[So, 16.3.2025 – Aufspringen]

Es ist ja so, dass Hertha 5:1 gegen Braunschweig gewann. Ich war mit dem Lektor in der Bar11 in der Wiener Strasse. Die ganze Bar sprang 5 Mal aus Freude in die Luft. Ein lange verloren geglaubtes Gefühl. Es waren auch ein paar Braunschweiger da. Die sprangen nur einmal. Den Rest des Tages begegnete ich mehreren Menschen, die mich beglückwünschten. Die Sonne schien. In dieser Wintersonne kann man sich wärmen wie ein Steak in der Pfanne. Immer die kalte Seite in die Sonne halten. Wenn es auf der anderen Seite etwas runterkühlt, dreht man sich wieder. So fühlt sich also eine schöne Welt ohne Niederlagen an. Warm und wohlig. Immer auf der richtigen Seite. Ein Spatz setzte sich auf eine Telekomkasten. Dort hatte ein Unioner einen Sticker angebracht. Ich sagte: Danke für den Hinweis, lieber Spatz. Der Unioner hatte den Sticker nicht gut geklebt, er liess sich mit dem Fingernagel lösen.

[Sa, 15.3.2025 – Aperitiv, Blaue Saison, Holzbau, Romane, Juicy]

Mein Spruch vorgestern über das Eintätowieren der ISBN Nummer kommt nach dem vierten Gedankengang natürlich dämlich daher. Nummern auf die Haut zu tätowieren hat historisch fragwürdige Referenzen. Die Nazis machen auch immer alles kaputt.

Es ist wieder Aperitiv-Zeit. Deswegen gingen wir am Nachmittag zu Backaro in die Proskauer und bestellten uns einen (zwei) Aperolsprizz. Auch wenn es wieder kühler geworden ist. In Longyearbyen ging letzte Woche die Sonne zum ersten Mal wieder auf. Jetzt ist die blaue Jahreszeit in vollem Gange. Mein Insta ist voll von Gletschern und Fjorden in tausenden verschiedenen Blautönen. Das wird jetzt anderthalb Monate so gehen, bis die Sonne nicht mehr untergeht.

Heute Abend waren wir bei den Nachbarn von gegenüber eingeladen. Es war ein Arbeitsessen, bei dem wir den Bau der Komposttoilette in Schweden besprechen wollten. Der Sohn der Nachbarin ist sehr begabt im Umgang mit Holz und hat grosse Lust darauf, das Klo umzubauen. Auch sprachen wir über den Steg für den Fluss, den ich schon seit mehreren Jahren bauen will. Eines meiner Projekte, bei denen ich nie über das Ansehen von Youtube Tutorials hinausgekommen bin.

Und sonst kränkle ich gerade ein wenig. Ich verbrachte viel Zeit sitzend und liegend. Immerhin hält mich die Hündin in Bewegung. Die zehntausend Schritte pro Tag überschreite ich immer locker. Nebenher schrieb ich auch an beiden Romanprojekten weiter. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, welcher Geschichte ich mehr Aufmerksamkeit geben will. Der Superheldengeschichte oder der pornografisch angelegten Geschichte. Beide Texte haben in meinen Augen jeweils etwas Grossartiges, das der andere Text nicht hat. Wobei die pornografische Geschichte in Wirklichkeit eine Liebesgeschichte ist. Das wusste ich lange Zeit nicht. Meine ursprüngliche Idee war es, unter Pseudonym Pornos auf E-Bookplattformen zu schreiben. Ich habe gehört, dass man damit gut Geld verdienen kann. Das wollte ich einmal ausprobieren. Solche Texte müssen nicht unbedingt von künstlerischer Qualität sein, es reicht, wenn sie juicy sind. Jetzt wird es doch wieder eine Liebesgeschichte. Vielleicht kann ich das einfach nicht.

