[Sa, 7.9.2024 – das letzte Drittel, Brauereien, Bernsteinsee]

Tagespensum Freitag: Seite 60 von 105
Tagespensum Samstag: Seite 61 bis 68 von 109

Ich hätte an jedem der beiden Tage mindestens 15 Seiten schaffen müssen, um die Deadline einzuhalten, davon war ich aber weit entfernt. Die Geschichte befindet sich ab Seite 55 in einer kritischen Phase, in der viel passiert. Das ist jene Stelle, an der die Geschichte an Fahrt aufnimmt, wo ich aber offensichtlich nicht viel Lust hatte, Ereignisse und Abläufe zu beschreiben. Das muss ich jetzt nachholen, das dauert aber, denn es ist aufwendiger, was man auch daran merkt, dass der Textumfang von 105 auf 109 Seiten angewachsen ist. Jetzt verstehe ich auch, warum ich immer den Eindruck hatte, dass der Text im letzten Drittel noch Schwächen hat. Ich hatte schlichtweg weniger Lust.

Freitag widmete ich dem Text zugegebenermassen nicht viel Zeit. Am Morgen traf ich eine Fussballfreundin. Ursprünglich wollten wir nur mit unseren Hündinnen spazieren. Vor einigen Tagen fiel mir allerdings ein, dass der Freitag immer noch so heiss sein wird und deswegen schlug ich vor, an den Bernsteinsee zu fahren und ins Wasser zu springen.
Ich bin sehr glücklich darüber, diesen See entdeckt zu haben. Hunde sind erlaubt und er hat mehrere flache Sandstrände. Und er ist tagsüber unter der Woche auch nicht so stark besucht. Nächsten Sommer, wenn ich wieder arbeite, werde ich natürlich nicht immer tagsüber hinfahren können. Deswegen fand ich es clever, die guten Bedingungen noch ein letztes Mal auszunutzen. Am Montag beginnt schliesslich der Herbst. Glücklicherweise. Dann schwindet auch der Wunsch danach, in einen See zu springen.

Am Abend war ich in dem neuen Augustinergarten an der Prenzlauer Allee verabredet. Ich verfolge die Bauaktivität an dem Standort der ehemaligen Bötzowbrauerei schon seit vielen Jahren. Ursprünglich sollte die New Yorker Brooklin Brewery dort ihren Garten eröffnen. Nun ist es Augustiner geworden. Immerhin die beste der grossen deutschen Industriemarken. Auch wenn die Auswahl an Bierstilen etwas beschränkt ist. Es gibt ein Helles und ein Dunkles. Wie vielfältig die deutsches Bierkultur früher war, ist leider auch in Vergessenheit geraten. Aber stop, ich bin schon wieder der Onkel, der über Bier zu sprechen beginnt.

Ein Biergarten an dieser Stelle ist jedenfalls eine schöne Zuführung einer alten Tradition für den Vorplatz der ehemaligen Bötzowbrauerei. Schade, dass man nicht kleine Berliner Brauereien dafür gewinnen konnte, das wäre eine angemessene Nutzung des Geländes gewesen. Diese Stadt der vergessenen Traditionen war bis zum Zweiten Weltkrieg einer der bedeutendsten Brauereistandorte der Welt. Wesentlich grösser und wichtiger als der südostdeutsche Raum, der sich heutzutage als Land des Bieres vermarktet. Vor allem in der Gegend nordöstlich des Alex entwickelte sich Ende 1800 zu einem regelrechter Brauereienboom. An der Schönhauser der Pfefferberg, gegenüber hinterm Due Forni die Königsstadt Brauerei, weiter oben die heutige Kulturbrauerei (früher Schultheiss), dann an der Vinetastrasse die Willner Brauerei, an der Greifswalder, die Schneider Brauerei, an der Landsberger gegenüber des Volksparks, die alte Mälzerei und die daran angeschlossene Böhmische Brauerei und zweihundert Meter weiter die Brauerei Friedrichshöhe, in der sich lange ein Kunstcampus befand. Und dann eben auch die Bötzowbrauerei. Und das war nur Prenzlauer Berg. In dem südlichen Prenzlauer Berg gab es um die Jahrhundertwende 16 Brauereien. Die Allermeisten überlebten den Mauerbau nicht. Und nur Kindl-Schultheiss hat auch die Wiedervereinigung überlebt. Die meisten Brauereien wurden zu Wohnungen umgebaut. Oder es sind Ruinen geblieben. Insofern freut es mich, dass hier wieder ein Biergarten hinkommt. Leider wird am Standort nicht mehr gebraut. Aber gut. Man kann nicht alles haben.

