[So, 26.3.2023 – Sonntag, Urlaubspläne]

Ich liebe Zeitumstellung. Wirklich. Und ich hasse die immer wiederkehrenden Diskussionen in den Medien, in denen sie mir die Zeitumstellung wegnehmen wollen.

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An den Wahllokalen vorbeigegangen. Ich darf ja nicht wählen. Meine Hündin rannte in ein Wahllokal hinein. Sie weiss genau, in welchen Situationen ich nicht so harsch zu ihr bin. In fremden Innenräumen zumbeispiel. Da pflaume ich sie nicht zusammen, sondern versuche sie in einem freundlichen Ton zu holen. Das nutzt sie aus und schnüffelt herum. Zum Glück macht sie nie Blödsinn.

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Wir machten einen schönen, langen Spaziergang in der Frühlingssonne. Ab morgen wird es ja wieder kühler. Wir schmiedeten Pläne für Südtirol. Wir werden die Whiskybrennerei in Glurns besuchen und Freunde zum Essen einladen, ausserdem möchte ich mit der Hündin auf den Berg, zumindest auf das Weisshorn, das ist ja klein und schnell erreichbar und Anfang April sind die Berge und die Almen noch nicht so überlaufen, da kann ich sie auch frei laufen lassen, das macht sicherlich Spass. Wobei, mittlerweile ist sie dermassen entspannt und folgsam, dass ich sie trotzdem frei laufen lassen würde. Aber es ist weniger entspannt. Es gibt immer wieder Menschen, die panische Angst vor Hunden haben, auch vor einem mittelkleinen Tier wie meinem, das sind oft Menschen, die richtigen Stress machen und laut schimpfen.
Jedenfalls war es mir vorher nicht so bewusst, dass es Spass macht, das Tier in die Urlaubsplanung mit einzubeziehen. Aber mit ins Gardaland in die Achterbahn, da darf sie dann nicht mit, vermutlich auch nicht in die italienischen Restaurants, diesbezüglich ist Deutschland schon sehr hundefreundlich, das war mir vorher auch nicht bewusst.

[Sa, 25.3.2023 – an der Friedrichstrasse]

Seit langer Zeit wieder einmal Samstags in der Friedrichstrasse gewesen. Also in der Gegend um den Bahnhof herum, den Teil zwischen Oranienburger, Spree und den Linden. Früher war ich dort öfter, weil es immer Gründe gab, sich in der Gegend aufzuhalten. Ich mochte die Gegend. Die engen Strassen, die vielen Menschen, auch den überfüllten Bahnhof und die stinkende Unterführung, das Kulturkaufhaus.

Wir waren mit der Hündin dort. Meine Frau hatte zwei Erledigungen zu machen. Ich stand mit dem Tier meist auf der Strasse herum, wir schauten uns die Dinge an. Das machen wir oft. Wir setzten uns auch ins Dunkin Donut. Ich sah einmal eine Grafik auf Instagram, die die USA in zwei Teile aufteilte: das Starbucks-Amerika und das Dunkindonut-Amerika. Ich wusste gar nicht, dass Dunkin Donuts eine Kaffeekette ist, ich dachte, es sei eine Donut-Kette. In der Friedrichstrasse liegen Dunkin Donut und Starbucks genau gegegenüber. Da ich Starbucks kenne, ging ich mit der Hündin zu dem anderen Teil Amerikas. Es gab dort viele verschiedene Kaffees, in dem Stil wie man sie auch von Starbucks kennt. Und ausserdem gab es, genau, Donuts. Ich ass einen veganes Donut und trank eine iced irgendwas*ccino. War OK. Als meine Frau kam, wollte sie aber nicht bleiben.

Die Gegend war ausgestorben. Es war Mittagszeit, zwischen 11 und 1 Uhr. Grob geschätzt hielten sich dort vielleicht ein Drittel der Menge an Menschen auf, die es früher gab. War das vor Corona, oder war das noch früher? Ich habe das nicht verfolgt, zwar liest man regelmässig vom Sterben der Einkaufsstrassen, dass Amazon und Lieferando alles zerstören, aber da ich selber kaum noch offline einkaufe, kann ich nicht beurteilen, ob das ein steter Niedergang war. Anderereseits ist die Friedrichsstrasse ja nicht das, was man mit einer piefigen Einkaufsstrasse verbindet. Vielleicht ist es auch nur eine Momentaufnahme, es war seltsames Aprilwetter (im März), vielleicht halten mehrere Demos wieder alles auf. Dennoch fand ich es etwas gruselig, falls es die Zeitgeschichte ist, der man hier beim Abbrechen der Dinge zuschauen kann.