[Do, 13.3.2025 – ISBN, Hörbuch, Post, Dorf, Chor, Kompost]

Die Bücher sind jetzt in Produktion. Ich habe eine ISBN Nummer erhalten. Ich werde sie auswendig lernen. Oder sie mir tätowieren.

Jetzt kann ich erstmal nur warten. Um das zu kompensieren, arbeitete ich am E-Book Format. Ich finde digitale Gestaltung eine fürchterliche Tätigkeit, bei der ich in kurzer Zeit starken Frust empfinde. Diese Barriere, wenn man der Maschine sagt, wie etwas auszusehen hat, man sich aber an die Regeln der Maschine halten muss. Diese Barriere ist wie eine dicke Schmalzlage, durch die ich mich hindurchzuschaufeln versuche. Am Ende sieht es dann nie so aus, wie ich es mir wünsche. Schliesslich schraube ich im Kampf mit der Maschine meine Ansprüche herunter und gebe mich mit ganz wenig zufrieden. Ich rede mir ein, dass der Text im Vordergrund stehen soll. Das ist einfacher.

Auch überlegte ich, die Novelle als Hörbuch einzusprechen. Ich ahne aber, dass ich dafür nicht geeignet bin. Zum einen weil meine Aussprache undeutlich ist, aber auch, weil der Text schon sehr lang ist. Schon meine täglich eingesprochenen Blogtexte sind eher von mittelmässiger Qualität.

Es dauert vermutlich eine Woche, bis ich das Paket mit den Vorabbestellungen für die Widmungen erhalte. Ich war heute in der Postfiliale und liess mich beraten, wie ich das logistisch mit den Etiketten und Paketen am besten mache. Der Mann am Schalter war aber keine grosse Hilfe. Ich werde mir ein blanko A4 Etikettenblatt kaufen und diesen mit den Adressen ausdrucken. Wenn ich so viele Adressen und dann auch noch die Widmungen händisch schreibe, dann bekomme ich sicherlich einen Krampf. Die Widmungen sollen schön werden, bei den Adressen ist das wiederum nicht wichtig.

Ausserdem habe ich endlich einen Chor gefunden, der Barock und Frühklassik im Repertoire hält. Der Chor ist sogar in Friedrichshain, das war eine andere Voraussetzung. Ich liebe kurze Wege. Eigentlich bin ich ein Dorfmensch. In zwei Wochen gehen wir zu Josef Hader in die Wühlmäuse. Ich dachte, die Wühlmäuse befänden sich im Tiergarten, aber offenbar liegt dieses Theater tief im Westen, ausserhalb des Ringes an der Heerstrasse. Es verging mir sofort die Lust. So sehr bin ich Dorfmensch. Aber dann sah ich, dass dort das Olympiastadion um die Ecke liegt, also doch wieder meine Hood, meine Hood-of-hope. Und schon war es nicht mehr weit. Diese Perspektivwechsel.

Soll ich noch von den Komposttoiletten berichten? Ein andermal vielleicht ausführlicher, weil das wirklich ein spannendes Thema ist. Weil wir bei unserem Holzhäuschen in Schweden eine modernere Toilettenlösung haben möchten, entschieden wir uns letzten Sommer für eine Komposttoilette. Meine Frau und ich waren heute in einem entsprechenden Fachgeschäft. Wir wurden von einer sehr kompetenten Frau beraten, die alles über Kompost und Komposttoiletten wusste. Und wenn ich ALLES sage, dann meine ich alles in Grossbuchstaben.