Dazu gibt es eine gute Dokumentation vom RBB. Sie ist in der Mediathek leider nicht mehr aufzurufen, aber mir Programmen wie Mediathekview o.ä. kann man sie immer noch downloaden. Falls jemand nicht weiss wie das geht, kann ich die Doku gerne zur Verfügung stellen.

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Den Samstag verbrachte ich in der verdunkelten Wohnung und arbeitete an dem Text. Ich habe jetzt allerdings verstanden, dass ich die Deadline nicht schaffen werde. Die Zeit war zu optimistisch geschätzt. Ich hatte mich von der Geschwindigkeit der ersten Tage mitreissen lassen, wobei ich nicht verstand, wie viel Arbeit der Text später noch brauchen würde. Am morgigen Sonntag ist es noch warm draussen, das werde ich nutzen, um weiterzuarbeiten.

[Do, 5.9.2024 – Wenig Textarbeit, Sommersturm]

Tagespensum heute: Textseiten 58 bis 59 von 105. Das war heute nix. Immerhin ist eine Seite hinzugekommen.

Zuerst brachte ich meine Frau zum Flughafen, danach ging ich auf einen längeren Spaziergang mit der Hündin und dann war ich auf einen Kaffee verabredet. Auch die Abendrunde mit der Hündin fiel sehr lang aus, weil ich diesen Sommerabend heute so mochte. Die Temperatur war natürlich viel zu hoch, aber dieser stürmische Wind! Dieser Wind! Dieser Wind! Er weckte romantische Gefühle von sommerlichen Abendspaziergängen an der italienischen Küste. Das ging vielen anderen vermutlich auch so. Eine kleine Gruppe Hundemenschen versammelte sich im Park und wir spazierten in Kreisen. Noch ne Runde und noch ne Runde. Erst als es dunkel wurde, gingen wir nach Hause.

Überhaupt Sturm. Es stürmt in Berlin zu selten. Die Stürme machen immer einen Bogen um die Stadt. Auch abkühlende Gewitterzellen. Immer werden sie angekündigt, aber immer biegen sie vor Berlin wieder ab.

Jedenfalls war das Arbeitspensum an der Novelle heute sehr mager. Morgen werde ich mit einer Freundin an den See fahren, abends bin ich verabredet. Ich fürchte, dass die Textarbeit morgen ähnlich ausfällt. Aber am Wochenende bleiben die tropischen Temperaturen über der Stadt. Wenn die Wochenenden so heiss sind, kann man das Haus ohnehin nicht verlassen.

[Mi, 4.9.2024 – Deadline, Herthafans in Ostberlin]

Tagespensum heute: Textseiten 50 bis 57 von 104.
Es sind jetzt nur noch 104 Seiten statt 106. Ich habe eine überflüssige Passage gestrichen. Langsam wird es zeitlich knapp. Ich habe noch 4 Tage für etwa 40 Seiten. Ausserdem wollte ich den Anfang völlig neu schreiben. Es ist mir wichtig, das Ziel bis zur Deadline am Sonntag zu erreichen. Wofür setze ich mir sonst eine Deadline, wenn ich sie nicht ernst nehme. Immerhin sorgte die Deadline dafür, dass ich mich konsequent an die Bearbeitung des Textes gesetzt habe. Das könnte ich als Erfolg verbuchen, ist aber natürlich nur eine Ausflucht. Eventuell kommt es mir gelegen, dass meine Frau morgen verreist und es draussen ohnehin zu warm ist, um etwas zu unternehmen.

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Heute lief in meiner Strasse ein Familienvater mit seinen beiden Töchtern vor mir her und klebte einen Hertha Sticker an eine Regenrinne. Ich begrüsste ihn mit dem etwas albernen Gruss der Herthaner. Er fühlte sich natürlich ertappt, aber wenn sich in Ostberlin zwei Herthafans treffen, dann ist das eigentlich immer eine freudvolle Sache.

[Di, 3.9.2024 – verändernde Ansichten, Hochofenhitze, Post-DDR Podcast]

Tagespensum heute: Textseiten 47 bis 49 von 106

Heute war ich nicht sehr produktiv. Zwar arbeitete ich 5 oder 6 Stunden an dem Text, aber ich schaffte lediglich drei Seiten. Dabei wuchs der Gesamttext um eine Seite an. Es ist eine komplizierte Passage über die Legitimation von Gewalt. Mit Anfang zwanzig fand ich Gewalt gegen den Staat, wenn dieser sich sozial ungerecht verhielt, durchaus begrüssenswert. Als ich den ursprünglichen Text vor etwa 20 Jahren schrieb, fand ich es zumindest noch legitim. Aber Ansichten ändern sich. Dabei fand ich nicht die Perspektive, aus der diese drei Seiten erzählt werden sollten, weil sich durch bedeutungslos scheinende Formulierungen das Bild und die Perspektive komplett verschoben.

