[Dienstag, 17.1.2023 – Bowling, Allyoucaneat]

Am Nachmittag ging ich mit einem der Teams zum Bowling. Es ist das dritte Mal, dass ich bowle. Der erste Wurf ging in die Hose, aber nachdem man mir erklärte, wie ich die Kugel werfen musste, gewann ich alles.

Nachher fuhren wir nach Lichtenberg ins Viktoria Center, dort gibt es ein All-You-Ca-Eat Asiarestaurant. Das Lokal befindet sich in der Mall und es sieht innen auch so aus, es ist riesig, ein bisschen billig eingerichtet und es finden mehrere Geburtstagsfeiern statt. Es ist eine eigenartige Wahl um mit dem Team zu essen, das Lokal wurde von dem einzigen Berliner am Tisch ausgewählt. Anfangs beschwere ich mich darüber. Berlin ist schliesslich vollgespickt mit kleinen, liebevollen Lokalen, es ist fast ein Aushängeschild dieser Stadt, da geht man doch nicht mit einem Team von Neuberlinern in eine Mall zum All You Can Eat Buffet.
Aber ich liebe bekanntermassen den beiläufigen, öden Charme liebloser Malls. Meine Beschwerden hören sehr schnell auf.

Ein paar Tische weiter feiert eine Grossfamilie aus dem Balkan Geburtstag und sie zünden kleine Feuerwerke an. Zwar keine Böller und keine Raketen, aber mittelgrosse Funkenfontänen. Das personal gerät in Aufruhr, die Mitglieder der Grossfamilie versteht die Aufregung nicht. Ist ja bloss Geburtstag.

Dann All You Can Eat. Eigentlich sollte man mich nicht in ein All You Can Eat reinlassen. I can sehr viel eaten und kann mich nur sehr schwer ausbremsen. Auf dem Nachhauseweg passe ich gerade noch so in meine Jacke. Atmen geht aber bereits schwer.

[Montag, 16.1.2023 – Christine Lambrecht, Saugroboter aufschrauben]

Im Sommer treffe ich meine Frau oft an der Nordwestecke des Frankfurter Tors. Erst letzten Sommer fiel mir auf, dass dort im Säulengang immer Polizisten herumlungern. In meinem alten Kiez gab es das auch schon. Dort wohnte der damalige Innen- und auch Verteidigungsminister De Maizière.
Es gab ja zu Silvester dieses Video, in dem Christine Lambrecht an der Nordwestseite des Frankfurter Tores stand und verworrene Dinge über das Jahr 2022 sagte, während hinter ihr der Böllerkrieg in den Nachthimmel ging. Jetzt verstehe ich, dass sie es ist, die dort wohnte. Ich stelle mir das nach einer Flasche Sprudelwein so schön einfach vor: Hach, Schatz, stell mal den Sekt weg, lass mal kurz die Schuhe anziehen, hier nimm mein Handy, ich werde für unser Land eine Rede halten.

Jetzt ist sie weg. Ich kenne sie nicht, aber es ist nicht besonders schmeichelhaft, was man über sie berichtet. Was mich aber wirklich interessiert: werden die Polizisten jetzt auch gehen? Oder gibt es als Exministerin noch einen verlängerten Personenschutz?

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Der Saugroboter verweigert neuerdings seinen Dienst. Er fährt drei Minuten und beschwert sich danach darüber, dass die Hauptbürste verknotet ist. Damit schaltet er sich aus und wartet. Mittlerweile haben wir die Bürste gründlich entknotet, aber der Roboter beschwert sich weiterhin über das gleiche Problem. Nach drei Minuten hört er auf. Ein kurzer Blick ins Internet verrät uns, dass wir nicht die einzigen mit diesem Dreiminutenproblem Problem sind und das Problem natürlich nicht bei der Hauptbürste liegt, sondern beim eigentlichen Antriebsmotor unter der Haube. Der Antriebsmotor muss gereinigt werden. Wir überfliegen schnell ein paar Youtubevideos und merken, dass die Aktion etwas Zeit und Konzentration von uns einfordern wird.