Wir hatten für heute keinen Plan. Also schauten wir zuhause einen Horrorfilm und bestellten uns etwas zu essen. Ich weiss, dass ich sehr müde werde, wenn ich zu Mittag viel esse und dann auf dem Sofa sitze und einen Film schaue. So kam es dann. Auch meine Frau wurde müde. Nach 60 Minuten pausten wir den Film und legten uns für eine Stunde ins Bett. Ganz ehrlich. Ich liebe das.

[Fr, 24.3.2023 – Stadt]

Immerhin eine Sache traue ich der künftigen Schwarz-Rot Koalition in Berlin zu: sie werden bauen. Grüne, Linke und Teile der SPD waren hier immer zu zaghaft, bloss nicht zu viel Beton. Eigentlich ist es seltsam, dass die Grünen gerade in den urbaneren Bereichen Berlins die meisten Stimmen erhalten, aber wenn es darum geht, Urbanität zu schaffen, dann denkt „man“ in seltsam spiessigen Vorstadt-Kategorien, nur um am Ende dann doch nichts Wirkliches zu wollen.

Wir haben im letzten Jahr 22 neue Mitarbeiter eingestellt. Heute fand der vorletzte eine Wohnung. Eigentlich hatte er bereits resigniert. Dreistellige Bewerberzahlen für eine Wohnung, sein ausländisch klingender Name ist dabei nicht von Vorteil. Aber dann wurde er 500 Bewerberinnen einfach ausgelost, weil der Vermieter offenbar überfordert war. Das Drama der Wohnungssuche, das alle Neuankömmlinge in Berlin durchlaufen. Entlegene Gegenden mit Busanschluss, Zwischenmiete in irgendwelchen überfüllten WGs, überteuerte Smartments. Um irgendwann in eine Wohnung für 1800€ auf 60 qm zu einziehen zu dürfen. Ein Mitarbeiter aus Algerien ist mit seiner Familie nach Oranienburg gezogen. Immerhin mit einem guten S-Bahn Anschluss. Der Brasilianer mit seiner Familie nach Fürstenwalde. Letzterer kommt gar nicht mehr ins Büro. Immerhin wird er schnell deutsch lernen, weil dort kaum jemand englisch spricht.
Aber auch diejenigen, die etwas gefunden haben, suchen trotzdem noch. Sie haben einfach das Erstbeste, das sich ihnen bot, genommen, um aus einer mehr oder weniger sicheren Basis heraus, etwas besseres zu finden.

Ey, baut dieses Scheissberlin endlich mal weiter, ich will Stadt, ich will hohe Häuser, neue Plätze, neue Strassen, neue Fahrradwege, neue U-Bahnen. Es kommen jedes Jahr 20000 neue Menschen nach Berlin. Und die meisten Leute wollen nicht in irgenwelchen Gartensiedlungen leben. Irgendwann passen die Leute nicht mehr in die überfüllten WGs oder in die überteuerten Smartments. Und irgendwann ist auch Brandenburg gentrifiziert.

[Do, 23.3.2023 – Staatenlenker im Prenzlauer Berg]

Den ganzen Tag an einer Präsentation gesessen. Dafür blieb ich zuhause. Ich kann nicht anders, als Präsentationen eine immense Zeitverschwendung zu finden. Ich versuche es immerhin einigermassen unterhaltsam zu gestalten, damit ich mich nicht ganz der Ödnis hingebe. So google ich lustige Bilder und baue so etwas wie eine Geschichte ein. Allerdings habe ich nie das Gefühl, dass das Publikum das besonders wertschätzt. Zumindest nicht für den Aufwand, den ich betreibe.

