[Fr, 30.8.2024 – Fussweh, Porchetta]

Textseiten 18 bis 23 von 100. Wieder nicht so viele Seiten wie ursprünglich geplant. Ich komme langsamer voran als gedacht. Heute war das allerdings eine grössere Überarbeitung. Die Hausbesetzernovelle hat viele dahingerotzte Stellen. Diese fünf Seiten waren eine solche Passage. Dennoch will ich am 9.9. bei Seite 100 angekommen sein. Auch wenn Seite 100 am Ende 110 heisst. Um mir zusätzlichen Druck zu machen, schrieb ich auch den befreundeten Lektor an, ob er ab dem 9.9. Zeit hätte, sich dem Text zu widmen. Er bestätigte, dass er Zeit haben würde.

Wegen meiner neu gewonnenen Freude über die gestern erworbenen Birkenstocks, trug ich diese auch ständig. Ich hätte es wissen sollen, dass sich Füsse nicht immer über ein neues Ökosystem freuen. Meine Plattfüsse beschweren sich einerseits über das medizinische Fussbett, das sich für sie anfühlen muss wie eine Stange im Bett und mit den Riemchen an der Oberseite wussten sie nicht viel anzufangen. Deswegen prangt auf dem rechten Fussrücken nun eine kleine, aber schmerzhafte Schürfwunde.
Glücklicherweise wird das Wetter wieder ein wenig abkühlen, insofern werde ich ein paar Tage wieder geschlossene Schuhe tragen.

Gegen fünf Uhr ging ich mit der Hündin zu Backaro, wo ich mit meiner Frau und dem Schwager auf einen Aperitif verabredet war. Da meine Frau sich sehr verspätete, tranken ihr Bruder und ich zwei Aperitifs und assen Porchetta in Brot. Freitags bereiten sie bei Backaro immer italienisches Streetfood zu. Heute Porchetta, das ist eine Art gerollter Krustenbraten, der in Brot mit Gemüse serviert wird. Die Idee, das zu bestellen, kam von meinem Schwager. Ich dachte, er handelte sich um einen Snack zum Aperitif, also Fleischstücke auf einem Teller mit kleinen Gabeln. Stattdessen kamen zwei riesige Brote. Eigentlich wollten wir nach Ankunft meiner Frau in die Pizzeria nebenan gehen, mein Bauch war nach dem Brot allerdings gut gefüllt. Ausserdem gab es zum Porchetta noch roten Wein, den ich zusammen mit dem Aperitif irgendwie uninspiriert in mich hinein goss.

In die Pizzeria gingen wir nachher trotzdem.

[Do, 29.8.2024 – Abkühlen, Erinnerungen an die Nordkapreise]

Textseite 17 von 100. Ich war etwas weniger produktiv. Das hatte damit zu tun, dass ich mit der Hündin wieder zum Bernsteinsee gefahren bin. Es wurde heute deprimierende 34 Grad. Wann ist die Hitze eigentlich so schrecklich geworden? Früher war das doch nicht so.

Die Hündin und ich sprangen jedenfalls ins Wasser. Am Bernsteinsee gibt es flache Ufer aus Sand, wie die Strände am Meer. Das ist ideal, um Hunde ans Wasser zu gewöhnen. Meine Hündin war bis vor zwei Monaten faktisch wasserscheu. Ich lockte sie den ganzen Sommer lang mit Bällen und Stöcken. Bällen kann sie nicht widerstehen. Ich will, dass sie schwimmen lernt, ich will, dass sie die Sinnhaftigkeit des Abkühlens versteht. Getriggert durch Bälle und Stöcke ging sie immerhin mit den Beinen hinein. Seit ich mit ihr ein Stück ins Wasser mitging, traut sie sich mehr zu. Und weil wir die Wasserbesuche immer wiederholen, wurde sie immer mutiger, sie ging wesentlich tiefer hinein, aber sie brauchte noch Boden unter den Füssen. Auf der Rückreise vom Nordkap, irgendwo in Mittelschweden, verlor sie erstmals den Boden und musste schwimmen. Es wirkte nicht, als würde sie es mögen. Neulich am Maxsee sprang ich dann einfach ins Wasser und schwamm selber. Sie fiepte und piepte am Ufer. Die meisten Hunde sind Kontrolletti, sie mögen es gar nicht, wenn etwas Unanständiges passiert. Aber das veranlasste sie auch dazu, mir entgegen zu schwimmen. Deswegen gehen wir jetzt zum Bernsteinsee. Mittlerweile springen wir gemeinsam ins Wasser. Sie verlässt zwar nicht gerne den Boden unter ihren Füssen, aber wenn ich einen Ball habe oder ich sie zu mir rufe, dann schwimmt sie mir tatsächlich entgegen. Mir macht das sehr viel Spass, ich kannte diese Form der Freude bisher nicht. Zwar zerkratzt sie mich durch ihre Ungestümtheit mit ihren Krallen, aber das ist mir egal. Mein Körper ist an den Armen und auf der Brust und am Bauch zerkratzt.

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Gestern kamen übrigens auch meine Birkenstocks. Ich bestellte ganz gewöhnliche, schwarze in meiner Grösse. Es ist ein angenehmes Gefühl, den Wind an den Zehen zu spüren. Es ist so heiss, es ist mir egal, dass ich hässliche Füsse habe.