Und sonst hatten wir heute 32 Grad. Die Hündin ist nicht an Bewegung interessiert, schleppt sich nur hinter mit her. Dennoch langweilt sie sich den ganzen Tag. Morgen geht sie bei 34 Grad mit dem Gassiservice in den Wald. Immerhin werde ich mich konzentrierter der Novelle widmen können. Und vielleicht findet die Hündin ja Abkühlung im See.

Übrigens ein beeindruckendes Gespräch mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, dem Autor von „Freiheitsschock“ über die Wahlen im Sachsen und Thüringen und über die geschichtlichen Zusammenhänge der Post-DDR Gesellschaft. Das bisher erkenntnisreichste Gespräch über das Thema. Es trägt nicht für gute Laune bei. Aber es gibt immerhin Denkanstösse.

[Mo, 2.9.2024 – Schätzungen, Hosentaschen]

Tagespensum heute: Textseiten 41 bis 46 von 105

Der Umfang der Novelle wächst an. Ich sagte zu Beginn der Überarbeitung, dass sie letztendlich 110 Seiten lang wird. Ich weiss nicht, wie ich solche Schätzungen berechne, ich schätze manchmal, weil es einfach schön ist zu schätzen. Diese Schätzung war aber völlig aus der Luft gegriffen. Aber sie scheint trotzdem wieder einmal richtig zu sein. Wie alle meine Schätzungen. Bilde ich mir ein. Der Text bestand vor der Überarbeitung aus 99 Seiten, jetzt habe ich fast die Hälfte bearbeitet und der Text endet jetzt bei Seite 105. Wenn sich der Text genau so weiter entwickelt, lande ich bei 112 Seiten.

Da mich meine Frau heute bat, zwischen 12 und 14 Uhr das Haus zu verlassen, ging ich mit der Hündin auf einen längeren Spaziergang. Zuerst fuhren wir zum Reichstag, dort spazierten wir über die Wiese und Spree zum Hauptbahnhof. Dort ging ich in den Hertha Fanshop und kaufte mir zwei kurze Hosen mit der blauweissen Fahne. Ich trage eigentlich keine Trikots, dafür oft andere Herthakleidung wie Trainingsshirts und Jacken. Auch Shorts wollte ich mir seit längerem kaufen. Die Shorts in dieser Saison sehen gut aus. Blau für Heimspiele und schwarz auswärts. Ich nahm beide.
Dann fuhren wir mit der Sbahn zur Warschauer Strasse, wo wir auf der langen Mittelpromenade die zwei Kilometer nach Hause liefen. Ich dachte, die Promenade sei ein feiner Ort um mit der Hündin zu spazieren, aber sie war heute sehr unkonzentriert und ständig abgelenkt, sie lief im Zickzack und steckte ständig ihre Schnauze ins Gras, also nahm ich sie an die Leine. Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Promenade mitten in einer Partygegend befindet, wo auf den Bänken Döner und Pommes gegessen wird und überhaupt viel Abfall herumliegt. Die Hündin kann da gar nicht geradeaus laufen.

Zuhause probierte ich meine neuen Herthashorts an und stellte fest, dass sie keine Hosentaschen haben. Daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich brauchen die Spieler auf dem Rasen keine Hosentaschen. Ich hingegen bin ein Hosentaschenmensch.
Tja. Ich werds überleben müssen.

[So, 1.9.2024 – Alte Weggefährten, Cliffs, Horror]

Samstag Textseiten 24 bis 33 von 102
Sonntag Textseiten 34 bis 40 von 104

Ich frage mich, ob man das noch Überarbeitung eines Textes nennt, tatsächlich schreibe ich die Hausbesetzernovelle in grossen Teilen neu. Diesmal will ich auch die Fakten auch etwas präziser aufschreiben und google daher viel nebenher. Und dann verliere ich mich immer in einem Dickicht niederländischer Seiten. Aber jetzt arbeite ich mit täglichen Zeitrahmen. Das hilft mir darin, nicht zu sehr in andere Tätigkeiten abzuweichen. Jeden Tag mindestens 2 Stunden. In zwei Blöcken von je einer Stunde. Letztendlich sitze ich länger dran. Aber das ist egal.