[Mi, 12.3.2025 – Papier, EPUB, Iron Maiden]

Die Frist für die Vorbestellungen der Novelle ist heute abgelaufen. Da der finale Probedruck heute aber noch nicht in der Post lag, verlängert sich die Frist auf vermutlich morgen, vielleicht auch übermorgen. Es kann also weiterhin vorbestellt werden. Ich muss mich jetzt noch damit auseinandersetzen, wie ich das logistisch bewältigen will. Welche Umschläge bzw. Verpackungen sich dafür eignen und ob ich Etiketten besser vordrucke. Letztes Mal, als ich ein Paket verschickte, liess mich die Frau am Postschalter die Adresse auf ein gesondertes Etikett übertragen. Den Grund dafür kenne ich nicht, aber es klingt schon sinnvoll, die Adresse in ein bestimmtes Format zu setzen. Ausserdem könnte ich die Adressetiketten bereits vordrucken oder zur Not mit der Hand vorschreiben, dann brauche ich beim Versand nur noch die Kartons zu stickern. Mal sehen. Ich werde heute zur Postfiliale spazieren, die behandeln meine Hündin immer gut, da bin ich gerne, dann lass ich mich beraten.

Gestern erreichten mich bezüglich der Novelle überraschend gute Nachrichten. Es gibt nun zwei Anfragen von Printmedien, die einen Vorabdruck aus dem Buch publizieren wollen. Eine der Zeitungen möchte sogar ein kurzes Interview mit mir führen. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Die Anfragen sind über Beziehungen zustande gekommen bzw. weil ich auf Social Media damit geworben habe und die richtigen Leute es weitergeleitet haben. Allerdings glaube ich auch, dass das Interesse nicht bestünde, wenn ich die Geschichte nur als E-Book publiziert hätte, wie ursprünglich geplant. Jetzt ist es ein Buch aus Papier geworden. Das hat ein anderes Gewicht. Damit meine ich nicht nur die 90 g/m².

Jetzt bin ich schon etwas aufgeregt. Deswegen arbeitete ich an den Auszügen. Es werden zwei unterschiedliche Passagen sein.

Nachdem ich nun die Werbetrommel gerührt habe, fiel mir auf, dass ich das Buch nirgendwo als autobiografischen Text erwähnte. Sollte ich vielleicht tun, sonst klingen einige Passagen womöglich an den Haaren herbeigezogen und die Authentizität an der Geschichte könnte ja auch ein Pluspunkt sein. Der Lektor findet es eine annehmbare Idee. Die Grafikerin sagt: unbedingt. Ich kenne mich in dem Thema nicht so aus, ich frage die beiden immer alles. Sie haben immer gute Gedanken dazu.

Und dann kommt noch das E-Book Thema. Sobald der erste Schwung an Buchverkäufen durch ist (vermutlich nach einem Monat), möchte ich die Geschichte immer noch als E-Book veröffentlichen. Ich beschäftigte mich bereits in der Vergangenheit mit der technischen Umsetzung von E-Books. Texte ins EPUB-Format zu konvertieren geht mit wenigen Klicks und auf den verschiedenen Readern sieht das immer annehmbar aus. Jetzt, wo es aber konkreter wird, sind auch meine Ansprüche gestiegen und da merke ich, dass es mit höheren Ansprüchen doch nicht mehr so einfach ist. So sind beispielsweise die Fonts nicht überall einheitlich, und die Titelseite verrutscht, bzw der Buchanfang rutscht mit und man muss die Datei mit Tags vollstopfen. Die geschriebenen Dokumentationen sind nur mässig gut, es gibt allerdings Hunderte Youtube-Tutorials. Ich werde mich in den nächsten Tagen damit beschäftigen.

So. Was noch mehr?

Da ich gestern über das Schloss Dammsmühle schrieb, stiess ich auf einen zwei Jahre alten Blogeintrag, in dem ich auch schon über die Dammsmühle berichtete. Dort schrieb ich über meinen ersten Besuch der Ruine, als ich alleine aus dem Wald kam: „das Schloss beobachtete mich mit seinen entglasten Fenstern, als ich mich langsam näherte.“ Ich mag dieses Bild. Und ich kann mich noch an dieses gruselige Gefühl erinnern.

Warum ich das Schloss noch einmal erwähne: Dort spielten in den Neunzigern auch Iron Maiden. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Das gehört eigentlich ins Allgemeinwissen verankert. Werde ich im gestrigen Eintrag nachtragen.

