[Donnerstag 7.7.2022 – mit dem Nachbarn]

Wieder eine deprimierende Nachricht auf der Arbeit. Es vermieste mir den ganzen Tag.

Immerhin ging ich am Abend mit meinem Nachbar auf ein paar Drinks ins Brewdog. Das ist der Nachbar aus Indien, über den ich vor einiger Zeit schon berichtete, das indische Paar, von dem wir uns wünschten, dass sie uns zum Essen einladen.

Weil in den letzten sieben Monaten einige neue Leserinnen dazugekommen sind, eine Zusammenfassung:

  • wir haben indische Nachbarn
  • ich möchte, dass sie uns zu sich zum Essen einladen
  • wegen des authentischen, indischen Alltagsessen, das mich interessiert
  • und natürlich, weil sie nett sind
  • man kann sich aber nicht selber einladen
  • daher wollten wir sie bei um zum Essen einladen
  • damit sie sich sozial erpresst fühlen und uns eine Gegeneinladung aussprechen

Soweit der malafide Plan. Der aktuelle Stand dazu: wir haben es seit Monaten immer noch nicht geschafft, sie einzuladen. Aber heute war ich mit dem Mann auf einem Drink im Brewdog. Wir hatten uns letzte Woche für heute verabredet.
Es war ein sehr anregender Abend, wir unterhielten uns über, nunja, Arbeit bzw das Arbeitsleben in Berlin. Er ist dreissig Jahre alt und möchte beruflich einen Schritt weiterkommen.

Er ass in meiner Anwesenheit einen Burger mit Pommes und ich konnte widerstehen, selber einen zu bestellen. Er entschuldigte sich mehrmals, dass er in meiner Anwesenheit essen würde, aber ich versicherte ihm, dass es mir psychologisch sehr gut tun würde, diesen Triggern zu widerstehen.
Dafür trank ich vier große Biere, womit ich den Kalorienhaushalt ohnehin wieder aufgefüllt haben dürfte.

[Mittwoch, 6.7.2022 – Müde, Seriencheating]

Ich war den ganzen Tag müde. In jedem Meeting hätte ich die Augen schliessen und schlafen können. Am Abend war ich mit einem Freund verabredet, insofern war ich nicht ganz unglücklich darüber, dass er absagte. Deswegen nahm ich mir vor, früh ins Bett zu gehen.

Zuhause hatte ich dann eine Leerlaufzeit von zwei Stunden, in denen ich nicht wusste, was tun, also schaltete ich den Fernseher ein. Ich äugelte in den Anfang der zweiten Folge von “This is us” hinein, nur in den Anfang, meine Frau und ich wollten die Serie ja zusammen schauen. Und dann blieb ich die ganze Folge hängen. Die Serie hat eine wirklich gute Grundstimmung, es passieren immer Dinge von Bedeutung, sie werden aber mit einer gewissen Ruhe und Unverkitschtheit erzählt, ich mag das bisher.

Ich traue mich nur noch nicht, es meiner Frau zu sagen. Wir geben einander wirklich sehr viele Freiheiten, aber Seriencheating gehört definitiv nicht dazu.

Um zehn Uhr legte ich mich ins Bett.

[Dienstag, 5.7.2022 – Gespräche offline]

Nach der Arbeit war ich mit Benny verabredet. Er kam auf dem Nachhauseweg am Potsdamer Platz vorbei und wir legten uns auf die schräge Wiese ins Gras.
Immer wenn ich Menschen treffe, merke ich, dass ich die Gesprächsinhalte nicht verblogge bzw verbloggen kann. Ein zweistündiges Gespräch mit einem Freund erlebe ich als einen sehr bereichernden Abend, der mich mit so vielen Gedanken zurücklässt, dass ich sie danach auch sortieren muss. Ich denke ja sehr in Tagebuchform. Das hilft mir, das Geschehene zu sortieren, auf ein kleines Podest zu stellen und Betrachtungswinkel zu finden. Oft ziehe ich während des Schreibprozesses Erkenntnisse aus dem Geschehenen, manchmal ist es schlicht eine Dokumentation.
Während die Dinge in meinem Leben geschehen, denke ich schon an das Niederschreiben. Das bringt die Tagebuchroutine vermutlich mit sich.