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Auch habe ich die Nordkapreise im Juni kategorisiert und in chronologisch richtiger Reihenfolge (also von alt nach neu) sortiert. Fürs Archiv. Dann kann man das nachlesen. Ich muss die Reise auch einmal nachlesen. Die ganze Reise habe ich als seltsam unwirklich in Erinnerung, wesentlich unwirklicher als die Reise nach Spitzbergen. Ich glaube, das hat mit meinem Vater zu tun, ich bin es gewohnt, mit meiner Frau zu verreisen, wir haben einen ähnlichen Blick auf die Welt, auf die Dinge, die wir entdecken wollen, verstehen wollen. Ausserdem sind wir sehr aneinander gewöhnt, wir kennen den Space des jeweilig anderen, wissen, wie wir einander nicht auf die Nerven gehen. Mit meinem Vater auf eine dermassen intensive Reise zu gehen (intensiv im Sinne der Nähe, in der man sich befindet), liess viele Gefühle aufkommen, die leider auch mit Genervtheit zu tun hatten. Damit will ich nicht die Schuld meinem Vater geben, sondern einfach dem Umstand, dass wir uns ziemlich fremd sind und diese intensive Zeit auf engem Raum (Auto, Blockhütte, Hotel) naturgemäss anstrengend sein würde.
Immer wenn ich in der Nachbetrachtung von dieser Reise spreche, dann begebe ich mich schnell in negative Rhetorik, das muss ich mir abgewöhnen. Denn die Reise war
eigentlich sehr schön und auch sehr wichtig. Diese Zeit werden wir in dieser Form nicht mehr miteinander haben. Aber das Gefühl der letzten Tage auf der Rückreise, dieser dringende Wunsch, wieder alleine zu sein, das zieht sich bis heute durch und beeinflusst meine Erinnerung an die Reise. Ich will mich daher auf die Tage davor konzentrieren. Als wir losfuhren, als es aufregend war und alles neu.

[Mi, 28.8.2024 – nur Textarbeit und Deadline]

Heute beschloss ich, viel Zeit drinnen zu verbringen. Die Hündin war mit der Dogwalkerin unterwegs und die Temperatur würde auf 30 Grad steigen. Deswegen arbeitete ich ziemlich produktiv und konzentriert an dem Hausbesetzertext. Ich erreichte Seite 11 von 99. Wobei die ersten beiden Seiten nicht mitzählen, da ich die Einleitung neu verfassen werde. In dieser Geschwindigkeit bin ich in zehn Tagen durch. Danach werde ich die Rohfassung einem befreundeten Lektor schicken, der sicherlich viele Anmerkungen haben wird und ich nehme an, dass ich einige Teile umschreiben oder streichen werde. Was ich danach mit dem Text anfangen werde, weiss ich noch nicht. Das hängt auch vom Feedback des Freundes ab. Er ist Inhaber eines kleinen Verlages, der richtige Bücher herstellt. Mir kommt mein Text aber zu unterkomplex vor, um ihn zwischen Buchdeckeln zu pressen. Ich bin nicht zu bescheiden, ich meine das wirklich so, der Text hat nicht die innerliche Grösse um ihn auf Papier zu drucken. Es ist eine sehr gute, autobiografische Geschichte, aber eben inhaltlich zu unterkomplex. Wenn man ihn druckt, muss man ihn auch promoten, einem Publikum vorlesen usw. das ist mir zu überdimensioniert. Das spare ich mir lieber für eine andere Geschichte auf. Aber dennoch ist der Text gut genug, ihm ein Publikum zu geben. Als dunkle Nische im Internet oder als historisches Zeitzeugnis.

Ich werde das also mit meinem Freund besprechen. Vermutlich werde ich die Novelle auf Amazon oder einer anderen Ebook-Plattform veröffentlichen. Ich muss mich noch aufschlauen, wie das geht und wie man dabei am besten vorgeht. Das ist sicherlich auch ein guter Ort, um Kurzgeschichten zu bündeln. Muss ich mir alles mal anschauen. Ich will das jetzt jedenfalls zu Ende bringen. Dabei setze ich mich absichtlich unter Druck, indem ich im Blog öffentlich darüber schreibe, das hilft mir gegen die Aufschieberitis. In zehn Tagen will ich die Rohfassung also fertig haben. Am 9.9.

[Di, 27.8.2024 – Stephenson 2-18, Textarbeit]

Nachts wachte ich auf und musste an Stephenson 2-18 denken. Das ist mir in den letzten Wochen oft passiert. Vor allem in Schweden. Ich wache nachts auf und denke an Stephenson 2-18. Heute konnte ich davon aber nicht mehr einschlafen. Stephenson 2-18 ist der grösste bisher entdeckte Himmelskörper. Es ist ein riesiger Stern im Scutum-Centaurus Arm der Milchstrasse und befindet sich etwa 19.000 Lichtjahre von uns entfernt. Stephenson 2-18 ein extremer roter Überriese.

Auf dieser Graphik sieht man den Grössenvergleich mit der Sonne. Wie klein die Erde ist, muss man sich dann vorstellen. Sehr mini.