Beim Googlen lassen sich tatsächlich frühere Wegbegleiter finden. Einer ist in die Kommunalpolitik eingetreten. Er hat einen blauen Bart und auf seinem Instagram Account ist er so gut gelaunt wie früher schon. Er ist schwul und hat mit seinem Partner Kinder adoptiert. Das passt alles ins Bild, von wie ich ihn kannte. Und er ist immer noch mit Estelle befreundet. Sie taucht auf vielen Fotos auf. Mein langjähriger Mitbewohner Jochem war in Estelle verliebt. Sie hatten einige male geknutscht und wahrscheinlich auch miteinander geschlafen. Sie wollte aber nichts weiter von ihm, sie war eine sehr aktive und exzentrische DJane. Jochem hing ihr aber viele Jahre lang nach und war ganz herzzerbrochen.

Jochem ist im Internet unauffindbar. Seinen Bruder traf ich allerdings einmal in Berlin. Er wohnt jetzt in Neukölln. Ich fragte ihn nach Jochem. Aber er sagte nur, dass er es nicht wisse, da er mit Jochem nicht mehr rede. Die ganze Familie rede nicht mehr mit Jochem. Es waren an jenem Tag viele anderen Menschen anwesend, vielleicht vertiefte er deswegen nicht die Gründe. Ich spekuliere darauf, dass Jochem einer Sekte beigetreten ist. Das würde zu ihm passen.

Auch meinen ehemaligen Mitbewohner FB ergoogelte ich. Ohmann. Ich hasse kaum Menschen. Eigentlich nur Hitler und den Höcke. Aber auch für diesen dumpfen Linksfaschisten brachte ich sehr viele Hassgefühle auf. Das war übrigens beiderseits. Leider wohnten wir ein Jahr lang zusammen und hatten sehr ähnliche Interessen, wodurch wir auch in den gleichen Bereichen aktiv waren. Ausserdem überschnitt sich unser Freundeskreis in weiten Teilen.

OK, genug jetzt. Es kommen wieder Gefühle auf.

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Am Samstagabend fuhr ich ins Cliffs of Dooneen in der Husemannstrasse, um das Spiel gegen Kaiserslautern zu schauen. Das Cliffs ist ein deutscher Irish Pub, in dem sie neben anderen Fussballspielen meistens Hertha zeigen. Ich erwähnte vor einigen Wochen einen Verstorbenen, zu dem viele in meinem Fanclub einen Bezug hatten. Das Cliffs of Dooneen war dessen Stammkneipe, oder besser gesagt, er wohnte genau darüber und schaute unten die Spiele von Hertha BSC. Vor einigen Jahren zog er berufsbedingt nach Kaiserslautern. Da passte es ganz gut, dass heute das Spiel gegen die Pfälzer stattfand. Also gingen einige von uns ins Cliffs und wir stiessen ständig auf unseren Freund an. Viele in dem Pub kannten ihn und tranken auf ihn mit.

Es folgte ein wildes Spiel, das 4:3 für Hertha endete. Danach waren wir alle etwas euphorisiert von unserer Mannschaft. Und betrunken waren wir auch.

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Am Sonntag machte ich, wie jeden Sonntag einen grossen Obstsalat und danach schauten wir zwei Horrorfilme. Es ist mit Horrorfilmen immer dasselbe. Sie klingen auf Papier ganz interessant, die erste halbe Stunde, der Aufbau der Geschichte gelingt immer gut, die Atmosphäre stimmt, man merkt die Liebe zu den Figuren, die Bilder und Musik sind ästhetisch. Aber kaum ein Horrorfilm kann das Niveau auf der erzählerischen Ebene halten und muss daher auf billige Schockeffekte ausweichen.