Heute verständigten meine Frau und ich uns darauf, dass wir uns am Abend der Sache widmen wollten.

Am Abend fanden wir dann ähnliche Probleme wie das Unsere im Netz und ein Video von zwei Männern, die genau unseren Saugroboter vor der Kamera aufschrauben.
Um die Geschichte abzukürzen: die beiden Männer erklären sehr genau jedes Detail. Um zum Antriebsmotor zu gelangen, muss man zuerst viele andere Teile in der Richtigen reihenfolge auseinandernehmen. Als sie zum Schluss des (langen) Videos fast bis zum Antriebsmotor kommen, erklären sie, dass es sehr umständlich sei, diesen freizulegen und sie es deshalb nicht mehr machen würden. Auch weil man den Antriebsmotor ohnehin nicht anfassen solle, etc.

Ich schraubte bereits seit zwei Stunden daran. Meine Frau reinigte alle Einzeteile. Links und rechts von mir türmten sich Schrauben und Einzelteile, die richtige Reihenfolge war wichtig, ich hatte wenig Zutrauen, den Roboter wieder korrekt zusammenzubauen. Insofern war ich jetzt einigermassen enttäuscht.

Allerdings wüsste ich gar nicht, was ich mit dem Antriebsmotor anstellen würde, wenn ich ihn in der Hand hielte, ich ging davon aus, dass ich es verstehen würde, wenn ich ihn in der Hand hielt. Auf Reddit schrieben die Leute, dass man ihn säubern müsse. Das waren aber auch die Leute, die den Motor in 5 Minuten ausgebaut hatten. Zugegebenermassen sprachen sie von einem anderen Modell als unserem, in dem der Antriebsmotor direkt unter dem Akku lag. Unser Modell war wohl ganz anders gebaut.

Also beschloss ich, den Roboter wieder zusammenzuschrauben und hoffte darauf, dass die Reinigung der Einzelteile das Problem beheben würde.
Den Roboter zusammenzubauen geht wesentlich schneller, in einer halben Stunde war ich damit fertig. Es blieben allerdings 5 Schrauben übrig. Ich beschliesse die Schrauben zu ignorieren, der Roboter wird auch ohne sie funktionieren.

Die Geschichte hat eine Pointe. Der Roboter liess sich anschalten und begann zu saugen, aber: er fuhr jetzt rückwärts. Ich muss irgendwas umgekehrt eingebaut haben. Natürlich weiss ich nicht wo. Vermutlich muss ich ihn wieder komplett öffnen.

Zum Schluss wollte ich wissen, ob ich immerhin das Dreiminutenproblem lösen konnte. Aber bis zur dritten Minute komme ich gar nicht, er hört jetzt schon nach einer Minute Rückwärtsfahrt auf und beschwert sich über den Bumper. Der Bumper ist das bewegliche Teil, mit dem er Widerstände entdeckt. Er beschwert sich darüber, dass der Bumper festsitzt und empfiehlt mir tatsächlich, mit dem Fuss gegen den Bumper zu stossen. Das erste Mal hilft es nicht, vielleicht habe ich zu sanft getreten, es hilft aber auch nicht, ihn fester zu treten.

Ich könnte jetzt treten. Fest treten. Sehr fest treten, fester und fester. Meinen Gefühlen tut das gut.

[Sonntag, 15.1.2023 – Zecken (Hundecontent)]

Auf dem Tier finden wir bisher keine Zecken vom gestrigen Ausflug. Sie hatte sich allerdings am Mittwoch, beim Spaziergang mit der Dogwalkerin, welche eingefangen. Eine von den beiden Spinnentieren ist auf das Sofa gefallen und wurde nicht mehr gefunden. Meine Frau saugte das Sofa aus, aber es ist schwierig zu sagen, ob der Blutsauger jetzt noch im Sofa lebt oder in der berliner Kanalisation.