Heute wachte ich also wieder auf und dachte an Stephenson 2-18. Wirre Gedanken über Leuchtkraft, Masse und Rotation. Infos, die ich mir aus zahlreichen Dokus reingezogen habe und wieder mal im Schlaf zu sortieren versuchte.
Wenn ich nicht einschlafen kann, stelle ich mir manchmal Sonnennuntergänge mit Stephenson 2-18 vor. Als hätten wir diesen Überriesen statt der Sonne als Zentralgestirn. Er ist nicht so heiss wie die Sonne und er leuchtet auch eher im roten Farbspektrum. Sonnenuntergänge wären daher noch einmal roter, als wir sie kennen, vermutlich wären aber auch die Tage rot, bei näherer Betrachtung ist Stephenson so gross, dass man immer eine rote, strahlende Wand am Himmel hätte und nicht die heisse gelbe Kugel.
Beim Einschlafen sind Gedanken an Hitze nicht förderlich. Aber Stephenson 2-18 beruhigt mich irgendwie.

Heute klappte es nicht. Ich wachte von wirren Gedanken über diesen Stern auf. Nach einer halben Stunde merkte ich, dass ich mich in einem Hamsterrad befand. Also ging ich ins Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster. Dort dachte ich an andere Dinge.

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Heute schrieb ich wieder an dem Hausbesetzertext. Ich will das Thema jetzt etwas ernsthafter angehen. Jedes Mal, wenn ich die Arbeit an dem Text aufnehme, breche ich nach zwei oder drei Tagen wieder ab und wende mich anderen Dingen zu. Aufschieben kann ich richtig gut. Seit ich aber von den drei Skandinavienreisen zurück bin, habe ich kein ernsthaftes Projekt mehr, bis ich wieder eine Arbeit gefunden habe. Ehrlicherweise habe ich nur die Hündin, um die ich mich kümmere. Vielleicht kommt demnächst etwas Arbeit mit der Volt-Partei hinzu und natürlich die Vorbereitung auf die Einbürgerung. Und ein bisschen Arbeit im Fanclub. Und natürlich meine Gedanken zu Stephenson 2-18. Aber zugegebenermassen ist auch das nicht viel. Ausser die Gedanken an Stephenson 2-18 natürlich.

Deswegen will ich die Zeit für den Text nutzen. Mit einer neuen Arbeit kann es sehr schnell gehen. Es kann auch noch Monate dauern, aber eben auch nur zwei Wochen.
Wie ich bereits einmal schrieb, ist der Text eine Novelle, etwa 100 Buchseiten lang. Er wird noch etwas anwachsen. Eigentlich ist er so gut wie fertig, aber er hat im letzten Drittel noch grosse Schwächen. Da der Text schon etwas älter ist, stören mich allerdings auch Passagen aus den ersten zwei Dritteln. Der ganze Text braucht etwas mehr Liebe, mehr Zuwendung, er ist etwas dahingerotzt. Einem Text dieser Grösse mehr Liebe einzuimpfen ist aber ein Unterfangen, bei dem ich leicht das Gefühl für die Musikalität des Textes verliere. Es ist schwer zu erklären. Wenn man einen Text zum ersten Mal verfasst, dann ist das der musikalische Teil. Die kreative Phase. Da muss die Musik bereits stimmen, der Grundton. In den darauffolgenden Phasen arbeitet man an anderen Dingen. An der Poesie zum Beispiel und an logischen Fehlern.

Ich würde bei dem Text gerne an der Poesie arbeiten, ich muss mich aber nachträglich um die Musikalität kümmern. Das fällt mir gerade schwer.

Parallel habe noch drei weitere grössere Texte, an denen ich weiterarbeiten könnte, aber diese sind noch nicht so weit fortgeschritten wie der Hausbesetzertext. Es gibt eine etwas episch angelegte Liebesgeschichte, von der etwa 50 Seiten existieren. Jene Geschichte ist aber als längerer Roman angelegt. Das würde noch ewig dauern und vermutlich wird der Text nie fertig sein.

Dann gibt es einen Superheldentext. Ich hatte vor einigen Jahren eine gute Geschichte mit einer herausragenden Hauptfigur als Superheld entwickelt. Davon gibt es etwa 30 Seiten, zwei Kapitel und viele Fragmente. Irgendwann gefielt mir die Hauptfigur als Mann jedoch nicht mehr und ich schrieb ganze Passagen mit einer weiblichen Hauptfigur um. Aber das zündete nicht richtig. Ich würde gerne aus der Sicht einer Frau schreiben und ich traue es mir auch zu, die Gedankenwelt von Frauen wiedergeben zu können. Jedoch merke ich, wie immer ein externer Kritiker in mir mitliest, während ich aus der Sicht einer Frau schreibe. Du musst-dies-und-das-berücksichtigen, das-darfst-du-nicht-so-schreiben, etc. Es nützt nichts, wenn man eine gute, überzeugende Geschichte aus der Sicht einer Frau geschrieben hat und dann wird man auf Social Media verrissen, weil man in dem ganzen Text kein einziges Mal ein Tampon erwähnt hat. Weil ich Angst davor hatte, kein Tampon zu erwähnen, schrieb ich natürlich auch über Tampons, aber man wird sicherlich etwas anderes finden. So funktioniert die Welt.

Dann den mehr oder weniger fertigen Roman. Der ist langweilig. Ich wusste nicht, was ich dort genau erzählen wollte. Eine Geschichte über Verlust. Aber man merkt es nicht. Er bräuchte noch ein wenig Überarbeitung und das Ende müsste noch besser umgebogen werden und dann könnte ich ihn auf Amazon hochladen. Vielleicht anonym, damit ich mich nicht schämen muss. Vielleicht mache ich das irgendwann, aber nicht jetzt. Der Text deprimiert mich sogar, wenn ich daran denke.

