obsession darin entwickeln. Ich erhalte ja sogar Lob von der Kassiererin bei Edeka, weil ich so schnell bin. Dummerweise waren die Jobs immer schlecht bezahlt und den ganzen Tag zu stehen, fand ich auf lange Sicht auch nicht gut. In jener Zeit hatte ich aber viele Ideen, weil man am Fliessband immer einen freien Kopf hat. Spätestens, wenn alle Arbeitsschritte sitzen und man alle beherrscht wie eine Maschine. Dann wird der Kopf frei wie ein blauer Himmel.

Jobs im Callcenter fand ich viel schlimmer. Dort muss man geistig anwesend sein. Da war ich abends immer gestresst.

Aber ich schweife ab. Überraschenderweise geht das Abarbeiten der Vorbestellungen nicht so schnell. Nach vier Stunden hatte ich gerade einmal ein Drittel der Pakete fertiggestellt. Kleben, Falten, Abreissen, das Handwerk geht gut. Aber Widmungen und Emails schreiben kostet dann doch ein bisschen Zeit. Macht allerdings grossen Spass. Die Vorbestellungen gehen also nicht so schnell raus wie geplant. Ich bitte um etwas Geduld. Ich versuche jeden Tag eine Charge auf die Post zu bringen.

[Mi, 19.3.2025 – Alte Frauen und Hunde, Vorbestellungen sind da]

Morgens war die Hündin super gelaunt. Wir gingen aus dem Haus und sie freute sich auf die Wiese. Dann sah sie ein Stück die Strasse runter, eine dicke, alte Frau. Was meine Hündin über alte, dicke Frauen gelernt hat: Die haben oft Leckerlis bei sich. Oder sie sind sehr nett zu ihr. Als sie diese Frau unten am Ende der Strasse sah, rannte sie plötzlich schwanzwedelnd und glücklich auf diese Frau zu. Ich dachte zuerst, sie kennt die Frau wahrscheinlich, Hunde haben ein gutes Geruchsorgan, die können es immer noch riechen, wenn jemand vor einigen Minuten durch die Strasse lief, also liess ich es geschehen, anstatt sie zurückzurufen. Üblicherweise freut es die alten Frauen.

Diesmal war es aber eine fremde Frau. Zudem war es eine fremde Frau, die sich vor Hunden fürchtete. Als meine Hündin mit ausgestreckter Zunge bei ihr ankam und sie erwartungsvoll ansah, fing diese Frau an zu schreien und schwang dabei mit ihrer Tasche um sich. In diesem Moment verstand mein Tier natürlich, dass es da keine Leckerlis und erst recht keine Streicheleinheiten gab. Weil die Frau schrie, bellte sie natürlich zurück. Und je mehr sie bellte, desto lauter schrie die Frau.

Ich rannte los. Dabei rief ich den Namen meiner Hündin und befahl ihr zu mir zu kommen. Aber das hörte sie nicht und falls sie es hörte, wollte sie es nicht hören. In solchen Situationen sind die wenigsten Hunde abrufbar.

Nun macht sie wirklich nie Stress. Sie geht Konflikten aus dem Weg, sie geht auch Kindern aus dem Weg. Nur den grossen Rastaman zwei Häuser weiter, den findet sie unheimlich. Den bellt sie an. Sonst ist sie sehr gehorsam, sie macht eigentlich immer, was ich will. Aber wenn sich mal ihre innere Randaliererin nach aussen kehrt, dann hilft es nur noch, sie am Kragen zu packen.

Die Frau versah mich mit einem guten Dutzend Schimpfwörtern und rannte schliesslich davon. Gegenüber lachten die Bauarbeiter von der Baustelle herunter. Mein Tier schaute der weglaufenden Frau hinterher und schien stolz auf sich. Und ich stand ein bisschen doof da.

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Später kam ein schweres Paket an. Der Karton mit den Vorbestellungen. Jetzt bin ich aufgeregt. Die Bücher sehen toll aus. Und jetzt muss ich an die Arbeit.

Ich habe bereits blanko Sticker für den Drucker gekauft. A4-Blätter mit vorgestanzten Rechtecken zum rausnehmen. Der Verkäufer schrieb mir eine vierstellige Nummer auf die Packung. Diese Nummer sei die Word-Vorlage, die ich verwenden kann, um ein druckfertiges Dokument zu erstellen. Er kannte die Nummer auswendig. Ein Vollprofi.

[Di, 18.3.2025 – Fluss, schmerzverzerrt]

Es passiert die Tage gerade wenig. Noch vor einem Jahr hätte ich dennoch etwas gefunden, worüber zu schreiben. Jeden Tag einmal kurz aufs Podest stellen. Es finden sich immer interessante Details oder man hat interessante Gedanken, die man ausrollen kann. Das war Teil der Übung. Momentan übe ich nicht. Dafür habe ich einen riesigen Output beim Verfassen der Superheldengeschichte. Ich befinde mich in einem Fluss. Alles strömt mit in diesem Kanal.

