Es schneit.
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Ich werde jetzt schwedisch lernen. Da meine Frau und ich das Holzhaus im schwedischen Wald übernehmen, ist es ganz praktisch, wenn ich die Sprache einigermassen sprechen kann. Ich verstehe vieles, bin aber weit davon entfernt zu sagen, dass ich schwedisch verstehen würde. Momentan gibt es einen halben Aufstand in der Gemeinde, in der sich unser Häuschen befindet, weil irgendein böser Kapitalist ein Wasserkraftwerk bauen will, das den Fluss um zehn Zentimeter anheben würde und damit unser Flussufer im Frühjahr zweimal öfter überschwemmt werden würde, als dies bisher der Fall ist.
Genau. Ich habe jetzt Probleme ganz neuer Art: ein Flusspegel im schwedischen Nirgendwo.
Zuerst standen wir der ganzen Sache etwas gleichgültig gegenüber. Ein zehn Zentimeter höherer Flusspegel ist nicht die Hölle und ein Kraftwerk, das kein CO2 ausstösst, ist eigentlich ja auch keine schlechte Sache. Aber es summierten sich die negativen Kleinigkeiten, zum Einen ist es bereits sein zweiter Anlauf um das Kraftwerk zu bauen, inzwischen hat er viele Ländereien aufgekauft, damit es weniger Klägerinnen gibt, dann befindet sich die ganze Gegend in einem Naturschutzgebiet, über das er sich einfach hinwegsetzen will, und zum Schluss hat er allen Anrainern mit Flusszugang einen Schadenseratz von 500 schwedischen Kronen Schadensersatz zugessagt. Fünfhundert schwedische Kronen sind fünfzig Euro. Diesen fingierten Schadenersatz fanden wir so frech, dass wir uns auf die Seite der anderen geschlagen haben. Ausserdem sind das unsere potentiellen, zukünftigen Nachbarn, es ist ohnehin besser, sich mit denen gut zu stellen. Ich muss jetzt also Gesetztestexte verstehen, Nachrichtentexte lesen können, und sowieso, wenn da ein Holzhaus viele Monate im Jahr leer im Wald herumsteht, sollten wir dort einigermassen vernetzt sein.
Es leben dort aber kaum Menschen. Der Bauer, der den Aufstand anführt lebt drei Kilometer flussabwärts. Eine Frau, die uns schon einmal zu kontaktieren versucht hat, wohnt näher dran, etwa einen Kilometer flussaufwärts. Die anderen wohnen alle weiter weg. Ich freue mich aber schon sehr darüber, diese Menschen zu besuchen. Mich in deren Wohnzimmer zu setzen, einen Kaffee oder einen Tee zu bekommen und vielleicht gibt es sogar Smörgastbröd, oder diese mit Brot und Salatblättern gestapelten und in Majo sowie Zitronensaft getränkten Krabben. Nur quatschen kann ich noch nicht. Und die meisten älteren Menschen in der Gegend können kaum englisch, manchmal gehen Satzfetzen auf deutsch, aber wir sind hier schliesslich nicht in Stockholm oder Göteborg.
Daher habe ich jetzt Duolingo installiert. Zwar las ich viel schlechtes darüber, wie sehr die Gamification nervt aber irgendwo muss ich ja anfangen. Mit meiner Frau werde ich nicht schwedisch üben, das funktioniert in einer Beziehung nicht.
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Am Abend baute ich den Kühlschrankmöbel in der Küche ab. Wir haben einen neuen Kühlschrank gekauft, der alte ist jetzt ziemlich genau 14 Jahre alt und wir bemängeln schon seit Jahren, dass er zu klein ist. Der neue Kühlschrank ist aber dermassen gross, dass er nicht in das Ikea-Möbelteil hineinpasst, unter dem der Kühlschrank bisher stand. Weil der Möbel ziemlich ineinander verbaut ist, musste ich den gesamten oberen Teil abbauen. Keine Ahnung, was ich mit diesem Teil nachher anstellen werde. Meine Frau schlug mir vor, das Möbelteil einfach obendrauf zu bauen und eine entsprechende Verblendung zurechtzuschneiden und diese bündig anbringen. Ich mag es sehr, dass sie mir immer so viel Handwerklichkeit zutraut. Das macht sie immer, sie meint es ernst, sie traut es mir wirklich zu. Auch wenn die Dinge, die ich mache, nie wirklich schön werden und ehrlicherweise auch nur teilweise gelingen. Sie traut mir immer alles zu. Das rührt mich. Und ich sage immer: ich schaus mir mal an.