[Sa, 5.8.2023 – Canal Pride]

Das Bett in diesem Hotel ist phantastisch. AUsserdem schlafe ich besser als zuhause. Es gibt ja diesen Begriff Schlafhygiene. Das hat viel mit Ritualen und dem mentalen Zustand zu tun. Vielleicht habe ich zuhause eine schlechte Schlafhygiene.
Vielleicht habe ich aber auch einfach nur ein paar gute Schlaftage, bzw -Nächte.

Heute war die Canal Pride. Meine Firma hat ein eigenes Boot. An der Canal Pride nehmen 80 solche Botte teil. Die ganze Stadt feiert mit. Zehntausende Leute stehen an den Kanälen und in den Häusern und Hausbooten und sie feiern mit. Es ist ein sehr friedliches Spektakel. Es regnet meist in Strömen, es schadet der Stimmung aber nicht. Ich trage ein Unterhemd mit einer Weste, auch ein Jäckchen habe ich dabei. Das Jäckchen verstaue ich am Anfang der Fahrt vorne bei den Bierkästen. Es sind 90 Menschen auf unserem Boot. Alle sind aufgedreht und betrunken, es regnet, es gibt kein Dach, ich bin gespannt, wie ich das Jäckchen am Ende der Feier vorfinden werde.

5 Stunden später beim Leeren des Bootes, finde ich es nicht weit weg von dem Ort, an dem ich es verstaut hatte, allerdings steht ein feiernder Mann mit seinem linken FUss darauf. Das Jäckchen ist durchnässt, aber es ist völlig intakt. Mich freut das.

Wir beschliessen noch zum Dam zu gehen und dort die offene Bühne zu besuchen. Unterwegs verliere ich aber alle meine Begleiter. Als ich am Dam niemanden wiederfinde, merke ich auch, dass ich keine Energie mehr habe. Also laufe ich zum Nieuwmarkt zur Metro. Alles an mir ist nass. Ich laufe mit einem nassen Doppelrip Unterhemd und einer kurzen Hose bekleidet durch die Stadt, in die Ubahn hinein. So würde ich in Berlin wohl eher nicht rumlaufen. Obwohl, es sind ja immer die Umstände.

Am frühen Abend im Hotel merke ich, dass ich kompolett durch bin. Von den 5 Stunden auf dem Boot bin ich auch schwindelig geworden. Wenn ich sitze, schwankt die Welt. Aber ich habe dieses phantastische Bett, in das ich mich legen kann und holländisches Fernsehen schauen.

Und noch ein paar unverschämt gute Selfies von mir.

[Fr, 4.8.2023 – Sneakers, Utrecht]

Im Büro wurde ich zwei Mal anerkennend auf meine neuen Turnschuhe angesprochen. Einer trug sogar das selbe Modell. Es war mir nicht bewusst, dass ich mir einen bekannten Schuh angeschafft hatte.

Die Blasen an den Fersen und die befürchtete Qual für die nächsten Tage, hielt sich in Grenzen. Auf der linken Ferse behalf ich mir mit einem Pflaster, die rechte Ferse hingegen brauchte gar nichts, die Haut war lediglich leicht irritiert. Mein Fussproblem war also erträglich.

Am frühen Abend fuhr ich nach Utrecht, wo ich meine Exfreundin traf. Auch sie wohnt seit zwanzig Jahren nicht mehr in Utrecht, zwischenzeitlich wohnte sie in Burkina Faso, als sie schwanger wurde zog sie wieder zurück in die Niederlande, aber raus aufs platte Land, in den sogenannten Bibelgürtel, im Südosten, im Land zwischen den beiden grossen Flüssen, wo die streng reformierten Kirchen ihr Unwesen treiben. Aber das stört sie nicht, sie kommt aus der Gegend, sie hat genau so viel Recht dort zu wohnen, wie die anderen, sagt sie.