Am liebsten würde ich an dem pornografischen Text weiterarbeiten. Davon habe ich erst einige Fragmente geschrieben, aber die sind sehr musikalisch und ich glaube, der Text wird richtig gut. Ausserdem hörte ich, dass sich pornografische Texte sehr gut im Internet verkaufen. Ich hätte richtig Lust, massenweise Texte über Sex zu schreiben und sie anonym als Ebook auf Buchplattformen zu veröffentlichen. Um dann natürlich reich zu werden.

[Mo, 26.8.2024 – So!, Einbürgerungstest, Sisu]

Ich bin ja so ein Typ, der „So!“ sagt, und sich auf die Knie klatscht. Offenbar sage ich ständig „So!“. Auch ohne mir auf die Knie zu klatschen. Meine Hündin ist sehr auf mein „So!“ konditioniert. Sie beobachtet mich den ganzen Tag lang, sie weiss alles über mich und mein Verhalten, und dieses Wort bedeutet womoglich, dass ich aufstehe oder gleich etwas passiert. Immer wenn ich das Wort unbeabsichtigt ausspreche, schaut sie zu mir auf. Das bekomme ich mit, weil die Hundemarke an ihrem Halsband klimpert. Ich bin wiederum auf das Klimpern ihres Halsbandes konditioniert.
Seit ich die Hündin habe und sie auf mein „So!“ anschlägt, weiss ich erst, dass ich das ständig sage. Das war mir vorher nicht bewusst. Meine Frau bestätigte das.
Dabei ist das „So!“ deutsches Kulturgut und habe ich noch nicht einmal die Staatsbürgerschaft.

Apropos deutsche Staatsbürgerschaft. Mitte September folgt der Einbürgerungstest. Da in Berlin alle Termine ständig vergeben sind, ergatterte ich vor einigen Monaten einen Termin in Angermünde. Mitte September. Mit einer Vorlaufzeit von 4 Monaten. Deutschland ist ein beliebtes Land.

Heute war ich mit meiner Nachbarin von der anderen Strassenseite auf einem langen Spaziergang am Werbellinsee. Wir parkten das Auto an einer Badewiese mit dem Namen Spring und spazierten um die Westseite der Insel herum und dann eine ganze Weile am Südufer entlang. Auch sie absolvierte vor einigen Jahren alle Tests und ist mittlerweile deutsche Staatsbürgerin. Sie kommt ursprünglich aus Frankreich, sie bestand die Tests im ersten Durchgang, allerdings gibt es ein paar Fragen, die es durchaus in sich haben, weil sie etwas zweideutig gestellt sind und man dadurch zu schnell auf eine der Antworten klickt. Ich habe mir eine der Test-Apps installiert und übe regelmässig, dabei scheitere ich selten an den Fragen, aber bei der stets wiederkehrenden Frage nach der Anzahl Bundesländern muss ich jedes Mal nachzählen und es passiert manchmal, dass ich ein Bundesland vergesse.

So.

Aber daran wird es nicht scheitern.

Am Abend gingen meine Frau und ich zu Backaro in die Proskauer und nahmen einen Aperitiv. Später kam auch mein Schwager dazu, der sich gerade in Berlin befindet. Er wird arbeitsbedingt jetzt öfter in der Stadt sein als vorher schon. Wir finden es gut.
Danach gingen wir nach Hause und ich kochte eine simple Pasta e Ceci. Dazu schauten wir Sisu, eine finnische Brutalokömodie über einen alten, finnischen Mann, der alleine in Lappland gegen Nazis kämpft. Ich empfand den Film als unterhaltsam und schräg, wenn ich danach google, dann kommt das Wort „Komödie“ allerdings nicht vor. Offenbar ist es ein Kriegs- und Actionfilm. Allerdings beschrieb ihn ein Kritiker auch als „Kind der Liebe von Rambo und Inglorious Basterds“. Da lese ich zwischen den Zeilen schon etwas Komödiantisches heraus. Ganz so abwegig ist mein Empfinden nicht.

[Sa, 24.8.2024 – bei Hitze unten im Block]

Gegen 11:30 wollte ich am Samstag im Stadion sein. Wegen der immer noch anhaltenden Bauarbeiten auf der Stadtbahn musste ich mit der U2 durch die Stadt gurken und kam erst um 12 Uhr an. Dummerweise war ich mit zwei mir fremden Menschen verabredet, die ich nun warten liess. Die zwei Menschen waren eine 23 jährige Frau, die als Neumitglied in unserem Fanclub Anschluss suchte und zum ersten Mal in die Kurve kommen würde. Sie kennt noch niemanden, also hatten wir vereinbart, dass ich sie mitnehme und den Leuten vorstelle. Wir haben eine Chatgruppe, in der sie sehr aktiv ist, sie kennt daher bereits einige Mitglieder. Da unser Fanclub mittlerweile so gross und unübersichtlich geworden ist, haben wir ein sogenanntes Buddysystem eingeführt. Das bedeutet, dass sich neue Mitglieder einen Buddy wünschen können, der sie den Leuten, Orten und Tools einführt. Das Fanleben ist nicht mehr ganz so einfach. Eigentlich wurde Jan als ihr Buddy ausgelost, aber weil er heute Dienst im Stadion hatte, bat er mich, die Neue mitzunehmen.