Zecken. Die gehörten nicht zu meiner Lebensplanung. Aus Kindheitstagen kenne ich den Spruch: wer seinen Hund liebt muss auch seine Flöhe lieben. Auf Flöhe hatte ich mich also eingestellt, aber nicht auf Zecken. Unsere Hündin hat zudem schwarzes Fell. Dichtes, flauschiges Fell. Eine Zecke wird man dort niemals sehen können. Deshalb ging ich zur Tierärztin und kaufte sogenanntes Simparica. Das ist eine Tablette, die man dem Tier einmal pro Monat gibt. Wenn eine Zecke sich daraufhin mit dem Blut des Tieres vollsaugt, stirbt sie. Es ist eine Chemiebombe. Aber lieber Chemie als Borreliose oder die zahlreichen anderen -liosen, die Zecken an Hunde übertragen.

Sie verträgt das Simparica gut. Wir gaben es ihr bereits im Mai und im Sommer, bei unseren Schwedenurlauben. In Schweden lebt sie ja sozusagen im Wald und sie schnüffelt ständig im hohen Gras herum, die Zecken lieben sie. Einmal zogen wir einen dieser Blutsauger von ihrem Augenlid. Die Viecher sind überall.

Flöhe hatte sie aber noch nie.

[Sonntag, 14.1.2023 – Schlaubetal, Komoot, Interview with a vampire]

Wir fuhren ziemlich spontan ins Schlaubetal. Das ist ein Naturschutzgebiet westlich von Eisenhüttenstadt. Unsere Nachbarin kommt aus der Gegend und empfahl uns verschiedene Routen auf Komoot. Weil alle anderen Planungen für den Samstag ausgefallen waren, fuhren wir los. Auch die Nachbarin von gegenüber kam mit. Also nicht die Nachbarin aus Eisenhüttenstadt, sondern unsere Freundin von gegenüber. Sie ist eine sehr erfahrene und ausdauernde Spaziergängerin. Die geplante Route mass nur etwa 7km, die Nachbarin läuft in der Regel die doppelte Strecke.

Also Schlaubetal. Man fährt ziemlich genau 90 Minuten bis zur Bremsdorfer Mühle. Auf Komoot wird die Wanderung als wildromantisch bezeichnet. Der Begriff ist vielleicht etwas abgelutscht, aber es beschreibt doch ziemlich genau den Abschnitt des Schlaubetals, durch den wir liefen. Ein kleiner, etwas modriger Fliess, der durch umgefallene Bäume und steilen Ufern durchzogen ist. Der Weg läuft direkt am Wasser entlang, man befindet sich also regelrecht in einem Tal.
Im Sommer tragen die Bäume zwar Blätter, ich fürchte daher, dass es im Sommer nicht so „wildromantisch“ ist, weil man aufgrund des Grüns nicht so weit schauen kann. Im Winter kann man immer das Tal mit seinen Ufern und der morastigen Flora überblicken. Das fand ich sehr speziell schön.