Es ist schon sechs Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Sie hat sich in all den Jahren kaum verändert, und das dachte ich vor sechs Jahren auch schon. Das erste, das sie zu mir sagte war: du bist dick geworden.
Sie lachte dabei aber, sie meinte das nicht böse, sie weiss, dass mich das nicht kränkt, die meisten Menschen finden aber auch, dass ich die eine oder andere Gemeinheit durchaus verdiene. Sie gehört durchaus zu diesen Menschen.

Sie mag ja dünne Männer, mochte sie immer schon, eigentlich komisch, dass wir überhaupt ein Paar waren. Sie war ausserdem immer dicker als ich und ist jetzt immer noch dicker als ich, aber das bedeutete nicht, dass man nicht dünne Männer mögen kann.
Jetzt fiel mir auch wieder ein, dass sie sechs Jahre älter ist als ich, das war mir nie so bewusst, ich bilde mir ein, dass man den Altersunterschied jetzt besser sieht, aber ich vergesse immer, dass ich selber ja auch gealtert bin. Mir machten ein Selfie und stellten fest, dass man den Altersunterschied nicht sieht.
Wir gingen ins Café Belgie. Dort sassen wir damals oft. Auch sie war schon zwanzig Jahre nicht mehr dort. Das Café Belgie hat sich kein bisschen verändert. Nur die Tische sind neu und die Logos auf den Toiletten. Der Rest ist genau so wie früher. Und die vielen Biere gibt es auch immer noch. Mittlerweile sind es mehr als 195. Es ist eine gute Kneipe.

Danach assen wir Pizza an der Oude Gracht. Wir haben uns viel aus unseren Leben zu erzählen, wir zeigen einander Fotos von dies und das. Meine Fotogalerie ist sehr einseitig, sie besteht aus Fotos von meiner Hündin, von meiner Frau und von Essen. Sie zeigt mir Fotos von ihren beiden Kindern. Ich hatte sie beide vor sechs Jahren kennengelernt, jetzt sind sie schon fast erwachsen.

Gegen elf Uhr fuhr ich wieder zurück nach Amsterdam. Das Intercitysystem ist unglaublich effizient. Diese kleinen Intercitys flitzen in 15-Minutentakt von Stadt zu Stadt, Frequenz und Erreichbarkeit ähnelt mehr einem erweiterten S-Bahnsystem, was in einem kleinen, dichtbevlökerten Land wie die Niederlande natürlich wesentlich einfacher ist als in einem grossen Flächenland wie Deutschland. Von Utrecht Centraal nach Amsterdam Centraal fährt man 35 Minuten. Das ist schneller als von Spandau bis nach Köpenick. Es allerdings auch weniger Kilometer.

[Do, 3.8.2023 – Metro, Aufnahme hin, Füsse]

Funfact: Obwohl ich fast zehn Jahre in der Gegend gelebt habe, fuhr ich heute zum ersten Mal mit der Amsterdam Metro.
Mein Amsterdam beschränkte sich offensichtlich auf einen Fahrradradius. Den Flughafen zähle ich jetzt nicht mit, da der Flughafen nur ans nationale bzw internationale Bahnnetz angeschlossen ist. Die Metro ist die Metro.

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Die Aufnahme des Herthfrauen Podcasts ist leider unbrauchbar. Das Mikro der Spielerin war dermassen hart eingestellt, dass die leiser gesprochenen Wortenden oder sogar ganz, leise gesprochene Wörter, ausgeblendet wurden. Es ärgert mich, dass mir das nicht während des Interviews aufgefallen ist. Jetzt müssen wir alles wiewderholen. Sieht blöd aus. Ausserdem sind die Spielerinnen alle im Trainingslager, das wird also etwas dauern.

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Mein linker Schuh ist innen kaputt. Ein Loch im Schuhboden. Ich habe keine Ahnung woher das kam, aber weil ich hier so viel laufe, habe ich mir meine linke Fusssohle total aufgeschürft. Eine Wunde, die sich jetzt auch noch entzündet hat. Heute tagsüber war das in Ordnung, ich humpelte ein wenig durchs Büro, am späteren Nachmittag nahm ich mir aber vor, ein neues paar Schuhe zu kaufen, Sneakers am besten, weil ich in den nächsten Tagen noch viel zu Fuss unterwegs sein werde.