[Di, 11.3.2025 – Schlossruine Dammsmühle]

Einen schönen, langen Ausflug im Brandenburg nördlich von Berlin gemacht. Mit meiner Fussballfreundin und ihrem Welpen. Wir fuhren zur Schlossruine Dammsmühle südlich von Wandlitz. Ich war bereits vor einigen Jahren mehrmals da. Das Schloss hat eine beeindruckende Geschichte, aber keine von den Berlinnerinnen, denen ich von diesem Schloss erzählte, kannte es. Dabei steht es nur kurz hinter der Stadtgrenze. Die Gegend ist dermassen verlassen und vergessen und unerschlossen, dass es schwer vorstellbar ist, wie Napoleon oder Zar Niklaus II dort logierten oder F.J. Strauss dort Geheimverhandlungen mit der DDR-Staatsregierung führte. Oder dass es um der Jahrhundertwende herum eine Partylocation war, mit einem schwimmenden, orientalischen Tanzpalast auf dem See.

Berlin, wie immer, die Stadt der vergessenen Traditionen.

Für einen Spaziergang ist so eine Gegend natürlich zauberhaft. Die Ruine, der verzweigte See, um den man herumlaufen kann, ein verfallenes Pavillon aus den Zwanzigerjahren, verlassene Holzbänke auf kleinen Landzungen am See, ein Moor, unzertrampelte Pfade durch den Wald, eine kleine Insel, auf die man über eine morsche Holzbrücke gelangt.

Das Schloss wird nun renoviert. Zwar stocken die Bauarbeiten wieder seit einem Jahr, aber die Fassaden sind verputzt, sie bröckeln nicht mehr so romantisch wie vor einigen Jahren und in Zukunft werden dort sicherlich wieder die Lichter angehen. Ich freue mich natürlich, wenn da künftig etwas los ist, auch wenn ich fürchte, dass man da eher Premium-Preise zahlen wird.

Bis dahin muss ich schnell noch ein paar Mal hinfahren.

[Mo, 10.3.2025 – fünfzig, Verpeiltheit, Libonade]

Nachtrag zum gestrigen Eintrag: Demi Moore ist übrigens 62 und spielt eine 50-Jährige. Vermutlich fanden sich keine fünfzigjährigen Frauen, die alt aussehen. Vielleicht ist fünfzig auch einfach nicht alt. Auch wieder so ein Klischee. Im echten Leben erhalten fünfzigjährige Schauspielerinnen keine tragenden Rollen mehr, wenn aber eine Fünfzigjährige dargestellt werden soll, dann nimmt man eine wesentlich ältere Frau, weil sie glaubwürdig älter aussieht. Und jetzt glauben alle, menno, fünfzigjährige Frauen sehen ja echt alt aus. Denen kann man doch keine tragenden Rollen mehr geben.
Das ist doch zum Kotzen. Nix gegen Demi Moore aber.

Am Nachmittag traf ich den Lektor, um über die nächsten Schritte der Buchveröffentlichung zu quatschen. Wir setzten uns ins Café des Neuen Deutschland, an der Strasse der Pariser Kommune. Das ist ein seltsam schöner und aus der Zeit gefallener Ort. Am Nebentisch sassen zwei junge Frauen und redeten über gesellschaftliche Klassenunterschiede auf Englisch. Die Barista war auch sehr jung, diese war aber verstrahlt und verpeilt. Sie brauchte ewig, um unsere Kaffees zuzubereiten. Dann vergass sie den Kuchen. Sie entschuldigte sich und sagte, es sei ihr erster Tag. Sie schien sich ihrer Verpeiltheit bewusst und lachte darüber. Der Kaffee schmeckte vorzüglich.