In der Präsentation muss ich auch etwas über iPhone Entwicklung sagen. Da fiel mir dieses Foto ein, das ich vor 13 Jahren geschossen hatte: mein erstes Smartphone, auf den ich einen kleinen Apfel stellte. Das ist immerhin mittelmässig lustig.
Während ich das Foto in die Präsentation einbaute, fiel mir wieder ein, wo das Foto geschossen wurde. Das war im Guglhof am Kollwitzplatz. Ich hatte Freunde zu Besuch, ich erzählte ihnen, dass im Guglhof einmal der ehemalige Bundeskanzler Schröder mit Putin gespeist hatte. Die Geschichte, dass die beiden Staatenlenker im Guglhof gesessen hatten, kannten alle und alle waren auch ein bisschen stolz darauf, im damals noch wesentlich weniger geputzten Prenzlauer Berg eine solche Glamourgeschichte erzählen zu können.

[Mi, 22.3.2023 – Tattoomotiv, Reise in die Arktis]

Zweittermin bei der neuen Tätowiererin gehabt. Heute zeigte sie mir die Entwürfe. Mir gefielen einige Details nicht, so wollte ich beispielsweise das Motiv schräg zweigeteilt haben, sie hatte es hingegen von oben nach unten zweigeteilt, das sieht irgendwie albern aus. Bei näherer Betrachtung fand sie es allerdings auch albern. Bis Montag wird sie den Entwurf überarbeitet haben. Am Mittwoch sind wir bereits für die Exekution verabredet.

Meine Freundin Doro hat sich am Samstag übrigens angeboten, auf unsere Hündin aufzupassen, wenn wir nach Spitsbergen fliegen wollen. Wir hatten ja grob Anfang Oktober angepeilt, falls wir bis dahin eine Sitterin finden. Wir hatten sie nicht einmal darum gefragt, sondern sie bot es einfach aus sich heraus an, nachdem wir beiläufig über die Einschränkungen bei Flugreisen redeten, wir waren ja unter Hundehalterinnen, da redet man über solche Sachen. Das kam sehr überraschend, weil wir eigentlich keine Freunde damit beladen wollten, aber sie ist sehr erfahren mit Hunden und sie kennen sich bereits, es ist eigentlich die idealste aller Lösungen. Jetzt wird diese lange ehrsehnte und mehrmals verschobene Reise endlich ein Stück realistischer.

Bin sonst gerade etwas uninspiriert. Aber das ist manchmal so.

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Ein sehr bewegender Text von Stefan Niggemeier über seinen 14 Jahre alten Hund.

[Mo/Di, 20./21.3.2023 – iranisches Neujahr, Magen/Darm Hündin]

Heute zierte eine kleine Blume in einem kleinen Topf mein Schreibtisch. Darauf stand „Happy Nouruz“. Vom Geschenkstil her, musste das einer meiner iranischen Mitarbeiter sein. Wenige Minuten später kam er vorbei und ich wollte (natürlich) wissen, was es damit auf sich hat. Nouruz ist der Name des Neujahrsfestes bzw des Frühlingsfestes. Der persische Raum folgt einem anderen Kalender als dem Gregorianischen. Der 21.3. ist unser 1.1. und markiert gleichzeitig den Frühlingsanfang bzw auch die Tag-/Nachtgleiche. Das finde ich sehr schön. Im Iran feiern sie auch Winter- sowie Sonnenwende bedeutsamer als wir in Europa, wo die Sonnenwende eigentlich wesentlich erlebbarer ist.

Ich muss mal googlen, warum in unserem Kalender der erste Januar der erste Januar ist, das wirkt so beliebig, aber das hat sicherlich etwas mit dem Tod Jesu Christi zu tun.

Ein weiterer Funfact: im persischen Kalender sind die Monate nach den Sternzeichen benannt, so beginnt das Jahr (heute) mit dem Monat Widder, dann Stier, dann Zwillinge usw. Für Esoteriker ist das natürlich mega. Muss man nicht berechnen ob jemand in Liebesfragen kompatibel ist, sondern man fragt einfach nach dem Geburtsmonat.