Die Sneakerläden überforderten mich ziemlich. Ich brauchte etwa eine Stunde um ein geeignetes Paar zu finden. Überall lungerten Jugendliche um die schicken Sneakers herum, ich war drei Mal so alt wie der Durchschnitt der Kundschaft, ich hätte vielleicht irgendwo anders hingehen sollen, aber ich griff zu den Nike Air, weil, nunja, ich meine gelesen zu haben, dass die eine weiche Sohle haben. Vielleicht liege ich mit dieser Vermutung auch falsch, aber sie haben eine dicke Sohle und meine alten Schuhe haben eine sehr dünne, ungnädige Sohle, mit der ich neuerdings Fernsenschmerzen bekam.
Nike Air jetzt also, in weiss. Mir hätten auch die Adidas in violett gefallen, aber Adidas ist Union, das trage ich nicht. Nicht, dass ich Markenaffin wäre, aber Adidas ist Union, das trage ich nicht.

Weil ich bei der Auswahl so lange brauchte, war ich fürs Dinner mit meinen Kollegen spät dran. Ich zog meine neuen Schuhe noch im Laden an und steckte meine alten Schuhe in den Karton, den Karton entsorgte ich dann in der Fussgängerzone.

Wir waren in Noord verabredet, das ist die Insel nördlich des Bahnhofs Centraal. Vor zwanzig Jahren war die Gegend dort völlig verwaisd. Hinterm Bahnhof gab es Brachen und Wasser, jetzt haben sie dort eine richtig schöne Promenade mit Fähranlegern und Fahrradwegen gebaut. Dort nahm ich dann die Fähre auf die andere Seite. Mittlerweile merkte ich, dass mir die Nike Airs zu klein sind, ich hatte bereits nach 100 metern gemerkt, dass sich meine beide Fersen sehr an der Hinterseite der Schuhe reiben, ich dachte zuerst nur, dass es an meiner Eile liegt, die schnellen Schritte, die Hast, ich war ja spät dran und rannte die zehn Minuten zur Fähre. Aber als ich dann mit den brennenden Fersen in den engen Schuhen am Tisch sass, merkte ich, dass die Sneakers vermutlich ein Fehlkauf waren. Es ärgerte mich. Man sollte nicht 150€ ausgeben, wenn man wenig nachdenkt. Jetzt habe ich eine Wunde an der linken FUsssohle und zwei aufgeschürfte Fersen. Ich bin gespannt, wie ich das die nächsten drei Tage manage. Ich sehe es schon so kommen, dass ich mir Sandale kaufen muss.

[Mi, 2.8.2023 – Ride, Flug, Centraal]

Ich fuhr dann in einem schmutzigen Ride-Auto nach Schönefeld, stand da wieder ewig an der Security an und sass dann fast zwei Stunden lang in einem Flugzeug, das bei defekter Klimaanlage und 50 Grad Innentemperatur nicht starten durfte, weil in Amsterdam das Wetter dermassen windig ist, dass die Flugzeuge nur sehr ausgewählt landen durften.
Die Klimaanlage funktionierte allerdings, sobald die Engines starteten, wie uns versprochen wurde.

Danach war also alles gut, trallala, mann, ich hatte zwischendurch Gefühle, die mich an Panik denken liessen und ich dachte: kein Sauerstoff, Saunatemperaturen, bitte stirb nicht, bleib jetzt bloss ruhig, das geht schon vorbei, so heiss ist es gar nicht und atmen kannst du eigentlich ja auch, und dann kam es auch so, ich konnte ja atmen.

Mein Kollege und ich sind dann direkt ins Hotel. Wegen der Canal Pride sind die Preise in der Stadt astronomisch hoch, also hatten wir uns beide ein Hotel am Omval gebucht, weit ausserhalb, aber immerhin gut angebunden, ein schönes, gut designtes Hotel mit fantastischem Badezimmer und einer wunderbaren Aussicht aus dem 11. Geschoss über, nunja, über ein Gewerbegebiet und einem Baumarkt.