Neulich stellte auf Facebook jemand die Frage: „I need a scary movie that makes me paranoid for the rest of my life“. Die Empfehlungen unter dieser Frage speicherte ich in einer Liste weg und schickte sie meiner Frau, die heute zwei davon aussuchte. Die Filme hiessen „Oculus“ und „Sinister“. In letzterem spielt sogar Ethan Hawke die Hauptrolle. Sie waren beide ganz OK. Wobei „Oculus“ eine durchaus unkonventionelle Story erzählt. Über zwei Zeitebenen wird die Geschichte von einem Geschwisterpaar ausgerollt, die eine Familientragödie überlebt haben. Darin lässt ein antiker Spiegel Menschen halluzinieren und zu Monstern werden. Die Geschichte baut darauf auf, dass die Schwester einen Plan verfolgt, diesen Spiegel zu zerstören. Die Geschichte funktioniert gut, ist aber in weiten Teilen etwas fad.
„Sinister“ hatte hingegen viele gruselige Momente, ohne dafür Schockmomente erzeugen zu müssen. Allerdings wird in der Geschichte nicht deutlich geklärt, was hinter den Morden genau steckt. Möglicherweise wird das im zweiten Teil aufgelöst. Weil der erste Teil nämlich sehr erfolgreich war, filmte man eine Fortsetzung. Die Fortsetzung erhielt aber lediglich 24% Zustimmung auf Rotten Tomatoes. Sowas schaue ich nicht. Wenn ein Film oder eine Serie nicht mindestens auf 60% kommt, schaue ich es nicht. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass diese Filme immer schlecht sind. Ausnahmslos.

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Am Abend folgte dann der dritte Horrorfilm aus Thüringen und Sachsen.

„Den größten Erfolg erzielten wir in Thüringen. Dort sind wir heute die wirklich ausschlaggebende Partei.
Die Parteien in Thüringen, die bisher die Regierung bildeten, vermögen ohne unsere Mitwirkung keine Majorität aufzubringen.“

Adolf Hitler, 2.2.1930

[Fr, 30.8.2024 – Fussweh, Porchetta]

Textseiten 18 bis 23 von 100. Wieder nicht so viele Seiten wie ursprünglich geplant. Ich komme langsamer voran als gedacht. Heute war das allerdings eine grössere Überarbeitung. Die Hausbesetzernovelle hat viele dahingerotzte Stellen. Diese fünf Seiten waren eine solche Passage. Dennoch will ich am 9.9. bei Seite 100 angekommen sein. Auch wenn Seite 100 am Ende 110 heisst. Um mir zusätzlichen Druck zu machen, schrieb ich auch den befreundeten Lektor an, ob er ab dem 9.9. Zeit hätte, sich dem Text zu widmen. Er bestätigte, dass er Zeit haben würde.

Wegen meiner neu gewonnenen Freude über die gestern erworbenen Birkenstocks, trug ich diese auch ständig. Ich hätte es wissen sollen, dass sich Füsse nicht immer über ein neues Ökosystem freuen. Meine Plattfüsse beschweren sich einerseits über das medizinische Fussbett, das sich für sie anfühlen muss wie eine Stange im Bett und mit den Riemchen an der Oberseite wussten sie nicht viel anzufangen. Deswegen prangt auf dem rechten Fussrücken nun eine kleine, aber schmerzhafte Schürfwunde.
Glücklicherweise wird das Wetter wieder ein wenig abkühlen, insofern werde ich ein paar Tage wieder geschlossene Schuhe tragen.

Gegen fünf Uhr ging ich mit der Hündin zu Backaro, wo ich mit meiner Frau und dem Schwager auf einen Aperitif verabredet war. Da meine Frau sich sehr verspätete, tranken ihr Bruder und ich zwei Aperitifs und assen Porchetta in Brot. Freitags bereiten sie bei Backaro immer italienisches Streetfood zu. Heute Porchetta, das ist eine Art gerollter Krustenbraten, der in Brot mit Gemüse serviert wird. Die Idee, das zu bestellen, kam von meinem Schwager. Ich dachte, er handelte sich um einen Snack zum Aperitif, also Fleischstücke auf einem Teller mit kleinen Gabeln. Stattdessen kamen zwei riesige Brote. Eigentlich wollten wir nach Ankunft meiner Frau in die Pizzeria nebenan gehen, mein Bauch war nach dem Brot allerdings gut gefüllt. Ausserdem gab es zum Porchetta noch roten Wein, den ich zusammen mit dem Aperitif irgendwie uninspiriert in mich hinein goss.

In die Pizzeria gingen wir nachher trotzdem.

[Do, 29.8.2024 – Abkühlen, Erinnerungen an die Nordkapreise]

Textseite 17 von 100. Ich war etwas weniger produktiv. Das hatte damit zu tun, dass ich mit der Hündin wieder zum Bernsteinsee gefahren bin. Es wurde heute deprimierende 34 Grad. Wann ist die Hitze eigentlich so schrecklich geworden? Früher war das doch nicht so.