Dann komme ich von einem sehr bereichernden Gespräch zurück nach Hause, habe tausend Gedanken, die ich niederschreiben muss und merke, dass ich die Inhalte des Gespräches unmöglich ins Internet schreiben kann. Deswegen klingt das Treffen mit einem Freund dann so wie die ersten beiden Sätze in diesem Tagebucheintrag.

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Zurück zuhause telefonierte ich zuerst lange mit meiner Frau und danach lange mit meiner Mutter.
Und während ich das so aufschreibe: das sind auch wieder Gespräche, über deren Inhalte man sich nicht im Internet äussert. Vielleicht doch mal ein zusätzliches, papiernes Tagebuch führen.

Und dann war es Mitternacht.

[Montag, 4.7.2022 – Interpretionsspielraum, lagerlager, Ultra-Sessionbier]

Das urlaubende Tier sucht mich offenbar ständig in dem Zimmer, in dem ich im Mai geschlafen habe. Meine Frau berichtete, dass es an der Tür steht, hineinwill, wenn es dann reingelassen wird, verschafft sich einen schnellen Überblick und geht dann wieder. Kann man jetzt natürlich viel hineininterpretieren.
Als ich der Hündin ein Video schickte, in denen ich die typischen Dinge zu ihr sagte, schaute sie nur etwas fragend meine Frau an. Die Reaktion wirkte eher wie ein “Was soll das, bitte?”

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Nach der Arbeit gingen wir ins Lagerlager in der neuköllner Pflügerstrasse. Ich arbeitete viele Jahre in der Gegend und als das Lagerlager öffnete, war ich einer der ersten Kunden. Seitdem bin ich denen treu geblieben. Als ich die damalige Firma verliess, schenkten mir die Exkolleginnen sogar einen Lagerlager-Gutschein. Das Lagerlager ist ein Biergeschäft, oder ein Bierfachgeschäft, wie man es in korrektem Fachdeutsch ausdrücken würde. Neben dem Verkaufsgeschäft, haben sie auch einen Schankraum und Tische vor dem Haus, ausserdem organisieren sie Verkostungen und man kann sich Plastikflaschen mit Bier befüllen lassen.

Ich bin da gerne. Seltsamerweise kommt das Wort lagerlager in diesem Blog nicht vor (gerade getestet). Dabei war ich in diesem Jahr bestimmt schon vier mal da und die Jahre davor sind unzählbar geworden. Als ich noch dort arbeitete, fast täglich. Vermutlich befindet sich das Wort “lagerlager” hinter dem Wort “Feierabenddrink”.

Heute also wieder im Lagerlager. Der Grund, warum ich das heute so prominent erwähne, ist das neue Bier von der berliner Brauerei Fuerst Wiacek. Die sind ja Spezialisten im Brauen von starken und stark gehopften IPA’s. Jetzt wirds ein bisschen Biernerdig, aber Fuerst Wiacek waren die ersten, die in Deutschland phantastische NEIPAs (New England IPA) also sogenannte Hazys brauten. Dummerweise klingeln nach zwei solchen Bieren schon innerliche Kirchturmglocken. Was wegen der 7% Alkohol und aufwärts, eben nicht verwunderlich ist.
Deren neues, leichte Hazy mit dem Namen “Dream #13 Micro” hat aber nur 2.8 Volumenprozent. Und ist ein phantastisches Bier. Es hat die ganze blumige Bitterkeit eines Hazy Bieres, aber mit der Leichtigkeit einer, nunja, Feder, als gäbe es so etwas wie ein Ultra-Session-Bier. Ich war sehr angetan und trank im Laufe der Stunden vier Große Biere, die ich nicht in den Beinen spürte.

