[Fr/Sa/So – 2./3./4.12.2022 – Internationale Küchen, Kneipenquiz, Wednesday, Chatsoftware]

Freitag

Einer der neuen Kollegen ist Inder. Er ist ein erwachsener Mann, Ende 30 und er wohnt schon seit sieben Monaten in Berlin. Als er in die Küche kam, sah er mich Sushi essen. Er sagte „Oh Sushi“. Das würde er auch gerne einmal probieren. Alle Anwesenden schauten etwas erstaunt.

Aber das lässt sich natürlich einfach erklären. Die indische Küche ist gut und vielfältig genug, dass sich ausländische Küchen auf dem indischen Subkontinent nie durchgesetzt haben. Es gibt zwar einzelne Sushiläden, aber das ist nur etwas für Liebhaber. Ich glaube nicht, dass sich Inderinnen explizit dagegen wehren, aber Essen hat in Indien wesentlich mehr Tradition, sodass es schlichtweg kein Bedürfnis gab, in ausländische Küchen zu schielen.

Es lässt mich an Italien denken. Wenn man in Italien aus essen geht, dann isst man üblicherweise, nunja, italienisch. Meistens Pizza. Besonders vielfältig ist das auch nicht, aber in Italien geht man auch weniger aus essen. Bzw man geht anders aus essen. Zwar gibt es mittlerweile auch Sushiläden und auch Restaurants mit verschiedenen asiatischen Küchen, aber sie sind nicht so präsent wie in Nordeuropa. Ich kann es gut verstehen, warum in Nordeuropa exotische Küchen erfolgreich geworden sind. Man kann seinen Schatz nicht immer zu einem romantischen Dinner mit Eisbein, Pommes oder Saumagen einladen.

Freitagmorgen ging ich mit der Hündin das erste Mal wieder in den Park und liess sie von der Leine. Dies fürs Protokoll. Muss ich vielleicht noch einen Läufigkeitseintrag verfassen.

Am Abend war ich für das Hertha Kneipenquiz angemeldet. Ich bin ein Quizkönig, ich liebe Trivial Pursuit und Ratespiele überhaupt. Es ist das dritte Herthaquiz an dem ich teilenehme. Diesmal erreicht mein Team den dritten Platz. Von 15.

Das Quizspiel fand auch dem Gelände der Hertha Geschäftststelle statt. Es war sehr nett, die Veranstaltung wurde unterhaltsam moderiert, ausserdem gab es phantastischen Grillkäse.

Samstag
Es wurde eher spät auf dem Hertha-Gelände. Gegen zwei Uhr war ich zuhause und ich fiel ins Bett wie ein Stein. Morgens wachte ich aber dienstbeflissen wieder um sechs und auf und ging mit der Hündin raus.

Es schneite. Der Park war mit einer Schneeschicht bedeckt. Meine Gummistiefel sind die beste Anschaffung seit der besten Anschaffung davor.

Ich war dann zu faul um den Tagebucheintrag nachzuholen. Ich schob den Text vor mir her und schob weiter, bis es Nachmittag war und ich es sein liess.

Am Abend schauten wir Wednesday. Ich mag die Serie ästhetisch sehr. Gestört hat mich nur das Setting auf der Highschool. Highschoolthemen, Verknalltheit, Mobbing etc. das mochte ich schon an Riverdale nicht, das ich aber ästhetisch auch sehr mochte.

Die letzte Folge ist nur noch Action. Die Auseinandersetzung mit dem Monster. Mir geht Action sehr auf die Nerven. Es passiert sehr wenig, aber es ist immer ein langes hin und her von vermeintlich aufregenden Geschehnissen. Ich stehe dann meistens auf und frage nachher wie es ausgegangen ist. Bei Actionszenen kann man auch auf die Zusammenfassung setzen.

Sonntag
Auch Sonntag schaffte ich es nicht, den Eintrag aufzuschreiben. Um 16Uhr würden wir Besuch von einer Hunde-Aufpasserin bekommen. Wir mussten daher vorher die Wohnung aufräumen und putzen. Die Hundesitterin war dann, nunja, sehr speziell. Ich sollte hier besser nicht ins Detail gehen, ich weiss nicht, wer hier alles mitliest, sie war jedenfalls speziell, zwar nett und unterhaltsam, aber eben speziell. Die Hündin vergötterte sie. Das ist ja das wichtigste.

Am Abend bereitete ich die neue Chatsoftware für den Fanclub vor. Wir testeten schon seit 5 Monaten und wir beschlossen im Laufe des Abends, heute damit live zu gehen. Wir kündigten es bei 130 Menschen an, und etwa eine halbe Stunde später funktionierte der Chatserver nicht mehr. Bäm.