Zusätzlich zu dem Neumitglied sollte ich mich mit einer weiteren Frau treffen, der ich eine Dauerkarte überreichen musste. Diese war etwas älter, Anfang dreissig, sie wohnt in Hamburg und ist Karlsruhe-Fan, aber weil Karlsruhe und Hertha eine intensive Fanfreundschaft pflegen, sucht sie über Facebookgruppen regelmässig nach Tickets für die Ostkurve und mittlerweile kommt sie einmal im Monat zu Heimspielen nach Berlin, um ihren neuen Lieblingsclub zu sehen.
Da sie noch nicht viele Bekannte in der Stadt hat, fragte sie, ob sie zu uns in den Block kommen könne.

Die Frau aus Hamburg zu treffen, war einfach. Sie hatte auf dem Parkplatz vor dem Stadion gewartet und auf Whatsapp ihren Standort eingeschaltet. Das Neumitglied zu treffen war hingegen schwieriger. Jedes Mal, wenn ich ihr schrieb, war sie irgendwo anders. Zuerst auf dem Parkplatz, dann beim Mitgliedereingang, dann dahinter, dann auf dem Vorfeld, dann in der Kurve. Sie hatte sich an zwei älteren Herren angehängt, mit denen sie einfach mitfloss. Möglicherweise fürchtete sie schlichtweg, alleingelassen zu werden und blieb deswegen nicht stehen. Das ist im Grunde kein Problem, aber sie wollte sich ständig mit mir treffen, weil sie unbedingt runter in den Block zu den anderen wollte, zu den Menschen, die sie in den Chatgruppen kennengelernt hatte.

Am Ende fanden wir aber zueinander.

Es war ein furchtbar heisser Tag bei 33 Grad. Ich stand zehn Minuten für ein Glas Wasser an. Als ich an der Reihe war, sagte mir die Bedienung, dass sie nur Bier hätten. Weil ich schon so lange angestanden hatte, nahm ich stattdessen das Bier, was für meinen Wasserhaushalt natürlich nicht die beste Wahl war. Unten im Block hatten wir zum Anpfiff noch Schatten, aber ich sah die Klinge des brennenden Sonnenschwertes stets näher über die Nordseite her zu uns kommen. Bei Minute dreissig brannte das Zentralgestirn auf mich nieder.

Unser Block befindet sich weit unten und dort weht nur selten ein Lüftchen. Ich kann mich an ein Spiel im April erinnern. Es war ein sonniger, aber kalter Tag. Unten staute sich die Wärme. Einige hatten sich der Oberkörperbekleidung entledigt. Die meistens trugen ein T-Shirt. Sobald man sich aber in den Schatten begab, um Getränke zu holen, brauchte man noch eine Winterjacke.

Der Effekt war heute ähnlich. Allerdings bei einer Schattentemperatur von 33 Grad. Unten im Block konnte man Schweinehälften sieden. Singen war sehr schlecht für meinen Kreislauf. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde „Ich bin wieder hier“ angestimmt und da verlor ich das Gleichgewicht. Ich mag dieses Lied wirklich gerne und ich gebe mein Bestes, mich nicht dafür zu schämen. Es ist eine Umdichtung des Müller-Westernhagen Liedes mit dem gleichen Titel. Wenn wir mit zwanzigtausend Menschen dieses Lied im Stadion singen, werde ich ganz weich und ich johle inbrünstig mit, bis mir die Luft ausgeht.

Heute wurde mir allerdings schummrig vor Augen. Ich merkte, dass irgendwas nicht mit mir stimmte. Mitten im Refrain sagte ich, ich ginge Bier holen. Ich stieg etwas schwankend die Treppe hinauf bis zum Umlauf, und lief hinaus auf die Wiese, wo ich mich in den Schatten setzte. Das half ein bisschen. Dann suchte ich einen der Getränkestände, an dem sie Wasser verkauften. Glücklicherweise sind die Schlangen während des Spiels kürzer, ich kam also schnell an Wasser. Nach fünf Minuten ging es mir wieder besser.

Später erging es der 23-Jährigen nicht viel anders. Das war allerdings bereits nach Abpfiff. Sie signalisierte mir, dass es ihr nicht gut ginge. Also holte ich Leitungswasser bei einem der Stände. Sie hatte vor allem einen heissen Kopf, deswegen kippte sie sich die Hälfte des Wassers über den Kopf und die andere Hälfte schüttete sie sich einfach unters Trikot.

Zur Feier des Tages gewannen wir immerhin mit zwei Last Minute Toren in der Nachspielzeit 2:0. Das Spiel begann sehr offensiv, meine Mannschaft drehte fünfzehn Minuten lang richtig auf, eroberte sofort die Bälle und befand sich immer im Angriff. Aber nach fünfzehn Minuten dampften auch auf dem Spielfeld die Waden. Eigentlich sollte man bei diesen Temperaturen keinen Sport betreiben.

Die Laune war dennoch spitze.

[Fr, 23.8.2024 – Disgusting food]

Achso, meine Schwiegereltern kamen am Mittwochabend. Hatte ich vergessen zu erwähnen. Heute luden wir sie ins Rembrandt Schnitzel ein, weil ich dort die Königsberger Klopse probieren wollte.

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Ich ging ins „Museum of disgusting food“. Das ist ein sehr instagrammables Museum mit vielen eklig klingenden Speisen. Erstaunlich an ekliger Nahrung ist tatsächlich die kulturelle Prägung oder eben die psychologische Haltung zu einzelnen Nahrungsmitteln. Konsequenterweise stammen ein Grossteil der Exponate aus dem südostasiatischen Raum. Weil es für uns Europäer fremd ist, Hund zu essen oder fermentierte Fledermausteile oder vergrabene Eier. In Südostasien hingegen finden sie vermutlich die faule Milch, die wir Käse nennen, abartig. Und in einem arabischen „Museum of disgusting food“ würden sicherlich Mettbrötchen ausgestellt werden.