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Die Hündin hatte Durchfall. Das kannte ich bisher noch nicht. Durchfall kann man nicht in eine Kacktüte stecken, aber glücklicherweise war es schon dunkel, es fiel niemandem auf. Ausserdem schien es auch der Hündin unangenehm zu sein, sie verkroch sich dabei in eine Ecke bei einem Telekomkasten (Von Unionern rotweiss angesprüht).

Eine Stunde später übergab sie sich. Etwas schien nicht ganz in Ordnung mit ihr zu sein. Wir behielten sie im Auge.

Später am Abend, als wir alle drei schon schlafbereit lagen, verhielt sie sich merkwürdig. Sie stand aus ihrem Bettchen auf, kam rüber zu unserem Bett und starrte uns an. Sie hatte einen seltsamen Blick. Es war ein anderer Blick als sonst. Weil mir das sehr merkwürdig vorkam, stand auch ich auf und ging zu ihr, keine Ahnung was ich mir davon erwartete, aber zu ihr zu gehen um eine Reaktion auszulösen schien mir das Richtige. Daraufhin ging sie in den Flur und stellte sich mit dem Gesicht zur Eingangstür. Als würde sie etwas anzeigen. Wenn sie tatsächlich anzeigte, dass sie zu später Stunde auf die Strasse wollte, dann war Eile geboten. Ich schlüpfte sofort nackt in eine Hose und Jacke. Im Treppenhaus hatte sie es plötzlich sehr eilig, sie zog mich hinunter wie sie es sonst nie tat. Und dann draussen, wieder hinter dem rotweissen Telekomkasten, flutschte es wieder aus ihr heraus.

Dies fürs Protokoll.

Am nächsten Tag war alles wieder vorbei. Ich habe eine vage Ahnung woher das hätte kommen können. Zwei Tage vorher trank sie nämlich mehrmals aus einer alten Pfütze. Obwohl ich sie ständig davon wegjagte, kehrte sie immer wieder dahin zurück und trank daraus.
Unter uns Hundebesitzer gilt die Regel: frische Pfützen sind OK, alte Pfützen sind nicht OK. Diese Pfütze war sicherlich 5 Tage alt. Also nicht OK.

Am Dienstag kam ich nicht dazu, den Eintrag fertigzustellen. Ich ging mit der Hündin raus, dann hatte ich ein Meeting und dann noch ein und noch eins. Und noch eins und noch eins. Immerhin ist die Hündin wieder wohlauf. Wohlan.

[Sa/So, 18./19.3.2023 – Scotia, Don’t starve]

Am Samstagabend hatten wir Besuch. Doro und unsere Freunde aus Mahlsdorf, die im Oktober die Gartenparty geschmissen hatten, kamen zu uns. Sie hatten auf unsere Bitte hin auch ihren Hund mitgebracht, einen gemütlichen englischen Setter. Wir wollten u.a. dass unsere Hündin sich an fremde Hunde in der Wohnung gewöhnt. Wir hatten keine Ahnung, wie sie sich dabei verhalten würde. Sie ist glücklicherweise nicht territorial und nicht aggressiv, der Hundebesuch lief also sehr entspannt ab.

Da wir Whisky trinken würden, kochten meine Frau und ich einen „Scotch Broth„, eine schottische Gerstensuppe. Die Suppe kochte und zog bereits seit zwei Tagen, aber sie musste noch verfeinert werden. Ausserdem buken wir schottisches Bannockbrot in einer gusseisernen Pfanne. Obwohl ich mich sklavisch an das Rezept hielt, misslang es. Es wurde zu hart. Ich weiss, es ist merkwürdig, Brot in einer Pfanne zu backen, aber das gehört sich offenbar so, die Schotten werden schon wissen, was sie sich dabei gedacht haben. Zusammen mit dem Käse und der Gerstensuppe konnte man es aber trotzdem einigermassen gut essen.

Ich trug auch eine Weste aus Tweed, die ich bei unserer letzten Schottlandreise in 2018 gekauft hatte. Ich trug sie nicht, weil wir Gerstensuppe assen und Whisky tranken, sondern weil mein Bauch zu sehr in dem Tshirt spannte. Die Tweed-Weste ist etwas umfangreicher geschnitten, weil ich damals in Oban selber umfangreicher war und ich sie entsprechend gross gekauft hatte. Passte natürlich perfekt zu Gerstensuppe.