Nachher war ich mit Exkollegen verabredet. Wir gingen in ein libanesisches Hummusrestaurant namens „Hana’s Craft“ an der Reichenberger Strasse und assen fantastisches Baba Ganoush. Die Köchin servierte mir auch eine libanesische Limonade. Die war so gut, dass man sie als Libonade vermarkten müsste. Das sagte ich der Frau auch. Aber ich glaube, sie hat nicht den Nerv dazu, eine Limonade zu vermarkten.

[9.3.2025 – Gegentore, Snapchat, Demi Moore]

Am Samstag fuhr ich gleich nach der morgendlichen Hunderunde mit der S-Bahn zum Olympiastadion. Gegen Schalke würde es sehr voll werden. Ich holte mir ein kleines Bier, weil ich mir vorgenommen hatte, keine Grossen mehr zu bestellen. Seit ich die Einliterbecher trinke, trinke ich einfach doppelt so viel und das ist keine gute Sache. Mit dem Halbliterbecher ging ich gleich runter in den Block.

Seit zwei Wochen bin ich auf Snapchat, weil mein Freund Benny mich dazu eingeladen hat. Er erklärte mir, dass man sich jeden Tag Fotos schicken kann und wenn man das tut, dann bekommt man Flammen, je mehr Fotos man sich am Tag schickt, desto mehr Flammen erhält man. Wenn man aber an einem Tag kein Foto schickt, dann ist man wieder auf Null. Er schickte mir vor zwei Wochen ein Foto auf Snapchat, das ich mit einem Foto beantwortete. Jetzt haben wir einen Streak von 18 Flammen und ich habe Angst, diese alle zu verlieren. Vor einigen Tagen ist auch seine Frau mit mir in einen Chat eingestiegen. Mit ihr habe ich erst sechs Flammen.

Unten im Block waren zu dieser Uhrzeit fast nur die jungen Leute aus meinem Fanclub. Mein Freund Benny steht nicht unten bei uns in Q3 sondern weiter oben und etwas südlich in T2. Natürlich schickten wir uns Snaps aus dem Olympiastadion zu. Die jungen Leute neben mir fanden es witzig, dass ich Snapchatte. Ich sagte, ich finde das auch witzig. Dann begannen sie mir Features zu erklären. Ich sagte: hey, ich bin kein Boomer, ich bin Gen-X.

Während des Spiels wollte die Stimmung nicht so recht aufkommen. Die Ultras machten zwar ordentlichen Lärm, aber in meinem Bereich der Kurve liess die Lust nach jeder Strophe immer wieder nach. Unser Verein läuft gerade durch ein tiefes Tal. Wir stehen unweit der Abstiegsplätze in die dritte Liga. Ein Abstieg in die dritte Liga wird den Verein in die Insolvenz führen und damit folgt der Abstieg in die Regionalliga. Die junge, freche Niedersächsin, die neuerdings immer neben mir steht, war heute weniger frech. Sie hatte unfassbar schlechte Laune. Sie liess diese Laune während des ganzen Spiels aus sich heraus. Nur als das Tor für uns fiel, muss sie kurz glücklich gewesen sein. Aber das bekam ich nicht mit, weil ich draussen war, um einen Freund zu treffen. Noch während ich draussen war, fiel ein weiteres Tor, aber an der Geräuschkulisse konnte ich erkennen, dass es gegen uns gefallen war. Als ich wieder runter in den Block kam (mit einer Cola Zero), traf ich sie weinend vor. Sie wurde von einer Freundin hinter uns getröstet. Sie wollte aber nicht sagen, warum sie weinte.

Trotz eines guten Spiels unserer Mannschaft verloren wir wieder. Nach Abpfiff hatte ich keine Lust darauf zu warten, dass die Mannschaft in der Kurve kommt und begab mich deswegen derweil hoch in Block 1.1, um die beiden Fanclubbanner abzunehmen. Während ich mich im Umlauf befand, hörte ich laute Pfiffe aus dem Inneren. Sie galten der Mannschaft. Es ist sehr lange her, dass die Mannschaft ausgepfiffen wurde. Als ich oben ankam, begaben sich die Spieler bereits auf den Weg in die Kabinen.