Die Hündin und ich sprangen jedenfalls ins Wasser. Am Bernsteinsee gibt es flache Ufer aus Sand, wie die Strände am Meer. Das ist ideal, um Hunde ans Wasser zu gewöhnen. Meine Hündin war bis vor zwei Monaten faktisch wasserscheu. Ich lockte sie den ganzen Sommer lang mit Bällen und Stöcken. Bällen kann sie nicht widerstehen. Ich will, dass sie schwimmen lernt, ich will, dass sie die Sinnhaftigkeit des Abkühlens versteht. Getriggert durch Bälle und Stöcke ging sie immerhin mit den Beinen hinein. Seit ich mit ihr ein Stück ins Wasser mitging, traut sie sich mehr zu. Und weil wir die Wasserbesuche immer wiederholen, wurde sie immer mutiger, sie ging wesentlich tiefer hinein, aber sie brauchte noch Boden unter den Füssen. Auf der Rückreise vom Nordkap, irgendwo in Mittelschweden, verlor sie erstmals den Boden und musste schwimmen. Es wirkte nicht, als würde sie es mögen. Neulich am Maxsee sprang ich dann einfach ins Wasser und schwamm selber. Sie fiepte und piepte am Ufer. Die meisten Hunde sind Kontrolletti, sie mögen es gar nicht, wenn etwas Unanständiges passiert. Aber das veranlasste sie auch dazu, mir entgegen zu schwimmen. Deswegen gehen wir jetzt zum Bernsteinsee. Mittlerweile springen wir gemeinsam ins Wasser. Sie verlässt zwar nicht gerne den Boden unter ihren Füssen, aber wenn ich einen Ball habe oder ich sie zu mir rufe, dann schwimmt sie mir tatsächlich entgegen. Mir macht das sehr viel Spass, ich kannte diese Form der Freude bisher nicht. Zwar zerkratzt sie mich durch ihre Ungestümtheit mit ihren Krallen, aber das ist mir egal. Mein Körper ist an den Armen und auf der Brust und am Bauch zerkratzt.

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Gestern kamen übrigens auch meine Birkenstocks. Ich bestellte ganz gewöhnliche, schwarze in meiner Grösse. Es ist ein angenehmes Gefühl, den Wind an den Zehen zu spüren. Es ist so heiss, es ist mir egal, dass ich hässliche Füsse habe.

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Auch habe ich die Nordkapreise im Juni kategorisiert und in chronologisch richtiger Reihenfolge (also von alt nach neu) sortiert. Fürs Archiv. Dann kann man das nachlesen. Ich muss die Reise auch einmal nachlesen. Die ganze Reise habe ich als seltsam unwirklich in Erinnerung, wesentlich unwirklicher als die Reise nach Spitzbergen. Ich glaube, das hat mit meinem Vater zu tun, ich bin es gewohnt, mit meiner Frau zu verreisen, wir haben einen ähnlichen Blick auf die Welt, auf die Dinge, die wir entdecken wollen, verstehen wollen. Ausserdem sind wir sehr aneinander gewöhnt, wir kennen den Space des jeweilig anderen, wissen, wie wir einander nicht auf die Nerven gehen. Mit meinem Vater auf eine dermassen intensive Reise zu gehen (intensiv im Sinne der Nähe, in der man sich befindet), liess viele Gefühle aufkommen, die leider auch mit Genervtheit zu tun hatten. Damit will ich nicht die Schuld meinem Vater geben, sondern einfach dem Umstand, dass wir uns ziemlich fremd sind und diese intensive Zeit auf engem Raum (Auto, Blockhütte, Hotel) naturgemäss anstrengend sein würde.
Immer wenn ich in der Nachbetrachtung von dieser Reise spreche, dann begebe ich mich schnell in negative Rhetorik, das muss ich mir abgewöhnen. Denn die Reise war
eigentlich sehr schön und auch sehr wichtig. Diese Zeit werden wir in dieser Form nicht mehr miteinander haben. Aber das Gefühl der letzten Tage auf der Rückreise, dieser dringende Wunsch, wieder alleine zu sein, das zieht sich bis heute durch und beeinflusst meine Erinnerung an die Reise. Ich will mich daher auf die Tage davor konzentrieren. Als wir losfuhren, als es aufregend war und alles neu.