Es war ein langer, schöner und kurzweiliger Abend. Er liess mich Herthas Niederlage vom Nachmittag gut wegstecken. Wir hätten gegen Hoffenheim gewinnen müssen, das ist nicht passiert, jetzt stehen wir wieder auf dem Relegationsplatz. Die verbleibenden neun Spiele werden qualvolle neun Wochen sein, in denen wir um den Abstieg spielen.

Am nächsten Tag brauchte ich viel Schlaf. Ich fuhr den Tag nur langsam hoch.

Gegen sechs Uhr war ich mit meinen beiden Neffen zum Zocken verabredet. Sie haben jetzt beide einen Steam-Account und am Wochenende dürfen sie mehr oder weniger unbeschränkt ins Netz. Wir spielten das Survivalgame „Don’t Starve“. Hauptsächlich quatschten wir aber nebenher via Discord über unsere Headsets, wir schmiedeten Pläne für meinen Besuch im April, wir werden vielleicht ins Gardaland fahren, das ist ein berühmter Vergnügungspark den ich schon in meinen Kindheitstagen oft besuchte, es ist faktisch der Vergnügungspark aller Menschen in Norditalien. So verging der Abend. Wir starben alle drei in dem Spiel, aber wir quatschten danach noch ewig weiter, über Computer, Grafikkarten, es macht viel Spass, mit den beiden Jungs rumzunerden.

[Fr, 17.3.2023 – Jacke, Haare, kochen]

Das Wetter hat auf Frühling umgeschlagen und es wird vorerst eine Weile so bleiben. Nächste Woche wird es möglicherweise die 20 Grad überschreiten. Die übliche Jacke, die ich sonst um die 0 Grad herum trage ist mittlerweile zu warm, also suchte ich andere Jacken heraus. Ich fand den schönen, kurzen Wollmantel wieder. Ich liebe kurze Wollmäntel. Aber als ich ihn anzog, fühlte sich etwas daran nicht richtig an. Auch meine Frau meinte, dass sich ein kurzer Wollmantel bei mir nicht mehr richtig anfühlt. Früher trug ich ständig Jackets. Immer. Jacketts und Hemden und Wollmäntel. Meine Frau sagte auch, dass mir Jacketts nicht mehr stehen. Wir wissen beide nicht, woran das liegt. Vor vier Jahren fing ich an, enge, kurze Sportjacken oder enge Steppjacken zu tragen. Seitdem sieht mein Körper in Jacketts merkwürig aus. Und ich verstehe den Grund nicht. Meine Frau auch nicht. So kann ich nie wieder nach Paris.

Am Nachmittag hatte ich auch einen Termin für meine Frisur. Ich begann bereits zu verwildern. Vor allem wegen der Haare im Gesicht. Aber auch die Haare auf dem Kopf. Ich war mit meinem Termin bereits ein paar Wochen drüber.

Früher schnitt ich mir die Haare meistens selber. Das ist noch gar nicht so lange her. Ein oder zwei Mal pro Jahr ging ich in den Frisursalon, aber dazwischen schnitt ich mir selber die Haarbüschel weg, die ich als zu lang empfand. Oft bekam ich dadurch hinten eine Matte, weil ich nicht so gut sehen konnte, was auf der Hinterseite meines Kopfes geschah. Vor ein paar Jahren sagte mir Frau Fragmente, dass mein Haarschnitt schon einmal vorteilhafter gewesen sei. Seitdem gehe ich alle zwei Monate zur Friseurin. Nach dieser Lehre sitzt mein Haar zugegebenermassen besser.

Am Abend bereiteten wir das Essen für Samstag vor. Es werden Freunde kommen, wir wollen eine Kleinigkeit in schottischen Stil kochen. Wir werden Whisky trinken.