Später am Rondell war die Stimmung nicht besser. Als nach einer Stunde die Bahnsteige etwas weniger voll waren, nahm ich einfach die Bahn zurück nach Hause. Es schien noch die Sonne, also setzten meine Frau und ich uns auf den Balkon. Diese spätwinterlichen Frühlingstemperaturen sind wirklich schön.

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Am Sonntag. Was ist eigentlich am Sonntag passiert. Weil der Besuch der Schwiegerelter kurzfristig abgesagt wurde, hatten wir tagsüber nichts vor. Deswegen schauten wir „The Substance“ mit Demi Moore. Diesen preisgekrönten Film, in dem eine alternde Schauspielerin eine Substanz nimmt, um ein Doppelleben als junge Frau zu führen.

Weiss nicht. Also ich finde Demi Moore ja deutlich attraktiver als diese junge Margaret Qualley. Ja, die Szene, in der sie ihren jungen Körper entdeckt, ist schon sehr erotisch, aber dennoch. Ihre Mutter Andie MacDowell wäre eher mein Fall. Der Film ist sehr ästhetisch, die Bilder gut komponiert, sogar der Bodyhorror, der etwa zur Mitte des Films zunehmend einsetzt, ist in seinem gesamten Ekel ästhetisch.

Mir kam vor, dass der Film irgendwo als wichtig, bzw als feministischer Film besprochen wurde. Uns erschloss das aber nicht. Die Geschichte und die Message sind beide sehr eindimensional. Was der Film aussagt: kaufe keine zwielichtige Medikamente, um jung auszusehen.

Das hätte ich Demi Moore aber auch vorher sagen können.

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Bis Mittwoch kann noch die Novelle mit persönlicher Widmung vorbestellt werden. Alle Infos hier.

[Fr, 7.3.2025 – Camel, Slutshaming, saubere Wohnung]

Auf der Hundewiese stellte sich heute früh eine junge Frau in Leggings und einem Cameltoe zu mir und meinem Freund. Mein Hundewiesenfreund kannte die junge Frau, sie war einmal Lehrerin seiner Tochter. Er wusste nicht, was ein Cameltoe ist. Weil ich sagte, es sei wichtig, so etwas zu wissen, bat ich ihn doch bitte danach googlen. Er klickte natürlich auf die Bilder und fand mich danach etwas pervers. Ich weiss nicht, was daran pervers ist, vermutlich dachte er, dass ich mich daran aufgeile, also sagte ich, dass ich zu erwachsen sei, um mich in der Öffentlichkeit an Frauen aufzugeilen. Mit Männern über das Thema zu reden, ist immer schwierig, entweder man redet gar nicht, oder es wird blöd gewitzelt.
Mich interessiert Sex auf der theoretischen Ebene total. Der Cameltoe wollte nicht zu dieser Frau passen. Sexualität ist für Frauen im gesellschaftlichen Kontext furchtbar anstrengend. Ständig achtet man darauf, nicht in den Verdacht zu geraten, eine Schlampe zu sein, ständig muss dieses Muttergen nach aussen getragen werden und ja nicht dem falschen Mann zeigen, welche abgedunkelten Landschaften sich unter der Oberfläche befinden. Kleidet man sich als Frau aber wie ein Kartoffelsack, wird man nicht mehr angesehen. Vereinfacht gesagt.

Slutshaming. In meiner Firma mit den schwulen Männern war das ganz anders. Dort gab es mindestens drei die ganz offen und stolz von sich sagten: I am a slut. Schlampe zu sein war etwas positives. Das waren die begehrenswerten Männer.