Ein kurzer Blick aufs Serverkonto zeigte, dass das Zahlung der letzten Rechnung ausstand und der Server daher auf inaktiv gesetzt wurde. Ich hatte vergessen die Zahlung auf Kreditkarte umzustellen. Ein peinlicher Zufall.

Die Mitglieder nahmen es immerhin gelassen und mit Humor. Es wird jetzt mehrere Stunden dauern, bis das wieder funktioniert.

[Donnerstag, 1.12.2022 – Gummistiefel]

Es war wieder ein sehr produktiver Arbeitstag. Das kann meinetwegen ewig so weitergehen.

In der Mittagspause lief ich in die Mall und kaufte mir Gummistiefel. Morgens ist das Gras im Park immer nass. Ich ruinierte mir damit schon ein Paar alter Turnschuhe. Weil ich öfter Hundehalterinnen mit Gummistiefeln sah, kam ich erst auf diesen Gedanken, mir Gummistiefel zuzulegen. Dabei werde ich zwei Paare anschaffen. Ein paar grobe, hohe Stiefel, die nicht gut auszusehen haben, mit denen ich zur Not auch im Schlamm arbeiten kann und ein Paar von der fashionablen Sorte, am liebsten halbhoch und etwas weniger klobig. Ich muss den Modestandard in F’Hain ja etwas hochziehen.
In der Mall fand ich immerhin die klobige Sorte. Schwarz, hoch und mit einem Bund um oben zuzuziehen. Fahionable Gummistiefel fand ich bisher nur für Frauen. Es gibt aber diese skandinavische Marke Tretorn, die stellen auch ansehnliche Gummistiefel für Männer her. Es gibt einen Laden in der Warschauer, der auf Outdoor-Schuhe spezialisiert ist, in dem es auch diese Marke zu kaufen gibt. Werde ich mir am Wochenende mal ansehen.

Am Abend war dann wieder Hundeseminar. Herumstehen bei 0 Grad und Nieselschnee.

[Mittwoch, 30.11.2022 – Booster, kein Sport kein Alkohol, Radrennpiste, Glühwein]

Es war ein ziemlich produktiver Arbeitstag. Muss man auch mal erwähnen, wenn es so ist.

Am Morgen buchte ich spontan einen Impftermin für 17Uhr. Ich hatte immer noch nicht den zweiten Booster. Das kann ja nicht schaden und es kostet nichts. Als ich pünktlich zum Termin im Ringcenter II Frankfurter Allee auftauchte, hatte ich keine Maske dabei und ohne solche, würde man mich nicht impfen. Das hätte ich natürlich vorher wissen können, wenn ich ein bisschen nachgedacht hätte. Im Ringcenter II gab es glücklicherweise eine Apotheke. In dieser Apotheke stand die längste Menschenschlange der Welt. Zumindest die längste Menschenschlange des Ringcenter II.

Nach der Impfung fuhr ich mit dem Fahrrad bis zum Weihnachtsmarkt am Alex. Ich war mit Ex-Kolleginnen aus meiner ersten Firma in Berlin verabredet.
Die Strecke ist eine gerade Linie, es ist eine der grossen Magistralen, es könnte eine 4,5km lange Rennstrecke für Fahrrad sein, man könnte die Strecke wie ein Workout abradeln. Der Fahrradweg wird auf der östlichen Seite gerade ausgebaut, ab Frankfurter Tor ist er in weiten Teilen schon breit und grade, das wird bald eine richtig geile Strecke.
Heute musste ich noch ständig auf 80cm breiten auf den Bürgersteig gepinselten Wegen ausweichen, aber ab Frankfurter Tor kann man schon richtig Tempo aufnehmen. Ich fuhr so schnell, dass ich die Musik in meinen Kopfhörern kaum noch hören konnte.

Die Impfärztin sagte, ich dürfe heute keinen Sport betreiben und keinen Alkohol trinken. Immerhin schwitzte ich nicht, als ich am Weihnachtsmarkt ankam, das hatte sicherlich auch mit der Kälte zu tun, aber Glühwein ist doch das einzige, was einen Weihnachtsmarkt irgendwie erträglich macht, oder? Obwohl: ich mag ja nichtmal Glühwein, aber die Freunde machen den Glühwein erträglich und der Glühwein macht den Weihnachtsmarkt erträglich undsoweiter.