Ausserdem nehme ich gerade ab. Es sind bereits 6 Kilo. Damit kommt auch wieder ein neues Körpergefühl auf. Die Jacke spannt nicht mehr, die Treppen gehen leichter, der Rücken schmerzt nicht mehr. Es sieht auf der Waage nach wenig aus, aber sechs Kilo sind sechs Wasserflaschen. Sechs Wasserflaschen trägt man nicht gerne den ganzen Tag mit sich herum.

Deswegen mache ich jetzt auch wieder Liegestützen und ich will mich im Fitnessstudio anmelden. Ich kenne Fitnessstudios nur durch die Fensterscheibe von aussen. Ich spaziere mit der Hündin oft an dem John Reed unweit der Landsberger Allee vorbei. Dort gibt es schöne, schwitzende Männer, die gerne nah an den grossen Fenstern ihre Körper drechseln. Sie verziehen ihre Gesichter vor Schmerz. Es sieht aus, als hätten sie Sex. Nur ohne den Spass.

Ich werde bald ein Teil dessen sein.

[So, 16.3.2025 – Aufspringen]

Es ist ja so, dass Hertha 5:1 gegen Braunschweig gewann. Ich war mit dem Lektor in der Bar11 in der Wiener Strasse. Die ganze Bar sprang 5 Mal aus Freude in die Luft. Ein lange verloren geglaubtes Gefühl. Es waren auch ein paar Braunschweiger da. Die sprangen nur einmal. Den Rest des Tages begegnete ich mehreren Menschen, die mich beglückwünschten. Die Sonne schien. In dieser Wintersonne kann man sich wärmen wie ein Steak in der Pfanne. Immer die kalte Seite in die Sonne halten. Wenn es auf der anderen Seite etwas runterkühlt, dreht man sich wieder. So fühlt sich also eine schöne Welt ohne Niederlagen an. Warm und wohlig. Immer auf der richtigen Seite. Ein Spatz setzte sich auf eine Telekomkasten. Dort hatte ein Unioner einen Sticker angebracht. Ich sagte: Danke für den Hinweis, lieber Spatz. Der Unioner hatte den Sticker nicht gut geklebt, er liess sich mit dem Fingernagel lösen.

[Sa, 15.3.2025 – Aperitiv, Blaue Saison, Holzbau, Romane, Juicy]

Mein Spruch vorgestern über das Eintätowieren der ISBN Nummer kommt nach dem vierten Gedankengang natürlich dämlich daher. Nummern auf die Haut zu tätowieren hat historisch fragwürdige Referenzen. Die Nazis machen auch immer alles kaputt.

Es ist wieder Aperitiv-Zeit. Deswegen gingen wir am Nachmittag zu Backaro in die Proskauer und bestellten uns einen (zwei) Aperolsprizz. Auch wenn es wieder kühler geworden ist. In Longyearbyen ging letzte Woche die Sonne zum ersten Mal wieder auf. Jetzt ist die blaue Jahreszeit in vollem Gange. Mein Insta ist voll von Gletschern und Fjorden in tausenden verschiedenen Blautönen. Das wird jetzt anderthalb Monate so gehen, bis die Sonne nicht mehr untergeht.

Heute Abend waren wir bei den Nachbarn von gegenüber eingeladen. Es war ein Arbeitsessen, bei dem wir den Bau der Komposttoilette in Schweden besprechen wollten. Der Sohn der Nachbarin ist sehr begabt im Umgang mit Holz und hat grosse Lust darauf, das Klo umzubauen. Auch sprachen wir über den Steg für den Fluss, den ich schon seit mehreren Jahren bauen will. Eines meiner Projekte, bei denen ich nie über das Ansehen von Youtube Tutorials hinausgekommen bin.

Und sonst kränkle ich gerade ein wenig. Ich verbrachte viel Zeit sitzend und liegend. Immerhin hält mich die Hündin in Bewegung. Die zehntausend Schritte pro Tag überschreite ich immer locker. Nebenher schrieb ich auch an beiden Romanprojekten weiter. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, welcher Geschichte ich mehr Aufmerksamkeit geben will. Der Superheldengeschichte oder der pornografisch angelegten Geschichte. Beide Texte haben in meinen Augen jeweils etwas Grossartiges, das der andere Text nicht hat. Wobei die pornografische Geschichte in Wirklichkeit eine Liebesgeschichte ist. Das wusste ich lange Zeit nicht. Meine ursprüngliche Idee war es, unter Pseudonym Pornos auf E-Bookplattformen zu schreiben. Ich habe gehört, dass man damit gut Geld verdienen kann. Das wollte ich einmal ausprobieren. Solche Texte müssen nicht unbedingt von künstlerischer Qualität sein, es reicht, wenn sie juicy sind. Jetzt wird es doch wieder eine Liebesgeschichte. Vielleicht kann ich das einfach nicht.