[Sonntag, 3.7.2022 – ausgemerzt, Playlist, memory lane]

Eigentlich hatte ich heute Pläne, aber ich fühlte mich vergiftet. Ich hatte keinen wirklichen Kater, aber ich fühlte mich, als müsse ich die Getränke vom Vortag aus mir herausspülen. In der vorangegangenen Nacht wachte ich hundertmal auf, ab sechs konnte ich dann nicht mehr weiterschlafen. Um 8 ging ich zurück ins Bett und so schlief ich den ganzen Tag über immer wieder eine Stunde. Gegen Mittag musste ich kurz etwas anziehen, weil der Lieferandomann klingelte. Dann war es auch wieder so warm, das lässt immer alle Lebensgeister aus mir austrocknen. Ein perfekter Tag alleine zu sein.
In meinen Wachphasen schaute ich eine Hundedoku, dann schaute ich zwei Clips von Cecilia aus Longyearbyen und die erste Folge von “This is us”, eine Serie, die mir vor einigen Wochen in den Kommentaren empfohlen wurde. Ich mochte die erste Folge sehr. Ich schrieb meiner Frau, dass ich gerade Seriencheating betreibe und “This is us” ohne sie angefangen habe.
Daraufhin schickte sie mir derart verärgerte Gifs und Stickers, dass ich nach der ersten Folge nicht mehr weiterschaute.

#
Und plötzlich war Abend. Ich wollte mir eine Playlist für die Schwedenreise übernächste Woche zusammenstellen. Meine Playlists beinhalten so gut wie ausschliesslich neue Musik. Also Musik, die ich ab dem Zeitunkt der Erstellung der Playlist entdecke. Darauf finden sich keine Sachen von früher mehr. Ich finde, das ist ein merkwürdiges Verhalten und gehört verändert.
Neulich betätigte sich meine Frau im Auto als DJ (sagt man noch DJane?), dabei spielte sie Nick Cave. Auch sie ging als Jugendliche durch eine sehr intensive Nick Cave Phase. Während die Bad Seeds so spielten, fragte ich mich ständig, warum wir nie mehr Nick Cave hören. Vor allem beim Autofahren, ich kann alle Songs von 1986 bis 1996 mitsingen. Textunsicher bin ich nur bei den ersten beiden Alben. Und bei allem, was ab der “Boatmans Call” kam. Mit the Boatmans Call erlosch meine Liebe. Zwar kaufte ich auch die “No More Shall We Part” und “Nocturama” und während ich das so aufschreibe fällt mir gerade auf, dass ich auch die Abattoir Blues noch kaufte, aber da spürte ich bereits nichts mehr. Oh, auch die “Dig, Lazarus Dig” habe ich.
Meiner Frau erging es ähnlich. Wobei sie die ersten beiden Alben besser kennt.

Den Rest des Abend verbrachte ich mit The Ship Song, Stranger Than Kindness, Straight to Yoooooou, Stagger Lee, The Good Son. Usw. Die Allee der Erinnerungen. Ich freue mich schon auf die Autofahrt.

Eigentlich hatte ich heute Pläne, aber ich fühlte mich vergiftet. Ich hatte keinen wirklichen Kater, aber ich fühlte mich, als müsse ich die Getränke vom Vortag aus mir herausspülen. In der vorangegangenen Nacht wachte ich hundertmal auf, ab sechs konnte ich dann nicht mehr weiterschlafen. Um 8 ging ich zurück ins Bett und so schlief ich den ganzen Tag über immer wieder eine Stunde. Gegen Mittag musste ich kurz etwas anziehen, weil der Lieferandomann klingelte. Dann war es auch wieder so warm, das lässt immer alle Lebensgeister aus mir austrocknen. Ein perfekter Tag alleine zu sein.
In meinen Wachphasen schaute ich eine Hundedoku, dann schaute ich zwei Clips von Cecilia aus Longyearbyen und die erste Folge von “This is us”, eine Serie, die mir vor einigen Wochen in den Kommentaren empfohlen wurde. Ich mochte die erste Folge sehr. Ich schrieb meiner Frau, dass ich gerade Seriencheating betreibe und “This is us” ohne sie angefangen habe.
Daraufhin schickte sie mir derart verärgerte Gifs und Stickers, dass ich nach der ersten Folge nicht mehr weiterschaute.