[Do, 16.3.2023 – Tom Cruise in Longyearbyen, Hundeimpfung, Oscarpreisfilm, Belfast]

Tom Cruise befindet sich gerade in Longyearbyen. Er wollte dort den nächsten Teil von Mission Impossible drehen, allerdings wurde ihm die Drehgenehmigung verwehrt, weil er ein paar Dutzend Hubschraubermanöver geplant hatte. Der allergrösste Teil Spitzbergens ist Naturschutzgebiet, es gibt Regelungen, wie sich Menschen in den arktischen Naturschutzgebieten zu verhalten haben. Unter anderem ist der Grundsatz, dass die fragile Fauna im Eis nicht grundlos gestört werden soll. 40 Hubschrauberflüge wegen eines Filmes zählen offenbar nicht zu einem guten Grund. Die Behörden auf der Inselgruppe sind da hart. Vermutlich befindet sich Tom auf einer Mission Charming.
Man verzeihe mir den schlechten Wortwitz, aber der musste raus.

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Am Vormittag war ich mit der Hündin bei der Tierärztin für die Impfung. Ich machte der Ärztin gegenüber ein paar lahme Scherze bezüglich 5G Chips und Impfgegnertum beim Hund, daraufhin erzählte sie mir, dass es tatsächlich Hundehalterinnen gibt, die sich weigern, das Tier zu impfen. Sie würden immerhin davon profitieren, dass so viele Hunde geimpft seien.
Wenn die Vierbeiner dann aber an Staupe oder Parvovirose verenden, ist die Reue nachher immer gross.

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Am Abend schauten wir den Film, der den Oscar gewonnen hat, „Everything Everywhere All at Once“, diese sogenannte Fantasy- oder Scifi-Kommödie. Wir kamen beide nicht wirklich in den Film hinein. Ich kann die Handwerklichkeit des Filmes durchaus wertschätzen, auch sieht man ihm die Kreativität an, was ihn künstlerisch sicherlich herausstechen lässt, Michelle Yeoh ist auch super, und es muss mega Aufwändig gewesen sein, diese tausenden Universen zu filmen und dabei auch noch die Fäden in der Hand zu halten. Auch kann ich anerkennen, dass die Geschichte durch diese ganzen Ebenen hindurch mehr oder weniger nachvollziehbar erzählt wird.
Aber. Alles in allem hat uns der Film dann schlichtweg gelangweilt. Nach einer Stunde schalteten wir ihn aus.

Weil wir aber beim Thema Chinesische Auswanderer und Actionfilm waren, schauten wir „The Foreigner“ mit Jackie Chan und Pierce Brosnan. Der Film stand schon länger auf unserer Watchliste, ausserdem schaue ich prinzipiell jeden Film gerne, der in Belfast spielt. Zudem hat der Film viele guten Kritiken, da kann man an einem Donnerstagabend nicht allzuviel falsch machen. Wie bei Oscarpreisfilmen ja eigentlich auch nicht.

[Mi, 15.3.2023 – bald wieder Wochenende, Jesusdoku]

Und schon ist Mittwoch. Morgen ist Donnerstag, am Tag darauf beginnt am Abend schon wieder das Wochenende, dann spielt Hertha und danach kommen Freunde zu uns nach Hause. Diese Woche ging so schnell vorüber. Von den Erholungsggefühlen bis ins nächste Wochenende hinein.

Der heutige Mittwoch war dahingehend sehr ereignislos. Am Abend war meine Frau mit einer Freundin verabredet, also machte es sich die Hündin neben mir auf dem Sofa bequem. Ich zappte mich durch die Arte-Mediathek, schaute ein paar französische und belgische Kurzfilme und blieb schliesslich bei einer Jesus-Doku hängen. Die Suche nach den historischen Spuren Jesus finde ich immer wieder fesselnd, zu verstehen, wo Legende und Geschichte auseinandergingen, was Religionen bildet, mir kommt es immer vor, dass das Christentum eigentlich eher eine politische Bewegung war und weniger eine Religion, vermutlich wäre es heutzutage eine politische Bewegung, eine aufgewühlte Massenbewegung, wie es die Fridays for Future vor Corona war, es ging damals ja vor allem um den Glauben an eine bessere Welt und um Nächstenliebe, das sind ja die Essenz des Christentums, nur halt unter der Mystifizierung dieses liebenden Gottes, aber Gott war halt das einzige, was man damals als höhere Instanz so hatte. In der Doku kommt auch eine Jesushistorikerin vor, habe ich mir mal notiert, sie heisst Helen Bond. Muss mal schauen, was die sonst noch so gemacht hat.