Nach der Ankunft schnitt ich noch an dem Podcast der Herthafrauen weiter, mein Kollege fuhr inzwischen in die Stadt, Einkäufe tätigen und er würde sich mit seinem Date in ein Restaurant setzen, von da aus würde er mir seine Location schicken. Das ist immer lustig, wenn man mit schwulen Männern verreist, schwule Männer haben immer Dates.
Wir trafen uns also später bei einem Italiener am Nieuwendijk und hatten ein sehr unterhaltsames Abendessen, nachher gingen wir noch ins Prik, eine der bekannten Schwulenbars an der Spuistraat. Ich trank niederländisches Witbier und wir unterhielten uns über Sex, vor allem über Sex unter Heteros und über Sex unter Homos.

Um Punkt 12 betrat ich mein Hotelzimmer. Etwas zu betrunken bereits. Morgen werde ich lange Meetings haben und der morgioge Abend wird wieder lange werden.

[Di, 31.7.2023 – Calls, Hertha, Podcast, Frauenmannschaft]

Zwischen 10 und 13 Uhr reihten sich drei einstündige Calls hintereinander ein.

Der erste dauerte 20 Minuten.
Der zweite fiel aus.
Der dritte dauerte 7 Minuten.

Diese gewonnene Zeit. Ich wusste gar nicht, was ich damit anfangen sollte, also trank ich erstmal Kaffee.

Am Abend fuhr ich zu Hertha in die Geschäftsstelle an der Hans Braun Strasse. Wir hatten einen Interviewtermin mit einer Spielerin aus der Frauenmannschaft bekommen. Es würde unsere erste Podcastfolge sein. Dummerweise haben wir die Mikros ohne Kabel bestellt, da sich diese speziellen Kabel nicht auf die Schnelle besorgen liessen, mussten wir improvisieren. Inis kaufte schnell ein zweites USB Mikrophon und wir verwendeten daher das wackelige Setup, das wir am Dienstag getestet und als nicht ausreichend bewertet hatten.

Vor Ort wurde ich nicht müde zu sagen, dass die Technik heute improvisiert sei, das schien die Spielerin und die Angestellten aber nicht zu stören. Das Interview lief gut, ich werde einiges zusammenschneiden müssen, das werde ich in den nächsten Tagen in Amsterdam tun, statt abends an der Hotelbar zu sitzen.

Nach der Aufnahme redeten wir noch eine Weile in unserem vierköpfigen Podcastteam. Bereits während der ersten Aufnahme waren uns einige Dinge aufgefallen, die wir beim nächsten Mal anders machen sollten, vor allem über die Struktur, also Kategorien, auch Fragekategorien, Spielerinnensteckbrief, das Ding mit der Playlist usw. Ich glaube, das ist ein Prozess. Wir beginnen einfach mit einem Intro, einer Vorstellung und dann Fragen. Und wir schauen von Folge zu Folge, was gut geht und was besser gemacht werden muss.

[Mo, 31.7.2023 – orange]

Heute bezog ich mein neues Büro. Ich komme eigentlich ja aus einer Firmenkultur, in der, bis auf die Personalabteilung, niemand ein eigenes Büro hat. Ich bin es gewohnt, zwischen den Leuten zu sitzen, in Verbindung zu bleiben undsoweiter. Seit ich ein eigenes Büro habe, verliere ich diese Verbindung, zu den neuen Leuten habe ich nicht mehr die Verbindung wie zu den Leuten, mit denen ich noch zusammensass. Aber ich sitze ständig in Calls und wenn nicht, dann sitze ich in meist vertraulichen Zweiergesprächen. Weil ich eigentlich nur noch in dem kleinen Meetingraum sass, bauten mir die Jungs irgendwann klammheimlich meinen alten Arbeitsplatz ab und nutzten den Schreibtisch anderweitig.
Jetzt bin ich von dem kleinen Büro in ein grösseres gezogen. Weil ich ständig Leute bei mir habe, die keinen Platz haben. Ich habe ein grosses Sofa und könnte Basketball darin spielen. Keine Ahnung, warum ich gerade auf Basketball komme, aber das Bild kommt mir richtig vor.