Üblicherweise verwende ich die App OSMAND, wenn ich in der Wildnis bin. OSMAND hat sehr detailiertes Open Streetmap Kartenmaterial, sie hat mir schon oft abgelegene Pfade angezeigt, die man mit blossem Auge kaum noch finden konnte. Vor allem bei Schnee oder schlicht Pfade, die längst verwachsen waren. Auch wenn Pfade verwachsen sind, sind es dennoch immer Pfade, die Sinn machen, es hatte schon einen Grund, warum es mal ein Pfad war, Pfade führen immer um Moore oder komplett unwegsames Gelände herum. Und vor allem: sie führen irgendwo hin. Heute half die App aber nicht. Die Kartendaten für den Bereich, in dem wir wanderten, zeigten keine Wege an, sogar grössere Seeen wurden nicht angezeigt und erst recht nicht die von mir geschätzten abgelegenen Pfadangaben.
Also kaufte ich kurzerhand das Kartenmaterial von der Komoot-App. Ich verwende die App schliesslich regelmässig und sie hat sich oft als nützlich erwiesen, vor allem bei der Planung oder Empfehlung von Routen. Ich redete mir ein, dass es an der Zeit ist, mich dankbar zu erweisen, ausserdem ist es eine Firma aus Potsdam, lokale Wirtschaft und so.
Die Karten von Komoot halfen uns dann auch wirklich gut weiter. Es gibt auf der Route ein paar Stellen die sehr schlecht markiert sind und vor allem gerieten wir in ziemlich ungutes Gelände, auf dem ein dutzend Bäume über einen, offensichtlich nicht mehr unterhaltetem Weg gestürzt waren. Dort mussten wir improvisieren. In absoluter Zeckengegend.
Die Hündin liebte die Wanderung.

Am Abend zuhause waren wir alle kaputt.

Wir schauten die Neuverfilmung von „Interview with a Vampire“ als Serie. Ich kann mich noch an den Film vor dreissig Jahren erinnern. Den Film mochte ich damals sehr, auch wenn ich mich nicht mehr an viele Details erinnern kann. Eindrücklich blieb die verantwortungslose Verwandlung von Kirsten Dunst in einen Vampir. Kirsten Dunst damals als kleines, bösartiges Mädchen. An dem Film mochte ich, wie es als epische Lebensgeschichte angelegt war. Diese komplizierte Beziehung, die sich über Jahrhunderte zog.
Die Serie erhielt einen anderen Zeitrahmen. Das Interview ist in 2021 angelegt und die Geschichte beginnt 1910 in New Orleans. Der Film und das Buch hingegen in 1791. Aber das ist egal.

Es fesselt uns aber nicht besonders. Nach zwei Folgen machen wir erstmal Schluss.

[Freitag, 13.1.2023 – Wintersonne, Jennifer Coolidge, Milf]

Inmitten des regnerischen und wolkenbehangenen Januargraus, öffnete sich heute ein mehrstündiges Sonnenfenster über Berlin. Die Hündin und ich liefen gerade durch den Park und staunten. Ich hielt mein Gesicht in die Sonne, schloss die Augen und fing ein paar Glücksgefühle ein.

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Jennifer Coolidge gewann vorgestern einen Golden Globe für die Darstellung dieser bemerkenswerten, alten Frau aus „The White Lotus“.

Was viele nicht wissen: Jennifer Coolidge war die erste Frau in der Popkultur, die als MILF bezeichnet wurde. Sie spielte 1999 die Mutter eines Teenagers in American Pie und sorgte dort für sexuelle Erweckungsphantasien bei den Mitschülern ihres Sohnes.

Das gehört zu meinem riesigen Schatz an belanglosen Wissen, aber ich finde, dieses Detail gehört geteilt.

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Wintersonne ist eine wirklich schöne Sache.

[Donnerstag, 12.1.2023 – glühendes, kleines Bauklötzchen im Bruttoinlandsprodukt]

Heute habe ich nicht viel zu berichten. Bin immer noch happy mit den Knochenschall Kopfhörern und ich war mit der Hündin im Büro. Viele produktive Dinge auf Arbeit geschafft und am deutschen Bruttoinlandsprodukt beigetragen. Abends sass ich zuhause vorm Fernseher, ass eine phantastische Bowl mit Restgemüse und fühlte mich wie ein leuchtendes, kleines Bauklötzchen im deutschen BIP. Eine super Sache ist das.