Ich weiss aber nicht, wer die Frauen da schämt. Sind es die Männer oder sind es die Frauen. Eine Freundin von mir wurde an der Kita und der Schule schon oft wegen ihrer Kleidung zurechtgewiesen. Immer von Frauen. Weil ihre Strumpfhose nicht richtig im Schritt sitzt, weil ihr Kleid verrutscht ist, oder ihr Rock zu kurz. Immer mit einem zurechtweisenden Ton. Nie hilfsbereit. Männer machen sowas eher nicht. Aber möglicherweise geilen sie sich daran auf, oder machen sich beim Bierchen darüber lustig. Kriegt man als Frau ja auch mit, oder?

Die Sluts in meiner Firma wurden aber nie geschämt, sie wurden auch nicht gestalkt oder zu sexuellen Handlungen genötigt, denen sie nicht zustimmten. In der Regel zumindest. Natürlich gibt es Ausnahmen. Zwischen Frauen und Männern sieht das ja ganz anders aus.

Die Frau mit dem Cameltoe hatte aber ein nach aussen gekehrtes Muttergen, das Cameltoe wollte nicht ganz ins Bild passen. Mein Hundewiesenfreund fand einen Artikel auf Reddit, wo sich Menschen über dieses Thema austauschten. Dort schrieben Frauen, dass sich Cameltoes manchmal einfach nicht vermeiden liessen.

So. Sind wir jetzt auch ein Stück schlauer.

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Weil ich gestern den Post zur Vorbestellung der Novelle veröffentlichte, schielte ich natürlich den ganzen Tag auf mein Telefon. Wie viele Vorbestellungen kamen, wie viele Reposts und Likes auf SocialMedia es gab undsoweiter.

Dazwischen musste ich aber auch noch die Wohnung putzen. Um 16 Uhr sollte ich zum Flughafen fahren, meine Schwiegereltern abzuholen. Und weil morgen ein Feiertag ist, musste ich für ein ganzes Wochenende einkaufen. Für vier Leute. Dummerweise ist meine Frau gerade krank und damit nicht sehr belastbar, aber sie kam dennoch mit in den Supermarkt. Wenn ich Feiertage überbrücken muss, dann kaufe ich alles immer in doppelter Ausführung, ich komme mir dabei vor wie ein Prepper, der das ganze Wochenende in seinem Bunker verbringen muss. Als ich mich für die Fahrt zum FLughafen vorbereiten wollte, kam eine Nachricht des Schwiegervaters, dass sich der Flug verspäte. Eine halbe Stunde später eine Nachricht mit einem ähnlichen Inhalt. Zwei Stunden später wurde der Flug schliesslich abgesagt.

Nun sitzen wir in einer frisch geputzten Wohnung. Ich weiss gar nicht, was ich damit anfangen soll.

Weil ich nicht weiss, wie dieses Blog gelesen wird, also ob ihr jeden Tag liest, oder nur alle paar Tage alle Einträge nachholt, poste ich den Link zu den Vorbestellungen jetzt mal jeden Tag. Bis Mittwoch.

Also: die Novelle „Springweg brennt“ kann ab sofort mit persönlicher Widmung vorbestellt werden. Alle Details dazu hier.

[Vorbestellung Novelle, mit persönlicher Widmung]

Der Druck der Novelle wird am kommenden Mittwoch beauftragt. Etwa 2 Wochen später kann man sie dann über Thalia oder Amazon bestellen.

Für euch, die ihr mich schon so lange begleitet, gibt es ab heute die Möglichkeit, das Buch mit einer persönlichen Widmung von mir vorzubestellen. Ihr bekommt das Buch dann etwa eine Woche früher (Exklusiv und Yay!), bevor man es über Thalia oder Amazon bestellen kann. Die Novelle kostet 14€ und ich werde sie als Grossbrief für 1,80€ versenden.

Vorbestellungen können bis kommenden Mittwoch über dieses Formular bei mir eingetütet werden und das Kleingeld kann man über paypal hier einwerfen. Falls jemand kein Paypal hat, dann lass mich übers Formular wissen und wir finden einen anderen Weg.