In manchen Bereichen gab es Geruchsproben. Diese waren unter kleinen Glasglocken bereitgestellt. Die Proben in der Käseabteilung waren wunderbar. Der Geruch eines englischen Käses wurde als „Umkleidekabine eines Rugbyteams“ umschrieben. Das stimmte tatsächlich. Als Käseliebhaber konnte ich dennoch immer die Essenz des Käses herausriechen. Ich hätte jede der Proben verspeisen können.

Etwas enttäuscht war ich vom Surströmming. Das ist dieser fermentierte Dosenfisch aus Nordschweden. Davon gibt es auf Youtube zahlreiche Videos in denen junge und betrunkene Männer versuchen, es zu essen, aber bereits beim Öffnen der Dose Brechreiz bekommen. Ich besitze ein Tshirt mit dem Aufdruck einer recht bekannten Surströmming-Marke. Weil ich es lustig finde.
Mittlerweile weiss ich, dass man die Dose vorzugsweise unter Wasser öffnet, damit der Geruch neutralisiert wird. Den Fisch isst man als dünne Scheibe mit viel Frischkäse in Brot. Der stinkende Fisch ist also eher als Würzung gedacht, ähnlich wie Anjovis. Aber der Gestank muss immens sein. Die Probe in dem Museum war leider längst verflüchtigt, von dem schlimmen Geruch war nichts mehr übrig, man roch nur noch den fermentierten Fisch, dessen Geruch erinnerte mich lediglich an meine Kindheit, von sommerlichen Fischmärkten oder den Häfen an der Adria.

Und dann gab es das Berliner Schnitzel. Davon hatte ich noch nie gehört. Ein paniertes Stück Kuh-Euter. Die Speise war früher offenbar sehr verbreitet. Natürlich schickte ich ein Foto davon an meine Schnitzel-Whatsapp-Gruppe und als Story auf Instagram, woraufhin mir zahlreiche Kotz-Emojis zugeworfen wurden. Das ist Teil des Spasses. Allerdings ass man früher schlichtweg das ganze Tier von vorne bis hinten. Heute wird das alles in der Wurst versteckt, wo man es nicht mehr erkennt. Ich besitze ein Südtiroler Kochbuch, in dem es Rezepte für Hirn-Nudel und Lungen-Strudel gibt. Meine Mutter ass das oft als Kind. Es ist nachvollziehbar und auch vernünftig, das so zu tun. Damals war das eine Notwendigkeit. Dass man sich allerdings nicht davor ekelte, zeigt aber eine gewisse Wertschätzung für das Tier, das man geschlachtet hat.

Ich würde es trotzdem nicht essen.

Und immer wenn ich mich mit Fleisch beschäftige, bin ich kurz davor, Vegetarier zu werden. Tiere essen ist eigentlich Scheisse. Vor allem waren diverse Perversitäten ausgestellt, beispielsweise der französische Schraubentrichter, mit dem die Leber von Gänsen gestopft wird. Auch lief ein Film über Fische, die so filetiert waren, dass sie noch lebten und sich auf dem Teller bewegen, oder Tintenfische, deren Tentakel sich noch lange bewegen. Immerhin sterben jährlich durchschnittlich sechs Menschen, weil sich die Tentakel im Rachen festsaugen. Ich finde das durchaus gerecht.

[Mi, 21.8.2024 – Alle sind beleidigt, Sommerlook]

Meine Dogwalkerin fragte mich, ob ich ihr eine Bewertung auf Google geben würde. Natürlich mache ich das. Also schrieb ich davon, wie gerne unsere Hündin mit der Gassigang mitgeht und wie wohlerzogen sie mir seit diesen regelmässigen Spaziergängen auch scheint. Die Bewertung ging nicht sofort durch, sondern wurde von Google geprüft. Nur um nach einigen Stunden schliesslich abgelehnt zu werden. Die Begründung lautete, dass meine Bewertung verletzend bzw. anstössig sei. Das Wort „offensive“ kommt mir mittlerweile wie ein Modewort vor. Die ganze Welt fühlt sich plötzlich irgendwie verletzt von irgendjemandem und irgendwas, überall werden Triggerwarnungen hochgehalten. Sicherlich ist das einerseits eine Reaktion auf Internettrolle und unempathische Trottel, aber die Hysterie, mit der sich plötzlich alle beleidigt fühlen, macht mir schlechte Laune.


Unsere Hündin liebt die Ausflüge mit Franzi und der Gassigang. Franzi gibt auch immer brauchbaren Feedback zur Entwicklung und überhaupt habe ich das Gefühl, dass Franzi sie heimlich miterzieht, ich wüsste sonst nicht, warum der Rückruf so gut funktioniert 😀

Ich schickte die Bewertung der Dogwalkerin und fragte, ob sie sich durch den Text beleidigt fühle. Sie fand die Zeilen lustig und nett. Jetzt weiss ich natürlich nicht, wie Google das prüft. Sicherlich filtern sie auf Wörter, würden sie eine AI einsetzen, dann muss das eine unfassbar schlechte AI sein. Oder humorlose Menschen. Meistens sind es auch humorlose Menschen, die von allem Möglichen getriggert werden. Sage ich jetzt mal so.