[Mittwoch, 11.1.2023 – Knochenschall, Pizza]

Dann habe ich Knochenschallkopfhörer gekauft. Weil ich sie in den Regal bei Saturn nicht finden konnte, fragte ich einen Mitarbeiter danach. Der sagte: bittewas? Kopfhörer, die den Schall über den Knochen transportieren? Hat er noch nie davon gehört. Er rief den Spezialisten für die Audioabteilung herbei. Der kannte sich aus und zeigte mir das Fach mit den drei Kopfhörern. Ich fand das phantastisch. Nach kurzer Beratung kaufte ich das wasserdichte Modell für 99€

Es ist nun nicht so, dass der komplette Schall über die Knochen transportiert wird. Wenn ich mir die Finger in die Ohren stecke, verschwinden vor allem die Höhen, diese werden offenbar immer noch über das Trommelfell geschmuggelt, es sind also eher die Mitteltöne und der Bass, die, so gut es geht, auf den Schädelknochen übertragen werden. Aber eben nur zum Teil.
Das ist nicht schlimm, wichtig ist mir, dass ich jetzt keine Stöpsel mehr im Gehörgang tragen muss. Meine Ohren mögen das nicht, es ist ständig was los in meinen Ohren. Kleine Entzündungen, Trockenheit, Aufgerautheit. Ich gebe den In-ear Kopfhörern die Schuld. In ein paar Wochen were ich sehen, ob ich richtig lag.

Abgesehen davon gibt es noch zwei andere Vorteile: zum einen wird das Trommelfell entlastet. Ich höre seit Teenagertagen gerne laute Musik über Kopfhörer. Trotz ständiger Warnungen aus Fernsehen und dem Mund von Erwachsenen, ist mein Hörsinn immer noch ziemlich gut intakt, aber es schadet nicht, das Trommelfell in Ruhe zu lassen. Im besten Fall habe ich noch ein paar Jahrzehnte vor mir, es lebt sich besser mit gutem Gehör.
Und der zweite Vorteil ist, dass man den Verkehr besser wahrnimmt. Auf dem Fahrrad höre ich immer laute Musik. Das ist nicht besonder klug, aber leise Musik hört man eben nicht so gut. Durch die Knochenschalltechnik ist das Ohr praktisch offen und es gibt nichts, das weggefiltert wird. Falls ich noch ein paar Jahrzehnte vor mir haben will, kann es nicht schaden, beim Radfahren die Umgebung besser wahrzunehmen.

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Am Abend treffe ich mich mit Frau Modeste im Due Forni auf eine Pizza. Wir haben uns schon ewig nicht mehr alleine getroffen. Früher gingen wir ständig zu zweit aus, mittlerweile fast nur noch mit unseren Ehepartnern oder mit anderen Freunden. Wir rätseln darüber woran das liegt. Zum einen sicherlich an Corona, aber auch ein bisschen am Alter. Und bei mir liegt es auch an der Hündin. Abends um 9 werde ich neuerdings immer müde und spiele mit dem Gedanken mich ins Bett zu legen um ein Buch zu lesen. Vom Buch lese ich dann zwei Zeilen und schlafe ein. Morgens zwischen 5 und 6 bin ich dann wieder hellwach. Ich gehe überhaupt nur noch selten abends weg.

Auch im Due Forni war ich schon ewig nicht mehr. Früher war ich da auch fast jede Woche. Es muss ein anderes Leben gewesen sein.

[Dienstag, 10.1.2023 – Nachbarnsex, well-groomed beard, Spaziergang]

Die Nachbarn hatten heute Nacht lange Sex. Ich finde es immer gut, wenn Menschen Sex haben und es stört mich auch nicht, wenn ich es höre. Aber anderthalb Stunden lang, sehr auditives Stöhnen, mitten in der Nacht, war ungewöhnlich viel. Gegen Ende hin wurde sogar die Hündin genervt. Auf der anderen Seite der Schlafzimmerwand klang es in der letzten Viertelstunde so, als würde ein Tier sterben. Die Hündin knurrte. Ich bekam sie nicht beruhigt.