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Titel: Springweg brennt
Autor: Markus Pfeifer
bei Edition Schelf
Taschenbuch
142 Seiten

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Inhalt:

Es war ein eisiger Januartag 1996, als wir dieses alte Spukhaus in Utrecht zum ersten Mal besetz-ten. In dem Haus passierten seltsame Dinge. Aber wir glaubten nicht an Gespenster.

Und wir hatten genug zu tun mit der Polizei, mit den Nachbarn, mit diesen Bränden, die immer wieder ausbrachen. Ständig mussten wir raus aus dem Springweg 23. Aber wir kamen auch immer wieder.

Klaus Ungerer, Autor und Lektor:

SPRINGWEG BRENNT – Die wirklich wundervolle Novelle von Lesebühnen-Veteran Markus Pfeifer […] Ich kann dieses Buch nur rückhaltlos empfehlen, warm, fein und humorvoll erzählt Markus von der Besetzung eines alten Spukhauses in Utrecht, back in the 90s, von seltsamen Geräuschen und beunruhigten Hunden, von seltsam freundlicher Polizei und freier Liebe, vom Geräumtwerden und doch Immerwiederkommen… Von mir kriegt er fünf rote Sterne. Mindestens.

[Mi, 5.3.2025 – Terminator, Männer und Aussehen]

Als ich vor 22 Jahren nach Deutschland zog, veröffentlichte der Spiegel eine DVD Kollektion mit den Lieblingsfilmen der Mitglieder der Redaktion. Darin enthalten war neben den üblichen Klassikern von Hitchcock und Orson Welles oder mit Audrey Hepburn auch „Terminator 2“ aus dem Jahr 1992. Ich, der als Teenager mit dem ikonischen ersten Teil von Terminator aufgewachsen ist und jeden seiner 12 Sätze auswendig aussagen konnte, wusste mit dem zweiten Teil nie viel anzufangen. Der zweite Teil war halt ein Actionfilm. Ein Actionfilm mit einem fiesen und schnellen Terminator, der sich verflüssigen konnte. Der erste Teil war hingegen ein düsteres Cyberpunk Märchen. Und diese düstere Welt wurde mit Action Elementen versehen. Jede Szene und jeder Dialog hat monumentalen Charakter.

Im Laufe der späteren Jahre traf ich immer wieder Menschen, die den zweiten Teil besser fanden. Neulich gab es sogar ein lustiges Meme, in dem Filme und ihre Sequels grafisch nach Beliebtheit dargestellt wurden. Da schnitt der zweite Teil wesentlich besser ab als der erste. Ich will nicht sagen, dass ich niemals Fans des ersten Teiles begegnet bin, aber mir kommt vor, dass der zweite Teil eine ungerechtfertigt höhere Beliebtheit erfährt.

Desto mehr freute es mich heute, dass Tricia Tuttle, die neue Chefin der Berlinale, The Terminator zu den zehn besten Filmen der Kinogeschichte zählt. Ich wusste unbewusst immer, dass ich in dieser Angelegenheit Ahnung hatte.

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Am Nachmittag traf ich meinen Pizzaboten im Kiez. Wir kennen uns eigentlich nur aus dem Treppenhaus, aber heute erkannten wir uns auf der Strasse. Er freute sich und sagte „Hey, how are you?“ Ich sagte, es ginge mir fine. Er wollte wissen, warum ich schon so lange keine Pizza mehr bestellt habe. Ich sagte, ich sei auf Diät. Er sagte, oh, das sieht man, du siehst gut aus. Ich sagte thankyou.

Über das Aussehen reden die meisten Männer sehr selten. Ein positiver Kommentar über das Aussehen eines anderen Mannes kommt noch seltener vor. Dass ein Mann diesen Kommentar auch noch dem betreffenden Mann ins Gesicht sagt, passiert in Berlin statistisch alle 51 Jahre. Es war ein guter Tag.