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Und plötzlich war Abend. Ich wollte mir eine Playlist für die Schwedenreise übernächste Woche zusammenstellen. Meine Playlists beinhalten so gut wie ausschliesslich neue Musik. Also Musik, die ich ab dem Zeitunkt der Erstellung der Playlist entdecke. Darauf finden sich keine Sachen von früher mehr. Ich finde, das ist ein merkwürdiges Verhalten und gehört verändert.
Neulich betätigte sich meine Frau im Auto als DJ (sagt man noch DJane?), dabei spielte sie Nick Cave. Auch sie ging als Jugendliche durch eine sehr intensive Nick Cave Phase. Während die Bad Seeds so spielten, fragte ich mich ständig, warum wir nie mehr Nick Cave hören. Vor allem beim Autofahren, ich kann alle Songs von 1986 bis 1996 mitsingen. Textunsicher bin ich nur bei den ersten beiden Alben. Und bei allem, was ab der “Boatmans Call” kam. Mit the Boatmans Call erlosch meine Liebe. Zwar kaufte ich auch die “No More Shall We Part” und “Nocturama” und während ich das so aufschreibe fällt mir gerade auf, dass ich auch die Abattoir Blues noch kaufte, aber da spürte ich bereits nichts mehr. Oh, auch die “Dig, Lazarus Dig” habe ich.
Meiner Frau erging es ähnlich. Wobei sie die ersten beiden Alben besser kennt.

Den Rest des Abend verbrachte ich mit The Ship Song, Stranger Than Kindness, Straight to Yoooooou, Stagger Lee, The Good Son. Usw. Die Allee der Erinnerungen. Ich freue mich schon auf die Autofahrt.


[Samstag, 2.7.2022 – kinderfrei, Babelsberg]

Am Morgen fuhren nun auch meine Schwiegereltern. Nach einer Woche Besuch plötzlich wieder ganz alleine zu sein ist ein sehr gutes Gefühl.

Und ohne Hündin und ohne Frau. Neulich erzählte ich einer Hundebekanntschaft im Park davon, dass mein Tier ohne mich in den Urlaub fährt. Daraufhin sagte sie, das sei toll, das ist wie kinderfrei. Ich wusste nicht, was kinderfrei ist, aber jetzt habe ich eine Ahnung davon. Lustigerweise achte ich immer noch drauf, wo ich meine Füsse hinstelle, wenn ich am Schreibtisch sitze. Diese Automatik, dass sich ein Tier darunter befindet, das kommt von einem Phantomgefühl.

Was tat ich also als erstes als meine Schwiegereltern weg waren? Ich legte mich ins Bett und schlief.

Kurz nach Mittag traf ich meine Fussballfreundin Tanja auf einen Kaffee. Danach wollten wir die anderen Westberlinerinnen abholen und nach Babelsberg fahren. Es ist ein Testspiel von Hertha gegen den SV Babelsberg. Auch letztes Jahr im Juli gab es dieses Testspiel und auch da waren wir dort.

Für den Gästeblock gab es nur einen einzigen Bierausschank. Die Schlange davor war 30 Minuten lang. Das ist ein Drittel des Spiels. Von den zwei Dritteln, die ich sehen konnte, sah ich immerhin das Tor. Rune Jarstein stand nach einem schweren Corona Verlauf nach anderthalb Jahren das erste Mal wieder auf dem Platz. Es wurde ein Lied für ihn gesungen. Er wandte sich uns Fans zu und klopfte sich mit der Faust aufs Herz. Mich rühren solche Momente ja.

Und sonstso. Das Bier stieg mir ziemlich schnell in den Kopf. Nach dem Spiel setzen wir uns vor einem Burgerladen am Sbahnhof Babelsberg und nahmen Elektrolyte zu uns. Plötzlich war es 22Uhr und wir staunten alle, dass es so spät geworden war. Daraufhin beschlossen wir, diesen schönen Ausflug zu beenden und nahmen die Bahn zurück nach Berlin.

[Freitag, 1.7.2022 – Frühmorgens, Rudeltrennung, Fahrrad, Abend mit Whisky]

Gegen sechs Uhr am Morgen ging ich mit dem Tier in den Park. Sie würde heute 9 Stunden im Auto sitzen, die Idee war, dass sie sich am Morgen ordentlich auspowert und dann 9 Stunden lang pennt.
Ich finde es erstaunlich wie viele Hunde samt Halterinnen sich bereits um 6 Uhr morgens im Park befinden. Gut für meine Hündin. Sie jagt und lässt sich von anderen Hunden jagen und sie spielt, bis zum Hecheln. Nach einer Stunde kann sie nicht mehr und wir gehen wieder zurück nach Hause. Dort merkt sie, dass eine andere Stimmung herrscht. Koffer stehen im Flur und ihr organgenes Geschirr liegt griffbereit. Das Geschirr trägt sie nur im Auto, sie weiss vermutlich, was geschieht.