Die Hündin hat viel Platz. Ich habe mehrere Liegemöglichkeiten für sie im Raum verteilt, damit sie sich einen Ort suchen kann, an dem sie sich wohl fühlt. Sie liegt dann aber zwischen meinen Füssen.

Die Wand hinter mir war schwarz. Aber weil meine Haare schwarz sind, mein Bart schwarz ist und meine Kleidung meist schwarz ist, hatte ich Angst in den zahlreichen Calls mit dem schwarz zu verschmelzen. Also liess ich die Wand hinter mir orange streichen. Wegen der Wärme, wegen Optimismus, gute Laune. Jetzt sitze ich davor und meine Webcam kompensiert das intensive orange indem sie den allgemeinen Farbton etwas runterkühlt. Meine Haut hat einen leichten Blaustich, ich sehe nicht sehr gesund aus.

Ich werde ein grosses Bild malen und es hinter mir aufhängen.

[bis So, 30.7.2023 – egaligkeit]

Ich bin derzeit etwas outputlos. Das liegt hauptsächlich an sowas wie einer Bluesigkeit, die mich gerade überdeckt. Ich weiss nicht einmal woher das kommt, üblicherweise kann ich sowas durchaus etwas bestimmten zuordnen. Zur Zeit überhaupt nicht. Fast alles zieht mich momentan runter und wenn es mich nicht runterzieht, dann macht es mir wenigstens keine Freude. Es geht gerade alles so dahin: Freitag machte ich dies und das in der Firma, zu Feierabend sassen wir zusammen und assen Hotdogs, später zuhause bestellten wir uns Sushi und schauten eine Serie, Samstag fuhren wir einkaufen, abends war ich zum Essen verabredet, danach schlief ich schlecht, Sonntag machte ich zwei lange Spaziergänge mit Frau und Hund, wo wir sehr gut über wichtiges Sachen geredet haben, aber dennoch komme ich der ganzen Egaligkeit nicht auf den Grund. Ja, es ist so eine Egaligkeit in mir, es gibt gerade nichts am Horizont, auf das ich mich freue, auch wenn ich mich sehr auf die Reise nach Longyearbyen im Oktober freue, ist die Freude, die ich derzeit verspüre, eher technischer Natur, ich freue mich, weil ich mich schon so lange darüber freue, es ist aber keine Freude, wie ich sie bei der Buchung der Reise empfand, oder wie sie mich schon seit Jahren begleitet. Und Hertha, hör mir auf mit Hertha, seit dem Abstieg will die Freude nicht mehr zurückkommen, eigentlich war auch die ganze letzte Saison keine wirkliche Freude da, der Abstieg hat alles nur noch egaliger gemacht. Als ich merkte, dass ich wegen meiner Verabredung am Samstag das Spiel nicht sehen würde, dachte ich mir isshaltso mirdochegal, als ich während des Essens auf das Ergebnis schielte und die 0:1 Niederlage sah, empfand ich das gleiche Gefühl, eine Egaligkeit, lass es bloss nicht an dich ran. Ranlassen, vielleicht will ich nichts ranlassen, hört sich nicht gesund an, aber warum soll ich eine Niederlage in der zweiten Liga auch an mich ranlassen. Nächsten Freitag werde ich das Spiel verpassen, weil ich in Amsterdam bin. Und es ist mir egal. Vielleicht bin ich verabredet und vergesse das Spiel, vielleicht habe ich aber keine Lust auf Gesellschaft und betrinke ich mich alleine an der Hotelbar, oder mit dem Telefon auf dem Zimmer. Zu allem Überfluss schnitt ich mir heute auch noch beim Salatschneiden in die Handfläche.