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Am Vormittag hatte ich einen Termin bei meiner Friseurin. Sie machte auch meinen Bart. Im Laufe des Tages wurde ich drei mal darauf angesprochen, dass mein Bart so schön sei. Er sei so well-groomed. Das ist mir noch nie passiert. In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen, dass ich mit vielen schwulen Männern arbeite und es bei uns auffällig viele gut gepflegte Bärte gibt als würde es zum guten Stil gehören. Mir ist der Bart gerade eher etwas zu kurz, aber mit einen well-gegroomten Bart durch Berlin zu laufen, kann ja nicht schlecht sein.

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Am Nachmittag ging ich mit der Nachbarin und dem Hund spazieren. Nicht mit der Nachbarin, die Sex hatte, sondern mit der Nachbarin aus dem Nebenhaus, die am Sonntag mit ihrer Familie bei uns war und manchmal mit dem Hund Gassigehen wollte. Wir spazierten fast zwei Stunden lang durch durch die Parks im nördlichen Friedrichshain und redeten über Hunde, über das Leben und über Brandenburg.

[Montag, 9.1.2023 – Weltlage in der Küche, Knochenschallkopfhörer]

Am Mittagstisch im Büro sassen heute ein dutzend Menschen. Brasilianerinnen, Türkinnen, Iranerinnen, Russinnen und ein Amerikaner. Zuerst ging es um Bolsonaro, dann Erdogan, dann den Mullahs, Putin und den Trumpismus. Alle redeten miteinander. Nach einer Stunde hatten wir eine Stimmung, die der Weltlage glich.
Zwischendurch setzte sich auch ein Serbe an den Tisch. Er beteiligte sich nicht an das Gespräch. Serbische Probleme wirken derzeit merkwürdig belanglos. Aber er hatte sich einen phantastisch riechenden Eintopf zubereitet.

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Heute las ich zum ersten Mal von Knochenschallkopfhörern. Kopfhörer, die den Schall über den Schädelknochen zum Hörorgan transportieren und nicht über das Trommelfell. WTF. Wie konnte das nur an mir vorbeigehen. Ich muss das sofort testen.

[Sonntag, 8.1.2023 – Tierbesuch, Bondagekeller]

Heute bekamen wir Besuch von einer Nachbarsfamilie. Durch unsere Hündin sind wir vor mehreren Monaten mit einer Familie aus dem Nachbarhaus in Kontakt getreten. Es war in meiner Wahrnehmung vor allem die Tochter, die sich von Anfang an sehr angetan von unserem Welpen zeigte. Anfangs dachte ich einfach es sei eines von den vielen Mädchen die das flauschige Tier streicheln wollen, aber das Mädchen blieb sehr beharrlich. Im Laufe der Zeit bot die Mutter auch an, mit der Hündin Gassi zu gehen und so kam es nun dazu, dass wir vorschlugen, uns besuchen zu kommen, damit das Tier sie besser kennenlernt und Zutrauen gewinnt. Die Hundin ist sehr auf ihr Rudel fixiert, also auf uns beiden Menschen, und lässt sich nur sehr ungerne davon trennen. Wenn wir sie für Gassigänge weggeben wollen, empfiehlt es sich, dass sich Tier und Mensch besser kennenlernen.

Das machten die Hundeprofis bisher immer so: zuerst das Tier zuhause besuchen und danach auf einen gemeinsamen Spaziergang gehen.

So sassen wir am Nachmittag eine ganze Weile zusammen, tranken Kaffee, die Kinder spielten mit dem Tier, es war sehr kurzweilig. Die Nachbarn sind liebe Leute, die gut mit dem Tier umgehen. Wir werden uns unter der Woche zu einem Spaziergang treffen. Das erhöht die Akzeptanz und man vermeidet Stress.

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Seit wir das Tier haben, sieht es bei uns wie in einem Bondagekeller aus.