Ich erhob Einspruch. Mittlerweile wurde die Bewertung freigegeben.

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Woah, am Samstag soll das Thermometer auf 33 Grad steigen. Unser Block im Olympiastadion befindet sich in einem Kessel auf der Sonnenseite des Stadions. Ich habe negative Gefühle, wenn ich an den Samstag denke.

Wie ich neulich berichtete, habe ich neulich die Farbe weiss für mich entdeckt. Mein 30-Grad-Plus-Look sieht so aus (oha, ich sollte den Spiegel putzen):

[Di, 20.8.2024 – Bewerbungen, Onlinedating, Paysex]

Es geht mir heute nicht besonders gut. Ich wachte mit Gliederschmerzen auf und mein Körper war durch eine unangenehme Schicht leichten Schmerzes überzogen. Ich ging trotzdem eine lange Runde mit der Hündin und lief dabei auch etwas schneller um meinen Organismus anzukurbeln. Das half im Moment, aber sobald ich zu Hause war, sackte ich wieder ein. Auch schlafen half nicht. So nahm ich Aspirin und schaute einfach, wie ich durch den Tag komme.

Es ging einigermassen. Am Nachmittag bekam ich allerdings Durchfall. Keine Ahnung woher das jetzt kommt. Vielleicht habe ich einen Apfel nicht richtig gewaschen.

Dafür schrieb ich gestern und heute richtig viele Bewerbungen. Durch eine Funktion in LinkedIn blieben mir viele Stellen verborgen, jetzt entdeckte ich noch Dutzende weitere Ausschreibungen, wovon sich einige durchaus interessant lasen.

Bei der Stellenausschreibung eines grossen deutschen Konzerns muss man für die Bewerbung ein Konto anlegen. Ein Konto. Echt jetzt? Weil ich mir die Chance nicht entgehen lassen wollte, legte ich das Konto natürlich an. Vielleicht siebt man dadurch viele schlechte Kandidaten aus. Kandidaten die zu faul sind oder die Bewerbung ohnehin nicht ernst nehmen.
Da ich selber meist offene Stellen habe, weiss ich um die Qualität der Bewerbungen, vor allem, wenn man Entwickler oder Techniker einstellen will. Die Kandidaten sind zu 90% wirklich unterirdisch. Ich hätte mit einer Vorfilterung wie dieser allerdings Angst einen guten Bewerber wegzusieben, deswegen lasse ich lieber alles auf mich einprasseln.
In meinem letzten Job gab es zwischen den Bewerbungen häufig Dickpics oder auch einfach Nacktbilder von Männern. Dickpics sind auch auf schwulen Datingportalen üblich und viele Männer sind davon genervt. Es ist nicht nur ein Thema für Frauen.

Was ich in meinem Leben wirklichwirklich schade finde, ist, dass ich bereits verheiratet war, als Datingapps auftauchten. Ich glaube, ich hätte richtig Spass an Datingapps. Swipen, schreiben, treffen und Spass haben, bis man jemanden findet, in den man sich verliebt. So geht das im echten Leben ja auch. Man knutscht herum, bis man jemanden findet, bei dem man bleiben will. Aber auf Partys waren Leute oft bereits vergeben und man weiss nie so recht, Menschen haben ja vorlieben zu Körperbau, Haarwuchs und Hobbys, man wird auf einer Party nie weggeswiped (links oder rechts, was war das nochmal?), sondern Leute unterhalten sich dennoch aus Anstand oder Höflichkeit und am Ende geht man enttäuscht und einsam nach Hause.
Jetzt gab es aber eine App, wo auch andere Menschen sind, die knutschen wollen. Das fand ich gut. Und während man so herumknutscht, hat man viel getrunken und viel Sex gehabt und jede Menge über Menschen und sich selbst gelernt. So stelle ich mir das vor.

Aber ich habe viele Bekannte, die online daten. Sie hassen es alle. Sicherlich auch, weil es zum guten Ton gehört, Onlinedating scheisse zu finden. Ich kann dazu allerdings nie etwas Konstruktives sagen, weil mir dazu der Erfahrungsschatz fehlt. Aber ich liebe gute Geschichten und meistens sind es eben gute Geschichten, deprimierende Geschichten zwar, aber gute Geschichten. Jedoch gewinne ich daraus auch die Erkenntnis, dass ich als Frau nie heterosexuelle Männer daten müssen möchte, als Datingspezies klingen heterosexuelle Männer ausnahmslos wie Dumpfbacken. Natürlich habe ich leicht reden, ich date ja nicht, vermutlich wäre ich auch so eine Dumpfbacke.

Vor einigen Tagen las ich ein beachtliches Interview aus SPON mit einer 59-jährigen Sexworkerin. Eine Frau, die sonst einem normalen Job nachgeht. Seit sie sich vor zehn Jahren von ihrem Mann trennte, und sie Tinder eher enttäuschte, beschloss sie, sich für Sex bezahlen zu lassen. Dann schloss sie sich einer Agentur an und mittlerweile ist es ein stabiles Nebeneinkommen geworden. Aber ein Satz beeindruckte mich besonders: sie sagte, sie werde beim Paysex wesentlich besser behandelt als von Männern über Tinder. Nun ist sie sicherlich nicht die Frau, die sich Männer in Autos am Strassenrand aufgabelt, aber ich fand das dennoch eine bemerkenswerte Aussage.