[Mi, 28.8.2024 – nur Textarbeit und Deadline]

Heute beschloss ich, viel Zeit drinnen zu verbringen. Die Hündin war mit der Dogwalkerin unterwegs und die Temperatur würde auf 30 Grad steigen. Deswegen arbeitete ich ziemlich produktiv und konzentriert an dem Hausbesetzertext. Ich erreichte Seite 11 von 99. Wobei die ersten beiden Seiten nicht mitzählen, da ich die Einleitung neu verfassen werde. In dieser Geschwindigkeit bin ich in zehn Tagen durch. Danach werde ich die Rohfassung einem befreundeten Lektor schicken, der sicherlich viele Anmerkungen haben wird und ich nehme an, dass ich einige Teile umschreiben oder streichen werde. Was ich danach mit dem Text anfangen werde, weiss ich noch nicht. Das hängt auch vom Feedback des Freundes ab. Er ist Inhaber eines kleinen Verlages, der richtige Bücher herstellt. Mir kommt mein Text aber zu unterkomplex vor, um ihn zwischen Buchdeckeln zu pressen. Ich bin nicht zu bescheiden, ich meine das wirklich so, der Text hat nicht die innerliche Grösse um ihn auf Papier zu drucken. Es ist eine sehr gute, autobiografische Geschichte, aber eben inhaltlich zu unterkomplex. Wenn man ihn druckt, muss man ihn auch promoten, einem Publikum vorlesen usw. das ist mir zu überdimensioniert. Das spare ich mir lieber für eine andere Geschichte auf. Aber dennoch ist der Text gut genug, ihm ein Publikum zu geben. Als dunkle Nische im Internet oder als historisches Zeitzeugnis.

Ich werde das also mit meinem Freund besprechen. Vermutlich werde ich die Novelle auf Amazon oder einer anderen Ebook-Plattform veröffentlichen. Ich muss mich noch aufschlauen, wie das geht und wie man dabei am besten vorgeht. Das ist sicherlich auch ein guter Ort, um Kurzgeschichten zu bündeln. Muss ich mir alles mal anschauen. Ich will das jetzt jedenfalls zu Ende bringen. Dabei setze ich mich absichtlich unter Druck, indem ich im Blog öffentlich darüber schreibe, das hilft mir gegen die Aufschieberitis. In zehn Tagen will ich die Rohfassung also fertig haben. Am 9.9.

[Di, 27.8.2024 – Stephenson 2-18, Textarbeit]

Nachts wachte ich auf und musste an Stephenson 2-18 denken. Das ist mir in den letzten Wochen oft passiert. Vor allem in Schweden. Ich wache nachts auf und denke an Stephenson 2-18. Heute konnte ich davon aber nicht mehr einschlafen. Stephenson 2-18 ist der grösste bisher entdeckte Himmelskörper. Es ist ein riesiger Stern im Scutum-Centaurus Arm der Milchstrasse und befindet sich etwa 19.000 Lichtjahre von uns entfernt. Stephenson 2-18 ein extremer roter Überriese.

Auf dieser Graphik sieht man den Grössenvergleich mit der Sonne. Wie klein die Erde ist, muss man sich dann vorstellen. Sehr mini.

Heute wachte ich also wieder auf und dachte an Stephenson 2-18. Wirre Gedanken über Leuchtkraft, Masse und Rotation. Infos, die ich mir aus zahlreichen Dokus reingezogen habe und wieder mal im Schlaf zu sortieren versuchte.
Wenn ich nicht einschlafen kann, stelle ich mir manchmal Sonnennuntergänge mit Stephenson 2-18 vor. Als hätten wir diesen Überriesen statt der Sonne als Zentralgestirn. Er ist nicht so heiss wie die Sonne und er leuchtet auch eher im roten Farbspektrum. Sonnenuntergänge wären daher noch einmal roter, als wir sie kennen, vermutlich wären aber auch die Tage rot, bei näherer Betrachtung ist Stephenson so gross, dass man immer eine rote, strahlende Wand am Himmel hätte und nicht die heisse gelbe Kugel.
Beim Einschlafen sind Gedanken an Hitze nicht förderlich. Aber Stephenson 2-18 beruhigt mich irgendwie.

Heute klappte es nicht. Ich wachte von wirren Gedanken über diesen Stern auf. Nach einer halben Stunde merkte ich, dass ich mich in einem Hamsterrad befand. Also ging ich ins Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster. Dort dachte ich an andere Dinge.

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Heute schrieb ich wieder an dem Hausbesetzertext. Ich will das Thema jetzt etwas ernsthafter angehen. Jedes Mal, wenn ich die Arbeit an dem Text aufnehme, breche ich nach zwei oder drei Tagen wieder ab und wende mich anderen Dingen zu. Aufschieben kann ich richtig gut. Seit ich aber von den drei Skandinavienreisen zurück bin, habe ich kein ernsthaftes Projekt mehr, bis ich wieder eine Arbeit gefunden habe. Ehrlicherweise habe ich nur die Hündin, um die ich mich kümmere. Vielleicht kommt demnächst etwas Arbeit mit der Volt-Partei hinzu und natürlich die Vorbereitung auf die Einbürgerung. Und ein bisschen Arbeit im Fanclub. Und natürlich meine Gedanken zu Stephenson 2-18. Aber zugegebenermassen ist auch das nicht viel. Ausser die Gedanken an Stephenson 2-18 natürlich.