Da ich in Berlin bleibe, gehe ich nicht mit hinunter, die Hündin macht bei einer Rudeltrennung auf der Strasse nämlich immer ein herzzerreissendes Drama.
Die Reise scheint aber gut zu gehen, sie liegt offenbar ziemlich ruhig in ihrem neuen Körbchen. Ich frage meine Frau ständig nach Fotos. Als ich später ins Büro gehe, sehe ich ihr Spielzeug auf dem Boden liegen und ich bekomme Liebeskummer. Ich hasse das. Warum habe ich mich auf sowas eingelassen. Ich wollte eigentlich ja keinen Hund.

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Auf dem Rückweg bringe ich das Fahrrad zur Reparatur. Es fährt sich etwas schwer. Schon seit dem zweiten Tag, nach dem ich es gekauft habe. Das war vor einem halben Jahr oder so. Trotzdem fuhr ich damit herum. Ich war zu faul, es in die Werkstatt zu bringen und mich um Ersatz zu kümmern. Ich redete es mir schön, dass das meinen Oberschenkeln sicherlich zugute kommt, wenn ich ein paar Wochen mit einem schwer zu tretenden Fahrrad herumfahre. Ein paar Wochen. Muss mal im Blog suchen, wann ich das Fahrrad gekauft habe. -> Ah, am 14. Februar. Gar kein halbes Jahr.

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Den Abend verbringe ich zuhause mit den Schwiegereltern, die aufgrund eines privaten Termines noch einen extra Tag geblieben sind. Wir kochen uns was zu essen, schenken uns einen Whisky ein. Ich hatte die ganze Woche nicht wirklich Zeit, mit meinem Schwiegervater zu quatschen. Heute holten wir das nach und hatten einen sehr unterhaltsamen Abend.

[Donnerstag, 30.6.2022 – Wasser und elterliche Projektionen]

Heute ohne Hündin im Büro gewesen.
Gibt es mehr zu erzählen? Nicht wirklich. Ich habe keine Notizen für den Tag aufgeschrieben, das bedeutet aber wenig, das bedeutet nur, dass ich nichts aufgeschrieben habe. Und wie das meistens ist, wenn ich spontan schreibe, dass eigentlich nichts passiert ist, dann gerate ich in einen Schreibflow. Weiss nicht, warum das so ist.

Heute aber augenscheinlich nicht.

Am Abend wurde gepackt. Dann kam mein Schwager. Meine Frau fährt morgen mit ihrem Bruder nach Schweden. Die Schwiegereltern folgen einen Tag später, sie haben noch einen Termin in Berlin. Es ist so viel los in der Wohnung, die Hündin ist das gar nicht gewohnt. Aber sie findet es gut. Es gibt ständig jemanden, der den Tennisball wirft. Gerade so lange, wie es die Temperatur zulässt. Dreimal rennen, dann hechelt sie nämlich. In Schweden wird sie ins Wasser springen können. Wir haben dort einen Fluss in 50m Entfernung. Allerdings ist das Ufer ziemlich steil und die Strömung an jener Stelle etwas stark, ich möchte das eher behutsam angehen, vielleicht weil ich selber nicht gut schwimmen kann und ich es mir nicht zutraue, ein Rettungsmanöver im Wasser durchzuführen. Anderseits ist sie ein Wasserhund, in doppelter Hinsicht, Pudel und Retriever, Wasser steckt ihr in den Genen. Ich projiziere sicherlich nur meine eigenen Ängste auf das Tier und traue ihr deshalb nichts zu. Ha! Das habe ich alles von anderen Eltern gelernt. Eigene Ängste projizieren. Jetzt kann ich es endlich selber anwenden.
Am Haus werden wir jedoch eine Wanne mit Wasser befüllen. Das ist die Wanne, in der man Flusskrebse vor dem Kochen sammelt, und wo man sie nach dem Kochen, in Dillwasser, zum Abkühlen über Nacht stehenlässt. Da passt unser Tier locker rein um sich abzukühlen. Zumindest, wenn die Temperaturen unerträglich hoch sind. Schweden hat mittlerweile ja deutschländische Sommertemperaturen.