[So, 18.8.2024 – Ventilator, Småland, Gurkensnack, Schnitzel, Sodbrennen]

Die erwartete Horrornacht Nummer 5 wurde dann trotz Pizza und den Drinks gar keine Horrornacht.
Ich griff nämlich auf einen Ventilator zurück, den ich letztes Jahr kaufte. Diesen stellte ich direkt neben das Bett, auf das ich mich unbekleidet legte und liess mich mit Wind bestrahlen. Das war dermassen angenehm, dass ich Glücksgefühle bekam. Mit dieser kühlenden Luft schlief ich sofort ein und wachte erst um 7 Uhr wieder auf.
Meine Smartwatch zeigte zwar einen unruhigen Schlaf an, aber das war mir egal. Ich hatte nicht bis vier Uhr wach gelegen. Um sieben Uhr stand ich mit richtigen Gefühlen der Freude auf.

Gegen Mittag fuhren wir zu Ikea. Wir brauchten Matratzenauflagen und kleinere Dinge. Wenn man übrigens mit Schweden zu Ikea geht, wird man feststellen, dass die die Möbelnamen konsequent falsch aussprechen.

Funfact: Der Kinderbereich mit der Hüpfburg heisst bekanntlich Småland. Das ist den meisten Deutschen als die Provinz in Südschweden bekannt. Småland heisst aber schlichtweg „Kleinland“, was man mit etwas guter Laune durchaus in „Land der Kleinen“ übertragen kann. Für Kinder ist das sehr passend. Offenbar wissen das die meisten Menschen ausserhalb Schwedens nicht. Deshalb möchte ich dieses Wissen den Leserinnen dieses Blogs vermitteln. Kann man ein bisschen angeben.

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Zu Mittag bereitete ich einen Snack aus dem Internet vor. Der Algorithmus bei Insta spült mir oft seltsame Gerichte in meine Timeline. Es scheint, als hätte ich ein grosses Interesse an seltsamen Gerichten wie Tunasteak aus Wassermelone oder eben 10-Minuten-Karottenkuchen. Ich speichere tatsächlich oft solche kleine seltsamen Gerichte ab. Heute machte ich diesen Gurkensnack, der gerade durch das Internet geht.

Man schneidet eine Gurke in feine Scheiben, gibt einen grossen Löffel Erdnussbutter dazu, einen kräftigen Schuss Sesamöl, Sojasauce, Chili Öl, Essig und Sesamkerne. Und dann schüttelt man das Ganze eine Minute lang.
Da ich kein Chili-Öl hatte, liess ich das einfach weg. Und statt der Sesamkerne nahm ich Chia Samen und gepuffte Quinoa.

Das Ergebnis schmeckte solala. Muss ich nicht unbedingt wiederholen.

Am Samstagabend gingen wir mit den Nachbarn von gegenüber zu „Rembrandt Schnitzel“. Das ist ein neues Restaurant im Friedrichshainer Richard Sorge Kiez. Mit den Nachbarn von gegenüber gehen wir mehrmals pro Jahr ins Alt-Wien Schnitzel essen, wenn aber in Friedrichshain ein neues Schnitzellokal öffnet, dann muss das unbedingt getestet werden. Ausserdem waren wir bereits zusammen bei „Rembrandt Burger“ nur ein paar Häuser weiter. Die beiden Lokale gehören offensichtlich und jetzt auch nachweislich zusammen, irgendwie war das nur logisch, dass wir zusammen zu Rembrandt Schnitzel gehen.

Das Schnitzel war dann eher mittelmässig. Aber der Kaiserschmarrn war hingegen bemerkenswert gut. Wenn nicht sogar der beste Kaiserschmarrn, der mir in den letzten zwanzig Jahren untergekommen ist. Auch die Bedienung war super. Sie wirken noch ein wenig unkoordiniert, so war nicht ganz klar, ob der Gurkensalat standardmässig dabei ist, oder ob man ihn dazubestellen muss. Aber ich finde es eher sympathisch, wenn sich die Leute noch finden. Auch hängt noch das Hundeverbotsschild von früher, das ihnen offenbar noch nie aufgefallen war. Sie werden es entfernen.

Am nächsten Tag hatte ich Sodbrennen. Auch meine Frau hatte Sodbrennen. Das habe ich sonst nur wenn ich zu viel esse. Damit meine ich richtig grosse Mengen. So viel, dass man sich vollgestopft hat. Das weiss ich mittlerweile zu vermeiden und gestern assen wir nur je ein Schnitzel und nachher teilten uns zu viert einen Kaiserschmarrn, sowie einen Schoko Lava-Cake.
Trotzdem hatten wir beide heute Sodbrennen. Es liegt vermutlich an der Hitze. Es liegt immer an dieser Scheiss Hitze. Während der Nachspeise begann es zu regnen. Wir sassen draussen unter der grossen Markise und es begann zu regnen. Es gibt weniger schönere Dinge, als an einem Sommerabend mit Freunden unter einer Markise zu sitzen während der Regen niederplätschert.

Und dann kühlte es ab. Am Sonntag war die Temperatur erträglich. Wir putzten die Wohnung. Am Mittwoch bekommen wir Besuch. Am Nachmittag spielte Hertha in Rostock im Pokal. Wir gewannen mit einer ordentlichen Leistung 5:1 und später gingen wir zu Backaro und nahmen einen Aperitiv zu uns. Ich trank allerdings nur einen Fruchtsaft, neuerdings häufen sich die Überlegungen, den Alkoholkonsum runterzufahren. Ich werde im Januar 50. Ich kann nicht immer so weitermachen.