[Läufig. Tag 27]

Gestern gab es nichts über die Läufigkeit zu berichten. Heute will ich fürs Protokoll niederschreiben, dass ich sie zum ersten Mal wieder von der Leine liess. Sie hörte gut auf mich, sie war gut orientiert und alles lief sehr entspannt ab.

Sie traf sogar einen anderen Hund, einen unkastrierten Rüden, sie strotzte dabei so sehr vor Energie, dass sich der Rüde ein bisschen zu fürchten schien. Ich konnte sie aber wieder problemlos an die Leine nehmen.

Bin sehr happy. Am Freitag oder am Samstag gehe ich dann wieder in den grossen Park mit ihr.

[Dienstag, 29.11.2022 – Lichterketten, Kadaver]

Letzten Sonntag war erster Advent. Das wusste ich gar nicht. Also bestellte ich heute drei LED Lichterketten. Auch zündete ich die Lichterkette am Stier im Wohnzimmer wieder an. Die Hündin begann zu bellen. Solche Dinge mag sie gar nicht.

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Seit zwei Wochen hängt in unserem Fahrstuhl ein bestialischer Gestank. Letzte Woche Montag kam die Putzfirma und putzte das Treppenhaus und auch den Fahrstuhl. Dann war der Gestank für ein paar Stunden vorbei. Am Abend roch es aber wieder ganz schlimm. Es blieb die ganze Woche so. Am gestrigen Montag traf ich den Hausmeister, der morgens immer mit der Putzfirma durch das Haus geht. Ich sagte, der Gestank im Fahrstuhl sei ja wieder zurück. Er sagte, ja, da habe schon wieder jemand in den Fahrstuhl uriniert. Ich sagte, nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das müsse etwas anderes sein. Es stinkt doch eher nach faulendem Müll oder einem toten Tier. Er erwiderte, nein, ein totes Tier rieche doch eher süsslich. Ich musste zugeben, dass ich nicht wirklich wusste, ob ein totes Tier süsslich riecht oder nicht.

Da der Gestank immer bestialischer wurde, hatte ich heute die Idee in den Fahrstuhlschacht zu schauen. Der Schacht ist aussen verglast. Also schickte ich den Fahrstuhl nach oben und ging in den Hof um von aussen in den nun leeren Schachtboden zu schauen. Da lag sie. Eine tote Ratte. Ich hatte recht.

Schnell schoss ich ein Foto und schickte es der Hausverwaltung.

Jetzt will ich nicht mehr in der Fahrstuhl. Ich nahm zwei Mal die Treppe, am späten Abend aber, nach der letzten Hunderunde vergass ich es und stieg, wie automatisiert in den Fahrstuhl und drückte auf die Taste. Als die Tür sich schloss und das Kadaverin gleichzeitig in meine Nasenhöhlen vordrang. Dieses Gefühl mit Kadavergasen eingesperrt zu sein. Ich atmete ganz langsam und ganz flach. Oben entliessen mich die sich öffnenden Türen in die Freiheit.

[Montag, 28.11.2022 – kurze Abend, weiss nicht warum]

Meine Abende sind derzeit sehr kurz. Ziemlich deprimierend kurz. Wenn ich nach Hause komme, esse ich noch eine Kleinigkeit, dann ist es bald 21Uhr und ich werde schon müde. Innerhalb der nächsten Stunde liege ich im Bett und schnarche (leise) vor mich hin.

Besonders gut finde ich das nicht. Was ich daran ändern soll, weiss ich aber auch nicht.

[Läufig. Tag 25]

Da meine Frau heute die Hündin hatte, gibt es nur zu berichten, dass es einen Rüden gab, der sich für sie interessierte, jedoch nicht super aufdringlich gewesen ist. Die Hündin schien auch interessiert, aber es ist unmöglich zu sagen, ob es einfach Hundeinteresse ist oder hormonelles Interesse.

Ab Montag, vielleicht schon ab Samstag, werde ich wieder mit ihr in den Park gehen und sie von der Leine lassen. Am Samstag sind genau 4 Wochen um.

[Läufig. Tag 24.]

Heute trafen wir eine junge Frau als potentielle Hundebetreuerin (siehe Tagebucheintrag). Diese hatte zwei junge Rüden dabei. Wir gingen mit unserer Hündin und den beiden Rüden spazieren. Nur einer der beiden schien sich für unser Tier zu interessieren. Anfangs weniger, aber je länger der Spaziergang dauerte, desto größer wuchs das Interesse an. Er pirschte sich immer häufiger von hinten heran und steckte seine Schnauze in ihre Vulva. Meiner Hündin gefiel das gar nicht, sie wurde aber nicht aggressiv, sondern entfernte sich nur von dem männlichen Tier. Irgendwann verlor er auch wieder das Interesse bzw er schien es den Aufwand nicht wert zu finden.