[Mittwoch, 29.6.2022 – Rinderkopfhaut, Linsen mit Ingwer]

Der Kauknochen, den ich heute meinem Tier überliess, roch nach stark stinkenden Füssen. Ein langer, getrockneter Streifen Rinderkopfhaut. Ich weiss nicht, wie sie diesen Geruch hinbekommen. Eine Kopfhaut riecht doch nicht nach Stinkefüssen. Die Hündin liebt sowas.

Mein Büro ist ein eher kleiner Raum. Gerüche bleiben schnell mal hängen. Zudem schliesse ich oft die Tür, um Mitarbeitende nicht mit meinem Gerede zu stören, wenn ich in Calls hänge, aber auch, damit die Hündin zur Ruhe kommt und nicht ständig in den Büroräumlichkeiten umherstreunt.

Heute entschuldigte ich mich dann ständig, wenn Leute zu mir ins Zimmer kamen. Ich zeigte immer schuldzuweisend auf mein Tier, das den Kauknochen bearbeitete. Ich nähme meine Fusshygiene nämlich ernst.
Man versicherte mir immer, dass es okay sei. Was auch immer ein “Okay” in dem Fall bedeutete.

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Am Abend waren wir bei einem Freund meiner Schwiegerfamilie eingeladen. Ich hatte doch schon erwähnt, dass meine Schwiegereltern da sind? Der Freund ist auch Schwede und wohnt in Charlottenburg. Es gab Kabeljau und eine Beilage aus Linsen mit Ingwer. Eine abenteuerlich klingende Kombination. Es schmeckte aber ausserordentlich gut.

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Später fuhren wir mit dem Taxi zurück. Die Hündin blieb angenehm entspannt. Sie scheint sich langsam an das Autofahren zu gewöhnen. Das ist sehr erfreulich.
Vor allem auch, weil sie übermorgen 9 Stunden im Auto nach Schweden sitzen wird. Davon weiss sie aber noch nichts. Total dem Schicksal ausgeliefert.

[Dienstag, 28.6.2022 – unausgelastetheit]

Die Temperatur ist etwas gesackt. Dem Tier tut das gut. Gestern Abend hatten wir noch ein nasses Tuch auf sie gelegt. Sie stand lange da und schaute. Als hätte sie eine ein neue Stufe des Bewusstseins erlangt.

Heute nahm ich sie dann mit ins Büro. Die eher kühlen Büroräume taten ihr sichtlich gut. Aber auch die Temperaturen unter 20 Grad. Ihre ganze Unausgelastetheit der letzten Tage kam raus. Manchmal lasse ich sie auf dem privaten Aussengelände des Bürokomplexes von der Leine. Dann laufen wir gemeinsam den ganzen Weg hinunter bis zum Gebäude, in dem sich mein Büro befindet. Heute rannte sie los. Sie rannte auf Menschen zu, drehte um jeden Mensch einen Kreis und rannte zum nächsten Menschen um den sie wieder einen Kreis drehte. Die Leute fanden das lustig. Aber es gibt auch Menschen, die sowas nicht mögen. Heute war das glücklicherweise nicht der Fall.
Aber ein Mann meinte: oh die ist nicht ausgelastet.
Oh, sie ist nicht ausgelastet. Es ist schon offensichtlich.

Als wir in meinem Büro waren, rannte sie die langen Flure auf und nieder. Immer dem Tennisball hinterher. Manchmal aber auch ohne Ball. Während der Calls, stand sie immer wieder mit dem Tennisball im Mund neben mir. Wirf ihn. Wirf ihn. Wirf ihn.

Heute hatte ich kein Mittagessen dabei und keine Lust, mir etwas zu bestellen. Also ass ich zwei Bananen aus dem Obstkorb. Ich soll ja ohnehin nicht zu viel essen.
Abends assen wir Sushi. Das fühlt sich auch immer nach leichtem Essen an. Ist es natürlich nicht.