Deswegen will ich die Zeit für den Text nutzen. Mit einer neuen Arbeit kann es sehr schnell gehen. Es kann auch noch Monate dauern, aber eben auch nur zwei Wochen.
Wie ich bereits einmal schrieb, ist der Text eine Novelle, etwa 100 Buchseiten lang. Er wird noch etwas anwachsen. Eigentlich ist er so gut wie fertig, aber er hat im letzten Drittel noch grosse Schwächen. Da der Text schon etwas älter ist, stören mich allerdings auch Passagen aus den ersten zwei Dritteln. Der ganze Text braucht etwas mehr Liebe, mehr Zuwendung, er ist etwas dahingerotzt. Einem Text dieser Grösse mehr Liebe einzuimpfen ist aber ein Unterfangen, bei dem ich leicht das Gefühl für die Musikalität des Textes verliere. Es ist schwer zu erklären. Wenn man einen Text zum ersten Mal verfasst, dann ist das der musikalische Teil. Die kreative Phase. Da muss die Musik bereits stimmen, der Grundton. In den darauffolgenden Phasen arbeitet man an anderen Dingen. An der Poesie zum Beispiel und an logischen Fehlern.

Ich würde bei dem Text gerne an der Poesie arbeiten, ich muss mich aber nachträglich um die Musikalität kümmern. Das fällt mir gerade schwer.

Parallel habe noch drei weitere grössere Texte, an denen ich weiterarbeiten könnte, aber diese sind noch nicht so weit fortgeschritten wie der Hausbesetzertext. Es gibt eine etwas episch angelegte Liebesgeschichte, von der etwa 50 Seiten existieren. Jene Geschichte ist aber als längerer Roman angelegt. Das würde noch ewig dauern und vermutlich wird der Text nie fertig sein.

Dann gibt es einen Superheldentext. Ich hatte vor einigen Jahren eine gute Geschichte mit einer herausragenden Hauptfigur als Superheld entwickelt. Davon gibt es etwa 30 Seiten, zwei Kapitel und viele Fragmente. Irgendwann gefielt mir die Hauptfigur als Mann jedoch nicht mehr und ich schrieb ganze Passagen mit einer weiblichen Hauptfigur um. Aber das zündete nicht richtig. Ich würde gerne aus der Sicht einer Frau schreiben und ich traue es mir auch zu, die Gedankenwelt von Frauen wiedergeben zu können. Jedoch merke ich, wie immer ein externer Kritiker in mir mitliest, während ich aus der Sicht einer Frau schreibe. Du musst-dies-und-das-berücksichtigen, das-darfst-du-nicht-so-schreiben, etc. Es nützt nichts, wenn man eine gute, überzeugende Geschichte aus der Sicht einer Frau geschrieben hat und dann wird man auf Social Media verrissen, weil man in dem ganzen Text kein einziges Mal ein Tampon erwähnt hat. Weil ich Angst davor hatte, kein Tampon zu erwähnen, schrieb ich natürlich auch über Tampons, aber man wird sicherlich etwas anderes finden. So funktioniert die Welt.

Dann den mehr oder weniger fertigen Roman. Der ist langweilig. Ich wusste nicht, was ich dort genau erzählen wollte. Eine Geschichte über Verlust. Aber man merkt es nicht. Er bräuchte noch ein wenig Überarbeitung und das Ende müsste noch besser umgebogen werden und dann könnte ich ihn auf Amazon hochladen. Vielleicht anonym, damit ich mich nicht schämen muss. Vielleicht mache ich das irgendwann, aber nicht jetzt. Der Text deprimiert mich sogar, wenn ich daran denke.

Am liebsten würde ich an dem pornografischen Text weiterarbeiten. Davon habe ich erst einige Fragmente geschrieben, aber die sind sehr musikalisch und ich glaube, der Text wird richtig gut. Ausserdem hörte ich, dass sich pornografische Texte sehr gut im Internet verkaufen. Ich hätte richtig Lust, massenweise Texte über Sex zu schreiben und sie anonym als Ebook auf Buchplattformen zu veröffentlichen. Um dann natürlich reich zu werden.