[Sonntag, 27.11.2022 – Tierbetreuung, viel Bier vor vier]

Unsere Dogwalkerin wird mittelfristig leider nicht mehr unsere Hüdin betreuen, deswegen begaben wir schon vor einigen
Wochen auf die Suche nach einer neuen Betreuung. Allerdings nur mit halber Kraft. Heute früh erfasste mich der Tatendrang und so öffnete ich die Seite Pawshake. Das ist eine Vermittlungsplatform für alle möglichen Tierbetreuungsangebote von Privatpersonen und semiprofessionellen Tierbetreuerinnen. Vom Gassigehen, über Hausbesuche bis hin zu Übernachtungen und Urlaubsbetreuung. Ich schrieb einfach die nähesten drei Profile an und erhielt sofort eine Antwort von einer zwanzigjährigen Frau aus Norwegen. Sie übt diese Tätigkeit bereits seit fünf Jahren aus und seit sie vor wenigen Wochen nach Berlin zog, macht sie es in Vollzeit.

Zwnazig Jahre alt, macht das in Vollzeit und seit sie fünzehn Jahre alt ist. Eigentlich sind das viele Red Flags. Weil sie aber zwei gute Bewertungen und sofort Zeit hat, beschliessen wir, sie in einer Stunde zu treffen. Wir einigen uns auf einen gemeinsamen Spaziergang mit Hunden um einander kennenzulernen und zu sehen, ob das mit den Hunden funktioniert.

Der Spaziergang ist dann etwas seltsam. Sie wirkt etwas verwahrlost, sie stellt keine Fragen über unsere Hündin und antwortet nur in kurzen Sätzen. Ich merke ziemlich schnell, dass das nichts werden wird, wir machen dennoch einen halbstündigen Spaziergang mit zwei Hunden, die sie gerade betreut. Ein Gespräch kommt nicht wirklich zustande. Fragen zu Versicherung kann sie nicht beantworten. Sie ist aber stolz darauf, mit 16 die Schule hingeschmissen zu haben. Das haben wir immerhin gemeinsam, auch ich schmiss mit 16 hin, das sagte ich ihr, um die Konversation vielleicht etwas aufzuwärmen, gemeinsame, vertrauenserweckende Themen zu finden, aber wir finden nichts. Vielleicht sind wir auch einfach zu alt, zu anders, möglicherweise gehören wir auch nicht zu dem Kundeschema bei dem sie sich wohlfühlt.
Meine Frau und ich versehen einander mit kopfschüttelnden Blicken.

Nach einer halben Stunde bedanken wir uns und sagen, dass wir uns über die Platform wieder melden werden.

Auf dem Weg nach Hause gehen gehen wir spontan ins Brewdog und trinken ein Nachmittagsbierchen. Und dann noch eins und noch eins. Um vier Uhr gehen wir dann nach Hause. Das war ziemlich viel Bier vor vier.
Aber es ist egal. Meine Frau hat das Wochenende nachzuholen und ich habe Sonntag.

Zuhause schenken wir uns noch zwei Aperolspritz ein. Aperolspritz ist tatsächlich ein italienisches Wort. In Südtirol wird er auch Veneziano genannt, im Restitalien aber meist Aperolspritz oder mit Doppelzett Aperolsprizz.

Aperolspritz geht so:
1/3 Mineralwasser
1/3 Aperol
1/3 Sekt oder Prosecco oder Cremant

  • zwei halbe Scheiben Orange

Meine Frau behauptet, dass man statt 1/3 Sekt ein ganzes Viertel nimmt. Mathematisch ist das natürlich Blödsinn. Ich improvisiere bei diesem Extrawunsch indem ich einen Extraschuss Sekt dazugebe.

[Samstag, 26.11.2022 – aufgeräumte Wohnung, Aperolspritz]

Wegen der Pizza von gestern wog ich heute genau 1kg mehr als gestern.

Heute kam meine Frau zurück. Das bedeutete erstmal: aufräumen. Die Wohnung war vorher schon unaufgeräumt, aber ich wollte ihr eine Freude machen für wenn sie zurückkommt. Das ist immer die schönste Sache der Welt, zurückzukommen in eine aufgeräumte und geputzte Wohnung.

Ausserdem kaufte ich Aperol und einen Cremant. Und frische Orangen. Um Bier’o’clock mischte ich uns also einen Aperolspritz. Es ist das erste Mal, dass ich einen Aperolspritz selber mische. Komisch eigentlich.