[Mi/Do, 26./27.7.2023 – Körperfülle, Sommer, Podcasttechnik]

Lange Tage. Eigentlich sollte ich meinen Job auf eine Weise gestalten, dass es auch ohne mich geht. Davon bin ich offensichtlich gerade weit weg. Zudem muss ich nächste Woche wieder nach Amsterdam, es wird vermutlich vieles liegenbleiben und neues dazukommen, und dann habe ich auch noch wieder zugenommen, bin wieder an der Oberkante meines Gewichtes, da kommen Tage in Hotels, Restaurants und Bars nicht sehr gelegen, ausserdem hat meine Firma nächsten Samstag ein Boot auf der Canal Pride in Amsterdam, ich werde natürlich nüchtern mitfahren und nichts vom Buffet essen. Am Dienstag auf Herthas Geburtstagsparty sagte eine Freundin aus dem Fanclub zu mir: „Hey, dick bist du geworden.“ Es war nicht schlimm, es war sogar die Ausgangslage zu einem sehr unterhaltsamen Gespräch, ich finde es ja gar nicht schlimm dick zu sein, ich finde Körperumfang auch bei anderen Menschen ziemlich irrelevant, wenn es ums Begehren oder auch Schönheit geht, aber ab einem gewissen Grad beginne ich, meine Körper vor mir her zu schieben, ich fühle mich wie ein Knödel, alles Pfff und Wwww, ich fühle mich aufgedunsen, die ganze Motorik wird träge, ungelenk, vermutlich sehe ich mich innerlich als Tänzer. Es ist ein Ungleichgewicht.

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Dieser verregnete Sommer. (Kann ewig so bleiben).

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Am Mittwoch war ich bei einer Fanclubfreundin um das Equipment für den Podcast der Herthafrauen zu testen. Die Herausfoderung ist es, 4 Menschen mit 4 Mikrophonen gleichzeitig aufnehmen zu können. Das geht mit teurerer Hardware bzw sogenannten XLR Mikros und einem Mischpult, aber bevor viel Geld in das Projekt gesteckt wird, wollten wir es mit den verfügbaren Mitteln probieren, also über USB mit einem Laptop, es gibt offenbar Workarounds, damit man auch über die USB-Schnittstelle mit mehr als einem Mikrophon aufnehmen kann. Ich besitze mehrere USB Mikrophone und meine Freundin hat sich auch eines gekauft, wir mussten im Laufe des Abends allerdings feststellen, dass man mit USB lediglich zwei Personen gleichzeitig aufnehmen kann. Mehr geht technisch nicht. Das hätte ich auch vorher wissen können, wenn ich mich etwas genauer belesen hätte.
Wir werden uns weiter aufschlauen. Am Donnerstag bekamen wir von anderen Podcasterinnen Tipps für günstige XLR Mikrophone und ein günstiges, kleines Mischpult, das für Gesprächsaufnahmen vollkommen ausreichen soll. Wir werden uns morgen einlesen.

[Di, 25.7.2023 – Herthas Geburtstag am Arkonaplatz]

Am Abend feierten wir Herthas 131. Geburtstag am Arkonaplatz. Der Fussballverein wurde am 25.7.1892 gegründet. Die Geschichte besagt, dass die zwei gründenden Brüderpaare auf einer Bank am Arkonaplatz sassen und den Beschluss fassten, einen Fussballverein zu gründen. Kurz davor waren sie mit dem Ausflugsdampfer namens „Hertha“ über die Havel geschippert und deshalb wählten sie diesen Namen. Vor vier Jahren trafen wir uns zum ersten Mal auf dem Platz um das zu zelebrieren. Jedes Jahr stiessen mehr Menschen dazu. Jetzt ist es eine Tradition.

[Mo, 24.7.2023 – zurück im Büro]

Der erste Tag wieder im Büro. Alles sagen, ich sähe so erholt aus. Das ist schön. Vermutlich liegt es aber nur an der feschen, schnittigen Frisur. Ich versuche den Tag langsam anzugehen, indem ich durch die Emails scrolle, aber innerhalb zwei Stunden hatte ich bereits drei Mitarbeiterinnen bei mir im Büro. Es gibt immer was. Üblicherweise frage ich nach meiner Rückkehr immer: was muss ich als erstes wissen. Das war heute nicht nötig.

Es wurde ein langer Tag. Mehr habe ich nicht zu berichten.