Am nächsten Tag hatte ich nur einen leichten Kater. Zu Mittag waren meine Frau und ich bei Haimo und seiner Familie zum Essen eingeladen. Auch Haimo war am Vorabend mit mir im City Pub gewesen und er hatte ähnlich viel getrunken wie ich. Auch er hatte nur einen leichten Kater. Unsere Frauen hingegen waren fit, weil sie zuhause geblieben waren.
Es gab Cappelletti al Brodo. Cappelletti sehen aus wie Tortellini und man isst sie in Brühe wie eine Suppe. Haimo meinte, Cappelletti seien immer mit Fleisch von Capponi gefüllt. Capponi sind kastrierte Masthähne, die noch ein Weilchen am Leben gelassen werden und nicht im Schredder enden. Dass Cappelletti immer nur Capone Fleisch enthalten müssen, konnte das Internet allerdings nicht bestätigen. So etwas schlage ich ja immer nach. Es schmeckte natürlich dennoch sehr gut.
Als Hauptspeise gab es Gulasch und als Nachspeise ein Halbgefrorenes mit Zimt. Eigentlich hatte ich Haimo am Vorabend gebeten, keine aufwendige Gerichte zuzubereiten. Das macht er sonst nämlich immer. Das war jetzt so mittelmässig aufwendig. Dazu gab es Bier und Wein.
Später kam noch Pino dazu, der auch am Vorabend im City Pub gewesen ist. Pino war im Gegensatz zu uns sehr betrunken gewesen. Dafür trank er diesmal nur Kaffee.
Und schon war es Abend.
Heute war ich mit beiden Schwestern verabredet. Wir wollten zu meinem Vater auf den Berg fahren und von dort aus eine Schneewanderung unternehmen. Zuerst sagte allerdings meine kleine Schwester ab. Es ging ihr nicht so gut, also fuhren nur meine eine Schwester und ich hinauf. Wir entschieden uns für einen schönen Weg von der Laab Alm bis hinauf in Richtung Weisshorn. Ganz hinauf aufs Horn würde man bei diesen Geländebedingungen vermutlich nicht kommen, aber wir wollten schauen, wie weit unsere gute Laune uns trägt.
Mein Vater litt den ganzen Sommer lang an einer Muskelentzündung, weshalb er schnell merkte, dass er unser Tempo noch nicht mithalten kann. Aber das fand er nicht schlimm, er konzentrierte sich auf den Aufbau seiner Fitness und empfahl uns einfach in unserer Geschwindigkeit den Weg nach oben weiterzugehen.
Auf einer Hütte machten wir eine kleine Pause, wo wir Hirtenmakkeroni assen. Als Südtiroler fühle ich mich neuerdings verpflichtet, die Zubereitung von Hirtenmakkeroni zu beherrschen. Gemacht habe ich das aber noch nie. In Berlin denke ich nie an Hirtenmakkeroni, aber auf den Almen sind Hirtenmakkeroni die beste Sache der Welt.
Wir stiegen dann weiter hinauf. Wir gelangten bis zur Scharte des Bletterbaches, dort setzten wir uns auf eine Bank und verquatschten uns. Wir hatten vieles zu besprechen. Vor allem über unseren Werdegang, über unsere Familie, wie die Einflüsse waren, wie wir beide komplett anders damit umgegangen sind.
Irgendwann merkten wir, dass sich die Sonne dem Horizont näherte, wir aber noch einen anderthalbstündigen Abstieg vor uns hatten, also machten wir uns schnell auf den Weg. Wir erreichten noch während der Dämmerung das Auto, wo auch unser Vater auf uns wartete. Er hatte es sich in der Zwischenzeit in der Almhütte gemütlich gemacht.
Wir fuhren dann hinunter ins Dorf, ich kaufte beim Metzger noch Kaminwurzen und Speck ein und dann gingen wir zu meinem Vater, der Käse und Panettone auftischte. Irgendwann merkte ich auch, dass ich Käse mit Panettone ass und fand es abartig. Aber auch wieder gut. Bald wurde ich müde und wir fuhren zurück nach Meran. Ich wollte früh ins Bett, da wir morgen wieder nach Berlin fahren.
So und gute Nacht.
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Winterimpressionen: