[Mi, 27.3.2024 – Süden, Garching Altstadt]

Morgens übergab ich die Hündin der Dogwalkerin. Sobald sie gegen eins zurückkäme, wollten wir in Richtung Süden starten.

In der Nähe von Leipzig hatte es einen schweren Unfall mit 5 Toten gegeben. Ein Flixbus war von der Fahrbahn geraten. So wurde der gesamte Verkehr von Berlin nach Süden über Dresden dirigiert. Es dauerte etwas 5 Stunden, bis die Autobahn bei Leipzig wieder freigegeben war.

Wir fuhren bis Garching. Ich habe ja gelernt, dass er drei Garchings gibt. Das TU-Garching, das Logistik-Garching und das Altstadt-Garching. Letzteres kannten wir bisher nicht, deswegen hatte ich ein Hotel am Markt gebucht. Meine Frau war dagegen. Sie wollte einfach ins Marriot im TU-Garching. Da gab es einen Parkplatz, die Betten waren gut und man hatte einen Trinknapf für die Hündin bereitgestellt. So läuft das immer zwischen uns. Meine Frau liebt Bewährtes und ich liebe sinnvolle Experimente. Das Sinnvolle an dieser Reise war die Tatsache, dass wir danach wissen würden, was es mit der Garchinger Altstadt auf sich hat.

Bei Nürnberg gerieten wird in starkem Regen. Der Regen hielt bis Garching an. Das Hotel hatte keinen Parkplatz, was natürlich ein guter Grund war, auf mich und meine Altstadt-Entscheidung zu schimpfen. Aber wir fanden sofort eine Lücke in einer Gasse, in der ich das Auto abstellen konnte. Er regnete aber dermassen hart, dass wir auf dem einminütigen Fussweg völlig durchnässten.
Nach dem Ablegen unseres Gepäcks gingen wir sofort weiter ins Augustinerbräu. Meine Frau bestellte Käsespätzle und ich ein Brezenschnitzel. Dazu tranken wir zwei grosse Helle von Augustiner. Meiner Frau gefiel das sehr und sie meinte, dass das für meine Altstadt-Entscheidung kompensiere. Es gäbe noch wesentlich mehr von der hitzigen Diskussion über Marriot vs Altstadt zu berichten, aber das sprengt den Rahmen des heutigen Eintrages. Ich habe zwei Biere intus und bin müde von der Reise.

Ausser dem Augustiner bekamen wir von der Altstadt aber nicht viel zu sehen. Dafür regnete es zu stark. Ich kenne nur die eine gebückte Perspektive mit zugekniffenen Augen, die grösstenteils von einem Regenschirm bedeckt war. Weil die Hündin aber nicht Pipi machen wollte, irrten wir eine lange Zeit durch einer Achtzigerjahre-Architektulandschaft namens Bürgerplatz. Der Platz ist umsäumt von Arkaden, was bei diesem Regen ein richtiger Vorteil war. Ob es auch schön war, vermag ich nicht zu sagen.

Vielleicht erhasche ich morgen früh noch etwas von der Altstadt, ansonsten werde ich mich nächstes Mal mit dem Marriot geschlagen geben.

[Di, 26.3.2024 – Uhrzeiten, Stosszeiten, letzter Tag im Büro]

Seit ich die Smartwatch trage und meinen Schlaf damit messe, bin ich einigermassen auf mein Schlafverhalten fixiert. Wichtig sind mir vor allem die Mindestschlafzeit von 6 Stunden und ein 20-prozentiger Anteil an Tiefschlaf. Allerdings erreiche ich diese Werte meistens nicht. Ich wache oft um 4 Uhr morgens auf und kann nicht mehr weiterschlafen. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass ich noch mindestens eine oder zwei Stunden schlafen sollte. Manchmal steht als Tipp: “Leichte und regelmässige Bewegungen können Ihnen beim Einschlafen behilflich sein.” Ich bezweifle, dass die Verfasser dieser Zeilen wissen, wie unergiebig Masturbieren um 4 Uhr morgens ist.
Manchmal hilft es mir, kurz aufzustehen und etwa 5 Minuten irgendwas zu tun. Am Fenster stehen und auf die Strasse schauen oder durch die Wohnung laufen. Manchmal hilft es dummerweise auch, wenn ich etwas esse. Ich bilde mir ein, dass es den Körper ermüdet, wenn ich ihm etwas zum Verdauen zuführe. Oder ich setze mich an den Rechner und schreibe diese Zeilen. Manchmal werde ich davon müde. Aber manchmal sitze ich noch Stunden später am Rechner und der Tag bricht an. So wie heute.
Die Uhr abzulegen ändert nichts daran. Ich weiss. Man liest davon, dass die Uhr Druck erzeugt, dass man sich stresst, besser zu schlafen. Ich versuchte es auch ohne Uhr, aber es änderte sich nichts daran. Ohne Uhr schlief ich auch schlecht. Nur ohne schönem Diagramm.

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Morgens brachte ich das Auto zum TÜV. Die Werkstatt hatte ich aus Gassitechnischen Gründen ausgewählt. Ich fahre mit Auto und Hündin genau dort hin, weil mir der Rückweg über den Bahndamm, Velodrom und sämtlichen Grünstreifen so gut gefällt. Wenn ich das Auto am Abend abhole, begehen wir den Weg in umgekehrter Richtung.

Nach der Abgabe des Autos fuhren wir direkt ins Büro. Eigentlich wollte ich den Anhänger fürs Fahrrad testen, aber die Kette hat ein Problem und mein Fahrradladen öffnet erst am Mittwoch. Weil heute auch das Auto nicht zur Verfügung stand, blieb nur die Tram oder die Ubahn, aber während der Stosszeiten mit dem Tier in den Bahnen zu stehen ist für alle Beteiligten nicht die beste User Experience. Vor allem aber ist es mein eigenes Problem. Die Hündin liebt es, in Bahnen zu liegen. Auch wenn ihr während den Stosszeiten auf die Pfoten getreten wird.
Also nahmen wir ein Ride von Freenow. Der Fahrer fuhr einen verdreckten Toyota mit stark abgenutzten Ledersitzen. Offenbar hatte er meine Anmerkung, dass ich einen kleinen Hund mit mir führe, nicht gelesen. Er schimpfte und sagte, das Tier müsse in den Kofferraum. Der Hündin ist es egal, wo sie sitzt. Sie hasst Autofahrten auf allen Ebenen. Manchmal kommt mir vor, sie hasst es am liebsten, wenn sie hinten im Kofferraum unbemerkt hassen kann.

Heute war mein letzter Tag im Büro. Ich führte ein sehr langes und gutes Gespräch mit meinem designierten Interims-Nachfolger aus dem Amsterdamer Büro. Es erschrak ihn einigermassen, wie viele Themen jetzt auf seinem Tisch liegen. Ich frage mich, was er erwartet hatte.

Morgen werde ich noch von zu Hause aus arbeiten. Und dann fahre ich nach Südtirol. Danach bin ich erst mal ein halbes Jahr freigestellt. Ich werde im Sommer vielleicht zum Polarkreis fahren. Am liebsten zur Sommersonnenwende am 21. Juni. Das wollte ich immer schon einmal tun. Mit der Hündin vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Die Autofahrt zum Polarkreis ist nicht ohne. Vermutlich ist es besser, die Strecke zu fliegen. Aber das mache ich dann ohne Hündin, einen Flug will ich ihr nicht antun.

[Mo, 25.3.2024 – am Telefon]

Am Vormittag griff ich dann zum Telefon und rief einfach meine Mutter an. Ich kann es nicht länger hinausschieben. Als Grund meines Anrufes nannte ich den psychiatrischen Zustand meiner kleinen Schwester und dass ich übermorgen nach Südtirol käme. Ich sagte gleich zu Beginn, dass ich immer noch sehr sauer sei und wir reden müssen, aber es mir auch klar sei, dass wir das jetzt nicht in einem Telefongespräch klären können.

Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht genau wusste, warum ich sauer war. Sie fragte aber nicht nach den Gründen, allerdings beschwichtigte so gut es ging, daher vermute ich, dass sie es weitgehend vergessen hat. Die Vergesslichkeit. Auch so ein Ding.
Ich sagte ausserdem, dass ich diesmal nicht -wie sonst üblich- bei ihr wohnen würde. Das schien sie sehr zu treffen. Danach drehte sich die ganze Konversation nur noch darum, dass ich bei ihr wohnen soll.

Geklärt ist das alles nicht. Aber das war in meiner Familie immer schon so. Nie ist etwas geklärt und richtig gestritten wird auch nicht.

[So, 24.3.2024 – Neo Western, Torte]

Der Kater war grösser als erwartet. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel getrunken hatte. Aber ein Blick in den Kühlschrank verriet mir, dass der Biervorrat ziemlich ausgedünnt war.

Am Vormittag schauten wir “The English” mit Emily Blunt. Ein sehr bewegender, aber auch gewalttätiger Neo-Western über eine Frau, die von England in den mittleren Westen der USA aus dem Jahr 1890 reist, um sich an jenen Mann zu rächen, der ihren Sohn getötet hat.
Immer wenn ich Neo-Westerns schaue, habe ich in den nächsten Tagen dutzende geöffnete Tabs über die Geschichte der USA. Das Neunzehnte Jahrhundert in den USA ist eine sehr europäische Geschichte. Eine unfassbar invasive Geschichte der Kolonialisation. Es ist auch eine sehr deutsche Geschichte, auch wenn das in den englischsprachigen Produktionen nie so erzählt wird. In üblichen Western sind die Deutschen immer religiöse Gruppen aus naiven Menschen mit seltsamen Bärten. Dabei waren Deutsche und Iren die ersten Bevölkerungsgruppen, die auf den Plantagen keine Sklaven einsetzten. Vor allem ab 1848 gab es eine riesige Auswanderungswelle liberaler und progressiver Menschen aus den damaligen deutschen Ländern, die vor Verfolgung nach der gescheiterten Märzrevolution flüchteten.
Manchmal denke ich, ob wohl Militarismus, der Erste Weltkrieg und damit auch der Nationalsozialismus passiert wären, wenn diese progressiven Kräfte nicht ausgewandert wären.

Wären wären.
Nun ja.

Am Nachmittag hatte Frau Modeste zum Tortenessen eingeladen. Sie hatte Lust, eine Torte zu backen und lud daher ein. Ich finde, Torte ist ein guter Anlass, sich zu treffen.

[Sa, 23.3.2024 – neue mechanische Tastatur, Haferkorn Risotto]

Nach drei Jahren habe ich mir eine neue mechanische Tastatur gekauft. Die RK Royal Kludge als TLK Version in einem 75% Layout. Das Tippgefühl mit den braunen Schaltern dieser Tastatur ist nicht ganz so grossspurig wie auf meiner bisherigen Redragon, deren schwere Tasten sich manchmal anfühlen, als würde man einen Steinwayflügel bespielen.
Die RK ist etwas leichter und die Taktilität der Tasten ist etwas runder, leiser auch, es fühlt sich zwar etwas mehr nach Plastik an, aber Plastik in seiner hochwertigen Form. Das Tippgefühl ist total angenehm, man spürt die einzelnen Anschläge wie feine Wasserblasen und die Texte sprudeln darunter hervor.

Im Audio dieses Beitrages habe ich die beiden Tastaturen klanglich vorgeführt. Für wen reinhören mag.
Zuerst hört man die schwere Redragon mit braunen Schaltern. Sie klingt metallischer und etwas lauter. Bisher dachte ich immer, das Schreibgefühl der Redragon sei das beste, mit dem ich je Texte tippen durfte. Im Audio bekommt man das Tippgefühl natürlich nicht mit. Aber die Taktilität der RK fühlt sich so ähnlich an, wie sie sich anhört. Wie feine Blasen. Ein bisschen gutmütige und weich.

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Am Abend hatten wir die Nachbarn vom Nebenhaus zu Besuch. Die Familie, die für einen Tag und eine Nacht auf unsere Hündin aufpasste, während wir in Lappland waren. Wir hatten Risotto aus Haferkörnern gekocht. Haferotto oder Haferreis-Risotto, oder wie auch immer man das nennen mag. Wer hier schon lange mitliest, weiss, wie sehr mich Hafer über längere Zeit beschäftigte. Ich bin bei Hafer weiterhin missionarisch unterwegs. Aber vor allem will ich mich in den Künsten des Haferkornrisottos üben. Leider geriet er diesmal etwas langweilig. Ich habe aber nicht genau verstanden, woran es lag. Vielleicht einfach am Gemüse. Meine Frau riet mir, das nächste Mal den Hafer länger vorzukochen und ihn erst später dem Soffrittto zuzugeben. Aber ich finde nicht, dass das Problem beim Hafer lag, sondern eher bei den anderen Zutaten. Vielleicht habe ich das Gemüse etwas totgekocht.

Es war aber trotzdem ein sehr netter Abend.

[Fr, 22.3.2024 – Casual fine dining, Klempner, Debian]

Kollegendinner im “Julius” an der Gerichtsstrasse im Wedding. Ich hatte im Tagesspiegel über dieses Restaurant gelesen. Es war ein Interview mit dem Besitzer des Restaurants “Ernst” direkt gegenüber. Ein junger Kanadier, der in Berlin deutsche Spitzenküche zubereitet. Das Gespräch war auf vielen verschiedenen Ebenen erkenntnisreich, weil es zum einen die “Fine Dining”-Szene beleuchtete, es thematisierte aber auch Deutschland und das Essen und Berlin überhaupt. Und was nicht funktioniere, und wie er auch auf einer bestimmten Weise nie akzeptiert wurde, aber auch, dass er so radikal innovativ eigentlich nur in Berlin sein konnte, weil man als kreativer Koch in Paris oder London immer in eine bestimmte Richtung gedrängt werde, in Berlin konnte man einfach radikal sein und sein eigenes Ding machen. Andererseits erreicht man in Berlin irgendwann ein Limit, über das man nicht mehr hinauswachsen könne. Ich glaube zu verstehen, was er damit meint.

Das “Ernst” wird in diesem Jahr schliessen, dafür konzentriere er sich jetzt auf das “Julius” direkt gegenüber, das sich eher als Casual Fine Dining definiert. Nachdem ich das Interview las, wollte ich unbedingt verstehen, was Casual Fine Dining bedeutet. Dafür bietet sich ein Dienstessen an. Ich hatte eine vage Vorstellung von Casual Fine Dining. Es war etwas weniger Casual als erwartet, aber verglichen mit anderen Lokalen wie beispielsweise das damalige “Reinstoff” weniger theatralisch, wesentlich bodenständiger in der ganzen Aufmachung, was sich auch in den niedrigeren Preisen bemerkbar macht. Und natürlich die verringerte Vielfalt an Speisen. Während es im “Ernst” zwischen 40 und 50 kleine Gänge gibt, sind es im Julius nur 9. Im Interview erklärte der Koch, dass es dieselben Produkte sind, nur mit weniger Handgriffen zubereitet.
Mit weniger Handgriffen zubereitet.
Solche Sätze erwecken eine unfassbare Neugier in mir.

Das Julius befindet sich in einem Plattenbau (West) an der Gerichtsstrasse im Wedding. Das Lokal hat nur etwa zehn Tische. In den Räumlichkeiten muss früher so etwas wie ein Waschsalon angesiedelt gewesen sein oder eine chemische Reinigung. Vielleicht ein Papierwarenladen. Auf zwei Seiten des Raumes befinden sich grosse Fenster. Draussen hängen auf nur wenigen Metern Entfernung Jugendliche aus dem Wedding herum. Sie sitzen auf den Pollern und quatschen. Sie scheinen sich nicht dafür zu interessieren, dass drinnen Schnösel wie wir sitzen, die für dreistellige Beträge Essen zu sich nehmen.

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Am Morgen hatte ich den Klempner bei mir in der Wohnung. Es gab ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Nachher quatschten wir noch eine ganze Weile. Er erzählte mir von seinem Herzinfarkt in 2017. Da war er ohne Vorwarnung und ohne Schmerzen in der Brust einfach am Steuer des Autos eingeknickt. Das geschah mitten auf der grossen Kreuzung vor der Jannowitzbrücke. Der Notarzt hatte ihn eigentlich schon aufgegeben, aber er hatte offensichtlich überlebt. Seitdem rauche er nicht mehr. Letztes Jahr passierte es ihm aber wieder. Glücklicherweise sass er dieses Mal nicht am Steuer. Aber mit dem Rauchen habe er deswegen nicht wieder begonnen. Das sei vorbei, das habe ihm sehr geschadet. Aber seltsam findet er das schon. Er trinkt kaum Alkohol, nur wenn er mal mit Kumpels angelt, da gibt es ab und zu Bier aus der Dose. Und er esse auch nicht viel Fleisch und fette Sachen. Es muss Veranlagung sein, glaubt er.

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Ich baute in den letzten Tagen die Technik meines Arbeitszimmers um. Über die Jahre hinweg wucherten Kabel zu einem staubfangenden Organismus heran, Kabelführungen brachen ab und blieben unerreichbar hinter einer Kommode stecken. Das Mauskabel, das sich schon seit Jahren irgendwo im Loch hinterm Schreibtisch verhängt hat und die Maus sich daher nur noch einen eingeschränkten Radius bewegen lässt. Aber ich gewöhne mich an alles.
Sicherlich, weil ich weiss, dass ich es irgendwann reparieren werde. In diesen Tagen war es so weit. Ich fasste jedes einzelne Kabel an, entstaubte es und verlegte es neu.

Ausserdem habe ich einen neuen Laptop. Es kostete mich zwei Tage, um ihn unter Linux ans Laufen zu bekommen. Ich bin wieder zurück zu den Basics. Ich betreibe wieder Debian und nicht das benutzerfreundliche Ubuntu. Als ich von Debian-Linux auf Ubuntu-Linux umstieg, wohnte ich noch in Hamburg. Das ist 16 Jahre her. Ich vergass, wie viel man bei Debian immer Hand anlegen muss. Ubuntu installiert sich fast von selbst und dauert eine halbe Stunde. Ich kann mich an die alten Debian Zeiten erinnern. Wenn ich mir einen neuen Computer anschaffte, nahm ich mir das ganze Wochenende dafür frei. Sechzehn Jahre später ist auch Debian einfacher geworden. Aber Audio funktioniert immer noch nicht. Deswegen hänge ich wieder in den Foren herum. Das ganze Internet ist voll von Leuten, die Lösungen für Computerprobleme beschreiben.

[Di, 19.3.2024 – die letzten Bürotage]

Es passiert derzeit nicht viel blogbares. Es sind meine letzten Arbeitstage. Es kommen immer noch Mitarbeiter und wollen mit mir reden. Ich erfahre viel Zuspruch. Ich sage vor allem: Ein Manager sollte nie irgendwo länger als 4 Jahre arbeiten. Ich habe mein Soll übererfüllt.
Gestern sagte einer, ich sei der beste Chef gewesen, den er je hatte. Heute bat ein iranischer Mitarbeiter um ein Gespräch. Es war sehr kurz. Er wollte mir nur mitteilen, dass ich der Grund gewesen sei, bei uns zu arbeiten. Weil er sich sehr respektvoll und freundlich behandelt gefühlt habe. Das kenne er von höherem Management nicht. Nun ist Iran sicherlich nicht der Massstab für moderne Führung, aber ich fühlte mich dennoch sehr geschmeichelt.

Auch brachte ich eine grosse Tasche ins Büro, um meine Habseligkeiten mitzunehmen. Im Laufe der Jahre sammelten sich viele Dinge an. Bücher, Handcremen, Kabel, Geschenke von Mitarbeitern und auch das Spielzeug der Hündin. Die Tasche ist sehr schwer.

[So, 17.3.2024 – Feeenstaub des Aufstiegs]

Für das heutige Spiel beschloss ich, keinen Alkohol zu trinken. Das ist ein ungewöhnliches Unterfangen, aber ich bekam wesentlich mehr vom Spiel mit. Das werde ich jetzt öfter machen.

Unten im Block schien die Sonne herein. Wegen der Hitze zog ich mich bis aufs TShirt aus. Sobald ich auf die Toilette ging und im Schatten stand, musste ich die dicke Winterjacke anziehen.

Diese Saison hakte ich bereits mehrmals den Wiederaufstieg in die erste Liga ab. Da wir zu schwach sind, zu jung, zu unerfahren, ausserdem sind wir pleite und in den wichtigen Spielen lässt die Mannschaft immer die Mentalität vermissen. Deswegen dümpelt Hertha im Mittelfeld herum. Wenn wir drei Spiele gegen unterklassige Gegner nicht vergeigt hätten, stünden wir jetzt auf dem dritten Platz und die Bundesliga wäre wieder nahe. Ich rechne diese sechs Punkte immer mit. Aber so stehen wir eben auf Platz 11 und ich versuche jegliche Gefühle von mir wegzuhalten. Positive wie negative. Bis zum nächsten Spieltag, in den ich dann immer wieder mit der gleichen jugendlichen Naivität hineintauche und an eine Siegesserie glaube. Meist werde ich in den darauffolgenden neunzig Minuten in die Realität zurückgewatscht. Links und rechts.

Doch dann. Dann siegen wir wieder so wie heute, in einem wilden Spiel gegen Schalke 5:2. Und der magische Feeenstaub des Aufstiegs glitzert wieder vor meinen Augen.

[Sa, 16.3.2024 – Downtime, Aufbau]

Den halben Samstag lang war der Server down. Also nicht einer der beruflichen Server, sondern der Blogserver. Keine Ahnung, was da los war. Ich startete ihn mehrmals neu, die Oberfläche blieb aber immer lange im Neustart hängen. Ich kontaktierte nicht den Helpdesk, denn ich ahnte, dass die virtuellen Hosts dahinter irgendein grösseres Problem hatten. Gegen vier Uhr herum lief dann alles wieder. Ich weiss aber nicht, was in Wirklichkeit los war. Ist auch nicht so schlimm.

Den Server einfach mal down sein lassen. Das ist ein luxuriöses Gefühl. Es geht nur um mein Blog. Ich denke aber bereits an das Gefühl nach Mitte April, wenn ich nicht mehr für meinen Job zuständig bin. Wenn da einmal wieder die Server down sind. Das erste Mal Egaligkeit zu spüren, wenn ich den sogenannten “Spinner” endlos drehen sehe. In den letzten Jahren löste er immer Stress in mir aus.

Am Nachmittag baute ich einen kleinen Aufbau für den Küchenschrank auf. Das kleine Ikea-Päckchen hatten wir bereits vor etlichen Monaten gekauft. Als es fertig aufgebaut war, räumte ich den anderen Schrank aus, putze ihn und stellte den neuen Aufsatz drauf. Erst in jenem Moment merkte ich, dass die Masse des neuen Aufsatzes nicht stimmten. Wir hatten das falsche Schrankmodul bestellt. Das ärgerte mich sehr. Ich muss das Prokrastinieren besser in den Griff bekommen. Ich redete mir immer ein, ich könne darauf warten, bis ich mich für ein neues Bett und einen neuen Kleiderschrank entschieden hätte und dann würde ich alles in einem Rutsch aufbauen. Aber das war nur eine Ausrede, um die Aufschieberitis zu rechtfertigen. Ich habe im Laufe der Jahre viele Mechanismen entwickelt.

[Fr, 15.3.2024 – Chili, alter Link]

Wir fassten den Entschluss, über Ostern nach Südtirol zu fahren. Angesichts der jüngsten Vorkommnisse ist das sicherlich nicht die schlechteste Idee.

Am Nachmittag trafen wir eine Freundin meiner Frau. Sie war beruflich in Berlin und wollte sich mit uns zum Essen verabreden. Da sie um 18 Uhr einen Zug nach Norddeutschland schaffen musste, trafen wir sie im Brewdog an der Ackerstrasse in Mitte. Von da aus kommt sie schnell zum Hauptbahnhof. In der Ackerstrasse gibt es Pizza und gutes Bier. Die Freundin liebt nämlich Pizza und auch Bier. Sie und meine Frau bestellten eine aussergewöhnlich scharfe Variante. Beide gerieten davon ins Schwitzen und die Nahrungsaufnahme schien ihnen nicht sonderlich Freude zu bereiten. Deswegen sollte ich mithelfen. Ich bekam zwei grosse Stücke ab. Während ich die beide Stücke ass musste ich regelmässig meine Zunge zum Runterkühlen heraushängen. Ich werde nie verstehen, warum Menschen gerne so etwas essen.

Auf dem Weg zum Brewdog lief ich auch am gestern erwähnten Prassnik vorbei. Ich muss da wieder mal einkehren. Vor 14 Jahren schrieb ich über einen netten Abend in dem Lokal. Schon damals schwärmte ich von deren Bier. Ich habe mich offensichtlich kaum verändert.

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